Armenien 2013

Armenien – jeden Tag ein Pass!

Wieder wissen sie an der Grenze nicht wohin mit uns! In der Autofahrerspur schickt man uns weg und durch die Fußgängerpassage passen wir nicht durch. Also ohne Räder zu den Fußgängern und dann nochmals zurück über die Grenze und die Räder holen. Auf jeden Fall ist der Beamte sehr freundlich und er begrüßt uns mit den Worten „welcome in Armenia“.

Weniger als ein Drittel der rund zehn Millionen ethnischen Armenier auf der Welt lebt in der Republik Armenien.
Eine Besonderheit des armenischen Transportwesens ist der im internationalen Vergleich extrem hohe Anteil an Kraftfahrzeugen, die mit Erdgas statt Benzin oder Diesel betrieben werden. Das Verkehrsministerium schätzt, dass dieser Anteil 20–30 % beträgt, dies wäre ein einmalig hoher Wert (in den Niederlanden sind es rund drei Prozent, in Deutschland noch weniger). Der Grund sind die hohen Transportkosten für Benzin und Diesel, während Erdgas zu günstigen Preisen aus Russland per Pipeline importiert wird.

Armenien vor Vanadzor

Armeniens Landschaft ist unglaublich schön und wild. Armenien ist ein sehr ausgeprägtes Gebirgsland – 90 % der Landesfläche liegen mehr als 1000 Meter über dem Meeresspiegel, die mittlere Höhe beträgt sogar 1800 Meter. Das bedeutet für uns, dass wir einige Pässe zu bewältigen haben aber auch unglaublich schöne Landschaften sehen. Der Norden ist waldreich und der Süden ziemlich kahl mit grünen Tälern und Canyons.

Bereits die ersten beiden Tage führen uns über 2 Pässe, einer davon der Dilijan Pass über 2.114 Meter. Nach Dilijan kommt der gefürchtete 4 km bergauf führende Tunnel mit 2 engen Fahrspuren, der keinen Platz für langsame Fahrzeuge lässt. Diesen Tunnel wollen wir auf jeden Fall meiden.
Nach kurzem hin und her finden wir einen netten Taxifahrer mit einem alten 1,3 Liter Lada, der unsere Räder in den Kofferraum packt und uns durch den Tunnel fährt. Insgesamt 17 km für 8 Euro. Das war es wert!

Weiter geht es am Sevan See, einem Salzwassersee, der auf einer Höhe von 1.900 Metern liegt und an dessen Ufern ein reger Fisch- und Garnelenverkauf stattfindet. Wir radeln einen Tag an der Westseite des Sevan Sees entlang und freuen uns über die flache Strecke und das schöne Wetter.
Auch haben wir hier unsere 4.000 km bis jetzt geschafft!

Ab dem See geht es weiter bergauf und wir übernachten im Schatten eines längst erloschenen Vulkans auf ca. 2.200 Metern.
Nachts haben wir zum ersten Mal Minusgrade, aber dafür einen wunderschönen Sternenhimmel. Tags darauf steigt das Thermometer wieder auf über 20 Grad.
Die Landschaft ist so gewaltig, dass wir sehr oft anhalten und staunen. Auch beobachten wir einige Adler die neben uns starten, über uns kreisen und Schwärme blauer Vögel.

Auf den ersten Blick wirken die Hochebenen wie verlassen. Doch bei genauerer Betrachtung sieht man viele Rinderherden und Schafherden welche grasen. Wir fragen uns was es da noch zu fressen gibt, denn viel Grünes sieht man nicht.
Ab und zu passieren wir auch Herden die auf der Straße von „Cowboys“ getrieben werden. Immer sind große Hirtenhunde mit dabei, die Radfahrer überhaupt nicht mögen. Aber absteigen hilft meistens.

Wir passieren den Selim Pass mit 2.410 Metern und staunen über bunte Felsformationen.

Armenien Selim Pass

Von hier oben aus sehen wir den schneebedeckten Gipfel des Bergs Ararat mit seinen 5.137 Metern.

Es geht wieder ins grüne Tal, mit Gärten voller Früchte und der nächste Pass, mit seinen kahlen Bergen, steht an.
Von den Hochflächen aus sieht man etliche Vulkane, Vulkangestein ist überall zu finden.

Armenien nach Martuni 2200m

Die armenische Küche ist sehr geschmackvoll. Es wird mit vielen Kräutern, wie Koriander gekocht.
Leider stellen wir immer wieder fest, dass die Rechnungen nicht stimmen, sei es im kleinen Laden oder im Restaurant….

Da jeden Tag ein Pass auf dem Programm war, beschließen wir in Goris uns in das Hotel Ararat einzuchecken. Da es so gemütlich ist verlängern wir gleich auf 2 Tage.

Wir radeln am 16. September weiter um das berühmte Tatev Kloster zu besuchen. Eine halbe Stunde später, treffen wir auf Gautier und Margot, die wir schon in Trabzon/Türkei getroffen hatten. Nach großem Hallo ändern wir unseren Plan und beschließen eine Zeit lang gemeinsam zu radeln. Wir nehmen die östliche Route entlang der aszerbaidschanischen Grenze nach Karpan. Es geht durch Berge und wir erreichen wieder 2.500 Meter. So geht es jeden Tag weiter bis zur iranischen Grenze.
Es ist ganz toll mitten in den Bergen zu radeln und die Landschaft zu genießen — wir hätten das nie gedacht!

In Karpan, beim Picknick im Park treffen wir auf den US-Amerikaner Terence, der 2 Jahre lang als freiwilliger Helfer für Peace Corps hier Englisch unterrichtet. Er zeigt uns die Stadt und seine Schule und wir haben ein paar schöne Stunden zusammen. Auch vermittelt er uns eine Adresse bei dem Amerikaner David, der ebenfalls für Peace Corps arbeitet und ein Haus kurz vor der Grenze bewohnt. Wir kochen abends und tauschen wichtige Infos aus. (Nun kennt David auch die schwäbische Kehrwoche:-))
Am nächsten Tag sind wir schnell vor der iranischen Grenze und Agnès und Margot ziehen Kopftuch und langärmelige Hemden und lange Hosen an  — Modeschau ist angesagt.

Armenien Grenze zu Iran – Modenschau

Auch wir Männer ziehen lange Hosen und Socken an. Dann geht es voll Spannung die restliche Strecke weiter bis zur Grenze. Es ist reines Militärgebiet – je russisch und armenisch – und wir radeln 10 km entlang eines Stacheldrahtzaunes. Die Ausreise aus Armenien klappt reibungslos, wir sind die Einzigen die über die Grenze fahren – und die letzte Frau ohne Kopftuch drückt den Ausreisestempel in unseren Pass. Von weitem sehen wir schon die iranische Grenzstation.
Was uns da diesmal wohl erwarten wird??

unsere Fotos zu Armenien:

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