Bonjour Tajine
Am Mittwoch 6.11.19 geht es endlich los. Andrea und Hermann sorgen dafür, dass wir mit unserem vielen Gepäck gut zum Flughafen Stuttgart kommen. Auch die Ankunft in Malaga um die Mittagszeit verlief prima – unsere Räder und unsere Taschen kamen gut an. Malaga erwartet uns mit blauem Himmel und 20 Grad.
Wir fahren entweder kleine Stücke auf der N340/A7 oder hinter deren Leitplanke auf dem Fußgängerweg, ab und zu existiert auch eine Strandpromenade mit Fahrradweg. Der Fußgängerweg ist leider oft sehr schmal und wir müssen desöfteren absteigen, manchmal sogar unser Gepäck abschnallen und ein Stück weit schleppen.
Entlang der A7/N430
Ab Torreguardiaro verlassen wir die Küste und fahren über St. Martin ins bergige Hinterland. Hier gibt es kaum Verkehr, dafür um so mehr Orangen- und Olivenbäume. Hunderte Klapperstörche fliegen über uns oder sitzen in ihren Nestern.
Am Freitag 8.11. kommen wir in Algeciras an, wo wir schon ein schönes Airb&b Zimmer gebucht haben und tags darauf die Fähre nach Ceuta – der spanischen Exklave – nehmen.
Ceuta unter blauem Himmel, klarem Meer und der Festungsanlage überrascht uns, denn wir hatten uns alles etwas chaotischer vorgestellt. Aber die Strandpromenade ist toll hergerichtet und schnell kommen wir an der Grenze zu Marokko an.
Die Autoschlange ist schnell überholt und ohne Probleme oder Kontrollen bekommen wir unsere Einreisestempel. Das war es, wir werden durchgewunken. Wir sind in Marokko!
Verwundert stellen wir fest, dass es bis Martil einen super Fahrradweg und elegante Strandpromenaden gibt.
Strandpromenade bei Fridej
Diese werden hauptsächlich von radelnden Spaniern und nun auch von uns genutzt. Wir bleiben an der Küste, die es jedoch ab Tetouan in sich hat. Tollstes Panorama! Dafür geht es ständig hoch und runter und der starke Wind scheint aus allen Richtungen zu wehen. So entscheiden wir uns in Ouet Laou ein privates Apartement zu nehmen, das uns ein „Guide“ empfohlen hat. Abends essen wir leckere Thunfisch-Tajine, einen Teller mit gegrillten Calamares, Pommes und Getränke für insgesamt 9 €.
Gott sei Dank ist tagsdarauf der Wind abgeflaut und wir verlassen die Küste. Wir sehen verschiedene kahle Bergketten vor uns. Müssen wir da wirklich drüber? Aber ja – und wir werden dafür belohnt.
Schlucht Oued Laou
Tolle Schluchten mit roten Felswänden, kleine Bergdörfer, Bäuerinnen in traditoneller bunter Bekleidung mit Strohhüten und viele wandernde Schäfer, die uns zuwinken. Für die 56 km bis Chefchaouen brauchen wir den ganzen Tag, bewältigen dabei 1.236 Höhenmeter und werden die nächsten Tage unsere Muskeln spüren. Die letzten 6 km schieben wir nur noch und freuen uns auf eine heiße Dusche, denn durch leichten Nieselregen sind wir durchweicht und dampfen vor uns hin.
Chefchaouen, die Stadt mit den blauen Häusern, ist zwar touristisch gefällt uns aber trotzdem.
Chefchaouen
Wir schlendern durch kleine Gassen und essen bei Bab Souk, einem Lokal am Rande der Altstadt, das von Frauen betrieben wird: marokkanische Suppe, leckere Tajine und frisch gepresster Orangensaft.
Nach Chefchaouen kommen wir durch etliche Olivenhaine. Aktuell wird mühsam, mit langen Stöcken und Plastikplanen, geernet und Öl gepresst. Der Duft von Olivenöl liegt in der Luft.
Nach Ouezzane wechselt die Landschaft und endlose Felder prägen die Landschaft. Die Erde ist fast schwarz, das Getreide wurde längst eingeholt. Kleinere Felder werden tatsächlich noch mit Esel und Pflug bestellt, gesät wird per Hand.
Die Flüsse werden von Orangenplantagen gesäumt. Leider befindet sich oft mehr Plastikmüll als Wasser in den Flüssen.
Am 14.11. kommen wir in einer der vier Königsstädte, in Meknes, an. Wir gönnen uns etwas Luxus und wohnen in einem Riad (Hiba, ein ehemaliges Ministerhaus von 1795), gut gelegen in der Medina. Das Haus hat viel Flair – wie in 1001 Nacht.
Meknes Riad Hiba
Meknes selbst ist überschaubar, zumal viele Sehenswürdigkeiten wegen Renovierung geschlossen sind. Wir bummeln durch die Souks und über den Place el Hedim, besuchen die Markthalle und entspannen, da es sowieso regnet.
Fotos ab Spanien bis Marokko, Meknes:
Zwei Tage später geht es weiter. Zunächst unter blauem Himmel, dann Regen, später Hagel. Jetzt kühlt es richtig ab. Es hat mittags nur noch 11 Grad, doch gegen Abend wird es besser. Wir finden einen idyllischen Platz mit toller Aussicht hinter einem Olivenhain. Die Erde ist noch eingeweicht und nach ein paar Schritten sind wir 5 cm in die Höhe gewachsen.
Wir können sagen, dass es in etwa mehr als jeden zweiten Tag einmal regnet. Die kleinen Dörfer sind links und rechts des Asphalts völlig verschlammt – an einem Markttag herrscht dann Vollchaos.
beim Wäsche waschen
Doch auch an den beiden folgenden Abenden finden wir immer einen trockenen Platz und genießen unser Zeltleben. Mittags essen wir in den Dörfern Tajine, Backfisch oder Crepes und abends bleibt die Küche kalt. Leckeres Brot, Gemüse und viele Sorten Oliven tun’s uns dann.
Olivenstand
In der Provinz (Touristen sehen wir seit Meknes keine mehr) zahlen wir beispielsweise für zwei Tajine und zwei Tee, 45 Dirham (4 Euro) oder zwei Suppen und zwei Crepes, 15 Dirham (weniger als 1,50 Euro). Was soll man da noch selber kochen?
Bis Ben Slimane führt die Strecke schön abwechslungsreich aber auch anstrengend durch tiefe Schluchten. Später geht die Landschaft in große Felder über, die Erde ist schwarz. Pflug mit Esel werden hier durch Traktoren ersetzt.
Gendarmerie Royale, Ministère de l’Intérieur, Agent, Autorisé???
Bis zu unserem 10 Tag in Marokko wurden wir bei allen Kontrollen immer durchgewunken. Kurz vor El Gara haben wir unseren ersten Kontakt mit der Gendarmerie. Ein Privatwagen fährt neben uns her, der Fahren in Daunenjacke, darunter Uniform, auf dem Rücksitz seine Dienstmütze. Er spricht und an und meint es sei für „unsere Sicherheit“. Zunächst verstehen wir nicht was er will – Geld oder Aufmerksamkeit? Wir beachten ihn nicht weiter, doch stellen immer wieder fest, dass er uns folgt oder auf uns wartet. Irgendwann ist er weg, doch ab hier nimmt unser Ärger seinen Lauf.
Erste Episode: Bei der Ankunft im Ort El Gara werden unsere Pässe von der Gendarmerie Royale kontrolliert und unsere Personalien festgehalten. „Brauchen sie Hilfe?“ „Wir sind für ihre Sicherheit da“. Wir verneinen und radeln weiter. Eigentlich wollen wir uns einen ruhigen Zeltplatz in der Natur suchen. Doch schnell stellen wir fest, dass dies heute Abend nicht so leicht möglich sein wird, denn die beiden Gendarmen folgen uns – mit Blaulicht! Zwar in gebührendem Abstand, aber immer in Sichtweite. Doch es gelingt uns die Hauptstraße über einen kleinen Feldweg zu verlassen und in einem kleinen Dorf an einem Feld hinter einer Mauer zu verschwinden. Ein schöner nicht einsehbarer trockener Platz. Wir bauen unser Zelt auf, vespern und genießen den Sonnenuntergang, der ein wahres Spektakel ist. Fledermäuse kreisen über uns, wir verziehen uns in unsere Schlafsäcke und freuen uns darüber, dass wir die Gendarmerie abgehängt haben.
Kaum eingeschlafen, kreisen nicht nur Fledermäuse über uns, sondern auch noch blau-rotes Licht vor uns. „Da seid ihr, wir haben überall nach euch gesucht!“ Die Gendarmen sind wieder da … für unsere Sicherheit müssen sie wohl sorgen! Wir können da nicht bleiben, es ist ein privates Grundstück, meinen sie. Hier gibt es auch böse Viehräuber. Wir müssen ins Hotel – 16 km weiter. Wir weigern uns in der Nacht auf der holprigen Strasse zu fahren und verlangen einen Transporter. Es gibt Diskussionen, hin und her. Prompt kommt ein Sprinter, der wohl normalerweise – dem Geruch nach zu urteilen – zum Viehtransport dient! Der Chef de Brigade, ein Ziviler mit schwarzer Lederjacke und Schildkappe, nennen wir ihn Harry, der mittlerweile auch aufgetaucht ist, bringt uns mit Blaulicht zum Hotel. Unterwegs wird der Streifenwagen aufgetankt. Der Hotelbesitzer zickt und will uns erst nicht nehmen, da wir keine Heiratsurkunde dabei haben… aber unser Schutzengelchen regelt die Sache. Nun geht es um dem Preis. 100 Dirham für ein Hotelzimmer hatte uns Harry versprochen, als er vor einer Stunde wichtig telefonierte und jetzt sollen wir 200 Dirham bezahlen! Nicht mit uns! Harry wollten uns hier verfrachten, er muss die Hälfte bezahlen. So ist es fair! Und so läuft es auch. Agnès knöpft ihm einfach 100 Dirham ab. Wir haben nun unser Zelt gegen eine Suite eingetauscht, mit 5 Betten, extra Wohnzimmer und Küche, Bad und Wifi. Das ganze dauerte 6 Stunden, beschäftigte mindestens 3 Gendarmen, einen Hotelbesitzer, einen Hotelpagen und die Hälfte des kleinen Dorfes. Genug Gesprächstoff für das kommende Jahr!
Zweite Episode: Am nächsten Tag, 11 km vor Settat, wo wir uns eh ein Hotelzimmer nehmen wollen, hält ein Streifenwagen. Der Monsieur in tadelloser Uniform stellt sich als der Chef de Brigade vor. „Zu unserer Sicherheit“ meint er und fährt uns dicht hinterher, mit Warnblinkleuchte. Wir sind langsam unterwegs, da uns der starke Gegenwind ausbremst und ab und zu ein Regenschauer über uns niedergeht und wir deshalb anhalten. Aber egal – wir werden geleitet – sicher geleitet. In den engen Gassen in Settat ist der Spuk dann vorbei und wir nehmen uns ein Zimmer im Hotel Al Massina in zentraler Lage.
in Settat
Dritte Episode: Ab 13 Uhr bemerken wir tagsdarauf, dass wir wieder beschattet werden. Ein schwarzer Golf mit zwei Gendarmen in Uniform drin. Wir gehen in die Offensive und sprechen sie an. Diskutieren dass wir nicht observiert werden wollen. Unsere Pässe werden wieder kontrolliert und abfotografiert. Agnès diskutiert ziemlich lautstark und droht mit Konsulat. „Drei Tage Observation ist genug.“ „Wir sind keine Terroristen sondern Touristen!“. Sie flüchten….
Wir verlassen die Landstraße, fahren durch die Pampa und finden einen schönen Platz zum Zelten, unter einem Schutz bietenden ausladenden Baum, da es stark windet. Kaum eingeschlafen, tauchen Lichter auf. Wir hören und sehen Autos und Leute die mit Taschenlampen herumsuchen. Gilt das uns? Vermutlich ja, aber genau werden wir es nie erfahren, da unser Platz nur mit Fahrrad oder zu Fuß zu erreichen ist. Gegen 23 Uhr fahren die Autos davon.
der Baum schützt uns vor dem Wind
Vierte Episode: Am Tag 4 seit El Gara stellen wir nach dem Mittagessen fest, dass wir wieder beschattet werden. Diesmal von zwei Männern auf Mopeds. Sie fahren langsam hinter oder vor uns her. Sind wir nun langsam paranoid geworden? Haben Verfolgungsängste?
Wir stellen bzw. stoppen sie und verlangen Auskunft. Sie können kein französisch und sie machen auch nicht die schlausten Eindrücke auf uns. Also irren wir uns? Leider nein, denn bald darauf kommen wir in eine offizielle Autokontrolle, wo wir uns über einen der Mopedfahrer beschweren. Ein „Agent“, meint der Gendarme. „für unsere Sicherheit“ – und – „wo haben sie die letzte Nacht verbracht?“. Es gibt wieder lautstarke Diskussionen und die Mopedfahrer werden abgezogen bzw. durch andere ersetzt.
Kurz vor Sidi Bennour stellen wir mit Sicherheit fest, dass wir von vier Mopedfahrern und einem Pkw observiert werden. Wir hatten ohnehin vor uns ein Hotel zu nehmen. Kaum im Hotel Des Voyageurs angekommen, tauchen vier Beschatter in der Rezeption auf und fragen uns, ob wir zufrieden sind. Sie seien Mitarbeiter des Ministère de l’Intérieur. Agnès rastet aus – die Vier flüchten.
Fünfte Episode: Wir nehmen uns vor, dass wir gelassen reagieren und unsere Verfolger nicht beachten werden, sollte es am fünften Tag in Folge so weit sein. Doch es ist wie mit den Stechmücken im Zimmer. Man kann sie nicht einfach ignorieren und weiter schlafen….
Es kommt zu heftigen Diskussionen mit einem Gendarmen, sowie einem Autofahrer der sich als „Autoriserter“ ausgibt, aber keine Papiere hat die dies belegen. Als wir mit ihm diskutieren flüchtet er. Ein Mopedfahrer der vor und hinter uns herfährt wird kurzfristig abgezogen als wir ihn stellen und befragen. Sein Aufpasser taucht zwei Minuten später bei uns auf und schickt ihn weg. Dafür bekommen wir zwei zivile Pkw – einen vor und einen hinter uns.
Und nun? Seit wir in Safi an der Küste angekommen sind, konnten wir nicht mehr feststellen, dass wir observiert werden. Was ist mit unserer Sicherheit? Sind wir in einer sicheren Region angekommen oder waren wir die unfreiwilligen Akteure einer Überwachungsübung?
Tatsache ist, dass auch andere Touristen observiert werden/wurden. Die staatlichen Einrichtungen wollen wirklich auf keinen Fall, dass Touristen etwas geschieht oder dass der Ruf als Reiseland leidet, wie dies im letzten Jahr der Fall gewesen sein soll. Die Gendarmen sind in jedem Fall höflich und zuvorkommend gewesen und denken wirklich, dass sie Schutz bieten können, indem sie die Kontrolle über einen haben. Diese hätten sie natürlich nicht, wenn man „wild zeltet“.
Und nun geht es normal weiter.
In Safi an der Atlantikküste angekommen, haben wir etwas mehr als 1.000 km zurück gelegt. Das Wetter hat sich gebessert und es ist deutlich wärmer geworden.
Safi an der Atlanikküste
Am 23. November kurz nach unserer Ankunft gewinnt Safi (Olympic Safi) die arabische Meisterschaft. Die Straßen sind leer, die Cafes mit Fernseher quillen über. Beim Abpfiff und Spielstand 2:1 ist die Hölle los. Wir schlendern an einem Cafe vorbei und ältere Herren springen auf und schreien und rufen uns entgegen „we love you, we love you…“ Alle sind happy. Das Spiel wird gleich nochmals in voller Länge gezeigt und am nächsten Morgen zum Frühstück noch einmal!
Hat man nach Safi die Phosphat-Industrie erst einmal hinter sich gelassen, entwickelt sich eine Landschaft mit schönen Steinmauern, kleinen Feldern die mit Esel, Pferd oder Dromedar gepflügt werden. Die Küstenstraße ist keine reine Küstenstraße, sondern biegt immer wieder ins Hinterland ab, wo es kurz mal ordenlich hoch und runter geht.
Vor Akermoud riechen wir Olivenöl. Nun wollen wir es mal genauer wissen und wir stoppen vor einer sehr kleinen Olivenpresserei. Der Chef, ein älterer Herr, signalisiert uns, dass wir ruhig eintreten können.
der Chef der Olivenölpresse
So sehen wir, wie die Oliven zwischen den Mahlsteinen zermahlen werden. Bereits diesen ersten richtig grünen „Olivensaft“ dürfen wir mit Brot, das uns der Chef reicht, kosten. Lecker, lecker. Die weiteren Herstellungsgänge, das eigentliche Pressen des Olivenbreis auf runden Matten, das Abfüllen, die Entsorgung der Maische, wird von drei jungen Marokkanern gemeistert.
Bei Akermoud fahren wir direkt an die Atlantikküste und beziehen unsere erste Paillotte (Hütte aus Holz mit Strohdach) auf dem Camping de la Plage de Bhaibah, ein prima Tipp unserer Herrenberger Freunde. Bis zum Strand mit seinen Dünen sind es nur ein paar Meter. Beim Einschlafen hören wir das Rauschen des Meeres.
Camping de la plage de Bhaibah. Wir mieten uns eine kleine Hütte.
Nun ist auch Essaouira nicht mehr weit, wo wir in diesem Touristenörtchen etwas ausspannen wollen. Wir kommen auf jeden Fall schneller als die Esel, die hier zu tausenden als Transportmittel eingesetzt werden, voran.
Fotos ab Meknes bis Essaouira:
59-marokko-nach-khemisset
Essaouira und der Süden:
Wir sind früh am 25.11. in Essaouira und ein netter „Schlepper“ vermittelt uns ein geräumiges Appartement für 14 Euro/Nacht. Irgendwie liegt der Schwerpunkt unserer Erholungsphase beim Essen gehen, obwohl wir eine Küche haben. Unser Hobbit-Leben beginnt mit ausgedehnten Frühstücken im Pain Perdu, in der Stadt Mittagessen, Kaffee und Kuchen, leckeren Abendessen im Côté de Crêpes. Natürlich schlendern wir auch durch die Altstadt, beobachten die jungen Touristen beim Kite-Surfen am Strand und die in die Jahre gekommenen Touristen beim Ausritt auf den Dromedaren. Nach drei Abenden ist dann aber auch genug und gestärkt radeln wir weiter auf der N1.
bei der Festung in Essaouira
Es geht nun oft entlang steiniger Arganbaumfelder. Die Bäume sind sehr ausgetrocknet und tragen fast keine Früchte, da es seit etwa einem Jahr kaum geregnet hat. Die diesjährige Ernte wird sehr schlecht ausfallen, wird uns prophezeit. Wir zelten zwischen diesen dornigen Bäumen und sehen nachts einen klaren Sternenhimmel.
Ziegen auf den Arganbäumen
Die karge Landschaft ändert sich bei Tamri schlagartig. Es gibt einen grünen Gürtel mit Unmengen kleiner Bananenstauden. Klar, decken wir uns mit den leckeren Bananen ein.
Wir nähern uns Agadir und stellen fest, dass eine Smogwolke in Richtung Norden treibt. Es kommt aus dem dortigen Industriegebiet und ist so dicht, dass wir mit Licht weiterfahren müssen. Das südliche Agadir, wo die meisten Luxushotels liegen, ist davon nicht betroffen. Agadir lassen wir „links liegen“ und besuchen nur den Supermarkt Mariane, in dem wir uns mit gutem Camembert eindecken.
Nach Agadir herrscht Verkehrschaos auf der N1. Es ist so voll und wird so gerast, dass wir auf der kleinen Straße nach Tifnit ausweichen. Da ist es sehr ruhig und es gibt den Camping Bakanou. Im Ort lassen wir uns 14 frische Sardinen auf einen Holzgrill legen. Das Ganze für 2,50 Euro!
Sardinen – unser Abendessen
Die nächsten 11 km schieben und fahren wir auf sandig-weicher Piste, ohne Verkehr, in Richtung Massa. Wir picknicken oberhalb der Meeresklippen und beobachten die Muschelsucher und Angler bei ihrer Arbeit. Ihre einfachen Hütten kleben förmlich an den Klippen.
Bis Mirleft und später bis Sidi Ifni bleiben wir an der kleinen Küstenstraße. Beide Orte gefallen uns auch recht gut und wir bleiben deshalb jeweils zwei Nächte.
Auch die leicht bergige Strecke von Sidi Ifni bis Guelmim ist Klasse, da links und rechts der wenig befahrenen Straße üppige Ohrenkakteen angebaut werden. Die Früchte der Kakteen werden in Guelmim verkauft.
Strecke nach Sidi Ifni südwärts
Guelmim befindet sich am Tor zur Sahara, zwischen zwei Gebirgsketten in einem breiten Tal. Auffallend sind hier die stark verschleierten Frauen, die Turban tragenden Männer und die vielen alten Landrover, vermutlich aus Beständen der Armee, als Grandtaxi.
Hier stoßen wir auch wieder auf die N1, die derzeit einzige Straße, die eine verlässliche Verbindung zwischen Nord- und Südsahara darstellt. Trotzdem hält sich der Verkehr in Grenzen, ist viel viel weniger als bei Agadir und wir fühlen uns sicher. Die N1 wird derzeit ausgebaut und soll an vielen Stellen vierspurig werden. Oftmals können wir den einwandfreien neuen Belag auf der noch gesperrten Spur alleine befahren und haben unsere Ruhe. Irgendjemand musste ja den Anfang machen.
Bei Tan Tan Plage (El Ouatia), einem schönen kleinen Städtchen, kommen wir wieder ans Meer. Vom Camping Atlanique aus spazieren wir die schöne neue Strandpromenade entlang, an der sich abends, wenn die Sonne im Meer versinkt, viele marokkanischen Familien treffen.
am Tan Tan Plage
Wer gerne fischt ist an der Küste ab Tan Tan Plage am richtigen Platz. Die Fischgründe sind weltbekannt und der Courbine kann hier geangelt werden. Wir sehen diesen Fisch an den Ständen in den Dörfern. Als Adlerfisch oder Umberfisch (im Fischhandel auch als frz. maigre oder engl. meagre geführt) wird der im Ostatlantik vorkommende, bis zu 2,3 Meter lange und zuweilen über 100 Kilogramm schwer.(siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Adlerfisch)
Seit Guelmim, wo es nochmals nachts geregnet hat, hat sich das Wetter einwandfrei verbessert. Es ist jeden Tag sonnig, mit Temperaturen um die 25 Grad. Bei Tarfaya ist es sogar noch etwas wärmer.
Toll sind auch die vielen Dromedare, die mit Nachwuchs, einfach durch die Gegend spazieren. Wir radeln täglich an vielen vorbei und sie mustern uns. So was wie uns sieht man selten! Sind wir Kollegen auf unseren Stahldromedaren?
Junge Dromedare
Was essen wir so wenn wir in der Pampa sind?
Morgens gibt es Bohnenkaffee mit Fladenbrot, Marmelade oder Schokoaufstrich. Mittags picknicken wir meistens auf unserer Plane an einer schönen Stelle, wenn wir nicht gerade in einer Stadt sind. Dann gibt es natürlich was gekochtes. Zum Picknick gibts Fladenbrote, Tomaten, Gurken, Paprika, Vache quirit, Avokados und leckeres abgefülltes Olivenöl in das wir unser Fladenbrot tunken. Oft auch gekochte Eier, Yogourt, Orangen, Bananen und Mandarinen zwischendurch.
Abends kochen wir Spagetti, Couscous, mit Gemüse oder Tomatensauce. Meistens sind wir jedoch Essen gegangen. Leckere Tajines in allen Variationen, Pizza, Tagliatelle, marokkanische Suppen, viele Crepes, frisch gepressten Orangensaft, Obstshakes, …..die marokkanische Küche ist lecker.
Obligatorisch ist auch ein guter Kaffee am Nachmittag. Für Agnès Café au lait, für Martin einen Café noir, dazu Kekse.
Die Tage sind kurz. Sonnenaufgang ist gegen 8.30 Uhr. Bis wir dann loskommen ist es oft schon 10.00 Uhr. Gegen 18.30 Uhr ging in Nordafrika dann die Sonne unter und wir mussten einen Schlafplatz gefunden haben und am besten auch schon gekocht haben, so dass wir oft gegen 17 Uhr mit radeln Schluss machten.
Trotzdem kommen wir ganz gut voran. Wir haben auch keine Eile und lächeln über einen belgischen Radfahrer, den wir nach Agadir getroffen haben. Er war sehr in Eile denn sein Zeitplan verlangt täglich 150 km am Tag, um in drei Wochen von Agadir nach Dhakar zu radeln. Ohjemine.
Bei Tah verlief früher die Grenze zwischen Marokko und Spanisch Sahara (Westsahara). Am 11.12. erreichen wir diese Stelle und nun ist auch klar, dass der Geburtstag von Martin in der Westsahara, also wahrscheinlich in der totalen Pampa, sein wird. Werden wir feiern? Was für Einkaufsmöglichkeiten wird es geben? Wir sind gespannt.
Dünen vor Tarfaya
Fotos ab Essaouira bis Tarfaya: