2023 Donauradweg EuroVelo6


2023 mit den Rädern bis zum Schwarzen Meer

Deutschland – Österreich- Slowakei – Ungarn

Nach einem regenreichen Frühling starten wir am 12. Mai, mit unseren Rädern, mit dem Ziel das Schwarze Meer zu erreichen. Bei Bad Urach wollen wir die Schwäbische Alb überqueren, doch gleich zu Beginn verirren wir uns im Wald, müssen umkehren und zusätzlich entläd sich ein schwerer Wolkenbruch über uns. Was für ein Anfang!
Bei Ulm erreichen wir die Donau. Ihr wollen wir die etwa 2.600 km auf dem EuroVelo 6 folgen.

Bis Budapest radelten wir diese Strecke vor genau 10 Jahren, als wir unsere große Reise bis Hanoi und weiter bis Australien machten. Wir wissen, dass diese Strecke sehr schön ist. Weltenburg mit seinem Kloster, der imposante Donaudurchbruch, Donauschlingen und reizende Städt wie Passau, Wien, Esztergom und Budapest. Dazu viele kleine sehenswerte Dörfer.
Recht schnell stellen wir fest, dass wir uns auf der Strecke an gar nicht so viel mehr erinnern. Tja 10 Jahre sind schon eine lange Zeit, dabei haben wir noch immer dieselben Räder.

in der Wachau

Es regnet viel und immer wieder ist das Donauufer überschwemmt, doch am 16. Tag erreichen wir Budapest. Dort schlagen wir unser Zelt, mitten in der Stadt, beim Bikercamp auf, ein idealer Ausgangspunkt für die Sehenswürdigkeiten der Stadt.

an der Donau in Budapest

Nun sind wir gespannt, wie es mit den Radwegen nach Budapest weiter geht, da sie bis hierher ja perfekt waren. Aus Budapest hinaus verläuft es ziemlich angenehm, doch nach ein paar Kilometer führt der Radweg auf dem Donaudamm entlang. Meterhohes Gras macht uns das Vorwärtskommen schwer. Es regnet immer wieder und tausende Moskitos bevölkern die Gegend.

Nach weiteren drei Tagen sind wir im Grenzgebiet vor Serbien. Es regnet sehr stark und wir radeln meditativ auf dem Donaudamm entlang, als es plötzlich nicht mehr weiter geht. Wir stehen vor einem Korridor aus hohem Zaun mit S-Drahtrollen, Videokameras, Wachtürmen wie zu DDR Zeiten und Verhaltshinweisen. Was ist los? Definitiv sollten wir hier nicht sein, das ist uns klar. In einiger Entfernung parkt ein ungarisches Polizeiauto. Martin klopft an der Seitenscheibe und die beiden Polizisten zucken zusammen und legen ihre Smartphones erstmal auf die Seite. Doch sie sind nett und helfen uns weiter, nachdem klar wurde, dass wir eine wichtige Abzweigung im Regen verpasst hatten.
Diese monströse Anlage wurde im Winter 2022 gebaut, um Flüchtlinge vor der EU-Grenze auszusperren.   
Völlig eingweicht erreichen wir die Grenzstadt Hercegzanto, wo wir uns ein Zimmer nehmen.

vor der Grenze
Hercegzanto bei Locomitive

Abends, es regnet mal nicht mehr, sitzen wir auf dem Dorfplatz und trinken ein Bier. Hier lernen wir den Deutsch-Ungarn Hermann kennen, der uns erzählt, dass er sich vor kurzem hier ein Haus gekauft hätte. 5 Zimmer, renoviert, in gutem Zustand mit 2.000 qm Grundstück für 24.000 Euro.
30 andere Deutsche hätten auch Häuser und Wohnungen gekauft und würden ebenfalls in diesem kleinen Ort mit seinen 2.000 Einwohner wohnen…..

Fotos von Deutschland bis Ungarn (zum anklicken)

Serbien

Die Einreise verläuft problemlos und noch vor Apatin kommen wir auf einen schönen ruhigen Campingplatz (wir sind die einzigen Gäste), wo wir herzlich mit Slivovitz empfangen werden. An diesen Zwetschgenschnaps werden wir uns in den nächsten Tagen sehr gewöhnen müssen. Der Campingplatzbesitzer läd uns am Abend noch zu T-Bone-Steak, Pilzen und Bier ein.
Die kommenden Tage stellen wir fest, dass die Serben sehr hilfsbereit und offen sind, sie suchen Kontakt.
Die Städte haben Flair. Sie sind belebt, die Straßencafes laden zum Verweilen ein und die Preise sind niedrig.

Apatin

Auch die Fahrradwegbeschilderung ist im Gegensatz zu Ungarn einfach perfekt.
Oft gibt es zwei Routen zum selben Ziel. Einmal die Asphaltroute entlang ruhiger Straßen oder die „nice and quiet“ Route durch die Pampa, meist sehr viel länger.
Auf jedem Wegweiser gibt es einen „philosophischen“ oder witzigen Spruch in englischer Sprache. Überhaupt kann man sich in Serbien prima auf englisch unterhalten. Wäre das Land am Meer würden wir länger bleiben.

Die Erdbeersaison ist gerade in vollem Gang und wir decken uns häufig mit den süßen Früchten ein.

EV6 nach Belgrad Erdbeeren

Kurz vor Belgrad nimmt der Verkehr zu, wir steigen in den Zug und fahren die 20 km in die quirlige Stadt. Vom Camping Duna aus kann man die Stadtmitte gut mit dem Bus erreichen. Entlang der Donau reihen sich teils skurile Bootshäuser, die als Restaurants oder Diskos dienen. Von oben auf der Burg hat man einen super Blick auf den Park und die Flusslandschaft. Es ist ein warmer Tag und die Straßen und Parks sind sehr belebt, vor allem auch die Bohemian Straße mit den vielen Bars und Restaurants.

Hier am Rande des Viertels entdecken wir eine Grill-Metzgerei, wo wir uns leckere Burger, je 220 Gramm, für je 1,50 Euro gönnen. Auch die örtliche Polizei kauft hier ein, also scheint es ein Geheimtipp zu sein.

Belgrad

Über kleine Straßen geht es durch eine blühende Landschaft mit großen Blumenteppichen weiter in Richtung Silbersee. Doch zuerst müssen wir die Fähre nach Ram nehmen, welche in zwei Stunden abfahren soll. Wir überbrücken die Zeit mit Fischsuppe, Kotlettes, Pommes und Bier (zusammen 15 Euro). Wir sehen die Fähre kommen. Irgendetwas stimmt nicht, wird uns klar, denn das Tempo wird kaum reduziert. Minuten später kracht die Fähre gegen das Ufer und rammt die Zugangsbrücke in die Erde. Vollchaos. In großer Hektik schaufeln Männer Erde über die Zugangsbrücke und Autos fahren auf die Fähre. Doch irgenwie scheint die Strömung zu stark zu sein. Die Fähre reist sich wieder los und tuckert davon. Wer es noch nicht auf die Fähre geschafft hat, hat erstmal einfach Pech gehabt. Leider gehören wir auch dazu.
Doch Stunden später sind wir bereit und befinden uns bei den Passagieren die extra noch abgeholt wurden.

Am kleinen Campingplatz beim Silbersee sind wir die ersten Gäste und werden gleich mit Slivovitz begrüßt. Bei jedem neuen Gast dürfen wir einen weiteren Slivovitz mittrinken….

Silbersee

Wir sind nun unweit des berühmten „Eisernen Tores“ der Donau und freuen uns auf diese schöne Strecke über 120 km, wo sich die Donau durch enge Felsen zwängt. Die Straße, also unser Radweg, führt uns parallel dazu durch 18 Tunnel.

Eisernes Tor

Bulgarien

Am 9. Juni erreichen wir die Grenze nach Bulgarien. Es ist sehr heiß und ein Gewitter zieht auf. Bei der Zimmersuche in Lom treffen wir auf Bulgaren, die uns einen Tipp geben. Tjulevovo am Schwarzen Meer soll sehr schön sein. Dieser Tipp, der immer stärker werdende Verkehr in unserer Richtung und der Tatsache, dass der EuroVelo 6 auf der Hauptstraße ohne Radbeschilderung verläuft, führt dazu, dass wir Tjulevovo ansteuern. Jedoch auf kleinen Straßen um den tonnenschweren Lkws zu entkommen. Bedingt durch den Ukrainekrieg fahren unzählige Lkw mit türkischer und ukrainischer Herkunft auf unserer Strecke. Wir sind Freiwild und werden angehupt. Es bleibt oft nur die Flucht mit den Rädern ins Gebüsch. Dort wiederum stören wir die Moskitos, die zu hunderten über uns herfallen. Unser ursprüngliches Ziel das Donaudelta lassen wir somit links liegen.

Rumänien

Um dem Verkehr aus dem Weg zu gehen, wechseln wir die Uferseite und fahren ein kleines Stück durch Rumänien. Hier ist es ruhig und seltsamer Weise gibt es auch so gut wie keine Moskitos.
Wir passieren viele kleine Dörfer, die zwar armselig wirken, jedoch werden wir nett begrüßt und es wird uns freundlich zugewunken. Auch bauten in fast allen Dörfern Störche ihre Neste, wo sie mit ihrem Nachwuchs vor sich hin klappern. Im Untergeschloss dieser Nester wohnen viele andere Vogelarten – ein reges kommen und gehen – das totale Gezwitscher.

Rumänien

Schlimm anzusehen sind die vielen freilaufenden besitzerlosen Hunde in allen Rassen, bei denen man die Rippen zählen kann oder die sehr krank aussehen. Sie treten geballt vor Bäckereien und Lebensmittelläden auf, mit der Hoffnung dort einen Bissen zu ergattern. Schlechte Erfahrungen machten wir mit den Hunden nicht. Sie ließen uns in Ruhe radeln.

Fotos von Serbien bis Rumänien (zum anklicken)

Bulgarien

Wir wollen Ruse anschauen und wechseln über eine Brücke wieder die Donauseite. Der Ort hat schöne Häuser aus dem 19 Jhd. und große, schön angelegte Parks.

Ruse

In Tutrakan nehmen wir uns ein Hotelzimmer und genießen den roten Sonnenuntergang mit Blick über die Donau. Leider gibt es hier keine Fähre mehr über die Donau, so dass wir in Bulgarien bleiben. Am Morgen als wir auschecken kehren Leute schaufelweise tote Moskitos zusammen. Es ist ein unglaublicher Moskitoberg!

Auf kleinen Straßen geht es weiter. Die Atmosphäre in dieser Gegend wechselt ins türkische. Es gibt Moscheen und auf den Straßen wird türkisch gesprochen. Das Schwarze Meer erreichen wir am 17.6.
Bei Tjulevovo kommen wir auf den sehr schön gelegenen Glamping von Niko und Katharina, die beide gut Deutsch sprechen. Wir sind die einzigen Gäste und stellen unser Zelt neben den dortigen Yurten auf. Es gibt auch eine gut bestückte Außenküche, Liegestühle, Hängematten und einen Aussichtsturm mit Sitzmöglichkeiten. Niko der auch eine Tauchschule betreibt, gibt uns tolle Ausflugtipps, leiht uns seine SUPs und kocht manchmal für uns. Wir bleiben eine Woche auf diesem schönen Platz, besichtigen die Umgebung und gehen baden.

Tjulenovo

Ein paar Mal essen wir in Kamen Briag im Lokal bei den „alten Rockern“, einem netten Ehepaar, welches Hardrock hört, was man nicht unbedingt erwarten würde.

Ein weiterer guter Essenstipp ist das Restaurant am Leuchtturm. Einfach lecker.

Überhaupt ist diese Gegend sehr musikbelastet, da jedes Jahr am 1. Juli ein Festival stattfindet. Uriah Heep und andere bekannte Gruppen hatten hier ihre Auftritte (July morning). Auch ließ hier John Lawton seine Asche verstreuen.

Die Küste bei Tjulevovo ist steil und wunderschön. Unzählige Möwen und Kormorane tummeln sich auf kleinen Felsbrocken im Meer. Das Wasser ist klar und sauber, obwohl oben auf dem Plateau früher und an einigen Stellen immer noch Öl gefördert wird. Die Küste ist unverbaut – keine Hotels – Natur soweit das Auge reicht.  

Nach einer Woche Pause fühlen sich die Räder schwer an und unsere Beine sind wie Blei. Wir ziehen weiter. Der erste Stopp ist das Kap Kaliakra, mit seinen roten Steilklippen und der ehemals sichersten Festung von Bulgarien.

Kap Kaliakra

Da es uns in Bulgarien so gut gefällt, planen wir am Schwarzen Meer zu bleiben. Wir wollen verschiedene Stellen beradeln und dort so richtig Urlaub machen. Auch einen Plan für die Rückreise haben wir Dank Niko vom Glamping schon.

So verbringen wir schöne Momente am Camping Sankt Georg. Reisen weiter zu den Bungalows Monastery südlich von Varna, mit seinen schönen Stränden und „Dschungelgefühl“. Weiter südlich geht es nach Skorpilowzi auf den dortigen Campingplatz mit schönem Strand. Jeden Abend radeln wir ins Nachbardorf wo wir lecker Essen gehen.

Weiter südlich liegt Obsor mit dem Camping Zora. Von da aus machen wir eine Busreise nach Nesebar, wo wir uns ein schönes Zimmer nehmen und drei Nächte bleiben. Die Altstadt dort ist sehr schön und man kann prima baden. Auf dem Weg zurück in den Norden machen wir an den gleichen Stellen wieder Stopp, da es nicht soviele Campingplätze gibt.

bei Bungalows Monastery

Zusammenfassend können wir sagen, dass das Meer sauber und ohne Plastik war, was wir schon erstaunlich fanden. Kleine Buchten kann man abseits der ausgetretenen Pfade finden. Wer Lust auf Liegestühle und Sonnenschirme unter hunderten Leuten hat findet auch diese Möglichkeit.

Wir verbringen noch zwei Abende in Varna und bringen unsere Räder und Gepäck für einen guten Preis zu einer Transportfirma (Varna,Panayot Volov 7, Tel 00359889858957, bei der Hauptpost), wo alles im Sprinter zu einem bulgarischen Lebensmittelladen nach Wien transportiert wird.
Wir selbst fliegen mit Wizzair von Varna nach Wien, wo wir unsere Räder und Gepäck in prima Zustand wieder bekommen.

Österreich – Deutschland

Wien

Bis unsere Fahrräder ankommen haben wir Zeit die schöne Stadt ausgiebig zu besichtigen. Von Wien aus radeln wir auf dem Fahrradweg, auf der linken Donauseite, zurück nach Passau, durch die Wachau, mit seinen Weinbergen und Marillenplantagen. Am Wege liegen viele kleine schön hergerichtete Dörfer.

In Passau verbringen wir unsere letzte Nacht auf dem Campingplatz des schönen und zentrumsnahen Kanuvereins.

Passau

Von Passau geht es per Zug zurück nach Hause.

Fotos von Bulgarien und Österreich (zum anklicken)

Geradelte Kilometer: bis Schwarzes Meer 2.911 km – Gesamt: 3.710 km
Pannen: Nullkommanull

 

Willkommen bei Agnès und Martin

Wir, Agnès und Martin, haben uns bei unserer großen Tour 2013 mit dem Fahrrad-Virus infiziert. Seit dieser Zeit ist für uns eine Reise unabdingbar mit dem Fahrrad verbunden. Die Welt auf diese Art zu entdecken, mit Zelt und Kochtöpfen unabhängig zu sein und einfache Begegnungen mit den unterschiedlichsten Menschen zu haben, ist eine unglaubliche Bereicherung.

Mittlerweile haben uns unsere Räder, die wir uns im Sommer 2012 angeschafft haben, jeweils 67.610 km (2023) durch die Welt geschaukelt. In den 54 Ländern die wir dabei bereist haben, haben wir mit den Menschen, die wir trafen, sehr gute Erfahrungen gemacht. 

Gespannt bleiben auf das, was hinter der nächsten Wegbiegung liegt, die Freude bewahren, immer einen Schritt weiterzugehen und mit offenem Blick zu entdecken, was mich dort Neues erwartet. (Zitat von unbekanntem Autor)

 

Wer im Blog in alten Artikeln stöbern möchte, viel Spass dabei!

Agnès und Martin

 

Route Afrika 2019/2020

Wir sind wieder zurück!! Gerade noch rechtzeitig und eher zufällig, denn in Afrika spielte der Coronavirus keine Rolle.

Nach einem Besuch in Lissabon sind wir von dort am Montag 16.3.20 zurück nach Stuttgart geflogen. Am Mittwoch 18.3. hat der Flughafen dicht gemacht – Glück gehabt.

 

Unsere geradelte Route durch Westafrika:

Elfenbeinküste 2020

Côte d’Ivoire

Die Einreise dauert bestimmt zwei Stunden. Unter Aufsicht müssen wir unsere Hände waschen, danach wird Fieber gemessen. Alles Ok. Ein Funktionär trägt unsere Daten in ein Buch ein, ein anderer befragt uns und notiert sich alles auf einen Schmierzettel. Beim Arzt wird ein flüchtiger Blick in unsere Impfpässe geworfen und der Drogenpolizist interessiert sich auch nur kurz für eine unserer vielen Satteltaschen.
Côte d’Ivoire empfängt uns mit einem erfrischenden Schauer. Dem ersten seit Guelmim in Marokko. Es kühlt sich kurz ab auf 25 Grad und wir können durchatmen.

Auffällig, so dass unsere Augen sich erst wieder daran gewöhnen müssen, sind die vielen Straßenlaternen und Strommasten. Ab und zu sind sogar in den Dörfern einzelne kleine Häuser an das Stromnetz angeschlossen.

Ist der Straßenbelag schlecht oder was? Agnés tut sich schwer. Irgendwann stellt sie fest, dass ihr Hinterrad an der Bremse schleift. Die Spannfeder der Bremse ist gebrochen. Natürlich hat man nie das Ersatzteil dabei das man braucht. Also geht es erst mal mit ausgehängten Hinterradbremsen weiter – bis zur nächsten Stadt, Danané.
Dort finden wir eine nette Schraub- und Mechanikertruppe, die sich im Straßenstaub bei hoher Luftfeuchtigkeit, an die Reparatur machen. Auch sie haben kein passendes Ersatzteil. Aber nach zwei Stunden biegen und hämmern ist eine Ersatzfeder hergestellt. Sie passt und die Bremsen funktionieren wieder wie davor.

Agnès hintere Bremse wird in Danané repariert. Dazu wird ein „Shimano“-Teil per Hand hergestellt. Es funktioniert noch Jahre später.

Die Straße nach Man ist nicht sehr gut. Viele Löcher und zum Teil rote Piste verzieren den dunklten Asphalt. Da brauchen wir dringend eine Pause und sie kommt in Form eines Cafes mit bunten Stühlen und Sesseln auf uns zu. So was gab es schon seit Monaten nicht mehr. Wir sind die einzigen Gäste und die Bedienung tut sich schwer in Gang zu kommen. Wir bestellen „Café au lait“ und bekommen eine halbe Stunde später Tee mit Omlette. Ja, so ist das hier. Selbst mit einer Französin an der Seite ist die Verständigung nicht gerade einfach. Reden die Einheimischen untereinander französisch, versteht Agnès kein Wort. Es ist französisches Kauderwelsch….
Oder auch anders herum. Wenn wir Brot „pain“ bestellen versteht man uns nicht. Manche Ausdrücke die man täglich hört, sind auch zum kringeln. „Ca va, là-bas?“ „“Ca va un peu !“…..:-)

Die Suche nach einem Zeltplatz endet in den meisten Fällen in der Wildniss zwischen Kakaobäumen, Kaffeesträuchern, wildem Ananas und Avocadobäumen. Die Brandrodung und Baumfällung ist zum größten Teil schon seit Jahren abgeschlossen und große Bäume gibt es so gut wie keine mehr. Deshalb sehen wir auch in ganz Côte d’Ivoire keine Affen mehr. Dafür tauchen Affen beim Essen auf – im Restaurant als „Viande de brousse“ oder im Dorf als Beilage zum Reis in Sauce. Wir verzichten gerne auf das Verspeisen unser nächsten Angehörigen.

Zeltplatz zwischen Kakao und Kaffee

Die Kleinstadt Man liegt schön zwischen den Bergen, leider im Nebel. Wir machen einen Ausflug zu einem ausgetrockneten Wasserfall (….da fehtl irgendwie ein Effekt) und zu einer verrotteten Lianenhängebrücke, von der nicht mehr viel zu sehen ist – irgendwie auch ziemlich effektlos. Sonst ist touristisch nichts los – auch andere Touristen sehen wir nicht – und nach zwei Tagen, in denen wir es uns gut gehen ließen, geht es weiter. Unser Hotel hatte fließendes Wasser und Strom auch nachts!

ausgetrockneter Wasserfall in Man

 

Die Straße von Man bis zur Küste nach San Pedro (ca. 400 km) wird sehr stark von schweren Lkw’s befahren. Sie transportieren Erde aus den Nickelminen zur Küste. Diese Kolosse, weitere 40 Tonner und Kleinbusse machen uns das Leben schwer. Sie stauben uns auf der schlechten Straße ein, versorgen uns prima mit ihren schwarzen Dieselabgasen und hupen uns laut an, so dass wir uns auf die Straßenseite retten. Martin ist der Meinung, dass hier der „Wilde Westen““ herrscht und sie einen über den Haufen fahren würden. Täglich sehen wir Unfälle in die die großen Lkw verwickelt sind. Zusammenstöße oder umgekippte Lkw in der Pampa. Vor allem bei Regen, wenn sie mit ihren glatten Reifen oder halbplatten Reifen über den Asphalt rasen.

Dazu kommt die unerträgliche Hitze, Luftfeuchtigkeit und mittlerweile immer wieder ein Gewitter.
Auch die Einheimischen stöhnen unter der Hitze und sind der Meinung, dass viel zu viel abgeholzt wurde und sich das Klima geändert hat. Schatten spendende Bäume gibt es so gut wie keine mehr.
Auch soll sich die Regenzeit erheblich vorverlagert haben. So seien wir jetzt schon am Anfang der Regenzeit, mit der laut alten Reiseführern erst im Juni zu rechnen ist.

normale Dorfszene

Wir geben Gas und radeln pro Tag unsere 100 km, um möglichst schnell an die Küste bei San Pedro zu kommen. Das hat sich gelohnt. Uns erwartet ein schöner, sauberer Strand mit Palmen und vielen Restaurants (mit Strom!= kaltes Bier), ein ruhiges Hotel mit AC und relativ besseres Essen.
San Pedro hatte den Spitznamen „Ibizza Westafrikas“ vor dem Krieg.
Am Wochenende ist der Strand von Einheimischen gut besucht. Es wird Fußball gespielt, flaniert und viele Verkäufer preisen ihre Ware an. Am Montag ist der Strand wie leer gefegt.
Frühstücken tun wir an unserer kleinen Boutique um die Ecke. 2 Kaffee, 2 Wasser und 2 Sandwichomlettes für 1,50 Euro.

unser Kiosk in San Pedro

Vor San Pedro hat Martins hinterer Reifen den zweiten Platten. Die Ursache dafür finden wir nicht. Tags darauf ist der Reifen wieder platt. Beim vierten Mal reicht es dann. Nach ewiger Suche finden wir die Ursache. Ein mini Stück Draht von einem geplatzten Lkw-Reifen. Ein paar Tage später ist Agnès wieder dran. Auch ein kleines Stück Draht war die Ursache. Nun steht es 4:2 für Agnès.

Die Küstenstraße von San Pedro bis Dabou ist löchrig und staubig, wenn es nicht regnet. Am 3.3.2020 als wir San Pedro verlassen, scheint die Sonne und es ist staubig heiß. Doch dann um die Mittagszeit setzt starker Regen ein. Nach zwei Stunden Pause und Diskussionen mit Einheimischen über das Traumland Deutschland geht es weiter. Ohne Staub, aber dafür im Schlamm. Es ist unglaublich wie sich so eine Straße binnen zwei Stunden, wie ein Chamäleon, verändern kann. Der Schlamm ist nicht nur unglaublich rutschig, so wie Schmierseife oder fast wie Glatteis, sondern er setzt sich auch zwischen Rad und Schutzblech fest, blockiet Reifen und Bremsen. Speziell Agnès erwischt es hart, denn sie weicht einem Lkw aus und glitscht in noch tiefere Gefilde. Ab da sieht sie aus wie eine rote Tonfigur. Kleidung, Hände und Beine, Rad und Taschen – alles voller roter Schlamm.

Schlammpiste nach San Pedro

Abends in Sassandra bei einem Hotel angekommen ist schnell eine Lösung gefunden. Zwei Jungs wollen unbedingt unsere Räder waschen. Und so wird es dann auch gemacht. Wir sind die Arbeitgeber und die Jungs schrubben und bürsten unsere Räder mit schaumendem „Omo“.
Abends sitzen wir unter Kokospalmen am Strand und genießen Pommes frites mit Ivoire black.

Trotz einem 5-stündigen Regenguss in Fresco kommen wir gut weiter, denn tags darauf ist die Straße zwar noch feucht aber nicht mehr matschig. Wir nehmen uns nun täglich ein Hotel mit AC. Das letzte Mal gezeltet haben wir vor San Pedro.

Richtung Abidjan nehmen riesengroße Kautschuk- und Palmölplantagen zu

Die Landschaft bis Abidjan, der 4 Millionenstadt, ist eintönig. Stundenlang pedalieren wir durch Palmölplantagen oder vorbei an Kautschukbäumen. Doch dann am Sonntag, den 8.3. erreichen wir unser Ziel und radeln, vorbei an Slumsiedlungen auf Abfallbergen, in das normale Chaos der Großstadt hinein.
Nach einigem Suchen finden wir ein Hotel im District Marcory. Von hier aus wollen wir uns Kartons für unsere Räder besorgen und sie verpacken. Ab hier sind es nur noch 10 km bis zum Flughafen und nur noch 4 Tage bis zu unserem Flug nach Lissabon.

unser fast tägliches Frühstück seit Guinea – leckeres Bananenbrot

Ja, unsere Reise geht nun zu Ende. Wir sind vom 6.11.2019 bis 12.3.2020 insgesamt 7.614 km geradelt. Hatten 6 Platten und eine kaputte Bremse. Die Fahrräder haben ansonsten super durchgehalten – und diese Tour war das härteste Training für sie.
Wir haben 49 Mal wild gezeltet. Der Rest der Übernachtungen verteilt sich auf Campingplätze und Hotels. Unser Aldizelt lassen wir in Abidjan zurück. Etliche Plastikverschlüsse an Taschen und Reißverschlüssen haben stark gelitten, wurden porös und zerbröselten einfach irgendwann. Unsere Oberbekleidung erbleichte bei all dem Chaos und löste sich auf.
Bis auf je eine leichte, sehr kurze Magenverstimmung haben wir uns keine Krankheiten eingefangen. Dafür haben wir tonnenweise Abgase inhaliert und Staub geschluckt. Wir haben viele neue Erfahrungen gemacht und sind aber auch richtig froh wieder in das Traumland der Afrikaner, also nach Hause, zurück zu fliegen.
TIA this is afrika. TWA this was afrika.

Fotos zu Elfenbeinküste:

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Guinea 2020

Guinea – eine große Räucherkammer

Am 1.2.2020 passieren wir nach kurzen Einreisekontrollen die Grenze und fahren auf einer ziemlich neuen Asphaltstraße in Richtung Koundara. Schon nach wenigen Kilometern umgeben uns stinkende Rauchschwaden. Rechts der Straße brennt es! Doch es scheint niemanden zu interessieren, obwohl alles sehr trocken ist. Bald wird uns klar, dass hier absichtlich Brandrodung betrieben wird. Dies ändert sich auch während der gesamten Durchquerung von Guinea nicht mehr. Brandrodung gibt es bei jeder kleinen Siedlung. Einst grüne Flächen sind schwarz, die Luft rauchig stickig. Regenwald und Dschungel adé. Wie uns gesagt wird, sind die Monate Januar und Februar ideal dazu. Wozu Brandrodung? Die einen wollen freie Flächen für Äcker, Plantagen und ihr Vieh, andere stellen Holzkohle her oder verkaufen Hartholz. Maschinen um den Wald so zu roden gibt es nicht, also wird kurzerhand Feuer gelegt. Der Guineer besitzt eine Machete, die wenigsten eine Axt. Die ganze Familie, auch die Kleinsten, helfen mit.

an der Grenze die ersten Hinweise

Wie gesagt, verlief die Einreise ohne Probleme. Doch in Sambailo gibt es zwei Kontrollstellen. Bei der ersten winkt uns der Polizist vom Zoll rechts ran. Er möchte unser „carnet“ sehen. Ein carnet für Fahrräder? Davon haben wir noch nie gehört. Wir erklären ihm, dass das was er vor sich sieht Fahrräder sind und wir dafür kein carnet benötigen. Er lacht und aus und erkundigt sich bei seinem Chef. Nach einigem hin und her ist klar, dass wir – auch ohne carnet . weiterfahren können. Allerdings sollen wir uns bei der Polizeistation gegenüber melden. Dort angelangt, werden wir sofort weitergewunken. So das wars, denken wir…..
Fünf Minuten später sehen wir die nächste Kontrollstelle. Wieder werden wir gestoppt und unsere Pässe werden verlangt. Umständlich trägt ein Funktionär unsere Daten in ein dickes, sicher unglaublich wichtiges Buch ein – Agnès hilft ihm dabei. Danach beginnt eine unendlich lange Diskussion über die Gültigkeit unseres Visums. Martin möchte seinen Pass wieder haben und zieht an der einen Seite, der Funktionär an der anderen Seite. Der Visumstempel ist schon ganz verwischt. Erst als Agnès nachdrücklich darum bittet die Botschaft in Banjul anzurufen, beendet ein Chef die Diskussion und gibt uns Recht. Endlich geht es weiter.
Alle weiteren Kontrollen, bei denen eine über die Fahrbahn gespannte Schnur mit bunten Plastiktüten, die bei Bedarf hochgezogen wird, den Verkehr stoppen, verlaufen harmlos. Meistens möchte man einfach mit uns reden – aus Langeweile oder aus Neugier.

Schnell wird uns klar, dass die Guineer Meister des Transportes sind!

Meister des Transportes

Private Autos gibt es so gut wie keine, aber Ferntaxis, Kleinbusse, Mopeds, Taximopeds und Lkw jede Menge. Und diese werden voll geladen. Voller geht nicht! Jeder Zentimeter wird vollgestopft. Auf das verschnürte Gepäck auf den Autodächern klettern bis zu fünf Menschen. Auch diese werden mitgenommen. Oft ist die Zuladung doppelt so hoch wie das Auto selbst und man könnte meinen, dass es in der nächsten Kurve umfallen wird. Es wird gerast und gehupt, Schlaglöcher werden rasant umfahren und wir werden in roten Staub gehüllt.

Die Suche nach einem Zeltplatz ist nicht immer einfach, denn wir wollen sicher gehen, dass wir nicht Opfer der Brandrodung werden. So zelten wir beispielsweise in angelegten Cashewplantagen, oder am Rand von bereits abgebrannten Gebieten. Bald stinkt unser Zelt wie ein altes Indianertipi nach altem Rauch.

ein ruhiger Platz bei Kounsitel

Unsere erste Nacht in einem Hotel in Guinea verbringen wir in Koundara. Wir nennen es ein Stundenhotel, denn es gibt stundenweise Strom über ein Aggregat und klares Wasser aus dem Eimer, das nach Bedarf aus einem Brunnen nachgefüllt wird. Dies ändert sich auch die nächsten Wochen nicht, denn Strom ist in Guinea Mangelware. Ein Stromnetz wie wir es kennen existiert nicht. Der Schneider bügelt seine Stoffe mit einem Holzkohlebügeleisen!

Ladestationen für Handys in der Stadt gegen Entgeld

Wer im glücklichen Besitz eines Stromaggregats ist, bietet Aufladestationen für Handys an oder stellt seinen Fernseher zur Übertragung der Championsleague Spiele gegen eine geringe Gebühr zur Verfügung. Auf jeden Fall sind wir froh ein einigermaßen kühles und leckeres Bier im Hof des Hotels trinken zu können. Unser erstes Guilux, in Guinea gebraut.

Eine Sensation ist ein bestimmter, riesengroßer Baum an der Hauptstraße in Koundara. Warum sich tausende große Flughunde gerade diesen Baum, an der stark befahrenen Straße, ausgesucht haben, wird uns ein Rätsel bleiben. Sie hängen kopfüber in den Ästen und flattern mit den Flügeln. Ein unheimlicher Anblick, doch soviel wir wissen sind sie Vegetarier.
Bei Beginn der Dämmerung beginnt dann das ganz große Spektakel! Tausende, weiße, laut kreischende Kuhibisse kommen in Schwärmen angeflogen und lassen sich gerade in diesem Baum nieder. Diese unangenehmen Zeitgenossen wecken die Flughunde auf, die sich nun lautlos, hoffentlich ausgeschlafen, in die dunkle Nacht verziehen. Am nächsten Morgen werden wir Zeugen des umgekehrten Vorgangs. Die müden doch satten Flughunde nehmen ihre Plätze wieder ein und die Ibisse werden verscheucht.

Flughunde hängen zu tausenden nur in diesem Baum

Nach Koundara wird es bergiger und anstrengender. Bei Temperaturen um die 44 Grad in der Mittagszeit schwitzen wir nicht schlecht und es geht ständig hoch und runter. Doch in der Nacht kühlt es ab und wir können uns bei 15 bis 18 Grad wieder erholen. Auch duschen wir uns abends und morgens regelmäßig ab. Für diesen Zweck haben wir unsere vier Liter-Beutel, die wir in die Bäume hängen.
Bald gibt es auch keine 1,5 Liter Wasserflaschen mehr zu kaufen und wir gewöhnen uns daran das Wasser aus den Pumpenbrunnen zu trinken, welches wir mit unserem UV-Stick behandeln. Im Schnitt trinken wir -ohne Kaffee oder Tee- so an die 15 Liter gemeinsam!

leckere Ananas

Tolle Durstlöscher sind auch die leckeren Orangen, Mangos oder Ananas. Alles für ein paar Cent zu bekommen. So kostet eine süße Manogo gerade mal 15 Cent.

Vor Labé treffen wir den jungen Griechen Angelo mit seinem Fahrrad. Er ist seit einem Jahr in Afrika unterwegs. Agnès denkt sich „oh sieht der aber schmuddelig aus. So haben wir nach unserer zweijährigen Reise niemals ausgesehen“. Nicht nur sein Rad, auch seine Bekleidung und seine Haut ist völlig rot verstaubt. Ein paar Stunden später sehen wir genauso aus!
Wir haben 25 km rote Piste, fast nur bergauf, hinter uns. Steine, Sand und große Löcher.. Roter Pulverstaub dazwischen oder darauf – staubig, weich wie 405er-Mehl beim Bäcker, nur rot halt. Und roter Staub in der Luft, der sich auf unsere schweißnasse Haut legt, denn wir sind nicht die Einzigen dort. Lkws, Taxis, Motorradtaxis kommen uns entgegen oder überholen uns und machen uns und unsere Ausrüstung zu Rothäuten. Unsere armen Räder werden zu quietschenden Drahteseln degradiert.

Rothäute nach der Piste

Gut dass wir in Labè den Deutschen Jürgen treffen, der mit öffentlichen Verkehrsmitteln reist, mit dem wir den roten Staub mit ein paar Bierchen runterspülen. Das Lokal dazu finden wir nach kurzer Suche im hinterletzten dunklen Hinterhof in einem kleinen schummerigen Keller.

Ein Höhepunkt nahe unserer Strecke sind die Wasserfälle bei Pita. Um die 18 km Piste, die über Stock und Stein führt, zu bewältigen müssen wir uns ein Moped inklusive Fahrer mieten. Dann geht es rasant zur Sache. Zu dritt auf dem Moped – Agnés in der Mitte! Kein Berg ist zu steil.

oberhalb des Wasserfalls mit super Blick

Das Klima – bisher hat es nachts immer gut abgekühlt – ändert sich nach Mamou schlagartig. Es kühlt nun nachts nicht mehr ab und es hat rund 10 Grand mehr und ist wahnsinnig schwül. Nur hier findet sich noch etwas Dschungel, der „forêt de Ziama“, in dem es Zwergelefanten und Schimpansen geben soll. Die Vegetation ist beeindruckend, doch für uns ist es nun doppelt so anstrengend, denn wir trocknen so gut wie nicht mehr.

Bambuswald vor Macenta

Im Süden von Guinea wird hauptsächlich Palmöl hergestellt. Täglich radeln wir an kleinen Palmöl-Betrieben vorbei. Es riecht für uns unangenehm, denn die Palmfrüchte werden in großen Ölfässern auf Holzkohle gekocht und zwei Stunden später gepresst. Eine unangenehme Arbeit, die vor allem von Frauen ausgeführt wird, während die Männer mit Gestellen in die Palmen klettern, um die Früchte zu ernten.

Pause in einer Palmölplantage. Agnès desinfiziert Wasser.

Heute ist nicht Martins-Tag:
Schön, dass wir ein Zimmer in einem Hotel finden, noch dazu mit saußendem.Ventilator vor dem Bett, denn es ist drückend schwül. Nur blöd, dass wie schon des öfteren, mitten in der Nacht der Strom abgestellt wird. Es ist kaum mehr auszuhalten und die ersten Moskitos tauchen auf, um unsere schweißgebadeten Körper anzusaugen. Da hilft auch kein Autanspray mehr. Schlecht gelaunt, bauen wir um 02.30 Uhr unser Zelt vor dem Hotelzimmer auf und suchen darin Schutz. Heiß bleibt es trotzdem. Noch ziemlich müde, zieht Martin am nächsten Morgen seine Schuhe an. Da stimmt was nicht. Es klemmt. Zwei Fühler schauen heraus. Eine Monsterkakerlake im Schuh! Mittlerweile etwas zerquetscht, wird sie herausgeschüttelt und sie humpelt davon.
Der Fahrtwind kühl uns etwas und die Mittagszeit rückt näher. In einer Essbude bestellen wir Reis mit Sauce. Martin mit Fleisch und Agnès mit Fisch darin. Beim Essen tropft uns der Schweiß im Sekundentakt auf unsere frisch gewaschenen Klamotten, doch wir sind froh, dass es Besteck zum Essen gibt. Für die „Weißen“ halt. Der Guinéer isst mit Händen, oft zu mehreren vom gleichen Teller. Natürlich wird auch der Trinkbecher geteilt. Vom Corona-Virus spricht hier keiner – gibt es hier wohl nicht. Dafür spricht Agnès von einer großen erlegten Riesenratte, die sie bei Kindern am Straßenrand gesehen hat. Sie haben ihre Trophäe stolz hochgehalten – aber als Trophäe eben – oder? Wir sind mit Essen fertig, bezahlen zusammen unsere 1,50 Euro und wollen weiterradeln. Martins Blick fällt auf ein Tier dessen Fell gerade abgezogen wurde. Eindeutig eine Riesenratte! Unsere Köchin freut sich. Die nächste Mahlzeit ist gesichert.
Martins vernachlässigtes neues Motto: Immer in die Schuhe schauen und beim Essen auf möglichst dicke Knochen achten!
Solche gejagten Monsterratten sehen wir noch mehrmals. Sie werden am Straßenrand zum Kauf angeboten.

Restaurant in Nzerekore

Am 20. Februar kommen wir nach Lola. Dieser Ort liegt unweit der Grenze zu Côte d’Ivoire (Elfenbeinküste). Diese Grenze wollen wir unbedingt noch vor dem 1. März passieren, denn an diesem Tag findet in Guinea ein Referendum statt. Der derzeit amtierende 82-jährige Präsident strebt eine dritte Amtszeit an, welche jedoch von der Verfassung nicht vorgesehen ist. Während unserer gesamten Zeit in Guinea werden wir mit diesem Thema konfrontiert, denn es finden Wahlveranstaltungen und Gegendemos statt. Nicht immer lässt es sich vermeiden, dass wir uns mitten in solchen Veranstaltungen finden. Auch radeln wir in Pita an den Ruinen der abgebrannten Gendarmerie und einigen ausgebrannten Fahrzeugen vorbei. Während unseres Aufenthalts in Lola werden von der Polizei erschossene Demonstranten beigesetzt und manche Straßenabschnitte wurden mit Baumstämmen blockiert. Höchste Zeit, dass wir das Land verlassen, was am 21.2. auch ohne Probleme klappt.
Später erfahren wir, dass die Grenze wohl zeitweise geschlossen wurde, da es heftige Auseinandersetzungen, wieder mit Toten gegeben haben soll. Das Referendum sei wohl gescheitert und die Polizei hätte Wahlverweigerer in ihren Häusern erschossen. Arme Bevölkerung, denn alle mit denen wir sprachen, wollten diesen alten Präsidenten nicht mehr haben. Es ist auf jeden Fall schwierig an gesicherte Informationen zu kommen, denn Zeitungen sehen wir weder in Guinea noch – abgesehen von Abidjan – in der Elfenbeinküste. Und das TV ist zensiert und es läuft sowieso nur Fußball….

frittiertes Bananenmus – lecker

Fotos zu Guinea:

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Senegal Teil 2

Senegal zum zweiten Mal – Casamance

Am 18. Januar 2020 sind wir wieder im Senegal, dem Erdnussland. Erdnüsse werden hier massenhaft angebaut und auch ins Ausland exportiert. Die letzte Ernte ist gerade eingebracht und immer wieder werden wir von netten Senegalesen mit Erdnüsschen beschenkt. Gut dass Martin diese liebt, denn die letzte Tüte wiegt bestimmt ein Kilo! Ach ja, und zum Frühstück essen sie gerne Reis oder Hirse mit Erdnusssauce. Wir bleiben lieber bei Weißbrot mit Chocopain als Aufstrich , dazu Bohnenkaffee. Doch drei Wochen später ist auch dieser, unsere letzte Reserve, verbraucht. Reinen Bohnenkaffee gibt es hier nirgends, dafür leckeren Cafe Touba (Bohnenkaffee mit Guineapfeffer und Nelke) oder den wenig leckeren und teureren Instantkaffee einer schweizer Firma.

hoher Termitenbau

Gleich bei unserer ersten Nacht, unter Schatten spendenden Cashewbäumen, bekommen wir Besuch von drei Mädels, denen wir drei Äpfel schenken. Naja, das hat sich wohl schnell herumgesprochen, denn bald darauf taucht eine Gruppe Jungs auf, später weitere Mädchen. Leider haben wir nichts mehr zu verschenken. Als wir schon in den Schlafsäcken liegen, möchte der „Chef de village“, noch mit uns palavern, doch wir vertrösten ihn auf den Morgen. Es ist Sitte, dass man den „Chef de village“ um Erlaubnis fragt, wenn man in Dorfnähe zeltet, doch irgendwie haben wir das Dorf verpasst und dachten wir seien völlig in der Pampa.
Morgens, gerade beim Frühstück, tauchen die ersten Jungs auf. Wir schmieren ihnen Chocopain-Brote, die sie eilig verschlingen. Ein Gespräch mit dem „Chef de village“ Jean Paul verläuft super und er zeigt uns später seinen Garten mit 30 m tiefem Ziehbrunnen, wo er Sesam, Erdnüsse, Maniok, Tomaten und verschiedene Obstsorten anbaut. Wir bekommen eine tolle Führung!

bei Diouloulou mit dem chef de village – Sesam wird aus den Stauden geschüttelt

Bei Kafountine, beim Hotel Sitokoto, dürfen wir im Hof unser Zelt aufbauen. Ein super Platz um bunte Vögel zu beobachten und um zu baden. Wir haben Strandzugang, Liegestühle und eine tolle Strandbar, in der wir abends lecker essen und uns ein kühles Bier gönnen. Karim kümmert sich fürsorglich um seine Gäste. Jeden Abend entzündet er ein Lagerfeuer mit Gitarre und Djembe. Was will man mehr.

Sitokoto – Strandbar, Liegestühle, kühles Bier

Unsere Strecke führt weiter durch die Casamance, den Landesteil deren Bewohner unabhängig sein wollen. Zur Problematik der Casamance siehe Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Casamance-Konflikt
Bei Zinguinchor, wo es auch einige Kontrollstellen gibt, kommen uns an einigen Tagen Militärconvois mit bewaffneten Soldaten, entgegen. Sie schauen ganz schön grimmig drein.

Gigantische Baumriesen und verschiedenste Eisvogelarten sind zwischen den kleinen Dörfern, allesamt ohne Strom, zu bestaunen. Ab und zu kreuzt eine Horde Affen unseren Weg. Es ist wenig Verkehr und wir genießen die Landschaft. Wir beobachten Fischer mit ihren Rundnetzen bei ihrer Arbeit – sie fangen ziemlich viel – und werden von den Kindern in den Dörfern mit „Toubab Toubab“ begrüßt.

Zeltplatz nach Zinguinchor unter Cashewbäumen

Plötzlich kommen uns auf der Straße hunderte Kinder und Männer rennend und schreiend entgegen. Vier als Monster verkleidete und mit Macheten bewaffnete Männer scheucht die Menge vor sich her. Die Jungs retten sich in Panik ins dornige Gebüsch oder werfen sich auf den Boden. Nur Agnès bleibt furchtlos und bewacht eisern unsere Fahrräder, während Martin aus sicherer Entfernung das Spektakel filmt. Der Umzug ist Teil einer Beschneidungsfeier, wird uns erklärt.

Beschneidungsfest – Umzug auf der Straße

In Velingara verweilen wir in der Auberge Ciel Azur und Agnès führt viele Gespräche mit jungen Senegalesen, welche alle nach Deutschland wollen, da sie in ihrem Land keine Zukunft sehen. Sie versucht ihnen die Sinnlosigkeit ihrer Vorstellungen klar zu machen, doch bei einem Monatseinkommen um die 50 Euro ist dies nicht einfach. Hohe Arbeitslosigkeit, korrupte Politiker und Funktionäre gegen die Aussicht auf ein Leben im Schlaraffenland lassen doch viele Senegalesen die Reise nach Libyen antreten, wo sie in Lagern enden und wieder zurück befördert werden oder im Mittelmeer ertrinken. Dies ist ihnen allen bewußt, doch sie sehen es als ihre einzige Chance aus der Misere herauszukommen.

die Senegalesen sind Meister im Transport von Waren und Menschen

Die Casamance mit ihren kleinen Dörfern, den netten Menschen und der abwechslungsreichen Landschaft hat uns sehr gut gefallen, auch wenn es oft nicht einfach war sich nachmittags zu verpflegen. Außer Sandwich (Dambe) mit Erbsen- Bohnen- Zwiebelsauce gefüllt oder mit Omlette gab es nicht wirklich was. Gut dass wir uns abends mit leckerem Gemüse oder mit Spagettis selbst bekochen können.

Kurz vor der Grenze nach Guinea passieren wir den Nationalpark Nikolo Koba, teils auf einer holprigen Stein- und Sandpiste. Wir sehen viele Affen, die uns anbrüllen, und die ersten grünen Papageien. Agnès kann es nicht lassen über eine lange braune fette Schlange zu fahren. Hoppla!

Eisvogel

 

 

Fotos zu Senegal Teil 2:

147-Senegal-nach-Diouloulou-Zeltplatz

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Gambia 2020

Gambia

In Gambia verweilen wir nur 5 Tage, da wir nicht am Fluss entlang fahren, sondern das kleinste Land Afrikas quer, d.h. Richtung Süden durchradeln.
In Gambia, wird anstatt französisch nun englisch gesprochen und auch das Hotel Carlton in Banjul, der Hauptstadt, blieb seinem alten englischen Namen treu.

in Banjul, Arch22 mit 35 m Höhe eines der höchsten Gebäude des Landes

Dort quartieren wir uns ein und machen einen Ausflug zum touristischen Cap Point, Luxushotels mit Sandstrand, Bars und Souvenirläden. Doch viele Touristen sind wegen der Pleite von Thomas Cook und Co ausgeblieben. Manche Hotels stehen gar völlig leer. Ein prima Grund für die Einheimischen sich mit doppeltem Elan auf uns zu stürzen. Jeder möchte gerne ein Geschäft mit uns machen, um sich ein paar Dalasi zu verdienen.
Im großen Bazar in der Stadtmitte ist es auch nicht anders. Wir könnten eine Karawane zusammenstellen, wenn wir alles kaufen würden, was andere denken, was wir brauchen könnten. Wie gut, dass wir bei leckeren, kalten, rosa gefärbten Bananenmilchshakes etwas Ruhe finden.

„Wo ist das Flickzeug?“ ruft Agnès im schattigen Hof des Carlton. Den ersten Platten hatte Martin auf dem Camping Zebrabar und nun steckt eine dicke Dorne in Agnès Hinterrad, nach 4.600 km. Alles kein Problem, wir haben ja alles dabei. Ein kleines Wunder sind unsere Räder ja schon, denn technische Probleme gab es bislang keine.

Ein deutscher Braumeister hat in Gambia auch eine prima Sache geleistet. Es gibt hier das JulBrew Bier, gebraut nach deutscher Rezeptur. Oder das Codys, von dem wir noch nie gehört haben, Made in Germany, in verschiedenen Stärken.

Unsere nächste Anlaufstelle ist der Campingplatz Sukuta, der von Claudia und Joe vor 20 Jahren aufgebaut und betrieben wird. Dieser Platz ist bei nahezu allen Reisenden, vor allem deutschen „Autoverschiebern“ bekannt. Als wir ankommen, steckt Joes Kopf unter der Motorhaube eines Sprinters. „Adlerstraße in Herrenberg!“ lesen wir verduzt auf den Werbeflächen des Wagens. Kleine Welt!!

Camping Sukuta

Auch heute sind Deutsche da, die ihre Pkw dorthin gefahren haben. Der Platz ist ein kleines grünes Paradies in einer staubigen heißen Welt, mit schönen Stellplätzen und Bungalows. Da wir nichts zu verkaufen haben, legen wir den Schwerpunkt auf sprechen, essen und trinken.
Das Lokal Kingfisher, gleich um die Ecke an der Hauptstraße, wird unser Stammlokal. Bei Yaffa essen wir sehr lecker und es gibt kaltes JulBrew. Von den sympathischen Engländern Heather und Paul werden wir an zwei Abenden zu Weiß- und Rotwein eingeladen und bekommen einen kleinen Einblick in das gambische Leben, denn sie sind Insider.

lecker Essen beim Kingfisher

Doch nach drei Nächten auf Sukuta zieht es uns weiter. Von hier aus radeln wir zuerst entlang der Küste in Richtung Süden, um nach 70 km zum zweiten Mal die Grenze nach Senegal zu erreichen.

Fotos zu Gambia:

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Senegal 2020

Senegal Teil 1 – Toubab, Toubab!

Eine gute Asphaltstraße bringt uns nach Saint Louis, einer quirligen kleinen Stadt, am Senegal Fluss gelegen. Gleich zu Beginn wird klar, dass die Leute hier völlig anders drauf sind als in Mauretanien. Alles ist offener. Es wird gelacht, gewunken, wir hören afrikanische Musik aus Hinterhöfen und Häusern oder aus den alten verstaubten Kofferradios die manche Senegalesen mit sich herumtragen. Der Handel floriert und es gibt leckere Früchte an endlosen Straßenständen.

Wir finden ein ruhiges Privatzimmer und sind froh uns den Staub der Sahara aus den Poren duschen zu können.

in St. Louis nach 2.200 km Wüste

Wegen Silvester ist die Stadt gut besucht und es herrscht ein reges Treiben. Auf einem Platz ist gar eine Bühne aufgebaut, bunte Scheinwerfer beleuchten die Szenerie und der eine oder andere Musiker stimmt sein Instrument. Wir kaufen uns zwei kühle Gazelle-Bier, die wir am Fluss genießen und setzen unsere Hoffnung auf eine Silvesterparty. Doch nichts geschieht, die Musiker sind weg, es läuft Musik vom Band. Kurz vor Mitternacht beschließen wir uns wenigstens nochmals schnell mit einem weiteren Bier und süßen Stückchen einzudecken und die Silvesternacht in unserem gemütlichen Zimmer zu verbringen. Und genau so rutschten wir dann in 2020 hinein!

Saint Louis, Pont Faidherbe von Gustave Eiffel

Am Neujahrstag wandern wir durch die ehemalige Hauptstadt von französisch Westafrika, vorbei an den Faktoreien und Handelshäusern aus dem 19. Jahrhundert, die mit ihren rundum Balkonen und dem abblätternden Putz den Charme längst vergangener größerer Zeiten ausstrahlen. Es geht zu den Anlegestellen der Piroggen und dem Hafen – Fischgeruch liegt über dem Fluss.

Pirogge, neu gestrichen

An unzähligen Ständen wird trotz der Hitze Fisch ungekühlt gelagert, in Fett gebraten oder mit Gemüse gekocht. Für unsere Mägen wäre das bestimmt nichts, da essen wir lieber in der Auberge Pelikan ein Maffé (Reis, Huhn, Erdnusssauce, gut gekochtes Gemüse), für Touristen zubereitet.

Erschreckend ist der Strand am Atlantik nördlich der Auberge Pelikan – wenn wir Sand, anstelle Plastik oder anderen Unrat sehen wollen, müssen wir uns anstrengen. Auch Kadaver toter Ziegen und Fischreste liegen hier und verrotten am Strand und in der Sonne. Noch sehr lange reden wir über diese Umweltsünden und machen uns unsere Gedanken darüber.

Unser nächstes Ziel zum Entspannen ist die Zebrabar (Camping und Lodges in der Hand des Schweizers Martin) südlich von Gandiol. Noch Zuhause hatten wir die Zebrabar als eines unserer Ziele festgelegt, da sich dort nach 2.200 km Wüste ein reger Treffpunkt der Afrikareisenden in den letzten 25 Jahren entwickelt hat.

gemeinsames Kochen bei der Zebrabar

Dort verbringen wir drei Nächte, mit schönen Kontakten und interessanten Gesprächen mit anderen Afrikareisenden. Ein Pärchen möchte im Jeep mit Dachzelt nach Südafrika reisen, Max und Nadja wollen ihren Pkw in Gambia verkaufen, Tanja und Leo wandern in die Casamanche aus, den kompletten Haushalt im „Sprinter“ verstaut. Hier könnte man wochenlang verweilen und sich die Lebensgeschichten der Reisenden anhören – vielleicht ein Buch darüber schreiben?

Der Strand hinter der Zebrabar und das Wasser ist sauber, wir können prima baden und entspannen.

Die vielen Krebse dort flüchten vor uns in ihre Löcher. Auch verschiedene bunte Vögel fühlen sich in diesem grünen Paradies wohl.

Unsere erste Horde Affen, Patas Monkeys, sehen wir an der Straße unweit des Parks Guembeul. Sie sind sehr scheu und nehmen vor uns reissaus. Auch am Zelt auf dem Camping können wir aus nächster Nähe einen Affen beobachten, der wiederum die Touristen beobachtet und sich anschleicht.

Gleich hinter der Zebrabar liegt das Minidörfchen Mouit, wo wir uns mit Lebensmitteln eindecken und leckere Dambe-Petit Pois Sandwiches essen können. Dort hören wir Musik, gehen dem nach und stoßen dabei auf eine islamische Taufe. Alle Anwesenden sind völlig schick angezogen – die afrikanischen Frauen in tollen bunten Kleidern. Es wird getanzt und man möchte uns einladen mitzufeiern.

in Mouit, bei einer Taufe

Es ist noch alles nicht so Grün wie man denken könnte. Die Wüste von Lompoul liegt vor uns und wie das in der Wüste so zu sein scheint, sehen wir Geier, die sich gerade über ein verwesendes Pferd hermachen. Als wir näher kommen schwingen sie sich in die Lüfte und zeigen uns ihre Flügelspannweite – beeindruckend.

Geier in der Desert de Lompoul

Wie aus dem Nichts wird es danach wirklich Grün. Es gibt Brunnen und die Einheimischen (Wolofs) betreiben eine ertragreiche Landwirtschaft. Riesige Bündel Zwiebel, Karotten, Auberginen, Rettiche, Weißkraut, werden auf Pferdekarren gepackt und abtransportiert. Allerdings wird der Boden dabei aufgepeppt und Lkws fahren Ladeflächen voller 50 Liter-Säcke gedüngter Boden zu den Bauern.

Baobab Baum hinter Feldern

Dakar, eine Höllenstadt wie uns ein deutscher Motorradfahrer erzählt, umfahren wir großzügig und radeln über Rufisque nach Popenguine. Trotzdem ist der Verkehr enorm und vor den hupenden 40 Tonnern, die mit 80 Tonnen Ware beladen sind, flüchten wir uns respektvoll auf den befestigten oder unbefestigten Seitenstreifen. Gut dass wir Rückspiegel haben!

Ab Mboro mit seinen bunten Piroggen im Fischerhafen sehen wir zunehmend große, ja riesengroße, Baobab-Bäume mit ihren hängenden Früchten und Mangoplantagen in Blüte. Zeitweise zelten wir unter Mangobäumen, die uns Schatten spenden. Dabei werden wir zwar von den Bauern gesehen, aber niemand stört sich daran. Die meisten und die schönsten Baobab-Bäume sehen wir bei Joal Fadiout. Der größte und älteste Baobab-Baum Westafrikas bei Samba Dia misst gar 32 Meter im Umfang. Bis 1960 wurde dieser hohle Baum als Grabstätte von Animisten benutzt.

Im Camping Terre d’Afrique vor Popenguine können wir in den dort sauberen Atlantik springen und wieder zwei Tage lang entspannen. Wir sind die einzigen Gäste auf dem Platz. Es ist nichts los. Dies erfahren wir auch immer wieder, wenn sich Händler und Scharen von „‚Toubab Toubab“ (Weißer) rufender Kindern mit der Hoffnung auf ein Geschäft oder ein Geschenk auf uns „stürzen“.

Camping Terre d’Afrique

Wir machen einen Abstecher nach Palmarin am Atlanik, da der Ort schön zwischen Palmen liegt und zuvor eine Salzlagune durchquert werden muss. Vom Camping Eden aus spazieren wir am Strand entlang und finden viele große und toll geformte Muscheln. Leider können wir sie nicht mitnehmen. Abends trinken wir ein Bier zusammen mit den Postbus-Reisenden David und Sarah und tauschen uns aus. Die Beiden wollen Afrika komplett umrunden. (Afreecar.at)

Ab Palmarin geht es mehr ins Landesinnere denn wir müssen das Flussdelta „Delta de Saloum“ umfahren. Wir genießen die ruhige Strecke mit vielen kleinen Dörfern aus runden Hütten mit Strohdächern, hinter blickdichten Bastmattenzäunen.

Dorf im Delta von Saloum

An einem Mittag fragen wir nach einem Imbissstand und wir werden zu einem Frisör geschickt, dessen Mutter uns ein Omlette-Sandwich und einen leckeren Kaffee Touba (Kaffee mit Nelken) zubereitet. Währenddessen führen wir ein nettes Gespräch und werden dabei gefragt, wie lange wir schon unterwegs sind und wie lange wir das noch machen müssen!

Dambe Sandwich beim Frisör

Am 13. Januar 2020 erreichen wir die Grenze zu Gambia. Bei der Ausreise im Senegal dürfen wir wieder unsere Fingerabdrücke abgeben und werden erfasst, bei der Einreise nach Gambia wird wenig Aufwand betrieben. Ein Officer trägt unsere Daten in ein Buch ein und stempelt uns ein kostenfreies Visum für 30 Tage in den Pass. Das war’s.

 

Fotos zu Senegal (Teil 1):

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Mauretanien 2019

Mauretanien – Ça va? Ça va!

Die Ausreise aus Marokko geht schnell. Zwei Passkontrollen und einen Stempel abholen, das war’s. Wir fahren auf einer neuen asphaltierten Straße weiter – rechts und links der Straße stehen viele Lkws, teilweise haben die Fahrer Wäscheleinen zwischen ihren Lkws gespannt. Sie scheinen sich auf lange Wartezeiten einzustellen. Sie leben im Müll, vor allem im Plastikmüll, den es im 4 km langen Niemandsland massenhaft gibt.
Agnès schwärmt gerade über die gut asphaltierte Straße und meint: „man kann sich gar nicht mehr vorstellen, wie es früher mit Piste so war….“, kurz danach endet der Asphalt. Noch 2 km durchs Niemandsland bis zur mauretanischen Grenze. Es gibt mehrere Pisten die dorthin führen. Früher (oder noch immer?) gab es links und rechts dieser Pisten Minen und ein Führer zeigte einem den Weg. Heute ist man auf sich selbst gestellt. Wir halten uns streng an die Fahrspuren der Anderen, so dass uns nichts passieren kann. Trotzdem ist es recht mühsam, denn harte Steinflächen wechseln sich mit weichen, tiefen Sandlöchern ab. Ausgeschlachtete Autowracks säumen rechts und links die Pisten.

im Niemandsland nach Marokko

Nach einigem Schieben kommen wir endlich an der Grenze an, wo uns Geldwechsler, SIM-Karten Verkäufer und korrupte Grenzpolizisten freundlich empfangen. Erwarten sie das große Geld? Bei den Grenzformalitäten will man uns gerne behilflich sein – gegen Gebühr natürlich. Wir lehnen ab und nehmen es selbst in die Hand. Agnès stellt sich in die erste Warteschlange bei der Einreisepolizei. Hoppla, Leute hinter ihr, werden bevorzugt. Wie kann das sein? Verdeckt wechseln Geldscheine die Besitzer und schnell ist ihr klar, dass sie so nicht weiterkommt. Erste Lektion: frech sein. „This is Africa!“ Agnès legt unsere Pässe einfach ganz oben auf den Stapel und drängt sich vor. Es funktioniert! Der Grenzer überträgt unsere Daten auf einen Schmierzettel, um sie dann davon wieder in den Computer einzutippen…
Danach geht es zu der Stelle die für das Visum zuständig ist. Die dort Wartenden stehen schon seit 4 Stunden in der Schlange. Wir haben Glück. Die Mittagspause und die Siestapause sind vorbei- es wird nur noch Tee getrunken. Gut, dass die Teegläser so klein sind. Nach zwei Stunden, haben wir unsere Fingerabdrücke abgegeben, Fotos gemacht und für 55 Euro wird uns das Visum in den Pass geklebt. Unserer Einreise nach Mauretanien – korrekt Islamische Republik Mauretanien – steht nun nichts mehr im Weg.

Nouadhibou werden wir vor Einbruch der Dunkelheit nun nicht mehr erreichen, so dass wir uns 40 km davor einen Zeltplatz suchen. Es windet sehr stark und es gibt nichts Grünes – nur Sand und Staub. Einen windstillen Platz finden wir nicht, dafür Gott sei Dank viele größere Steine, mit denen wir unser Zelt stabilisieren können.

erster Platz in Mauretanien, viel Wind viel Sand

Unsere frisch geputzten Ketten und Ritzel und das Zeltinnere werden eingesandet. Schade. Alle Zeltplätze die wir noch finden, sind super und wir sehen jeden Abend einen spektakulären Sonnenuntergang und in der Nacht unendlich viele Sterne bis zum Horizont. Einmal zelten wir mitten in der Wüste zwischen Dünen und Akazien. Bei Einbruch der Dämmerung werden die Akazien plötzlich von unglaublich vielen Libellen umschwirrt. Ein tolles Schauspiel.

Auf dem Weg nach Nouadhibou treffen wir den jungen Chinesen Pen, der in Kashgar vor 8 Monaten losgeradelt ist. Sein Ziel – Südafrika. Man tauscht sich aus und weiter geht es.

Die Kontrollstellen der Police Nationale und Gendarmerie werden im Vergleich zu Marokko hier eher lasch gehandhabt. Ab und zu wird nur ein kurzer Blick in den Pass geworfen und wir werden weiter gewunken. Bei sämtlichen Kontrollen sind die Gendarmen freundlich. Auch bei den Übernachtungen in den Auberges werden wir nicht registriert.

Vor Nouadhibou kommen wir am Viehmarkt vorbei – Dromedare, Ziegen und Kühe werden da hauptsächlich gehandelt.

beim Viehmarkt Nouadhibou

beim Viehmarkt Nouadhibou

Nouadhibou erstickt im Staub und in den Autoabgasen. Die Seitenstraßen sind ungeteerte Pisten, viele Autos nach europäischem Maßstab schrottreif. Aber irgendwie funktioniert doch alles einigermaßen. Wir haben auf jeden Fall das Gefühl in Afrika angekommen zu sein. Die Kinder die uns auf unseren Rädern sofort als Touristen erkennen, laufen uns winkend und rufend entgegen. Viele verlangen nach einem „cadeau cadeau“ (Geschenke/Geld) oder „stylo“ (Kuli). Andere wollen uns einfach anschauen.

vor der Auberge Sahara in Nouadhibou

Nach einiger Sucherei finden wir die Auberge Sahara, mitten im Geschehen. Jungs spielen in den staubigen Straßen Fussball, Männer in ihrer mauretanischen Bekleidung knien betend auf der Straße, bunt vermummte Frauen huschen vorbei. Wir finden ein kleines Restaurant, das von einer Senegalesin betrieben wird, zwei Tische, aber es wirkt sauber. Wir bestellen das einzige Gericht, das es gibt – Thiebou-Dienne – einen Teller voll gewürzten Reis, verschiedene Gemüse und Fisch. Lecker! Das ganze für 50 Ouguiya (1,25 Euro).

leckeres Thiebou Dienne

Tags darauf radeln wir zum Cap Blanc mit seinem hellen Sandstrand, mitten in der Wüste. Wir sehen den Erzzug, den längsten Zug der Welt, mit seinen etwa 180 Wagen. Ganz schön laut und staubig. Wir entscheiden uns, entgegen unserer ursprünglichen Absicht, den Zug doch nicht zu nehmen. Wir wollen direkt nach Nouakchott radeln. Nochmals 500 km Wüste wird uns wohl reichen. Eine Zugabe muss nicht sein. Von Guelmim bis zum Senegal Fluss haben wir 2.200 km Wüste hinter uns.
Wind und Staub/Sand machen unseren Augen und Nasen zu schaffen. Durch den Steitenwind der kräftig bläst, werden wir durch überholende und entgegen kommende Fahrzeuge stark eingestaubt. Auch kommen wir nicht mehr so gut voran. Wen wundert es, dass wir uns auf etwas Grün oder ein Bier in Senegal freuen und schnell dahin wollen?

Nouadhibou-Weg zu Cap Blanc

Das Klima in Mauretanien? Es ist staubtrocken – auch nachts. Jedes gewaschene Kleidungsstück trocknet über Nacht. Ab 11 Uhr steigt die Temperatur auf 35 Grad, bis zur Mittagszeit auf 40 Grad an. Erst ab 17 Uhr geht es wieder unter die 35 Grad. Und um 18.30 Uhr ist es dunkel und angenehm. Der Wind bläst immer, verstärkt um die Mittagszeit und hauptsächlich aus Ost. Jeder von uns trinkt mindestens 5 Liter am Tag – der Durst ist kaum zu löschen.

Picknick in der Weite

Wasserversorgung? Trinkwasser in Plastikflaschen gibt es in jeder kleinen Boutique zu kaufen. Leider verursachen auch wir Plastikmüll, denn das Wasser aus dem Hahn/Schlauch/oder woher auch immer, schmeckt nicht sehr gut. Dieses nicht gekaufte Wasser desinfizieren wir mit unserem UV-Stick-Wasseraufbereiter, so dass wir noch keine Magen-Darmprobleme hatten. Für die längste Strecke ohne Versorgungsmöglichkeit haben wir 20 Liter Wasser auf den Rädern verstaut.
Die Millionenstadt Nouakchott – die Hauptstadt – hat selbst kein eigenes Wasser. Diese auf dem Reißbrett geplante Stadt ging von einer Einwohnerzahl von 20.000 Bewohnern aus. Das benötigte Wasser wird von den Brunnen in 70 km Entfernung mit Tanklastern in die Stadt gefahren und in die Wasserversorgung gepumpt.

Für Noudhibou gilt dasselbe. Das Wasser wird mit Tankwagen oder Eisenbahn aus etwa 100 km Entfernung herangefahren.

In den Auberges in denen wir immer wieder übernachten, duscht man sich, indem man sich mit einer Kelle Wasser aus dem Eimer über den Kopf schüttet.

unsere Auberge nach Nouakchott

Den Heiligen Abend verbringen wir in Chami, haben ein klimatisiertes Hotel und essen Huhn mit Frites und Spagetti. Es hätte auch anders kommen können, denn dieser Ort war nirgendwo auf unseren Karten oder bei mapsme verzeichnet und wir hatten nichts erwartet – außer Pampa. Was für eine tolle Weihnachtsüberraschung!

Die nächste nicht so schöne Überraschung kommt vor Nouakchott in Form einer Mückenplage auf uns zu. Wir fahren mit Moskitonetzen über dem Kopf, da sich viele tausende kleine Mücken auf uns setzen und auf uns herumkrabbeln. Sie lassen nicht locker und bedrängen uns einen ganzen Mittag lang. Wen wundert es, denn Tonnen gefangener Fische werden bei 40 Grad auf offenen Ladeflächen per Lkw transportiert. Immer wieder liegen tote Fische auf der Straße. Eine rote Fischblutsauce, die aus den Lkws läuft, verziert die Fahrbahn oder ganze Lachen voller Sauce bilden sich am Fahrbahnrand. Die ganze Gegend riecht nach altem Fisch. Hoffentlich wir nicht auch!

Wie toll ist es, nach all dem, beim Camping Sultan in den Atlantik und in die nicht ganz kleinen Wellen zu hopsen! Das tut gut und wir dürfen unser Zelt direkt am Strand aufbauen. Sand sind wir ja mittlerweile gewöhnt.

Caming Sultane

Nun sind es noch gut 200 km bis zum Senegal Fluss, davon 100 km auf gutem Asphalt. Danach wechseln sich Löcher und Sandkuhlen ab. Am 29.12.erwischt uns ein kleiner Sandsturm, bei starkem Seitenwind. Die Autos und wir fahren mit Licht. Wir werden nicht schlecht eingestaubt. An der nächsten Kontrollstelle erzählt uns ein Gendarme, dass wir in 18 km eine Stadt mit Restaurants, Herbergen und Läden erreichen werden. Damit setzt er für die nächsten eineinhalb Stunden eine Kettenreaktion in unseren Gehirnen frei: frisch gepresster Orangensaft? Leckeres Essen? Eine Dusche?….ohjemine…als wir ankommen, wird uns ein staubiges, vermülltes Sanddorf mit vielen Baustellen und großen Löchern mitten auf der Hauptstraße präsentiert. Das Restaurant das wir aufsuchen ist zwar geöffnet, doch der Koch liegt auf dem nicht gerade sauberen Boden, neben der Tür und schnarcht. Irgendwie zieht es uns weiter. Da kochen wir lieber selber, auch wenn es mal wieder 6 Minuten-Spagetti gibt. Der Wind lässt auch nach und kochen sollte kein Problem sein.
Am nächsten Morgen, werden wir bei unserem romantischen Zeltplatz von sechs frei laufenden Eseln begrüßt. Sie grasen um unser Zelt herum, neugierig schauend was wir so treiben.

vor Keur Macenne , schöner Zeltplatz an dem uns abends eine Gruppe Esel besucht

Immer wieder fragen wir uns, wie der Übergang von der Wüste zur Savanne oder üppiger Vegetation, am Senegalfluss, sein wird. Abgesehen davon, dass es mehr Gestrüpp und mehr Akazienbäume gibt, erfolgt der Übergang ziemlich schnell und abrupt. Kurz vor Keur Macene können wir das Wasser riechen und auf einmal ist alles grün. Was für eine Wohltat nach 3 Wochen Wüste!
Ein klasse Höhepunkt ist der Parc National du Diawling, der etwa 40 km von der senegalesischen Grenze entfernt liegt. Ein Paradies für Vögel, Wasservögel, Flamingos, Pelikane und dem Warzenschwein. Da wir sowieso nicht über Rosso fahren wollen ist die Strecke auch noch 100 km kürzer als auf der N2 – allerdings als staubige Piste. Es lohnt sich! Es ist Klasse! Wir sehen gigantische Vogelschwärme, als wir abends bei der verlassenen Parkstation Nord zelten. Es ist unbeschreiblich wie die Schwärme ihre Richtung wechseln. Innerhalb von Sekunden sieht man den Schwarm nicht mehr, dann kommt er wie ein Feuerwerk auf einen zu.
Noch besser wird es tagsdarauf. Schon beim Frühstück kommen die ersten Vogelschwärme aus allen Richtungen zurück und sammeln sich bei den Getreidefeldern hinter der Station. Was für ein Spektakel. Und dieses Spektakel bleibt auch während der nächsten 20 Kilometer bestehen: ein Vogelschwarm jagt den anderen, riesige rosa Flamingo-Kolonien stehen im seichten Wasser und bewegen sich gleichzeitig in dieselbe Richtung. Wir beobachten einige fette Warzenschweine, teils mit 4 Frischlingen, die vor uns flüchten oder ungeniert weiterfressen. Wir könnten den ganzen Tag hier verbringen.

-Parc National du Diawling, Warzenschwein

Interessant sind auch unsere Stopps bei den Fischern, die hier noch nach traditioneller Art, mit kleinen Netzen und Eimern zu Fuss im hüfthohen Wasser fischen – oder aus der Pirogge heraus. Die Fische werden ausgenommen und drei Tage lang auf Holzgestellen in der Sonne getrocknet. Nachts, so wird uns erzählt, kommen die Pelikane – sie sind auf Diebestour.

Fischer im Parc National du Diawling

Am 31.12.2019 erreichen wir am Nachmittag die Grenze am Senegalfluss. Die Ausreise aus Mauretanien ist in 10 Minuten erledigt, den kostenlosen Einreisestempel in den Senegal bekommen wir ebenso schnell.

Wir sind gespannt wo und wie wir Silvester verbringen werden. Wird irgendwo überhaupt gefeiert? Wir wissen es nicht.

Fotos zu Mauretanien:

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Westsahara 2019

Westsahara – Wüste Wüste nix als Wüste

früherer Verlauf der Grenz zu Westsahara bei Tah

Ab Tarfaya haben wir an vier Tagen tollsten Rückenwind. So schaffen wir in vier Tagen über 600 km, ohne große Anstrengung. So was ist uns noch nie passiert. Unser größter Gang reicht nicht mehr aus! Der Wind schiebt uns aus dem Stand an und ohne zu pedalieren werden wir angeschoben.

Kürzlich haben wir noch darüber gelacht, dass manche Radler so viele km am Tag zurücklegen. Nun radeln wir selbst am Rekordtag (trotz Einkauf, Kaffee trinken…) mal schnell 195 km! Welch eine Ironie.

Immer wieder passieren wir sogenannte Geisterstädte. Es sind von den Marokkanern erbaute Siedlungen ohne Leben, ohne Infrastruktur. In diesen Dörfern sollten die Sahrauis angesiedelt werden. Doch diese weigern sich nach ihrer Vertreibung oder Flucht nach Algerien, wo sie in Flüchtlingslagern hausen, zurück zu kommen.

Mehr zu diesem brisanten Thema siehe Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Sahrauis

Und Aminatou Haidar, die aktuell 2019 den alternativen Friedensnobelpreis verliehen bekam.

Was machen die Gendarmen mit uns? Wie bei allen Touristen werden an den Kontrollstellen unsere Pässe kontrolliert und davon Fotos gemacht. Sie sind höflich und bieten uns sogar Unterkunftsmöglichkeiten an, wenn die Kontrolle abends stattfindet. Wir nehmen dies zweimal in Anspruch, da der Wind stark bläst. Einmal landen wir so in einem geschützten Rohbau neben der Kontrollstelle, das andere Mal im gar nicht royalen Hinterhof der Gendarmerie Royal in einer Garage, wo wir unser Zelt aufbauen. Ansonsten lassen sie uns in Ruhe und wir zelten wo wir wollen.

schöner Zeltplatz Westsahara vor Barbas

Ist die Westsahara nicht langweilig? Jeden Tag, stellen wir fest, ändert sich die Wüste. Wir durchradeln Steinwüste, Sandwüste mit Dünen, Tafelberge und Canyons. Ab und zu ist es spärlich grün – da blühen sogar gelbe Sträucher. Es gibt Schmetterlinge, Libellen und verschiedenste Vögel.

Und natürlich Dromedare. Oft sieht man den Atlantik mit seiner schönen Küste. Die Farben der Bodenschichten variieren stark – von weiß bis dunkelbraun. Es ist nicht langweilig.

Außerdem musste auch noch der Geburtstag von Martin gefeiert werden. Mit Kaffee, Kuchen und Geschenke mitten in der Wüste. Als Zugabe hat Agnès das tausend-Sterne-Hotel gebucht, wie wir es lieben.

Geburtstagskaffee und Sandkuchen mit Kokos bei El Argout

Und das Wetter?Wir haben jeden Tag Sonne en masse. Agnès fährt deshalb mit Gesichtsschutz, Martin mit Strohhut und langem Hemd. Es hat zwischen 25 Grad und 28 Grad und sobald die Sonne untergeht, wird es schlagartig kühl. Nachts hat es dann nur noch ca. 12 – 14 Grad.

Komisch finden wir, dass unser Zelt jeden Morgen patschnass ist – genauso wie die Räder und der Sand. Doch alles trocknet wieder ruckizucki.

Versorgungsmöglichkeiten gibt es für uns genug. Darüber sind wir informiert. Wir hoffen halt, dass die Läden oder Tankstellen noch existieren und nicht geschlossen wurden. Die längste Strecke die wir überbrücken müssen beträgt 160 km.

N1 durch Sanddünen

Mehrmals passieren uns Fahrzeuge der UN, welche durch Westsahara patrouillieren. Sie versuchen darauf zu achten, ob die UN-Resolutionen eingehalten werden.

(siehe Wikipedia: Polisario und Westsahara)

In Bir Gandouz schlafen wir zwei Nächte im Hotel Barbas. Der Innenhof ist grün, wie eine Oase. Palmen und rankenden Blumen spenden Schatten, dazwischen sitzen Tauben und Singvögel.

Hier wechseln wir die Ketten an unseren Rädern nach 2.800 km, bringen unser Wäsche auf Vordermann und schreiben Blog.

Innenhof Hotel Barbas 90 km vor Mauretanien

Wir sind jetzt noch etwa 90 km von der mauretanischen Grenze entfernt. Falls wir das Visum am Grenzübergang erhalten ist unser nächstes Ziel Nouadhibou. Werden wir Weihnachten dort verbringen?

Fotos zu Westsahara:

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