So 21.7.2013 (74 km)
Morgens gehen wir einkaufen und sind erstaunt darüber, dass die Waren hunderte/tausende – was auch immer – kosten. Das kann kein Euroland mehr sein! Wir stellen fest, dass wir unbemerkt, vermutlich über die Feldwege, nach Ungarn eingereist sind.
Die Felder sind riesengroß geworden. Hauptsächlich werden Mais, Mohn, Weizen und Sonnenblumen angebaut. Auch stellen wir fest, dass Lebensmittel nicht mehr genormt sind. Käse gibt es wenig, dafür Wurst in allen Varianten. Hier gibt es noch krumme Salatgurken. Die Straßen sind löchriger und können gut als „Patchwork“ bezeichnet werden. Immer wieder hört man laute Partymusik aus Getränkekiosken. Die, die nicht da sitzen arbeiten hart auf den Feldern – teilweise ist noch richtige Handarbeit angesagt – beim Heu Einfahren beispielsweise.
Unser Ziel ist die Gegend „Szigertköz“ (Schüttinsel). Dort finden wir einen kleinen Campingplatz „Novakpuszta“ und Maria heisst uns willkommen. Es gibt noch ein weiteres Zelt – das wars. Wir campen direkt an einem Donaunebenarm und können die Ruhe genießen und Angelversuche starten. Mogens werden wir mit Vogel“gezwitscher“ geweckt und sehen auch gleich noch einen Eisvogel.
Wir beschließen einen fahrradlosen Tag einzulegen. Urlaub vom Urlaub. Dafür wechseln wir die Ketten an unseren Rädern, die nun insgesamt mehr als 2.500 km auf dem Buckel haben.
16. Tag: 80 km
Weiter geht es nach dem Tag Pause nach Györ. Ein schönes Städtle mit lauter renovierten und schön hergerichteten Häusern. Dafür gab es den Denkmalschutzpreis.
Ab Györ ist der Radweg sehr schlecht beschildert und manchmal bleibt nur die Fahrt aüber die vielbefahrenen Bundesstraße 1. Viele Lastwagen, Löcher an den Fahrbahnseiten und Hitze. Der Tacho kocht bei einer Pause und zeigt ab 45 Grad in der Sonne nur noch Schwärze an….Gut dass wir kurz vor Komarom einen schönen Campingplatz finden, wo wir sofort als wir ankommen zwei kalte Dosen Bier in die Hand gedrückt bekommen.
17. Tag: 88 km
Die Strecke nach Esztergom fahren wir weiter auf der B1 und besuchen dort die Basilika „Mutter aller ungarischen Kirchen“. Nur der Petersdom in Rom und die St. Pauls Kathedrale in London sind größer. Dort ist auch das größte auf Leinwand gemalte Altarbild der Welt.
Nach Esztergom nehmen wir die Fähre auf die linke Donauseite, nach Szob und fahren in schöner Landschaft auf dem Radweg weiter bis zum Campingplatz Yachtclub.
- Tag: 70 km
Wir radeln durch Vac, wechseln mit der Fähre das Donauufer, weiter nach Szentendre mit seinen vielen Touristenläden und kommen nach Budapest. Der Weg auf der linken Donauseite bis Vac war sehr naturbelassen, wie der Campingplatz Romai in Budapest. (45 Min per Rad in das Zentrum).
Im Abendlicht sehen wir das beeindruckende Parlament am Donauufer. Der Blick von Buda Castle – Fischerbastion- über die Stadt ist gigantisch, vor allem kurz vor Sonnenuntergang.
Wir radeln durch gelb gefärbte Lindenblütenwege und gönnen uns ein leckeres Abendessen in Buda.
- und 20. Tag: 112 km
Ein wenig wehmütig verlassen wir das Donautal – gestern haben wir noch darin gebadet – und radeln durch die Vororte von Budapest nach Gödöllö. Weniger Radwege, mehr Verkehr, weniger Moskitos und keine Touristen mehr mit dicken Satteltaschen. Dafür endlose Sonnenblumenfelder und später Berge – schöne Landschaft.
Ab Gyöngyös geht es nur noch hoch und bei Matrafüred streichen wir in der Mittagshitze die Segel und beziehen einen Campingplatz an einem schönen See.
Der Tacho zeigt in der prallen Sonne während der Fahrt 49 Grad an…
- und 22. Tag: 97 km
Wegen der Hitze radeln wir früh weiter. Nach 5 km sind wir am höchsten Punkt des Matragebirges (vergleichbar mit dem Schwarzwald) und ab da geht es rasant bergab. 10 km ohne zu pedalieren! Bis Eger geht es sehr hügelig weiter und was wir trinken schwitzen wir in Sekundenschnelle wieder heraus. Das waren bestimmt 20 Saunagänge.Die Ungarn empfehlen uns die Thermen von Eger und Umgebung – aber ein Eisbad wär uns lieber.
Eger ist Sonntags in der Mittagshittze wie leergefegt obwohl es recht touristisch zugehen soll. Wir wandern durch die Stadt, kühlen uns in der schönen Minoritenkirche und sehen das nördlichste türkische Minarett. Überhaupt wird in jedem Prospekt erwähnt wie die Türken die Städte zerstörten und belagerten. Serben und andere Völker siedelten sich durch die Flucht vor den Türken hier in Ungarn an.
Unser nächstes Ziel, das Bükk-Gebirge ist ein großes Naturreservat mit Quellen, Bächen und aufgrund des Karstgebirges mit sehr klaren Seen. Vom Zeltplatz bei Szilvasvarad aus machen wir eine kleine Radtour entlang des Szalajka Tales mit Forellenseen, Schleierwasserfall und Steinzeithöhle.
Nun sind wir seit drei Wochen unterwegs und sind insgesamt 1.550 km geradelt. Es macht viel Spass und wir fühlen uns nach wie vor fit. Wir haben aber auch beste Voraussetzungen was das Wetter anbelangt – manchmal ist es fast zu heiß, aber besser so. An unseren Ruhetagen ist immer eine Radwäsche und Kettenölen angesagt.
23. Tag:
Nach unserem letzten Eintrag hat es tatsächlich morgens etwas geregnet und sich abgekühlt. Wir können bei 20 Grad über das Bükk Gebirge radeln, wobei es hauptsächlich durch Wald geht.
Es ist sehr ruhig und ab und zu finden wir eine Quelle. Da treibt sich auch mal eine große Schlange (vermutlich ausgewachsene Ringelnatter) herum. Dafür ist Lillafüred mit seinem Palast Hotel und Hamor See ziemlich touristisch. Entlang des Baches geht es weiter bis Miskolc, der drittgrößen Stadt Ungarns. Der hohe Arbeitslosenanteil in der Stadt zeigt sich auch an den verfallenen Plattenbauten/Häusern.
Wir steuern das Touristenbüro an und werden zu einer leckeren Limo eingeladen. Danach zieht ein heftiges Unwetter herauf und wir flüchten uns in einen Decathlon Laden wo wir 2 Stunden lang bummeln. Danach geht es trocken weiter bis wir unseren Zeltplatz an einem wunderschönen See finden. Ein Fläschchen Eger Stierblut (Egri Bukaver) darf da nicht fehlen.
Die nächsten Tage radeln wir entlang der slowakischen Grenze durch sehr kleine Dörfer. Auffallend ist der Kontrast zwischen schönen blumengeschmückten Häusern und heruntergekommenen fensterlosen Hütten in denen offensichtlich eine ethische Minderheit wohnt. Dafür gibt es in jedem Dorf ein gigantisches Monument, sprich Kriegsdenkmal.
Auch fallen die vielen bewohnten Storchennester auf. In einem Dorf zählen wir allein an der Hauptstraße 11 Nester. Trotz Weinanbau scheint hier die Natur noch in Ordnung zu sein. Und der Wein – vor allem Weißwein aus der Gegend um Tokaj – mundet uns gut. Ein Ungar hat uns morgens eine Literflasche geschenkt und damit sie nicht zu warm wurde, mussten wir um 10 Uhr die ersten Schlucke nehmen…
Auf jeden Fall hat uns die Reise durch Ungarn sehr gut gefallen. Vor allem die kleinen Landstraßen durch die kleinen Dörfer, in denen man auch am Straßenrand jederzeit Wasser aus den blauen Hydranten holen kann.
unsere Fotos zu Ungarn: