Indien 2014

Indien – incredible India

2 Wochen in Delhi und Uttarakhand:

Indien Norden

Wir landen mitten in der Nacht, nach nur dreieinhalb Stunden Flug, am 14. Januar 2014 in Delhi und kommen in eine völlig andere Welt. Unser Taxi fährt duch verlassene Märkte, die Straßen sind mit Müll bedeckt. Kurz darauf stoppen wir an unserem Hotel in Main Bazar und beziehen ein Luxuszimmer, mit integriertem Aquarium, da andere Zimmer erst tags darauf frei werden. In Delhi haben wir T-Shirt-Wetter, so dass wir selbst das Frühstück auf den Dachterassen im Freien genießen können. Unter uns pulsiert das Leben in den Straßen, Gassen und Plätzen: Fahrrad – und Motorradrikshas, alte Ambassadortaxis, dazwischen Kühe und Hunde, schwer beladene Ochsenkarren, allerlei fahrbare Marktstände mit Obst und Gemüse, Gebäck oder integrierter Küche. Die 17 Millionen Stadt liegt im Dunst und wir können nicht sagen, ob es das Wetter oder Smog ist, wahrscheinlich beides.

Delhi Main Bazar

Wir besuchen gleich am ersten Tag den berühmten Lotus Tempel (Baha’i House), reihen uns in die 100 Meter lange Warteschlange ein und staunen über die Vielfalt der bunt angezogenen Inderinnen – Saris in allen Formen und Farben. Der Lotus Tempel wurde 1986 eröffnet und steht allen Religionsgemeinschaften zum Gebet oder zur Andacht offen. Mittlerweile gibt es in den verschiedenen Erdteilen 7 solcher Andachtshäuser, eines befindet sich in Frankfurt a.M.
Ein Zitat aus dem Prospekt, das uns gut gefällt: „es rühme sich nicht, wer sein Vaterland liebt, sondern wer die ganze Welt liebt. Die Erde ist nur ein Land und alle Menschen sind seine Bürger.“

Delhi beim Lotus Tempel

Eigentlich wollten wir, der Wärme wegen, mit dem Zug zuerst nach Agra fahren. Wir hatten auch schon eine grobe Gesamtroute mit den wichtigsten Sehenswürdigkeiten ausgearbeitet und uns etwas eingelesen. Aber es kam anders!
Da die Züge für die nächsten Tage ausgebucht waren, entscheiden wir uns mit dem Bus weiter zu reisen. Nur einer der vier großen Busbahnhöfe in Delhi ist für Agra zuständig und das Personal in unserem Hotel ist nicht fähig uns den richtigen Busbahnhof zu nennen. So entscheiden wir uns, den uns am nächst gelegenen Busbahnhof mit der Metro anzusteuern, stellen dann jedoch recht schnell fest, dass von dort kein Bus nach Agra fährt. Der Busbahnhof mit den Bussen nach Agra befindet sich kilometerweit entfernt in einem anderen Stadtteil von Delhi. Doch hier werden wir mit dem für uns magischen Wort „Bus to Rishikesh“ begrüßt. Wir schauen uns an – nach Rishikesh wollten wir schon lange – und haben ein neues Reiseziel. Warum nicht? Rishikesh, die heilige Stadt am Ganges vor dem Himalaya, die Stadt der Yogis und Ashrams. Und der Bus fährt sofort los.

Die Busfahrt für 230 km dauert nur 7 Stunden (!), doch wir kommen irgendwann an. Die nächsten Tage entdecken wir Rishikesh und sind fasziniert. Der Ganges, hier noch ziemlich sauber, teilt die Stadt und über Hängebrücken gelangt man (und Kuh) an das andere Ufer.

Rishikesh, Luxman Jhulla

Es gibt unzählige Hotels, Guesthouses, Yogaschulen, Ayurveda Zentren, Cafès und Läden. Doch da gerade Nebensaison ist, sieht man nicht viele Touristenfreaks und die Preise sind gut verhandelbar. Ab März bis Oktober soll dies anders sein, erzählt uns ein Inder, die Hotels wären voll und würden das vierfache kosten.

Neben Yoga und Meditation hat sich hier ein weiterer Zweig etabliert. Das Geschäft mit dem Abenteuer. So gibt es neben der besinnlichen Sparte des Yoga ebenso unzählige Agenturen, die Abenteuerrafting, Kajaking, Bungeejumping, Trekking und Camping anbieten. Hunderte Jeeps, die der Beförderung der Ausrüstungen dienen, stehen zur Zeit ungenutzt am Straßenrand.

Wir tauchen in den indischen Alltag ein. Einfach unglaublich für uns und es ist schwer zu beschreiben.

Rishikesh beim Ganges

So stoßen wir an den Ghats (Treppen am Gangesufer) gleich am ersten Tag auf Totenverbrennungen am Ganges, die hier durch die „Unberührbaren“ durchgeführt werden. Gleich gegenüber, nur durch einen schmalen Weg getrennt, befindet sich ein Rummelplatz mit rostigem Riesenrad und anderen Attraktionen – lachende jauchzende Kinder. Der Rauch der Totenfeuer liegt über dem Platz.
Wenige Meter flussaufwärts, reinigen sich Gruppen von bunt angezogenen Frauen im Ganges, etwas abseits die Männer oder Mönche. Flussabwärts trinken mehrere Inder das heilige Wasser direkt aus dem Fluss oder füllen es in Plastikkanister ab.

Abends, zur Zeit des Sonnenuntergangs, finden an den Ghats täglich Feuerzeremonien – Aratis – statt. Musik, Gesang und Glockengeläut, geschwenkte Leuchter mit brennendem Ghee und betende indische Familien und in orange gekleidete Sadhus.
Jeder der mitmachen will kann dies tun, oder einfach auch nur dabei stehen.

Rishikesh, beim Triveni Ghat

Hier werden auch mit Blumen gefüllte Bananenblattschiffchen verkauft, die man mit Kerze und Räucherstäbchen versehen, bei Nacht, mit welchen Wünschen auch immer, auf die Reise den Ganges hinunter, schicken kann.
Auch wir lassen ein leuchtendes Schiffchen in der Dunkelheit schwimmen.

Irgendwie sind wir von den tausenden Eindrücken etwas verpeilt und landen danach statt auf der Hauptstraße im Slumgebiet, einem besiedelten Flussseitenarm des Ganges, wo die Unberührbaren unter Blechdächern und zwischen Kartonwänden leben. Doch es gibt abgezweigten Strom und der schmale Weg zwischen den Unterkünften ist spärlich beleuchtet und sauber. Kinder spielen hier im Dämmerlicht und begrüßen uns. Uns wird geholfen und wir gelangen bald wieder auf die „normale“ Straße.

Im Kontrastprogramm, beim Apfelstrudel aus der deutschen Bäckerei oder bei Nutellapfannkuchen mit Technomusik, im Cafe Little Buddha, wird man wieder in die „normale „Realität zurück geholt. Ach ja, die Beatles waren in den 60er Jahren auch schon hier, haben in einem Ashram gelebt, für das Weiße Album getextet und sonstigen Unsinn gemacht. Selbst hierfür ist noch ein Markt vorhanden.

Wir besichtigen auch den einen und anderen Tempel, doch merken wir schnell, dass alles darauf ausgelegt ist eine Spende von uns zu bekommen. Auch die Sadhus, die überall anzutreffen sind, sind gegenüber Spenden nicht abgeneigt, obwohl sie doch von der Bevölkerung mit Essen versorgt werden. Man spürt sofort, dass hier der Tourismus seit langem eine große Rolle spielt und einem die Inder anders begegnen als an Orten die wir vor 2 Jahren kennengelernt haben.

Wir entscheiden uns doch für die Berge, da der Wetterbericht Gutes zeigt. Also fahren wir nach Osten, nach Karanprayag, den Ganges entlang, 170 km (7 Stunden Fahrtzeit!), in tollster Berglandschaft. Die Straße windet sich in atemberaubender Höhe die bewaldeten Hängen hoch und hinunter und doch hat man freien Blick auf den blau schimmernden Fluss mit seinen weißen Sandstränden.

Fahrt nach Karanprayag

Teilweise ist jedoch der Begriff „Straße“ nicht so richtig was die Breite und den Belag anbelangt. Oft fehlen ein paar Meter Straße und sie wird plötzlich einspurig oder halbspurig, in Deutschland würde man es als eine Mountainbikestrecke ausschildern. Na ja, es wird viel repariert und den Erdrutschen entgegengewirkt – immerhin war die Straße nur 5 Mal kurzzeitig für den Verkehr gesperrt, da sie frei gebaggert wurde. Es war schon ein Abenteuer diese Fahrt, wir werden den zertrümmerten LKw, der zur falschen Zeit am falschen Ort war, oder den im Tal liegenden Lkw, nicht vergessen.Unser Fahrer hat seine Hupe in gutem Dauergriff und so enden wir nicht wie zwei Busse, die verlassen und eingedellt am Straßenrand stehen.

Fahrt nach Karanprayag

Wir sehen die ersten Schneeberge des Himalaya und kommen kurz vor der Dämmerung in Karanprayag an. Hier gibt es keinen Tourismus und die Preise sind ein vielfaches geringer als in Rishikesh.

Vom ersten Tag an genießen wir die indische überwiegend vegetarische Küche. Ganz anders als in den „…Stan-Ländern“, wo Fleisch, je fetter desto besser, die Hauptrolle gespielt hatte. Das Essen ist so supergut gewürzt, so dass man süchtig wird.

Wir verbringen fast 2 Wochen im Norden und fahren die Runde Rishikesh – Karanprayag – Kausani – Almora – Ranikhet – Nainital und zurück nach Delhi.

Schön ist der Besuch eines Shiva-Felsentempels bei Kausani mitten im Wald. Wir wandern 20 km durch tolle Reisterrassen und kleine Dörfer,

Kausani Rudradhani Mahadev Tempel

später durch Pinienwälder. Hier entdecken wir, dass nahezu jeder Baum auf einer Seite tief eingeritzt wurde, auf der gegenüberliegenden Seite jedoch verkohlt ist. Diese Technik wird verwendet, um dem Baum Harz zu entziehen, welches in einem Gefäß unterhalb der eingeritzten Kerben aufgefangen wird.

Von Kausani aus, vom Balkon unseres Hotels, haben wir einen Blick auf die schneebedeckten Berge des Himalaya auf eine Länge von 337 km – absolutes Panorama! Der wohl berühmteste Berg und auch der  zweithöchste Berg Indiens ist Nanda Devi mit 7.816 m.

Kausani Himalaya

Allerdings wohnen wir auf über 1.800 m Höhe und es ist ziemlich frisch hier oben. Selbst in unserem Zimmer sehen wir unseren Atem. Eine Heizung gibt es nicht und warmes Wasser bringt einem der Service in einem 10 Liter Eimer auf Wunsch. Dieses wird zuvor auf einem Holzfeuer warm gemacht. Auch in den Restaurants ist es eiskalt, da oft keine Türen oder Fenster vorhanden  sind – man sitzt eigentlich fast im Freien.

Skuril sind auch die vielen Feuer an den Straßenrändern mitten in den Städten, die die Inder abends machen um sich dort zu erwärmen. Viele tragen trotz der Kälte nur ihre Flipflops.

Die Busfahrt von Almora nach Ranikhet sollte man sich bei guter Sicht nicht entgehen lassen. Fantastisches Himalaya-Panorama!

Weg nach Kausani

Nachdem wir 2 Nächte in Nainital (auf ca. 2.000 m), am dortigen See waren, einem beliebten Ferienort der indischen Mittelschicht, beschließen wir mit dem Zug zurück ins wärmere Delhi zu fahren. Gleich an der zweiten Haltestelle steigt eine indische Großfamilie ein, die sich, wie sich herausstellt, auf dem Heimweg von einer Hochzeit befindet. Neben uns setzt sich eine 17-jährige Inderin die gut Englisch spricht und die 6 stündige Fahrt vergeht wie im Flug.
Im Gegensatz, beispielsweise zum  Iran, ist der Kontakt mit den Einheimischen spärlich, da sie einerseits sehr reserviert auf uns wirken und andererseits Sprachbarrieren bestehen, die sich hier irgendwie nicht so leicht überwinden lassen.
Szene „auf der Suche nach einem Hotelzimmer“ in Almora:
Martin betritt die Rezeption: „Free room?“
Der Inder wackelt mit dem Kopf. (alle Inder wackeln gerne in der Form des mathematischen Zeichens für Unendlich mit dem Kopf)
Martin überlegt ‚hm, meint er ja oder nein?‘
Martin weiter: „how much is it?“
Der Inder steht auf, verlässt die Rezeption, überquert die Straße, geht in den gegenüberliegenden Laden.
Er kommt stolz mit einer Schachtel Streichhölzer (matches!!) zurück, die er Martin in die Hand drückt.

unsere Fotos zu — 2 Wochen in Delhi und Uttarakhand:

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6 Wochen in Goa und Karnataka:

Da wir in die Natur und Wärme wollen, entscheiden wir uns statt nach Rajastan nach Goa zu fliegen.

Goa Benaulim

Da erwartet uns ein anderes Indien: grüne Palmen, weisse Strände, katholische Kirchen, internationale Küche und Touristen… Schon beim Verlassen des Flugzeugs spüren wir die warme Sonne: 34 Grad tagsüber, 20 Grad nachts! Wir lernen gleich ein belgisches Paar kennen, mit denen wir uns ein Taxi teilen. Wir stellen sehr bald fest, dass viele europäische Rentner den Winter hier verbringen. Sie mieten sich ein Haus und bleiben bis zu 6 Monate. Sie tragen die typische bunte Kleidung, die es in jede Ecke für Touristen zu kaufen gibt und düsen auf gemieteten Scootern oder Motorädern über die kleinen Sträßen. Oftmals sind Sie vor 40 Jahren schon da gewesen. Wir heben das Durchschnittsalter gewaltig an und hören immer wieder „ihr in eurem Alter…ihr seid sooo jung…“. Doch, seit 2 Jahren, gibt es auch viele jüngere Russen, die kein Englisch sprechen. Für sie werden Schilder in Russisch aufgestellt, die Speisekarte übersetzt und viele Ladenbesitzer lernen Russisch um überhaupt Geschäfte machen zu können. Die großen Gewinner sind sicherlich die Alkoholshops, in denen die Russen für ein paar Ruppies literweise harten Alkohol kaufen können. Uns schmeckt das Kingfischer-Bier zu Sonnenuntergang am Strand, bei schöner Oldie Musik aus den 70er Jahren!

Goa Blue Corner

Wir genießen eine Woche lang die internationale Küche, die es im Überfluss gibt, baden jeden Tag im warmen Arabischen Meer, staunen über die gewaltigen Sonnenuntergänge. Was für eine Erholung!

Goa Benaulim

Gleich hinter dem 10 km langen Strand gibt es tollste Fauna und Flora: Streifenhörnchen, bunte Eisvögel, süße kleine grüne Vögel, majestische Seeadler, knallig grüne Reisfelder und riesige Banyanbäume in jeder Ecke.

Goa Varca

Die Leute sind hier ganz anders da sie Touristen gewöhnt sind, aber auch weil sie teilweise eine andere Kultur haben. Sie sind meist Christen und stammen zum Teil von ehemaligen afrikanischen Sklaven ab. Manche Frauen tragen bunte knielange Kleider statt Saries. Sie sprechen Englisch (auch wenn es manchmal sehr Indisch klingt), sind nicht Kontaktscheu und erzählen uns über ihr Leben. z.B. Der Student aus Orissa (Ost Indien), der 6 Monate hier in einem Restaurant arbeitet. Jeden Tag von 7 bis 24 Uhr für 3000 Ruppies im Monat (35 Euro), um sein Studium zu finanzieren. Der CD/DVD Strandverkäufer, der sich verschuldet hat und seitdem kein Business mehr macht. Vor 2 Jahren, erzählt er uns, hatte er oft 10 – 20 CDs a 100 Rs am Tag verkauft, jetzt nur noch 2-3. Da die älteren Europäer schon alles hätten und die Russen weder an CDs interessiert wären, noch an der bunten Touristenbekleidung oder dem typischen indischen Schmuck würde das Geschäft erstmals nicht so gut laufen.

An unserem letzten Tag in Goa sind wir zur Kommunion der Guest House Tochter eingeladen. Ein großes, bunt geschmücktes Pavillion wurde tags zuvor aufgestellt, ein Party-Service bedient die Gäste. Das leckere Buffet wird nach dem Gottesdienst eröffnet. Spirituelle Lieder werden in Englisch und in einem Dialekt gesungen. Die Tochter des Hauses bekommt von jedem nächsten Familienmitglied ein Stück Torte in den Mund geschoben. Es wird viel gegessen aber wenig geredet.

unsere Fotos zu — 1 Woche in Goa:

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Karnataka:

Der Bus bringt uns durch Goa mit seinen vielen Palmen über die Westghats nach Karnataka. Wir wollen uns hier ein paar berühmte Tempelstädte anschauen. Badami mit seinen berühmten Tempelhöhlen im roten Fels ist unser erstes Ziel. Die kleine Stadt erweist sich als sehr laut und schmutzig, aber die Umgebung ist wunderschön. Hier machen wir einige schöne Spaziergänge , oben auf den roten Hügeln, und genießen das sagenhafte Panorama.
Die Höhlentempel befinden sich in einer ansteigenden LInie mitten im Berg und sie sind wunderschön mit Säulen und in Stein gemeiselte heilige Skulpturen verziert. Alles wurde im 6. Jahrhundert direkt aus dem Fels gemeiselt und nicht nachträglich eingebaut.

Badami Caves

 20 km weiter befindet sich die ehemalige Köngisstadt Pattadakal, Weltkulturerbe, mit verschiedenen Tempelstilen zwischen dem 3. und 8. Jahrhundert. Eine schön gepflegte Anlage mit viel Grün und frechen Affen.

Benaulim Pattadakal Panorama

3 Tage später fahren wir nach Hampi, einem Höhepunkt unserer Indienreise. Hampi, heute ein kleines Dorf hatte im 16. Jahrhundert nahezu 500.000 Einwohner. Hier befand sich das religiöse und weltliche Zentrum der Königsstadt Vijayanagar. Damals befand sich hier der Umschlagplatz für Gewürze, die aus dem Süden kamen und für Baumwolle aus Südost, was zum Wohlstand der Einwohner erheblich beitrug. Vijayanagar war eines der größten Reiche in der Geschichte Indiens und noch heute können auf eine Fläche von 33 qkm Tempel besichtigt werden.
Deshalb leihen wir uns drei Mal Räder und machen uns auf gewohntem Terrain auf Besichtigungstour. Die Natur ist gigantisch – man könnte meinen, dass Riesen hier ihre Kieselsteine und Felsen abgeladen haben – riesige Steinhaufen zu Bergen  hochgetürmt, soweit der Blick reicht. Dazwischen der Fluss mit grünen Palmen – und Bananenhainen, oben auf den Bergen ab und zu ein kleiner Tempel.
Wir stoßen erstmals wieder auf viele Touristen und bunte Souvenirläden. Doch es ist sehr angenehm hier und man hat schnell schöne Kontakte. Die Restaurants sind gut, haben meist WiFi und Namen wie „funky monkey“ „chill out“ oder „golden garden“. Klingt doch gut, oder?
Die Touristen tragen T-Shirts mit Aufschriften „don’t worry be Hampi“ und diesem Motto können wir uns supergut anschließen, weshalb wir auch gleich über eine Woche hier verbringen.

Hampi

Die indische Geschichte mit dem Wunderpaket – oder weshalb wir solange in Hampi blieben:
Heute wollen wir ein Paket nach good old Germany schicken. Ein Karton ist schnell aufgetrieben, die Geschenke verstaut und alles ordentlich mit Klebeband zugeschnürt. Ab zur Post. Es ist 10.30 Uhr.
Dort schauen zwei indische Postlerinnen unser Paket entsetzt an. Der Karton muss weiß sein, aha, Papier muss darum gewickelt werden. Dafür sei ein Shop zuständig, der sich eine Ecke weiter befindet.
Der Shop ist schnell gefunden, der Händler nimmt uns das Paket ab, meint wir sollen warten und als wir uns setzen, verlässt er den Laden und düst mit seinem Moped davon. Er ruft noch etwas von „seine Frau holen“, das wars. Wir warten einige Zeit, beobachten einen Affen, der dem Ladenbesitzer in der Zwischenzeit eine Flasche Fanta klaut und denken letztendlich, dass wir uns in einer Art „Abzockegefahr“ befinden. Gut, wir nehmen unser Paket, verlassen den Shop und wollen das Verpacken selbst in die Hand nehmen. Im Dorf schenkt uns ein anderer Shopbesitzer eine weiße Plastikfolie und eine Schnur und wir verstauen den Karton schön säuberlich in Folie, kleben und schnüren ihn zu. Ab zur Post. Es ist 11.45 Uhr.
Die indischen Postlerinnen schütteln mit dem Kopf als sie das Paket sehen. Bedeutet das nun ja oder nein? Sie wollen wissen wer die Verpackung gemacht hat – ok das bedeutet wohl nein. Sie erklären uns, dass die äußerste Hülle des Pakets aus weißem Baumwollstoff sein muss und genäht sein muss. Wir vermuten eine Geschäftemacherei zur Abzocke von Touristen und steigen eine Nuance lauter in die Diskussion ein, zumal andere Pakete die wir sehen auch eine Plastikverpackung haben.
Uns wird nun erklärt, dass Plastikhüllenverpackungen nur innerhalb von Indien zugelassen seien und man für Deutschland eine genähte Baumwollhülle brauchen würde. Die Diskussion geht weiter, (der Shopbesitzer der mit uns kein Geschäft machte ist mittlerweile auch wieder aufgetaucht ), es wird lauter, aber es ist nichts zu machen. Sie kapieren nicht, dass der deutsche Postler keine Baumwollhülle braucht. Wir ziehen wieder ab, das Paket unter dem Arm. Aber wir wollen nicht aufgeben!
Wir sind im Besitz einer alten Stoffumhängetasche, die uns vor kurzem auch noch ein Affe eingerissen hat.
Agnès hat die zündende Idee. Die Stofftasche wird von ihr um das Paket herumgenäht, gemütlich auf einer Dachterrasse bei einem die Gemüter kühlenden Getränk. Ab zur Post. Es ist 13.15 Uhr.
Die indischen Postlerinnen staunen über das Paket, schütteln den Kopf – ha diesmal bedeutet es JA! Sie nehmen das Paket in Empfang. Ab da ist es ganz einfach. Zollerklärung ausfüllen, das Baumwolltuch mit Adresse beschriften und einen Ausdruck über den Sendungsverlauf (ja sogar das soll es hier geben) entgegennehmen — und das alles in nur 45 Minuten. Wir verlassen die Post es ist 14.00 Uhr.

Hampi Paket

unsere Fotos zu — 1 Woche Tempelstädte:

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Gokarna – Om beach:
Mit Zug und Bus reisen wir günstig weiter nach Gokarna. Kurz vor Gokarna wird unser Bus, wegen eines Wahlkampfes, über eine kleine Straße umgeleitet. Der Fahrer hat seine Schwierigkeiten nun mit dem Gegenverkehr klar zu kommen. Die Straße ist nur einspurig. Schade, dass uns dann auch noch andere Busse entgegen kommen. Es wird viel manövriert und irgendwann steckt unser Bus an einer Straßenlaterne fest und kann weder vor- noch rückwärts fahren ohne den Mast zu kappen. Nach einigen Versuchen den Bus frei zubekommen, versagt auch noch die Batterie und die Fahrgäste fangen an den Reisebus zu schieben. Zeit für uns, uns zu Fuß auf den weiteren Weg nach Gokarna zu machen. Incredible India!
In der Dunkelheit kommen wir in Gokarna an, doch ein netter Autofahrer nimmt uns die nächsten 6 Kilometer mit bis zum Strand namens Om beach, leuchtet uns netterweise den Weg den Strand entlang, bis wir eine gute Bleibe finden. Hier im Cafe Om Shanti, einer kleinen Anlage mit Bambushütten und super Restaurant, fühlen wir uns wie „Gott in Frankreich“ und haben Probleme uns nach über 2 Wochen wieder auf die Weiterreise zu begeben.

Gokarna beim Om Beach

Die täglichen Bäder im Meer, Spaziergänge zu anderen Buchten – Halfmoon beach, Paradise beach, Kuddle beach und nach Gokarna- an der schönen Küste entlang, die nächtlichen Lagerfeuer am Strand mit Gitarre und Djemben, die schönen Kontakte mit den Indern und anderen Reisenden taten uns sehr gut.

Wie könnte man den Om beach am Besten beschreiben? Es gibt keine Betonhäuser, keine Liegestühle – sehr schön! dafür ca. 15 kleine Cafes mit Palmendächer und Kokoshuts, oft mit „Indian-Shower“ – man schöpft sich Wasser direkt aus einem Eimer über den Kopf. Dieses Wasser wurde in unserem Cafe täglich von fleißigen Indern in 30 l Kanistern, auf dem Kopf balancierend, geliefert. Am sauberen Sandstrand tummeln sich neben uns etliche Kühe, faule Hunde und freche Krähen. Die Krähen scheuen sich nicht mal einen Tisch mit Essen zu attackieren, die Kühe essen die Ananas- und Bananenreste am Strand. Den Dreck den die Tiere machen räumen die Inder weg. Dafür wurde vor Jahren eine Strandmüllabfuhr eingerichtet. Überhaupt hat sich hier seit 20 Jahren nichts verändert, da eine Gemeinschaft der Cafebesitzer streng darüber wacht.
Es herrscht eine super Atmosphäre, man sitzt locker zusammen und es bilden sich schnell internationale Gemeinschaften, ein guter Austausch. Hinter den cafes liegen sanfte grüne Hügel, bewachsen mit Palmen und dicht stehenden exotischen Bäumen. Die Bucht hat tatsächlich die Form eines Om-Zeichens.

Abends genießen wir die schönen Sonnenuntergänge. Keiner gleicht dem anderen.

Jeden Tag wird es ein wenig wärmer und bei unserer Abreise haben wir mittags lockere 30 Grad im Schatten. Hier zu überwintern ist ein Traum, zumal es in Bishkek teilweise nachts bis zu minus 25 Grad hatte. Hier entsteht auch unsere Idee über Nepal zurückzureisen und ein günstiger Flug nach Kathmandu, der nur ca. eineinhalb Stunden dauert, ist schnell gebucht.

Wir legen einen Stopp in Goa/Benaulim ein. Am 4.3. auf dem Weg zum Frühstück, werden wir von einem erwachsenen Inder mit einer Wasserflasche nass gespritzt. „Karneval!!“ ruft er. Nun wissen wir es auch. Es ist Faschingsdienstag und die Inder sind außer Rand und Band. Noch wissen wir nicht, dass wir an diesem Tag drei Mal unfreiwillig geduscht werden!
Es wird mit bunten Farben und Wasser gespritzt, Musik dröhnt durch das Dorf, man hört Pink Floyd, Reggae und Techno gleichzeitig. Abends werden gigantische Wagen mit bunten Pappmascheefiguren (Riesenameisen, Kakerlaken, Käfer, Drachen) durch das Dorf gezogen. Am Strand ist Partystimmung und es wird getanzt.

Unsere Büchertipps für Indien:
– Rohinton Mistry, Das Gleichgewicht der Welt
– Jhumpa Lahiri, The Namesake (englisch)
– Geo Epoche Nr.41 Indien 1450-1948

unsere Fotos zu — 2 Wochen in Gokarna:

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