Iran 2013

Iran – Welcome

An der iranischen Grenze werden wir von zwei jungen Polizisten nett empfangen und sie machen Spässchen mit uns. Sie winken uns durch und es geht zur Passkontrolle. Für Martin verläuft diese voll easy (da Deutscher) und für die drei Franzosen ist ein „wenig“ Aufwand angesagt. Sie müssen ihr Fingerabdrücke mal wieder abgeben und werden befragt. Aber alles läuft sehr höflich ab – keinerlei Schikane.
Wir stellen schnell fest, dass wir overdressed sind, denn die Polizisten stecken barfuß in ihren Plastiksandalen und die iranischen Frauen verstecken nicht alle Haarsträhnen unter ihren Kopftüchern.
Wir bekommen ohne Probleme unsere Einreisestempel. Danach geht es zum Zoll, wo die Franzosen nach mitgeführten Sachen befragt werden. Als Deutscher wird man durchgewunken und herzlich begrüßt. (haben wir dies Angela Merkel zu verdanken?? oder eher Benz und BMW??) Eine Nachschau im Gepäck findet nicht statt und man muss auch nichts deklarieren.
Gleich nach der Grenze geht es wieder in die Berge. Hört das denn nicht auf??

Iran nach der Grenze

Uns fällt auf, dass die Straßen viel besser sind und die Iraner uns mit „Welcome“ Rufen aus den Autos heraus begrüßen.
Auch fahren viele Mopeds mit ganzen Familien darauf herum. Der erste Eindruck ist sehr freundlich.

Die Dörfer sind hier völlig anders. Schöne Lehmhäuser mit Innenhöfen zieren die grünen Gärten. Glücklicherweise ist die Landschaft kaum vermüllt und in den Dörfern gibt es Abfallbehälter, was in den früheren russischen Ländern kaum der Fall war.

Von den kahlen Bergen aus sehen wir in grüne Oasen hinab und wir steuern eine kleine Oase an, wo wir sofort von einem jungen Iraner, einem Studenten der Englisch spricht, eingeladen werden. Er zeigt uns die Obstgärten (Granatäpfel, Melonen, Tomaten usw.) seiner Familie und wir nehmen einige Kostproben. Danach geht es in seinen Innenhof, wo wir später mit leckerem Essen und Tee versorgt werden und wo wir unter freiem Himmel schlafen können.

Iran Pahnavar bei Berus

Nach einem üppigen Frühstück mit Honig, Butter und Broten geht es weiter über einen Pass in Richtung Tabriz. Die Landschaft ist großartig und versetzt uns immer wieder in Staunen. Unterwegs filmen uns die Iraner aus ihren Autos heraus, hupen uns an oder rufen wieder mal „welcome“.  Einer reicht uns während der Fahrt Kichererbsenbrot aus seinem Auto. Da es Freitag ist, sind alle unterwegs zum Picknick in die Berge.

Wenn wir in einem Dorf anhalten, kommen sofort Leute um sich mit uns zu unterhalten oder vielleicht auch nur weil sie neugierig sind. So kommt es, dass wir in Varzgan – als wir nach dem Weg fragen – von einem Duzend Leuten umringt sind und
dadurch die Aufmerksamkeit eines Zivilpolizisten auf uns ziehen. Er schickt die Leute weg und wir werden einer Passkontrolle unterzogen und befragt wo wir übernachten wollen. Als die Prozedur vorbei ist, radeln wir in der Dämmerung weiter. Doch die
Nacht bricht schnell herein und wir haben das Problem einen Zeltplatz zu finden. Kurz nach Varzgan biegen wir in die „Pampa“ ab, wo wir denken einen guten Platz finden zu können. Wir wollen gerade unsere Zelte aufbauen, als ein Polizeiwagen mit
Blaulicht zu uns fährt. Mist – wir wurden observiert. Es stellt sich heraus, dass der Zivilpolizist von vorher im Wagen sitzt und noch ein weiterer. Nochmals werden unsere Pässe kontrolliert. Dann wird uns gesagt, dass wir dem Wagen folgen sollen um in der Stadt im „Park de Police“ unsere Zelte aufzubauen. Wir haben keine Wahl und folgen dem Polizeiwagen in der Nacht zurück in die Stadt. Dort wird uns ein Park, mit Fitnessgeräten und Spielplatz, hinter einer Polizeikaserne zugeteilt. Wir sind uns nicht so ganz einig darüber, ob man uns zu unserem Schutz in die Stadt zurückgebracht hat oder damit man uns besser unter Kontrolle hat.
Jedoch stellen wir bald fest, dass es normal ist in den Parks der Städte zu zelten und zu picknicken.

Im Gebiet um Varzgan sind sehr viele Häuser durch ein starkes Erdbeben 2012 zerstört worden. Überall sind noch Bauarbeiten deshalb im Gange. An den Straßen liegen Berge von neuen und kaputten Ziegelsteinen. Wenige Leute wohnen noch in Containern oder Zelten.

Kurz vor Tabriz haben wir keine Lust mehr auf dem 2-spurigen Highway und winken einen der vielen Pickups zu. Sofort hält der nette Fahrer und nimmt uns die letzten Kilometer mit, bis in das Zentrum von Tabriz. Dort zelten wir wie die Iraner auch im
Park und haben einen eigenen Pavillon. Es gibt Trinkwasser und Toiletten. Sofort haben wir auch Kontakt zu iranischen Familien, die uns mit allerlei Leckereien verwöhnen.

Iran Tabris Shams Park mit Mina

Auch unterwegs werden wir zu vielen Teerunden mit Gebäck eingeladen, oder wir werden mit Obst beschenkt.

In Tabriz besuchen wir den berühmten und einmaligen Bazar und gehen, da Agnès Geburtstag hat auch traditionell Essen. Es gibt das persische Essen „Abgusht„.

Iran Tabris Bazar Abguscht

Da das Land sehr groß ist müssen wir auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen, um einige interessante Städte anschauen zu können. Deswegen nehmen wir den Nachtzug von Tabriz nach Teheran. Hier führen wir wieder viele Gespräche aber können uns doch gut erholen. Unsere Räder, die im Gepäckwagen mitreisen, kommen auch gut an.

Teheran die 8 Millionen Stadt entpuppt sich für uns als sehr angenehm. Sie ist erstaunlich sauber und die Metro ist super in Schuss. Wir bummeln durch den großen Bazar und gehen freitags in den Saad-Abad Garten mit den ehemaligen Reza Shah Palästen und Museen. Unglaublich wie prunkvoll der Shah hier in dem 110 Hektar großen Gelände residierte.In einem Museum in diesem Komplex wird über die Weltreise der Omidvar Brüder berichtet, die von 1954 bis 1965, zuerst mit
Motorrädern und dann im 2CV, mit ursprünglich 90 Dollar in der Tasche die Welt umrundeten. Eine faszinierende Ausstellung mit tollen Originalfotos und Mitbringseln der Brüder.

Iran Teheran gruener Palast

Von Teheran aus wollen wir in den Süden mit dem Reisebus. Unsere Räder lassen wir bei einem netten iranischen Radbegeisterten. Das Reisen mit dem Bus ist hier extrem billig und komfortabel.

Fotos aus dem Iran – Täbris und Teheran – vor unseren Busfahrten:

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Isfahan – Perle im Orient:
Die Fahrt nach Isfahan dauerte im VIP Mercedes Bus 6 Stunden und kostete für die 450 km pro Person 3,70 Euro inclusive Tee und Gebäckpaket. Isfahan ist eine moderne Studentenstadt mit viel Grün.

Abbasi Karawanserei – Hotel

Die Stadtmitte zieren schöne Alleen mit massiven Bäumen in Viererreihen, in denen man prima Eis essen kann. Alte Moscheen und große Plätze mit Wasserspielen faszinieren uns. Leider ist der „Ewige Fluss“ ,über den sich die 33 Bögenbrücke spannt, ausgetrocknet. Gleich nachdem wir in Isfahan ankommen lernen wir einen 25-jährigen Studenten kennen, der uns die Stadt zeigt. Wir halten uns kurz, denn die Fotos sprechen für sich.
Wir zelten außerhalb der Stadt im Fadak Park, zusammen mit vielen Iranern. Nach zwei Tagen geht es weiter nach Yazd.

Fotos zu Isfahan:

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Yazd – Tausend und eine Nacht:
Nach 4 Stunden Fahrt steigen wir aus dem klimatisierten Bus und stoßen gegen eine Wand aus Hitze. Yazd die Wüstenstadt! Im Stadtzentrum finden wir das historische Hotel „Oasis“ und wir dürfen unser Zelt – für 2,50 Euro – auf der Dachterasse aufbauen, wo wir schön unsere Ruhe haben. Nachts ist es angenehm kühl und es geht sogar ein leichter Wind. Gleich um die Ecke ist die aus Lehm erbaute Altstadt, die zu den ältesten Städten der Welt zählt. Prägend für das Stadtbild sind die vielen Windtürme, die früher die Wasserzisternen kühlten.

Iran Yazd Windtuerme

Yazd hatte ein ausgeklügeltes Wassersystem, sogenannte Qanate, welche Wasser aus den Bergen unterirdisch in die Stadt und umgebende Gärten leiteten. Teilweise wurden diese Qanate in einer Tiefe von 100 Metern angelegt. Das Wassermuseum in Yazd vermittelte uns dazu sehr anschaulich einen guten Überblick zur früheren und heutigen Wasserversorgung.

Wir sitzen im schattigen Innenhof unseres Hotels und hören die Imams der vielen Moscheen.
Diese Moscheen sind nachts toll beleuchtet und man fühlt sich wie in „Tausend und einer Nacht“. Besonders der Chakmack Platz gefällt uns sehr gut und wir sitzen abends, wie viele Iraner auch, an den kühlenden Springbrunnen.

Iran Yazd Chackmak

Zur Zeit der Sassaniden wurde Yazd im 3. Jh. n.Chr. ein wichtiges Zentrum der Zoroaster, die bis heute noch in Yazd ansässig sind. Wir fahren wir in den Süden der Stadt, wo sich die Türme des Schweigens (Bestattungstürme) befinden. Der Glaube verbietet den Zoroastern die Verschmutzung der vier heiligen Elemente – Feuer, Luft, Wasser, Erde (Boden) – die Beseitigung der sterblichen Überreste besorgen deshalb Geier, die Knochen werden anschließend in Totenkisten
beigesetzt. Seit der Schah-Zeit ist dieser Brauch in Iran nicht mehr erlaubt. Die Zoroaster setzen nun ihre Verstorbenen in abgedichteten, ausbetonierten Gräbern bei, um nicht den Boden zu verunreinigen.

weitere Fotos zu Yazd:

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Meybod – Stadt aus Lehm und Ziegel:
Wir machen einen Ausflug entlang der alten Seidenstraße in das sehr alte Meybod, die Stadt der Keramik- und Fliesenherstellung. Wir besichtigen eine alte renovierte Karawanserei und haben Einblick in eine typische Herberge zur Zeit der großen Karawanen entlang der Seidenstraße.

Meybod Karawanserei

Bis heute reihen sich die alten, aus Lehm errichteten Karawansereien (heute meist als Ruinen) im Abstand eines Tagesmarsches entlang der inzwischen modernen, vierspurig ausgebauten Fernstraße. Auch besuchen wir einen besonders großen Eiskeller (yakhdan), in dem bereits Jahrhunderte vor Erfindung des Kühlschranks, Eis aus dem Winter bis in die Sommermonate haltbar gemacht und gelagert werden konnte. Eine solche faszinierende Erfindung war nur Dank der klimatischen Gegebenheiten der winterkalten Wüsten möglich, wo im Winter Wasser zu Eis gefriert, welches dann in den heißen Sommermonaten durch ein ausgetüfteltes System selbst bei Temperaturen über 40°C nicht schmilzt. Danch wandern wir durch die aus Lehm erbaute Altstadt, sehen die schöne Zitadelle und besuchen zum Abschluss den alten, gut renovierten Taubenturms. Dieser wurde früher zur Herstellung von Dünger (Taubenmist) errichtet, um die Ertragsfähigkeit der kargen Böden zu erhöhen.

weitere Fotos zu Meybod:

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Shadad – Wüstendorf in der Wüste Lut:
Der Busfahrt nach Kerman folgt eine Sammeltaxifahrt nach Shadad durch wunderschöne bergige Landschaft. Von Shadad aus geht es dann noch 20 km weiter in die Wüste Lut hinein. Nach neueren Klimamessungen gilt die Lut als extremste Wüste der Erde mit Temperaturen im Sommer bis weit über 60°C, während im Winterhalbjahr Minusgrade erreicht werden können. Wir zelten als Einzige bei dem dortigen Basecamp und genießen die Ruhe, den Sternenhimmel und den Sonnenauf und -untergang. Abends hören wir zuerst ein Rudel Wüstenfüchse heulen und später sehen wir einzelne Füchse.

Shadad Kaluts Panorama

Die für die Lut typischen Kalouts (durch Wind und Sand seit Millionen von Jahren bizarr geformte Felsformationen) sind weltweit einzigartig. Die Landschaft erscheint äußerst lebensfeindlich. Die sandige Oberfläche ist bedingt durch extreme Temperaturwechsel hart und rissig (Wüstenlack), dazwischen befinden sich lockere Sandflächen und ausgetrocknete Pfützen mit Salzkrusten.
Bei unserem 10 km langen Marsch mit Gepäck am nächsten Morgen bis zu einem kleinen Oasendorf mit Karawanserei erreichen die Temperaturen um 11 Uhr bereits 38 Grad im Schatten. (und dieser ist sehr selten…) Eine Oasenfamilie nimmt uns herzlich auf und versorgt uns mit Eiswasser und Tee.

Fotos von Kaluts und Oase:

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Shiraz – Stadt der Gärten und Rosen:
In Kerman nehmen wir den Nachtbus nach Shiraz (8 Stunden) wo wir uns in zentrale Lage ein günstiges Hotel nehmen. Wir spazieren in der Altstadt herum und werden gleich mit Brot beschenkt! Nichts wie hin zum nächsten Moscheerosengarten um zu frühstücken! Die Stadt hat viel zu bieten: eine schöne Zitadelle, die größte Moschee Irans, verschiedene Bazare und viele Parks. Noch am gleichen Tag treffen wir in einem Park auf eine Gruppe von iranischen Couchsurfern und führen interessante und auch lustige Gespräche. Abends laden sie uns zum Eisessen ein und fahren uns zurück zu unserem Hotel. Tags darauf führt uns ein Deutsch sprechender Iraner, der in Leonberg bei Stuttgart gelebt hat, durch eine Medreze (Koranschule) und zu der 150 Jahre alten Nasr al Molk Moschee.

Shiraz al Mokh Moschee

In Shiraz lebten einige Dichter und Philosophen (Hafez und Saadi gehören zu den Berühmtesten) und zum Abschluss besuchen wir das Mausoleum von Saadi, welches in einem wunderschönen Garten liegt.

Von Shiraz aus fahren wir zurück nach Isfahan, wo wir in den nächsten Tagen unsere Visas verlängern lassen wollen.

Fotos zu Shiraz:

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Isfahan zum zweiten Mal:
Der Bus fährt mit uns durch die Freiburger Avenue und so erfahren wir auch, dass Freiburg i. Br. eine Partnerstadt von Isfahan ist. Im Gegenzug soll es in Freiburg eine Isfahan Straße mit vielen Banken geben.
Nach den kargen heißen Süden kommt uns die Stadt mit dem vielen Grün und der angenehm frischen Temperatur wie eine richtige Oase vor. Der Herbst rückt auch hier näher und nachts wird es recht frisch.
Bei unserem zweiten Aufenthalt besuchen wir die Handwerkerbazare. Hier wird noch richtig viel in Handarbeit hergestellt. Es ist unglaublich wie man mit Hammer und Meisel große Kupferkessel oder Zinkplatten verzieren kann. Auch finden wir berühmte Miniaturistarbeiten, die auf Kamelknochen gemalt sind. Am Liebsten würden wir uns auch mit einem der vielen Schachspiele oder Baggammonspiele mit wunderschönen Einlegearbeiten eindecken oder einem schönen blaugefärbten Emailleteller….
In diesen Bazaren sehen wir weit weniger Importe aus China, als beispielsweise in Shiraz.

Yuhuuu! Es hat geklappt: in Isfahan konnten wir unser Iranvisa problemlos um 30 Tage verlängern! Wir haben nun viel Zeit um uns in Ruhe den Norden anzuschauen und bis zur türkmenischen Grenze, die wir exakt am 17. November 2013 passieren wollen/müssen, zu radeln.

Teheran zum zweiten Mal:
Am 14.10.2013 fahren wir zurück nach Teheran und freuen uns auf den netten Iraner der unsere Räder über 2 Wochen untergestellt hat. Da wir unser Usbekistan Visa, das 15 Tage in Bearbeitung war, abholen wollen und danach das Turkmenistan Visa beantragen wollen werden wir ein paar Tage bei diesem Iraner in Teheran bleiben. Wir werden von ihm, in den 5 Tagen die wir bei ihm verbringen, morgens und abends bekocht, wir essen gemeinsam und lernen durch ihn vieles über das Land.

Teheran warmshower

Das Abholen des Usbekistan Visas klappt prima – wir haben 30 Tage in Usbekistan – und gleich danach fahren wir mit dem Taxi zum turkmenischen Consulat, wo wir unsere Anträge und Unterlagen für ein 5 tägiges Transitvisa abgeben. Abholen können wir das Visa frühestens in 2 Wochen in Mashad, kurz vor der Grenze.
Um besser aus Teheran zu kommen nehmen wir mit unseren Rädern den Bus bis zum Kaspischen Meer, bis Babol. Wir überqueren dabei das Alborz Gebirge mit seinen kahlen Hängen und Schluchten. Eine schöne Gegend, aber leider auch mit vielen Tunneln und dichtem Verkehr und wir sind froh im Bus zu sitzen. Es herrscht Rückreiseverkehr vom Kaspischen Meer bis Teheran – schätzungsweise bis zu 50 km Stau aus der Gegenrichtung.
Schlagartig wechselt die karge Landschaft und wir sehen Wälder, Wiesen und später Obstplantagen und Reisfelder. Die Bäche führen wieder Wasser und die Luft ist schwülwarm.
Schön nach über 3 Wochen wieder losradeln zu können! Das Kaspische Meer ist jedoch dicht bebaut und Ferienanlagen privater Unternehmen „zieren“ die Küste. Es gibt wenige Wege zum Meer.

Der 20. Oktober gestaltet sich als ein Geschenktag für uns! Ist es noch der Geburtstagzeit von Agnès zuzurechnen? Auf jeden Fall bekommen wir kühles Wasser von einem Trupp Eisenhändler als wir nach dem Weg fragen, das Angebot zum Mittagessen lehnen wir ab. Beim nächsten Stopp schenkt uns ein Granatapfelverkäufer etwas Obst und unmittelbar danach hält ein Eisverkäufer mit seinem Lieferwagen auf dem Standstreifen vor uns und überreicht uns zwei leckere Eis. Kaum ist dieses vertilgt, hält ein Ehepaar und drückt uns ca. 1 kg Äpfel in die Hand. Kurz darauf bezahlt ein Iraner uns einen Liter Malzbier, danach will uns eine Familie zum Essen einladen.
Nachmittags im Sandwichladen kommen drei junge Leute und als Martin bezahlen will stellt sich heraus, dass 2 Sandwiche und Getränke schon bezahlt sind. Von diesen drei Iraneren werden wir dann spontan zu deren „Camp“ eingeladen. Wir folgen ihrem Auto fast 2 Stunden lang mit den Rädern und landen schließlich in dem Naturreservat Miyan Kaleh Gulf, wo wir ein eigenes Zimmer beziehen und ihre Gastfreundschaft genießen dürfen.

Es stellt sich heraus, dass sie uns radeln sahen und sich über einen wohl bevorstehenden Wetterumschwung Gedanken machten. Tatsächlich setzt am Abend sehr starker Dauerregen ein und wir können uns über ein festes Dach über dem Kopf freuen.
Wir haben das Glück bei einer bekannten iranischen Sportlerin und einem Sportler, sowie deren Fotoreporterin, gelandet zu sein.
Es handelt sich um die 32-jährige iranische Schwimmerin Elham Asghari, die im Juni 2013 den Rekord über 20 km Meerschwimmen für islamische Frauen aufgestellt hat. Das bedeutet für sie, dass sie beim Schwimmen über dem Neoprenanzug zusätzliche Frauenkleidung und Kopfbedeckung anziehen muss. Ein Gewicht von 6 Kilogramm. Wir erfahren über ihre Schwierigkeiten und Probleme als Frau im Iran im Meer zu trainieren und welche Steine ihr in den Weg gelegt werden.
siehe wikipedia: http://en.wikipedia.org/wiki/Elham_Asghari
Interessantes hierzu kann man unter elham sadat asghari in facebook erfahren. In Youtube ist auch ein Video von ihr hinterlegt. Später erfahren wir in Gesprächen mit anderen Iranern, dass sie fast als Heldin gesehen wird und eigentlich in das Guinessbuch der Rekorde gehören würde.

Bei dem 24 Jahre alten Sportler handelt es sich um den Kajakprofi Daniel Tohidi, der bereits einige Profiturniere hinter sich hat. Sein aktuelles privates Ziel ist in 3 Wochen die Kajaktour entlang der iranisch-kaspischen Küste von der turkmenischen Grenze aus bis zur aszerbaidschanischen Grenze. Diese 992 km möchte er in 2 Wochen alleine bewältigen. Sein Motto dazu: Kajak for Peace! Unter demselben Motto soll danach die 24-stündige Durchquerung des persischen Golfes nach Oman erfolgen.

Reservat Miyan Kaleh Gulf; Daniel

Zu Fünft machen wir einen Ausflug in das Naturreservat in welchem bis zu 25.000 Vogelarten leben. Wir stellen dabei fest, dass Daniel einen hervorragenden Outdoordriver ist! Da es die ganze Zeit regnet, haben sich nämlich die Wege in Flüsse verwandelt und der kleine Peugeot steht bis zum Motor im Wasser! Wir verbringen einen schönen Tag zusammen.
Nach 24 Stunden Dauerregen, radeln wir bei Sonnenschein weiter Richtung Mashad. Es ist erheblich kühler als vor 2 Tagen und auf den Bergen sieht man die Schneefallgrenze. Noch ist der Winter jedoch für uns ziemlich abstrakt.

Vor Gorgan reiht sich ein Sojafeld neben das andere. Die Pflanzen leuchten goldfarben und stehen kurz vor der Ernte.

vor Gorgan Sojafelder

Auch gibt es viele Reis-, Erdbeerfelder, Granatäpfel- und Zitrusfrüchteplantagen.
Nach Gorgan erhebt sich in Norden eine kleine Bergkette und wir sehen etliche Olivenhaine.

Südlich des Highways 22, erstreckt sich über hunderte von Kilometern der sogenannte „Jungle-Golestan“ wo wir ein paar Abstecher machen. Wir sind erstaunt über die vielfalt der Natur und über die schönen Wasserfälle. Jedoch ist es auch sehr feucht und wir erleben ab und zu einen Regenschauer. Tagsüber hat es hier zur Zeit nicht mehr als 20 Grad und es wirkt sehr herbstlich. Die Leute sind dafür wie immer ganz warmherzig und wir werden ständig zum Essen eingeladen. Wenn wir nicht 3/4 dieser Einladungen ablehnen würden wären wir schon kugelrund!

Abshad Shirabad – Einladung zum Grillen

Etwas gruselig hört es sich an, wenn im „Dschungel“ nachts die Tiere kreischen und sich dies wie eine Welle in alle Richtungen ausbreitet und plötzlich schlagartig wieder aufhört.
Toll ist auch anzusehen wie sich aus dem dichten Wald plötzlich Wolken bilden und sich wieder auflösen.

Später erfahren wir, dass in diesem Dschungel russische Tiger angesiedelt wurden, da der iranische Tiger ausgerottet wurde.
Ob dies so stimmt, wissen wir natürlich nicht, denn es kreisen immer wieder Geschichten über seltene Tiere, die man gesehen haben will.

Schlagartig wechselt die Landschaft von grün zu braun, von üppig zu kahl. Die Sonne scheint wieder und es ist tagsüber warm.

Vor Bognurd Panorama

Die Landschaft die wir die nächsten Tage durchfahren ist wenig spektakulär. Wir fahren durch eine Ebene und rechts und links erheben sich im Dunst kahle Berghänge. Dafür haben wir schöne Begegnungen mit den dort lebenden Menschen. Wir sprechen mit Weinbauern, Safranpflückern, Bauern und Viehhütern und erfahren einiges über Land und Leute.

Solche Gespräche verlaufen folgendermaßen:
Wir suchen uns abends einen Zeltplatz in der Pampa und bekommen regelmäßig Besuch. Wir sprechen zwei verschiedene Sprachen und mit Händen und Füßen aber verstehen uns trotzdem. Es geht darum, dass der Bauer möchte, dass wir bei ihm im Haus übernachten. Wir erklären, dass wir lieber im Zelt schlafen wollen. Er erwähnt die Kälte und möglicherweise Regen. Ok, freundlicherweise gehen wir mit zum Haus und schauen uns den angebotenen Schlafplatz an. Wir stellen erneut klar, dass wir lieber im Zelt schlafen wollen. Der Bauer erklärt uns, dass es in der Gegend Wildkatzen gebe. Wir willigen ein etwas näher an seinem Haus zu zelten. Er ist zufrieden und besucht uns abends nochmal. Dabei bringt er drei Kilo Kartoffeln und Tomaten mit.
Er kommt dann nochmals am nächsten Morgen um zu schauen ob alles ok ist und um Tschüss zu sagen.

Ein anderes Mal ist der Ablauf ähnlich, da soll ein Wolf in der Gegend sein. Wir zelten und bekommen später eine Tüte Rosinen. Der Bauer lässt sich zum Getränk einladen und wir reden eine Weile. Auch er kann kein Englisch und wir kein Farsi. Aber es geht.

Agnès beim Safranpflücken:
Den Weg säumen violette Safranblütenfelder. Da wir neugierig sind wie die Ernte stattfindet, geht Agnès auf ein Feld zu den Pflückerinnen. Sie kommt mit einer Tüte Safranblüten wieder zurück. Die Felder werden per Hand abgeerntet. Jede einzelne Blüte wird gepflückt. Auf dem Hof werden dann die drei safranroten Fäden getrennt und weiter verarbeitet. Wir haben auf jeden Fall für ein paar Mahlzeiten eine leckeres Gewürz.

Polizisten am Highway:
Auffallend sind die vielen Streifenpolizisten, die immer wieder Radarmessungen durchführen. Jeden Tag fallen sie uns auf. Vereinzelt wurden wir auch schon von ihnen herausgewunken. Dabei geht es aber nicht um unsere Geschwindigkeit, sondern darum ein Schwätzchen mit uns, den Exoten, zu halten. Nach den allgemeinen Fragen woher, wohin und wie geht es weiter, werden auch Fragen nach dem Lohn eines deutschen Polizisten gestellt. Im Vergleich dazu erfahren wir, dass ein iranischer Polizist ca. 300 Euro verdient. Wir erklären anhand von Beispielen – wie Miete, Nebenkosten, Brotpreise usw. – wie hoch die Ausgaben in Deutschland sind. Danach werden wir meistens angestrahlt und es wird festgestellt, dass es für uns doch super sein muss im Iran zu reisen.
Einmal bekommt Martin eine Einweisung in das Handlasergerät, made in China, und darf Radarmessungen vornehmen: Fahrzeug anpeilen – abdrücken – peng 98 km/h. Zu langsam. Nächstes Fahrzeug anpeilen – abdrücken – peng 122 km/h. Yuhuu erwischt! Es ist wie bei einem tollen Computerspiel und kann bestimmt süchtig machen. Nun wissen wir auch wieso soviele Polizisten Radarmessungen durchführen!!

Wir reisen wie sonnenhungrige Eidechsen in Richtung Mashhad. Da wir viel Zeit haben und das Wetter meist gut ist, fahren wir eine Stunde, legen uns zwei Stunden in die Sonne, fahren eine Stunde und machen wieder zwei Stunden Sonnenpause….
Allerdings wissen wir auch, dass wir in Turkmenistan so gemütlich nicht weiterreisen können, da wir 500 km in weniger als 5 Tagen radeln müssen.

Mashhad ist eine wichtige Pilgerstadt im Iran mit dem sehr heiligen Imam Reza Schrein. Wir wohnen in dieser Großstadt bei einem Iraner der Mitglied bei warmshower.org ist.

Mashhad Imam Reza Schrein

Fotos von Mashad:

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weitere Fotos von Nordiran:

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Visa für Turkmenistan: Nur für 3 Tage? Wir können es kaum glauben, als wir im turkmenischen Consulat unsere beantragten Visa abholen. Nach 3 Stunden Wartezeit händigt uns der Mann am Schalter unsere Visa aus und oh Schreck sie sind nur für 3 Tage ausgestellt. Die Gebühr ist jedoch dieselbe wie für ein 5 Tagesvisa. Nach einigem Hin und Her erfahren wir, dass zur Zeit nur 3 Tagesvisa ausgestellt werden. Ein weiterer Blick auf das Visa – wir rechnen nach – und sehen, diesmal schon halb belustigt, dass die Einreisezeit nicht mit dem usbekischen Visa dahergeht und wir 2 Tage im „Niemansland“ verbringen müssten – wie immer das auch aussieht. Nach weiterem Hin und Her telfoniert der Mann am Schalter mit Teheran und versucht doch noch das Visa auf 5 Tage zu verlängern. Es klappt nicht. Dafür bekommt er nach ca. 1 Stunde die Erlaubnis das Datum der Einreise handschriftlich (ob das bei der Weiterreise gut geht?) abzuändern, so dass es mit dem usbekischen Visa übereinstimmt und wir nicht im Niemansland bleiben müssen. Allerdings passt das neue Datum nun nicht mehr mit dem iranischen Visa zusammen, denn durch den Abzug der beiden Tage, fehlt  uns tatsächlich ein Tag (!) im Iran. Für den 19.11.2013 haben wir kein iranisches Visa mehr, können aber auch nicht früher in Turkmenistan einreisen.
Eine Taxifahrt zum „Büro of Aliens“ führt nicht zur Verlängerung des iranischen Visas, doch gibt man uns die Auskunft, dass wir dies direkt an der Grenze in Sarakhs machen könnten. „No problem for one day!“. Ok, glauben wir dies mal.

Hier bei Mohammad fühlen wir uns wohl. Er gibt uns gute Tipps für einen erneuten Abstecher in die Wüste, nach Tabas und wir planen erneut eine längere Busfahrt ein, denn durch die Visageschichte haben wir noch mehr Zeit für den Iran gewonnen.

Mit dem Bus fahren wir zuerst nach Ferdows (6 Stunden Fahrzeit), einer kleinen Wüstenstadt, wo wir im ersten Sandwichladen den wir aufsuchen den netten Iraner Achmad kennenlernen, der uns mit seinem Auto die Sehenswürdigkeiten von Ferdows zeigen will. Wir stimmen zu und so geht es noch am selben Abend auf  Entdeckungstour in Ferdows und für den nächsten Tag verabredet man sich für eine weitere Tour.

Ferdows

Punkt 8 Uhr holt uns Achmad am Hotel ab, wir frühstücken in seinem Sandwichladen, und fahren dann die nächsten Stunden durch Neu- und Altferdows. Den Abschluss machen wir mit einem erneuten Sandwich zum Mittagessen
klar.  Da erst in 6 Stunden ein Bus nach Tabas fährt, wollen wir dorthin per Autostop weiterreisen. Achmad gibt uns noch einen Zettel auf Farsi mit, in dem geschrieben steht wo wir hinwollen und dass man sich um uns kümmern soll. Echt süß! Und beim Abschied kommen ihm fast die Tränen. Wohlgemerkt Achmad sprach kein Englisch und man verstand sich trotzdem.

Ruckzuck ist jedoch eine Weiterfahrt mit einem Truckfahrer nach Tabas organisiert. Dort kommen wir gegen 18 Uhr an und schlagen unser Zelt im Park unter Palmen auf. Es ist hier einige Grad wärmer als im Norden vom Iran und wir fühlen uns wohl.

Am nächsten Tag finden wir ganz leicht ein Taxi, das uns nach Ezmyghan fährt (50 km für 4 Euro). Nach ca 30 km gerader Wüstenfahrt, biegen wir in die Berge ab. Soll hier Wasser sein? Wir glauben es kaum! Alles kahl! Das Taxi führt uns in ein Dorf und zeigt uns die Richtung. Wir verabreden uns für den nächsten Tag um 15 Uhr. Jetzt laufen wir einfach den Weg entlang, aber der ist schnell nicht mehr so deutlich zu erkennen. Wo sollen wir hin? Immerhin haben wir tatsächlich einen Bach gefunden. Martin als Sherlock Homes hat seine Schlüsse gezogen und folgt ganz einfach dem Wasser und … plötzlich finden wir die Paradies Schlucht, Paradise Canyon wie wir sie taufen! Ein wunderschöner enger Canyon mit weissen Steinen und klarem warmem Wasser, voll mit peeling-Fischen! Ein Paradies wahrlich! Wir erkunden natürlich die ganze Schlucht, bevor wir unseren Lieblingsplatz ausgesucht haben und geniessen einen Urlaub vom Urlaub! Bis zum nächsten Tag sind wir ganz für uns allein im Paradies!

Ezmighan

Wir könnten länger hier bleiben aber wir wollen auch noch zur Morteza Ali Schlucht! Hier soll es schwer sein zu zelten. Wir suchen uns ein Zimmer in Tabas. Ruckzuck will uns ein junger iranischer Vater helfen und führt uns zum … heiligen Schrein! Hier gibt es 150 Zimmer für Pilger und für uns! Es sind zwar nur Teppiche auf dem Boden, aber was für ein kraftvoller Ort!

Tabas Moschee

Früh am nächsten Tag fahren wir mit dem Taxi zu der berühmten Mortesa Ali Schlucht. Hier wird direkt im Wasser gewandert. Dafür haben wir extra Flip-Flops gekauft! Das Wasser ist auch hier schön lauwarm. Kaum zu glauben, dass es in diese Wüste so viele Quellen gibt! Rechts kalt, links warm! Eindrucksvoll ist auch das 800 Jahre alte Tor an der engsten Stelle. Die Bilder sprechen für sich!

Morteza Ali Schlucht

Dieses Ausflug war ein wunderschöner Abschluss unserer 62-tägigen Iranreise. Ein grandioses Land mit unglaublich hilfbereiten Menschen!

Zurück nach Mashhad mit dem Nachtzug und nach einen weiteren Nacht bei Mohammad sind wir bereit für die letzte Strecke vor der Grenze nach Türkmenistan. Wir nehmen uns Zeit und genießen wieder einmal eine wunderschöne Berglandschaft, wo wir einige schöne Plätze zum Übernachten finden.

Einen Tag vor unserer Einreise nach Turkmenistan übernachten wir in Sarakhs im Hotel Dosti, genießen nochmals ausgiebig die gute iranische Küche und geben unsere letzten Rial aus.

Wir sind gespannt wie es weitergeht. Kommen wir ohne Visa für den 19.11. problemlos aus dem Iran heraus? Schaffen wir 500 km durch Turkmenistan in 3 Tagen – und wie? Werden uns die handschriftlich geänderten  Eintragungen im Visa Probleme bereiten? Und wann wird der Winter uns bei unserer Weiterfahrt nach Norden einholen?

Fotos rund um Tabas:

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Fotos auf dem Weg nach Sarakhs (Grenze):

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Interessantes für Iranreisende!
Bargeld abheben!
Auf dem Meidan Imam Platz in Isfahan stoßen wir auf die Reklame von Visa und MasterCard. Das erstaunt uns doch sehr, da diese Zahlungsmittel im Iran bis jetzt nicht möglich waren. Es gibt keine Möglichkeiten für Ausländer sich an Geldautomaten mit Bargeld zu versorgen oder Zahlungen mit Karte vorzunehmen. So nehmen wir Kontakt mit dem netten Iraner in diesem Geschäft auf und erfahren, dass seit dem 12. Oktober 2013 über seine Agentur (der Einzigen im Iran) mit Visa und MasterCard Bargeld für Ausländer besorgt werden kann. Allerdings mit 8 Prozent Kommission.
Adresse: Kolahdouzan Exchange, No. 170 Labafha Bazar, Naqshe Jahan Square, Esfahan.

Visaverlängerung in Esfahan / Visaextension in Esfahan:
Unser erster Versuch das Iranvisa in Shiraz zu verlängern scheiterte, da wir zu früh dran waren. 10 Tage vor Ablauf des Visas geht hier nichts (erst 2 bis 3 Tage davor ist es möglich). Wir versuchen es somit in Isfahan 4 Tage vor Ablauf des Visas.

Für alle die die vielleicht irgendwann im Internet suchen, wie die Visaverlängerung in Esfahan funktioniert, berichten wir wie heute 14.10.2013 die Verlängerung geklappt hat.

Wir nehmen das Taxi von der Innenstadt zum Police Department of Alien Affairs/Passport Office, (Rudaki Street, N32.63006 E51.63269). Um 8.00 Uhr werden die Schalter besetzt und wir gehen zu Schalter 15 im ersten Stock. Wir haben inkl. heute noch 4 Tage unseres Visas übrig. Wir werden gefragt warum wir eine Verlängerung wollen und Wir sagen, dass wir mit den Fahrrädern reisen und nach Teheran und Mashad möchten. Der freundliche „Schaltermann“ der gut Englisch spricht, gibt uns einen Zettel für die Melli Bank mit den notwendigen Daten und verweist uns zu dem Kiosk der im Hof steht. Dort kaufen wir für 24.000 Rial die Antragsformulare und eine rote Mappe. Danach fahren wir mit dem Taxi zur Melli Bank (10.000 bis 20.000 Rial) und zahlen die 300.000 Rial pro Person ein. Zurück zum Office mit dem Taxi. Wieder am Schalter Nr. 15 legen wir folgende Unterlagen vor, die benötigt werden:

Pass
1 Passkopie (ID-Page) schwarz/weiss ist ok
1 Kopie des Visa inkl. Einreisestempel
2 Passfotos, Frauen mit Kopftuch
1 Einzahlungsbeleg der Bank
ausgefülltes 2-faches Antragsformular, das du ja zuvor gekauft hast
Adresse eines Hotels in Isfahan (es war gut, dass wir eine Visitenkarte eines Hotels dabei hatten)

(ein Brief des Beantragenden oder ähnliches wird nicht verlangt. Auch bei den anderen Touristen die vor Ort sind nicht,)

Der Beamte möchte uns das Visa für 30 Tage (30 Tage nachdem das erste Visa abläuft, ist kein Problem) am nächsten Tag geben. Da wir es aber eilig haben, können wir es noch am selben Tag um 13 Uhr abholen.
Das ganze hat also 5 Stunden gedauert und wir freuen uns über weitere 30 Tage im Iran!

Einige Eigenheiten im Iran:

Zeitunterschied: Wir reisen am 19.09.2013 in den Iran ein. Wir haben eineinhalb Stunden Zeitunterschied zu Deutschland. Aber was solls. Am 24.09.2013 in Tabriz stellen wir fest, dass wir uns tatsächlich im Jahr 1392 befinden und zwar am 2.Juli
1392.

Telefonieren für Ausländer: In der Post können wir eine SIM Karte kaufen. Das  normale Iran Netz funktioniert für Ausländer wohl nicht sagt man uns, so dass wir eine erheblich teurere Karte kaufen. Doch zuerst muss man eine Unterschrift auf einem für uns nicht lesbaren Formular hinterlassen, eine Kopie des Passes und einen Fingerabdruck abgeben. Doch dafür kann man in den nächsten 2 Minuten nach Deutschland telefonieren.

Die Währung: Wir sind immer wieder Millionäre!!! Ab und zu haben wir 5 Millionen in der Tasche… Die Preise sind in Toman angegeben. In Echt zahlt man aber mit Rial und muss bei den Toman eine Null hinzufügen.
Fragt man beispielweise wieviel eine Flasche Wasser kostet, zeigt der Verkäufer einem eine Eins, was bedeutet, dass die Flasche 1.000 kostet, was wiederum bedeutet, dass man 10.000 Rial bezahlen muss. (= 25 Cent) Alles klar??

Mann und Frau: Mann schüttelt Mann die Hand. Frau schüttelt Frau die Hand. So ist es normaleweise. Aber Iraner, die schon in Europa waren oder die sich ein freieres Iran wünschen, kümmern sich darum nicht. Bis zum Ende der Reise im Iran, stellten wir fest, dass häufig Regeln gebrochen werden. Wir sahen Iraner beim Kartenspiel, Frauen beim Fahrradfahren, beim Tanzen im Park und sogar ein Mal Frauen ohne Kopftuch!

Salam sagt man zu allen. Es war anfangs komisch für Agnès nicht beachtet zu werden wenn ein Mann uns ansprach, mittlerweile versteht sie es als Höflichkeit. Überhaupt sind die Iraner sehr höflich und respektvoll. Vor allem alten Leuten wird geholfen bzw. der Platz angeboten. Manchmal wissen wir nicht ob wir unter diese Kategorie fallen oder ob es ist weil wir Ausländer sind.

Botschaften: Vor der deutschen Botschaft in Teheran tümmelt sich eine iranische Menschenmenge und will hinein. Visas und Pässe sind gefragt. Vor der italienischen und französischen Botschaft ist gar nichts los. No comment.

Sprache: Bislang trafen wir viele Iraner die neben Farsi auch Türkisch sprechen. Manchmal sogar nur Türkisch, je nach Gebiet (Provinz Aszerbaidshan im Nordwesten). Mit ein paar türkischen Sätzen und Worten kommen wir gut zurecht und die Leute sind erstaunt und freuen sich. Die Zahlen in Farsischrift haben wir mittlerweile drauf.

Möbel: Bei einer Einladung zum Essen stellten wir fest, dass die Möbel wie sie überall verkauft werden auch tatsächlich verwendet werden. Es sind goldene typische Möbel im Barockstil, pompös, sowie gigantische Kristalkronleuchter…ähnlich waren die Paläste des Reza Shahs eingerichtet, die wir in Teheran besucht haben.

Konsum: Es gibt alles. Unsere Kamera hätten wir auch hier bekommen…Die neuesten großen Flachbildschirme, Handys, Computer, Küchengeräte, Baumaschinen, …Teheran ist neben dem Bazar auch eine gigantische Einkaufsstadt. Gut dass unsere Satteltaschen schon gefüllt sind.

Musik: Es wird kaum Musik gehört. Weder auf der straße noch im Restaurant. Die Iraner sind allgemein sehr leise.

Essen und Trinken:
– Brot (Naan): Barbari, ein ovales Brot mit länglichen Rillen. Sengek, dass in riesigen Fladen verkauft wird und sich zu Agnès Lieblingsbrot mausert, wenn es direkt aus der Glut kommt. Lavasch, rundes Fladenbrot.
Wer des persischen nicht mächtig ist erkennt eine Bäckerei ganz einfach daran, dass ein großer Tisch davor steht, dessen Platte aus einem Metallgitter besteht. Darauf wird das ofenfrische Brot gelegt, mit einem kleinen Besen wird Mehl und Asche aus dem Ofen abgewischt, dann werden die etwa euromünzengroßen Steine aus dem Brot entfernt. Und dann kann gegessen werden.

– Falafel- und Hamburgersandwiches mit Tomaten und Gurken sowie Fleischspieße gibt es in den kleinen Imbissbuden unterwegs.

– In den Restaurants essen wir leckere Reisgerichte mit Fisch, Kebab und Salaten. Abgusht, Berijani und ein leckeres Bohneneintopfgericht sind auf jeder Speisekarte. Andere Gäste helfen uns beim Bestellen – no problem.

– Den Italienern wird in Sachen Eis – ob Früchteeis oder Softeis – schwer Konkurrenz gemacht. Es ist dermaßen lecker!

– Das Wasser aus dem Wasserhahn ist fast überall Trinkwasser, manchmal aber leicht salzig. So schmeckt dann auch der Tee – aber für uns Radler ist dies optimal, da wir so den Salzhaushalt wieder in Ordnung bringen.

– Obst gibt es in allen Variationen. Unendliche Auswahl an unterschiedlichen Datteln, Feigen, Zitrusfrüchte, Trauben,…Erst im Iran haben wir die sehr leckeren Granatäpfel zu schätzen gelernt.

– Auch haben wir immer Rationen von Mandeln, Nüssen, Cashews, Trockenfrüchte in den Taschen…

– Da es ja bekanntermaßen keinen Alkohol gibt, halten wir uns an die verschiedensten Radlersorten ohne Alkohol, Fruchtsäfte oder Tee.

Eigenheiten:
Zucker aus Bognurt – die Zuckerstücke sind mit Sesam versetzt. Diese lösen sich im Tee auf und es sieht aus wie wenn ein Teebeutel geplatzt wäre.
Sohan aus Isfahan – karamelisierte dünne Nussscheiben. Voll lecker.
Gewöhnungsbedürftig: Marmelade aus Karotten oder Kürbis.
Scharfsköpfe kann man roh beim Metzger kaufen oder gekocht in speziellen Restaurants am Stück bestellen. Man sagt uns, es sei sehr lecker. Gehirn, Backen, Augen und Zunge wären sehr delikat. Wir konnten es uns verkneifen die Köpfe zu testen!