Zurück in Georgien nehmen wir anstelle der vielbefahrenen Hauptstrecke eine Nebenstrecke durch die Berge (Kleiner Kaukasus).
Die Fahrt entlang des Adscharien Flusses ist wunderschön. Es mangelt nicht an kleinen Wasserfällen, Felsen über welche Wasser perlt und glasklare Quellen, die wir als Trinkwasser nutzen können.
Oft befindet sich an solch einer Quelle ein Schlauch oder ein Brunnen und die Georgier haben dort ein Glas oder einen Becher deponiert, aus dem jeder (wir nicht) trinkt.
Wir kommen durch eine Weingegend, in welcher über 500 verschiedene Weinsorten wachsen sollen. Angeblich werden davon 40 für die Weinproduktion verwendet. Die ersten Spuren einer Weinherstellung sind 7.000 Jahre alt. Georgischen Wein müssen wir natürlich noch testen.
Auf ihrem Weg nach Afrika sollen hier im Herbst über 1 Million Vögel rasten.
Der Weg ist bis Khulo gut ausgebaut und danach verwandelt er sich in eine holperige Schotterpiste. Dann geht es von Khulo (auf ca. 1.000 m) erst mal wieder runter und danach auf 2.025 m über den Goderdzi-Pass.
Aber trotz der über 30 Grad Hitze macht es uns Spass und wir genießen die schönen Aussichten und die kühlen Quellen.
Oben am Pass angekommen entdecken wir das Cafe Edelweiss in dem wir uns erst einmal einen Kaffee gönnen. Fast wie Zuhause!
Die Abfahrt ist ebenso holprig wie bergauf. Wir wundern uns über die einfachen Holzhäuser und fragen uns wie man hier den Winter überleben kann. Denn es soll hier 3 bis 4 Meter Schnee geben.
Aus allen Ecken rufen Kinder „Hello!“und rennen auf uns zu.
Unten angekommen erwartet uns eine nagelneue Straße und es fährt sich plötzlich wie Butter. Wurde sie wegen des Skigebietes erbaut, das gerade neu erschlossen wird und bald bis oben führen? Auch im Lonely Planet 2013 wird Georgien als empfehlenswertes Reiseland gepriesen. Wir denken, dass sich hier bald vieles ändern wird. Touristen-Offices haben die neuesten Prospekte und Karten und die einheimischen Touristen nehmen die Angebote an. Ausländische Touristen sehen wir auf unserem Weg nach Tiblisi so gut wie keine.
Weiter geht es mit starkem Gegenwind – bergab werden wir teilweise um 8 km/h ruckweise gebremst – über viele Hügel nach Borjomi. Die Landschaft ist sehr abwechslungsreich und wir sehen kahle Berge, Pinienwälder, Flusslandschaften und Wälder.
Bei einem bekannten Kloster „Green Monastery“ im Borjomi Nationalpark machen wir einen Abstecher und schlagen dort unser Zelt auf.
Richtung Tiblisi nehmen wir die kleinen Nebenstraßen, die zwar hügeliger und schöner dafür aber weit weniger befahren sind.
Wir machen einen Ausflug nach Cave City bei Gori. Dort lebten schon vor 3.000 vor Christus Menschen in Höhlen. Mittlerweile wurden diese Höhlen in das Weltkulturerbe der Unesco aufgenommen.
In Tiblisi wollen wir ein paar Tage bleiben, die Stadt anschauen und uns um unser Visum nach Azerbaijan kümmern.
Aber Fehlanzeige. Die Beantragung des Azerbaijan Visums entpuppt sich als große Abzocke. Wir wussten, dass man ein Einladungsschreiben benötigt, welches über Agenturen erhältlich ist. Jedoch hat sich der Preis für eine solche Einladung im
letzten Jahr verzehnfacht! Für 10 Zeilen und einen Stempel werden mittlerweile ca. 200 Euro pro Person verlangt! Dazu kommen Visagebühren über 60 Euro. Bei dieser Abzocke machen wir nicht mit! Hinzukommt eine Wartezeit von mindestens einer Woche.
Wir beschließen bei einem Kaffee, dass wir nicht durch Azerbaijan fahren werden. Wir werden die beschwerlichere Route durch Armenien nehmen. Dort benötigt man kein Visum seit 2013. Die Route wird aber über einige Pässe führen.
Wir verkürzen unseren Aufenthalt in Tiflis, obwohl wir uns im Hotel Bienvenue (24a Tchovelidze street) sehr wohl fühlten. Das Hotel ist wie man dem Namen nach schon hört fest in französischen Händen und sehr hübsch dekoriert.
Gegenüber dem Hotel ist ein Irakisches Restaurant, in welchem man gut essen kann.
Wir treffen im Hotel auch auf Iraker, die wie wir erfahren ein weit höheres Einkommen haben als die Georgier und hierher reisen um sich Wohnungen zu kaufen, sei es als Geldanlage oder falls sie aus dem Irak flüchten müssen. Ein 38-jähriger Iraker erzählt uns, dass er im Irak im Monat 2.400 Euro verdienen würde, wovon er ca. 300 Euro im Monat ausgeben würde, da man bei seiner Familie lebt solange man nicht verheiratet ist. Heiraten würde er wohl demnächst, denn seine Eltern hätten ihm bereits eine Frau ausgesucht. Diese hätte er auch schon ein Mal gesehen.
Tiflis selbst ist schön anzuschauen. Die Unistadt hat Flair, viele grüne Plätze, Bazar, viele Skupturen an den Wegen und einer schönen Altstadt. Dazwischen entstanden moderne neue Gebäude wie das Bürgeramt, die Peace Bridge oder das Kunsthaus.
Nach Tiflis werden die Berge kahler. Es wirkt alles wie eine große Steppe.
Wo noch etwas wächst ist die Zwiebelernte in vollem Gange und auf den Feldern reihen sich bunte Säcke aneinander. Die Autodächer sind vollbeladen mit Zwiebelsäcken.
Nach Tiflis zelten wir in dieser Steppenlandschaft und bekommen morgens netten Besuch. Erst von einem Kuhtreiber, dann von einem Schafhüter. Beide sind sehr interessiert an unserem Tun und an Martins Tacho am Fahrrad. Sie haben die Ruhe weg und sehr vieeeel Zeit.
Wir radeln am 8.9.2013 von Georgien über die armensiche Grenze. Georgien hat uns auch sehr gut gefallen. Die Landschaften sind gigantisch und die Leute die wir getroffen haben ausnahmslos sehr nett und hilfsbereit. Nervig waren teilweise die hupenden Autos und die streunenden Hunde. Als Hundeabwehr hat sich folgender Tipp sehr bewährt: anhalten, stehen bleiben und einen Stein aufheben. Bislang verdrückte sich so jeder Hund, selbst im Rudel.
Schweinebericht Teil 2 – ein Deja Vu?
Nachdem wir Tiflis verlassen haben, steht eine Person am Straßenrand und winkt Agnès zu. Es ist tatsächlich der ungarische Schweinetransporteur den wir vor 18 Tagen auf der Fähre als Tischgenossen hatten. Der Schweinetransporter steht etwas abseits und wird gerade gereinigt. In diesen Tagen in denen wir durch Georgien geradelt sind, hatte er bereits eine weitere Schweinetour absolviert. Er brachte die uns bekannten Schweine nach Tiflis, fuhr weiter über die Türkei zurück nach Ungarn um wiederum Schweine über das Schwarze Meer zu bringen. Er beschwerte sich wieder über die Zustände auf der Fähre, da er 5 Tage wegen eines Sturms nicht von der Fähre konnte. Seine Schweine hätten in dieser Zeit mehr als 600 kg abgenommen!! Aber sie haben überlebt — also noch mal Schwein gehabt.
unsere Fotos Georgien Teil 2: