Ukraine 2013

Auf die Grenzformalitäten sind wir sehr gespannt, da wir schon einiges kurioses gelesen haben. Wir radeln auf dem Radweg direkt auf die ungarischen Grenzbeamten zu, die einen Blick in unsere Pässe werfen und uns Richtung Ukraine weisen.
Die beiden ukrainischen Grenzpolizisten empfangen uns mit dem Wort „Probleme“ und zeigen auf das Schild „Fahrrad verboten“. Wir drehen also um, radeln zurück zur ungarischen Seite und nehmen die Parallelspur. Der ungarische Polizist schüttelt nur mit dem Kopf. Also 2. Anlauf. Wir kommen wieder bei den beiden ukrainischen Beamten an und das Wort „Probleme“ besteht immer noch. Eigentlich ist uns klar was der Mann will! Außer unseren Pässen will er Bares. Er verlangt schließlich 10 Euro und wir einigen uns darauf dass dies der Komplettpreis ist. Das Geld schiebt er sich in seine Hosentasche und das „Probleme“ ist behoben. Den Einreisestempel bekommen wir dann an der 2. Station 50m weiter ohne Probleme. Der Zoll beim nächsten Häusle will nichts von uns. Auch die Polizisten beim 4. Häusle winken uns durch. Alle mit Handy am Ohr und vermutlich der Nachricht dass wir „die Kohle“ abgesteckt haben.

Ukraine Grenze

Schnell merken wir, dass die Straßen in Ungarn noch richtig gut waren. Dafür sind die Leute sehr kontaktfreudig. Ob es nun Ukrainer oder Ungarn sind wissen wir nicht, denn in den Transkarpaten leben noch bis zu 40 Prozent Ungarn. Bei jeder Pause gibt es nette Kontakte, Fragen wohin woher und wir verständigen uns mit Händen und Füssen und irgendwie versteht man sich.
Man spendiert uns Obst, Gemüse und Kuchen. Den Schnaps lehnen wir bei über 30 Grad Hitze noch ab – auch wegen den ukrainischen Rennfahrern die die ganze Straßenbreite brauchen.
Wir fahren auf der H09 da die kleinen Straßen zu schlecht und zu bergig sind. Wir müssen auf überholenden Gegenverkehr, den Verkehr von hinten, die Löcher im Belag und Scherben achten.

Die Großstadt Mukaceve hat uns mit ihrem modernen Flair sehr gut gefallen und wir haben erst mal gemütlich zu Abend gegessen und ein naturtrübes 0,5l Bier für umgerechnet 1 Euro getrunken.
Chust die nächste größere Stadt ist ziemlich mini und es ist nichts los. Nur die Kirche ist recht imposant und wir gelangen direkt in einen Gottesdienst mit viel Weihrauchgeschwenke und Chor. Agnès wird sofort ein Kopftuch verpasst.

Chust

Unsere Route führt entlang der rumänischen Grenze, wobei die Theiss die Grenze zieht. Das Tal ist ziemlich eng und wir finden  nur einen Platz direkt an der Grenze. 20m entfernt patroullieren die ukrainischen Grenzsoldaten und wundern sich sicher über uns. Zumindest schauen sie rüber und wir schauen hin. Auf jeden Fall scheinen wir für sie nicht sehr gefährlich zu sein.

Wir radeln zielstrebig weiter in Richtung Karpaten, wo wir uns in Jasinja ein Appartement in einem massiven Holzhaus für 2 Tage gönnen. Das erste feste Dach über dem Kopf seit Regensburg!

unser Zimmer

Überhaupt sind die meisten Häuser in dieser Gegend entweder aus massiven Holzstämmen gebaut oder mit Schindeln verziert.
Dann gibt es noch vereinzelt Kirchen in huzulischer Bauart, mit Holzwänden und Blechdach.
Wir machen eine Rad-Wandertour in die Berge und unsere Räder bewähren sich auch als Mountainbikes hervorragend.

bei Jasinja Karpaten

Nur einen Platten, den Ersten, haben wir uns eingefangen.
Abends gehen wir gemütlich essen.

Essen und Trinken in der Ukraine:
Uns ist bewusst, dass wir die Speisekarte nicht verstehen werden und niemand englisch sprechen wird. Wir schreiben uns also vorsichtshalber die bekanntesten Gerichte aus dem Reiseführer auf ein Blatt Papier, sowie das Alphabet. Im Lokal versuchen wir die Speisekarte zu entziffern.

Speisekarte

Fehlanzeige! Selbst das einfache Gericht „Borschtsch“ klappt nicht. Die Bedienung kommt – Verständigung unmöglich. Letztendlich drücken wir der Bedienung unseren Zettel in die Hand und sie liest die Gerichte die wir notiert haben vor. Wir sagen jedesmal „ja““ und sind nun gespannt, ob wir alle diese Gerichte bekommen werden (?). Es geht gut aus. Wir bekommen 2x Borschtsch und mit Käse gefüllte Teigtaschen.
Am Tag darauf sind wir mutiger und bestellen blind 4 Gerichte. Es kommt Gemüsesuppe mit Fleischklöse, ein gemischter Salat, ein dünnes Schmitzel in Ei und Käse mit Mais, Ketchup, Majo und hinterher ein Eis. Alle Gerichte sind schön garniert, aber nicht sehr groß, dafür kostet alles zusammen für 2 Personen nur 6 Euro.

Die Angebote in den Läden sind besser als in Ungarn. Man bekommt alles – selbst Käse in verschiedenen Sorten. Wurst ohne Ende. Wir finden einmal in der Pampa einen riesigen Supermarkt mit Angeboten im Übermaß von Fisch bis Bonbons in allen Schattierungen. Ansonsten wird Wasser ausschließlich in Plastikflaschen verkauft, die man dann in der Landschaft überall findet. Die Preise sind günstig. Ein Brot kostet ca. 40 Cent, ein Bier ca. 80 Cent bis 1 Euro, Mineralwasser 1,5l ca. 30 Cent.
Lecker sind die süßen Stückchen, viele mit Mohn oder Schoko.

Was wir feststellen ist, dass die Ukrainer bereits früh morgens ihre Biere und Wodkas konsumieren, wenn wir unseren Kaffee trinken. Egal ob männlich oder weiblich – wir sind da schon die Ausnahme, wenn wir erst abends ein Bier trinken.

In den Karpaten finden wir kühle klare Quellen mit Trinkwasserqualität und als wir bei einer Quelle eine Pause machen, treffen wir einen radfahrenden Kalifornier, der alleine unterwegs ist und schon fast ganz Europa beradelt hat. Er ist auf dem Weg nach Polen und er gibt uns Tipps zu Moldavien. Wir überlegen uns, ob wir nicht durch Moldavien fahren sollen.

Karpaten Pass

Über die Karpaten geht es bei Sonnnenschein und Hitze kilometerweit durch Skigebiete weiter in das Dnister Tal. Wir nehmen kleine Straßen, was sich als sehr anstrengend entpuppt. Es ist zwar wenig Verkehr, aber dafür kann man von Straßen wie wir sie kennen nicht mehr reden. Löcher und Schotterpisten! Es ist uns deshalb unmöglich das schöne Dnistertal entlang des Flusses zu befahren. Wir ruhen uns einen Tag lang aus und baden in dem Fluss. Es herrscht reges treiben – die Ukrainer baden, waschen gleichzeitig ihre Autos und ihre Klamotten im Fluss, daneben wird geangelt oder auch Kanu gefahren.

Dnister Tal Flussleben

Da uns Cernivci (Czernowitz) sehr gefällt, beschließen wir die Nacht dort zu verbringen. Es gibt eine schöne Fußgängerzone, mit Stuck verzierten Häusern, viele Kirchen (wir hören die Chöre bis auf die Straße) und da es eine Unistadt ist, wirkt sie sehr belebt und jung. Wir mieten uns in dem vor 3 Monaten neu eröffneten Yard Hostel ein. Es ist sehr zu empfehlen, da die Besitzer sehr nett und hilfsbereit sind und alles sehr sauber ist. Es herrscht eine sehr angenehme Atmosphäre.

Yard Hostel Czernowitz

Wir machen die Erfahrung, dass es verboten ist auf einem öffentlichen Platz in der Stadt ein Bier zu trinken, denn wir werden von 5 Polizisten, die zwar nett waren, verscheucht.

unsere Fotos zur Ukraine Teil 1:

01_basar-bei-kolomyja

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