Senegal 2020

Senegal Teil 1 – Toubab, Toubab!

Eine gute Asphaltstraße bringt uns nach Saint Louis, einer quirligen kleinen Stadt, am Senegal Fluss gelegen. Gleich zu Beginn wird klar, dass die Leute hier völlig anders drauf sind als in Mauretanien. Alles ist offener. Es wird gelacht, gewunken, wir hören afrikanische Musik aus Hinterhöfen und Häusern oder aus den alten verstaubten Kofferradios die manche Senegalesen mit sich herumtragen. Der Handel floriert und es gibt leckere Früchte an endlosen Straßenständen.

Wir finden ein ruhiges Privatzimmer und sind froh uns den Staub der Sahara aus den Poren duschen zu können.

in St. Louis nach 2.200 km Wüste

Wegen Silvester ist die Stadt gut besucht und es herrscht ein reges Treiben. Auf einem Platz ist gar eine Bühne aufgebaut, bunte Scheinwerfer beleuchten die Szenerie und der eine oder andere Musiker stimmt sein Instrument. Wir kaufen uns zwei kühle Gazelle-Bier, die wir am Fluss genießen und setzen unsere Hoffnung auf eine Silvesterparty. Doch nichts geschieht, die Musiker sind weg, es läuft Musik vom Band. Kurz vor Mitternacht beschließen wir uns wenigstens nochmals schnell mit einem weiteren Bier und süßen Stückchen einzudecken und die Silvesternacht in unserem gemütlichen Zimmer zu verbringen. Und genau so rutschten wir dann in 2020 hinein!

Saint Louis, Pont Faidherbe von Gustave Eiffel

Am Neujahrstag wandern wir durch die ehemalige Hauptstadt von französisch Westafrika, vorbei an den Faktoreien und Handelshäusern aus dem 19. Jahrhundert, die mit ihren rundum Balkonen und dem abblätternden Putz den Charme längst vergangener größerer Zeiten ausstrahlen. Es geht zu den Anlegestellen der Piroggen und dem Hafen – Fischgeruch liegt über dem Fluss.

Pirogge, neu gestrichen

An unzähligen Ständen wird trotz der Hitze Fisch ungekühlt gelagert, in Fett gebraten oder mit Gemüse gekocht. Für unsere Mägen wäre das bestimmt nichts, da essen wir lieber in der Auberge Pelikan ein Maffé (Reis, Huhn, Erdnusssauce, gut gekochtes Gemüse), für Touristen zubereitet.

Erschreckend ist der Strand am Atlantik nördlich der Auberge Pelikan – wenn wir Sand, anstelle Plastik oder anderen Unrat sehen wollen, müssen wir uns anstrengen. Auch Kadaver toter Ziegen und Fischreste liegen hier und verrotten am Strand und in der Sonne. Noch sehr lange reden wir über diese Umweltsünden und machen uns unsere Gedanken darüber.

Unser nächstes Ziel zum Entspannen ist die Zebrabar (Camping und Lodges in der Hand des Schweizers Martin) südlich von Gandiol. Noch Zuhause hatten wir die Zebrabar als eines unserer Ziele festgelegt, da sich dort nach 2.200 km Wüste ein reger Treffpunkt der Afrikareisenden in den letzten 25 Jahren entwickelt hat.

gemeinsames Kochen bei der Zebrabar

Dort verbringen wir drei Nächte, mit schönen Kontakten und interessanten Gesprächen mit anderen Afrikareisenden. Ein Pärchen möchte im Jeep mit Dachzelt nach Südafrika reisen, Max und Nadja wollen ihren Pkw in Gambia verkaufen, Tanja und Leo wandern in die Casamanche aus, den kompletten Haushalt im „Sprinter“ verstaut. Hier könnte man wochenlang verweilen und sich die Lebensgeschichten der Reisenden anhören – vielleicht ein Buch darüber schreiben?

Der Strand hinter der Zebrabar und das Wasser ist sauber, wir können prima baden und entspannen.

Die vielen Krebse dort flüchten vor uns in ihre Löcher. Auch verschiedene bunte Vögel fühlen sich in diesem grünen Paradies wohl.

Unsere erste Horde Affen, Patas Monkeys, sehen wir an der Straße unweit des Parks Guembeul. Sie sind sehr scheu und nehmen vor uns reissaus. Auch am Zelt auf dem Camping können wir aus nächster Nähe einen Affen beobachten, der wiederum die Touristen beobachtet und sich anschleicht.

Gleich hinter der Zebrabar liegt das Minidörfchen Mouit, wo wir uns mit Lebensmitteln eindecken und leckere Dambe-Petit Pois Sandwiches essen können. Dort hören wir Musik, gehen dem nach und stoßen dabei auf eine islamische Taufe. Alle Anwesenden sind völlig schick angezogen – die afrikanischen Frauen in tollen bunten Kleidern. Es wird getanzt und man möchte uns einladen mitzufeiern.

in Mouit, bei einer Taufe

Es ist noch alles nicht so Grün wie man denken könnte. Die Wüste von Lompoul liegt vor uns und wie das in der Wüste so zu sein scheint, sehen wir Geier, die sich gerade über ein verwesendes Pferd hermachen. Als wir näher kommen schwingen sie sich in die Lüfte und zeigen uns ihre Flügelspannweite – beeindruckend.

Geier in der Desert de Lompoul

Wie aus dem Nichts wird es danach wirklich Grün. Es gibt Brunnen und die Einheimischen (Wolofs) betreiben eine ertragreiche Landwirtschaft. Riesige Bündel Zwiebel, Karotten, Auberginen, Rettiche, Weißkraut, werden auf Pferdekarren gepackt und abtransportiert. Allerdings wird der Boden dabei aufgepeppt und Lkws fahren Ladeflächen voller 50 Liter-Säcke gedüngter Boden zu den Bauern.

Baobab Baum hinter Feldern

Dakar, eine Höllenstadt wie uns ein deutscher Motorradfahrer erzählt, umfahren wir großzügig und radeln über Rufisque nach Popenguine. Trotzdem ist der Verkehr enorm und vor den hupenden 40 Tonnern, die mit 80 Tonnen Ware beladen sind, flüchten wir uns respektvoll auf den befestigten oder unbefestigten Seitenstreifen. Gut dass wir Rückspiegel haben!

Ab Mboro mit seinen bunten Piroggen im Fischerhafen sehen wir zunehmend große, ja riesengroße, Baobab-Bäume mit ihren hängenden Früchten und Mangoplantagen in Blüte. Zeitweise zelten wir unter Mangobäumen, die uns Schatten spenden. Dabei werden wir zwar von den Bauern gesehen, aber niemand stört sich daran. Die meisten und die schönsten Baobab-Bäume sehen wir bei Joal Fadiout. Der größte und älteste Baobab-Baum Westafrikas bei Samba Dia misst gar 32 Meter im Umfang. Bis 1960 wurde dieser hohle Baum als Grabstätte von Animisten benutzt.

Im Camping Terre d’Afrique vor Popenguine können wir in den dort sauberen Atlantik springen und wieder zwei Tage lang entspannen. Wir sind die einzigen Gäste auf dem Platz. Es ist nichts los. Dies erfahren wir auch immer wieder, wenn sich Händler und Scharen von „‚Toubab Toubab“ (Weißer) rufender Kindern mit der Hoffnung auf ein Geschäft oder ein Geschenk auf uns „stürzen“.

Camping Terre d’Afrique

Wir machen einen Abstecher nach Palmarin am Atlanik, da der Ort schön zwischen Palmen liegt und zuvor eine Salzlagune durchquert werden muss. Vom Camping Eden aus spazieren wir am Strand entlang und finden viele große und toll geformte Muscheln. Leider können wir sie nicht mitnehmen. Abends trinken wir ein Bier zusammen mit den Postbus-Reisenden David und Sarah und tauschen uns aus. Die Beiden wollen Afrika komplett umrunden. (Afreecar.at)

Ab Palmarin geht es mehr ins Landesinnere denn wir müssen das Flussdelta „Delta de Saloum“ umfahren. Wir genießen die ruhige Strecke mit vielen kleinen Dörfern aus runden Hütten mit Strohdächern, hinter blickdichten Bastmattenzäunen.

Dorf im Delta von Saloum

An einem Mittag fragen wir nach einem Imbissstand und wir werden zu einem Frisör geschickt, dessen Mutter uns ein Omlette-Sandwich und einen leckeren Kaffee Touba (Kaffee mit Nelken) zubereitet. Währenddessen führen wir ein nettes Gespräch und werden dabei gefragt, wie lange wir schon unterwegs sind und wie lange wir das noch machen müssen!

Dambe Sandwich beim Frisör

Am 13. Januar 2020 erreichen wir die Grenze zu Gambia. Bei der Ausreise im Senegal dürfen wir wieder unsere Fingerabdrücke abgeben und werden erfasst, bei der Einreise nach Gambia wird wenig Aufwand betrieben. Ein Officer trägt unsere Daten in ein Buch ein und stempelt uns ein kostenfreies Visum für 30 Tage in den Pass. Das war’s.

 

Fotos zu Senegal (Teil 1):

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