China Sichuan 2014

Sichuan: Reis in Sicht

Mit unserer Busfahrt nach Chengdu ändern sich nicht nur die klimatischen, sondern auch die kulinarischen Verhältnisse. Wir passieren die „Nudelgrenze“ und ab heute steht überwiegend Reis auf dem Speiseplan.

Ihn gibt es in fast allen Restaurants in großen Bambusbehältern, wo man soviel man möchte holen kann. Zum eigentlichen Gericht, wird meistens eine heiße Brühe als Durstlöscher serviert. Tee gibt es nicht zum Essen.
Kurz vor Chengdu sehen wir auch die ersten grünen Reisfelder, Bananenplantagen, vereinzelte Palmen und bald Bambuswälder mit Riesenbambus.
Es ist schwülwarm, die Sonne sehen wir die ersten 10 Tage nicht. Dafür regnet es fast immer, mehr oder weniger stark. Eine neue Erfahrung für uns ist es nun unsere Ausrüstung einigermaßen trocken zu halten. Einmal naß, immer feucht….
Auch ist es viel schwerer geworden einen geeigneten Zeltplatz zu finden, denn jeder Zentimeter Erde wird bepflanzt oder die Erde ist matschig.

In Chengdu übernachten wir im Dragon Youth Hotel mitten im belebten Zentrum. Hier ist eine Fußgängerzone entstanden, durch die sich alle chinesischen und ausländischen Touristen drängeln.
Nach einem kurzen Aufenthalt in der 10 Millionenstadt radeln wir bei strömendem Regen los. Agnès deckt sich noch schnell mit einem chinesischen roten Poncho ein, doch der Wind bläst seitlich und ruckzuck ist auch sie nass.

China_Chengdu

Ein kompletter Regentag steht uns bevor. Abends ist an zelten nicht zu denken, so betreten wir triefendnass ein nobles Hotel, doch man scheint an nasse Gäste gewöhnt zu sein. In der Hotellobby sitzen gerade mehrere Polizisten in weichen Sesseln und vertreiben sich die Zeit. Als sie uns sehen, sind wir wieder mal die Attraktion. Später helfen uns zwei dieser Polizisten, sowie ein Securitymann und die Putzfrau, unser Gepäck in den Aufzug und ins Zimmer zu bringen.

Die Doppelzimmer in China kosten so zwischen 70 (8,50 Euro) und 200 Yuan (24 Euro). Ab ca. 150 Yuan ((18 Euro) bekommt man schon eine richtige luxuriöse Suite.
Leider ist der nächste Tag nicht besser. Es regnet so stark, dass die Autos mit Warnblinkanlagen fahren.

Wir radeln bis Leshan (von Chengdu 175 km) und checken im 7 Days-Inn ein. Leshan ist weltberühmt für seinen in die Felswand geschlagenen Großen Buddha, den größten sitzenden Buddha der Welt, mit dessen Bau im Jahr 713 n. Ch. begonnen wurde.  Dieser ist 71 m hoch. Er hat 7 m lange Ohren und jeder seiner Zehen ist 8,5 m lang. Der große Zeh bietet einer Fußballmannschaft Platz!

Leshan_Grosser Buddha

Um den Buddha herum ist ein immergrüner Park entstanden, mit vielen Tempelanlagen, hohen Baumfarnen und in Stein gehauene Kaligrafien. Hier haben wir mal wieder einen regenfreien Tag, den wir im Park genießen.

Am Freitag, dem 6.6.14 geben wir unsere Anträge auf eine Visaverlängerung im PSB Büro ab und bekommen gleich die Auskunft, dass wir die Visas am Montag abholen können. Es verlief ohne Probleme, die Angestellte sprach sogar etwas Englisch und unseren Reiseplan, den wir angeben mussten interessierte niemand. Das ganze dauerte 15 Minuten und kostete 160 Yuan (20 Euro). Nun können wir bis 11. Juli 2014 in China bleiben!

Während wir die 3 Tage auf unsere Verlängerung warten, machen wir einen Ausflüg zum Mt. Emei, zum dortigen Pilgerweg. Der Emei Shan ist einer der vier berühmten buddhistischen Berge des Mittleren Reiches. Von den ursprünglichen rund 100 Tempeln ist wenig geblieben. Sie wurden im Krieg oder durch die Kulturrevolution zerstört. 10 Tempel, über den Berg verteilt, sind in gutem Zustand. Hier findet man Kost und Logie. Wir wandern 3 Tage lang in diesem Gebiet und übernachten selbst zweimal in diesen Klöstern.
Leider sehen wir die Sonne in dieser Zeit nicht, dafür werden wir immer wieder neu eingeweicht.
Unsere Tour beginnt, nach einer kurzen Fahrt mit der Seilbahn, auf 1.020 m und endet am ersten Tag bei 2.540 m im Kloster Taizi Ping. Nach unserer Berechnung steigen wir dabei über sage und schreibe 12.000 Treppenstufen!
Die gesamte Anlage ist mit Treppen ausgebaut! So was schaffen nur die Chinesen.

Leshan_Mt Emei

Am nächsten Tag trennen uns nochmals 3.000 Treppen bis zum Gipfel, dem Golden Summit auf 3.077 m Höhe. Dieser Tempel mit seiner 48 m hohen vergoldeten Statue liegt nahe am Rand der Klippen, von denen man einen sagenhaften Blick auf die gegenüberliegenden Bergketten hat, wenn das Wetter gut ist. Doch leider sehen wir nur eine weiße Wand.
Beim Abstieg übernachten wir auf 1.752 m im Kloster Magic Peak. Nachts träumen wir vom Treppen steigen.
Dieser Teil der Strecke ist wunderschön, denn es sind hier kaum Touristen unterwegs und die Natur gigantisch. Wasserfälle, klare Bäche und Regenwald. Ab und zu ein tibetischer Makake, an dem wir schnell vorbeihuschen.
Der Abstieg erweist sich als viel schwieriger, denn wir haben schon oben Muskelkater und die insgesamt nun 18.000 Treppenstufen geben uns den Rest. Unsere Muskeln erinnern uns die nächsten 7 Tage lang an diesen Berg.

Wir radeln weiter Richtung Süden, Richtung Kunming, und kommen immer wieder an großflächigen Bambushängen vorbei. Aus diesen dringt ein Gezirpe und Gezwitscher — Tropenmusik.
Die Strecke fordert uns, denn sie ist sehr hügelig. Dazu kommt das schwülwarme Wetter. Mittlerweile sind wir froh, wenn vor uns ein Tunnel auftaucht und uns einen Pass erspart.

Die Fahrt führt entlang eines breiten Flusses, den wir auf unserer Chinakarte nicht lokalisieren können. Klare Bäche, die aus schönen Seitentälern hier einmünden, ab und zu ein toller Wasserfall.

China_3 Schluchtendamm

Immer wieder fragen wir die Bevölkerung und auch an einem Polizeicheckpunkt nach dem Weg nach Kunming und werden in diese Richtung geschickt.
Wir wundern uns, dass der Straßenverkehr abgenommen hat und wir keine Straßenbezeichnung mehr sehen. Dann, nach ca. 100 km stehen wir vor einem überdimensionalen Plakat mit der Aufschrift „Drei-Schluchten-Damm“. Hat nicht Luki, der Freund einer Tochter von Martin, sein mündliches Abitur darüber gehalten? Ja, freuen wir uns und machen ein Foto von dem Plakat für ihn.

Nichts ahnend schieben wir unsere Räder zum dortigen Polizeicheckpunkt. Der Ordnungshüter winkt uns schon heran und wir erfahren mit ein paar energischen Handbewegungen, dass unsere Fahrt hier zu Ende ist. Sackgasse! Kein Durchkommen für Touristen zum umstrittenen Drei-Schluchten-Damm. Sperrgebiet, was uns nicht sonderlich wundert, denn auch Internetdienste wie facebook, youtube, google und viele blogs mit themen zu Tibet, den Uiguren usw. sind für uns gesperrt.

Es wird telefoniert und nach einer halben Stunde kommt ein Offizier, der ein spärliches Englisch spricht um uns zu dolmetschen. Wir erfahren, dass wir zurück müssen – 198 km meint er – um wieder auf unsere Route zu kommen. Letztendlich, nach mühsamem hin und her, wird uns gesagt, dass uns auch ein Bus zurückfahren kann. Wir haben Glück, denn kurz danach können wir einen Reisebus besteigen, unsere Räder verladen und es geht zurück auf unsere Route. Ein schöner ungeplanter Ausflug zum Drei-Schluchten-Damm, von dem wir einen Teil aus der Ferne sehen konnten.

So fahren wir bei strömendem Regen nicht mit unseren Rädern in die nächste Provinz Yunnan, sondern mit dem Bus.

Bus in Sichuan:
Hanzhong – Chengdu:   450 km
Irgendwo im Niemandsland beim Drei-Schluchten-Damm, vermutlich bei Leibo – Zaotong: 200 km

Fotos von China Sichuan:

01_china_chengdu

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China Gansu 2014

Gansu: Seidenstraße bye bye

Mit dem Bus reisen wir in 8 Stunden von Hami nach Jiayuguan, wo wir die Große Mauer sehen wollen. Die Wüstenlandschaft zieht sich bis kurz vor Jiayuguan, dann wird es stechend grün und die Stadt selbst hat viele schöne Parks. Wir checken im Yuesheng ein; kein Mensch im Hotel spricht ein Wort Englisch. Abends sind wir in der Fußgängerzone, der sogenannten „Fressmeile“ unterwegs. Hier reiht sich ein Straßenlokal an das andere und bunte blinkende Leuchtreklamen erhellen die Szene. Die Chinesen bestellen kartonweise warmes Bier (12er Pack) und essen Fleisch im Übermaß. Wie die Tische und der Boden hinterher aussehen ist unbeschreiblich.

Wir radeln zu der berühmten Festung von Jiayuguan und machen noch zwei weitere Ausflüge zu Abschnitten der Großen Chinesischen Mauer inklusive Museum. Faszinierend ist es schon die Große Mauer direkt vor sich zu sehen.

Jiayuguan_Grosse Mauer

Die Große Mauer ist eng mit dem Handel an der Seidenstraße verknüpft, denn sie schützte die Kaufleute vor den Mongolen aus dem Norden und Turkvölkern aus dem Westen. Hier in Jiayuguan verläuft der westlichste Abschnitt der Mauer. Das Westtor diente dazu unbeliebte Bürger oder Kritiker in die Wüste zu verbannen.
Die Festung liegt in der Mitte des Tales, dem Hexikorridor, von wo aus die Mauer in beide Richtungen bis zu den Bergen und darüber hinaus verläuft.

Unsere Campusräder werden auf das Dach des großen Sleeperbusses gezogen, festgezurrt und schon geht es los. Wir verbringen 760 km bis Lanzhou über Nacht im Bus. Bei Regen kommen wir in Lanzhou an, übergroße Pfützen erschweren uns das Vorwärtskommen, doch das Wetter bessert sich. Wir tun uns schwer, in der fast 4 Millionenstadt, die Landstra0e nach Lintao zu finden. Jeder zeigt in eine andere Richtung. Doch nach ca. 2 Stunden sind wir auf dem richtigen Weg, der leider stetig nach oben führt. Es ist schwülwarm doch die Landschaft ist sehr schön. Bepflanzte Terrassen, chinesische Bauern pflegen ihren Anbau. Bald wird die Straße zur Baustelle, abwechselnd Schlaglochschotterpiste und Schlammlöcher. Wir werden entweder eingestaubt oder verschlammt, und das auf einer Strecke von 40 Kilometern.

Gansu_nach Lintao

Zu den chinesichen Autofahrern:
es wird gehupt und gedrängelt. Die Chinesen würden auch den Worldcup für Dauerhupen gewinnen. Vom kleinsten Elektroroller bis zum gigantischen 6-Achser – mit Hupen wie ein Dampfer – meint jeder Fahrer an jeder Kurve, an jedem Ortseingang, bei jedem Überholen, bei jedem Fußgänger ……hupen zu müssen. Selbst beim Einfahren auf eine Baustelle wird wie wild gehupt, aber nicht gebremst. Motto: immer hupen, nicht bremsen. Auf den Straßen sind sämtliche Automarken unterwegs, aber vor allem europäische, japanische und chinesische neue Nobelkarossen. Ja, wir sind im kapitalistischen Kommunismus unterwegs.

In Gansu sind wir im richtigen China angekommen. Es gibt nur noch chinesische Schriftzeichen. Auffallend für uns, nach den moslemischen Ländern, sind die vielen Frauen die am Leben in der Öffentlichkeit teilnehmen. Hier wird es einem so richtig bewusst, dass in den sogenannten „Stan-Ländern“ die Frauen von der Bildfläche verschwunden waren. Gegensätzlicher geht es kaum, denn hier arbeiten sie auf dem Bau und beim Straßenbau genauso mit wie die und die Mode in den Städten, sprich highheels, kurze Hosen oder Miniröcke, sind wir schon lange nicht mehr gewöhnt. Und je heller die Haut desto höher die Absätze. Speziell die Rad- und Rollerfahrerinnen mummeln sich bei warmem Wetter mit Handschuh und Kopftuch ein, um ja nicht braun zu werden.

Unser Weg führt uns durch viele Lehmdörfer und vorbei an unzähligen Feldern. Es wird überwiegend Getreide, Mais, Soja und Gemüse angepflanzt. Reisfelder? Sehen wir die ersten drei Wochen gar keine.
Abseits der Autobahnen und der gepflegten Parks in den Städten sehen wir schnell wohin der chinesische Müll wandert. Jedes Flussbett ist völlig vermüllt. Nicht einzeln hineingeworfener Müll, nein, die ganzen Ladungen aus den Müllcontainern wandern in das Flussbett! Kein Fluss ohne Müll bei den Dörfern. Die Abfälle die wir in die oft vorhandenen Mülleimer werfen, nachdem wir sie stundenlang herumfuhren, werden wohl auch im Flussbett landen…

Orientierung? Wir fotografieren die chinesischen Schriftzeichen aus dem Reiseführer oder von der Landkarte oder Straßenschildern ab und zeigen unterwegs den Leuten das jeweilige Foto, wenn wir nicht mehr weiter wissen. Sehr oft kommt es vor, dass ältere Frauen nicht lesen können. Wir sind schon erstaunt über die vielen Analphabeten.

Bei Lomen machen wir einen Abstecher zum Lashao Tempel, mit seinen 42,3 Meter hohen Buddha-Wandmalereien, mitten in einer 500 m hohen, wie aus dem Nichts, herausragenden Bergkulisse. Hier gibt es eine Vielzahl von Tempeln und Höhlen die besichtigt werden können und nach 3 Stunden schwingen wir uns voller Eindrücke wieder auf unsere Räder.

Gansu_Luomen_La Shao Tempel

Die Fahrt am nächsten Tag entlang der „Roten Berge“ ist sehr schön und wir sehen immer wieder Felsentempel hoch oben an den senkrechten Hängen.

Eine weitere größere Tempelanlage möchte von uns besichtigt werden. Der Daxian Mountain Rock Cave Komplex, der sich über einen langen Bergrücken nach oben zieht. Eine Höhle namens „Buddha Cave“ mit etlichen teils kitschigen, teils dämonenhaften Figuren ist besonders erwähnenswert.

Gansu_vor Tianshui_Daxiang Mountain Rock Cave

Bei der Besichtigung dieser Höhle geht das Licht aus. Wir denken: Aha, mal wieder Stromausfall in China. Wir warten, doch als nichts geschieht, tasten wir uns im Dunkeln an den Figuren vorbei zurück in Richtung Eingang. Ein spärliches Notlicht beleuchtet die Szenerie bei der Tür. Kein Mensch weit und breit. Schnell stellen wir fest, dass auf der anderen Türseite ein Vorhängeschloss montiert wurde. Wir sind in der kühlen Höhle eingechlossen! Wir rufen, schreien, klopfen, treten gegen die Tür, treten noch wilder dagegen….nichts geschieht. Die Holztür aufzubrechen ist nicht so einfach wie gedacht, obwohl sie oben eine Öffnung hat. Irgendwie sind wir doch nicht so wie Jackie Chan. Irgendwann, es kommt uns wie eine Ewigkeit vor, kommt der Aufseher der unseren Lärm gehört hat. Er schliest nicht sofort auf, denn er sieht uns durch die Öffnung: zwei wütende Ausländer – ähnlich wie die Dämonen in seinem Kabinett. Er faltet die Hände und bittet erst um Entschuldigung – dann schliesst er uns auf.
So können wir doch noch den 23,3 m hohen Buddha oben am Bergrücken besichtigen.

Wir gehen essen:
Wir haben eine Auswahl an chinesischen Schriftzeichen mit Aussprache für verschiedene Gerichte gesammelt. Unsere Versuche diese Wörter verständlich anzuwenden scheitern kläglich. Also zeigen wir die Schriftzeichen vor. Auch dies klappt nicht, da jedes Lokal eine andere Spezialität kocht. Bei manchen Lokalen ist es recht einfach, denn es gibt ein Menü mit Fotos zu den Speisen. Am einfachsten geht es in kleinen Lokalen in dem andere Gäste bereits essen. Wir zeigen der Bedienung einfach dass wir dasselbe wollen. Wir haben auch schon aufgegeben und das Lokal wieder verlassen, nachdem gar nichts ging.
Einmal landen wir versehentlich in einem Nobelrestaurant mit viel schicker Bedienung. Natürlich kann wieder niemand Englisch, doch es gibt eine Speisekarte mit vielen Fotos. Wir bestellen Nudeln (sie sind immer selber gemacht und lecker) und Hähnchenteile mit „Sauce“. Es dauert nicht lange und wir bekommen einen großen 4 Liter-Topf mit Brühe, Muskatnüsse und andere Gewürze, zusammen mit unseren rohen kalten Nudeln. Der Topf wird in der Mitte des Tisches auf eine Platte gestellt und erhitzt. Wir werfen unsere Nudeln in das kochende Wasser, schlürfen bald unsere Nudeln und die Brühe. Die Chef-Bedienung kommt bald an den Tisch, denn irgendwie machen wir ein klägliches Bild. Er nimmt Martin mit in die Küche und zeigt die vielen Zutaten, die normalerweise in den Topf gehören. Eigentlich wird uns erst jetzt so richtig klar, dass wir ein Fondue bestellt haben und wir ordern noch einige Zutaten. Ab in den Topf!

Gansu_vor Tianshui_Hot Pot

Auf dem Weg nach Tianshui kommen wir durch eine Monokultur von Kirschplantagen. Die Kirschenernte ist in vollem Gang und hunderte Kirschverkäufer/innen säumen die Straßen. Wir können nicht widerstehen.
Die ältere Stadt an der Seidenstraße mit sehenswerten Tempeln und Plätzen gefällt uns sehr. Wir besichtigen zwei große Tempel anlagen und flanieren durch den Bazar. Mit eigenen Augen sehen wir, wie neben Fischen auch verschiedene Sorten lebender Schildkröten und Riesenkröten im Angebot sind. Nebenan in der Apotheke werden verschiedene Sorten getrockneter Seepferdchen verkauft.

Die chinesischen Berge haben es in sich. Im Prinzip fahren wir jeden Tag an dem wir radeln einen Pass. Höhenangaben gibt es nicht und es nicht absehbar wo der Pass endet. Die Strecke zwischen Tianshui und Hanzhong ist erwähnenswert, denn die Berghänge sind sehr dicht, dschungelartig bewachsen und beheimaten viele Vogelarten. Entlang der Straße treffen wir auch immer wieder auf Imker mit vielen Bienenstöcken. Diese Imker leben in Zelten bei ihren Bienen und verkaufen den Honig vor Ort. Mehrmals sehen wir auch reisende Bienenstöcke, die auf Lkws verladen wurden. Wir sind immer froh wenn wir durch die herumschwirrenden Bienen schadlos durchradeln konnten.

Die Chinesen selbst:
Wo wir auftauchen gibt es verschiedene Reaktionen. Entweder erstarren die Chinesen, von jung bis alt. Sie sehen uns, der Mund öffnet sich und die Bewegung in der sich der Chinese gerade befindet, erstarrt. Wie eingefroren!
Oder sie sehen uns und sie reagieren hyperaktiv. Sie stürzen sich in unsere Richtung und wollen Fotos, Fotos, Fotos.
Oft werden wir auch heimlich fotografiert – zumindest denken sie dies.
Auf jeden Fall, egal wo wir auftauchen, gibt es Reaktionen. Es wird getuschelt oder gelacht oder geschaut.

Gansu_Weiyuan

Der Chinese den man um Hilfe bittet geht erst einmal weg von einem. Hat man ihn eingeholt und ihm einen Zettel oder den Foto entgegen gestreckt ist er hilfsbereit. Ab diesem Moment kommen die anderen und wollen neugierig wissen was los ist.
Aber Vorsicht! Oft wird man irgendwo hingeschickt. Nur nicht dahin wo man hin will. Und mit Englisch geht null komma null.

Erstaunt sind wir auch darüber, dass die Han-Chinesen mit denen wir Kontakt hatten nichts über Deutschland, Frankreich oder Europa gehört haben. Auch wenn wir das chinesische Schriftzeichen für Deutschland zeigen ändert dies nichts. Manchmal, jedoch ganz selten, kommt es vor, dass jemand weiß dass die Deutschen gut in Fussball sind…
Auch wenn wir unsere Reiseroute erklären, kann niemand etwas mit den Nachbarländern Kirgistan, Vietnam usw. anfangen.

Gebaut wird überall wo wir durchradeln. In den Städten entstehen unglaubliche neue Hochhaussiedlungen. Sie können locker tausende von Menschen auf einmal auffangen wenn sie fertig sind. Autobahnen entstehen ständig neu und sind in super Zustand. Sie sind gebührenpflichtig. Auch neue Tempel werden überall gebaut, denn die alten wurden ja in den „früheren Zeiten“ einfach abgerissen. Schade, dass die neuen Tempel wenig Flair haben. Neue Anlagen werden als Altstädte deklariert, sind aber aus Beton. Über den Städten liegt Staub und Smog und der Himmel ist kaum mehr zu sehen.

In den Parks ist es grün und zur Zeit blühen und duften die Robinien. Auch blau-weiß blühende Schwertlilien sind oft zu sehen.

Nach der dritten Woche in China müssen wir an die Verlängerung unseres Visas denken. Dies soll in Lechan recht einfach und flott gehen. Deshalb wollen wir um den 4. Mai herum in Lechan sein. Wir nehmen von Feng Xian mit Stop in Hanzhong den Bus nach Chengdu um rechtzeitig dort zu sein. Nach Feng Xian reisen wir durch die chinesische Provinz Sichuan.

Bus in Gansu:
Hami    – Jiayuguan:  620 km
Jiayuguan – Lanzhou:  760 km
Feng Xian – Hanzhong: 180 km

Gesamt:             1.560 km

Fotos von China Gansu:

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China Xinjiang 2014

Xinjiang: zwei Welten

Bei der nächsten Grenzerfahrung befürchten wir das Schlimmste und rechnen mit einer Befragung durch die Einreisebehörde. 6 Kilometer nach der kirgisischen Grenze treffen wir auf die erste chinesische Patrouille. Zwei junge Soldaten, die unsere Pässe sehen wollen. Sie können kein Wort Englisch. Sie winken uns weiter und 2 km Später kommen wir an die eigentliche Grenze, werden in einen Warteraum gewunken mit dem vielversprechenden Namen „China Immigration Inspection“, kurz CII.

Vor uns sind noch eine Reihe Kirgisinnen mit Übergepäck abzufertigen. Sie haben Taschen mit hunderten Filzhüten und Tüchern dabei. Solange beschäftigen wir uns mit dem Motto der CII, das man einem schönen Hochglanzprospekt entnehmen kann. Dort steht auf englisch geschrieben: „Unsere Eigenschaften: spontan, intelligent und kundenfreundlich. Unsere Ziele:….unser Team soll den besten Immigrationservice der Welt bieten. Innerhalb von 26 Minuten soll die Abfertigung der meisten Touristen erfolgt sein…“

Nach ca. 1 Stunde sind wir dran. Unsere Taschen werden alle geröngt und zwei einer genaueren Kontrolle unterzogen. Ein intelligenter CIIler schnieft an unseren Mineralientabletten und bekommt einen Niesanfall. Es verläuft alles in freundlicher Atmosphäre und bald dürfen wir weiter. Jedoch: nicht per Rad, sondern eine erste Bus- oder Taxifahrt für 125 km ist obligatorisch. Wir entscheiden uns für ein Taxi, denn der Bus ist schon mit kirgisischen Filzhüten überbelegt. Unsere Pässe bekommen wir nicht zurück, die erhält unser uigurischer Taxifahrer. Unsere Räder werden auf zwei Taxi verteilt und los geht es ,durch atemberaubende Landschaft auf einer nagelneuen Straße mit türkisblauen Leitplanken. Was für ein Kulturschock, nach den Patchworkstraßen der Kirgisen!!

Bald kommt der nächste Checkpoint und unser Driver zeigt für uns die Pässe vor. Nun fahren wir bis nach Ulugqat, wo sich das Hauptimmigration und Quarantänezentrum befindet – kurz auch CII genannt. Das moderne Gebäude ist verschlossen, die Leute machen gerade Mittag. Nach längerem Warten werden wir eingelassen und unser Taxifahrer übergibt den CIIlern unsere Pässe. Eine Einreisekarte ist schnell ausgefüllt, doch dann: Stromausfall im ganzen Gebäude! Alles wird heruntergefahren, die tollen digitalen Anzeigen sind nur noch schwarz. Immer wieder wird uns signalisiert, dass ohne Strom nichts geht. So verbringen wir den Nachmittag zuerst mit netten Kirgisen und später mit netten Deutschen, die mit einem Reisebus erwartunsvoll angedüst kommen. Sie sind vom bayrischen Pilgerbüro und nachdem wir uns ausgetauscht haben, werden wir von ihnen noch in den Bus zu Süßigkeiten und Zwiebelbrot eingeladen. Die Zeit verrinnt und drei Stunden später leuchten wieder die Anzeigen. Yuhuu es geht weiter. Doch nun ist es 17 Uhr und die CIIler machen erst mal zwei Stunden Pause:-))) (nicht schlecht gell?!?).

Aber dann kurz vor Sonnenuntergang geht es los. Der Quarantänebeamte läuft durch die Einreisenden und fragt nach Obst und Gemüse. Einem kirgisischen Paar werden kurzerhand 2 Äpfel abgenommen. Unsere bayrische Bekanntschaft isst schnell noch seinen letzten Apfel auf. Wir haben Karotten, Zwiebel und getrocknete Aprikosen dabei. Wollen wir uns von einem Teil unseres Abendessens trennen? Niemals, denn wir sind Schwabe und Bretonin!

Unser Gepäck wird zum zweitenmal geröngt, unser Gemüse bestimmt verstrahlt aber nicht gefunden. Schnell bekommen wir unseren Stempel in den Pass, den wir bevor wir nach draußen dürfen nochmals vorzeigen müssen. Na ja, egal insgesamt haben wir unsere Pässe 8 Mal vorgezeigt! einmal mehr oder weniger, was soll’s……..

Nun sind wir in China, ohne Führer, nicht wie alle ausländischen Autofahrer die einen brauchen. Wir dürfen frei herumradeln.

China_Xinjiang_nach Grenze

Ruckzuck, nach 6 km Fahrt auf besten Straßen, finden wir einen klasse Zeltplatz neben einem schönen blauen Lilienfeld zwischen schützenden Bäumen. Ohne Müll? Es ist richtig auffallend wie sauber nach der Grenze alles ist.

Wir freuen uns in China zu sein, können es kaum glauben, dass wir mit den Rädern bis hierher kamen. Voller Energie radeln wir am nächsten Tag auf der neuen Autobahn die 100 km bis Kashgar, ein wichtiger Handelsort an der Seidenstraße.

Doch vor Kashgar gilt es erstmal 20 km durch Industriegelände, vermutlich zur Asbestherstellung, zu radeln. Die Luft ist stechend, ein blauer Himmel ist durch den Dunst nicht mehr zu erkennen. Unsere Augen sind rot und tränend.

Auffallend waren auch die vielen Lehmdörfer, die entweder durch die Autobahn geteilt oder völlig zerstört wurden. „Tabula rasa“.

Das erste Hotel in dem wir einchecken wollen darf keine ausländischen Touristen beherbergen, das Zweite ebenso nicht. Beim dritten Versuch haben wir Glück. Sie nehmen uns! Wir machen uns auf zur Stadtbesichtigung, wobei wir uns erst an die vielen Elektroroller gewöhnen müssen, die lautlos wie aus dem Nichts erscheinen. Wir freuen uns über das Angebot an Obst. Früchte in Hülle und Fülle!

China_Xinjiang_Kashgar Altstadt

Die Altstadtbezirke sind derzeit teils renoviert, teils Baustellen. Die alten Handelshäuser wurden mit viel Aufwand schön hergerichtet, doch unseren Geschmack treffen sie nicht, denn es wirkt zu künstlich oder disneylandmäßig. Abends trifft uns fast der Schlag. Überall Geblinke und buntes Geflimmer an den Hochhäusern, den Monumenten und an einem Riesenrad am See. Hatten wir gestern nicht erst Stromausfall?? Und nun diese Energieverschwendung…..

Xinjiang_Kashgar_East Lake

Wir essen auf dem Nachtbasar und stellen fest, dass wir viele Gerichte aus den „Stan-Ländern“ kennen. Denn eigentlich sind wir noch nicht im richtigen China, sondern im Land der Uiguren!

Xinjiang umfasst das historische Gebiet Ostturkestan, was sich in Kultur, Religion und Sprache ausdrückt. Mit türkischen Grundkenntnissen kommt man hier noch gut zurecht. Die Uiguren sind sehr fremdenfreundlich und wir werden mit offenen Armen aufgenommen und mit Obst und Gebäck beschenkt. Es erinnert uns an die Zeit im Iran.

Ein Zitat aus Wikipedia: „Im Jahre 1949 erreichten die chinesischen Kommunisten eine friedliche Eingliederung Xinjiangs in die Volksrepublik China. Im September 1955 wurde das „Uigurische Autonome Gebiet Xinjiang“ geschaffen. Während der Kulturrevolution (1966–76) musste Xinjiang, wie ganz China, den Roten Terror über sich ergehen lassen, der viele Menschenleben kostete und nachhaltige Folgen hinterließ. Viele Kulturgüter wurden zerstört. Seit der Ära Deng Xiaopings profitiert Xinjiang im großen Maße vom „Chinesischen Wirtschaftswunder“, jedoch können sich hauptsächlich angesiedelte Han-Chinesen daran erfreuen.“

Die Unterschiede zwischen den Han-Chinesen und den Uiguren werden uns schnell bewusst. Hier eine tägliche Szene:

Es ist 8 Uhr, der Han-Chines fährt seine 2 KInder im BMW oder dicken Geländewagen zur Schule. Danach geht er zur Arbeit. Er hat einen gut bezahlten Posten in der Städtebauentwicklung. Seine Frau fährt mit dem Elektroroller bei schönem Wetter in das Stadtzentrum zum shoppen. Sie trägt einen Sonnenschirm, High-Heels und Minirock. Sie trifft sich mit ihrer Freundin zum Fondue-Essen im Nobelrestaurant „Hot Pot“. Die Schule ist aus, die Jungs stürmen den Eisverkäufer und werden wieder nach Hause gebracht. Wir treffen auf den Chinesen und er macht heimlich Fotos von uns.

Es ist für den Uiguren sechs Uhr. Als Uigure lebt er nach seiner uigurischen Zeit und nicht nach der Peking Zeit! Er beläd seinen Dreiradschlepper mit Ware und macht sich auf die Fahrt zum Basar.

Xinjiang_Kashgar

Davor war er noch kurz in der Moschee. Seine vier Kinder fahren mit dem Bus in die Stadt, wo sie zusätzlich zur arabisch-uigurischen Schrift Han-Chinesich lernen müssen. Die Han-Chinesen müssen im Gegenzug nicht uigurisch lernen. Seine Frau trägt ein Kopftuch und verhüllt ihren Körper. Sie bleibt Zuhause oder arbeitet auf dem Feld. Wir treffen den Uiguren später am Feld und er läd uns zum Tee und zu Wassermelone ein. Sie wollen mit uns zusammen auf einem Foto sein und wir machen ein Gruppenfoto.

Visabedingt müssen wir viele Bus- oder Zugfahrten in diesem riesigen Land zurücklegen. Es geht nicht anders. Wir haben ein einmonatiges Visa und hoffen auf eine einmonatige Verlängerung. Mehr geht derzeit nicht. Da wir das Land nicht nur schnell durchqueren wollen, sondern auch Kultur und Leute kennenlernen wollen, entscheiden wir uns ab Kashgar eine große Strecke mit dem Bus zu fahren. Immer wieder wollen wir ein paar Stopps einlegen und mit den Rädern die Umgebung erkunden.

Unser erster Stopp ist die Turpan-Senke bei Minus 154 Meter. Ein unwirtlicher Ort, wüstenähnlich. Hier zelten wir und erleben  einen kleinen Wüstensturm, der unserem Zeltgestänge schwer zusetzt und die Zeltreißverschlüsse beschädigt. Turpan selbst, ist eine grüne Oase mit vielen Reben drumherum und schattigen Rebenalleen in der Stadt. Die Uiguren spielen Go und sitzen gemütlich zusammen.

Um Turpan herum werden tonnenweise Rosinen in Lehmhäusern getrocknet, manchmal wird auch etwas Wein gekeltert, doch die Bevölkerung ist überwiegend muslimisch. Wir besichtigen die „Flammenberge“, die bei entsprechender Sonneneinstrahlung rot leuchten. Hier zelten wir mitten in den Weinreben und werden von freundlichen Uiguren besucht. Wir essen erste leckere Aprikosen vom Baum und noch grüne Mirabellen.

Unsere nächste Busfahrt bringt uns nach Hami. Von dort aus reisen wir in die nächste Provinz Chinas, nach Gansu.

Fotos von China Xinjiang:

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Kirgistan 2014

Kirgistan – Land der Pferde, Jurten und Berge

Die Fahrradsaison ist wieder eröffnet!! Am Samstag, den 29. März holen wir unsere Fahrräder ab und machen uns auf eine dreitägige Tour auf, zum Ala Archa Nationalpark. Schnell merken wir, dass der Fahrradladen Gergert in Bishkek gute Arbeit geleistet hat, denn unsere Schaltung funktioniert wieder einwandfrei und ein „Achter“ am Vorderrad wurde behoben. Und das alles für nur 10 Euro pro Fahrrad.
Nur, was ist mit uns los? Genauso schnell merken wir, dass unsere Kondition während unserer Winterpause in Indien und Nepal stark gelitten hat. Teilweise schieben wir sogar unsere Räder — und das mit halbem Gepäck. Ok, wir radeln von Bishkek bei 800 m Höhe, 40 km ständig leicht und später steiler bergauf, bis wir auf 2.100 m ankommen.

Ala Archa Park

Doch dafür werden wir mit super guter Sicht und Sonne, mit Temperaturen bis zu 25 Grad, belohnt. Schon vor der Einfahrt in den Park, sehen wir eine gigantische Bergkulisse im Hintergrund, im Vordergrund grasen Pferde in der Steppe.

Wir sind froh, dass wir wieder in schöner Natur zelten können und wir genießen jedes Picknick mit Blick auf die Berge.
Im Park sprudeln Quellen, Trinkwasser direkt aus Mutter Erde.

Der Ala Archa Park umfasst 200 Quadratkilometer und liegt auf einer Höhe zwischen 1.500 Meter bis 4.895 Meter. Er bietet 20 Gletscher und 50 Gipfel, die man besteigen könnte.

Ala Archa Park

Wir machen zwei schöne Wanderungen und haben das Glück etliche Murmeltiere aus nächster Nähe beobachten zu können.

Am 2.4.14 können wir unser Chinavisa abholen und wir sagen „Tschüss“ zu Bishkek. Mit Angie waren wir abends zuvor nochmals lecker essen und der Abschied fällt uns allen nicht ganz leicht.

Fotos zum Nationalpark Ala Archa:

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weiter Richtung Ysyk-Köl See:

Wir fahren zunächst auf Feldwegen Richtung Südost, da wir der deutschen Enklave Rotfront einen Besuch abstatten möchten. Doch leider vertun wir uns und verpassen das Dorf. Wir fahren auf der Hauptstraße A363, einer guten breiten Straße, weiter Richtung Ysyk-Köl See. Kurz vor dem See ist noch ein Pass zu meistern. Danach sehen wir bizarre Felsformationen und im Tal goldenfarbenes Schilf an einem klaren Bach. Die Temperatur ist rapide gesunken, wir haben mindestens 10 Grad weniger wie noch vor ein paar Tagen und es weht ein kalter Wind.

vor Balykcy

Nach 3 Tagen sehen wir den zweithöchsten Bergsee der Welt auf 1.607m Höhe. Abends bekommen wir, wenn wir das Zelt aufbauen, öfters Besuch von Schäfern, die an uns interessiert sind.
Der Name Ysyk-Köl bedeutet warmer See. Dies beruht darauf, dass er leicht salzig ist und nicht gefriert. Doch trotzdem ist er für uns eisig kalt. Er ist 6.236 m2 groß und bis zu 658 m tief.

Yssyk Koel_vor Tamga

Das erste Drittel des Sees finden wir nicht so schön und sind ein wenig enttäuscht, denn die Straße verläuft weit abseits und eingezäunte Weiden verhindern den direkten Zugang. Aber dann, ab Bokonbaev führt die Straße dichter am See entlang und wir staunen über die Farbenpracht des Sees. Von türkisblau zu hellblau, im Hintergrund schneebedeckte Bergkämme und im Vordergrund rötlicher Strand mit teilweise großen Kieselsteinen. Und das Wasser ist glasklar!

Es bleibt zwar kühl, doch der Frühling zeigt sich. Mandelbäume knospen und zeigen erste Blüten, gelbe Sträucher locken Insekten an.

In Tamga gönnen wir uns wieder einmal ein Zimmer, und kommen bei dem Bergsteigerehepaar Sascha und Lyubov unter. Die Beiden haben schon drei 7.000er bestiegen und sind kurz davor die russische Auszeichnung des Schnee-Leoparden zu bekommen.
(diese erhält man nach der Besteigung von Mt. Communism 7.495m, Mt. Kopjenevskoi 7.105m, Mt. Lenin 7.134m und Mt. Pobedy 7.439m)
Leider sind die Beiden davon überzeugt, dass derzeit noch zuviel Schnee in den Bergen liegt und es nicht möglich sein wird  diese vor dem Sommer mit dem Rad, auf einer Route wie wir sie gerne hätten, zu überqueren. Von offizieller Seite wird uns das Gleiche bestätigt. Dieses Jahr liegt einfach noch zuviel Schnee.

Zunächst wollen wir verschiedene Sehenswürdigkeiten anradeln. So machen wir einen Abstecher in die Schlucht Zety Oguz. Die 16 km bergauf lohnen sich, denn wir erreichen gigantische rote Sandsteinformationen. Auch das Wetter stimmt und wir werden mit blauem Himmel beschenkt.

Yssyk Koel_Jeti Oguz

Als nächstes radeln wir durch die größere Stadt Karakol und steuern die heißen Quellen Ak-Suu in den Bergen an. Nach einer schönen Wanderung am Gebirgsbach entlang gönnen wir uns ein heißes Bad in der etwas altmodisch wirkenden Badeanstalt, die von den Kirgisen rege besucht wird. Das 37 bis 40 Grad heiße Wasser tut uns sehr gut und wir haben den Eindruck dass da noch der Dreck von Indien weggespült wird.

Yssyk Koel_Ak Suu

Eine Wanderung nach Arasan brechen wir leider ab, da das Wetter sehr schnell umschlägt. Kalter Nieselregen und Nebel zwingen uns umzudrehen.

Ein weiterer Ausflug führt uns 20 km hoch in die Berge zu dem gefrorenen Wasserfall nach Barskoon. Eine sehr schöne Gegend mit vielen Nadelbäumen und tollem Panorama auf die schneebedeckten 5.000er. Doch leider sind auf dieser Strecke auch viele Großlaster unterwegs, denn in den Bergen soll es eine Goldmine geben. Zweimal fahren wir in einem Graupelschauer und in der Nacht wird unser Trinkwasser, bei 2.500m Höhe, mal wieder zu Eis.

So sehnen wir uns zurück an den Ysyk-Köl See mit seinem Mikroklima. Dort weht zwar ein kalter Wind, aber es ist sonnig und gleich 10 Grad wärmer als in den Bergen. Wir entspannen am See und beobachten die verschiedenen Farben die der See im Laufe eines Tages fabriziert. Hier sehen wir bislang auch die schönsten Sonnenuntergänge unserer Reise, von goldfarben zu violett,
manchmal absolut unwirklich.

Fotos zu den Ausflügen um den See herum:

01_kirgistan_bei-rotfront_schlange

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Seit wir in Kirgstan sind, treffen wir täglich frei laufende Pferdeherden, oft mit herumtollenden Fohlen, viele Schäfer- und Kuhhirten „Cowboys“ und Kinder auf Eseln oder Pferden. Das Reiten wird schon von den Kleinsten ohne Sattel, nur mit einer Decke auf dem Pferderücken erlernt. Es sieht so einfach aus!

Bedingt durch den hohen Schneefall dieses Jahr wählen wir für unsere Weiterfahrt die Route Uttuk am Ysyk-Köl See über Koshkor nach Naryn, anstatt über den Tong Pass zu fahren. Dort liegt noch ca. 1 Meter Schnee auf der Fahrbahn.
Kurz nach dem Ysyk-Köl See grast eine Herde Kamele am Wegrand. Sie sind nicht scheu und sie mustern uns neugierig.

Die Strecke, vorbei an einem türkisblauen See, umrahmt mit kahlem Vulkangestein, roten-eisenhaltigen Bergwänden und im Hintergrund Schneeberge ist wunderschön.

Yssyk Koel

Wir werden auf dieser schönen Strecke mehrmals von Kirgisen zum Tee mit Gebäck eingeladen. Einmal dürfen wir auch das kirgisische Getränk „Jarma“ testen – vergorene Getreidemilch. War gar nicht sooo schlimm.

Vor Naryn ist der Dolon Pass mit seinen 3.030 m zu bewältigen. Beim Anstieg sinkt die Temperatur in kurzer Zeit von 16 Grad auf 4 Grad. Dazu kommt ein kleiner Schneesturm, die asphaltierte löchrige Straße wird in diesem Moment zu einer Schotterpiste und wird von vielen chinesischen Lkw-Fahrern frequentiert. Doch trotz der widrigen Umstände kommen wir oben an und sind froh es geschafft zu haben. Es war unser erster Pass über 3.000 m.

Dolon Pass

Auch bergab ist die Straße „grottenschlecht“ und fordert viel Konzentration. Am Spätnachmittag ziehen nochmals dunkle Wolken auf und wir flüchten uns vor dem Schneesturm in unser Zelt.

vor Naryn

Naryn liegt schön zwischen roten Bergen am gleichnamigen türkisfarbenen Naryn-Fluss, dem größten Fluss Kirgistans. Wir machen einen Ausflug mit dem Taxi nach Ak Bashy, wo am Ostersonntag ein großer Viehmarkt stattfindet.

Leider erfahren wir in Naryn, dass wir für die Grenzpassage über den Torugart Pass nach China neuerdings sehr hohe Transportgebühren bezahlen müssen. Es ist nicht möglich einfach mit dem Fahrrad einzureisen. Die Chinesen verlangen den Transport mit einem Taxi bis Kashgar. Für diese 150 km wollen sie von uns 460 US Dollar (130 pro Person und 100 pro Rad). Selbst die Arbeiterin beim Touristenbüro CBT ist entsetzt, denn diese erhöhten Preise sind neu.
Nicht mit uns! Wir entscheiden uns für eine andere, die einzige noch mögliche Strecke, um nach China per Fahrrad zu kommen.
Wir wollen zurück nach Kochkor und von dort die Straße nach Westen bis Toktogul nehmen. Dann planen wir weiter über Jalal Abad, nach Osh über Sary Tash bis China zu kommen. Ein gewaltiger Umweg, doch noch haben wir Zeit.

Kurz nach Kochkor erwischt uns ein Sandsturm und heftiger Seitenwind, der uns fast von der Straße fegt. Wir kommen nicht mehr voran und wir flüchten uns bereits nach 15 km Tagesetappe in ein zerfallenes Lehmhaus, das uns etwas Schutz bietet. Trotz allem ist unser Zeltinventar nach ein paar Minuten völlig verstaubt.
Am nächsten Tag geht es dafür zügig weiter Richtung Caek und wir passieren den Kyz-Art Pass (2.664m) bei schönem Sonnenschein.

Kyzart Pass

Die Abfahrt gestaltet sich ein wenig abenteuerlich, denn der Belag ist oft sandig und Martin stürzt auf dem weichen Seitenstreifen. Nochmals Glück gehabt! Es gab nur leichte Prellungen.
Nach dem Pass ändert sich die Landschaft, plötzlich ist alles grün und der Frühling ist da. Wir zelten auf einer Hochebene und bekommen Besuch von einer Stute mit neugeborenem Fohlen, das noch ganz wackelig auf den dünnen Beinen steht. Die Beiden schlafen direkt hinter unserem Zelt.

Die Fahrt durch das Tal mit wenig Verkehr, umrahmt von Schneebergen erweist sich als Highlight, doch die absolute Krönung ist die holprige Fahrt entlang des Kökömeren Flusses. 90 km Schotter- und Sandpiste, am Wildwasserfluss entlang, mit tollstem Blick auf bizarre Felsen und bunte Berge. Wir haben zwar nur eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 9 km/h doch diese Strecke ist ein Muss!

Kirgistan_am Koekoemeren

Kurz vor Suusamyr begegnen wir 6 Landrover mit deutscher Besatzung, die wir schon 3 Tage zuvor in Naryn getroffen haben. Auch sie reisen auf den schönsten Strecken unter dem Motto http://www.landrover-experience.de/seidenstrasse.html
Sie halten an, es wird getratscht und es werden Fotos geschossen. Sehr nett.

Noch am selben Tag, treffen wir vor der Einmündung in die M41 auf 3 deutsche junge Touristen, die mit ihren Tourenskiern in Kirgistan Urlaub machen. Sie sind ganz begeistert vom Land und es findet ein weiteres Fotoshooting statt. http://www.scharfelinse.com/
Doch außer diesen wenigen Touristen haben wir hauptsächlich Kontakt mit Kirgisen, die uns immer wieder beim zelten besuchen, die uns in den Dörfern die Hände schütteln oder uns ein freundliches Hallo zurufen. Kinder sind meistens völlig aus dem Häuschen wenn sie uns sehen, es wird gerufen oder mit dem einfachen Kinderfahrrad neben uns hergeradelt.

Nach über 100 km Schotterpiste zelten wir nochmals kurz bevor wir auf die Hauptstraße M41 kommen auf einer Weide und entdecken eine Vielfalt von kleinen wilden Orchideen.

Orchideen

Es ist ein wenig stürmig und nachts gefriert es. Das Wetter, bis heute super gut, schlägt um. Auf der Hauptstraße Richtung Ala Bel Pass schneit es und die Temperaturen sinken wieder bis auf 7 Grad. Gestern ((25.4.2014) hatten wir noch 25 Grad! Was unsere Körper und unsere Ausrüstung da mitmachen….

Kirgistan_M41 vor Otmok

Da wo im Frühjahr/Sommer Jurten stehen, liegt derzeit noch viel Schnee. Keine Bauern, keine Weidetiere, nur die Asphaltstraße die sich durch die Schneelandschaft windet und Berge die im Nebel liegen. Gut, dass wir direkt vor dem Pass in einem neuen Hotel ein warmes Zimmer finden, denn es schneit und schneit.
Da es am nächsten Morgen immer noch schneit fragen wir einen Lkw-Fahrer ob der Pass mit Rädern zu befahren ist. Unser Wirt meinte nämlich, dass auf der Straße oben Schnee liegen würde. Der Lkw-Fahrer sagt das Gegenteil. Er zeigt mit dem Daumen nach oben. Wem sollen wir glauben? Wir wollen es versuchen. Gegen 11.00 Uhr machen wir uns bei leichtem Schneefall und Nebel auf den Weg. Die Sicht wird immer schlechter und die Berge sehen wir so gut wie nicht. Alles ist weiß in weiß, doch die Straße ist frei. Wir haben uns auf 30 km Kampf eingestellt und sieh da, nach 18 km haben wir den Pass geschafft.

Ala Bel Pass

Die Freude ist groß! Doch diese ist schnell verflogen, denn auf der anderen Passseite begleitet uns ein eisiger Gegenwind. Nach 20 km Abfahrt kommt uns jedoch der Frühling entgegen. Plötzlich ist alles grün und die Bäume blühen. Alles ist in voller Blüte. Wir freuen uns darauf unser Zelt am Fluss im Grünen aufzuschlagen.

Am nächsten Tag regnet es und wir nehmen uns ein Zimmer in Toktogul, besuchen den Bazar und den schönen Park.

Wir radeln am Toktogul See entlang und nennen diese Strecke später die „12 Prozent hoch und runter Strecke“. Die Natur ist gigantisch und erinnert uns an den Film Herr der Ringe. Verschiedene Bergketten, in allerlei Farben, reihen sich hintereinander in die Höhe.

Kirgistan_nach Toktogul

Die Fahrt geht weiter auf der 80 km lange Canyonstraße, die sich wie eine Schlange am gestauten Naryn Fluss entlang windet. Auch diese Strecke hat es in sich. Wir sind wieder mit dem „12 Prozent Spiel“ dabei. Als wir abends unser Zelt aufbauen, schaut ein Kirgise vorbei und warnt uns vor einem tückischen Wind, der jeden Abend am Fluss einsetzen soll. Er schlägt uns vor den Zeltplatz zu verlegen. Wir sind zu müde und es wird bald dunkel. Doch in dieser Nacht machen wir kein Auge zu, denn der böige Wind flattert wie verrückt um unser Zelt.

Kirgistan_am Naryn vor Tas Komur

 Bald radeln wir am Stacheldrahtzaun der uzbekischen Grenze entlang. Die Grenze ist nicht sehr spektakulär, wenn man bedenkt, dass noch im Jahr 2010 hier kriegerische Auseinandersetzungen um das sehr fruchtbare Ferganatal stattfanden.
Die Natur ist hier sehr weit fortgeschritten und die kirgisischen Frauen und Kinder beackern das fruchtbare Land, meist in Handarbeit. Auch wir schwitzen, denn das warme Klima sind wir noch nicht gewöhnt.
Gut, dass wir in Jalal-Abad ankommen, denn dort gibt es viele schattige Biergärten mit frisch gezapftem Bier und leckerem Essen.

Wir passieren auf dem Weg nach Osh etliche große Viehherden, die auch auf der Straße unterwegs sind und fühlen uns schon fast wie Cowboys mitten drin. Auch viele Jurten sind mittlerweile aufgebaut oder werden zerlegt in die Berge transportiert.

Fotos von Yssyk Koel bis Osh:

01_kirgistan_bei-kochkor_sandsturm

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Osh ist die zweitgrößte Stadt in Kirgistan und noch ca. 260 Kilometer von der chinesischen Grenze entfernt. Allerdings sind ca. 4500 Höhenmeter zu überwinden.
Nach einem Tag Ruhepause in Osh radeln wir am 6. Mai stetig leicht bergauf, an einem breiten Flussbett entlang. Die Sonne knallt mit über 35 Grad und am Nachmittag zieht ein Gewitter auf, so dass wir das Zelt bereits nach 50 km vorsorglich aufstellen. Wir kochen gerade einen leckeren Eintopf als das Münchnerpaar Uwe und Tina mit ihrem Landcruiser auftauchen. Sie übernachten oberhalb von uns am Hang und wir bewundern ihr super ausgebautes Fahrzeug.

Am nächsten Tag passieren wir recht flott den Cygrok Pass mit 2.383 m. Wir sehen wieder viele Jurten und Pferdeherden.

Kirgistan_Yurten vor Cigrok Pass

Nach dem Pass geht es über 25 km steil bergab. Die Straße zieht sich danach in schöner Canyon-Landschaft dem Gulcha Fluss entlang wieder stetig nach oben. Und Yuhuu: wir hatten es eigentlich seit Nepal schon abgehakt. Doch plötzlich stehen wir vor einer Herde Yaks. Sie haben Nachwuchs und wir halten einen guten Abstand zu ihnen ein. Bald darauf folgt die zweite noch größere Herde.

Kirgistan_ vor Taldyk Pass_Yaks

Nun kommt die größte Herausforderung langsam auf uns zu: der Taldyk Pass mit seinen 3.615 m! Die letzten 20 km sind wirklich der Hammer. Es geht sehr steil in Serpentinen bergauf und wir schieben auch immer mal wieder unsere Räder. Doch das Wetter ist grandios, die Sicht ist super und wir haben an die 20 Grad. Etwas lästig sind die kohletransportierenden Lkws, die uns immer wieder die Luft verpesten. Kurz vor dem Pass schlagen wir nochmals das Zelt auf und blicken beim Frühstück in das Tal und in die uns umgebenden verschneiten Bergketten.
Wir radeln am 9. Mai über den Pass, haben Bilderbuchwetter und fühlen uns zwar ziemlich platt aber auch etwas stolz.
War dies der höchste Pass unserer Reise? Kommentar Agnès: „Hoffentlich! Es waren 500 m zuviel.“

Kirgistan_ Taldyk Pass

Wir erreichen der Bergort Sary Tash, der über 3.000 m Höhe liegt, nehmen uns ein einfaches Zimmer in einem Gästehaus. Die Werbefotos vor dem Haus haben uns etwas mehr erwarten lassen.
Von Sary Tash aus haben wir eine fantastische Sicht auf die Bergkette des Mount Lenin Massivs (Arka Alai) mit Pik Lenin 7.134 m.

Sary Tash ist der vorletzte Ort vor der chinesischen Grenze. Hier gabelt sich der Weg nach Tajikistan mit dem Pamir-Highway (hier gäbe es noch höhere Pässe) und dem Weg den wir nehmen werden, nach Kashgar, die berühmte Stadt an der Seidenstraße.
Da die Grenze an den Wochenenden geschlossen ist, wollen wir am Montag, 12. Mai nach China einreisen.

Über Nacht wurde es wieder kalt und wir warten ab, bis sich der leichte Schneefall legt. Das Wetter hält sich und wir kommen  die ersten 30 km gut voran.

Kirgistan_ Sary Tash

Danach schwanken die Temperaturen zwischen 1 und 7 Grad und es schneit immer mal wieder. Wir gewinnen an Höhe und sind bald auf dem Taun Murun Pass bei 3.526 m angekommen. Hier setzt ein eisig kalter Seitenwind ein und  macht ein Fahren fast unmöglich. Dann geht es bergab – aber nur in der Theorie – denn der Wind wechselt seine Richtung und nimmt Orkanstärke an. Wir schieben bergab! Es ist mit Wind und schlechter Sicht einfach zu gefährlich zu fahren. Außerdem sind unsere Finger trotz dicker Handschuhe so kalt, dass es schwer wäre zu bremsen. Mit jedem Meter den wir gehen nimmt der Wind noch zu und wir suchen Schutz hinter einer Betonleitplanke. Wir wärmen uns hier in der Hocke die Finger. Doch als wir weiterschieben wollen sind unsere Fahrräder total vereist. Eine 2 cm dicke Eisschicht bedeckt die Bremsen, Züge und die Kette. Die Räder sind blockiert. Mit eisigen Fingern Eis kratzen ist wahrlich kein Spass! Doch irgendwie gelingt es uns die Räder und später die Bremsen wieder frei zu bekommen. Auf der verwehten Straße kommen wir dann doch langsam vorwärts.
Wir erreichen 20 km später, total verfroren, einen kirgisischen Grenzcheckpunkt. Die Soldaten winken uns in ihren beheizten Bauwagen hinein und wir können uns am Ofen langsam erwärmen. Sie sind voll nett und da es schon 17 Uhr ist, organisieren sie für uns einen Lkw, der gerade den Checkpoint passiert, um die letzten 15 km bis zur Grenze darin mitzufahren.

Der Ort an der Grenze, Erkestam, besteht im Wesentlichen aus Containern und Bauwägen, in denen Menschen leben und irgendwelchen Geschäften nachgehen. Es gibt noch einen Laden und ein neu eröffnetes Restaurant mit Schlafgelegenheit. Wir sind froh ein beheiztes Zimmer dort zu bekommen, auch wenn alles noch nicht richtig fertig gestellt ist. Wir essen sehr lecker im Restaurant (das kirgisische Gericht Lakhman) und erfahren, dass es heute zum ersten Mal geöffnet ist. Was für ein Glück!
Entlang der Hauptstraße parken die Lkws in einer zweier Reihe und warten wie wir auf die Grenzöffnung am nächsten Tag.

Heute ist Montag der 12. Mai. Wir bekommen ohne Probleme innerhalb von 5 Minuten unsere Ausreisestempel.

Wie wird die Einreise nach China verlaufen? Wir hörten bereits die unterschiedlichsten Geschichten.

Wasser:
Wir passieren auf unserem Weg viele Dörfer. Meist ziehen sie sich kilometerlang an der Hauptstraße entlang. Hier gibt es immer wieder Wasserstellen, an denen die Dorfbewohner große Wasserbehälter auffüllen. Transportiert wird mit Handkarren oder Esel. Fast alle Dörfer haben kein fließendes Wasser in den Häusern. Diese Stellen sind Treffpunkte für Jung und Alt. Selbst die kleinsten Kinder haben kleine Eimerchen zu füllen. Auch wir haben uns hier bedient, aber das Wasser vorsorglich abgekocht.

CBT:
Community Based Tourism. Eine Organisation, die seit dem Jahr 2000 Zimmer an Touristen vermittelt und Touren organisiert. Es wurde ein Netzwerk von 300 kirgisischen Familien aufgebaut. Wir sind ein wenig enttäuscht, denn bei den drei Gästehäusern die man uns vermittelt hatte, wurde so gut wie kein Englisch gesprochen. Die Kontakte waren jeweils nur sehr kurz. In manchen Hotels hatten wir bessere Kontakte und wir fragen uns für was der Name CBT nun steht. Die CBT-Büros sind jedoch sehr kompetent und die Angestellten sprechen prima Englisch.

Müll:
Außer in den ganz großen Städten gibt es in Kirgistan keine funktionierende Müllabfuhr. Der Müll, vor allem Plastikflaschen, Plastiktüten, zerbrochene Glasflaschen usw., liegt somit in der Natur. Meist findet man den ganzen Müll entlang den Straßen, da er mit Vorliebe über das Autofenster entsorgt wird. Es ist echt eine Schande diese schöne Natur so zu vermüllen!
Die einzige Entsorgung erfolgt dadurch, dass jeder seinen Müll – egal ob Plastik oder Autoreifen – verbrennt. Auch die Gartenabfälle – wir erlebten den Frühjahrsputz – werden zusammen mit dem Müll verbrannt. An manchen Tagen fuhren wir sehr sehr oft durch übel riechende Rauchschwaden. Ziemlich lästig.
Vom Schweizer Käse zur Patchworkdecke: — So kann man die kirgisischen Straßen wohl am Besten beschreiben:
Kieselsteine, in Asphalt verlegt und plattgewalzt, fordern unsere Räder und unser Sitzfleisch täglich heraus. Leider haben wir keinen 4-Radantrieb und keine 160 PS wie die anderen. Diese fahren mit atemberauschender Geschwindigkeit über diesen tollen Belag und scheinen ihre Stoßdämpfer zu testen. Klar doch, dass Kieselsteine in Asphalt verlegt diese gemeine Tortur nicht lange aushalten. Es bilden sich Löcher, kleine, größere und noch größere, die uns zum Slalomfahren animieren.
Und dann? Dann kommen die kirgisischen Straßenbaumeister.
Der Erste vorneweg hat ein Stück Kreide in der Hand, er hat fast den schlauesten Job. Er zeichnet viereckige Rahmen um die Löcher die er nicht mag. Warum gerade die? Es bleibt uns ein Rätsel.
Als nächstes kommt der Kirgise mit dem Bohrhammer ins Spiel. Die viereckigen Rahmen werden ausgestanzt. 3 Kirgiesen schauen ihm zu – oder wechseln sie ab, wenn wir außer Sichtweite sind?
Nun kommen die Schaufelträger. Zwei bis drei Mann schaufeln nun die viereckigen Löcher frei. Es sieht schön aus! Akurate viereckige Löcher über die gesamte Straße verteilt — Warnschilder? Fehlanzeige!
Wir fahren wieder Slalom.
Nun folgt der nächste Arbeitsgang (falls er überhaupt kommt). Teer wird in einem fahrbaren Kessel über einem Holzfeuer erhitzt. Es qualmt und dampft und erinnert uns an die heimischen Faschingsumzüge. Mit einer langen Kelle wird nun die neue Teer-Steinemischung in die viereckigen Löcher verteilt. Nein, nicht eben, sondern 1 bis 2 cm überstehend.
Man kann es gut sehen, spüren und gut Slamlomfahren.
Da wo sich alte Teerflicken zu neuen gesellen, diese womöglich auch noch überlappen, erhöht sich der Rand logischerweise.
Wo zuvor ein mehrere cm tiefes Loch war ist nun ein mehrere cm hohes Flickwerk!
Doch der allerbeste Job ist auch vergeben. Er ging an den Koch mit der Warnweste der neben der Böschung sein Lager aufgeschlagen hat! Hier lodert ein Holzfeuer, ein großer Kessel oder Wok dampft und der Geruch von Schafsfleisch in Fleischbrühe vermischt sich mit dem Dampf der Teerkolonne. Die Arbeiter können sich auf ein warmes leckeres Essen freuen.
Wir freuen uns weiter über unsere Slamlomfahrt.

Straßenschilder:
Straßenschilder:
12 Prozent Steigung/Gefälle: dieses Schild sieht man überall. Der kirgisische Staat scheint ein Monopol auf dieses Schild zu haben. Vor der chinesischen Grenze scheinen diese Schilder jedoch ausgegangen zu sein, denn hier sieht man ausschließlich nur 8 Prozent-Schilder, obwohl die Steigungen sicher über 12 Prozent sind.

Vorsicht Bodenwellen: Mitten in den Bodenwellen, die wir schon seit 20 km haben, erscheint plötzlich dieses Schild. Wir stellen uns nun auf verherende Bodenwellen ein, reduzieren unsere Geschwindigkeit. Wir bemerken keine Änderung. Auch die nächsten 20 km bleiben wie gehabt schön hügelig.

Hinweisschilder zu Orten oder Km-Angaben: Wo sind sie denn???

Fotos von Osh bis zur chin. Grenze:

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Nepal 2014

Nepal: große Berge – kleine Menschen

Nepal – unendliche Weiten… Wir schreiben das Jahr 2070. Dies sind die Abenteuer der Silkroadbiker, die mit einer 2 Mann Crew 2 Jahre lang unterwegs sind, um neue Welten zu erforschen, neues Leben und neue Zivilisationen. Viele Lichtjahre von Herrenberg entfernt, dringen die Silkroadbikers in Länder vor, die nie ein Mensch zuvor soooo gesehen hat…

WIr schreiben in Nepal tatsächlich das Jahr 2070. Die Einreise erfolgt ohne Probleme. Der nepalesische Polizist gibt uns das Visum ohne erflorderliches Passbild! Er ist voll cool! Beim Zoll werden wir durchgewunken, die anderen geröngt. Alles fängt gut an!

Kathmandu, eine Millionenstadt, liegt unter einer dichten Smogglocke und viele Leute tragen Atemschutzmasken. Kinder spielen im völlig verdreckten Wasser eines Flusses, besser einer Kloake. Doch Kathmandu hat auch seine schöne Seite. Wir wohnen im Stadtteil Thamel, wo sich nepalesische Handwerkskunst und Trekkingläden aneinander reihen. Läden mit Paschmirtücher und Silberschmuck runden das Angebot für die vielen Touristen ab. Wir wandern endlose Stufen zur Swayambhunath Stupa hinauf.

Kathmandu Swajambhunath

Es lohnt sich. Hier ist es ganz anders als in Indien: Hunderte Gebetsmühlen werden gedreht, Gläubige haben tausende Öllämpchen angezündet, bunte Gebetsfahnen flattern im Wind. Trotz der viele Leute herrscht eine ruhige andächtige Atmosphäre.

Schön ist auch der Stadtteil, in dem sich der ehemalige Königspalast befand. Zwischen alten Prachtbauten herrscht ein buntes Treiben.

Kathmandu Durbar Square

Abends esssen wir Momos (gefüllte Teigtaschen) im Cafe Namaste und freuen uns über die super life Musik, gute alte Rockmusik, die hier jeden Abend gespielt wird.

unsere Fotos von Kathmandu:

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Fahrt nach Pokhara:

Die 200 km lange Fahrt nach Pokhara mit dem Local-Bus dauert 8 Stunden. Doch dafür erleben wir einen nepalesischen Umzug. Sämtliches Hab und Gut wird auf dem Dach unseres Busses verstaut und festgezurrt!

Nepal Pokhara

Pokhara ist die Touristenstadt schlechthin, mit seinen 600 Hotels und der guten touristischen Infrastruktur. Hier kann jede Art Trekking gebucht werden. Am Beliebtesten ist jedoch der berühmte Annapurna Trek. Ein Führer erklärt uns, dass täglich bis zu 500 Touristen in die Annapurna Conservation Ärea kommen. Eine Erlaubnis kostet ca. 30 Euro, was ja noch geht, doch die Preise für Verpflegung und Unterkunft betragen das Zehnfache des sonst üblichen.
Auch der Mount Everest Trek ist derzeit voll in Mode und völlig überfüllt.

Ein solcher Trek kommt jedoch für uns nicht in Betracht, da wir solche organisierte Touren nicht mögen.
WIr machen eine schöne Wanderung auf den Hausberg, auf dem sich die World Peace Stupa befindet. Leider haben wir keine gute Sicht und auf dem Rückweg kommen wir in einen kühlen Regenguss. Ein absoluter Höhepunkt an diesem Tag ist der Besuch eines tibetischen Klosters, wo wir miterleben dürfen wie 20 Mönche mit unglaublichem Ausdruck stundenlang Mantras rezitieren. Danach werden wir zu einer Mischung aus heißer gesalzener Milch, verdünnt mit Wasser, eingeladen. Die tibetischen Mönche und weitere tibetische Flüchtlinge leben in 3 Lagern in Pokhara, teilweise in dritter Generation. In der Stadt tummeln sich die chinesischen Touristen. Was für ein Irrsinn……

Gleich gegenüber dem Kloster besuchen wir die Devi’s Falls, die in einer tiefen Schlucht verschwinden.

Tags darauf haben wir wieder Sonne, angenehme 25 Grad und der gestrige Regenguss sorgte für klare Sichtverhältnisse. Es ist faszinierend! Plötzlich sehen wir sogar von der Stadt aus die hohe Berge des Himalayas. Wir machen eine drei tägige Trekkingstour und erklimmen den mit seiner Ausichtsterrasse. Vor uns liegt das gesamte Annapurna Massiv. Wir sehen Annapurna I 8091m, Machapuchre 6993m und Annapurna III 7555m. Die Berge erscheinen greifbar nah und begleiten uns während unserer Wanderung durch die kleinen Bergdörfer, wo wir zwei Mal übernachten. Wir kommen schnell in Kontakt mit den Dorfbewohnern, da sie meist gut Englisch reden und sehr aufgeschlossen sind. Touristen sehen wir während unserer Tour so gut wie keine!

Pokhara Sarangkot

Nur wenige Kilometer Östlich von Pokhara liegt das kleine Dorf Begnas am Begnas See. Kaum Tourismus dafür schöne dschungelartige Wälder und Ruhe. Wir staunen über die Vielfalt der Schmetterlinge, die es in allen Farben und Formen gibt. Morgens fliegen blauen Papageien an unserem Früstückstisch vorbei. Wir sehen majestätische Adler und blaue, grüne, gelbe, rote Vögel, die wir leider nicht kennen. Nein, nein wir stehen nicht unter Drogen!
Wir entdecken Pfade durch den dichten Dschungel und Agnès macht Bekanntschaft mit acht Blutegeln, die ihre Füße lieben. Aber das soll ja bekanntlich sogar gesund sein,  meint Martin.

Nepal Begnas

In Pokhara und Kathmandu werden wir täglich mit Stromausfällen konfrontiert. Oft gibt es, für ein paar Stunden, Strom ab 21 Uhr. Man gewöhnt sich daran mit Kerzenlicht Abend zu essen und nachts das Laptop und den Foto aufzuladen. Große Hotels arbeiten mit eigenen Generatoren. Auch Wasser ist nicht rund um die Uhr zu bekommen.

Zurück in Kathmandu besichtigen wir noch einen Tag lang verschiedene Stadtteile und Patan und lassen uns von den Klöstern und den Stupas bezaubern. Da wir noch Zeit haben, machen wir einen 3-tägigen Ausflug und wandern von Sankhu nach Nagarkot, ein kleiner Ort auf 2.200 m Höhe,  von dem aus man einen schönen Ausblick auf den Mt. Everest haben kann. Doch leider bleibt uns der Anblick auf den höchsten Berg der Welt verwehrt, dafür haben wir einen schönen Bungalow in toller Natur und wir genießen die Ruhe und das Geschrei der vielen Bussarde die sich mit den Krähen streiten.

Zurück in Kathmandu, lernen wir den Franzosen Denis Poulet kennen, der einen Film über das Himalaya Gebirge und seine Bewohner selbst gedreht hat. Der lohnenswerte Film namens „Himalaya Bhotia“ kann als Trailer bei youtube angeschaut werden.

Gespräche:
– Schon im Flugzeug erfahren wir von unserer jungen Nebensitzerin, dass sie vor drei Monaten verheiratet wurde. Die Ehe wurde wie üblich von den Eltern arrangiert. Mit ihrem zukünftigen Ehemann hatte sie davor nur eine halbe Stunde lang gesprochen. Solche ähnliche Erzählungen hören wir immer wieder, wenn wir mit jungen Leuten ins Gespräch kommen. Ein Ladenbesitzer sah seine Frau gerade mal 15 Minuten vor der Ehe. Er hat nun ein Kind und ob es ein zweites Kind geben wird, wird von seinen Eltern entschieden. Immer wieder stellen die jungen Leute ihre Bräuche in Frage und wollen unsere Meinung dazu wissen, da ihnen bekannt ist wie es in Europa abläuft. Schwierige Fragen für uns.
– Da es für die junge Männer schwer ist im eigenen Land Geld zu verdienen bewerben sich etliche um eine Gastarbeiterstelle in Katar, wo sie unter unwürdigen Bedingungen und unter falschen Versprechungen ein bis zwei Jahre arbeiten. Kaum zurück gibt es den nächsten Traum: ein Leben in Europa. Für Vermittler und Agenturen wäre jedoch ein Geldbetrag von 15.000 Euro im Voraus zu bezahlen.
– Auch die heimische Politik ist immer wieder ein Thema. Insbesondere Korruption von hohen Ministern, kurze Regierungszeiten, ständige neue Wahlen oder die Abhängigkeit von Indien, wie es die letzten Jahre üblich war würden einen Aufschwung verhindern .

unsere Fotos von Pokhara, unserer Wanderung und Begnas:

01_nepal_pokhara_bus

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Indien 2014

Indien – incredible India

2 Wochen in Delhi und Uttarakhand:

Indien Norden

Wir landen mitten in der Nacht, nach nur dreieinhalb Stunden Flug, am 14. Januar 2014 in Delhi und kommen in eine völlig andere Welt. Unser Taxi fährt duch verlassene Märkte, die Straßen sind mit Müll bedeckt. Kurz darauf stoppen wir an unserem Hotel in Main Bazar und beziehen ein Luxuszimmer, mit integriertem Aquarium, da andere Zimmer erst tags darauf frei werden. In Delhi haben wir T-Shirt-Wetter, so dass wir selbst das Frühstück auf den Dachterassen im Freien genießen können. Unter uns pulsiert das Leben in den Straßen, Gassen und Plätzen: Fahrrad – und Motorradrikshas, alte Ambassadortaxis, dazwischen Kühe und Hunde, schwer beladene Ochsenkarren, allerlei fahrbare Marktstände mit Obst und Gemüse, Gebäck oder integrierter Küche. Die 17 Millionen Stadt liegt im Dunst und wir können nicht sagen, ob es das Wetter oder Smog ist, wahrscheinlich beides.

Delhi Main Bazar

Wir besuchen gleich am ersten Tag den berühmten Lotus Tempel (Baha’i House), reihen uns in die 100 Meter lange Warteschlange ein und staunen über die Vielfalt der bunt angezogenen Inderinnen – Saris in allen Formen und Farben. Der Lotus Tempel wurde 1986 eröffnet und steht allen Religionsgemeinschaften zum Gebet oder zur Andacht offen. Mittlerweile gibt es in den verschiedenen Erdteilen 7 solcher Andachtshäuser, eines befindet sich in Frankfurt a.M.
Ein Zitat aus dem Prospekt, das uns gut gefällt: „es rühme sich nicht, wer sein Vaterland liebt, sondern wer die ganze Welt liebt. Die Erde ist nur ein Land und alle Menschen sind seine Bürger.“

Delhi beim Lotus Tempel

Eigentlich wollten wir, der Wärme wegen, mit dem Zug zuerst nach Agra fahren. Wir hatten auch schon eine grobe Gesamtroute mit den wichtigsten Sehenswürdigkeiten ausgearbeitet und uns etwas eingelesen. Aber es kam anders!
Da die Züge für die nächsten Tage ausgebucht waren, entscheiden wir uns mit dem Bus weiter zu reisen. Nur einer der vier großen Busbahnhöfe in Delhi ist für Agra zuständig und das Personal in unserem Hotel ist nicht fähig uns den richtigen Busbahnhof zu nennen. So entscheiden wir uns, den uns am nächst gelegenen Busbahnhof mit der Metro anzusteuern, stellen dann jedoch recht schnell fest, dass von dort kein Bus nach Agra fährt. Der Busbahnhof mit den Bussen nach Agra befindet sich kilometerweit entfernt in einem anderen Stadtteil von Delhi. Doch hier werden wir mit dem für uns magischen Wort „Bus to Rishikesh“ begrüßt. Wir schauen uns an – nach Rishikesh wollten wir schon lange – und haben ein neues Reiseziel. Warum nicht? Rishikesh, die heilige Stadt am Ganges vor dem Himalaya, die Stadt der Yogis und Ashrams. Und der Bus fährt sofort los.

Die Busfahrt für 230 km dauert nur 7 Stunden (!), doch wir kommen irgendwann an. Die nächsten Tage entdecken wir Rishikesh und sind fasziniert. Der Ganges, hier noch ziemlich sauber, teilt die Stadt und über Hängebrücken gelangt man (und Kuh) an das andere Ufer.

Rishikesh, Luxman Jhulla

Es gibt unzählige Hotels, Guesthouses, Yogaschulen, Ayurveda Zentren, Cafès und Läden. Doch da gerade Nebensaison ist, sieht man nicht viele Touristenfreaks und die Preise sind gut verhandelbar. Ab März bis Oktober soll dies anders sein, erzählt uns ein Inder, die Hotels wären voll und würden das vierfache kosten.

Neben Yoga und Meditation hat sich hier ein weiterer Zweig etabliert. Das Geschäft mit dem Abenteuer. So gibt es neben der besinnlichen Sparte des Yoga ebenso unzählige Agenturen, die Abenteuerrafting, Kajaking, Bungeejumping, Trekking und Camping anbieten. Hunderte Jeeps, die der Beförderung der Ausrüstungen dienen, stehen zur Zeit ungenutzt am Straßenrand.

Wir tauchen in den indischen Alltag ein. Einfach unglaublich für uns und es ist schwer zu beschreiben.

Rishikesh beim Ganges

So stoßen wir an den Ghats (Treppen am Gangesufer) gleich am ersten Tag auf Totenverbrennungen am Ganges, die hier durch die „Unberührbaren“ durchgeführt werden. Gleich gegenüber, nur durch einen schmalen Weg getrennt, befindet sich ein Rummelplatz mit rostigem Riesenrad und anderen Attraktionen – lachende jauchzende Kinder. Der Rauch der Totenfeuer liegt über dem Platz.
Wenige Meter flussaufwärts, reinigen sich Gruppen von bunt angezogenen Frauen im Ganges, etwas abseits die Männer oder Mönche. Flussabwärts trinken mehrere Inder das heilige Wasser direkt aus dem Fluss oder füllen es in Plastikkanister ab.

Abends, zur Zeit des Sonnenuntergangs, finden an den Ghats täglich Feuerzeremonien – Aratis – statt. Musik, Gesang und Glockengeläut, geschwenkte Leuchter mit brennendem Ghee und betende indische Familien und in orange gekleidete Sadhus.
Jeder der mitmachen will kann dies tun, oder einfach auch nur dabei stehen.

Rishikesh, beim Triveni Ghat

Hier werden auch mit Blumen gefüllte Bananenblattschiffchen verkauft, die man mit Kerze und Räucherstäbchen versehen, bei Nacht, mit welchen Wünschen auch immer, auf die Reise den Ganges hinunter, schicken kann.
Auch wir lassen ein leuchtendes Schiffchen in der Dunkelheit schwimmen.

Irgendwie sind wir von den tausenden Eindrücken etwas verpeilt und landen danach statt auf der Hauptstraße im Slumgebiet, einem besiedelten Flussseitenarm des Ganges, wo die Unberührbaren unter Blechdächern und zwischen Kartonwänden leben. Doch es gibt abgezweigten Strom und der schmale Weg zwischen den Unterkünften ist spärlich beleuchtet und sauber. Kinder spielen hier im Dämmerlicht und begrüßen uns. Uns wird geholfen und wir gelangen bald wieder auf die „normale“ Straße.

Im Kontrastprogramm, beim Apfelstrudel aus der deutschen Bäckerei oder bei Nutellapfannkuchen mit Technomusik, im Cafe Little Buddha, wird man wieder in die „normale „Realität zurück geholt. Ach ja, die Beatles waren in den 60er Jahren auch schon hier, haben in einem Ashram gelebt, für das Weiße Album getextet und sonstigen Unsinn gemacht. Selbst hierfür ist noch ein Markt vorhanden.

Wir besichtigen auch den einen und anderen Tempel, doch merken wir schnell, dass alles darauf ausgelegt ist eine Spende von uns zu bekommen. Auch die Sadhus, die überall anzutreffen sind, sind gegenüber Spenden nicht abgeneigt, obwohl sie doch von der Bevölkerung mit Essen versorgt werden. Man spürt sofort, dass hier der Tourismus seit langem eine große Rolle spielt und einem die Inder anders begegnen als an Orten die wir vor 2 Jahren kennengelernt haben.

Wir entscheiden uns doch für die Berge, da der Wetterbericht Gutes zeigt. Also fahren wir nach Osten, nach Karanprayag, den Ganges entlang, 170 km (7 Stunden Fahrtzeit!), in tollster Berglandschaft. Die Straße windet sich in atemberaubender Höhe die bewaldeten Hängen hoch und hinunter und doch hat man freien Blick auf den blau schimmernden Fluss mit seinen weißen Sandstränden.

Fahrt nach Karanprayag

Teilweise ist jedoch der Begriff „Straße“ nicht so richtig was die Breite und den Belag anbelangt. Oft fehlen ein paar Meter Straße und sie wird plötzlich einspurig oder halbspurig, in Deutschland würde man es als eine Mountainbikestrecke ausschildern. Na ja, es wird viel repariert und den Erdrutschen entgegengewirkt – immerhin war die Straße nur 5 Mal kurzzeitig für den Verkehr gesperrt, da sie frei gebaggert wurde. Es war schon ein Abenteuer diese Fahrt, wir werden den zertrümmerten LKw, der zur falschen Zeit am falschen Ort war, oder den im Tal liegenden Lkw, nicht vergessen.Unser Fahrer hat seine Hupe in gutem Dauergriff und so enden wir nicht wie zwei Busse, die verlassen und eingedellt am Straßenrand stehen.

Fahrt nach Karanprayag

Wir sehen die ersten Schneeberge des Himalaya und kommen kurz vor der Dämmerung in Karanprayag an. Hier gibt es keinen Tourismus und die Preise sind ein vielfaches geringer als in Rishikesh.

Vom ersten Tag an genießen wir die indische überwiegend vegetarische Küche. Ganz anders als in den „…Stan-Ländern“, wo Fleisch, je fetter desto besser, die Hauptrolle gespielt hatte. Das Essen ist so supergut gewürzt, so dass man süchtig wird.

Wir verbringen fast 2 Wochen im Norden und fahren die Runde Rishikesh – Karanprayag – Kausani – Almora – Ranikhet – Nainital und zurück nach Delhi.

Schön ist der Besuch eines Shiva-Felsentempels bei Kausani mitten im Wald. Wir wandern 20 km durch tolle Reisterrassen und kleine Dörfer,

Kausani Rudradhani Mahadev Tempel

später durch Pinienwälder. Hier entdecken wir, dass nahezu jeder Baum auf einer Seite tief eingeritzt wurde, auf der gegenüberliegenden Seite jedoch verkohlt ist. Diese Technik wird verwendet, um dem Baum Harz zu entziehen, welches in einem Gefäß unterhalb der eingeritzten Kerben aufgefangen wird.

Von Kausani aus, vom Balkon unseres Hotels, haben wir einen Blick auf die schneebedeckten Berge des Himalaya auf eine Länge von 337 km – absolutes Panorama! Der wohl berühmteste Berg und auch der  zweithöchste Berg Indiens ist Nanda Devi mit 7.816 m.

Kausani Himalaya

Allerdings wohnen wir auf über 1.800 m Höhe und es ist ziemlich frisch hier oben. Selbst in unserem Zimmer sehen wir unseren Atem. Eine Heizung gibt es nicht und warmes Wasser bringt einem der Service in einem 10 Liter Eimer auf Wunsch. Dieses wird zuvor auf einem Holzfeuer warm gemacht. Auch in den Restaurants ist es eiskalt, da oft keine Türen oder Fenster vorhanden  sind – man sitzt eigentlich fast im Freien.

Skuril sind auch die vielen Feuer an den Straßenrändern mitten in den Städten, die die Inder abends machen um sich dort zu erwärmen. Viele tragen trotz der Kälte nur ihre Flipflops.

Die Busfahrt von Almora nach Ranikhet sollte man sich bei guter Sicht nicht entgehen lassen. Fantastisches Himalaya-Panorama!

Weg nach Kausani

Nachdem wir 2 Nächte in Nainital (auf ca. 2.000 m), am dortigen See waren, einem beliebten Ferienort der indischen Mittelschicht, beschließen wir mit dem Zug zurück ins wärmere Delhi zu fahren. Gleich an der zweiten Haltestelle steigt eine indische Großfamilie ein, die sich, wie sich herausstellt, auf dem Heimweg von einer Hochzeit befindet. Neben uns setzt sich eine 17-jährige Inderin die gut Englisch spricht und die 6 stündige Fahrt vergeht wie im Flug.
Im Gegensatz, beispielsweise zum  Iran, ist der Kontakt mit den Einheimischen spärlich, da sie einerseits sehr reserviert auf uns wirken und andererseits Sprachbarrieren bestehen, die sich hier irgendwie nicht so leicht überwinden lassen.
Szene „auf der Suche nach einem Hotelzimmer“ in Almora:
Martin betritt die Rezeption: „Free room?“
Der Inder wackelt mit dem Kopf. (alle Inder wackeln gerne in der Form des mathematischen Zeichens für Unendlich mit dem Kopf)
Martin überlegt ‚hm, meint er ja oder nein?‘
Martin weiter: „how much is it?“
Der Inder steht auf, verlässt die Rezeption, überquert die Straße, geht in den gegenüberliegenden Laden.
Er kommt stolz mit einer Schachtel Streichhölzer (matches!!) zurück, die er Martin in die Hand drückt.

unsere Fotos zu — 2 Wochen in Delhi und Uttarakhand:

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6 Wochen in Goa und Karnataka:

Da wir in die Natur und Wärme wollen, entscheiden wir uns statt nach Rajastan nach Goa zu fliegen.

Goa Benaulim

Da erwartet uns ein anderes Indien: grüne Palmen, weisse Strände, katholische Kirchen, internationale Küche und Touristen… Schon beim Verlassen des Flugzeugs spüren wir die warme Sonne: 34 Grad tagsüber, 20 Grad nachts! Wir lernen gleich ein belgisches Paar kennen, mit denen wir uns ein Taxi teilen. Wir stellen sehr bald fest, dass viele europäische Rentner den Winter hier verbringen. Sie mieten sich ein Haus und bleiben bis zu 6 Monate. Sie tragen die typische bunte Kleidung, die es in jede Ecke für Touristen zu kaufen gibt und düsen auf gemieteten Scootern oder Motorädern über die kleinen Sträßen. Oftmals sind Sie vor 40 Jahren schon da gewesen. Wir heben das Durchschnittsalter gewaltig an und hören immer wieder „ihr in eurem Alter…ihr seid sooo jung…“. Doch, seit 2 Jahren, gibt es auch viele jüngere Russen, die kein Englisch sprechen. Für sie werden Schilder in Russisch aufgestellt, die Speisekarte übersetzt und viele Ladenbesitzer lernen Russisch um überhaupt Geschäfte machen zu können. Die großen Gewinner sind sicherlich die Alkoholshops, in denen die Russen für ein paar Ruppies literweise harten Alkohol kaufen können. Uns schmeckt das Kingfischer-Bier zu Sonnenuntergang am Strand, bei schöner Oldie Musik aus den 70er Jahren!

Goa Blue Corner

Wir genießen eine Woche lang die internationale Küche, die es im Überfluss gibt, baden jeden Tag im warmen Arabischen Meer, staunen über die gewaltigen Sonnenuntergänge. Was für eine Erholung!

Goa Benaulim

Gleich hinter dem 10 km langen Strand gibt es tollste Fauna und Flora: Streifenhörnchen, bunte Eisvögel, süße kleine grüne Vögel, majestische Seeadler, knallig grüne Reisfelder und riesige Banyanbäume in jeder Ecke.

Goa Varca

Die Leute sind hier ganz anders da sie Touristen gewöhnt sind, aber auch weil sie teilweise eine andere Kultur haben. Sie sind meist Christen und stammen zum Teil von ehemaligen afrikanischen Sklaven ab. Manche Frauen tragen bunte knielange Kleider statt Saries. Sie sprechen Englisch (auch wenn es manchmal sehr Indisch klingt), sind nicht Kontaktscheu und erzählen uns über ihr Leben. z.B. Der Student aus Orissa (Ost Indien), der 6 Monate hier in einem Restaurant arbeitet. Jeden Tag von 7 bis 24 Uhr für 3000 Ruppies im Monat (35 Euro), um sein Studium zu finanzieren. Der CD/DVD Strandverkäufer, der sich verschuldet hat und seitdem kein Business mehr macht. Vor 2 Jahren, erzählt er uns, hatte er oft 10 – 20 CDs a 100 Rs am Tag verkauft, jetzt nur noch 2-3. Da die älteren Europäer schon alles hätten und die Russen weder an CDs interessiert wären, noch an der bunten Touristenbekleidung oder dem typischen indischen Schmuck würde das Geschäft erstmals nicht so gut laufen.

An unserem letzten Tag in Goa sind wir zur Kommunion der Guest House Tochter eingeladen. Ein großes, bunt geschmücktes Pavillion wurde tags zuvor aufgestellt, ein Party-Service bedient die Gäste. Das leckere Buffet wird nach dem Gottesdienst eröffnet. Spirituelle Lieder werden in Englisch und in einem Dialekt gesungen. Die Tochter des Hauses bekommt von jedem nächsten Familienmitglied ein Stück Torte in den Mund geschoben. Es wird viel gegessen aber wenig geredet.

unsere Fotos zu — 1 Woche in Goa:

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Karnataka:

Der Bus bringt uns durch Goa mit seinen vielen Palmen über die Westghats nach Karnataka. Wir wollen uns hier ein paar berühmte Tempelstädte anschauen. Badami mit seinen berühmten Tempelhöhlen im roten Fels ist unser erstes Ziel. Die kleine Stadt erweist sich als sehr laut und schmutzig, aber die Umgebung ist wunderschön. Hier machen wir einige schöne Spaziergänge , oben auf den roten Hügeln, und genießen das sagenhafte Panorama.
Die Höhlentempel befinden sich in einer ansteigenden LInie mitten im Berg und sie sind wunderschön mit Säulen und in Stein gemeiselte heilige Skulpturen verziert. Alles wurde im 6. Jahrhundert direkt aus dem Fels gemeiselt und nicht nachträglich eingebaut.

Badami Caves

 20 km weiter befindet sich die ehemalige Köngisstadt Pattadakal, Weltkulturerbe, mit verschiedenen Tempelstilen zwischen dem 3. und 8. Jahrhundert. Eine schön gepflegte Anlage mit viel Grün und frechen Affen.

Benaulim Pattadakal Panorama

3 Tage später fahren wir nach Hampi, einem Höhepunkt unserer Indienreise. Hampi, heute ein kleines Dorf hatte im 16. Jahrhundert nahezu 500.000 Einwohner. Hier befand sich das religiöse und weltliche Zentrum der Königsstadt Vijayanagar. Damals befand sich hier der Umschlagplatz für Gewürze, die aus dem Süden kamen und für Baumwolle aus Südost, was zum Wohlstand der Einwohner erheblich beitrug. Vijayanagar war eines der größten Reiche in der Geschichte Indiens und noch heute können auf eine Fläche von 33 qkm Tempel besichtigt werden.
Deshalb leihen wir uns drei Mal Räder und machen uns auf gewohntem Terrain auf Besichtigungstour. Die Natur ist gigantisch – man könnte meinen, dass Riesen hier ihre Kieselsteine und Felsen abgeladen haben – riesige Steinhaufen zu Bergen  hochgetürmt, soweit der Blick reicht. Dazwischen der Fluss mit grünen Palmen – und Bananenhainen, oben auf den Bergen ab und zu ein kleiner Tempel.
Wir stoßen erstmals wieder auf viele Touristen und bunte Souvenirläden. Doch es ist sehr angenehm hier und man hat schnell schöne Kontakte. Die Restaurants sind gut, haben meist WiFi und Namen wie „funky monkey“ „chill out“ oder „golden garden“. Klingt doch gut, oder?
Die Touristen tragen T-Shirts mit Aufschriften „don’t worry be Hampi“ und diesem Motto können wir uns supergut anschließen, weshalb wir auch gleich über eine Woche hier verbringen.

Hampi

Die indische Geschichte mit dem Wunderpaket – oder weshalb wir solange in Hampi blieben:
Heute wollen wir ein Paket nach good old Germany schicken. Ein Karton ist schnell aufgetrieben, die Geschenke verstaut und alles ordentlich mit Klebeband zugeschnürt. Ab zur Post. Es ist 10.30 Uhr.
Dort schauen zwei indische Postlerinnen unser Paket entsetzt an. Der Karton muss weiß sein, aha, Papier muss darum gewickelt werden. Dafür sei ein Shop zuständig, der sich eine Ecke weiter befindet.
Der Shop ist schnell gefunden, der Händler nimmt uns das Paket ab, meint wir sollen warten und als wir uns setzen, verlässt er den Laden und düst mit seinem Moped davon. Er ruft noch etwas von „seine Frau holen“, das wars. Wir warten einige Zeit, beobachten einen Affen, der dem Ladenbesitzer in der Zwischenzeit eine Flasche Fanta klaut und denken letztendlich, dass wir uns in einer Art „Abzockegefahr“ befinden. Gut, wir nehmen unser Paket, verlassen den Shop und wollen das Verpacken selbst in die Hand nehmen. Im Dorf schenkt uns ein anderer Shopbesitzer eine weiße Plastikfolie und eine Schnur und wir verstauen den Karton schön säuberlich in Folie, kleben und schnüren ihn zu. Ab zur Post. Es ist 11.45 Uhr.
Die indischen Postlerinnen schütteln mit dem Kopf als sie das Paket sehen. Bedeutet das nun ja oder nein? Sie wollen wissen wer die Verpackung gemacht hat – ok das bedeutet wohl nein. Sie erklären uns, dass die äußerste Hülle des Pakets aus weißem Baumwollstoff sein muss und genäht sein muss. Wir vermuten eine Geschäftemacherei zur Abzocke von Touristen und steigen eine Nuance lauter in die Diskussion ein, zumal andere Pakete die wir sehen auch eine Plastikverpackung haben.
Uns wird nun erklärt, dass Plastikhüllenverpackungen nur innerhalb von Indien zugelassen seien und man für Deutschland eine genähte Baumwollhülle brauchen würde. Die Diskussion geht weiter, (der Shopbesitzer der mit uns kein Geschäft machte ist mittlerweile auch wieder aufgetaucht ), es wird lauter, aber es ist nichts zu machen. Sie kapieren nicht, dass der deutsche Postler keine Baumwollhülle braucht. Wir ziehen wieder ab, das Paket unter dem Arm. Aber wir wollen nicht aufgeben!
Wir sind im Besitz einer alten Stoffumhängetasche, die uns vor kurzem auch noch ein Affe eingerissen hat.
Agnès hat die zündende Idee. Die Stofftasche wird von ihr um das Paket herumgenäht, gemütlich auf einer Dachterrasse bei einem die Gemüter kühlenden Getränk. Ab zur Post. Es ist 13.15 Uhr.
Die indischen Postlerinnen staunen über das Paket, schütteln den Kopf – ha diesmal bedeutet es JA! Sie nehmen das Paket in Empfang. Ab da ist es ganz einfach. Zollerklärung ausfüllen, das Baumwolltuch mit Adresse beschriften und einen Ausdruck über den Sendungsverlauf (ja sogar das soll es hier geben) entgegennehmen — und das alles in nur 45 Minuten. Wir verlassen die Post es ist 14.00 Uhr.

Hampi Paket

unsere Fotos zu — 1 Woche Tempelstädte:

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Gokarna – Om beach:
Mit Zug und Bus reisen wir günstig weiter nach Gokarna. Kurz vor Gokarna wird unser Bus, wegen eines Wahlkampfes, über eine kleine Straße umgeleitet. Der Fahrer hat seine Schwierigkeiten nun mit dem Gegenverkehr klar zu kommen. Die Straße ist nur einspurig. Schade, dass uns dann auch noch andere Busse entgegen kommen. Es wird viel manövriert und irgendwann steckt unser Bus an einer Straßenlaterne fest und kann weder vor- noch rückwärts fahren ohne den Mast zu kappen. Nach einigen Versuchen den Bus frei zubekommen, versagt auch noch die Batterie und die Fahrgäste fangen an den Reisebus zu schieben. Zeit für uns, uns zu Fuß auf den weiteren Weg nach Gokarna zu machen. Incredible India!
In der Dunkelheit kommen wir in Gokarna an, doch ein netter Autofahrer nimmt uns die nächsten 6 Kilometer mit bis zum Strand namens Om beach, leuchtet uns netterweise den Weg den Strand entlang, bis wir eine gute Bleibe finden. Hier im Cafe Om Shanti, einer kleinen Anlage mit Bambushütten und super Restaurant, fühlen wir uns wie „Gott in Frankreich“ und haben Probleme uns nach über 2 Wochen wieder auf die Weiterreise zu begeben.

Gokarna beim Om Beach

Die täglichen Bäder im Meer, Spaziergänge zu anderen Buchten – Halfmoon beach, Paradise beach, Kuddle beach und nach Gokarna- an der schönen Küste entlang, die nächtlichen Lagerfeuer am Strand mit Gitarre und Djemben, die schönen Kontakte mit den Indern und anderen Reisenden taten uns sehr gut.

Wie könnte man den Om beach am Besten beschreiben? Es gibt keine Betonhäuser, keine Liegestühle – sehr schön! dafür ca. 15 kleine Cafes mit Palmendächer und Kokoshuts, oft mit „Indian-Shower“ – man schöpft sich Wasser direkt aus einem Eimer über den Kopf. Dieses Wasser wurde in unserem Cafe täglich von fleißigen Indern in 30 l Kanistern, auf dem Kopf balancierend, geliefert. Am sauberen Sandstrand tummeln sich neben uns etliche Kühe, faule Hunde und freche Krähen. Die Krähen scheuen sich nicht mal einen Tisch mit Essen zu attackieren, die Kühe essen die Ananas- und Bananenreste am Strand. Den Dreck den die Tiere machen räumen die Inder weg. Dafür wurde vor Jahren eine Strandmüllabfuhr eingerichtet. Überhaupt hat sich hier seit 20 Jahren nichts verändert, da eine Gemeinschaft der Cafebesitzer streng darüber wacht.
Es herrscht eine super Atmosphäre, man sitzt locker zusammen und es bilden sich schnell internationale Gemeinschaften, ein guter Austausch. Hinter den cafes liegen sanfte grüne Hügel, bewachsen mit Palmen und dicht stehenden exotischen Bäumen. Die Bucht hat tatsächlich die Form eines Om-Zeichens.

Abends genießen wir die schönen Sonnenuntergänge. Keiner gleicht dem anderen.

Jeden Tag wird es ein wenig wärmer und bei unserer Abreise haben wir mittags lockere 30 Grad im Schatten. Hier zu überwintern ist ein Traum, zumal es in Bishkek teilweise nachts bis zu minus 25 Grad hatte. Hier entsteht auch unsere Idee über Nepal zurückzureisen und ein günstiger Flug nach Kathmandu, der nur ca. eineinhalb Stunden dauert, ist schnell gebucht.

Wir legen einen Stopp in Goa/Benaulim ein. Am 4.3. auf dem Weg zum Frühstück, werden wir von einem erwachsenen Inder mit einer Wasserflasche nass gespritzt. „Karneval!!“ ruft er. Nun wissen wir es auch. Es ist Faschingsdienstag und die Inder sind außer Rand und Band. Noch wissen wir nicht, dass wir an diesem Tag drei Mal unfreiwillig geduscht werden!
Es wird mit bunten Farben und Wasser gespritzt, Musik dröhnt durch das Dorf, man hört Pink Floyd, Reggae und Techno gleichzeitig. Abends werden gigantische Wagen mit bunten Pappmascheefiguren (Riesenameisen, Kakerlaken, Käfer, Drachen) durch das Dorf gezogen. Am Strand ist Partystimmung und es wird getanzt.

Unsere Büchertipps für Indien:
– Rohinton Mistry, Das Gleichgewicht der Welt
– Jhumpa Lahiri, The Namesake (englisch)
– Geo Epoche Nr.41 Indien 1450-1948

unsere Fotos zu — 2 Wochen in Gokarna:

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Kirgistan (Bishkek) 2013

Kirgistan – Kirgisien – Kirgisistan – Land der Berge:

Die Einreise nach Kirgistan geht ruckzuck. Doch nach der Grenze stehen so viele Minibusse, dass wir kurzerhand beschließen bei minus 7 Grad doch lieber mit einem „Busle“ die letzten 80 km zu fahren. Wir kommen somit schon am 30.12. abends in Bishkek an, wo wir uns im Cafe Sierra bei einer Latte Caramel mit dem Amerikaner Josh treffen. Hier erwartet uns eine „Neue Welt“ mit englisch sprechender Bedienung, internationalen Gästen, englischer Büchersammlung und europäischen Preisen.  Josh übergibt uns die Schlüssel und zeigt uns das schöne Apartement von Angie, mit der wir über warmshower Kontakt hatten und die zur Zeit verreist ist. In deren Wohnung haben wir bis 12. Januar vorerst ein super Winterlager. Wir freuen uns über Küche, Dusche, Wifi, den ganzen Luxusschnickschnack und die klasse zentrale Lage. Wir hören zum ersten Mal seit einem halben Jahr wieder SWR3 im Stream, was ziemlich befremdet auf uns wirkt. Angie, die wir ja noch gar nicht kennen, hat uns sogar einen russischen Champagner kalt gestellt. Wo gibt es sonst soviel Vertrauen?

Bishkek Cafe Adriano

Mit den Rädern geht es erst im Frühling wieder weiter, denn dann wollen wir Kirgistan erkunden und anschließend wenn es klappen sollte über die Berge nach China….

Das Chinavisa ist seit einiger Zeit nicht nur schwer erhältlich, auch die bis vor kurzem noch zweimaligen 30-tägigen Verlängerungen in China sind gestrichen und es ist maximal nur noch eine Verlängerung zu erhalten. Die chinesische Visapolitik ist derzeit darauf ausgerichtet den Individualtourismus noch mehr einzuschränken als es schon war. Für Radfahrer bedeutet dies weniger Reisezeit, dazu kommen die notwendig vorgeschriebenen Übernachtungen in extra Touristenhotels (man benötigt die Meldescheine), so dass man dem freien zelten einen Riegel vorschieben will. Was bedeutet das für uns? wir können nur ein 30 Tagesvisa bekommen, mit der vagen Aussicht auf eine Verlängerung von 30 Tagen, für über 6.500 km. Die Verlängerung durch die Behörden in China dauert ca. 5 Tage bis eine Woche, so dass man, bei Berücksichtigung der Ein- und Ausreisetage, ca. 50 Tage Reisezeit für China zur Verfügung hat. Einfach viel zu wenig für dieses riesige Land!

Hier in Bishkek nehmen wir Kontakt mit der Chinesin Frau Liu auf, die in einem Reisebüro arbeitet und Erfahrungen mit der Beantragung der Chinavisa hat. Wir wollen unsere Anträge über ihre Agentur einreichen, um unsere Chancen auf die Visaerteilung zu erhöhen.

Wie wollen wir den Winter verbringen? Diese Frage hat uns seit geraumer Zeit beschäftigt, denn am liebsten würden wir diese Zeit in warmem Klima verbringen. So wundert es nicht, dass wir uns für Indien entschieden haben. Der Flug dorthin ist kurz und günstig, das Klima in Rajastan ist milde. Wir sind mit der Beantragung unserer indischen Visa beschäftigt, die wir in der kommenden Woche erhalten werden.

Dieses Thema spielte schon seit dem Sommer, auch immer bei anderen Radreisenden die wir trafen, eine entscheidende Rolle. Ein australisches Pärchen überwintert schon seit dem Sommer in Georgien:-)….

Unsere Fahrräder und den größten Teil unseres Gepäcks werden wir während unserer Indienzeit – wir rechnen mit 2 Monaten – hier in Bishkek lassen und nur mit leichtem Handgepäck reisen. In Bishkek bringen wir auch unsere Räder auf Vordermann. Wir wechseln die Bremsen und bringen beide Räder in ein Sportgeschäft um die Gänge neu einstellen zu lassen. Dort können unsere Räder auch bis in den Frühling überwintern, so dass wir in Indien nur mit leichtem Handgepäck reisen können. In diesem Sportgeschäft ist derzeit Hochsaison im Wintersport. Es wimmelt von Kunden, die ihre Ski und Snowboards auf Vordermann bringen lassen. Dazwischen sind wir mit unseren Fahrrädern irgendwie fehl am Platz.

Das Januarwetter ist sehr wechselhaft. Wir haben viel Schnee, der auch liegenbleibt, aber auch sonnige Tage mit blauem Himmel. Bunt geschmückte Weihnachtsbäume sehen wir an jeder Ecke, denn Weihnachten wird hier in der Silvesternacht gefeiert.  Der Hauptplatz, der Ala-Too Square, ist in dieser Nacht die Attraktion für hunderte Kirgisen, die wie wir das von der Stadt organisierte Feuerwerk bewundern wollen. Zwischen der Menschenmenge sind etliche Weihnachtsmänner oder Engel auszumachen, deren Ziel es ist die Kirgisen, Paare, Familien oder Kinder, zu den unzähligen bunt beleuchteten weihnachtlichen Fassaden zu bringen. Vor diesen Fassaden findet dann ein „Fotoshooting“ statt, eine kleine Einnahmequelle für die Veranstalter. 

Bishkek Silvester

In Bishkek, einer Stadt an der Route der Seidenstraße, gibt es nicht viele touristische Sehenswürdigkeiten. Allerdings sollte man sich den Dordoy (Tolchok) Bazaar und den Osh Bazaar nicht entgehen lassen. Der Dordoy Bazaar ist eine Containerstadt für sich, bestehend aus ca 7.000 Schiffscontainern, zweistöckig mit schmalen Wegen durch die Container. Es ist einer der größten Umschlagplätze für Waren in ganz Asien, vor allem aber von chinesischen Billigprodukten. An die 20.000 Leute sollen hier arbeiten. Unten in den Containern werden die Waren angeboten und oben befinden sich die Lager.

Bishkek Dordoy Bazaar

 Der Osh Bazaar ist ein bunter Markt, wie wir schon viele gesehen haben, aber wir lieben nun mal diesen Flair. Hier wollen wir in einer der wechselbuden unser kazachisches Geld wechseln lassen. Der junge Kassierer zählt das gewechselte kirgisische Geld vor, Martin zählt mit, nimmt das Geld und wundert sich beim Weggehen. Irgendetwas stimmt nicht. Schnell nachgezählt, stellen wir fest, dass wir nur die Hälfte des Betrages erhalten haben. Schnell zurück – Reklamation! Der junge Kirgise nimmt die Scheine, zählt erneut vor – der Betrag stimmt doch! Martin nimmt das Geld, zählt nach – es fehlt wieder die Hälfte. Nachdem der Geldwechsler entlarvt wird, stellt er das Ganze als ein Spässchen dar, zählt uns noch ein paar Mal was vor, lässt Geld verschwinden und wieder auftauchen – und wir können uns nur über diese Fingerfertigkeit wundern. Doch letztendlich ist er beleidigt und gibt uns unser kazachisches Geld wieder zurück. Wir gehen zu einer anderen Wechselbude. Dort wird unser Geld gewechselt und Martin zählt vor den Augen des Kassierers, der auch vorgezählt hat, nach. Diesmal ist es ein Geldschein weniger als vorgezählt wurde. Wir wollen unser kazachisches Geld zurück und gehen zu der dritten Wechselstube. Dort ist man ehrlich und zahlt uns den richtigen Betrag aus. Nochmal Glück gehabt!

Kurz darauf werden wir von 3 Männern in Uniformen, die vor einem Schiffscontainer stehen und die sich als Polizisten ausgeben, angehalten. Sie wollen unsere Pässe sehen und wir ihre Ausweise. Kurz wird uns ein Ausweis gezeigt, der aber schnell wieder in der Tasche des angeblichen Polizisten verschwindet. Sind diese Polizisten wirklich echt? Überall kann man hier Uniformen und Abzeichen kaufen. Sie wollen dass wir mit in den Container gehen, was wir auch machen, da der Container direkt am Markt steht und uns viele Leute sehen. Da wir schon von üblen Tricks durch angebliche Polizisten, gerade am Osh Bazaar, gewarnt sind, gehen wir zwar mit, zeigen aber unsere Originalpasse nicht vor, sondern nur Kopien. Sie wollen, dass wir unser gesamtes Hab und Gut auf einen Tisch legen. Wir wissen, dass die kirgisischen Polizisten kein Recht haben dies von Touristen zu verlangen und weigern uns. Wir werden noch mehrmals dazu aufgefordert, werden nach Drogenbesitz befragt und als sie merken, dass wir ihre „Spiele“ nicht mitspielen, lassen sie uns wieder gehen. Später erfahren wir, dass es vermutlich echte Polizisten waren. Es ist bekannt, dass auf diese Art und Weise den Touristen Geld oder sonstige Wertsachen abgenommen werden.

Ansonsten gibt die Stadt sich sehr modern. Große moderne Einkaufszentren, viele schön hergerichtete Cafés mit Wifi, englischer Karte, leckerem Kaffee und Kuchen zu europäischen Preisen, Modeläden und Restaurants. Daneben existeren natürlich auch noch die kleinen „Tante Emma Läden“, kleine Bäckereien und Verkaufsstände, bei denen man sehr günstig einkaufen kann. Uns spricht diese übersichtliche vielseitige Stadt an. Wir sind gerne hier, genießen es durch die Straßen zu spazieren und in aller Ruhe unsere zukünftige Reise vorzubereiten.

Vor der Philharmonie entdecken wir sehr schöne Statuen, die eine Rolle im Nationalepos Manas spielen. In Kirgistan nimmt in der klassischen Literatur und Erzählung das Manas Epos eine zentrale Stellung ein. Das 500.000 Verse umfassende Epos aus dem 6. bis 8. Jahrhundert beschreibt den Kampf des Helden Manas gegen die Uiguren und die Bewahrung der Unabhängigkeit. Dieses Werk, dass zwanzig mal größer ist als Odysse und Ilias zusammen, wurde Jahrhunderte lang nur mündlich durch die sogenannten Manatschis weiter gegeben. Auch heute werden Passagen zu festlichen Anlässen rezitiert und die Manatschis genießen ein hohes Ansehen. Der Vortrag wird häufig durch das traditionelle Komuz (oder Komus) begleitet. Dabei handelt es sich um ein dreisaitiges Zupfinstrument das zur Familie der Lauten gehört und in etwa vergleichbar mit der ursprünglichen persischen Setar (ebenfalls dreisaitig) ist. Die Bedeutung der nomadischen Kultur und des Manas Epos spiegelt sich auch in der krgisischen Flagge wieder. Die Strahlen der Sonne symbolisieren die 40 mythischen Krieger Manas und die Linien in der Mitte stellen das sich kreuzende Gestänge einer Jurte im First dar. 

Bishkek Philharmonie

Die Rolle der Frau in den zentralasiatischen Ländern ist immer wieder Thema bei uns und bei anderen Reisenden. Wir haben dazu einen interessanten Audio-Artikel gefunden, auf den wir hier verweisen wollen. Er handelt über Frauen in Uzbekistan, jedoch machten wir seit unserer Zeit im Iran die Erfahrung – in Gesprächen mit Einheimischen – dass sich dieses Thema auf alle Länder – nicht nur auf Uzbekistan- die wir seit dem Iran durchquerten, beziehen könnte. Blick in die Hinterhöfe Usbekistans:

http://whyjustify.com/blick-in-die-hinterhofe-usbekistans/

Alle zwei Wochen findet im Dolce Vita, einer guten Pizzeria, ein deutscher Stammtisch statt. Wir lassen uns dies nicht entgehen,finden nette Kontakte und essen Pizza mit Bier. Hier treffen sich regelmäßig Deutsche, die ausgewandert sind oder einfach nur eine bestimmte Zeit lang in Bishkek arbeiten, sowie Asiaten mit deutschen Wurzeln und Reisende wie wir, http://leben-in-kirgistan.de/wp/ Das Indienvisa haben wir am 10. Januar reibungslos erhalten und gleich einen Flug nach Delhi gebucht. Am Montag 13.1.14 werden wir uns für die nächsten 2 Monate in Indien aufhalten

Zum Jahresabschluss und da fast ein halbes Jahr vorüber ist, haben wir hier ein paar statistische Werte aufgelistet:

gefahrene Kilometer: 7.282 km
Höchstgeschwindigkeit mit Gepäck: 67,2 km/h
längste gefahrene Strecke am Tag: ein paar Mal ca. 120 km

platte Reifen: 6 mal flicken
platte Isomatte: 5 mal flicken (wir haben eine Matte mit Materialfehler)

bereiste Länder: 14 Länder davon 4 mit Visapflicht

Nationalitäten anderer Fahrradreisender mit denen wir Kontakt hatten: aus Californien, Portugal, England, Japan, Holland, Frankreich, Australien, Armenien, Lettland, Schweden – auch wenn die Kontakte manchmal kurz waren, so war es doch immer toll sich auszutauschen.

Stürze im ersten halben Jahr: Martin und Agnès landen je einmal mit dem Fahrrad in einem Schlammloch – putzen war angesagt.
Martin fällt zu Fuß in einen Bach und ein anderes Mal über einen Fels. Agnès hat zwei leichte Stürze auf einer völlig verschneiten Fahrbahn als es bergab geht. Martins Ellenbogen wird vom Spiegel eines Transporters gestreift und es gibt einen heftigen Knall, doch der Ellenbogen war stärker. Insgesamt ist, außer ein paar blaue Flecken, nichts passiert.

Fahrradreparaturen: wir haben die 4. Kette drauf (es ist aber dieselbe wie zu Beginn unserer Reise. Wir wechseln alle 2.500 km im Rotationssystem). Unsere Gänge schalten nicht mehr sauber durch und Martins Schaltzug friert ein. Die Zughüllen werden bei Hitze und Kälte, wie wir hatten, spröde und dann innen feucht.
In Bishkek werden die Bremsen erneuert, ein Schaltzug gewechselt und die Schaltungen neu eingestellt.

Gegenstände über die wir richtig froh sind: Rückspiegel am Fahrrad, Faltschüssel von Ortlieb, Brooks Sattel aus Leder (immer komfortabel!), Honda-Fell-Motorradhandschuhe am Lenker fixiert (gibts im Iran für 1 Euro das Paar), Gymnastik/Isomatte zum Draufsitzen im Freien, Merino Bekleidung.

Checkliste unserer Kinder für das erste halbe Jahr, die sie uns mitgegeben haben. „Undefinierbares gegessen: Kügelchen die wie Kokosnuss aussahen, jedoch wie vergorene Ziegenmilch schmeckten….“ Hier sind unsere Antworten.

unsere Fotos zu Kirgistan Bishkek:

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Kazachstan 2013

Kazachstan – in Weihnachtsstimmung

Grenzerfahrungen: Wir stehen um 16h am 19.12.2013 an der Grenze zu Kazachstan, unser Visa fängt jedoch erst am 20.12. an.
Der kazachische Grenzpolizist hat den Stempel schon in der Hand als er das Datum wahrnimmt. Er ruft nach Verstärkung und 4 weitere Grenzpolizisten kommen und diskutieren über unseren Fall. Wer hinter uns steht hat erstmal Pech gehabt. Der Chef wird gerufen, dieser hat eine andere Auffassung als die usbekischen Grenzer und seine kazachischen Untergebenen! Ohne zu Zögern schickt er uns zurück. Unser Einwand, dass wir nicht mehr nach Usbekistan zurück können (Wir hatten ein Visa mit nur einer Einreise) beeindruckt ihn reichlich wenig. Er schickt uns einfach ins Niemandsland bei Minusgraden und meint wir sollen in 7 Stunden wieder kommen! 7 Stunden in eisiger Kälte! Wir lassen nicht locker und verwsuchen unser Glück bei den Usbeken! Vorbei an 3 Kontrollen sind wir wieder im usbekischen Grenzgebäude. Dort wundert man sich über die „Problempolizisten“ auf der anderen Seite und wir bekommen einen Sitzplatz nahe der Ausgangstür, aber auf der Heizung! Nur noch 6 Stunden Wartezeit.

Diese gehen schnell vorbei, da die Grenzpolizisten und Zöllner immer wieder Kontakt zu uns suchen, sich neben uns setzen und uns über den Ablauf an der Grenze informieren. Am Ende bekommen wir sogar Hochzeitsfotos gezeigt und auch wir zeigen unsere Fotos von Zuhause. Ein kleiner Auflauf ist die Folge, denn jeder will die Fotos von unseren hübschen Töchtern sehen.

Wir erfahren auch, dass sie alle 24 Stunden am Stück „arbeiten“ müssen, danach haben sie einen Tag frei und die 24 Stunden beginnen von Neuem. Da hat man es doch in D ganz gut!

Zwischendurch kommt ein durchgeknallter Typ mit zwei nagelneuen Koffern, die er vor uns öffnet. Sie sind vollgestopft mit nagelneuen Tischtelefonen in Originalverpackung. Davon drückt er uns drei in die Hand und meint dass wir diese geschenkt bekämen. Gegenwehr zwecklos. Die Grenzpolizisten und Zöllner die dies sehen kommen sofort hinzu. Auch sie wollen beschenkt werden! Und sie bedienen sich reichlich und horten die Telefone hinter den Schreibtischen. Auch unsere drei Telefone schenken wir ihnen. Irgendwann kommt ein Laufbursche in Zivil, verpackt die Ausbeute in sichtdichte Plastiktüten und die Telefone verlassen den Zoll. Was für ein Laden!;-)

Kurz vor 23 Uhr (kazachische Zeit 24 Uhr) radeln wir wieder zu den Kazachen, müssen noch 3 Minuten bis Mitternacht warten, bekommen dann aber ohne Probleme als erste Einreisende am 20.12. unsere Stempel und werden auch am Zoll durchgewunken.
Wir radeln noch ca. 5 km in der eisigen Dunkelheit, finden dann einen prima Zeltplatz auf einer Wiese und freuen uns in Kazachstan zu sein.

Am nächsten Tag weckt uns die Sonne und wir entdecken ein ganz anderes Land. Hier ist es anders als um Tashkent herum. Viel naturbelassener. Steppe auf der westlichen Seite, mit vereinzelten kleinen Dörfern, und auf der östlichen Seite begleiten uns die schneebedeckten Berge. Die Kazachen, die noch einen Tick asiatischer aussehen, grüßen uns und winken uns zu. Als wir nach Wasser fragen, bekommen wir auch Brot, süße Stückle und Schokolade dazu.
Auf unserer Fahrt nach Norden, rückt die Schneegrenze näher und schon bald sind die Felder am Straßenrand schneebedeckt.

Weg nach Shimkent

Wir finden trotzdem einen Platz zum Zelten, doch spät abends pfeifft ein starker eisiger Wind aus Westen, der unser Zelt in beträchtliche Schieflage bringt. Am nächsten Morgen haben wir Neuschnee – es gibt nur eine freie Fahrspur für die Autos und wir müssen uns die meiste Zeit durch die ungeräumte vereiste Standspur kämpfen. Dazu kommt, dass 30 km vor Shimkent bei Martins Fahrrad der hintere Umwerfer einfriert und er nur im kleinsten Gang weiterfahren kann.
Wir sind sehr froh als wir in Shimkent ankommen und sofort ein gemütliches Hotelzimmer beziehen können. Hier bleiben wir erst einmal 4 Tage, besichtigen die interessante Stadt und wundern uns wie anders Land und Leute wieder sind.

Shimkent Ordabasy Platz

Der Standart in den Restaurants und Cafes ist bedeutend höher, die Autos höher klassig, man versteht uns besser und Geldabheben mit der Kreditkarte ist auch kein Problem mehr. Irgendwie wirkt alles „westlicher“ als in Uzbekistan.

Die Kazachen sind völlig hilfsbereit und aufgeschlossen. Fragt man nach einem Weg oder Platz wird man nicht selten sogar dahin geführt. Doch dies könnte auch andere Gründe haben, denn wenn uns ein Weg erklärt wird varieren die Entfernungen die uns so genannt werden zwischen dem doppelten bis zehnfachen. So suchen wir einen Radladen stundenlang (den wir nie finden) oder laufen auf der Suche nach einem Internetcafe von Pontius zu Pilatus. Oder der nette englischsprechende Angestellte beim Immigration Office wo wir uns melden müssen: dieser zeigt uns erst als wir zum zweiten Mal dort vorsprechen welche Unterlagen wir benötigen, so dass wir noch ein drittes Mal kommen müssen.
Vielleicht erklärt dies, weshalb wir uns solange in den kazachischen Städten aufhalten….

In Shimkent lassen wir die Räder stehen, denn die Wege sind schneebedeckt und vereist und wir bevorzugen die Marschrutkas (Größe eines VW Buses). Einmal werden wir zu 20 anderen Passagieren, wie die Sardinen, hineingestopft und nach uns kommen nochmal 4 neue dazu. Dabei haben manche Passagiere mehrere Plastiktüten voll Weihnachtseinkäufe und Eierpaletten dabei!

Doch auch darüber kommen wir bei gutem Essen mit „einer“ halben Bier hinweg. In Shimkent befindet sich übrigens die größte Brauerei des Landes und man erhält für 80 Eurocent eine frisch gezapfte Halbe!
Die Kazachen sind in Weihnachtsstimmung und kaufen auf dem kleinen Weihnachtsmarkt mit den Plastikweihnachtsbäumen vor dem Mega City Center Einkaufsparadies, in dem auch die Preise mega sind, ihre Raketen und Böller für Silvester.

Ein Trauerspiel ist allerdings die Suche nach Internetcafes – funktionierendes Wifi haben wir nicht gefunden. Findet man mal eines ist es von männlichen jungen Teenagern besetzt, die sich mit Kriegs- und Ballerspielen austoben. Glück für uns, dass wir in der Universität einen Internetarbeitsplatz zugewiesen bekommen! So können wir wenigstens die Wetterberichte checken.

Heilig Abend wollten wir ursprünglich unterwegs sein, doch wir bleiben in Shimkent, da es wieder schneit. Wir machen es uns in unserem Lieblingscafe gemütlich, wo es die tollsten Torten gibt. Abends gönnen wir uns einen „Gockel“ mit Brot und Bier.

Am ersten Weihnachtsfeiertag nehmen wir uns einen Minibus, belegen dort 6 Plätze (unsere Räder liegen wie die Paschas auf vier Sitzplätzen mit schönen orientalischen Kissen gepolstert) und fahren weiter nach Taraz. Dies war die beste Entscheidung, denn die Straße über ein kleines Mittelgebirge ist völlig verschneit und teilweise verschlammt oder vereist.

Weg vor Taraz

Die Sonne scheint, wir haben eine tolle Aussicht auf die schneebedeckten Berge und die Dörfer, die wie in Watte gehüllt sind. Vor Taraz ändert sich die Landschaft, der Schnee nimmt ab – Steppe! Hier grasen wieder Rinder und Pferde.

Taraz, die Stadt der Lichterketten – ganze Straßenzüge blinken bunt und sollen Weihnachtsstimmung vermitteln – ist für einen Zwischenstopp ganz passabel, hat aber, außer großen Boulevards und Plätzen, nicht viel zu bieten. Da es immer wieder schneit bleiben wir trotzdem 4 Nächte bei „Rosa“, einem kleinen dubiosen Hotel.

Taraz

Wir radeln bei minus 4 Grad 82 km weiter Richtung Osten. Unsere Gesichter sehen nach kurzer Zeit aus wie gepudert. Es ist diesig und die Sonne kommt nicht durch. Leider sehen wir die Berge nicht mehr, aber dafür ist die Fahrbahn trocken und gut. Wir finden einen relativ trockenen Zeltplatz und machen ein Lagerfeuer. Ideal zum Trocknen unserer Klamotten und um unser Trinkwasser wieder aufzutauen. Selbst bei Minusgraden ist es schwierig nicht zu schwitzen und die Kleidung trocken zu halten.
Nachts sinkt die Temperatur auf minus 12 Grad. Am nächsten Morgen toasten wir unser Brot am Lagerfeuer, trocknen die Schlafsäcke (die nachts kondensierten) und kochen heißen Tee.

vor der kirgisischen Grenze

Weiter geht es Richtung Grenze die wir am 30.12.2013, gegen 15.00 Uhr, ohne Probleme passieren. So schnell wie hier ging noch keine Abfertigung. Kein Zoll war zu sehen. Wir bekommen die Ausreise- und Einreisestempel und man wünscht uns eine gute Fahrt.

Fotos zu Kazachstan:

01_kazachstan_weg-nach-shimkent

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Uzbekistan 2013

Uzbekistan – Steppe und Flair der Seidenstraße

Nur eine unmotivierte Zöllnerin sitzt am 21. November hinter den vielen Schreibtischen und sie hat alleine die Fußgänger abzufertigen. Außer uns sind noch 3 andere zugegen, so dass sie unsere Zollerklärungen schnell entgegennimmt und uns und die Räder durchwinkt. Wir entgehen dem Röntgen und der Gepäckkontrolle. Aber wir sind erstaunt, als wir an der Grenze einen Arzt antreffen, der unsere Temperatur mit einem Handgerät messen muss. Keine Krankheiten dürfen ins Land. Er scheint mit uns  zufrieden zu sein und wir dürfen passieren.

Toll sind die Bazare in Uzbekistan, denn dort spielt sich das Leben ab. es im Freien und das auch bei niedrigen Temperaturen. Die Frauen sind in bunt angezogen und die Männer tragen lange meist blaue Mäntel, die uns teilweise an Bademäntel erinnern. Auf dem Kopf sitzt der Kosakenhut mit Fell. Auf den Märkten gibt es alles. Von Süßigkeiten über eingelegtes Gemüse bis zu Klamotten.

Taschkent Bazar

Den Geldbeutel kann man jedoch in der Tasche lassen. Wir werden ihn in ganz Uzbekistan nicht brauchen! Denn erstens gibt es kein Münzgeld und zweitens haben wir wieder Tausender in den Taschen, und das nicht zu knapp. Beim Wechseln von 100 Dollar bekamen wir 270.000 Som  Nun ist es so, dass nur Geldscheine in der Stückelung von 200, 500 und 1000 im Umlauf sind, so dass wir mehrere dicke Geldstapel erhielten – insgesamt 270 Scheine! Überhaupt verwahren die uzbeken ihr Geld in Plastiktüten auf und wir sind auf dem besten Weg es ihnen gleich zu tun. Egal wo wir Geld wechseln, ob auf dem Bazar oder Fischmarkt, stets findet man jemanden der ganze Pakete von Geldscheinen bei sich hat.

usbekische Währung SOM

Egal wo wir sind, ob auf dem Bazar, in einem kleinen Dorfladen oder einfach auf der Straße, wir erregen wieder einmal die Aufmerksamkeit der Bevölkerung. Entweder werden wir mit Fragen überhäuft, oder es wird gewunken, gepfiffen, geschrieen oder gehupt. Oft möchte man uns fotografieren – na ja, das sind wir schon gewohnt!

Aber es gibt hier auch etwas was wir nicht gewohnt sind. Das ist der Umgang mit Touristen seitens der Regierung, wonach sich  jeder Tourist jeden dritten Tag bei einer Polizeistation melden muss oder in einem Hotel registriert sein muss. Auch ist es der Bevölkerung nicht erlaubt Touristen bei sich über Nacht aufzunehmen. So versucht die Regierung den Kontakt mit der Bevölkerung auf ein Minimum zu reduzieren!

Kaum zu glauben ist auch die derzeitige Versorgung des Landes mit Benzin. Alle Tankstellen, die teils auch ganz neu gebaut wurden, sind geschlossen. Es gibt kein Benzin! Nur Gas (Methan) ist an speziellen Tankstellen erhältlich. Hier bilden sich dann Fahrzeugschlangen von bis zu 50 Pkw. Benzin wird in Plastiktrinkflaschen am Straßenrand angeboten oder in Garagen abgefüllt. Der Benzinpreis beträgt pro Liter etwa 1 Euro, was für hiesige Verhältnisse sehr viel Geld ist.

Wir sind schnell in Buchara, einer der wichtigen Zentren des früheren Seidenhandels. Die kleine Stadt bietet allerhand prächtiger Bauten aus dem 15./ 16. Jahrhundert. Es ist alles ganz toll renoviert und für viele Touristen ausgelegt, doch momentan ist keine Saison und wir treffen nur auf ein holländisches Radlerpaar.

Buchara Medresen

Unser Zimmer im Mektar Nobar, einer umgebauten Bibliothek aus dem 16. Jhd. hat Flair durch den schönen Innenhof und die dicken Deckenbalken im Zimmer. Wir gehen Essen und genießen die Gemüsesuppe mit Schaf und Koriander und das gebratene Huhn mit Brot. Doch leider hat Martin irgendwas schlechtes erwischt, denn am nächsten Tag liegt er flach und kann das Zimmer nicht verlassen. Starke Tabletten müssen her und diese wirken auch recht schnell, so dass wir nach 3 Nächten in Buchara weiterradeln.

Wir nehmen die Nebenstrecken durch die Qarnubcho’l Steppe, ca. 300 km nur Steppenlandschaft und ab und zu mal ein ganz kleines Dorf mit traditionellen Lehmhäusern. Die Autos fahren hier nicht im Sekunden- oder Minutentakt, sondern alle paar Stunden.
Wir genießen die Ruhe tagsüber und nachts, sowie den tollen Sternenhimmel, denn Lichtverschmutzung gibt es hier nicht. In einem kleinen Dorf werden wir morgens zum Tee eingeladen, doch als wir sitzen wird außer Tee ein komplettes Menü serviert: frisch gebackenes Brot mit selbst gemachter Marmelade, eingelegtem Karottensalat, Gemüseschafsuppe, danach eine Platte mit Schaffleisch und verschiedenes Gemüse, Äpfel und Schokolade. Das Essen dauert 2 Stunden und wir unterhalten uns prima, mal wieder mit Händen und Füßen, doch es klappt.

Quarnobchol Steppe

Das Wetter in Uzbekistan spielt Kapriolen mit uns. Erst haben wir einen Tag lang totalen kühlen Gegenwind in der Steppe und kommen auf gerader Fläche nur mit 7 bis 10 km/h voran. Am Tag darauf scheint die Sonne und es ist Tshirt-Wetter, mit bis zu 25 Grad. Dann haben wir nachts einen Sturm mit Böen die sich anhören wie wenn ein TGV (ICE) auf das Zelt zurasen würde, doch auf unser Aldi-Zelt ist Verlass. Letztendlich radeln wir bei 10 Grad und Regen völlig durchnässt in Samarkand ein.

Hier gilt dasselbe wie für Buchara. Tolle Prachtbauten, Mausoleen und Moscheen aus der Zeit der Karawanen, nur alles noch etwas großzügiger angelegt. Wir sind mal wieder hin und weg und bewundern zwei Tage lang diese Szenerie aus 1000 und einer Nacht.
Nicht umsonst wurde die Innenstadt die zu den ältesten Städten der Welt gehört 2001 zur Liste des UNESCO-Weltkulturerbe hinzugefügt, unter anderem da Architektur und Stadtbild Meisterwerke islamischer kultureller Kreativität darstellen und Kunst, Architektur sowie Stadtstruktur die wichtigsten Epochen zentralasiatischer kultureller und politischer Geschichte illustrieren.(laut Wikipedia)

Samarkand Registan Complex Panorama

Buchtipp: Amin Maalouf, Samarkand.

Sehr zu empfehlen ist das zentral gelegene und doch ruhige Hotel Jahongir mit seinen 12-Zimmern und dem schönen Innenhof. Die Besitzer sind sehr herzlich und hilfsbereit, sprechen außer Englisch auch Deutsch und Französisch.

Bei der Weiterfahrt in Richtung Taschkent sehen wir die schneebedeckten vier- und fünftausender Berge, die sich schon jenseits der Grenze in Tajikistan befinden. Ein toller Anblick!

Hier holt uns auch der Winter ein. In der Nacht zum 5. Dezember sitzen wir abends noch vor dem Zelt und knabbern Nüsse bei 13 Grad. Nachts kommt ein Sturm auf und wir schlafen unruhig. Irgendwann bemerken wir, dass sich der Innenraum von unserm Zelt erheblich verkleinert hat. Was ist passiert? Stangenbruch? Wir stellen schnell fest, dass es einen Temperatursturz gab und dass eine schwere Schneelast das Außen- und Innenzelt nach innen drückt. Uns bleibt nichts anderes übrig, als in dieser Nacht zweimal die warmen Schlafsäcke zu verlassen und das Zelt vom Pappschnee zu befreien.

vor Goleston

Gleichzeitig mit dem Schnee haben wir aber auch Nässe in den Feldern und auf den Wegen. So ist es uns von unserem Zeltplatz aus nicht mehr möglich die Hauptstraße mit den Fahrrädern zu erreichen, denn nach nur 2 Metern im Schlamm blockieren beide Räder. Es hilft alles nicht. Wir müssen die Fahrräder 1,5 km bis zur Hauptstraße tragen. Danach zurück durch den Schlamm und nun ist unser Gepäck (jeweils 35 kg) dran. Wir sind schlapp und verdreckt, aber es geht weiter!

Dieses kleine Abenteuer vergessen wir schnell, denn wir werden unterwegs, als wir eine  heiße Suppe essen wollen, gleich zum „Balsam“-Trinken eingeladen. Der Wirt, ein gläubiger Moslem der keinen Alkohol trinken darf, präsentiert uns eine volle Flasche „Balsam“, was eigentlich ja ein Medikament sei. Tatsächlich handelt es sich um einen 40%igen Cognac der uns auch gut mundet. Der Wirt lässt nicht locker und die Flasche leert sich, noch bevor die Suppe gegessen ist. Nun zaubert er eine volle Flasche Vodka – von Medikament ist nicht mehr die Rede – aus einer Schublade und wir „ergreifen die Flucht“ als auch diese Flasche zur Hälfte geleert ist. In guter Stimmung hat uns unser Wirt zu allem einfach eingeladen.
Beim ersten Hotel das wir sehen verlässt uns unsere Radlermotivation und wir nehmen uns ein warmes Zimmer.

Auch Taschkent hat ein paar sehr schöne Gebäude aus dem 16 Jahrhundert zu bieten. Wir sehen gut erhaltene Mausoleen und Medresen. Begeistert sind wir von dem großen Bazar mit den tollen Kräutern, bunten Früchten, gestapelten Nudeln – hier gibt es mal wieder alles. Mit der Metro kommt man für wenig Geld gut überall hin und die einzelnen Metrostationen, jede anders gestaltet, sind auch ein „hinkucker“. Die Luft in Taschkent ist prima, dank der vielen Autos die nur mit Gas fahren und den vielen Grünflächen.

Taschkent

Während unser Antrag auf ein kazachisches Visa bearbeitet wird, machen wir einen 200 km langen Radausflug zum Chorvoq-See, der am Fuße des Piskomgebirges mit seinen vier- und fünftausender Bergen liegt. Wir bleiben jedoch nicht lange, da eine Tiefwetterfront in den Bergen hängt.

Mit dem Wetter haben wir gerade nicht so viel Glück. An Martins Geburtstag radeln wir bei 20 Grad und Sonne los und wollen einen 3-tägigen Ausflug machen, doch abends werden wir von Regen heimgesucht. In der Nacht stürmt es und wir haben Schnee. Die Temperatur sinkt auf Minusgrade. Also schnell zurück nach Tashkent, wo wir uns wieder in das Hotel Jahongir einquartieren. Die nächsten Tage genießen wir den Luxus hier zu wohnen. Hier erreichen uns auch immer wieder Infos aus der „Alten Heimat“ und es ist schön für uns ein wenig auf dem Laufenden gehalten zu werden.
Wir werden oft gefragt, wo wir Weihnachten verbringen werden. Unsere Antwort: „on the road“. Auch die Uzbeken haben in den letzten 3 Tagen damit begonnen die Schaufenster etwas weihnachtlich zu bemalen, aber weit entfernt von Playstation 3, das perfekte Weihnachtsdinner, Geiz ist geil, tripe HD TV, super mega Flat mit I-Phone 5 c….
 
Das Kazachstanvisa haben wir ohne Probleme bekommen. Am 20.12.13 läuft unser uzbekisches Visa aus und wir werden durch Kazachstan radeln. Bis Bishkek in Kirgizstan sind es rund 600 Kilometer.
Tashkent hat uns sehr gut gefallen, doch es war auch befremdend wie hoch die dortige Polizeidichte ist. An jedem öffentlichen Platz, bei jeder Bank oder bei jedem öffentlichen Gebäude stehen die Herren in Grün herum. Wir sahen unzählige Autokontrollen. Bei jedem (!) Metroabgang im Freien, vor den Treppen im Innern und innerhalb der einzelnen Stationen finden sich meist junge Polizisten, die auch mitgeführte Gepäckstücke kontrollieren. Fotos innerhalb der Metrostationen sind verboten. Doch dafür ist wieder eine andere Kontrolleurin, meist mit Mundschutz unterwegs, zuständig. Uns ist ganz klar, dass es hier ein Überangebot an grünen Männlein gibt.

Den Abschluss unseres Tashkent Aufenthaltes krönt die Ballettaufführung „Der Nussknacker“ von Tschaikowski, wo wir uns kurzer Hand, mit Karten je 5 Euro für die besten Plätze besorgen. Das Bühnenbild ist toll, die TänzerInnen sind absolute Profis und auch das Orchester mit 35 Musikern ist ein Highlight. Super Abschluss!

Tashkent Ballett

Am 19.12. radeln wir gemütlich Richtung Grenze ca. 30 km, wo wir uns einen Zeltplatz suchen. Dabei bekommen wir die Information von einem Einheimischen, dass diese Grenze für Touristen gesperrt wäre und wir die Grenze bei Chinoz (120 km) nehmen müssen. Schreck! Fertig mit der Gemütlichkeit! Wir wollen es aus erster Hand wissen und radeln sofort zur Grenze. Dort gestaltet sich die Ausreise jedoch unproblematisch und als wir die Polizisten darauf aufmerksam machen, dass unsere Visas für Kazachstan erst am 20.12. beginnen, wird uns versichert, dass auch dies kein Problem wäre. Wir hätten es anders wissen müssen!

Fotos von Uzbekistan allgemein:

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Fotos von Buchara:

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Fotos von Samarkand:

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Fotos von Tashkent:

01_uzbekistan_taschkent

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Info zum Geldabheben in Uzbekistan:

Es gibt in Buchara und Samarkand im Hotel Asia die Möglichkeit mit Visa-Karte Som am dortigen Schalter abzuheben. Gebühr 3 Prozent.
Das Hotel Uzbekistan in Tashkent beim Amir Temur Platz bietet die Möglichkeit an einem Visa-ATM Dollars oder Som abzuheben.
Wir haben davon Gebrauch gemacht und Dollars abgehoben. Gebühren sind bei unserer Bank (DKB) dafür nicht angefallen.
Ansonsten kann in Uzbekistan nicht an Geldautomaten mit Visa oder Mastercard abgehoben werden.
Beim Geldwechseln von Fremdwährung in Som auf dem Schwarzmarkt ist derzeit der Dollar beliebter und man bekommt einen besseren Kurs als beim Euro. (ca. 1/3 mehr als bei der Bank)

Infos zur Ausreise aus Uzbekistan:

Wir haben von jedem Hotelaufenthalt die Registrierungszettel gesammelt. Diese müssen ja bei der Ausreise vorgelegt werden.
Der Grenzpolizist hat sich hauptsächlich dafür interessiert wann die erste Registrierung erfolgt ist. Die von uns gesammelten weiteren Registrierungen wurden zur Kenntnis genommen und uns wieder zurückgegeben.
 

Info zu Kazachstanvisa in Tashkent:

Vor der Beantragung des Visas (dies ist morgens) muss man sich am Abend zuvor in eine Liste eintragen, die am Zaun des Konsulats aushängt. Die Bearbeitung geht streng nach der Reihenfolge des Eintrags.
Bei der Abholung des Visas (dies ist abends) sollte man sich 2 bis 3 Stunden vorher eintragen.

Du benötigst
– 1 Antragsformular, das auch im Konsulat vorrätig ist
– 1 Foto
– 30 Dollar bei der Beantragung für ein 30-tägiges Touristvisa
(eine Hotelreservierung oder Adresse in Kazachstan wurde von uns nicht verlangt)
Die Bearbeitungszeit beträgt normalerweise eine Woche. Wenn es gut klappt, wie bei uns, dann geht es in 4 Tagen.

 

 

 

Turkmenistan 2013

Turkmenistan – im Turbotransit

Kurz vorweg, wir haben Turkmistan in 3 Tagen geschafft. Aber wie?
Wir sind am 19.11. pünktlich wie die Maurer, um 8.00 Uhr, zur Grenzöffnung an der iranischen Grenze. Die halbherzige Zollkontrolle haben wir schnell hinter uns. Dann geht es zur Polizeikontrolle. Unsere eintägige Visaüberziehung spielt keine Rolle mehr. Der Polizist donnert die Ausreisestempel in die Pässe und weist uns den Weg Richtung Turkmenistan. Bis zum Schluss haben wir gute Erfahrungen mit der iranischen Polizei gehabt.

Gegen 9.00 Uhr (10.30 Uhr turkmenische Zeit) sind wir beim turkmenischen Zoll. Hier soll es ganz streng ablaufen, wir hörten auch schon von Schikanen. Aber das Gegenteil war der Fall. Ein englisch sprechender Zöllner erklärt uns alles und uns wird beim Ausfüllen der 2-fachen Zollerklärung geholfen. Die Einreisegebühr in Dollar ist schnell bezahlt. Nun müssen wir noch das ganze Gepäck röntgen lassen und ein kurzer Blick in jede Tasche geht schnell vorbei. Nun ist es 11.30 Uhr und unserTurbotransit durch das Land kann beginnen.

Erstaunlich für uns ist, dass gleich nach der Grenze die Leute asiatische Gesichtszüge haben und sich ganz anders verhalten. Sie kommen uns im Vergleich mit den Iranern viel reservierter vor. Als wir 3 Tage später an der Grenze sind, denken wir dass wir gerne viel länger geblieben wären, da die Turkmenen uns gut gefallen haben. Doch längere Visa als 3 oder 5 Tage erhalten nur Gruppenreisen. So ist gewährleistet, dass die Turisten möglichst wenig Kontakt mit der Bevölkerung haben.

Agnès freut sich, dass sie ihr Kopftuch abnehmen kann und bunt angezogene Frauen sieht, die uns auch anreden und mehr am Leben in der Öffentlichkeit beteiligt sind.

Weg nach Mary durch die Wüste

Wir radeln auf der Wüstenstraße Sarakhs in Richtung Mary.Von hier aus versuchen wir baldmöglichst per Anhalter weiter zu kommen und siehe da, fast alle Autos halten an. Doch sie interpretieren es falsch und denken wir brauchen Orientierungshilfe oder sie fahren nicht sehr weit. Doch plötzlich kommt ein Kleinlaster, der bis Mary durch die Wüste fahren will und der uns mitnimmt. Die Räder sind schnell verstaut und wir sind froh, dass wir 170 km in einem Rutsch schaffen werden.
Nach wenigen Kilometern kommt ein Polizei-checkpoint. Alle müssen austeigen – Pässe zeigen. Wir werden in ein wichtiges Buch eingetragen! Jedenfalls trägt der schlecht gelaunte Polizist unsere Vornamen dort ein. Das mit den Nachnamen blickt er nicht.  Auch scheint er noch nichts über Europa gehört zu haben, denn es ist für ihn ein Rätsel dass eine Französin und ein Deutscher zusammen reisen können. Vermutlich konnten wir dieses Rätsel auch nicht für ihn lösen, denn er verlangt dass wir die Räder von dem Laster nehmen und uns per Rad in die Wüste begeben. Eine Weiterfahrt per Anhalter ist uns versagt. Wir sind ausgesetzt und sauer….

Also radeln wir weiter und stellen schnell fest, dass die Strecke nicht nur an Schweizer Käse (Löcher im Asphalt ohne Ende) erinnert, sondern außer von uns so gut wie von niemandem befahren wird. Dafür sehen wir Wüstenfüchse, Streifenhörnchen und eine prächtige Schlange in dieser schönen Wüstenlandschaft. Auch scheint die Sonne und es ist bis zu 20 Grad warm.
Erst nach 2 Stunden radeln kommen 2 Lkw! Wir halten den ersten an und er ist bereit uns bis nach Mary mitzunehmen. Die Räder und das Gepäck reichen wir dem Fahrer nach oben auf die Ladefläche in ca. 3 Meter Höhe, dann geht es los, Über Stock und Stein im ersten und zweiten Gang. Durch Hunderte von tiefen Löchern. Wir werden gut durchgeschüttelt und bangen um unsere Räder, von den wir nicht wissen auf was sie liegen und ob sie überhaupt noch liegen. Wird der Weg zu schlecht, verlässt unser Fahrer den Asphalt und fährt neben der Straße auf der Sandpiste weiter.
Die Sanddünen neben der Fahrbahn nehmen zu und passend dazu sehen wir die erste Kamelherde!
Die Fahrt für 130 km dauert etwa 4 Stunden!
Doch wir freuen uns als der Fahrer uns zu sich zum Abendessen und Übernachten einläd.
Kurz vor Mary angekommen, scheint unser Fahrer sich an dieses Angebot nicht mehr zu erinnern, denn er fragt uns wie wir weiterfahren und ob wir bei einem Restaurant aussteigen wollen. So ergibt es sich, dass wir ganz plötzlich in der Dunkelheit etwa 5 km vor Mary abgesetzt werden. Doch wir haben Glück! Der Restaurantbesitzer ist sehr nett und erlaubt uns hinter seinem Haus zu zelten. Dafür essen wir bei ihm – leckeres Hähnchen in Sauce mit Brot und Tee.
Wir fallen froh in unseren verdienten Schlaf, denn wir haben unser erstes Ziel (170 km am ersten Tag) erreicht.

Tagsdarauf radeln wir in die Innenstadt von Mary (130.000 Einwohner) und wundern uns über die Prachtbauten mit den übergroßen Bildnissen des „Präsidenten“, sowie der 6 spurigen Straße und der Pferderennbahn mit einer gewaltigen Säulenkonstruktion. Edle Pferderennbahnen sollen wir noch mehr zu sehen bekommen. Wir hörten, dass dies ein Hobby des Präsidenten sei.
In Mary nehmen wir die Verhandlungen mit einer Gruppe von Taxifahrern für die Weiterfahrt bis Turkmenabad (ca. 300 km) auf. Die Preise beginnen bei 100 Dollar und nach einer halben Stunde hartnäckiges Feilschen sind wir bei 50 Dollar angelangt. Doch das Verladen der Räder birgt Probleme, Toyota und Opel versagen. Ein Lada wie damals in Armenien muss her – oder ein Kombi. Endlich steht ein Kombi bereit und der Preis wird neu verhandelt. Man einigt sich auf 60 Dollar. Doch nun stellt sich heraus, dass der Fahrer erst um 17 Uhr losfahren möchte. Unsere Uhr zeigt 12.00 Uhr!! Das darf och nicht wahr sein. Andere Taxifahrer organisieren nun einen Toyota Space Waggon, einen 7 Sitzer. Da passen unsere Räder locker rein! Geschafft! Denkste. Der Fahrer hält nach der ersten Kreuzung an und man stellt fest, dass der Tankzeiger auf Reserve steht. Wir sollen in Vorauszahlung für Benzin gehen? Der Fahrer will 30 Dollar im Voraus. Weitere Gespräche finden statt — was wenn ein sturer Polizist uns anhält und der Meinung ist dass wir nicht Taxifahren dürfen?? Es gibt letztendlich keine andere Lösung für uns als in Vorauszahlung zu gehen. Wir übergeben ihm 30 Dollar, die er auf dem Schwarzmarkt schnell in Manat wechselt, dann wird getankt und endlich geht es los. Jedoch bemerken wir, dass unser Fahrer nur 30 Liter für 6 Euro tankt. (1 Liter Benzin kostet 20 Cent) Die Straße ist ab Mary etwas besser und wir erreichen die Vororte von Turkmenabad nach 3 Stunden Fahrt. Das Benzin hat gerade so gereicht. Da es früh dunkel wird, schauen wir uns gleich nach einem Zeltplatz um und finden ein prima Strohfeld etwas abseits der Straße. Kaum steht das Zelt, bekommen wir Besuch von einem Bauern, der sich als Besitzer des Strohfeldes vorstellt. Kein Problem für uns sei es auf seinem Feld zu zelten, doch es würde kalt werden, meint er. Tatsächlich haben wir im Vergleich zum Vortag 10 Grad weniger. Wir liegen in unseren Schlafsäcken, als wir von der Familie des Bauern noch mit Brot, Butter, Wurst, selbst eingelegten Gurken, Zitronen und Bonbons versorgt werden – super nett! Später werden wir nochmals geweckt und der Bauer versucht uns etwas zu sagen. Da wir nichts verstehen und das Zelt nicht mehr verlassen, wundern wir uns als wir am nächsten Tag bemerken, dass der Bauer lauter Heuballen um unser Zelt aufgeschichtet hat um den Wind abzuhalten. Wir sind echt gerührt.
Die Nacht brachte Minusgrade, denn nicht nur das Zelt und die Räder sind mit Reif überzogen, auch die Wasserflaschen im Vorraum sind eingefroren. Der Bauer besucht uns nochmals am Morgen und die ganze Familie ist versammelt, als wir weiter radeln, um uns Tschüss zu sagen.

Wir radeln durch Turkmenabad und ein turkmenischer Autofahrer lotst uns mangels Ortschilder mit seinem Auto durch die Stadt.
Kurz darauf besuchen wir einen schönen turkmenischen Markt und wir staunen über die vielfältige Ware und die Farbenpracht. Vor allem über die bunten Gewänder der Frauen und dem vielen Gold in ihren Kiefern.

Turkmenabat Markt

Eigentlich müssten wir nach 20 km die Grenze erreichen, denken wir. Doch die Strecke zieht sich und unsere Karte scheint da nicht zu stimmen. Wir fragen uns durch, denn Schilder gibt es nirgendswo.
Nach 4 Stunden Fahrt sehen wir die ersten Lkws vor der turkmenischen Grenze stehen. Eine 7 Kilometerlange Lkw-Schlange bis zum Horizont, die auf ihre Abfertigung warten. Die Fahrer tun uns leid als wir an ihnen vorbei radeln.
Um 14.30 Uhr erreichen wir endlich die Grenze. Sowohl die turkmenische als auch die usbekische Grenzen schließen um 16.00 Uhr. Wir füllen die Deklaration aus und können ohne Gepäckkontrolle Turkmenistan verlassen.

2 km weiter kommt die usbekische Station. Dazwischen Stacheldraht, ein Fluss, Stacheldraht und Kontrollen. Man könnte nicht meinen, dass diese Länder mal zu Sowjetzeiten zusammen gehörten. Von den turkmenischen Polizisten oder Soldaten werden wir auf dieser Strecke noch 3 Mal kontrolliert und müssen unsere Pässe zücken. Die patrouillierenden stark bewaffneten Soldaten sind sehr jung und die Gespräche drehen sich um Fussball und Autos.

Werden wir die usbekische Grenze noch vor Ladenschluss erreichen? Oder werden wir in einer Kontrollflut die Schlusszeit verpassen? Denn mittlerweile ist es schon 15.30 Uhr!

unsere Fotos zu Turkmenistan:

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