Armenien 2013

Armenien – jeden Tag ein Pass!

Wieder wissen sie an der Grenze nicht wohin mit uns! In der Autofahrerspur schickt man uns weg und durch die Fußgängerpassage passen wir nicht durch. Also ohne Räder zu den Fußgängern und dann nochmals zurück über die Grenze und die Räder holen. Auf jeden Fall ist der Beamte sehr freundlich und er begrüßt uns mit den Worten „welcome in Armenia“.

Weniger als ein Drittel der rund zehn Millionen ethnischen Armenier auf der Welt lebt in der Republik Armenien.
Eine Besonderheit des armenischen Transportwesens ist der im internationalen Vergleich extrem hohe Anteil an Kraftfahrzeugen, die mit Erdgas statt Benzin oder Diesel betrieben werden. Das Verkehrsministerium schätzt, dass dieser Anteil 20–30 % beträgt, dies wäre ein einmalig hoher Wert (in den Niederlanden sind es rund drei Prozent, in Deutschland noch weniger). Der Grund sind die hohen Transportkosten für Benzin und Diesel, während Erdgas zu günstigen Preisen aus Russland per Pipeline importiert wird.

Armenien vor Vanadzor

Armeniens Landschaft ist unglaublich schön und wild. Armenien ist ein sehr ausgeprägtes Gebirgsland – 90 % der Landesfläche liegen mehr als 1000 Meter über dem Meeresspiegel, die mittlere Höhe beträgt sogar 1800 Meter. Das bedeutet für uns, dass wir einige Pässe zu bewältigen haben aber auch unglaublich schöne Landschaften sehen. Der Norden ist waldreich und der Süden ziemlich kahl mit grünen Tälern und Canyons.

Bereits die ersten beiden Tage führen uns über 2 Pässe, einer davon der Dilijan Pass über 2.114 Meter. Nach Dilijan kommt der gefürchtete 4 km bergauf führende Tunnel mit 2 engen Fahrspuren, der keinen Platz für langsame Fahrzeuge lässt. Diesen Tunnel wollen wir auf jeden Fall meiden.
Nach kurzem hin und her finden wir einen netten Taxifahrer mit einem alten 1,3 Liter Lada, der unsere Räder in den Kofferraum packt und uns durch den Tunnel fährt. Insgesamt 17 km für 8 Euro. Das war es wert!

Weiter geht es am Sevan See, einem Salzwassersee, der auf einer Höhe von 1.900 Metern liegt und an dessen Ufern ein reger Fisch- und Garnelenverkauf stattfindet. Wir radeln einen Tag an der Westseite des Sevan Sees entlang und freuen uns über die flache Strecke und das schöne Wetter.
Auch haben wir hier unsere 4.000 km bis jetzt geschafft!

Ab dem See geht es weiter bergauf und wir übernachten im Schatten eines längst erloschenen Vulkans auf ca. 2.200 Metern.
Nachts haben wir zum ersten Mal Minusgrade, aber dafür einen wunderschönen Sternenhimmel. Tags darauf steigt das Thermometer wieder auf über 20 Grad.
Die Landschaft ist so gewaltig, dass wir sehr oft anhalten und staunen. Auch beobachten wir einige Adler die neben uns starten, über uns kreisen und Schwärme blauer Vögel.

Auf den ersten Blick wirken die Hochebenen wie verlassen. Doch bei genauerer Betrachtung sieht man viele Rinderherden und Schafherden welche grasen. Wir fragen uns was es da noch zu fressen gibt, denn viel Grünes sieht man nicht.
Ab und zu passieren wir auch Herden die auf der Straße von „Cowboys“ getrieben werden. Immer sind große Hirtenhunde mit dabei, die Radfahrer überhaupt nicht mögen. Aber absteigen hilft meistens.

Wir passieren den Selim Pass mit 2.410 Metern und staunen über bunte Felsformationen.

Armenien Selim Pass

Von hier oben aus sehen wir den schneebedeckten Gipfel des Bergs Ararat mit seinen 5.137 Metern.

Es geht wieder ins grüne Tal, mit Gärten voller Früchte und der nächste Pass, mit seinen kahlen Bergen, steht an.
Von den Hochflächen aus sieht man etliche Vulkane, Vulkangestein ist überall zu finden.

Armenien nach Martuni 2200m

Die armenische Küche ist sehr geschmackvoll. Es wird mit vielen Kräutern, wie Koriander gekocht.
Leider stellen wir immer wieder fest, dass die Rechnungen nicht stimmen, sei es im kleinen Laden oder im Restaurant….

Da jeden Tag ein Pass auf dem Programm war, beschließen wir in Goris uns in das Hotel Ararat einzuchecken. Da es so gemütlich ist verlängern wir gleich auf 2 Tage.

Wir radeln am 16. September weiter um das berühmte Tatev Kloster zu besuchen. Eine halbe Stunde später, treffen wir auf Gautier und Margot, die wir schon in Trabzon/Türkei getroffen hatten. Nach großem Hallo ändern wir unseren Plan und beschließen eine Zeit lang gemeinsam zu radeln. Wir nehmen die östliche Route entlang der aszerbaidschanischen Grenze nach Karpan. Es geht durch Berge und wir erreichen wieder 2.500 Meter. So geht es jeden Tag weiter bis zur iranischen Grenze.
Es ist ganz toll mitten in den Bergen zu radeln und die Landschaft zu genießen — wir hätten das nie gedacht!

In Karpan, beim Picknick im Park treffen wir auf den US-Amerikaner Terence, der 2 Jahre lang als freiwilliger Helfer für Peace Corps hier Englisch unterrichtet. Er zeigt uns die Stadt und seine Schule und wir haben ein paar schöne Stunden zusammen. Auch vermittelt er uns eine Adresse bei dem Amerikaner David, der ebenfalls für Peace Corps arbeitet und ein Haus kurz vor der Grenze bewohnt. Wir kochen abends und tauschen wichtige Infos aus. (Nun kennt David auch die schwäbische Kehrwoche:-))
Am nächsten Tag sind wir schnell vor der iranischen Grenze und Agnès und Margot ziehen Kopftuch und langärmelige Hemden und lange Hosen an  — Modeschau ist angesagt.

Armenien Grenze zu Iran – Modenschau

Auch wir Männer ziehen lange Hosen und Socken an. Dann geht es voll Spannung die restliche Strecke weiter bis zur Grenze. Es ist reines Militärgebiet – je russisch und armenisch – und wir radeln 10 km entlang eines Stacheldrahtzaunes. Die Ausreise aus Armenien klappt reibungslos, wir sind die Einzigen die über die Grenze fahren – und die letzte Frau ohne Kopftuch drückt den Ausreisestempel in unseren Pass. Von weitem sehen wir schon die iranische Grenzstation.
Was uns da diesmal wohl erwarten wird??

unsere Fotos zu Armenien:

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Georgien 2013 – Teil 2

Zurück in Georgien nehmen wir anstelle der vielbefahrenen Hauptstrecke eine Nebenstrecke durch die Berge (Kleiner Kaukasus).
Die Fahrt entlang des Adscharien Flusses ist wunderschön. Es mangelt nicht an kleinen Wasserfällen, Felsen über welche Wasser perlt und glasklare Quellen, die wir als Trinkwasser nutzen können.
Oft befindet sich an solch einer Quelle ein Schlauch oder ein Brunnen und die Georgier haben dort ein Glas oder einen Becher deponiert, aus dem jeder (wir nicht) trinkt.

Wir kommen durch eine Weingegend, in welcher über 500 verschiedene Weinsorten wachsen sollen. Angeblich werden davon 40 für die Weinproduktion verwendet. Die ersten Spuren einer Weinherstellung sind 7.000 Jahre alt. Georgischen Wein müssen wir natürlich noch testen.

Auf ihrem Weg nach Afrika sollen hier im Herbst über 1 Million Vögel rasten.

Der Weg ist bis Khulo gut ausgebaut und danach verwandelt er sich in eine holperige Schotterpiste. Dann geht es von Khulo (auf ca. 1.000 m) erst mal wieder runter und danach auf 2.025 m über den Goderdzi-Pass.

Georgien Strasse nach Khulo

Aber trotz der über 30 Grad Hitze macht es uns Spass und wir genießen die schönen Aussichten und die kühlen Quellen.
Oben am Pass angekommen entdecken wir das Cafe Edelweiss in dem wir uns erst einmal einen Kaffee gönnen. Fast wie Zuhause!
Die Abfahrt ist ebenso holprig wie bergauf. Wir wundern uns über die einfachen Holzhäuser und fragen uns wie man hier den Winter überleben kann. Denn es soll hier 3 bis 4 Meter Schnee geben.
Aus allen Ecken rufen Kinder „Hello!“und rennen auf uns zu.

Unten angekommen erwartet uns eine nagelneue Straße und es fährt sich plötzlich wie Butter. Wurde sie wegen des Skigebietes erbaut, das gerade neu erschlossen wird und bald bis oben führen? Auch im Lonely Planet 2013 wird Georgien als empfehlenswertes Reiseland gepriesen. Wir denken, dass sich hier bald vieles ändern wird. Touristen-Offices haben die neuesten Prospekte und Karten und die einheimischen Touristen nehmen die Angebote an. Ausländische Touristen sehen wir auf unserem Weg nach Tiblisi so gut wie keine.

Weiter geht es mit starkem Gegenwind – bergab werden wir teilweise um 8 km/h ruckweise gebremst – über viele Hügel nach Borjomi. Die Landschaft ist sehr abwechslungsreich und wir sehen kahle Berge, Pinienwälder, Flusslandschaften und Wälder.
Bei einem bekannten Kloster „Green Monastery“ im Borjomi Nationalpark machen wir einen Abstecher und schlagen dort unser Zelt auf.

Richtung Tiblisi nehmen wir die kleinen Nebenstraßen, die zwar hügeliger und schöner dafür aber weit weniger befahren sind.
Wir machen einen Ausflug nach Cave City bei Gori. Dort lebten schon vor 3.000 vor Christus Menschen in Höhlen. Mittlerweile wurden diese Höhlen in das Weltkulturerbe der Unesco aufgenommen.

Georgien Cave City bei Gori

In Tiblisi wollen wir ein paar Tage bleiben, die Stadt anschauen und uns um unser Visum nach Azerbaijan kümmern.

Aber Fehlanzeige. Die Beantragung des Azerbaijan Visums entpuppt sich als große Abzocke. Wir wussten, dass man ein Einladungsschreiben benötigt, welches über Agenturen erhältlich ist. Jedoch hat sich der Preis für eine solche Einladung im
letzten Jahr verzehnfacht! Für 10 Zeilen und einen Stempel werden mittlerweile ca. 200 Euro pro Person verlangt! Dazu kommen Visagebühren über 60 Euro. Bei dieser Abzocke machen wir nicht mit! Hinzukommt eine Wartezeit von mindestens einer Woche.
Wir beschließen bei einem Kaffee, dass wir nicht durch Azerbaijan fahren werden. Wir werden die beschwerlichere Route durch Armenien nehmen. Dort benötigt man kein Visum seit 2013. Die Route wird aber über einige Pässe führen.

Wir verkürzen unseren Aufenthalt in Tiflis, obwohl wir uns im Hotel Bienvenue (24a Tchovelidze street) sehr wohl fühlten. Das Hotel ist wie man dem Namen nach schon hört fest in französischen Händen und sehr hübsch dekoriert.
Gegenüber dem Hotel ist ein Irakisches Restaurant, in welchem man gut essen kann.

Wir treffen im Hotel auch auf Iraker, die wie wir erfahren ein weit höheres Einkommen haben als die Georgier und hierher reisen um sich Wohnungen zu kaufen, sei es als Geldanlage oder falls sie aus dem Irak flüchten müssen. Ein 38-jähriger Iraker erzählt uns, dass er im Irak im Monat 2.400 Euro verdienen würde, wovon er ca. 300 Euro im Monat ausgeben würde, da man bei seiner Familie lebt solange man nicht verheiratet ist. Heiraten würde er wohl demnächst, denn seine Eltern hätten ihm bereits eine Frau ausgesucht. Diese hätte er auch schon ein Mal gesehen.

Tiflis selbst ist schön anzuschauen. Die Unistadt hat Flair, viele grüne Plätze, Bazar, viele Skupturen an den Wegen und einer schönen Altstadt. Dazwischen entstanden moderne neue Gebäude wie das Bürgeramt, die Peace Bridge oder das Kunsthaus.

Nach Tiflis werden die Berge kahler. Es wirkt alles wie eine große Steppe.

Georgien nach Tiflis

Wo noch etwas wächst ist die Zwiebelernte in vollem Gange und auf den Feldern reihen sich bunte Säcke aneinander. Die Autodächer sind vollbeladen mit Zwiebelsäcken.

Nach Tiflis zelten wir in dieser Steppenlandschaft und bekommen morgens netten Besuch. Erst von einem Kuhtreiber, dann von einem Schafhüter. Beide sind sehr interessiert an unserem Tun und an Martins Tacho am Fahrrad. Sie haben die Ruhe weg und sehr vieeeel Zeit.

Wir radeln am 8.9.2013 von Georgien über die armensiche Grenze. Georgien hat uns auch sehr gut gefallen. Die Landschaften sind gigantisch und die Leute die wir getroffen haben ausnahmslos sehr nett und hilfsbereit. Nervig waren teilweise die hupenden Autos und die streunenden Hunde. Als Hundeabwehr hat sich folgender Tipp sehr bewährt: anhalten, stehen bleiben und einen Stein aufheben. Bislang verdrückte sich so jeder Hund, selbst im Rudel.

Schweinebericht Teil 2 – ein Deja Vu?
Nachdem wir Tiflis verlassen haben, steht eine Person am Straßenrand und winkt Agnès zu. Es ist tatsächlich der ungarische Schweinetransporteur den wir vor 18 Tagen auf der Fähre als Tischgenossen hatten. Der Schweinetransporter steht etwas abseits und wird gerade gereinigt. In diesen Tagen in denen wir durch Georgien geradelt sind, hatte er bereits eine weitere Schweinetour absolviert. Er brachte die uns bekannten Schweine nach Tiflis, fuhr weiter über die Türkei zurück nach Ungarn um wiederum Schweine über das Schwarze Meer zu bringen. Er beschwerte sich wieder über die Zustände auf der Fähre, da er 5 Tage wegen eines Sturms nicht von der Fähre konnte. Seine Schweine hätten in dieser Zeit mehr als 600 kg abgenommen!! Aber sie haben überlebt — also noch mal Schwein gehabt.

unsere Fotos Georgien Teil 2:

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Türkei 2013

An der türkischen Grenze wissen sie wieder mal nicht was sie mit uns Radfahrern machen sollen. Erst sind wir bei den Fußgängern und bekommen einen Stempel, dann passen wir nicht durch die Türen und müssen zurück zu den Autos. Aber alles läuft glatt. Wir radeln entlang der Küste, über Rize nach Trabzon.
Gleich nach der ersten Stunde machen wir Picknick und werden sofort von einer türkischen Großfamilie mit Leckereien versorgt. Voll nett. Auffallend ist die Hilfsbereitschaft und dass die Türken immer zu Spässen aufgelegt sind.
Wir lassen uns Zeit und besuchen ein paar kleine Städte, d.h. wir fahren ins Zentrum und bummeln herum. Alles ist voller Leben und immer wieder hört man den Mullah-Gesang. Natürlich ist hier Teetrinken angesagt – zumal die Küste voller Teeplantagen ist. Die Teeernte ist in vollem Gang und wir sehen wie die Frauen die großen Ballen verladen und wie alles direkt vor Ort in die Teefabriken kommt. Der Geruch nach Tee liegt hier wirklich in der Luft.
Auffallend sind auch die Haselnüsse die gerade geerntet werden und die auf Gehewegen und Plätzen sortiert, getrocknet und in Säcke verpackt werden. Die Türkei ist angeblich der weltgrößte Lieferant von Haselnüssen. Wir finden sie in den vielen verschiedenen süßen Stückchen wieder:-)

Tuerkei Rize Haselnuss

Kurz vor Ablauf der 7 Woche kommen wir in den ersten Platzregen, der sich einen Mittag lang dann zum Dauerregen entwickelt. Wir flüchten uns durchnässt in ein Hotel und lassen es uns gut gehen.

In Trabzon beantragen wir unser iranisches Visum, was erstaunlicherweise innerhalb einer Stunde klappt. (Siehe FAQ)
Wir treffen hier auch auf andere Reisende, tauschen uns aus und freuen uns gemeinsam. Da alles so gut geklappt hat, wollen wir zwei Tage im Hotel bleiben und wir machen einen Tagesausflug mit dem Bus zu dem Felsenkloster Sumela. Imposant wie die Mönche vor ca. 1.700 Jahren so etwas errichten konnten und auch die Felsmalereien im Innern der Felskapelle sind beeindruckend.

Tuerkei Trabzon Felsenkloster Suemela

Unser Busfahrer hält unterwegs an seinem Haus an und seine Frau versorgt die Fahrgäste mit frischen Feigen und Gemüse aus dem Vorgarten.

Türkische Busfahrt:
Da zwischen Trabzon und türkischen/georgischen Grenzue ca. 20 Tunnel- die echt keine Laune machen- liegen, wollen wir mit einem Bus zurück. Wir erkundigen uns am Busbahnhof und wir bekommen die Auskunft, „no problem, big bus!“. Tags darauf als wir dann loswollen, ist der geplante Bus doch viel zu klein. Die Räder passen auf keinen Fall hinein. „no big bus!“
Agnès wird ruckizucki von einem „Vermittler“ angesprochen, der anscheinend eine Lösung kennt „big bus in 30 minutes“. Der Fahrpreis ist jedoch auch ziemlich „big“, denn er will mehr als das Doppelte und dies sofort. Wir zahlen dennoch den Fahrpreis bis Batumi (alle Tunnel per Fuß zu durchqueren ist voll übel) und bekommen eine Quittung, doch unser „Vermittler“ ist danach sofort verschwunden. Anfängerfehler? Wir warten. Nach einer halben Stunde kommt ein zweiter „Vermittler“. Er führt uns aus dem Busbahnhof zu der gegenüberliegenden Tankstelle. Dort sind nur LKws die repariert werden. Soll dies unser Fahrzeug werden? Aber nein! Kurz darauf kommt wirklich ein „big bus“ der an der Tankstelle hält. Er wird gewartet und während dieser Zeit haben wir die Möglichkeit unsere Räder zu verstauen. Doch dies geht auch nicht ohne Probleme. Bei einem Fahrrad muss ein Rad, Sattel und Spiegel demontiert werden, damit es passt. Aber wir sind froh, denn wir zählen auf der Fahrt tatsächlich 18 lange Tunnel.
Wir kommen an die Grenze. Es geht mit Handgepäck durch die Polzeiausreisekontrolle. Der Bus fährt auf einem anderen Weg über die Grenze und bevor wir zum georgischen Zoll kommen, müssen alle Passagiere ihr Gepäck ausladen. Auch unsere Räder? Ja klar alles. So stehen wir mit einem demontierten Fahrrad und 13 Gepäckstücken beim Bus. Damit 1 km zu Fuß zum Zoll? no way!
Wir verzichten auf die Weiterfahrt mit dem Bus und montieren und beladen unsere Fahrräder. Wir hoffen, dass wir wie bei der Einreise einfach durchgewunken werden. Falsch gedacht! Wir müssen uns dem Fußvolk anschließen und als wir am Zoll ankommen trifft uns fast der Schlag. Vor uns sind hunderte kreischende vollbeladene Menschen, die alle durch den Zoll wollen. Manche haben einen Einbauherd dabei, andere rießen Ballen mit Stoffen. Der Hammer: die Gepäckwägen passen nicht an der Abschrankung vorbei und werden über die Köpfe der Wartenden zurückgereicht. Selten so ne Fehlplanung gesehen!
Es wird gedrängt und gedrückt was das Zeug hält. Es bleibt uns nichts anderes übrig als in dem „Fluß mitzuschwimmen“. Nach ca. 1 Stunde bekommen auch wir dann unsere Stempel in den Pass und dürfen wieder losradeln. Endlich wieder „on the road.“

unsere Fotos zur Türkei 2013:

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Georgien 2013

Die Einreise nach Georgien verläuft ohne Probleme. Als Europäer benötigt man kein Visum. Lediglich die Zöllner beschäftigen sich mit uns. Sie wollen wissen ob ein Mercedes besser ist als ein BMW. Es stellt sich heraus, dass einer der Zöllner einen BMW X5 fährt. Wir reden noch eine Weile über deutsche Autos und es geht weiter.
Die Georgier lieben es zu grüßen, sei es mit Worten oder mit der Autohupe. Die Straßen sind gut, aber es herrschen indische Verhältnisse, was die Kühe betrifft. Sie dürfen sich völlig frei bewegen und verursachen schon mal einen kurzen Stau und sorgen für Verwirrungen. Das Klima hat sich völlig verändert. Es ist schwül. Die Natur prächtig grün und es gibt sehr viele Zitrusbäume, Bananenbäume, Palmen, Eukalyptus, Kiwis, Feigen, Granatäpfel usw. Einige Früchte kennen wir noch nicht.

Wir machen einen Tagesausflug in die Berge, entlang des Kintrishi Flusses, von Kobuleti nach Khino.

Georgien Weg nach Khino

Es ist wunderbar, das Tal wird immer enger. Überall gibt es Wasserfälle, Farne und Moose- traumhaft. Die Fotos sprechen für sich.
Batumi die Stadt zwischen modern und alt hat uns auch sehr gefallen. Viele Türken kommen hierher um Party zu machen. Wir genießen einfach das Meer und baden.
Es wird viel gebaut und wir reden mit einem Handwerker, der uns erzählt dass man im Schnitt ca. 2 Euro in der Stunde verdient.

Wir radeln die Küste entlang in Richtung Türkei um später wieder nach Georgien zurückzukehren.

unsere Fotos Georgien Teil 1:

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Ukraine 2013 – Teil 2

Dieses Mal erfolgt die Einreise in die Ukraine ohne „Probleme“. Der Grenzbeamte schaut auf den Tageskilometerstand beim Tacho von Martin, streckt den Daumen nach oben, meint „very good“ und winkt uns durch.
Vor der Millionenstadt Odessa nehmen wir über „warmshowers“ Kontakt mit Nils einem englisch sprechenden Ukrainer auf.

Weg nach Palivka

Noch am Abend treffen wir bei Nils in Palivka ein und können unser Zelt dort im Garten aufbauen. Wir führen sehr interessante Gespräche und kochen zusammen. Es stellt sich heraus, dass dieser Teil der Ukraine vor allem von Russen bewohnt wird. Während westlich der Karpaten russisch nicht sooo gerne gehört wurde, ist es hier genau wieder andersherum. Fast jeder spricht russisch und in und  um Odessa sieht man auch viele russische Touristen.

Odessa

Am Tag darauf radeln wir in die Großstadt Odessa mit der schönen Kathedrale, den vielen Parks und der Standpromenade. Agnès fühlt sich besonders wohl, da die Stadt französischen Flair hat, mit ihren vielen Passagen und der Architektur.
Es ist mal wieder Wochenende und wie jedes Mal sehen wir viele Hochzeitspaare. Die Hochzeiten scheinen ein Vermögen zu kosten, denn es werden Oldtimer und Luxuslimousinen angemietet – mit Kennzeichen „just married“. Fotoshooting an besonders schönen Orten ist Standart. Danach geht es zur Party in einen angemieteten Saal, Liveband natürlich inklusive.

Wir sehen zum ersten Mal das schwarze Meer und sind schon irgendwie stolz in fast 6 Wochen hierher – 2.904 km – geradelt zu sein.
Auf ein Bad im Meer verzichten wir erst einmal. Es ist uns einfach zu voll. Die Leute stehen Schulter an Schulter.

Der Aufenthalt in der Ukraine hat uns sehr gefallen, denn die Leute sind sehr herzlich und hilfsbereit. Nicht selten schenkte man uns Obst und Getränke und war interessiert über unsere Reise.

Wir wollen die Fähre nach Georgien nehmen und machen uns am Samstag 17.08.13 auf die Suche nach der Fährstation.
Nach langem Hin und Her finden wir die Ablegestelle. Wie uns dort gesagt wird ist es jedoch nicht möglich dort die Tickets zu kaufen. Nach nochmals langem Hin und Her finden wir dann 2 km entfert die Ticketverkaufsstelle, welche mittlerweile geschlossen war. Am Sonntagfrüh ab 9 Uhr war es möglich die Tickets nach Poti / Georgien zu kaufen. Boarding sollte ab 12 Uhr erfolgen. Tatsächlich war es dann so, dass wir erst gegen 16 Uhr an Bord durften. Die Beladung des Schiffes dauerte dann noch bis spät in die Nacht. Es werden unzählige LKWs, Züge, Pkws und unsere kleinen Räder mitgenommen. Wann wir ablegten wissen wir nicht, denn da haben wir schon geschlafen.

Wir genießen die Zeit auf der Fähre (3 Nächte) mit schöner Kajüte mit Blick auf das Meer, Vollpension und Dusche.
Wir lernen Alp, einen Kirgisien-Fan, kennen, der uns von seinen Reisen erzählt und wir verstehen uns gut.
Das Wetter ist nach wie vor gut und von einem Wellengang ist nichts zu spüren.
An zwei Tagen sehen wir Delphine. Einmal kommt ein ganzer Schwarm auf das Schiff zu, dann schwimmen und springen sie nebenher.

Heute schon Schwein gehabt?

Wir sind schon fast auf der Fähre als uns ein großer Truck auffällt, der etwas abseits abgestellt wurde, und der in der Mittagshitze  das Fährhaus mit seinem Geruch überzieht. Aus dem Truck ertönt lautes Gequieke. Ein Schweinetransporter! Der will doch nicht etwa auch auf die Fähre?
Es ist Abendstimmung und wir sitzen auf dem Panoramadeck. Ein deja vue! derselbe Geruch – dasselbe Gequieke!
Der Schweinetruck ist 50m vor uns, ganz am Ende der Fähre auf Deck 2!
Wir diskutieren mit Alb darüber, ob man nicht den Tierschutzverein oder die EU mit einem kleinen Video über diesen schrecklichen Tiertransport informieren sollte. Das Gequieke geht einem richtig unter die Haut.
Mittlerweile geht die rotglühende Sonne hinter dem Schweinetruck unter.

Szenenwechsel: Wir gehen zum Abendessen und steuern einen Tisch an, an dem noch 3 freie Plätze sind. Unser Tischgenosse grüßt uns freundlich auf Deutsch – er stamme aus Ungarn. Kaum zu glauben, dieser nette Kerl ist der Chauffeur des Trucks?
Während den 7 weiteren Mahlzeiten, bei denen auch immer wieder Schweinefleisch serviert wird, reden wir über Schweinetransporte und werden schließlich selbst zu einer Art „Schweinetransportexperte“.

Wir wollen euch folgende wichtigen Infos nicht vorenthalten: Er transportiere 125 Schweine von Ungarn nach Georgien. In Georgien sei der Schweinepreis ca. 10 Mal höher als in Ungarn. Überall würden trotzdem Schaschlikspieße verkauft. Nun hätte er ein Problem mit der Wasserversorgung auf dem Schiff, da dies nicht richtig geregelt wäre und der Kapitän ihm für die Schweine nur 2x täglich eine halbe Stunde lang Wasser zur Verfügung stellen würde, obwohl er 3.600 Dollar für die Fahrt bezahlt hätte. Zum hohen Fährpreis meinte er, dass es keine andere Route geben würde. Die muslimischen Länder hätten ein Schweinedurchfahrtsverbot und es gäbe lediglich den Weg über das Schwarze Meer. Deshalb hätte die Schwarzmeerflotte auch ein Monopol. Keiner würde soviel bezahlen wie er. Schweinetraße? Wir dachten wir näherten uns der Seidenstraße!

Auf unsere Frage, wieso er nicht eingefrorene Schweinestücke transportieren würde, meinte er, dass er nur die „Mama-Schweine“ transportieren würde und diese zwar um Steuern zu sparen als Schlachtschweine deklariert seien, jedoch in echt für die Zucht bestimmt sind. Jede Mama würde 3 Mal ca. 13 – 15 Ferkel werfen und diese könnten nach einem halben Jahr geschlachtet werden.

Szenenwechsel 2. Tag: Nun sind es nur noch 124 Schweine. Eines wurde im Schwarzen Meer entsorgt nachdem es kolabierte!
— wir fragen uns ob es im Meer Haie gibt??

Beim Frühstück mit Schweinewürstchen (Agnès schiebt mir ihres auf meinen Teller) ist der Ungar sehr verärgert, denn für fehlende Fracht ist in Georgien eine hohe Strafe fällig. Ein Schwein wäre zu verkraften, aber mehr dürften es nicht werden, denn der Truck sei genau gewogen worden.

Papaschwein kümmert sich jeden Tag stundenlang um seine mit Ventilatoren gekühlten Mamaschweine. Der Geruch ist während der Fahrt nicht vorhanden und das Gequieke nicht mehr zu hören. Wir können den nächsten Sonnenuntergang genießen.
Wird es noch mehr tote Schweine geben oder haben die anderen Schweine Schwein gehabt?

unsere Fotos zur Ukraine Teil 2:

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Transnistrien 2013

Wir wollen durch Transnistrien reisen.

Transnistrien Wappen

Dieses Gebiet, das östlich des Dnister Flusses liegt, hatte sich 1990 von Moldavien losgelöst um weiterhin russisch zu bleiben, mit der Folge eines Bürgerkrieges von 1990 bis 1992. Der Dnister bildet die Grenze zwischen Moldavien und Transnistrien und die Verhandlungen zwischen beiden Ländern sind seit langem festgefahren. Transnistrien hat eine eigene von den Russen unterstützte Verwaltung, eine eigene Währung, eigene Flagge, usw.
(näheres siehe Wikipedia Transnistrien).

Kurz vor der Brücke über den Dnister werden wir von einem moldavischen Polizisten gestoppt. Die Brücke wäre gesperrt und es wäre kein Durchkommen. Wir Sollen einen kleinen Weg in Richtung Tighina nehmen. Dort wäre die Einreise nach Transnistrien möglich. Kurz darauf sehen wir noch einen moldavischen Soldaten der einsam und alleine einen Panzer bewacht, dann sind wir auch schon bald an der Grenze.
Es ist kein Problem die 2fache Immigrationcard auszufüllen denn wir wollen lediglich als Transit-Touristen – binnen 24 Stunden -durch das Land. Die Strecke die wir bis zur ukrainischen Grenze zurücklegen wollen beträgt ohnehin nur ca. 40 km.

Schnell sind wir in der Hauptstadt Tiraspol, wo uns ein nagelneues Fussballstadion namens „Sheriff“ mit Mercedes-Stern (natürlich auch eine Mercedes Niederlassung), ein Sheriff-Supermarkt, eine Sheriff-Tankstelle auffallen.

Tiraspol

Aus Neugier betreten wir den Supermarkt und sind erstaunt darüber, was für ein Angebot es gibt. Hier kannst du alles kaufen, vom deutschen Bioland-Müsli, über italienische Pasta bis zum russischen Kaviar.
Bei der Wechselstube im Supermarkt wechseln wir unsere moldavischen Kopeken in transnistrische Rubel.

Die Hauptstadt selbst hat breite Boulevards, große Plätze und Parks. Lenin-Statuen, Denkmäler für die im Bürgerkrieg gefallenen und Hammer und Sichel sind allgegenwärtig. Gleichzeitig bieten Luxusläden Armani, DG, usw. an.
Wir machen Pause in Andys Pizza und wundern uns über die hohen Preise, doch das Restaurant ist gut besucht. Vor allem junge Leute scheinen viel Geld zu haben, was man dann auch an den Autos sieht.

Wir radeln noch am selben Tag bis zur ukrainischen Grenze, wo uns die gestempelte Immigrationcard abgenommen wird. Die Ausreise aus Transnistrien / oder Moldavien erfolgt ohne Stempel in den Pass, so dass wir auch heute noch ofiziell in Moldavien sind.

Wir wundern uns über dieses Land und radeln mit offenen Fragen und Gedanken zurück in die Ukraine.

unsere Fotos zu Transnistrien:

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Moldavien 2013

Die Ausreise aus der Ukraine verläuft problemlos und bei der Einreise in Moldavien staunen die Zöllner über uns.
Moldavien gehört zu den ärmsten Ländern Europas und es gibt viele Gastarbeiter die in Italien arbeiten. Auch die Sprache ist sehr verwandt mit italienisch, wir verstehen schlagartig wieder einiges. In den Läden gibt es italienische Produkte und in den größeren Städten Pizzerien. Werbung, Speisekarten etc. sind in kyrillischer und lateinischer Schrift.

Uns fällt sofort auf, dass die Straßen viel besser sind als in der Ukraine und die Preise in den Läden höher sind. Dafür kann man sehr günstig entlang den Straßen bei Obst- und Gemüseständen einkaufen.

Obstand

Eine kleine Wassermelone kostet ca. 20 Cent und wir decken uns desöfteren mit Melonen ein. Die Verkäufer wohnen teilweise direkt an ihrem Feld in einer Hütte oder einem alten Schrottwagen und verkaufen von dort aus die Ware vom Feld.

Unsere Route führt größtenteils durch unbewohnte schöne Landschaft. Die Dörfer haben alle viele Brunnen aus denen man klares Grundwasser schöpfen kann – für uns ideal!

einer der vielen Brunnen

Wir radeln entlang der M14, einer super ausgebauten größtenteils ganz neuen Straße mit breitem Seitenstreifen für langsame Fahrzeuge wie wir und wir kommen gut voran. Ein Schild zeigt an, dass die Straße mit EU Geldern finanziert wurde – Italien wird wieder erwähnt. Kleine Dörfer sind allerdings für Kinder und ältere Leute zweigeteilt und diese Leute haben ihre Problem e die Fahrbahnen zu überqueren ohne unter die Räder zu kommen. Überhaupt sehen wir sehr viele überfahrene Hunde, teilweise 4 bis 5 Stück am Tag…

Wir umgehen die Millionenstadt Chisinau, trinken dafür das dort gebraute Bier.

Unser Plan ist die Weiterreise durch Transnistrien, einem von Moldavien abgetrennten autarken kleinen eigenen Staat, der jedoch völkerrechtlich nicht anerkannt ist. Wir hoffen dass wir dort einreisen können.

Fotos zu Moldavien:

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Ukraine 2013

Auf die Grenzformalitäten sind wir sehr gespannt, da wir schon einiges kurioses gelesen haben. Wir radeln auf dem Radweg direkt auf die ungarischen Grenzbeamten zu, die einen Blick in unsere Pässe werfen und uns Richtung Ukraine weisen.
Die beiden ukrainischen Grenzpolizisten empfangen uns mit dem Wort „Probleme“ und zeigen auf das Schild „Fahrrad verboten“. Wir drehen also um, radeln zurück zur ungarischen Seite und nehmen die Parallelspur. Der ungarische Polizist schüttelt nur mit dem Kopf. Also 2. Anlauf. Wir kommen wieder bei den beiden ukrainischen Beamten an und das Wort „Probleme“ besteht immer noch. Eigentlich ist uns klar was der Mann will! Außer unseren Pässen will er Bares. Er verlangt schließlich 10 Euro und wir einigen uns darauf dass dies der Komplettpreis ist. Das Geld schiebt er sich in seine Hosentasche und das „Probleme“ ist behoben. Den Einreisestempel bekommen wir dann an der 2. Station 50m weiter ohne Probleme. Der Zoll beim nächsten Häusle will nichts von uns. Auch die Polizisten beim 4. Häusle winken uns durch. Alle mit Handy am Ohr und vermutlich der Nachricht dass wir „die Kohle“ abgesteckt haben.

Ukraine Grenze

Schnell merken wir, dass die Straßen in Ungarn noch richtig gut waren. Dafür sind die Leute sehr kontaktfreudig. Ob es nun Ukrainer oder Ungarn sind wissen wir nicht, denn in den Transkarpaten leben noch bis zu 40 Prozent Ungarn. Bei jeder Pause gibt es nette Kontakte, Fragen wohin woher und wir verständigen uns mit Händen und Füssen und irgendwie versteht man sich.
Man spendiert uns Obst, Gemüse und Kuchen. Den Schnaps lehnen wir bei über 30 Grad Hitze noch ab – auch wegen den ukrainischen Rennfahrern die die ganze Straßenbreite brauchen.
Wir fahren auf der H09 da die kleinen Straßen zu schlecht und zu bergig sind. Wir müssen auf überholenden Gegenverkehr, den Verkehr von hinten, die Löcher im Belag und Scherben achten.

Die Großstadt Mukaceve hat uns mit ihrem modernen Flair sehr gut gefallen und wir haben erst mal gemütlich zu Abend gegessen und ein naturtrübes 0,5l Bier für umgerechnet 1 Euro getrunken.
Chust die nächste größere Stadt ist ziemlich mini und es ist nichts los. Nur die Kirche ist recht imposant und wir gelangen direkt in einen Gottesdienst mit viel Weihrauchgeschwenke und Chor. Agnès wird sofort ein Kopftuch verpasst.

Chust

Unsere Route führt entlang der rumänischen Grenze, wobei die Theiss die Grenze zieht. Das Tal ist ziemlich eng und wir finden  nur einen Platz direkt an der Grenze. 20m entfernt patroullieren die ukrainischen Grenzsoldaten und wundern sich sicher über uns. Zumindest schauen sie rüber und wir schauen hin. Auf jeden Fall scheinen wir für sie nicht sehr gefährlich zu sein.

Wir radeln zielstrebig weiter in Richtung Karpaten, wo wir uns in Jasinja ein Appartement in einem massiven Holzhaus für 2 Tage gönnen. Das erste feste Dach über dem Kopf seit Regensburg!

unser Zimmer

Überhaupt sind die meisten Häuser in dieser Gegend entweder aus massiven Holzstämmen gebaut oder mit Schindeln verziert.
Dann gibt es noch vereinzelt Kirchen in huzulischer Bauart, mit Holzwänden und Blechdach.
Wir machen eine Rad-Wandertour in die Berge und unsere Räder bewähren sich auch als Mountainbikes hervorragend.

bei Jasinja Karpaten

Nur einen Platten, den Ersten, haben wir uns eingefangen.
Abends gehen wir gemütlich essen.

Essen und Trinken in der Ukraine:
Uns ist bewusst, dass wir die Speisekarte nicht verstehen werden und niemand englisch sprechen wird. Wir schreiben uns also vorsichtshalber die bekanntesten Gerichte aus dem Reiseführer auf ein Blatt Papier, sowie das Alphabet. Im Lokal versuchen wir die Speisekarte zu entziffern.

Speisekarte

Fehlanzeige! Selbst das einfache Gericht „Borschtsch“ klappt nicht. Die Bedienung kommt – Verständigung unmöglich. Letztendlich drücken wir der Bedienung unseren Zettel in die Hand und sie liest die Gerichte die wir notiert haben vor. Wir sagen jedesmal „ja““ und sind nun gespannt, ob wir alle diese Gerichte bekommen werden (?). Es geht gut aus. Wir bekommen 2x Borschtsch und mit Käse gefüllte Teigtaschen.
Am Tag darauf sind wir mutiger und bestellen blind 4 Gerichte. Es kommt Gemüsesuppe mit Fleischklöse, ein gemischter Salat, ein dünnes Schmitzel in Ei und Käse mit Mais, Ketchup, Majo und hinterher ein Eis. Alle Gerichte sind schön garniert, aber nicht sehr groß, dafür kostet alles zusammen für 2 Personen nur 6 Euro.

Die Angebote in den Läden sind besser als in Ungarn. Man bekommt alles – selbst Käse in verschiedenen Sorten. Wurst ohne Ende. Wir finden einmal in der Pampa einen riesigen Supermarkt mit Angeboten im Übermaß von Fisch bis Bonbons in allen Schattierungen. Ansonsten wird Wasser ausschließlich in Plastikflaschen verkauft, die man dann in der Landschaft überall findet. Die Preise sind günstig. Ein Brot kostet ca. 40 Cent, ein Bier ca. 80 Cent bis 1 Euro, Mineralwasser 1,5l ca. 30 Cent.
Lecker sind die süßen Stückchen, viele mit Mohn oder Schoko.

Was wir feststellen ist, dass die Ukrainer bereits früh morgens ihre Biere und Wodkas konsumieren, wenn wir unseren Kaffee trinken. Egal ob männlich oder weiblich – wir sind da schon die Ausnahme, wenn wir erst abends ein Bier trinken.

In den Karpaten finden wir kühle klare Quellen mit Trinkwasserqualität und als wir bei einer Quelle eine Pause machen, treffen wir einen radfahrenden Kalifornier, der alleine unterwegs ist und schon fast ganz Europa beradelt hat. Er ist auf dem Weg nach Polen und er gibt uns Tipps zu Moldavien. Wir überlegen uns, ob wir nicht durch Moldavien fahren sollen.

Karpaten Pass

Über die Karpaten geht es bei Sonnnenschein und Hitze kilometerweit durch Skigebiete weiter in das Dnister Tal. Wir nehmen kleine Straßen, was sich als sehr anstrengend entpuppt. Es ist zwar wenig Verkehr, aber dafür kann man von Straßen wie wir sie kennen nicht mehr reden. Löcher und Schotterpisten! Es ist uns deshalb unmöglich das schöne Dnistertal entlang des Flusses zu befahren. Wir ruhen uns einen Tag lang aus und baden in dem Fluss. Es herrscht reges treiben – die Ukrainer baden, waschen gleichzeitig ihre Autos und ihre Klamotten im Fluss, daneben wird geangelt oder auch Kanu gefahren.

Dnister Tal Flussleben

Da uns Cernivci (Czernowitz) sehr gefällt, beschließen wir die Nacht dort zu verbringen. Es gibt eine schöne Fußgängerzone, mit Stuck verzierten Häusern, viele Kirchen (wir hören die Chöre bis auf die Straße) und da es eine Unistadt ist, wirkt sie sehr belebt und jung. Wir mieten uns in dem vor 3 Monaten neu eröffneten Yard Hostel ein. Es ist sehr zu empfehlen, da die Besitzer sehr nett und hilfsbereit sind und alles sehr sauber ist. Es herrscht eine sehr angenehme Atmosphäre.

Yard Hostel Czernowitz

Wir machen die Erfahrung, dass es verboten ist auf einem öffentlichen Platz in der Stadt ein Bier zu trinken, denn wir werden von 5 Polizisten, die zwar nett waren, verscheucht.

unsere Fotos zur Ukraine Teil 1:

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Ungarn 2013

So 21.7.2013 (74 km)

Morgens gehen wir einkaufen und sind erstaunt darüber, dass die Waren hunderte/tausende – was auch immer – kosten. Das kann kein Euroland mehr sein! Wir stellen fest, dass wir unbemerkt, vermutlich über die Feldwege, nach Ungarn eingereist sind.

Die Felder sind riesengroß geworden. Hauptsächlich werden Mais, Mohn, Weizen und Sonnenblumen angebaut. Auch stellen wir fest, dass Lebensmittel nicht mehr genormt sind. Käse gibt es wenig, dafür Wurst in allen Varianten. Hier gibt es noch krumme Salatgurken. Die Straßen sind löchriger und können gut als „Patchwork“ bezeichnet werden. Immer wieder hört man laute Partymusik aus Getränkekiosken. Die, die nicht da sitzen arbeiten hart auf den Feldern – teilweise ist noch richtige Handarbeit angesagt – beim Heu Einfahren beispielsweise.

Unser Ziel ist die Gegend „Szigertköz“ (Schüttinsel). Dort finden wir einen kleinen Campingplatz „Novakpuszta“ und Maria heisst uns willkommen. Es gibt noch ein weiteres Zelt – das wars. Wir campen direkt an einem Donaunebenarm und können die Ruhe genießen und Angelversuche starten. Mogens werden wir mit Vogel“gezwitscher“ geweckt und sehen auch gleich noch einen Eisvogel.

Camping Novak Puszta

Wir beschließen einen fahrradlosen Tag einzulegen. Urlaub vom Urlaub. Dafür wechseln wir die Ketten an unseren Rädern, die nun insgesamt mehr als 2.500 km auf dem Buckel haben.

16. Tag: 80 km

Weiter geht es nach dem Tag Pause nach Györ. Ein schönes Städtle mit lauter renovierten und schön hergerichteten Häusern. Dafür gab es den Denkmalschutzpreis.

Gyoer

Ab Györ ist der Radweg sehr schlecht beschildert und manchmal bleibt nur die Fahrt aüber die vielbefahrenen Bundesstraße 1. Viele Lastwagen, Löcher an den Fahrbahnseiten und Hitze. Der Tacho kocht bei einer Pause und zeigt ab 45 Grad in der Sonne nur noch Schwärze an….Gut dass wir kurz vor Komarom einen schönen Campingplatz finden, wo wir sofort als wir ankommen zwei kalte Dosen Bier in die Hand gedrückt bekommen.

17. Tag: 88 km

Die Strecke nach Esztergom fahren wir weiter auf der B1 und besuchen dort die Basilika „Mutter aller ungarischen Kirchen“. Nur der Petersdom in Rom und die St. Pauls Kathedrale in London sind größer. Dort ist auch das größte auf Leinwand gemalte Altarbild der Welt.

Esztergom Dom

Nach Esztergom nehmen wir die Fähre auf die linke Donauseite, nach Szob und fahren in schöner Landschaft auf dem Radweg weiter bis zum Campingplatz Yachtclub.

  1. Tag: 70 km

Wir radeln durch Vac, wechseln mit der Fähre das Donauufer, weiter nach Szentendre mit seinen vielen Touristenläden und kommen nach Budapest. Der Weg auf der linken Donauseite bis Vac war sehr naturbelassen, wie der Campingplatz Romai in Budapest. (45 Min per Rad in das Zentrum).

Budapest

Im Abendlicht sehen wir das beeindruckende Parlament am Donauufer. Der Blick von Buda Castle – Fischerbastion- über die Stadt ist gigantisch, vor allem kurz vor Sonnenuntergang.

Wir radeln durch gelb gefärbte Lindenblütenwege und gönnen uns ein leckeres Abendessen in Buda.

  1. und 20. Tag: 112 km

Ein wenig wehmütig verlassen wir das Donautal – gestern haben wir noch darin gebadet – und radeln durch die Vororte von Budapest nach Gödöllö. Weniger Radwege, mehr Verkehr, weniger Moskitos und keine Touristen mehr mit dicken Satteltaschen. Dafür endlose Sonnenblumenfelder und später Berge – schöne Landschaft.

Ab Gyöngyös geht es nur noch hoch und bei Matrafüred streichen wir in der Mittagshitze die Segel und beziehen einen Campingplatz an einem schönen See.

Matrafuered Park

Der Tacho zeigt in der prallen Sonne während der Fahrt 49 Grad an…

  1. und 22. Tag: 97 km

Wegen der Hitze radeln wir früh weiter. Nach 5 km sind wir am höchsten Punkt des Matragebirges (vergleichbar mit dem Schwarzwald) und ab da geht es rasant bergab. 10 km ohne zu pedalieren! Bis Eger geht es sehr hügelig weiter und was wir trinken schwitzen wir in Sekundenschnelle wieder heraus. Das waren bestimmt 20 Saunagänge.Die Ungarn empfehlen uns die Thermen von Eger und Umgebung – aber ein Eisbad wär uns lieber.

Eger ist Sonntags in der Mittagshittze wie leergefegt obwohl es recht touristisch zugehen soll. Wir wandern durch die Stadt, kühlen uns in der schönen Minoritenkirche und sehen das nördlichste türkische Minarett. Überhaupt wird in jedem Prospekt erwähnt wie die Türken die Städte zerstörten und belagerten. Serben und andere Völker siedelten sich durch die Flucht vor den Türken hier in Ungarn an.

Unser nächstes Ziel, das Bükk-Gebirge ist ein großes Naturreservat mit Quellen, Bächen und aufgrund des Karstgebirges mit sehr klaren Seen. Vom Zeltplatz bei Szilvasvarad aus machen wir eine kleine Radtour entlang des Szalajka Tales mit Forellenseen, Schleierwasserfall und Steinzeithöhle.

Szalajka Tal

Nun sind wir seit drei Wochen unterwegs und sind insgesamt 1.550 km geradelt. Es macht viel Spass und wir fühlen uns nach wie vor fit. Wir haben aber auch beste Voraussetzungen was das Wetter anbelangt – manchmal ist es fast zu heiß, aber besser so. An unseren Ruhetagen ist immer eine Radwäsche und Kettenölen angesagt.

23. Tag:
Nach unserem letzten Eintrag hat es tatsächlich morgens etwas geregnet und sich abgekühlt. Wir können bei 20 Grad über das Bükk Gebirge radeln, wobei es hauptsächlich durch Wald geht.

Buekk Gebirge

Es ist sehr ruhig und ab und zu finden wir eine Quelle. Da treibt sich auch mal eine große Schlange (vermutlich ausgewachsene Ringelnatter) herum. Dafür ist Lillafüred mit seinem Palast Hotel und Hamor See ziemlich touristisch. Entlang des Baches geht es weiter bis Miskolc, der drittgrößen Stadt Ungarns. Der hohe Arbeitslosenanteil in der Stadt zeigt sich auch an den verfallenen Plattenbauten/Häusern.
Wir steuern das Touristenbüro an und werden zu einer leckeren Limo eingeladen. Danach zieht ein heftiges Unwetter herauf und wir flüchten uns in einen Decathlon Laden wo wir 2 Stunden lang bummeln. Danach geht es trocken weiter bis wir unseren Zeltplatz an einem wunderschönen See finden. Ein Fläschchen Eger Stierblut (Egri Bukaver) darf da nicht fehlen.

Egri Bukaver Stierblut Eger.

Die nächsten Tage radeln wir entlang der slowakischen Grenze durch sehr kleine Dörfer. Auffallend ist der Kontrast zwischen schönen blumengeschmückten Häusern und heruntergekommenen fensterlosen Hütten in denen offensichtlich eine ethische Minderheit wohnt. Dafür gibt es in jedem Dorf ein gigantisches Monument, sprich Kriegsdenkmal.
Auch fallen die vielen bewohnten Storchennester auf. In einem Dorf zählen wir allein an der Hauptstraße 11 Nester. Trotz Weinanbau scheint hier die Natur noch in Ordnung zu sein. Und der Wein – vor allem Weißwein aus der Gegend um Tokaj – mundet uns gut. Ein Ungar hat uns morgens eine Literflasche geschenkt und damit sie nicht zu warm wurde, mussten wir um 10 Uhr die ersten Schlucke nehmen…

Weinkeller bei Hernadkercs

Auf jeden Fall hat uns die Reise durch Ungarn sehr gut gefallen. Vor allem die kleinen Landstraßen durch die kleinen Dörfer, in denen man auch am Straßenrand jederzeit Wasser aus den blauen Hydranten holen kann.

unsere Fotos zu Ungarn:

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Slowakei 2013

Nach Wien geht es durch die Donauauen Richtung Hainburg. Wir sehen stundenlang niemanden und es gibt so gut wie keine Dörfer. Wir radeln auf dem Damm bzw. Fahrradweg in die Slowakei. Kein Grenzposten weit und breit. Die Betonvororte von Bratislava sind schon von weitem zu sehen. Der Radweg ist super und wird auch hier von den Slowaken viel zur Freitzeit genutzt. Wir finden einen schönen Zeltplatz bei einem Sonnenblumenfeld kurz vor Sonnenuntergang.

Sonnenblumen bei der Grenze – ein schöner Übernachtungsplatz

(80 km)

unsere Fotos zur Slowakei:

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