Griechenland 2015

Griechenland – Merkel und Retzina

„Sagt Frau Merkel und Herrn Schäuble sie sollen Geld hierher schicken!“  So empfangen uns die Griechen. Doch in diesem von der Geldkrise geplagtem Land wird die Gastfreundschaft trotzdem sehr hoch gehalten und sie mögen den deutschen Touristen, da irgendjemand aus der Familie mal in Deutschland gearbeitet hat und man auch Deutsch spricht.
Kaum sind wir über die Grenze, werden wir schon eingeladen. Der 1.  Mai wird hier gerne gefeiert und überall stehen die Holzkohlegrills am Strand und Rezina fließt! Ohjemine, am nächsten Tag spüren wir deutlich unsere Köpfe aber ein wunderschöner Küstenabschnitt liegt vor uns. Über 20 km Schotterpiste entlang schroffer, steiler Klippen, durch alte Olivenhaine, vorbei an mindestens 20 archeologischen Stätten. Übrigens, diese werden wie viele Straßen hier von der EU subventioniert. Überall sehen wir die Schilder, Millionen von Euro wurden investiert, aber es gäbe noch sehr viel zu tun…

Griechenland_vor Maronia

Die Sonne begleitet uns bis auf die sehr bergige und schön bewaldete Insel Thassos, wo wir ein paar Tage Urlaub machen. Die Saison hat noch nicht richtig begonnen und der Campingplatz wird gerade noch renoviert, so dass der Besitzer einen guten Preis für uns macht.  Es ist sehr ruhig hier, denn außer uns ist nur noch eine kleine Motorradgruppe aus Bulgarien auf dem Platz. Doch die Küche hat geöffnet und Maria zaubert leckeren Fisch und Souflaki mit griechischem Salat auf den Tisch. Auch die kommenden Tage sind herrlich sonnig und wir stürzen uns ins kühle Meer.

Griechenland_Thasos_Scala Sotiras Camping

Die Fähre bringt uns in die Touristenstadt Kavala, wo wir das zweistöckige Aquädukt aus römischer Zeit und die Altstadt bewundern.
Wir vermeiden die Hauptstraßen, umfahren in weitem Bogen die Großstadt Thessaloniki und kommen ins Hinterland, wo in den kleinen Dörfern die älteren Männer vor den Cafes sitzen und jeden Neuankömmling neugierig mustern. Ihre Frauen sind Zuhause oder in einer der vielen Kirchen.
Leider kommt es auf diesen kleinen auto- und menschenleeren Straßen zu nicht so schönen Begegnungen, den griechischen wild herumstreunenden Hirtenhunden. So nimmt ein ganzes Rudel unsere Fährte auf – sie jagen den Hang herab und auf uns zu. Doch plötzlich hat etwas anderes ihre Aufmerksamkeit erregt oder wir haben ihr Revier verlassen, denn die 8 bis 10 Hunde haben ihr Interesse an uns gottseidank verloren.

Unser letzter Stopp in Griechenland liegt in der Region Westmakedonien, 18 km vor Mazedonien. Florina liegt auf etwa 800 Metern und die Bergkulisse die das Städtchen umgibt wirkt mächtig. Der höchste Punkt ist der Gipfel Voras (2.525 m) im Nordosten und wir sehen die Schneedecke und  weitere schneebedeckte Bergmassive. Schon hier unten ist es relativ kühl und wir denken, dass wir unsere Winterklamotten, die wir ja in Istanbul abholten, dieses Mal nicht umsonst mitgeschleppt haben.

Bei Gyros und Retzina erzählt uns der Wirt von den Kämpfen im Norden Mazedoniens, in Kumanova, bei denen 22 Menschen getötet wurden. Wir holen letzte Infos im Internet ein und kommen zu dem Schluss, dass uns auf unserer Strecke, die weit südlicher verläuft, keine Gefahr droht. Auch seitens des Auswärtigen Amtes liegen keine Reisewarnungen vor.

Als wir am nächsten Morgen Brot kaufen, ist der junge freigiebige Bäcker so von unserer Reise fasziniert,  dass er uns gleich ein großes Lunchpaket zusammenstellt. Also radeln wir mit viel Proviant am 12. Mai in Richtung Grenze, wo uns zuletzt ein griechischer Autofahrer, der Exschlagzeuger von Udo Jürgens („griechischer Wein…“), vor dem Norden Mazedoniens warnt.

Griechenland_Florina

Hier gehts nach Mazedonien. Alles klar?

Fotos zu Griechenland:

06_griechenland_kirche_petrota

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Türkei 2015

Türkei – Iki Çay, Lütfen!

Nach einem achtzehnstündigen Flug landen wir etwas müde, aber gespannt auf das was uns erwartet, im ehemaligen Kontantinopel. Die Räder werden gleich im Flughafen zusammengebaut und bei schönstem Sonnenschein radeln wir die Küste entlang Richtung Zentrum. Wohin man schaut blüht alles! Was für eine Blumenpracht! Wir sind hin und weg! Wir sind wohl direkt vom australischen Herbst in den Frühling geflogen. Die Temperaturen sind entsprechend auch noch kühl. Es wimmelt überall von Menschen und Fahrzeugen. Wir merken schnell, dass die Türken Fahrradfahrer nicht ernst nehmen: wir sind Luft für sie! Wir müssen ständig ganz schön aufpassen. Aber es ist wunderbar wieder in einem kulturreichen Land zu sein. Über zweitausend Moscheen zählt man in Istanbul, byzantinische Paläste, eine etwa 20 Kilometer lange Befestigungsanlage aus dem 5. Jahrhundert usw.

Tuerkei_Istanbul_Galata

Wir müssen uns gedulden, denn Önder wartet auf uns. Dank Dean von „Warmshower“ haben wir eine Bleibe im Nobelstadtteil Bebek. Wie hier üblich wird gleich ein türkischer Kaffee eingeschenkt und wir bekommen die ersten wichtigen touristischen Informationen. Es ist immer wieder toll bei Ortsansässigen zu wohnen und Tipps von ihnen zu bekommen. Die nächsten Tageerkundigen wir einen kleinen Teil dieser gigantischen Stadt und geniessen in den kleinen Restaurants die vielfältige türkische Küche. Wir schlendern durch die kleinen Strassen und beobachten den Alltag. Reiche, die einen Maserati fahren, einfache Angler auf der Galata Brücke, arm aussehende Flüchtlinge aus Syrien – hauptsächlich Frauen und Kinder, die barfuss bei 14 Grad betteln. Die nächsten Tage bleiben die Flüchtlinge aus Syrien ein Dauerthema, denn das Thema bewegt nicht nur uns, sondern auch die Türken. Schätzungen zufolge sollen etwa 2,5 Millionen Syrier Zuflucht suchen.

Zwischendurch müssen wir auch ein paar Einkäufe tätigen, denn unser geliebtes Aldizelt musste in Melbourne bleiben. Malaysia Airlines erlaubt nur 30 kg Gepäck und da unsere Räder schon 20 kg wiegen, blieb nicht viel übrig für unsere Ausrüstung. Ein neues Zelt und leichte Kochtöpfe müssen in diesem Gewusel gefunden werden. Erst dann können wir wieder losziehen.

Nach fünf Tagen in Instanbul nehmen wir solange es geht den Radweg entlang der Küste und später versuchen wir immer wieder weg von der stark befahrenen Hauptstraße zu kommen und auf kleine Nebenstraßen auszuweichen. Dies gelingt uns ab und zu, jedoch landen wir auch ein paar Mal unverhofft in einer Sackgasse und müssen wieder zurückfahren. Immer noch besser als der türkische Raserverkehr.
Das Wetter bessert sich, es wird wärmer, wir campen wild oder nehmen uns ein Zimmer in einer Pension. Immer wieder werden wir von den Türken zum Tee eingeladen.und treffen viele „Landsmänner“ – wie sich selbst die Türken nennen, die in Deutschland gelebt haben. Ab Kumbag geht es plötzlich hoch in die Berge, eine anstrengende aber wunderschöne Strecke, an der Steilküste entlang. Die neu asphaltierte Strasse, bekannt unter dem Namen „mürefte barbaros yolu“, schlängelt sich an kleinen Bergdörfern vorbei, ein Highlight! Immer wieder stoßen wir auf Quellen an denen wir unseren Wasservorrat auffrischen können.

Tuerkei_vor Yenikoey

Nah an der Klippe bauen wir zum ersten Mal unser neues Zelt auf und stellen schnell fest, dass es zwar leichter aber zu eng ist . Etwas Platz braucht man schon wenn man so lange im Zelt wohnt.
Auf dem Weg zu Grenze treffen wir auch wieder große Schafherden mit riesen Hunden. Agnès hat gleich fünf an der Backe aber die französischen Schimpfwörter zeigen Wirkung: keiner traut sich näher ran!
Die Strecke nach Istanbul ist bei Radlern sehr beliebt und wir treffen drei Mal Weltreisende. Erinnerungen werden wach, man tauscht Informationen über China, Kirgistan….
Zu schnell kommen wir an die Grenze, aber es ist bestimmt nur ein „Auf Wiedersehen“! Wir müssen eine Grube mit dunklem schmierigem Wasser passieren, aber auch das schaffen wir und sind gespannt auf unser nächstes Land: Griechenland!

Fotos zur Türkei:

01_tuerkei_attatuerk-airport

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Australien 2015

Westaustralien – zwischen Kängurus und Karri Wald

Weshalb der Pilot nicht gleich direkt nach Perth fliegt wissen wir nicht, doch so kommen wir in den Genuss etwa eine halbe Stunde lang über Festland zu fliegen. Wir sehen den trockenen Kontinent unter uns. Ausgetrocknete Flussläufe durchziehen die rotbraune Erde, ein Bild wie Bäume ohne Blätter oder Adern mit unzähligen Verzweigungen, wie im menschlichen Körper.
Nach dreieinhalb Stunden Flugzeit sind wir schon vor Perth und sehen von oben die weißen runden Salzseen in allen Größen – ein skurriler Anblick. Was wird uns am Zoll erwarten? Werden unsere Räder gut ankommen? Wir sind gespannt.

Alles kein Problem. Wir werden durchgewunken und es werden ein paar Witze gerissen. „Hey guys. Do you have german salami? Or german beer? Cause i like it…..“  So reisen wir am 20. Januar 2015 in Westaustralien ein. „Welcome in Down Under!“

Die trockene Hitze überrascht uns. Seit 7 Monaten haben wir keine hohe Luftfeuchtigkeit mehr. Wie angenehm! Wir radeln direkt nach Perth, wo wir schon eine Bleibe bei Jude, einem Mitglied von warmshowers, haben. Breite Straße, wenig Verkehr, alles ist ruhig und sauber. Unglaublich nach unserer Zeit in Südostasien.
Jude empfängt uns herzlich und wir genießen die ersten 3 Tage in ihrem Holzhaus, mit leckeren Salaten und Ausflügen rundum den sauberen Swan River, den Kings Park und an den weißen Sandstrand von Perth. Der erste Strand, das erste Meer ohne Plastik! Perth ist ideal für Radler, denn es gibt ein umfassendes Radwegenetz.

Australien_Perth_Panorama

Die Natur ist überwältigend: riesige uns unbekannte Bäume, Grasbäume, weiße Kakadus, bunte Regenbogenlorris, Pelikane, schwarze Schwäne (das Symbol von Westaustralien) und Delphine. Alles an einem Tag.

Was uns allerdings zuerst ein wenig schockt sind die Preise in den kleinen Läden und Supermärkten. Alles ist unglaublich teuer hier. Doch wenn man vergleicht und ein wenig aufpasst kommt man auf europäische Preise.

Wir radeln auf Radwegen, ca. 100 km, nach Mandurah und stellen fest, dass die Australier „die Aussies“ unglaublich hilfsbereit sind. Sobald wir mit den Karten am Wegrand stehen, werden wir angesprochen, wird uns geholfen. Ein Rennradler dreht sogar um, radelt zurück, um uns den richtigen Weg zu zeigen. Eine begeisterte Frau sieht uns und nach einem netten Gespräch drückt sie uns eine Flasche leckeren Rotwein in die Hand. Nach einiger Zeit stellen wir fest, dass viele Australier ein gutes Bild von Deutschland und den Deutschen haben.

Auf der Suche nach dem Caravan Park bei Falcon Bay winkt uns eine australische Familie von ihrer Terrasse aus zu und wir werden zu einem kühlen Bier eingeladen. Es folgen weitere Biere und irgendwann steht Martin am Grill. In der Küche bruzelt Peter Fisch. Connie macht leckere Salate. Wir haben keine Chance mehr weiter zu radeln, bekommen ein Zimmer zugewiesen und der Abend endet mit gutem Essen und super Wein.

In Bunsbury werden wir von Lonia und George gehostet und regelrecht verwöhnt. Wir werden bekocht, begrillt und mit vielen Informationen versorgt. Am Australia Day, dem 26. Januar, nimmt man uns zum Festplatz mit und wir bekommen ein leckeres Frühstück bevor wir weiter reisen.

Australien_Bunbury_Warmshower

An diesem Tag radeln wir an schönen Stränden, Forest Beach und Peppermint Beach, entlang. Diese sind heute mit Pavillons und Autos überfüllt. Die Aussies grillen und lassen es sich gut gehen.

In Dunsborough nehmen uns Juliet und Grieg auf. Sie betreiben einen Party- und Hochzeitscatering Service. Eine kleine Schlemmerparty steht an, als wir eintreffen…..Ein Ausflug an den windumtosten Cape Naturaliste steht an. Ein Klasse Blick auf Sugar Loaf Rock und weiße Strände.

So vergehen die ersten 7 Tage mit Einladungen bzw. mit Übernachtungen bei gastfreundlichen Familien.

Wir pedalieren uns über die Cave Road, vorbei an Luxus-Weingütern, durch schattige Eukalyptuswälder bis nach Gracetown.

Australien_Cave Road_Karri Forest

Dort auf dem Caravan Park besuchen uns abends und morgens einige Kängurus, die zum Gras fressen hierher kommen. Freche Kookaburras sitzen in den Bäumen und lachen über uns. Wir verziehen uns an den Strand, gehen Baden, sitzen auf den Felsen und lassen uns vom Wasser umspülen. Plötzlich spürt Martin etwas glitschiges an seinem Bein, das anheftet. Oh Schreck! Eine dunkelbraune, für Martins Begriffe ziemlich große häßliche Krake, hat sich in sein Bein verliebt.

Ein Highlight ist auch die Hamelin Bay, weiter südlich. Dort kommen große Stachelrochen bis an den Strand und lassen sich von den Aussies mit kleinen Heringen verwöhnen. Agnès steht im Wasser und streichelt einen Rochen. Wo gibt es denn so was!
Hier gibt es auch einen sehr schönen Abschnitt mit weißen Kalksteinfelsen, die von Vögeln zum Brüten aufgesucht werden.

Es ist nicht immer einfach sich zu verpflegen, denn die Orte sind sehr klein und dazwischen gibt es nichts als Wald, National Parks oder Farmen.
So müssen wir ab und zu Umwege von mal schnell 50 km in Kauf nehmen um zu einem Supermarkt zu kommen. Wasser haben wir schon einige Male bei Höfen nachgefragt und von den hilfsbereiten Aussies sofort bekommen.
Trotz dieser kleinen Schwierigkeiten macht es voll Spass durch die leeren Straßen zu radeln und wir sehen fast täglich Kängurus, Emus und alle möglichen bunten Papageienarten.

Wir ruhen uns am 3. Februar nach strapaziöser Gegenwindfahrt in Pemberton aus. Die Gegend um Pemberton ist berühmt für seine Karri Wälder. Einzelne Karribäume erreichen eine Höhe von bis zu 90 Metern. Wir fühlen uns wie Spielzeugfiguren wenn wir durch diese Wälder radeln.  Sie spenden uns in dieser trockenen Hitze Schatten und halten den Wind etwas fern.
Leider brennt es gerade um den Wald um Northcliffe herum. Scheinbar sind schon mindestens 20.000 Hektar Wald bis in die Kronen hinauf verbrannt, erzählen uns die Feuerwehrmänner die in großer Anzahl in den Hütten in unserem Caravan Park untergebracht sind. Das Feuer ist 20 km entfernt, doch der Wind treibt immer wieder Asche auf den Camping Platz und wir müssen einen Umweg in den Süden einplanen.
Überhaupt ist seit unserer Ankunft hier absolute Feuergefahr. Offenes Feuer und Grillen im Wald oder auf den Camping Plätzen ist derzeit strikt verboten. Toll, dass es deshalb sehr viele gasbetriebene geschlossene Grillstellen an öffentlichen Plätzen oder auf den Camping Plätzen gibt, die man kostenlos benützen kann.

Australien_Pemberton_Camping

Flammendes Inferno um Northcliffe:
Wir bleiben 4 Tage in Pemberton und bekommen ziemlich gute Informationen was das Feuer betrifft. Auf dem Campingplatz wohnen die Feuerwehrleute in Holzbungalows und einige Familien aus Northcliffe wurden hierher evakuiert. Man kommt ins Gespräch.
Die Flammen erreichen die Baumspitzen, da ist für die Feuerwehrleute nichts mehr zu machen und die öligen Eukalyptusbäume explodieren förmlich. Die Städte werden mit Gegenfeuer geschützt. Helikopter aus Perth sind im Einsatz.
Gleich nebenan ist auch die Sporthalle, in der das Koordinationszentrum eingerichtet wurde. Auch hier wohnen nun Familien aus Northcliffe.
Ursache waren 3 Blitzeinschläge am 30. Januar. Zwei Feuer um Pemberton herum konnten schnell unter Kontrolle gebracht werden, das Dritte breitete sich unerwartet heftig aus. Doch wie die weitere Entwicklung sein würde, wusste niemand. Gesperrt war bei unserer Ankunft der Highway 1 noch nicht, jedoch die Straße nach Northcliffe war zu. Über Nacht war dann auch der Highway 1 gesperrt. Wir erkundigen uns nach  einem Bus für die Weiterreise, um nicht durch Rauch radeln zu müssen, doch Busse fahren nur noch von Pemberton nach Perth. Da wollen wir nicht hin. Was nun?
2. Februar: Asche treibt von Northcliffe über den Campingplatz. Die Feuerfront ist in einer Richtung schon 160 km lang.
3. Februar: der Nachthimmel ist vom Feuer rot erleuchtet. Ziemlich unheimlich. Das Feuer ist 20 km entfernt. Es kann in 24 Stunden da sein. Je nach Wind.
4. Februar: man sagt uns, dass der Notstand „emergency case“ für Pemberton ausgerufen wurde. Wenn eine Sirene ertönt, wird man mit einem Bus evakuiert. Zeit für uns am 5. Februar aufzubrechen. Wir entschließen uns den Highway 102 zu nehmen. Es ist ein Umweg für uns in den Süden doch er ist offen und vielleicht lediglich verraucht.  Und so kam es dann auch. Auf der Strecke von Pemberton bis Rocky Gully waren von den 126 km die wir radelten ca. 50 km durch verrauchte und getrübe Landschaft zu absolvieren. Doch wir haben es geschafft und sind nach weiteren 105 km gut in Denmark an der Küste angekommen. Hier erfahren wir, dass das Feuer nun unter Kontrolle ist. Jedoch wurden sage und schreibe 80.000 Hektar Wald vernichtet. Später erfahren wir, dass die Orte Northcliffe und Windy Harbour kein Feueropfer wurden. Auch um Walpole hat das Feuer einen Bogen gemacht.

Während unserer Fahrten durch die Wälder und den Busch kommen wir immer wieder an ehemaligen Brandherden vorbei. Sehr häufig sogar. Wir stellen fest, dass sich die Bäume gut erholen können.  Sie wachsen um den verkohlten Stamm herum weiter und bilden neue Triebe. Bestimmt Pflanzen brauchen sogar Feuer um sich fortzupflanzen.

Australien_ Cosy Corner_Brand

Aber außer dem Feuer gibt es auch noch ein anderes wichtiges Thema. Es geht um den Premierminister Tony Abbotts. Der nicht so beliebte oberste Mann in Australien verlieh einen Ritterorden an Prinz Philip. Ein Skandal für viele Australier!  Eine wichtige politische Abstimmung steht bevor und am 9. Februar, während wir uns in Denmark aufhalten, steht fest, dass seine Partei ihn nicht fallen lassen wird.
http://www.nzz.ch/panorama/australien-ist-erheitert-bis-empoert-1.18469227

In Denmark lassen wir uns 4 Tage lang von John und Judith verwöhnen und machen mit den Rädern mehrere Ausflüge. Eine tolle Küste wartet hier auf uns, deren Buchten und kristallklares Wasser uns zum Baden einläd.
Rund um den Ort mit seinen 4.500 Einwohnern liegen vielleicht die schönsten Schwimmstrände der Südküste – insbesondere das von der Natur geformte Felsenschwimmbecken des Green’s Pool (im William Bay National Park) – der ideale Platz für entspanntes Schwimmen. Nur einige Meter entfernt liegt die fotogene Felsenformation der Elephant Rocks.

Australien_Denmark_elefant rock

Weiter geht es entlang der Küste zur Bucht „Cosy Corner“, wo sich ein kostenfreier Campingplatz befindet. Schnell haben wir Kontakt zu anderen europäischen Reisenden und zur Bevölkerung. Sie helfen uns mit Trinkwasser aus, das wir nicht mitschleppen konnten.

Bei Albany besuchen wir die „Wind Farm“ auf den 80 Meter hohen Klippen über dem blauen Ozean und genießen den Blick in die Weite. Ein besonders spektakulärer Aussichtspunkt  bietet sich uns bei den „Blowholes“. Hier treiben Wind und Wellen unter starkem Getöse das Meerwasser 60 m hoch in den Fels. Ein unglaublicher Lärm, der uns erst einmal ziemlich erschreckt und auf den wir nicht vorbereitet waren.

Kängurus die uns anstarren, Emus die in wilder Flucht vor uns davon rennen,  kreischende Papageien in allen Farben und ruhige Pelikane begleiten uns zuerst auf unserer Fahrt nach Esperance. Zuerst gibt es noch einige Flüsse, die nicht ausgetrocknet sind.  Später wird es trockener und die Tagesetappen bei denen wir Wasser oder Verpflegung tanken können liegen ca. 100 km auseinander.
Bis Esperance liegen rund 480 km Fahrt auf dem Highway 1 vor uns, das heißt einer schmalen einspurigen Straße, mit kaum ausreichendem Seitenstreifen für uns. Die Bekanntschaft mit den berüchtigten „Roadtrains“ (Lkw mit 3 Anhängern) lässt nicht lange auf sich warten. Sie brausen an uns vorbei, so dass wir uns nicht mehr sicher fühlen. Was für ein Luftsog! Wir beschließen in Zukunft rechtzeitig anzuhalten und Platz zu machen. So kommt es dass Agnès, die mit Rückspiegel ausgestattet ist, jedes Mal „Lkw!!“ nach vorne ruft. Signal für Martin am Straßenrand anzuhalten und die Roadtrains passieren zu lassen.

Nach 5 Tagen Fahrt kommen wir schließlich etwas erschöpft in Esperance an. Der Gegen- und Seitenwind, die hügelige Strecke und die Hitze
hatten es in sich. Nur ein Mal hatten wir etwas Abkühlung:
In Munglinup haben wir es uns auf einem öffentlichen Zeltplatz gemütlich gemacht und uns nach einem leckeren Abendessen zu Schlafen gelegt. Mitten in der Nacht werden wir jäh aus dem Schlaf gerissen. Ein Regenguss? Doch nach Sekunden steht fest, dass mehrere Sprinkleranlagen voll auf uns gerichtet sind. Im Zelt wird es feucht. Agnès springt hinaus und rennt um die Wette von Sprinkler zu Sprinkler. Versucht diese anders auszurichten. Doch nichts klappt. Triefend nass hat sie die zündende Idee zwei unserer Stahlbecher darüber zu stülpen. Der Spuk ist vorbei.

In Esperance ruhen wir uns erst einmal aus und schlemmen, dank Woolworth (Supermarkt),  ausgiebig um die Wette. Kleine Ausflüge zu den traumhaften schneeweißen, langen Sandstränden mit ihrem türkisfarbenen Wasser laden ein.

Australien_Esperance_Eleven Miles Beach

Doch wir schlemmen nicht nur, sondern bereiten uns auch auf unsere Weiterreise vor, denn wir haben etwas Ungewöhnliches vor uns.  Die Durchquerung des „Nullarbor“! Darüber hörten wir von den Australiern bislang nichts Gutes: „im Sommer–zu heiß! da erwarten euch Temperaturen bis 47 Grad.“ „Es gibt kein Wasser. Nehmt einen Anhänger mit.“ „Die roadtrains werden euch platt machen.“ „Es gibt nichts zu sehen dort. Bleibt lieber hier bei uns.“ Wenn wir einem Australier erzählten, dass wir die Nullarborwüste durchqueren wollen, erzählte er stolz, dass er diese auch schon durchquert hätte. Aber mit dem Auto! Mit dem Fahrrad? „You are crazy!!“
Doch unsere Fahrradfreunde aus Regensburg haben die Wüste vor kurzem – allerdings nicht im Sommer – auch durchquert und alles lief nach Plan. Auch haben wir gute Informationen. Wir wollen es deshalb versuchen, denn schließlich wollen wir weiter nach Südaustralien.

Nullarbor. Was ist das eigentlich? Die Nullarbor-Ebene, auch als Nullarbor-Wüste bezeichnet (von lat. nulla arbor‚ kein Baum‘), ist eine flache, weit ausgedehnte Karstwüste im südlichen Australien direkt an der Großen Australischen Bucht. Sie ist mit rund 200.000 Quadratkilometern das größte Stück Kalkstein der Welt. An ihrer breitesten Stelle misst sie über 1200 km in Ost-West-Richtung. In der Nullarbor-Ebene befindet sich der trockenste Fleck Australiens – auch wenn dieser üblicherweise im Northern Territory vermutet wird.
Von Norseman bis Ceduna beträgt die Strecke auf dem Eyrehighway ca. 1.200 km. Dazu kommt die Strecke von Esperance bis Norseman mit ca. 200 km. Alles ohne große Einkaufsmöglichkeit, denn der letzte Supermarkt in Norseman wird bei unserer Ankunft am Sonntag geschlossen sein.

Wir machen also in Esperance noch einen Großeinkauf für die geplante 14 tägige Fahrt. Am Schluss sind 17 Kilo Lebensmittel in unserem Einkaufswagen, die wir in unseren Fahrradtaschen verstauen. Vor allem Nudeln, Reis, Mehl, Couscous, Trockenfrüchte, Haferflocken, Müsliriegel, Käse, Thunfisch, Obst und Gemüse. Dazu kommt eine Wassermenge von bis zu 9 Liter pro Person. Ein ganz schönes Gewicht wie wir es noch nicht hatten.

Am Samstag, den 21. Februar radeln wir von Esperance aus zeitig los und erreichen 2 Tage später das 200 km entfernt im Norden gelegene Kleinstädtchen Norseman, das Tor zum „nullharbor“. Bis hierher haben wir sogar Rückenwind und es läuft super.

Australien_nach Esperance

In Norseman sind wir auf dem Caravanpark Gateway und brutzeln uns leckere Pancakes.
Morgen am 23. Februar wollen wir in Richtung Ceduna (1.200 km enfernt) aufbrechen. Auf unserer Strecke liegen lediglich ein paar „roadhouses“, bessere Tankstellen. Heute haben in wir noch starken Ostwind bekommen und der Sand auf dem Campingplatz fliegt uns um die Ohren. Leider pfeift der Wind genau aus der Richtung in die wir wollen.
Wir sind selbst gespannt, ob wir die Strecke in 12 Tagen schaffen werden. Was wird uns erwarten?

We did it!! Wir haben es geschafft! Yupieee!!
Wir kommen nach 12 Tagen gut in Ceduna an und wir fühlen uns glücklich und sehr sehr gut. Hier gibt es wieder einen Supermarkt und die nächsten Tage ist schlemmen, kochen, grillen und nochmals schlemmen angesagt.

Australien_Ceduna

Ein kleiner Rückblick:
Nachdem wir Norseman verlassen haben, hatten wir den ganzen Tag sehr starken Gegenwind und bereits am ersten Tag waren wir abends ziemlich platt. Wir brauchten für die ersten 100 Kilometer 8 Stunden – was für ein erbärmlicher Schnitt, obwohl es ziemlich eben war. Mittagstemperaturen von 41 Grad im Schatten und ein hoher Trinkwasserverbrauch – jeder trank etwa 6 Liter am Tag – ließen uns doch kurz zweifeln. Doch am zweiten Tag ging es schon besser und das setzte sich so fort.

Wetter? die ersten 3 Tage 41 Grad im Schatten in der Mittagszeit. Danach regnete es in der Nacht, dem folgenden Tag und nochmals in der Nacht. Und das am regenärmsten Flecken in ganz Australien! Die Temperaturen stürzten dann auf 21 Grad zur Mittagszeit mit starkem kalten Gegenwind, so dass wir 4 Lagen Bekleidung anhatten. Bei 12 Tagen hatten wir 4 Stunden Rückenwind!

Wasser? Kein Problem. Wir hatten immer genug, teilweise bis zu 18 Liter an den Rädern. Ein guter Tipp unserer Radlerfreunde Steph und Alex half uns auch sehr weiter. Wir sprachen 6 Mal Reisende an, die in unserer Richtung unterwegs waren und diese waren jedesmal so hilfsbereit uns 10 Liter Wasser abzunehmen und 50 bis 80 Kilometer entfernt am Straßenrand zu deponieren. So hatten wir weniger Last und schöne Kontakte mit Aussies und Touristen.

Australien_vor Nullarbor_Steppe

Essen? Das wurde knapp. Wir hatten uns verschätzt oder zuviel gefuttert und am Ende fehlte uns das Essen für 2 Tage. Doch auch hier half uns ein Tipp von Steph und Alex weiter. Ein Stück Karton mit der Aufschrift „fruit & veggie??“ am Fahrrad angebracht, sorgte dafür, dass wir bereits 400 Kilometer vor der südaustralischen Grenze, aufgrund des Fruchtfliegenproblems, von Aussies und Touristen mit leckeren Früchten und Gemüse versorgt wurden. Die Reisenden dürfen über den Checkpoint vor Ceduna kein Obst und Gemüse bringen, in die andere Richtung
beginnt der Fruchtfliegencheckpoint kurz vor Eucla. Wir schätzen, dass da gut 7 Kilogramm zusammen kamen.
Und wir hatten wieder tolle Kontakte – jeder freute sich uns etwas zu geben und natürlich waren wir auch happy. Das erste Mal hielt ein Pkw mit zwei jungen völlig gepiercten und tätowierten alternativen Australieren vor uns, um uns 2 Kilo Äpfel zu spendieren. Das letzte Mal hielt ein rüstiges Rentnerpaar mit großem Caravan und wir bekamen im wahrsten Sinne einen frisch hergerichteten Obstsalat, Honig und Mandeln von ihnen.  

Tiere? Leider liegen entlang des Eyre Highways unzählige tote Kängurus. Alle angefahren, überfahren. Wir sahen auch 3 tote Kamele, 9 tote einst prächtige Adler, Schlangen, Lizards und Wombats. Toll war es 3 Dingos zu beobachten, eine große Emufamile und am Ende die unterschiedlichsten Vögel, vor allem Kakadus. Lästig waren die Scharen von Fliegen, die uns ab und zu überfielen.

Die roadtrains fuhren mit großem Abstand an uns vorbei. Viele Fahrer winkten uns zu. Alles kein Problem. Sehr oft passierten uns auch „oversized“ Lkws, doch denen konnten wir gut aus dem Weg gehen.

Wir trafen noch einen Radler aus Frankreich, aus Holland und am letzten Tag einen aus Australien, der uns gleich einmal zur erfolgreichen Durchquerung gratulierte.

Auf jeden Fall war es eine tolle Erfahrung mit schönen Kontakten zu den sehr hilfsbereiten Australieren und Touristen. Klasse war es auch 11 Nächte lang im Busch zu zelten: knallrote Sonnenunter- und aufgänge, ab und zu ein superklarer Sternhimmel. Unendliche Weite und ewig lange gerade Straßen ließen uns zeitweise richtig klein fühlen.

Auf dem Caravanpark in Ceduna, auf dem sich jedermann mit Fischen oder Krebse fangen beschäftigt, lernen wir die rüstigen Rentner Mike und Martin kennen, die uns zu Wein und Apfelstrudel einladen. Kurz bevor wir weiterradeln wollen, bekommen wir von ihnen ein super Angebot: „Wenn ihr wollt könnt ihr mit uns im Auto bis Adelaide fahren. Wir überführen dorthin unser Boot und eure Räder könnt ihr im Boot verstauen.“ Klasse! Dieses Angebot können wir nicht ablehnen, denn wir ersparen uns dadurch 780 km langweilige Fahrt durch Farmlandschaft.  Gesagt getan; am 11.3. werden wir in einem Rutsch nach Adelaide gefahren, wo uns unsere hilfsbereiten Bekannten direkt am Campingplatz absetzen. Das hat uns etwa 8 Tage Fahrt erspart. Bestimmt hätten wir auch Gegenwind gehabt!

Adelaide gefällt uns gut. In der Fussgängerzone tummeln sich bei bestem Wetter Scharen von Musikanten, Jongleure und Zauberer. Hier finden gerade mehrere Festivals statt. Besonders angetan sind wir von den Videos Bill Violas, die in der Artgalerie laufen.
Nach einer Nacht auf dem Caravanpark ziehen wir für 3 Nächte zu Ray, der für uns ein gigantisches BBQ zaubert, bevor wir weiter am Torren River bis zum Meer radeln.

Australien_Adelaide_bei Ray

Von hier aus radeln wir die Küste entlang bis Melbourne und passieren die schönen Orte Victor Harbor mit der Granitinsel, Meningie mit den vielen Pelikanen, entlang der Lagunenlandschaft des Coorongs, die Lobsterstadt Kingston, Robe mit seinen schönen Radwegen entlang den Dünen und Beachport mit dem berühmten Scenic Drive.

Mittlerweile hat der Herbst Einzug gehalten und es ist abends ziemlich kühl. So decken wir uns in Milicent mit warmen Klamotten und festen Schuhen ein. Seit China radeln wir in Flip-Flops und kurzen Hosen – und nun ist Schluss damit!

Ein Highlight ist Mount Gambier mit seinen Vulkanseen, dem Blue Lake. Hier sehen wir auch unseren ersten Koala, der fett in einem Eukalyptusbaum hockt. Auch in Mt Gambier, Dartmoor und Warrnambool sind wir Gäste von tollen Warmshowers-Mitgliedern und haben jedes Mal ganz tolle Begegnungen.

So haben wir in Dartmoor ein ganz besonderes einzigartiges Erlebnis. Terry und seinen Frettchen nehmen uns mit auf Kaninchenjagd und wir sind voll mit dabei. Insgesamt fangen wir an diesem Tag sechs Kaninchen, die es dann am Abend mit leckerem Wein als  „Lapin chasseur“ gibt.
Terry ist nicht nur Jäger, sondern auch Koch, der sein Handwerk versteht.

Australien_Dartmoor_Terry und Sandrine

In Port Fairy sehen wir im Hafen einen gigantisch großen Rochen, der graziös am Holzsteg entlang schwimmt. Auf der gegenüberliegenden Seite, wo die Fischer ihre Fische ausnehmen, vergnügt sich eine Robbe mit diesen Resten.

Nach Warrnambool, wo wir bei Shane wohnen und mal wieder ein leckeres Curry kochen, beginnt die spektakuläre Great Ocean Road, die wir in aller Ruhe befahren wollen.

Die Great Ocean Road ist spektakulär. Nach Peterborough folgt ein „lookout“ an der Küste dem anderen. Jedesmal hat man einen fantastischen Blick über Klippen, Buchten und Steilküste. Besonders toll finden wir die Bay of Island und die Steinformationen um die „London Bridge“. Es ist nicht einfach einen wilden Zeltplatz zu finden, denn überall drohen einem Verbotsschilder mit saftigen Strafen. Wir übernachten bei einer netten Farmerin, im vor dem starken Wind geschützten Vorgarten, und brauchen uns somit um die Kontrollen nicht zu fürchten.
Von den „12 Aposteln“ sind wir ein wenig enttäuscht, da wir plötzlich in einen Riesenrummel eintauchen. Die Mehrzahl der Touristen buchen von Melbourne aus ihre Touren bis zu diesem Aussichtspunkt, doch weiter westlich ist die Küste unserer Meinung nach um einiges spektakulärer.

Australien_Great Ocean Road_Loch Ard Gorge

Bald darauf geht es in die Berge. Immergrüne Baumfarne, hohe Eukalyptusbäume, gut riechende Tannen und Pinien wechseln sich ab. Rote Papageien kreischen uns von den Bäumen aus entgegen. In Lavershill, am Roadhouse, erwartet uns seit langem mal wieder eine weiche grüne Wiese als Zeltuntergrund. Wir sehen am 4.4.15 die totale Mondfinsternis bei schönstem Sternenhimmel.

Kurz vor Apollo Bay entdecken wir sogar einen Regenwald, durch den wir den Maits Rest Rainforest Walk machen. Von dem schön angelegten Steg aus bewundern wir uralte Riesenbäume, manche bis zu 300 Jahre alt. Hier ist es richtig feucht und kühl.

Australien_Great Ocean Road_Maits Rest Rainforest Walk

Ab Apollo Bay windet sich die Straße wieder schön die Küste entlang. Ab und zu ein touristisches Dorf mit Cafés und Bakery. Sie sind jetzt zur Osternzeit gut besucht. Leider sind in dieser Zeit auch die Caravanparks immens teuer und verlangen an die 50 Dollar und mehr für einen Zeltplatz. Wir weichen wo es geht „in den Busch“ aus und gönnen uns lieber ab und zu einen leckeren Kuchen.

Eiskalt erwischt es uns in der Nähe des Kenneth Rivers auf einem Campingplatz im Eukalyptuswald. Abends beobachten wir noch bei Sonnenschein wie die süßen Koalas oben in den Bäumen ihre Blätter futtern, doch nachts kommt plötzlich ein Unwetter auf. Irgendwann stellt Agnès fest, dass sich ihre Luftmatratze wie ein Wasserbett anfühlt. Und so ist es dann auch, denn unser Zelt steht in einem braunen Schlammsee. Natürlich kommt das Wasser auch ins Zelt und alles was sich außerhalb der Ortliebtaschen befindet ist nass. So gibt es auf dem nächsten Campingplatz bei Lorne einiges für uns zu tun. Verdrecktes Zelt und Folie putzen, Klamotten waschen und die Ausrüstung wieder trocken bekommen, bevor es weiter geht.

In Ocean Grove werden wir von David aufgenommen und am zweiten Abend in die Sandbar zum Dinner eingeladen. Zur tollen live Gitarrenmusik von Ben Dew wird viel getanzt, die Stimmung ist Klasse.

Wir nehmen die Fähre von Queenscliff nach Sorrento und nähern uns über die Mornington Peninsula etwas der Großstadt Melbourne. Doch davor leisten wir in Rosebud bei Lesley und Graham noch ein wenig Gartenarbeit in deren Gärtnerei. Es macht uns Spass die Bestellungen für die kommenden Tage zusammen zu stellen. Das Paar ist sehr herzlich und sie zeigen uns mit ihrem Wagen die wilde Südküste. Von Rosebud aus führt ein schöner Radweg entlang der Küste nach Melbourne, wo wir am 15.4. bei schönstem Sonnenschein in der Stadtmitte ankommen. Es ist toll das Flair dieser Metropole zu spüren. Das Stadtbild und eine multikulturelle Bevölkerung trugen dazu bei, dass Melbourne in den Jahren 2002, 2004, 2005, 2011, 2012, 2013 und 2014  zu der lebenswertesten Stadt der Welt (unter Berücksichtigung der kulturellen Gegebenheiten, des Klimas, der Lebenshaltungskosten und des sozialen Umfeldes) gewählt wurde.

Australien_Melbourne

Wir wohnen bei Matt, Kate und ihrem Collie in Nordmelbourne und können von hier aus noch ein paar Ausflüge in die Stadt unternehmen, so weit dies wegen des Regenwetters überhaupt möglich ist. Von hier aus organisieren wir auch die Fahrradkartons für den Flug, die uns auf unsere Mailanfragen gleich mehrfach von den Händlern geschenkt werden. Zwei dieser unhandlichen Boxen tragen wir tags darauf zu Sandrine und Terry, die 6 km entfernt im Norden wohnen. Ein schweißtreibender Spaziergang. Von den Beiden wurden wir, als wir in Dartmoor waren, eingeladen. Sie wollen uns und unser Gepäck, das heißt die zerlegten Räder, mit ihrem Anhänger zum Flugplatz fahren.

Doch davor machen wir noch einen Besuch bei CERES – Centre for Education and Research in Environmental Strategies, einem sehr interessanten Ort in East Brunswick. Besonders interessant für Fahrradreisende ist, dass man hier die Räder durch Volontäre reparieren oder checken lassen kann. Alles Weitere kann man auf der homepage http://www.ceres.org.au/about/About.html erfahren.

An unserem letzten Abend in Australien organisiert Sandrine noch ein leckeres Essen für acht Freunde, bei dem Terry wieder als großer Koch auftritt. Nach diversen Vorspeisen werden gegrillte Lammhaxen in Rotweinsauce und verschiedene Gemüse mit Bechamelsauce serviert. Hmm, der Abschied wird uns nach diesem schönen ausgelassenen Abend nicht leicht gemacht!

Am Sonntag (19.4.15) dann, fahren uns die Beiden zum Flughafen und Melbourne verabschiedet sich von uns mit einem wunderschönen Regenbogen.

Die B777-200 startet pünktlich und Malaysia Air bringt uns sicher durch die Lüfte, versorgt uns prima mit leckerem Essen und guten Spielfilmen.

Fotos zu Westaustralien Perth bis Pemberton

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Fotos zu Westaustralien  Pemberton bis Esperance

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Fotos zu West-/Südaustralien  Esperance bis Ceduna

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Fotos zu Südaustralien: Ceduna bis Mount Gambier

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Fotos zu Victoria: Mount Gambier bis Warrnambool

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Fotos zu Victoria: Great Ocean Road bis Melbourne

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Indonesien 2014+2015

Indonesien – 17.508 Inseln, 129 aktive Vulkane

Nach einigem Hin und Her, ob wir einen Flug nach Bali nehmen sollen oder nicht, entscheiden wir uns mit der Fähre nach Java zu reisen. Doch dies ist nicht so einfach wie man denken könnte. In Singapur radeln wir entlang der Küste durch den Stadtpark, 20 km wunderschöner schattiger Radweg. Am Tanah Merah Ferryterminal werden unsere Räder samt Taschen wie bei einem Flug eingecheckt und die Crew kümmert sich um den Transport. Zwei Stunden später sind wir schon in Indonesien, nämlich auf der Insel Bintan. Diese müssen wir nun überqueren um zum nächsten Fährhafen zu kommen, der 26 km entfernt liegt. Unsere ersten Eindrücke „Hoppla, sovieeel Verkehr!!“ “ Oh die Eiswürfel sehen komisch aus. Da verzichten wir lieber.“ „Die Lokale sehen ziemlich einfach und heruntergekommen aus.“
Aber die überwiegend moslemische Bevölkerung ist sehr hilfsbereit auch wenn wir leichte Verständigungsprobleme haben. So erreichen wir den Fährhafen Kijang ohne Probleme, finden ein günstiges Zimmer und nehmen am 27.11.2014 die Fähre KM Sinabung. Statt wie auf dem Fahrplan um 06.00 Uhr fährt sie zwar erst um 11.00 Uhr los, doch dafür ist das Wetter gut.

Indonesien_Faehre Surabaya_KM Sinabung

Eine kleine Kakerlakenreise:
Während einer auf die Räder aufpasst, verstaut der andere das Gepäck in der Economy-Class. Dies ist ein „Kampf“ gegen die vielen Hin und Her rennenden Gepäckträger in ihren orangefarbenen Jacken, die das schwere Gepäck der 1.500 Passagiere schleppen. Wir finden zwei Pritschen nebeneinander in einem Raum, in dem sich bestimmt 500 Personen ebensolche Pritschen suchen. „Ja super!“, denken wir als wir uns auf den Plastikmatten niederlassen. Doch nicht nur wir freuen uns, sondern auch unsere unzähligen Mitbewohner und Mitreisenden, deren kleine Fühler vor Freude zwischen den Matrazen zittern. Kakerlaken! Wir heben die Matten hoch und sehen in den Holz- und Metallgestellen Massen von Kakerlaken und anderem hungrigem Kleingetier. Martin juckt es schon am Arm. Ein erster Stich! Wir schauen geradeaus und über dem Kopf des Indonesiers gegenüber krabbelt eine mittelgroße Kakerlake. Nun sucht sich auch hinter dem Kopf von Agnès eine ihren Weg. Nun reicht es!! Wir sind gerademal 5 Minuten hier und überall wo wir hinschauen kriecht und wimmelt es. Hier sollen wir 60 Stunden verbringen? Das ist doch schlimmer als im Dschungelcamp. Und dies in einem Schiff deutscher Bauart! Unglaublich!
Wir haben genug und versuchen einen anderen Platz zu finden. Doch überall im Economy Bereich sehen wir das gleiche Bild. Könnte es in der ersten und zweiten Klasse besser sein? Wir bezweifeln dies. Das Schiff ist völlig verseucht. Wir verbringen die nächsten Stunden auf dem Oberdeck im Café im Freien und hoffen dort schlafen zu können. Doch dort wird um 24.00 Uhr geschlossen. Auf der Suche nach einem Schlafplatz kommen wir an der Diskothek vorbei, ein weiterer kakerlakenfreier Platz, wo wir 2 Stunden verbringen. Doch auch dort können wir nicht schlafen.
Auf den Toiletten, in der Dusche, im Restaurant auf den Tellern: Kakerlaken!
Das Wetter ist gut und wir finden letztendlich einen prima Platz im Freien, auf dem 7. Deck unter einer Treppe. Dort instalieren wir uns einen Schlafplatz, den wir die nächsten 2 Tage nicht mehr hergeben werden. Die Mannschaft duldet uns dort, auch wenn sie meinen es wäre dort nicht sicher! Wir fühlen uns dort jedoch ziemlich sicher, denn in den Schlafsälen haben wir nun auch schon zwei ausgewachsene Ratten gesehen. Auch schauen hier andere Passagiere vorbei, mit denen wir leicht ins Gespräch kommen.
Ja und das Essen? Wir bekommen drei Mal täglich eine Portion Reis mit einem kleinen Stück Fisch (maximal 2 cm groß) und einem halben Esslöffel Kraut. Aber dafür ist es all inclusive! Super gell?!
Doch Gott sei Dank kann man sich auch eine Aufbrühsuppe „Pop Mie“ in einem geschlossenen Styroporgefäß kaufen….

Java: Zwischen Bromo und Brummern
Ein Zwischenstopp der Fähre im Hafen von Jakarta, kündigt sich früh an, denn schon Kilometer davor verfärbt sich das blaue Meerwasser in eine schwarze Brühe, in welcher bestimmt kein angenehmes Leben mehr möglich sein dürfte.
Wir sehen kilometerlange Ölfilmspuren auf dem Meer – hier ist die günstige Entsorgung von Schadstoffen noch geduldet, obwohl es laut Reiseführer wohl entsprechende Gesetze dagegen geben soll.
Von unserem Schlaflager aus beobachten wir über Stunden hinweg das Treiben im Hafen von Jakarta. Containerschiffe werden beladen, die indonesische Post holt und bringt Pakete zu den Schiffen. Hoppla, ein Paket fällt ins Wasser und der Postangestellte springt hinterher. Triefend und wütend kommt er mit dem Paket an Land. Er sieht nicht mehr sehr lecker aus.
Unter üblen Arbeitsbedingungen werden 100 Liter Benzinfässer per Hand von einem Lkw abgeladen. Es ist schon erstaunlich dass dabei nichts passiert. Doch überall sehen wir Schilder „Safety first!“. Aha, deshalb.
Einen Tag später kommen wir endlich in Surabaya an und unser Fährabenteuer ist beendet. Surabaya ist eine nicht so schöne Großstadt und bei der Suche nach einem Hotel sehen wir in den dunklen Straßen dicke Kakerlaken und Ratten. Sind wir schon paranoid?

Wir freuen uns zunächst an der Küste entlang zu radeln doch der Verkehr ist immens. Java ist die am dichtesten besiedelte Insel der Welt. Hier tummeln sich 140 Millionen Einwohner, d.h. auf einen Quadratkilometer kommen 940 Personen. Und wie es scheint haben diese Personen alle dasselbe Hobby: Motorroller und LKw fahren.
Erst mit Hilfe von Pfeifen und Gestik können sich parkende Autos in den Verkehrsfluss einfügen. Dafür sind in jeder Ecke für ein paar Groschen Männer bereit diese Aufgabe zu erfüllen.

Ein weiterer Weltrekord den Java zu bieten hat: über 40 Vulkane, davon einige ziemlich aktiv.

Von Probolingo aus wollen wir einen Abstecher in das Landesinnere machen um den Vulkan Bromo, auf 2.392 m, zu sehen. Doch eine Busfahrt in das 40 km entfernte kleine Dorf Cemoro Lawang ist nicht so leicht zu organisieren und so entscheiden wir uns die steile Strecke hinauf zu trampen. Zu uns gesellt sich der Pole Robert und nach zwei Stationen Autostopp werden wir bis zum Kraterrand des Dorfes hinauf gefahren. Der rauchende Bromo, liegt in einer mondähnlichen Landschaft vor uns und wir sind von diesem Anblick überwältigt. Doch die Sicht ist nachmittags nicht so gut und wir sind gespannt, wie es am nächsten Morgen sein wird, denn wir wollen vor Sonnenaufgang an einem Aussichtspunkt sein.
Solange erkunden wir die Umgebung, sehen die Bauern in ihren fruchtbaren Feldern arbeiten, bestaunen die kleinen bunten Häuser und genießen das kühle Klima.

Am nächsten Morgen um 4.30 Uhr machen wir uns auf den Weg zum Aussichtspunkt, einem Fußweg von 3 Kilometern auf 2.770 m Höhe.

Indonesien_Java_Bromo Semeru

Die Sicht ist prima und wir sehen vom alten Kraterrand aus über eine Ebene hinweg zum rauchenden Bromo und zwei weiteren Vulkanen. Der Bromo selbst wird im Hintergrund von dem höchsten Berg Javas, dem Gunung Semeru mit seinen 3.676 m, überragt. Auch dieser qualmt ruhig vor sich hin. Direkt neben dem Bromo liegt der erloschene Vulkan Batok, der aus der steppenähnlichen Ebene aufragt. Ein klasse Anblick und die Farben der Landschaft ändern sich von Minute zu Minute.
Nachdem wir uns satt gesehen haben, nehmen wir den Pferdepfad der vom Dorf bergab führt, durchqueren den alten Krater und umgehen damit die Kontrollstelle an der Straße, bei welcher man ein ordentliches Eintrittsgeld entrichten müsste. Vorbei an einem alten Hindutempel, geht es nun auf einem Lavafeld steil bergauf. 253 Treppenstufen bringen uns schließlich bis an den Kraterrand des dampfenden Bromo. Was für ein Spektakel – er hört sich wie ein gewaltiger Wasserfall an.
4 Stunden später gönnen wir uns ein leckeres Nasi Goreng Chicken bevor wir uns zusammen mit Robert auf die Rückfahrt, diesmal mit einem Bus, machen. In Probolingo, der Stadt die für ihre leckeren Mangos bekannt ist, erholen wir uns von dem anstrengenden Ausflug.

Indonesien_Java_bei Pasuruan

Java ist wirklich kein Paradies für Radfahrer, doch es gibt auch ein paar schöne Küstenabschnitte, an denen man sich zwischen  Meer, Reisfeldern und Vulkanen bewegt. Der Abschied fällt uns nicht schwer und wir nehmen so bald es geht die Fähre nach Bali. Die Fahrt von Ketapang nach Gilimanuk auf Bali dauert eine Stunde und kostet mit Rädern pro Person 60 Cent.

Fotos zu Java:

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Bali: Insel der Götter
Das Besondere an Bali sind die Bewohner und ihr Umgang mit den Göttern. Jeden Tag werden mit Reis, Obst, Blüten und Räucherstäbchen geschmückte Bananenkörbchen auf die Wege, Eingänge, privaten Tempel und öffentlichen Tempel gelegt. Jedermann hat mindestens einen Tempel vor dem Haus und einen im Hof. Man sagt, auf Bali gäbe es mehr Tempel als Einwohner. Wir glauben dass dies stimmt. Als wir ankommen müssen wir erst einmal aufpassen nicht über die vielen Bananenkörbchen zu fahren oder darauf zu treten. Noch dazu ist Vollmond. Das bedeutet noch mehr Körbchen und Zeremonien. Gleich am ersten Tag sind wir mitten im Geschehen der Prozession in einem Bergtempel. Wir betrachten das Treiben um uns herum und werden gleich vom obersten Mönch angesprochen. Er war vor 2 Jahren in München und kann noch ein paar Brocken Deutsch. Er schwärmt von bayrischem Gulasch und Schweinebraten. Allerdings will er nicht noch einmal dahin, denn selbst im Hochsommer war es viel zu kalt.

Indonesien_Bali_Tempelprozession

Für uns ist Bali mit viel schnorcheln und gutem Essen verbunden. Das erste Mal schnorcheln wir bei Pemuteran, doch da ist sehr viel Plastik im Wasser und der Blick auf das schöne Korallenriff ist etwas getrübt. Wir sehen dort etliche Schwärme großer Fische. Wir schnorcheln bis unsere Kniekehlen aussehen wie Feuerquallen.
Bei Tulamben ist das Wasser viel sauberer und vor der Küste in guter Reichweite liegt das Wrack des US Frachters Liberty, der 1942 gesunken ist. Hier gibt es etwas weniger Korallen, dafür eine Menge an bunten Fischen, wie wir es uns nie vorstellen konnten. Als Höhepunkte sehen wir beim Wrack vier Riesenmeeresschilkröten, die dicht bei uns sind. Neben einer können wir sogar mitschnorcheln. Ein klasse Gefühl.
Unser dritter Schnorchelplatz ist bei Jemeluk im Nordosten. Dort gibt es während wir dort sind das klarste Wasser und die buntesten größten Korallen. Lionfische, eine Moräne und die ganze bunte Vielfalt begeistern uns.
Es gibt entlang der Küste zwar viele Tauchressorts, doch es ist gerade Nebensaison und somit sehr wenig los. Das Meer, die Strände und Restaurants sind leer, die Preise der Zimmer gut verhandelbar. Hier im Norden von Bali sind die Strände oft aus dunklem Vulkangestein oder schwarzem Sand.

Indonesien_Bali_Lovina_bei Munduk Wasserfall

Auch auf Bali spielen Vulkane eine große Rolle. Der 3.142 m hohe Agung ragt direkt neben der Küste in die Wolken und nur wer Glück hat, kann seine Spitze sehen. Von Lovina aus machen wir einen Ausflug mit einem Motorroller in die Berge. Diese Roller kann man schon für 2,50 Euro am Tag mieten. Es geht von Meereshöhe steil nach oben auf über 2.000 m, bis wir zwischen den schnell vorbeiziehenden Wolken am Vulkansee Buyan ankommen. Der Munduk Wasserfall ist sehr schön zwischen Kaffeeplantagen und wilderer Natur gelegen. Beim Spaziergang dorthin kommen wir an haushohen Baumfarnen und vielen blühenden Sträuchern vorbei. Wir passieren den See Bratan und kommen nachmittags zu den jahrhunderte alten grünen Reisterrassen von Jati Luwih. Sie wären fast Unesco Weltkulturerbe geworden, aber leider nur fast. Dafür sind sie sehr grün und lohnen einen Ausflug. Nach 140 Kilometern mit dem Roller haben wir genug Schönes gesehen und sind ziemlich platt.

Beim Radeln erleben wir oft die balinesischen Gastfreundschaft. Spontan werden wir zu einem Mittagsbuffet eingeladen, nur weil wir an einem Familienfest vorbeikommen. Es ist eine Art „Brautschau“, bei der drei junge bunt geschmückte Frauen im heiratsfähigen Alter vorgestellt werden. sie sind zwischen 13 und 15 Jahre alt.

Alle 210 Tage wird auf Bali das 3-tägige Fest Galungan gefeiert. Die Bedeutung des Festes nach den Vorstellungen der Balinesen ist der Sieg des Guten über das Böse, Dharma gegen Adharma. Für die Balinesen ist es ein großes Familienfest. Nahezu alle Hauseingänge werden mit Penjor geschmückt. Dies sind reich verzierte 6 bis 7 m hohe Bambusstangen, mit Fahnen, Früchten und Süßigkeiten. Am 2. Feiertag werden vor allem die Haustempel und öffentlichen Tempel aufgesucht und Opfergaben dargebracht.
Wir haben Glück denn wir sind am 17.12.14, dem Hauptfesttag, in Jemeluk im Nordosten. Uns fällt sofort auf, dass jedes Auto und jeder Motorroller geschmückt ist. Mit gewebten und verflochtenen Naturmaterialien wie Palm- und Bananenblättern. Auf den Wegen und bei den Tempeln sehen wir üppigere Opfergaben als bisher. Dann am Strand: jedes Boot, jeder Motor, hat ein prall gefülltes Bananenblattkörbchen. Viele Körbchen stehen auch auf dem Boden vor dem Meer. Noch vor dem Frühstück bekommen wir von einem festlich angezogenen Balinesen einen Teller mit Früchten, Süßigkeiten, Kuchen, Reis und Ei. Eine nette Geste!

Indonesien_Bali_Tulamben_Penjor

Von Jemeluk aus folgen wir der Nordostküste, einer sehr schweißtreibenden Route. Es geht durch verschiedene kleine Buchten, davor immer eine Talfahrt, die viel zu schnell vergeht und danach ein Anstieg, der uns an viele Saunagänge erinnert. Die Strecke ist jedoch mit unglaublichen Ausblicken auf das blaue Meer verbunden. Ein Muss auf Bali.
Wir erreichen die Hafenstadt Padangbai, die Flair hat, und nehmen von hier aus die Fähre zur Insel Lombok. Die Überfahrt dauert 5 Stunden und kostet gerade mal 4 Euro pro Person inklusive Fahrrad.

Fotos zu Bali:

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Lombok und Gili Air: langsam, langsam!

Die Schifffahrt bei schönstem Sonnenschein und ruhiger See motiviert viele Delphine zur Fähre zu schwimmen und diese eine längere Zeit zu begleiten. Sie schwimmen unter der Fähre durch und ein ganz motivierter Delphin hechtet sich aus dem Wasser über seinen anderen Artgenossen. Ein tolles Schauspiel im Preis inbegriffen!

Lombok ist völlig anders. Die Bauern tragen spitze Reishüte, wie in Vietnam, und es gibt kaum mehr Tempel. Dafür hören wir wieder fast täglich die Gebete des Muezzin aus den scheppernden Lautsprechern. Die Lomboker scheinen viel Zeit zu haben, denn ihren Lieblingsspruch „langsam, langsam“ werden wir die nächsten 2 Wochen sehr oft hören. Sie betonen auch immer wieder, dass die Balinesen, im Gegensatz zu ihnen, sehr geschäftig wären.

Bei leichtem Regen radeln wir bis kurz vor Senggigi. Es gibt entlang der Küste so gut wie keine kleinen Gästehäuser, sondern lediglich ab und zu ein großes Luxusresort. Zum Glück finden wir ein günstiges Homestay mit netten Besitzern, das wir uns auch gleich für die Rückfahrt vormerken. Der nächste Tag ist heiß und gerade heute haben wir die schwierigste Teilstrecke vor uns.

Auszug aus dem Tagebuch: „Ab Senggigi ist die Fahrt landschaftlich zwar sehr schön, aber auch ziemlich qualvoll bei der Hitze. Die Bergrücken ragen wie Finger ins Meer. Es ist ein ständiges auf und ab, von Bucht zu Bucht. Oft müssen wir schieben und es ist wieder ein Saunagang angesagt. Der Schweiß tropft im Sekundentakt und verdampft auf der Fahrbahn. “

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Da die Übernachtungssituation heute nicht besser wird, beschließen wir auf der touristisch erschlossenen Insel Gili Air unser Glück zu versuchen. Die Fahrt zu dieser kleinen Insel dauert wie man uns sagt nur 30 Minuten und kostet weniger als 1 Euro pro Person. Doch zuerst gilt es die beiden Fahrräder und das ganze Gepäck durch das Meerwasser zu tragen und in das Boot zu hieven. Kein Problem bei gutem Teamwork!

Auf Gili Air angekommen sind wir gleich begeistert – jede Menge tolle Bungalows, kein Motorlärm denn Autos und Scooter sind verboten, kristalklares Wasser und angenehme Atmosphäre. Eine halbe Stunde später beziehen wir einen sauberen, modernen Bungalow bei Youpy Bungalow mit Terrasse; das schöne Badezimmer unter freiem Himmel.
Nichts wie ins Wasser. Beim Schnorcheln sind wir zuerst ein wenig enttäuscht, denn die Korallenwelt bei Bali war erheblich schöner. Doch nur kurz, denn später sehen wir wieder mehrere Meeresschildkröten und bunte Fische. Auch ist das Wasser hier am  klarsten. Das erste Mal seit Langem bemerken wir, dass die Bevölkerung auf die Umwelt achtet.
Wir genießen die schönen Sonnenuntergänge im Norden der Insel, die man zu Fuß in 1 Stunde umrunden kann – immer am Strand entlang. Wir hatten weder geplant hierher zu kommen, noch lange zu bleiben, doch letztendlich bleiben wir Weihnachten und Silvester hier und irgendwann sind 15 Nächte rum. Eine richtig tolle Erholung für uns. Für Weihnachten und Silvester war die große Party angesagt, doch unserer Meinung nach blieb es ziemlich ruhig. Nur an 2 oder 3 Tagen waren mehr Touristen auf der Insel.

Trotz schlechtem Internet gelingen uns sogar die online-Visaanträge für Australien, die wir wiederum online 10 Minuten später erhalten. Den Flug nach Perth für 130 Euro inklusive Räder und Gepäck buchen wir für den 20. Januar ab Bali. Günstiger kommen wir nie wieder nach Australien.

Am 5. Januar hieven wir wieder unsere Räder in das kleine Boot, radeln zurück nach Lambar und setzen am 6. Januar mit der Fähre nach Bali, Padangbai, über.

Fotos zu Lombok und Gili Air:

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Bali zum zweiten Mal:

Weiter geht es durch zahlreiche kleine Dörfer, vorbei an hunderten Tempeln. Wir wollen nach Ubud, einem schönen
Touristenstädtchen, von Reisterrassen und Palmen umgeben. Berühmt ist Ubud durch vielfältige Handwerkskünste, wie
Holzschnitzereien, Malerei, Steinmetzarbeiten. Doch kurz vor Ubud gibt es auf der Straße einen Wasserrohrbruch und Martin
weicht mit seinem Rad auf den gefliesten Gehweg aus. Da passiert es. Das Rad rutscht weg, ist nicht mehr zu halten und Martin schlittert über den unter Wasser stehenden Gehweg. Glück im Unglück, denn Martin kommt mit ein paar Schürfwunden am Knie und Arm noch glimpflich davon. Noch an der Unglücksstelle legt ihm Agnès Verbände an.

Wir besuchen in Ubud den „monkey forest“, eine grüne Oase in der Stadt mit an die 600 balinesische Makakken sowie gigantischen Urwaltbäumen und dunkelgrün bemoosten Brücken, Gebäuden und Steinen.

Indonesien_Bali_Ubud Monkey Forest

Wir machen auch einige Ausflüge mit den Rädern, ohne Gepäck, in der grünen Umgebung von Ubud. Wir spazieren durch die
idyllisch gelegenen Reisfelder im Norden von Ubud und genießen die Ruhe.

Die Weiterfahrt nach Sanur, bei der es nur bergab geht, führt uns an vielen Kunst- und Handwerkerläden vorbei: Buddhastatuen,
uns nicht bekannte Dämonen, Geisterwesen und bunte Malereien. Es ist Wochenende und unglaublich viele Indonesier aus dem Großraum Denpasar verbringen ihre Freizeit am „Strand“. Doch der ist mini, im Gegensatz zu den weiträumigen Stränden die sich die Luxusresorts unter den Nagel gerissen haben. Die Stadt ist zweigeteilt, im Norden halten sich die Einheimischen bei ihren einfachen Warungs /Essbuden und bei der Mole auf. Im Süden liegen die Touristen auf ihren Rattanliegestühlen beim Cocktail.

Da wir bis zu unserem Flug am 20. Januar noch ein paar Tage haben, entspannen wir am Balangan Beach, einem kleinen
Surferstrand, der zwischen Klippen eingebettet liegt. Hier beziehen wir in einem Stelzenholzhaus ein rudimentäres Zimmer in vorderster Front. Bei Flut rauscht das Wasser unter uns hindurch. Doch wir hören nachts auch noch andere Geräusche, denn es schüttet in Strömen und unter unserem Haus entsteht binnen Minuten ein wilder Bach. Das Haus zittert und wir denken schon, dass man uns bald im weiten Meer einsammeln kann. Aber das Haus hält. Noch wissen wir nicht, was genau diese Virbrationen verursacht hat. Am nächsten Morgen sind wir jedoch ziemlich erstaunt, als wir feststellen, dass große Baumstämme die der Fluss brachte, gegen die Stützpfeiler gedonnert sind. Wir genießen auch Sonne Strand und Meer, das jedoch seit dem Regen ziemlich mit Plastik verunreinigt ist.

Indonesien_Bali_Balangan Beach

Fünf Tage später nehmen wir uns in Flughafennähe ein luxuriöseres Zimmer. Es gibt die letzten vier Tage auf Bali noch einiges zu tun. Kartons für die Fahrräder beschaffen, Kettenwechsel, Räder putzen und zerlegen, Zelt schrubben, das Gepäck aufteilen und noch ein paar Einkäufe machen. Die Räder dürfen bei der Einreise keinerlei Erdantragungen haben, da sie ansonsten für drei Wochen in Quarantäne müssen. Organisches Material darf nicht nach Australien eingeführt werden.

Alles klappt prima und wir freuen uns schon auf Australien, auch wenn wir wissen, dass wir nur einen sehr kleinen Ausschnitt des riesengroßen 5. Kontinents befahren werden.

Fotos zu Bali zum zweiten Mal

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Singapur 2014

Singapur- Stadt der Löwen

Nur eine Brücke trennt uns von unserem nächsten Land, aber man sucht vergebens nach seinem Namen. Nirgends ist sein Name zu sehen. Ist es vom Erdboden verschluckt worden? Endlich machen sich die unzähligen Stunden, die Agnès mit Vorliebe über Karten verbringt, bezahlbar! Ja, da haben wir es: Woodlands! Einfach den Schildern „Woodlands“ folgen!
Fahrräder sind zwar nicht vorgesehen, aber das kennen wir schon. Wir verwandeln uns in Mopeds und niemand merkt es!
Zwischen Hunderten brummenden Mopeds überqueren wir die Brücke und sind gespannt auf diese so sauber gepriesene Stadt. Aber erst kommt die Einreisepolizei in Form von zwei Dutzend kleinen Schaltern. Die Einheimischen brauchen dazu nur 2 Minuten aber wir müssen ein Formular ausfüllen und können kurz darauf ein 90 Tage Visa kostenlos erhalten. Der Zollbeamte winkt uns auch durch und schon sind wir da. Aber wo? immer noch kein Schild „Willkommen in Singapur“ –  nur „City“. Wir fahren im Schatten schöner Bäume auf einer wenig befahrenen Strasse, bevor wir die „City“ erreichen. Hier wird viel gebaut, aber wir finden unseren Weg in den Bezirk Little India. Kaum angekommen merkt Martin, dass er sich zunehmend schlechter fühlt, noch dazu fängt es an stark zu regnen! Agnès klappert die zahlreichen Hostels ab, aber alle sind teuer und bieten meistens nur Dormitory, das heisst z.T. 15 Personnen auf kleinstem Raum. Wir entscheinden uns für ein kleines Guesthaus, das wir gleich am Anfang als zu teuer abgestempelt hatten. Nun ist auch noch Martins Hinterrad platt! Jetzt heisst es schieben! Kaum angekommen und das Gepäck verstaut, legt sich Martin hin und glüht. Er wird das Bett 3 Tage lang nicht verlassen können!

In Alis Nest Guesthouse in der Roberts Lane haben wir ein kleines Zimmer mit Fan und Klimaanlage, eine Küche steht uns zur Verfügung und rund um die Uhr gibt es Kaffee und Tee. Ein idealer Ausgangspunkt, um Singapur mit der Metro oder dem Bus zu erkunden. Kaum ist Martin wieder fit, bestaunen wir die architektonischen Höhepunkte die Marina Bay Sands bei Tag und Nacht, das Finanzzentrum mit seinen Häuserschluchten, das quirrlige Chinatown mit Foodstreet und natürlich Little India.

Singapur_Marine-Bay

Dieses verwandelt sich jeden Sonntagabend in einen gigantischen Bazar, wo sich tausende Inder treffen und kaum ein Durchkommen mehr möglich ist.

Auch der buddhistische Zahnrelikt-Tempel „Buddha Tooth Relic Tempel“ ist ein Muss. Auf 5 Etagen verteilt, findet man hier den  goldscheinenden Tempel, ein interessantes Museum über Buddha, einen Meditationsraum mit dem goldenem Schrein, in dem sich das Relikt befindet, einen wunderschönen Dachgarten mit großer Gebetsmühle und tausenden kleiner Buddhas. Auch wenn dieser Tempel erst 2007 gebaut wurde, ist er sehr beeindruckend.

Singapur_Buddha-Tooth-Relic-Tempel

Wir machen einen Besuch beim Tree In Lodge Guesthouse, einer sehr fahrradfreundlichen Unterkunft, wo wir unseren Rädern nach 19.000 km vier neue Mäntel, Original Schwalbe, gönnen. Das Profil der alten Mäntel war noch recht gut, doch so haben wir erst einmal auf längere Sicht ausgesorgt. Solche guten Mäntel waren in ganz Südostasien bislang nicht aufzufinden.

Wie sauber ist denn nun Singapur eigentlich? Auf uns wirkt es nicht übertrieben sauber. Zigarettenkippen liegen vorwiegend in  Blumenbeeten, manchmal auf der Straße. In den Abwasserkanälen schwimmt viel Plastik. Bei Marina Bay wird unter der Brücke viel Alkohol konsumiert und gegrölt. Alles in allem eine ziemlich normale Großstadt.

Uns hat der flächenmäßig kleinste Staat Südostasiens ganz gut gefallen. Er ist eine gute Mischung aus Grün und Beton und mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ist jeder Punkt gut zu erreichen.

Doch nun sind wir mit unseren Rädern wirklich da angekommen, wo alle Straßen einfach am Meer enden. Freunde hatten uns schon prophezeit „wenn ihr so weiterradelt fallt ihr noch ins Meer“. Wir haben es nicht geglaubt. Und nun? Zurück? Flug? Boot?

Eine kleine Geschichte zu Kaugummis und Singapur aus www.welt.de:
Singapur will nicht vom Kaugummi-Tabu lassen

Es war eine revolutionäre Forderung: Man könne doch das Kaugummi-Verbot etwas lockern, fanden einige Parlamentarier in Singapur. Das sieht aber die Regierung des Stadtstaats ganz anders. Der freie Verkauf bleibt verboten – unter anderem aus Sorge um Verspätungen im U-Bahn-Verkehr.
Kaugummis findet man im Staate Singapur ausschließlich in den gut verschlossenen Glasschränken der Apotheker. Sicher hinter Schloss und Riegel, direkt neben den harten Medikamenten und verschreibungspflichtigen Drogen – und dort bleiben sie auch. Denn der Inselstaat soll auch in Zukunft sauber sein, sagen die Stadtväter.

Keine ausgewalkten Gummis auf dem Trottoir, keine klebrigen Überreste unter den Tischen der Restaurants oder den Sohlen der Touristen. Deshalb bleibt der freie Verkauf von Kaugummis in dem südostasiatischen Musterland weiterhin verboten. Einige Parlamentarier hatten mehr Freizügigkeit gefordert, doch das Nationale Entwicklungsministerium blieb hart.

1992 hatte die Singapurer Regierung den Verkauf der weltweit so beliebten Süßigkeit komplett untersagt. In jenem verhängnisvollen Jahr hatte nämlich ein ruchloser Fahrgast sein ausgekautes Gummi in die Tür einer U-Bahn geklebt und damit in dem wie ein Uhrwerk funktionierenden Nahverkehr für Verspätungen gesorgt. Grund genug für die Behörden, dem süßen Kauen ein für alle Mal einen Riegel vorzuschieben.

2004 wurde das strikte Verbot zwar aufgeweicht, doch auch heute sind Kaugummis nur zu medizinischen Zwecken erlaubt. Die Firma Wrigley hatte seit 2001 intensive Lobbyarbeit betrieben, und so landete die Kaugummifrage auf der Agenda des Freihandelsabkommens zwischen Singapur und den USA. Nach zweieinhalb Jahren zäher Verhandlungen gab Singapur schließlich ein winziges Stück nach. Und so wurde Orbit ohne Zucker genehmigt.

Dieses Produkt, so argumentierte Hersteller Wrigley, stärke die Zähne und gehe damit als Arznei durch. Nikotin-Kaugummis einer Pharmafirma folgten. Zwölf Jahre nachdem der Verkauf von Kaugummis per Gesetz komplett unterbunden worden war, war schließlich ein legales Schlupfloch gefunden.

Doch dabei bleibt es auch. Singapur bemüht sich zwar um ein weltläufiges, hippes Image, um Touristen und Investoren, doch eben nur innerhalb enger Grenzen. Auch Spucken und andere Unarten sind verboten. Die Geldbußen sind drakonisch. Wer künftig kauen will, braucht weiterhin eine Verschreibung.

Schließlich wolle man Vandalismus vermeiden, erklärte ein Staatssekretär gestern vor dem Parlament. Auch wenn Singapur im Ausland für diese gestrenge Regel Kritik und Spott ernte, Sicherheit und Sauberkeit seien nun einmal wichtiger als die Freiheit, zu kauen.

Fotos zu Singapur

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Malaysia 2014

Malaysia – multi kulti

Diese Einreise war völlig einfach, denn kostenlos erhalten wir eine 3 monatige Aufenthaltsberechtigung und die ganze Prozedur dauert etwa 5 Minuten.
Malaysia begrüßt uns gleich mit einem steilen Pass, an dem wir ganz schön ins Schwitzen kommen. Hier toben sich Affen in den Bäumen aus: richtige Regenwaldstimmung. Hinzu kommt, dass wir wenig später einen heftigen Regenguss über uns ergehen lassen müssen.

Verglichen mit Thailand herrscht hier reger Straßenverkehr. Dort gab es überwiegend Pickup-Trucks, hier sind es unzählige normale Kleinwagen. Wir radeln auf dem Seitenstreifen für langsame Fahrzeuge. Wir passieren schöne Moscheen.

Malaysia_bei Alor Setar

In diesem moslemischen Land tragen die Männer lange Hosen und die Frauen sind bedeckt. Alkoholische Getränke gibt es nur noch bei den chinesischen Lokalen. Ja, hier an der malayischen Westküste herrscht eine bunte Vielfalt „multi kulti“. Chinesische Restaurants und Läden in Konkurrenz zu den malayischen, flankiert von indischen Lokalen.

Wir radeln auf direktem Weg nach Georgetown auf der Insel Penang. Unweit von „Little India“ nehmen wir uns ein schönes geräumiges Zimmer im Hotel Noble. Ein klasse sauberes Hotel, denn in dem großen Flurbereich, in dem große Holztische stehen, bekommt man schnell Kontakt zu anderen Reisenden. Wir lernen nette Leute aus Holland, Australien, England und der Schweiz kennen. Viele haben sich dauerhaft in Indonesien niedergelassen und sie kommen hierher um Visaangelegenheiten zu regeln.

Georgetown, ehemaliger britischer Besitz, nimmt uns in seinen Bann. Wir flanieren durch die Straßen und bestaunen die ehemaligen Kolonialhäuser der Briten. Dazwischen finden sich chinesische Läden und Lokale. Der Handel scheint hier in der Hand der Chinesen zu liegen. Sie haben auch große sogenannte „Clanhäuser“, die auch als Tempel dienen. Die Chinesen, die sich Anfang des 19. Jahrhundert hier niedergelassen haben, bauten lange Stege ins Meer hinaus, an welchen sie ihre Pfahlbauten errichteten, die sogenannten Jetties. Jeder Clan hatte einen eigenen Jetty.

Malaysia_Penang_Jettie

Ebenso wie die religiöse Vielfalt – Moscheen, indische, chinesische, thailändische, burmesische Tempel und Kirchen – fällt natürlich die kulturelle Vielfalt ins Auge. Handwerkskunst, Sitten und Gebräuche der unterschiedlichsten Arten finden wir in Georgetown.
Jede Nationalität hat natürlich ihre eigene kulinarische Spezialität hierher gebracht. Wir lieben das indische Essen und wir gönnen uns einige Curries, Dosais, Rotis, dazu leckere Chapatis und Chai. Aber auch die malayische Fischsuppe „Laksa asam“ ist nicht zu verachten. Fisch mit Tamarindenpaste mit dicken weißen Reisnudeln. Oder mal eine wenig knusprige chinesische Ente…..
Frisch gepresste Orangen- Mangosäfte oder Shakes gibt es an jeder Ecke.

Penang besitzt auch einige schöne grüne Anlagen, den botanischen Garten, Penang Hill und die Küste. Diese läd jedoch nicht gerade zum Baden ein.

Malaysia_Penang_burmes tempel

Toll ist auch die „Street-Art“, die wir im ganzen Stadtzentrum vorfinden. Kunstvoll bemalte Häuser, Skulpturen aus Metall und Stein, Cartoons an den Mauern und Wänden.

Malaysia_Penang_Streetart

Nun ist schon mehr als eine Woche vergangen und wir sind noch immer in dieser interessanten Stadt, aus der es schwer fällt weiter zu reisen.

Doch nach 9 Tagen schnappen wir unsere Räder, nehmen die Fähre auf’s Festland und radeln bei Sonnenschein weiter in Richtung Süden. Jeden Tag können wir mittlerweile ab 15 Uhr mit starkem Regen rechnen, so dass wir früh losradeln und uns auch früh ein Zimmer suchen. Die Verpflegung unterwegs gestaltet sich sehr einfach, da es überall Restaurants mit großer Essensauswahl gibt. Die verschiedenen Gerichte (Nasi Kandar) werden meistens in einem Duzent Töpfe ausgelegt. Man stellt sich sein Essen hieraus zusammen und bekommt leckeren Reis dazu. Oft trinken wir einen frisch gepressten Saft oder eiskalten Tee dazu.
Das Ganze kostet dann so an die 1 bis 1,50 Euro pro Person.

Die Kleinstadt Taiping, schön vor den grünen Bergen gelegen, ist auch einen Besuch wert: weiße verzierte Kolonialhäuser und ein schön angelegter Park. In diesem befindet sich eine einzigartige Regenbaumallee. Hunderte sehr alte Regenbäume stehen entlang der Straße und bilden mit ihren Ästen einen Bogen der die ganze Straße überspannt. Ein tolles Bild! Wir radeln
darunter hindurch und fühlen uns ganz klein.

Malaysia_Taiping_beim Park_samanea saman

In Ipoh bleiben wir einen Tag lang und besichtigen die chinesischen Tempelhöhlen mit alten Felsmalereien, goldenen Buddhas, anderen Gottheiten und mythischen Wesen. Diese Tempelhöhlen liegen unterhalb der steil aufragenden Karstberge, einer neben dem anderen. Süßlicher Weihrauchgeruch strömt uns entgegen.

Malaysia_Ipoh_Perak Caves

In der Sam Poh Tempel Höhle befindet sich im Freien ein versteckter „geheimer“ Innenhof, den man nur durch die Höhle erreichen kann. Steile, mehrere hundert Meter hohe Karstwände umschließen diesen Innenhof.
In der Stadt befindet sich auch der weiße „Tajmahal Bahnhof“, ein verziertes und verschnörkeltes Kunstwerk mit einigen Türmen, ein großer Park mit alten Bäumen und weißen Kolonialhäusern.

Auf dem Weg nach Kuala Lumpur, der Hauptstadt des Landes, nehmen wir die ruhigere Strecke entlang der Genting Highlands, kommen ganz schön ins Schwitzen, doch sehen dafür eine Horde Affen, Hornbill und Eisvögel. Noch hören wir lautes tropisches Gezirpe, dann geht es bergab und nach einer Kurve liegen die ersten Hochhäuser vor uns.

Wir erklimmen die 272 Treppenstufen, die zu den Kalksteinhöhlen Batu Caves führen und kühlen uns in der 100 m hohen Kathedralenhöhle ab. Die 42,7 m hohe goldene Statue Murugans, eine hinduistische Gottheit, auf dem Vorplatz wirkt selbst von hier oben richtig mächtig.

Am Montag, den 3.11. erreichen wir Kuala Lumpur und finden ein günstiges Gästehaus, das Oasis, direkt bei Chinatown in der Petaling Street. Von unserer schattigen Dachterrasse aus haben wir einen fast Rundumblick, der bis zu den Petronas Towers reicht. Hier und im Caféraum im 4. Stock treffen sich Reisende aus aller Welt und man sitzt gemütlich zusammen.

Es gibt einiges in KL zu besichtigen, doch uns gefallen die 452 m hohen Petronas Towers, die Zwillingstürme bei Nacht, einfach am Besten. Das Lichtspiel wirkt wie ein Sternenhimmel. Dazu gibt es die kostenlosen bunten Wasserspiele mit Musik hinterlegt.

Malaysia_Kuala Lumpur_Petronas Towers

 

Die Zeit vergeht wie im Flug und vor den Läden werden schon die ersten künstlichen Weihnachtsbäume und Nikolause aufgestellt.

Wir finden einen gutes Fahrradgeschäft und lassen das nervige Gequietsche an Martins Pedalen reparieren. Die Angestellten wurden in Stuttgart, bei Hans im Fahrradladen, ausgebildet, wird uns erzählt. Gute Arbeit!
Fahrradladen in Kuala Lumpur: Joo Ngan, Jalan Ampang 377-1, 4th Mile, 50450 Kuala Lumpur, Tel. 03-42575249.

Eine Woche später machen wir uns auf den Weg in Richtung Melaka. Wir bleiben auf der Westseite des Landes, obwohl die Ostseite wesentlich schöner und ruhiger sein soll. Aber dort tobt seit Wochen der Monsun und es gibt heftigste Regenfälle. Wir wollen die Berge nach Osten auch nicht überqueren, da es aufgrund der Regenfälle schon einige schlimme Erdrutsche gab. Auf der Westseite dagegen haben wir meist bis zum Nachmittag Sonne, bevor sich kurze Regenschauer einstellen.

Das historische Melaka ist heute ein touristisches Städtchen mit hübschen Häusern aus der portugiesischen, holländischen und britischen Besatzungszeit. Dass der Town Square mit allen seinen Häusern in sattem Terrakottarot strahlt haben die Malaysier den Briten zu verdanken. Die sparsamen Briten entschieden sich alles in Rot zu streichen um Wartungskosten zu veringern.

Malaysia_Melaka

Melaka erlebte seine Blütezeit Dank seiner strategischen Lage ab dem 15. Jahrhundert. Hier machten die Schiffe auf ihren Wegen zwischen China und Europa halt. In dem geschützten Hafen konnte man die schlechten Monsunzeiten abwarten und Handel treiben. Singapur war damals noch völlig unbekannt.

Ruckzuck nähern wir uns der Meerenge zu Singapur und wir genießen die letzten Tage in Malaysia mit gutem indischem und malaysischem Essen, wir freuen uns über die sehr netten Malaysier die uns immer wieder gute Wünsche und Grüße zurufen „have a nice day“, „be careful“, „Germany is a good country“,….

 

Und zum Abschluß noch was in anderer Sache:

Wieso habt ihr so wenige Fotos wo ihr Beide zusammen drauf seid?
In einigen Ländern, auch hier in Malaysia, wollten wir uns Beide vor einem Gebäude oder einer Landschaft fotografieren lassen. Wir fragten daher eine Person die in der Nähe stand, ob sie das für uns tun könnte. Ohne zu zögern stellte sich daraufhin der Angesprochene wie selbstverständlich neben Agnès – es waren immer nur Männer die wir fragten – um sich mit ihr fotografieren zu lassen!!:-) Wir zogen es natürlich dann so durch….

How did you find my shop??
fragte uns die malaysische Verkäuferin als wir bei ihr eine Wasserflasche in ihrem kleinen Laden in der Pampa kurz nach Kuala Lumpur kauften.
Ähhhmm — so spontan fiel uns da nichts ein…..:-)

Fotos zu Malaysia:

01_malaysia_waran

Bild 1 von 75

Thailand 2014

Thailand – „easy living“

Wieso überhaupt „easy living“?? – eine kurze Aufzählung dazu:
Trotz Regenzeit bisher super Wetter, schöne Strände und sauberes Meer, gutes leckeres Essen, Eiswürfel die man verträgt, eine ganz Thailand umspannende Supermarktkette namens „7-eleven“ wo man Eiskaffee, Eisschoko, Eiswürfel, überhaupt Eis, Yogurt, heißen Kaffee und Suppe sowie Kaltgetränke für den Abend zu vernünftigen Preisen usw. bekommen kann. Soooo nun aber zu Thailand selbst…..

Thailand_ nach Prachuap Khiri Khan

An der Grenze Laos zahlen wir eine Sonntags“auscheck Gebühr“, passieren die laotische Seite am 27. Juli 2014 und kommen nach einem kurzen Zeitsprung am 27. Juli 2557 in Thailand an. Linksverkehr! Dies ist aber kein Problem, da die gute Straße in jede Richtung zweispurig ausgebaut ist, mit breitem Seitenstreifen für unsere Räder.
Von hier aus trennen uns noch ca. 1.600 km bis zum Treff mit unseren Kindern.

Sofort fällt auf, dass wir uns in einem wesentlich reicheren Land bewegen. Gut ausgebaute Straßen, dafür viel mehr Verkehr, aber dies ohne Gehupe. Was für eine Wohltat gegenüber China und Vietnam. Pfahlbauten gibt es auf dieser Strecke leider keine mehr.

Die Königsfamilie präsentiert sich am laufenden Band auf mannshohen Fotos, golden umrahmt. Meist stehen sie vor öffentlichen Gebäuden oder Fabriken mit parkähnlichen noblen Vorgärten. Der 12. August ist ein Feiertag in Thailand, denn Queen Sirikit hat Geburtstag. Sie wird wohl 82 Jahre alt, schaut jedoch auf den Postern gut 30 Jahre jünger aus. Gute Fotoarbeit!

Thailand_Koenig

Wir radeln bei Gegenwind Richtung Westen, viele kleine und größere Tempelkomplexe säumen unseren Weg. Desöfteren taucht wie aus dem Nichts ein übergroßer goldener Buddha auf. Für uns die Einladung für eine Pause in Ruhe und schöner Atmosphäre.

Wegen der schwülen Hitze (es hat täglich ca. 35 Grad im Schatten) legen wir mehrmals am Tag einen Getränkestopp ein und treffen auf sehr interessierte Thais, Da sie meist ein wenig Englisch sprechen haben wir unseren Spass mit ihnen.
Ab und zu treffen wir auf Ladyboys, das sogenannte 3. Geschlecht in Thailand. Eine Ladyboy-Bedienung begrüßt Martin gleich mit den Worten „Hi honey!!“.

Bei Nang Rong legen wir einen kleinen Stopp im Guesthouse California ein und lernen eine nette Franzosenfamilie kennen, die auch mit ihren Rädern in Thailand unterwegs ist. Ihre beiden Kinder radeln dieses Jahr zum ersten Mal mit eigenen Fahrrädern.

Im Umkreis von Nang Rong besuchen wir zwei sehr schöne Tempelanlagen im Khmer Stil. Diese 1.000 Jahre alten Tempel liegen auf einer Achse mit Angkor Wat.

Der Phnom Rung ist eines der beeindruckendsten Baudenkmäler der Khmer in Thailand. Die Gegend war zwischen dem frühen 9. Jahrhundert und dem 13. Jahrhundert ein von Angkor weitgehend unabhängiges Fürstentum der Dynastie Mahidharapura.
Die in 381 Metern Höhe liegende Tempelanlage symbolisiert die Wohnstätte Shivas auf dem heiligen Berg Krailasa (Kailash). Sehr schön sind die sorgfältig ausgeführten Steinmetzarbeiten über den Toren mit Darstellungen aus dem Ramayana oder von Shiva.

Thailand_Nang Rong_Phnom Rung

Der Prasat Muang Tam bezaubert uns mit abgebildeten Szenen aus der hinduistischen Mythologie, sowie Darstellungen von Blumen und Blattwerk. Nach einem 700 Jährigen Dornröschenschlaf wurde er vor 100 Jahren neu entdeckt und 1997 dem Publikum zugänglich gemacht.

Zügig radeln wir weiter, zu unserem nächsten Ziel – Ayutthaya. Ayutthaya war früher Hauptstadt des siamesischen Königreichs Ayutthaya und im 18. Jahrhundert die Metropole Südostasiens. Die Stadt ist völlig von Flüssen umgeben. Eine Insel, die von einigen Khlong (Kanälen) durchzogen wird. Hier gibt es sehr viele Tempel vom 14. bis 16. Jahrhundert anzuschauen, dementsprechend halten sich auch viele Touristen, „backpacker“ in der Stadt auf. Die meisten tummeln sich in den Restaurants und Gästehäusern um „Tony’s Place Beds & Breakfast“ in der Nareasuan road. Da dies überhaupt nicht unser Fall ist, beziehen wir etwas abseits das Gästehaus „Old Place“, das in genialer Lage an einem der Hauptkhlongs liegt. Hier können wir von der Terrasse aus beim Abendessen den Schiffsverkehr beobachten. Schlepper ziehen bis zu drei aneinander gekettete Frachter durch den Kanal, eine Fähre kreuzt vom rechten zum linken Ufer und wieder zurück, gleichzeitig rast ein Motorboot vorbei und am Rand des Kanals steht ein Fischer in seinem kleinen Boot und angelt. Wasserpflanzen treiben morgens nach rechts und abends wieder zurück.

Thailand_Ayuttaya_Wat Phra Mahathat

Zwei Tage lang radeln wir durch Ayutthaya und die Umgebung, besuchen dabei viele Tempelanlagen.
Hier kaufen wir auch gute Straßenkarten, so dass wir ab hier die kleinen Seitenstraßen nehmen können. Bangkok, die Stadt die wir schon kennen, wollen wir möglichst in großem Bogen umfahren.

So kommt es denn auch, dass wir auf den kleinen Seitenstraßen viele Begegnungen haben:

– Täglich sehen wir von Autos überfahrene Schlangen in allen Größen und Farben. Silbrige, manche mit Streifen, ockerfarbene, giftgrüne Schlangen. Es sind so viele, dass Martin anfängt pro Kilometer die toten Schlangen, die auf dem Seitenstreifen liegen, zu zählen. Pro Kilometer kommen da oft 5 bis 10 Schlangen zusammen! Eigentlich ganz gut, dass wir nur 2 lebende Schlangen sehen. Eine Wasserschlange in einem Reisfeld und eine Schlange die die Straße überquert. In der Nähe unserer Hütte wurde vor kurzem eine Kobra gesehen. Aber auch andere Giftschlangen wirken wohl in 10 Minuten tödlich.

– Wir sehen ein halbes Dutzend große Bindenwarane. Es ist toll diese Tiere, die einen an Jurassic Parc erinnern, in der Natur zu beobachten. Einmal sind wir nur 3 Meter von einem Waran entfernt und er hat uns noch nicht gewittert. Dann sieht er uns und er flüchtet in einen Khlong, wo er abtaucht und ein paar Meter weiter an die Oberfläche kommt. Da schwimmt er locker davon. Es sieht so leicht und elegant aus.

– An einem Mittag, beobachten wir gelbe Webervögel mit schwarzen Köpfen, die in Nester fliegen, die sie in Filigranarbeit an die Bäume gehängt haben. Wir dachten, dass es solche Nester in Kürbisform nur in Afrika gibt.

 

Eisvögel, Störche, Kormorane und viele andere bunte Arten sehen wir fast täglich.

– Schmetterlinge haben manchmal die Größe einer Buchseite. Oft sind sie dunkelblau. Leider sehen wir fast soviele tote Schmetterlinge wie Schlangen. Wir trafen einen französischen Jungen, der die Flügel solcher von Autos gekillter Schmetterlinge sammelt. Er hat bereits ca. 300 verschiedene Arten gesammelt.

– Auf unserem Seitenstreifen liegt ein totes kleines Krokodil. Wo sind wohl Mama- und Papakrokodil? Wir radeln weiter.

– Wir sehen Streifenhörnchen und andere Hörnchenarten, die in den Bäumen klettern oder über die Stromleitungen balancieren.

– bei Prachuap Khiri Khan radeln wir durch einen Nationalpark und sehen zum ersten Mal Affen die Maskengesichter haben. Sie starren uns unbeweglich an. Es sind Brillenlanguren, eine Primatenart die hier in Gruppen in den Wäldern leben.

Geckos sind unsere abendlichen Freunde. Es ist schon toll zu sehen, wie sie die Moskitos und kleinen Fliegen dezimieren. Oft sitzen mehrere in Lampen. Überhaupt lachen diese Geckos ziemlich laut. Ab und zu hörten wir tiefe Basstöne und schauten nach dem Verursacher. Da trafen wir auf Oma- und Opa-Gecko in Übergröße, die einen wenn man sie ärgert sogar anzischen.

Thailand_Nang-Rong-Guesthouse_Gecko

 

Doch wir haben auch menschliche, nicht ganz alltägliche Begegnungen auf dieser Strecke:

– wir treffen den jungen Holländer Tiem, der seit 2 Jahren durch die Welt radelt und gerade in Thailand sein Denguefieber auskuriert. Er will auch im Winter auf Bali sein. Mal sehen ob sich unsere Wege nochmals kreuzen.

– bei A. Pathio, am Strand, liegt ein älterer Schwede auf dem Balkon seiner 2,50 x 2,50 m großen Bambushütte. Als wir auch eine Bambushütte beziehen, erfahren wir, dass er seit einem Jahr auf dem Balkon hier liegt. Er war wohl sein Leben lang in der Welt unterwegs. Nun hat er sich hier niedergelassen und sich gleich 2 Motorroller, einer mit Seitenwagen und einer mit 120 kg Anhänger, angeschafft. Er hat 3 große Gasflaschen und Küchenutensilien mit denen man ein Restaurant ausstatten könnte. Jedoch sein Problem: Er weiß nicht wie er mit 2 Motorrollern hier wieder wegkommen soll. Auf Martins Frage, ob er denn nicht einen verkaufen will, reagiert er etwas entrüstet mit den Worten „I’m no businessman. I never made business“.—Ok.

– in der Nähe von Chumphon kommt uns ein Skifahrer auf Rollen im Kokoswald entgegen. Eine Fata Morgana?? Eine Stunde später treffen wir Kalle im Cafe „Pirates“, in der Thung Wua Lan Bay, bei einem Bier und erfahren, dass er als Norweger seit Jahren in Thailand mit seinen Rollerski fährt. 2012 hatte er ein Projekt: mit den Skiern von Chiang Rai im Norden nach Bangkok auf dem Highway unter dauernder Polizeieskorte. Dafür wurden Spendengelder für eine Schule in Chiang Rai gesammelt.
Das nächste Abenteuer soll eine Kanufahrt den Mekong hinunter sein, wobei es einige Wasserfälle zu überwinden gibt.

Seit wir südlich von Bangkok an der Ostküste entlang radeln sehen wir immer wieder sehr schöne palmenbewachsene Buchten. Alle Straßen, auch die kleinen, sind in Thailand super befahrbar und es macht richtig Spass.

Thailand_ Prachuap Khiri Khan

Wir verweilen einige Tage in der Bucht Thung Wua Lan Bay, wo wir ein kleines Häuschen bezogen haben. Von der Terrasse zum Strand ins Wasser – 45 Sekunden!!
Hier erwarten wir mit Spannung Samantha und Nora mit David!

Thailand_Thung Wua Lan Bay

Wir erkunden per Rad die Gegend um Sapli und die Thung Wua Lan Bay. Bis heute, 19. August, sind wir 15.000 km geradelt!

Thung Wua Lan Bay

Alles klappt wie am Schnürchen! Am 21. und 26. August trifft unser sehnlichst erwarteter Besuch ein. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl seine Kinder nach über einem Jahr wieder in den Armen zu halten und wir genießen jeden Augenblick: gemeinsames schwimmen im 29 Grad warmen Wasser, lecker Essen gehen, abends ein kühles Archa-Bier am Strand trinken, Billard spielen, den bunten Markt in Sapli besuchen…

Thailand_Thung Wua Lan

Doch die Zeit verrinnt und nach einer wunderschönen Woche ist es Zeit sich zu verabschieden. Nora und David wollen Thailand erkunden und einen Tauchkurs machen. Beide machen sich mit ihren Rucksäcken zielstrebig auf den Weg. Wenig später reist Samantha ab, denn sie möchte ein paar schöne Tage in einem Yoga-Resort verbringen.

Auch wir radeln deshalb am 1. September in Richtung Westen weiter. Dort wollen wir Annalena mit ihrer Freundin Anne und Samantha auf der Insel Kho Phayam treffen. Die Überquerung zur Ostküste in Richtung Ranong ist sehr schön. Wir sehen viele Palmenwälder, Kautschukplantagen und machen einen Abstecher zu dem Wasserfall Chum Saeng, wo wir uns erfrischen können. Dieser bahnt sich seinen Weg mitten durch den Dschungel und kommt über etliche Kaskaden schließlich bei uns unten im Bassin an.

Thailand_Chum Saeng Wasserfall

Wir beobachten wie Kokosnüsse auf einfache Weise geerntet werden. Ein dressierter Affe wird an einer langen Leine von seinem „Herrchen“ auf die Palme geschickt. Oben angekommen dreht der Affe die Kokosnüsse solange bis sie herabfallen.

Kurz vor Kraburi radeln wir am Fluss Kra entlang. Hier trennt uns nur der Fluss zu Myanmar. Wir schauen hinüber und staunen über das wild aussehende Ufer, das mit Palmen bis in den braunen Fluss hinein bewachsen ist. Wir passieren die Stelle, an der Thailand nur 50 Kilometer breit ist. Hier am Kra Isthmus könnte, so ein Hinweisschild, in den nächsten Jahren ein Kanal zwischen dem Andaman Meer im Westen und dem Golf von Thailand im Osten entstehen.

Auch am Pier von Kraburi sehen wir hinüber auf Myanmar und stellen fest, dass hier ein reger Bootsverkehr zwischen den beiden Staaten stattfindet. Für die Birmanen ist es mittlerweile einfach nach Thailand zu kommen und hier zu arbeiten.

Thailand_ Kraburi_Pier

Einen weiteren Wasserfall, der uns zum Baden einläd, finden wir kurz nach Kraburi. Dank der Nebensaison sind wir die einzigen Gäste.
In Ranong treffen wir wieder Samantha, die ihren Yoga- und Kochkurs voller Begeisterung beendet hat. Die Fähre bringt uns Drei und unsere Räder bei schönstem Sonnenschein auf die paradiesische Insel Koh Payam, wo wir im Resort Goldkey mehrere Bungalows belegen und reservieren. Hier erwarten wir mit Hochspannung Annalena und ihre Freundin, die am 8. September ankommen. Es lässt sich kaum in Worte fassen, wie schön es ist wieder zusammen zu sein.

Thailand_Koh Payam

Ein Überraschungsgast hat sich vor ein paar Tagen ebenfalls angekündigt. Unser Freund Klemens aus Herrenberg und Lung kommen angereist und sie beziehen den Bungalow gleich neben uns.
So sind wir auf der Insel eine prima Gruppe und die Zeit verrinnt wie im Flug. Wir machen einige Spaziergänge durch die autofreie Insel, besuchen verschiedene Strände, Mangrovenwälder, genießen das leckere Essen und baden jeden Tag, obwohl es immer wieder auch heftig regnet. Deshalb ist hier die Natur so üppig! Regenwald mit Affen, Hornbill Vögel mit ihren seltsam geformten großen Schnäbeln, dazu die tropische Musik vieler Insekten.
Annalena und Anne, beide das erste Mal in Thailand, haben noch viel vor und nach 4 gemeinsamen sehr schönen Tagen gilt es am Pier von Koh Payam Abschied zu nehmen. Auch Samanthas Rückflug nach Deutschland steht vor der Tür und wir winken der entschwindenden Fähre nach, bis sie im Dunst verschwimmt.

Wir bleiben noch ein paar Tage auf der Insel, bevor wir zu Viert abreisen. In größter Hitze radeln wir weiter nach Khao Lak, einem touristischen Ort mit schönen Stränden. Dort treffen wir Klemens und Lung im Happy Lagoon Resort. Nun ist wieder mal Urlaub vom Urlaub angesagt.  

Thailand_Bangsak Beach

Am 25. September jedoch wollen wir weiter und wir packen nach einer schönen gemeinsamen Zeit unsere Taschen. Uns zieht es Richtung Süden, Klemens nach Norden. Noch können wir bis 24. Oktober in Thailand bleiben. In Ranong haben wir unser Visa unproblematisch um einen Monat verlängern können.

Wir verlassen die Küstenstraße und radeln über einen Bergzug in Richtung Krabi. Vor uns tut sich eine bizarre Karstlandschaft auf. Steile Berge, die wie aus dem Nichts senkrecht aufragen, beherrschen das Straßenbild. Krabi, ein schöner Ort mit vielen
Märkten am Fluss gelegen, ist Ausgangspunkt für etliche touristische Attraktionen – James Bond Fels, Canoeing, Tempel,
Wasserfälle, Schnorcheln – , dementsprechend treffen wir auch viele Touristen. Doch dafür stimmt die Infrastruktur. Wir bekommen leckere Pancakes, Curries und Shakes. Kurzentschlossen buchen wir noch die 4-Inseltour und genießen einen sehr schönen Tag auf einem Longtailboat, welches uns von Insel zu Insel schippert.

Thailand_4 Islands Tour

Wir können schnorcheln und die Unterwasserwelt mit vielen bunten Fischen, ja ganzen Schwärmen, eine Seeschlange, Muscheln und Korallen, begeistern uns. Das Wasser ist klar und wir können gut 4 bis 5 Meter in die Tiefe sehen.
Beim Blick in die Tiefe sehen wir die vielen Touristen nicht, die ähnliche Touren gebucht haben. Es ist schon sehr viel los, dabei ist noch Nebensaison.

Seit dem 24. September werden wir immer wieder mit dem „Vegetarischen Festival“ konfrontiert. Wir sehen fahrende Umzüge mit Musik, Tempeln auf Pritschenwagen und in Trance versetzte Gläubige, die sich die Wangen mit dicken Eisenstangen durchbohrt haben. Einen Höhepunkt erleben wir zufällig in Krabi, als sich hunderte Gläubige auf der Straße selbst verletzen. Wir mögen  dieses blutige Spektakel, in das wir zufällig gerieten nicht, doch wer sich ein Bild davon machen möchte kann den folgenden
Link ansteuern.
http://www.krabi-magazine.com/announcements/vegetarian-festival-celebrations-in-krabi

Ende September nehmen wir ein Longtailboot zur Insel Koh Pu (oder auch Koh Yum genannt) und balancieren unsere Räder über einen schmalen Steg glücklich in das Boot hinein.

Thailand_Boat nach koh Yum

Die Insel ist sehr bergig, grün und hat einige schöne Strände. Es ist immer
noch Nebensaison, so dass viele Anlagen/Resorts und Restaurants geschlossen sind. Wir kommen im Golden Pearl, in einem kleinen Bungalow zwischen Palmen, gut unter. Im einzigen geöffneten und nächstgelegenen Restaurant, Honk Yok, lassen wir uns von der sympathischen Köchin gerne verwöhnen.

Was nicht so schön ist, das ist der ganze Plastikmüll, der immer wieder in Unmengen an die Strände gespült wird. Er wird dann
von den Thais oder den burmesischen Gastarbeitern schön zusammengekehrt und entweder weggeschafft oder wieder dem Meer überlassen. Ein ewiges Hin und Her.
In den 10 Tagen die wir auf der Insel verbringen erleben wir tagelang anhaltende heftige Stürme und Regengüsse, doch mit dem Vollmond kommt der Wetterwechsel. Zeit für uns weiter zu ziehen.
Kleine schattigen Straßen, mit vielen Palmöl– und Kautschukplantagen, bringen uns nach Pak Meng Beach.
Hier gibt es nur die thailändischen Urlauber oder Wochenendausflügler aus Trang. Einfache Imbissstände und Essbuden beherrschen das Bild, so dass wir uns gut und sehr günstig verpflegen können. Wir gehen schwimmen, doch Agnès macht mit einer Qualle Bekanntschaft. Ihr Arm wird mit Limone behandelt und verheilt sehr schnell. Sie ist nochmals glimpflich davon gekommen, denn unterwegs haben wir gesehen, wie qualvoll so eine Berührung sein kann.  
Erst diesen Sommer gab es auf Koh Tao einen Todesfall wegen Würfelquallen, die vor allem in Australien  vorkommen. 

Neben unserem Bungalow mietet sich eine sympatische Italienerin ein und wir verbringen eine schöne Zeit zusammen.

Langsam nähern wir uns der malaysischen Grenze und die Bevölkerung vermischt sich. Oft sehen wir am gleichen Tisch Buddhisten und Moslems zusammen essen. Manchmal ergibt sich ein eigenartiges Bild – Frauen in Shorts, daneben Frauen mit Kopftuch und bedeckter Bekleidung, daneben Kathoeys.

Nach Trang besichtigen wir den Penisular Botanic Garden mit seinem „Canopy Walkway“. Dies ist ein Weg über den Baumkronen mit super Sicht über den Dschungel. Dann führt der Weg wieder nach unten, durch Sumpfgelände mit fleischfressenden Pflanzen, Orchideen und majestätisch wirkenden Bäumen.

Thailand_bei Trang_Botanic Garden

Bei La Ngu machen wir noch einen Abstecher ans Meer. Von hier aus nehmen wir die Straße nach Osten, über Berge mit Baumriesen und bizarren Kalksteinfelsen.

Die Grenze zu Malaysia passieren wir bei Wang Prachan. Hier liegt auf thailändischer Seite der gut besuchte Grenzbasar mit
seinen Klamotten, alkoholischen Getränken und Souvenirs.

Es ist unsere 24. Grenze und wir fragen uns wieviele Stunden wir schon an Grenzen verbracht haben….
Doch fest steht, dass wir es jedes Mal unheimlich spannend finden Neuland zu betreten.

Fotos zu Thailand:

01_thailand_bus

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Kirgistan 2014

Kirgistan – Land der Pferde, Jurten und Berge

Die Fahrradsaison ist wieder eröffnet!! Am Samstag, den 29. März holen wir unsere Fahrräder ab und machen uns auf eine dreitägige Tour auf, zum Ala Archa Nationalpark. Schnell merken wir, dass der Fahrradladen Gergert in Bishkek gute Arbeit geleistet hat, denn unsere Schaltung funktioniert wieder einwandfrei und ein „Achter“ am Vorderrad wurde behoben. Und das alles für nur 10 Euro pro Fahrrad.
Nur, was ist mit uns los? Genauso schnell merken wir, dass unsere Kondition während unserer Winterpause in Indien und Nepal stark gelitten hat. Teilweise schieben wir sogar unsere Räder — und das mit halbem Gepäck. Ok, wir radeln von Bishkek bei 800 m Höhe, 40 km ständig leicht und später steiler bergauf, bis wir auf 2.100 m ankommen.

Ala Archa Park

Doch dafür werden wir mit super guter Sicht und Sonne, mit Temperaturen bis zu 25 Grad, belohnt. Schon vor der Einfahrt in den Park, sehen wir eine gigantische Bergkulisse im Hintergrund, im Vordergrund grasen Pferde in der Steppe.

Wir sind froh, dass wir wieder in schöner Natur zelten können und wir genießen jedes Picknick mit Blick auf die Berge.
Im Park sprudeln Quellen, Trinkwasser direkt aus Mutter Erde.

Der Ala Archa Park umfasst 200 Quadratkilometer und liegt auf einer Höhe zwischen 1.500 Meter bis 4.895 Meter. Er bietet 20 Gletscher und 50 Gipfel, die man besteigen könnte.

Ala Archa Park

Wir machen zwei schöne Wanderungen und haben das Glück etliche Murmeltiere aus nächster Nähe beobachten zu können.

Am 2.4.14 können wir unser Chinavisa abholen und wir sagen „Tschüss“ zu Bishkek. Mit Angie waren wir abends zuvor nochmals lecker essen und der Abschied fällt uns allen nicht ganz leicht.

Fotos zum Nationalpark Ala Archa:

02_kirgistan_ala-archa-park

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weiter Richtung Ysyk-Köl See:

Wir fahren zunächst auf Feldwegen Richtung Südost, da wir der deutschen Enklave Rotfront einen Besuch abstatten möchten. Doch leider vertun wir uns und verpassen das Dorf. Wir fahren auf der Hauptstraße A363, einer guten breiten Straße, weiter Richtung Ysyk-Köl See. Kurz vor dem See ist noch ein Pass zu meistern. Danach sehen wir bizarre Felsformationen und im Tal goldenfarbenes Schilf an einem klaren Bach. Die Temperatur ist rapide gesunken, wir haben mindestens 10 Grad weniger wie noch vor ein paar Tagen und es weht ein kalter Wind.

vor Balykcy

Nach 3 Tagen sehen wir den zweithöchsten Bergsee der Welt auf 1.607m Höhe. Abends bekommen wir, wenn wir das Zelt aufbauen, öfters Besuch von Schäfern, die an uns interessiert sind.
Der Name Ysyk-Köl bedeutet warmer See. Dies beruht darauf, dass er leicht salzig ist und nicht gefriert. Doch trotzdem ist er für uns eisig kalt. Er ist 6.236 m2 groß und bis zu 658 m tief.

Yssyk Koel_vor Tamga

Das erste Drittel des Sees finden wir nicht so schön und sind ein wenig enttäuscht, denn die Straße verläuft weit abseits und eingezäunte Weiden verhindern den direkten Zugang. Aber dann, ab Bokonbaev führt die Straße dichter am See entlang und wir staunen über die Farbenpracht des Sees. Von türkisblau zu hellblau, im Hintergrund schneebedeckte Bergkämme und im Vordergrund rötlicher Strand mit teilweise großen Kieselsteinen. Und das Wasser ist glasklar!

Es bleibt zwar kühl, doch der Frühling zeigt sich. Mandelbäume knospen und zeigen erste Blüten, gelbe Sträucher locken Insekten an.

In Tamga gönnen wir uns wieder einmal ein Zimmer, und kommen bei dem Bergsteigerehepaar Sascha und Lyubov unter. Die Beiden haben schon drei 7.000er bestiegen und sind kurz davor die russische Auszeichnung des Schnee-Leoparden zu bekommen.
(diese erhält man nach der Besteigung von Mt. Communism 7.495m, Mt. Kopjenevskoi 7.105m, Mt. Lenin 7.134m und Mt. Pobedy 7.439m)
Leider sind die Beiden davon überzeugt, dass derzeit noch zuviel Schnee in den Bergen liegt und es nicht möglich sein wird  diese vor dem Sommer mit dem Rad, auf einer Route wie wir sie gerne hätten, zu überqueren. Von offizieller Seite wird uns das Gleiche bestätigt. Dieses Jahr liegt einfach noch zuviel Schnee.

Zunächst wollen wir verschiedene Sehenswürdigkeiten anradeln. So machen wir einen Abstecher in die Schlucht Zety Oguz. Die 16 km bergauf lohnen sich, denn wir erreichen gigantische rote Sandsteinformationen. Auch das Wetter stimmt und wir werden mit blauem Himmel beschenkt.

Yssyk Koel_Jeti Oguz

Als nächstes radeln wir durch die größere Stadt Karakol und steuern die heißen Quellen Ak-Suu in den Bergen an. Nach einer schönen Wanderung am Gebirgsbach entlang gönnen wir uns ein heißes Bad in der etwas altmodisch wirkenden Badeanstalt, die von den Kirgisen rege besucht wird. Das 37 bis 40 Grad heiße Wasser tut uns sehr gut und wir haben den Eindruck dass da noch der Dreck von Indien weggespült wird.

Yssyk Koel_Ak Suu

Eine Wanderung nach Arasan brechen wir leider ab, da das Wetter sehr schnell umschlägt. Kalter Nieselregen und Nebel zwingen uns umzudrehen.

Ein weiterer Ausflug führt uns 20 km hoch in die Berge zu dem gefrorenen Wasserfall nach Barskoon. Eine sehr schöne Gegend mit vielen Nadelbäumen und tollem Panorama auf die schneebedeckten 5.000er. Doch leider sind auf dieser Strecke auch viele Großlaster unterwegs, denn in den Bergen soll es eine Goldmine geben. Zweimal fahren wir in einem Graupelschauer und in der Nacht wird unser Trinkwasser, bei 2.500m Höhe, mal wieder zu Eis.

So sehnen wir uns zurück an den Ysyk-Köl See mit seinem Mikroklima. Dort weht zwar ein kalter Wind, aber es ist sonnig und gleich 10 Grad wärmer als in den Bergen. Wir entspannen am See und beobachten die verschiedenen Farben die der See im Laufe eines Tages fabriziert. Hier sehen wir bislang auch die schönsten Sonnenuntergänge unserer Reise, von goldfarben zu violett,
manchmal absolut unwirklich.

Fotos zu den Ausflügen um den See herum:

01_kirgistan_bei-rotfront_schlange

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Seit wir in Kirgstan sind, treffen wir täglich frei laufende Pferdeherden, oft mit herumtollenden Fohlen, viele Schäfer- und Kuhhirten „Cowboys“ und Kinder auf Eseln oder Pferden. Das Reiten wird schon von den Kleinsten ohne Sattel, nur mit einer Decke auf dem Pferderücken erlernt. Es sieht so einfach aus!

Bedingt durch den hohen Schneefall dieses Jahr wählen wir für unsere Weiterfahrt die Route Uttuk am Ysyk-Köl See über Koshkor nach Naryn, anstatt über den Tong Pass zu fahren. Dort liegt noch ca. 1 Meter Schnee auf der Fahrbahn.
Kurz nach dem Ysyk-Köl See grast eine Herde Kamele am Wegrand. Sie sind nicht scheu und sie mustern uns neugierig.

Die Strecke, vorbei an einem türkisblauen See, umrahmt mit kahlem Vulkangestein, roten-eisenhaltigen Bergwänden und im Hintergrund Schneeberge ist wunderschön.

Yssyk Koel

Wir werden auf dieser schönen Strecke mehrmals von Kirgisen zum Tee mit Gebäck eingeladen. Einmal dürfen wir auch das kirgisische Getränk „Jarma“ testen – vergorene Getreidemilch. War gar nicht sooo schlimm.

Vor Naryn ist der Dolon Pass mit seinen 3.030 m zu bewältigen. Beim Anstieg sinkt die Temperatur in kurzer Zeit von 16 Grad auf 4 Grad. Dazu kommt ein kleiner Schneesturm, die asphaltierte löchrige Straße wird in diesem Moment zu einer Schotterpiste und wird von vielen chinesischen Lkw-Fahrern frequentiert. Doch trotz der widrigen Umstände kommen wir oben an und sind froh es geschafft zu haben. Es war unser erster Pass über 3.000 m.

Dolon Pass

Auch bergab ist die Straße „grottenschlecht“ und fordert viel Konzentration. Am Spätnachmittag ziehen nochmals dunkle Wolken auf und wir flüchten uns vor dem Schneesturm in unser Zelt.

vor Naryn

Naryn liegt schön zwischen roten Bergen am gleichnamigen türkisfarbenen Naryn-Fluss, dem größten Fluss Kirgistans. Wir machen einen Ausflug mit dem Taxi nach Ak Bashy, wo am Ostersonntag ein großer Viehmarkt stattfindet.

Leider erfahren wir in Naryn, dass wir für die Grenzpassage über den Torugart Pass nach China neuerdings sehr hohe Transportgebühren bezahlen müssen. Es ist nicht möglich einfach mit dem Fahrrad einzureisen. Die Chinesen verlangen den Transport mit einem Taxi bis Kashgar. Für diese 150 km wollen sie von uns 460 US Dollar (130 pro Person und 100 pro Rad). Selbst die Arbeiterin beim Touristenbüro CBT ist entsetzt, denn diese erhöhten Preise sind neu.
Nicht mit uns! Wir entscheiden uns für eine andere, die einzige noch mögliche Strecke, um nach China per Fahrrad zu kommen.
Wir wollen zurück nach Kochkor und von dort die Straße nach Westen bis Toktogul nehmen. Dann planen wir weiter über Jalal Abad, nach Osh über Sary Tash bis China zu kommen. Ein gewaltiger Umweg, doch noch haben wir Zeit.

Kurz nach Kochkor erwischt uns ein Sandsturm und heftiger Seitenwind, der uns fast von der Straße fegt. Wir kommen nicht mehr voran und wir flüchten uns bereits nach 15 km Tagesetappe in ein zerfallenes Lehmhaus, das uns etwas Schutz bietet. Trotz allem ist unser Zeltinventar nach ein paar Minuten völlig verstaubt.
Am nächsten Tag geht es dafür zügig weiter Richtung Caek und wir passieren den Kyz-Art Pass (2.664m) bei schönem Sonnenschein.

Kyzart Pass

Die Abfahrt gestaltet sich ein wenig abenteuerlich, denn der Belag ist oft sandig und Martin stürzt auf dem weichen Seitenstreifen. Nochmals Glück gehabt! Es gab nur leichte Prellungen.
Nach dem Pass ändert sich die Landschaft, plötzlich ist alles grün und der Frühling ist da. Wir zelten auf einer Hochebene und bekommen Besuch von einer Stute mit neugeborenem Fohlen, das noch ganz wackelig auf den dünnen Beinen steht. Die Beiden schlafen direkt hinter unserem Zelt.

Die Fahrt durch das Tal mit wenig Verkehr, umrahmt von Schneebergen erweist sich als Highlight, doch die absolute Krönung ist die holprige Fahrt entlang des Kökömeren Flusses. 90 km Schotter- und Sandpiste, am Wildwasserfluss entlang, mit tollstem Blick auf bizarre Felsen und bunte Berge. Wir haben zwar nur eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 9 km/h doch diese Strecke ist ein Muss!

Kirgistan_am Koekoemeren

Kurz vor Suusamyr begegnen wir 6 Landrover mit deutscher Besatzung, die wir schon 3 Tage zuvor in Naryn getroffen haben. Auch sie reisen auf den schönsten Strecken unter dem Motto http://www.landrover-experience.de/seidenstrasse.html
Sie halten an, es wird getratscht und es werden Fotos geschossen. Sehr nett.

Noch am selben Tag, treffen wir vor der Einmündung in die M41 auf 3 deutsche junge Touristen, die mit ihren Tourenskiern in Kirgistan Urlaub machen. Sie sind ganz begeistert vom Land und es findet ein weiteres Fotoshooting statt. http://www.scharfelinse.com/
Doch außer diesen wenigen Touristen haben wir hauptsächlich Kontakt mit Kirgisen, die uns immer wieder beim zelten besuchen, die uns in den Dörfern die Hände schütteln oder uns ein freundliches Hallo zurufen. Kinder sind meistens völlig aus dem Häuschen wenn sie uns sehen, es wird gerufen oder mit dem einfachen Kinderfahrrad neben uns hergeradelt.

Nach über 100 km Schotterpiste zelten wir nochmals kurz bevor wir auf die Hauptstraße M41 kommen auf einer Weide und entdecken eine Vielfalt von kleinen wilden Orchideen.

Orchideen

Es ist ein wenig stürmig und nachts gefriert es. Das Wetter, bis heute super gut, schlägt um. Auf der Hauptstraße Richtung Ala Bel Pass schneit es und die Temperaturen sinken wieder bis auf 7 Grad. Gestern ((25.4.2014) hatten wir noch 25 Grad! Was unsere Körper und unsere Ausrüstung da mitmachen….

Kirgistan_M41 vor Otmok

Da wo im Frühjahr/Sommer Jurten stehen, liegt derzeit noch viel Schnee. Keine Bauern, keine Weidetiere, nur die Asphaltstraße die sich durch die Schneelandschaft windet und Berge die im Nebel liegen. Gut, dass wir direkt vor dem Pass in einem neuen Hotel ein warmes Zimmer finden, denn es schneit und schneit.
Da es am nächsten Morgen immer noch schneit fragen wir einen Lkw-Fahrer ob der Pass mit Rädern zu befahren ist. Unser Wirt meinte nämlich, dass auf der Straße oben Schnee liegen würde. Der Lkw-Fahrer sagt das Gegenteil. Er zeigt mit dem Daumen nach oben. Wem sollen wir glauben? Wir wollen es versuchen. Gegen 11.00 Uhr machen wir uns bei leichtem Schneefall und Nebel auf den Weg. Die Sicht wird immer schlechter und die Berge sehen wir so gut wie nicht. Alles ist weiß in weiß, doch die Straße ist frei. Wir haben uns auf 30 km Kampf eingestellt und sieh da, nach 18 km haben wir den Pass geschafft.

Ala Bel Pass

Die Freude ist groß! Doch diese ist schnell verflogen, denn auf der anderen Passseite begleitet uns ein eisiger Gegenwind. Nach 20 km Abfahrt kommt uns jedoch der Frühling entgegen. Plötzlich ist alles grün und die Bäume blühen. Alles ist in voller Blüte. Wir freuen uns darauf unser Zelt am Fluss im Grünen aufzuschlagen.

Am nächsten Tag regnet es und wir nehmen uns ein Zimmer in Toktogul, besuchen den Bazar und den schönen Park.

Wir radeln am Toktogul See entlang und nennen diese Strecke später die „12 Prozent hoch und runter Strecke“. Die Natur ist gigantisch und erinnert uns an den Film Herr der Ringe. Verschiedene Bergketten, in allerlei Farben, reihen sich hintereinander in die Höhe.

Kirgistan_nach Toktogul

Die Fahrt geht weiter auf der 80 km lange Canyonstraße, die sich wie eine Schlange am gestauten Naryn Fluss entlang windet. Auch diese Strecke hat es in sich. Wir sind wieder mit dem „12 Prozent Spiel“ dabei. Als wir abends unser Zelt aufbauen, schaut ein Kirgise vorbei und warnt uns vor einem tückischen Wind, der jeden Abend am Fluss einsetzen soll. Er schlägt uns vor den Zeltplatz zu verlegen. Wir sind zu müde und es wird bald dunkel. Doch in dieser Nacht machen wir kein Auge zu, denn der böige Wind flattert wie verrückt um unser Zelt.

Kirgistan_am Naryn vor Tas Komur

 Bald radeln wir am Stacheldrahtzaun der uzbekischen Grenze entlang. Die Grenze ist nicht sehr spektakulär, wenn man bedenkt, dass noch im Jahr 2010 hier kriegerische Auseinandersetzungen um das sehr fruchtbare Ferganatal stattfanden.
Die Natur ist hier sehr weit fortgeschritten und die kirgisischen Frauen und Kinder beackern das fruchtbare Land, meist in Handarbeit. Auch wir schwitzen, denn das warme Klima sind wir noch nicht gewöhnt.
Gut, dass wir in Jalal-Abad ankommen, denn dort gibt es viele schattige Biergärten mit frisch gezapftem Bier und leckerem Essen.

Wir passieren auf dem Weg nach Osh etliche große Viehherden, die auch auf der Straße unterwegs sind und fühlen uns schon fast wie Cowboys mitten drin. Auch viele Jurten sind mittlerweile aufgebaut oder werden zerlegt in die Berge transportiert.

Fotos von Yssyk Koel bis Osh:

01_kirgistan_bei-kochkor_sandsturm

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Osh ist die zweitgrößte Stadt in Kirgistan und noch ca. 260 Kilometer von der chinesischen Grenze entfernt. Allerdings sind ca. 4500 Höhenmeter zu überwinden.
Nach einem Tag Ruhepause in Osh radeln wir am 6. Mai stetig leicht bergauf, an einem breiten Flussbett entlang. Die Sonne knallt mit über 35 Grad und am Nachmittag zieht ein Gewitter auf, so dass wir das Zelt bereits nach 50 km vorsorglich aufstellen. Wir kochen gerade einen leckeren Eintopf als das Münchnerpaar Uwe und Tina mit ihrem Landcruiser auftauchen. Sie übernachten oberhalb von uns am Hang und wir bewundern ihr super ausgebautes Fahrzeug.

Am nächsten Tag passieren wir recht flott den Cygrok Pass mit 2.383 m. Wir sehen wieder viele Jurten und Pferdeherden.

Kirgistan_Yurten vor Cigrok Pass

Nach dem Pass geht es über 25 km steil bergab. Die Straße zieht sich danach in schöner Canyon-Landschaft dem Gulcha Fluss entlang wieder stetig nach oben. Und Yuhuu: wir hatten es eigentlich seit Nepal schon abgehakt. Doch plötzlich stehen wir vor einer Herde Yaks. Sie haben Nachwuchs und wir halten einen guten Abstand zu ihnen ein. Bald darauf folgt die zweite noch größere Herde.

Kirgistan_ vor Taldyk Pass_Yaks

Nun kommt die größte Herausforderung langsam auf uns zu: der Taldyk Pass mit seinen 3.615 m! Die letzten 20 km sind wirklich der Hammer. Es geht sehr steil in Serpentinen bergauf und wir schieben auch immer mal wieder unsere Räder. Doch das Wetter ist grandios, die Sicht ist super und wir haben an die 20 Grad. Etwas lästig sind die kohletransportierenden Lkws, die uns immer wieder die Luft verpesten. Kurz vor dem Pass schlagen wir nochmals das Zelt auf und blicken beim Frühstück in das Tal und in die uns umgebenden verschneiten Bergketten.
Wir radeln am 9. Mai über den Pass, haben Bilderbuchwetter und fühlen uns zwar ziemlich platt aber auch etwas stolz.
War dies der höchste Pass unserer Reise? Kommentar Agnès: „Hoffentlich! Es waren 500 m zuviel.“

Kirgistan_ Taldyk Pass

Wir erreichen der Bergort Sary Tash, der über 3.000 m Höhe liegt, nehmen uns ein einfaches Zimmer in einem Gästehaus. Die Werbefotos vor dem Haus haben uns etwas mehr erwarten lassen.
Von Sary Tash aus haben wir eine fantastische Sicht auf die Bergkette des Mount Lenin Massivs (Arka Alai) mit Pik Lenin 7.134 m.

Sary Tash ist der vorletzte Ort vor der chinesischen Grenze. Hier gabelt sich der Weg nach Tajikistan mit dem Pamir-Highway (hier gäbe es noch höhere Pässe) und dem Weg den wir nehmen werden, nach Kashgar, die berühmte Stadt an der Seidenstraße.
Da die Grenze an den Wochenenden geschlossen ist, wollen wir am Montag, 12. Mai nach China einreisen.

Über Nacht wurde es wieder kalt und wir warten ab, bis sich der leichte Schneefall legt. Das Wetter hält sich und wir kommen  die ersten 30 km gut voran.

Kirgistan_ Sary Tash

Danach schwanken die Temperaturen zwischen 1 und 7 Grad und es schneit immer mal wieder. Wir gewinnen an Höhe und sind bald auf dem Taun Murun Pass bei 3.526 m angekommen. Hier setzt ein eisig kalter Seitenwind ein und  macht ein Fahren fast unmöglich. Dann geht es bergab – aber nur in der Theorie – denn der Wind wechselt seine Richtung und nimmt Orkanstärke an. Wir schieben bergab! Es ist mit Wind und schlechter Sicht einfach zu gefährlich zu fahren. Außerdem sind unsere Finger trotz dicker Handschuhe so kalt, dass es schwer wäre zu bremsen. Mit jedem Meter den wir gehen nimmt der Wind noch zu und wir suchen Schutz hinter einer Betonleitplanke. Wir wärmen uns hier in der Hocke die Finger. Doch als wir weiterschieben wollen sind unsere Fahrräder total vereist. Eine 2 cm dicke Eisschicht bedeckt die Bremsen, Züge und die Kette. Die Räder sind blockiert. Mit eisigen Fingern Eis kratzen ist wahrlich kein Spass! Doch irgendwie gelingt es uns die Räder und später die Bremsen wieder frei zu bekommen. Auf der verwehten Straße kommen wir dann doch langsam vorwärts.
Wir erreichen 20 km später, total verfroren, einen kirgisischen Grenzcheckpunkt. Die Soldaten winken uns in ihren beheizten Bauwagen hinein und wir können uns am Ofen langsam erwärmen. Sie sind voll nett und da es schon 17 Uhr ist, organisieren sie für uns einen Lkw, der gerade den Checkpoint passiert, um die letzten 15 km bis zur Grenze darin mitzufahren.

Der Ort an der Grenze, Erkestam, besteht im Wesentlichen aus Containern und Bauwägen, in denen Menschen leben und irgendwelchen Geschäften nachgehen. Es gibt noch einen Laden und ein neu eröffnetes Restaurant mit Schlafgelegenheit. Wir sind froh ein beheiztes Zimmer dort zu bekommen, auch wenn alles noch nicht richtig fertig gestellt ist. Wir essen sehr lecker im Restaurant (das kirgisische Gericht Lakhman) und erfahren, dass es heute zum ersten Mal geöffnet ist. Was für ein Glück!
Entlang der Hauptstraße parken die Lkws in einer zweier Reihe und warten wie wir auf die Grenzöffnung am nächsten Tag.

Heute ist Montag der 12. Mai. Wir bekommen ohne Probleme innerhalb von 5 Minuten unsere Ausreisestempel.

Wie wird die Einreise nach China verlaufen? Wir hörten bereits die unterschiedlichsten Geschichten.

Wasser:
Wir passieren auf unserem Weg viele Dörfer. Meist ziehen sie sich kilometerlang an der Hauptstraße entlang. Hier gibt es immer wieder Wasserstellen, an denen die Dorfbewohner große Wasserbehälter auffüllen. Transportiert wird mit Handkarren oder Esel. Fast alle Dörfer haben kein fließendes Wasser in den Häusern. Diese Stellen sind Treffpunkte für Jung und Alt. Selbst die kleinsten Kinder haben kleine Eimerchen zu füllen. Auch wir haben uns hier bedient, aber das Wasser vorsorglich abgekocht.

CBT:
Community Based Tourism. Eine Organisation, die seit dem Jahr 2000 Zimmer an Touristen vermittelt und Touren organisiert. Es wurde ein Netzwerk von 300 kirgisischen Familien aufgebaut. Wir sind ein wenig enttäuscht, denn bei den drei Gästehäusern die man uns vermittelt hatte, wurde so gut wie kein Englisch gesprochen. Die Kontakte waren jeweils nur sehr kurz. In manchen Hotels hatten wir bessere Kontakte und wir fragen uns für was der Name CBT nun steht. Die CBT-Büros sind jedoch sehr kompetent und die Angestellten sprechen prima Englisch.

Müll:
Außer in den ganz großen Städten gibt es in Kirgistan keine funktionierende Müllabfuhr. Der Müll, vor allem Plastikflaschen, Plastiktüten, zerbrochene Glasflaschen usw., liegt somit in der Natur. Meist findet man den ganzen Müll entlang den Straßen, da er mit Vorliebe über das Autofenster entsorgt wird. Es ist echt eine Schande diese schöne Natur so zu vermüllen!
Die einzige Entsorgung erfolgt dadurch, dass jeder seinen Müll – egal ob Plastik oder Autoreifen – verbrennt. Auch die Gartenabfälle – wir erlebten den Frühjahrsputz – werden zusammen mit dem Müll verbrannt. An manchen Tagen fuhren wir sehr sehr oft durch übel riechende Rauchschwaden. Ziemlich lästig.
Vom Schweizer Käse zur Patchworkdecke: — So kann man die kirgisischen Straßen wohl am Besten beschreiben:
Kieselsteine, in Asphalt verlegt und plattgewalzt, fordern unsere Räder und unser Sitzfleisch täglich heraus. Leider haben wir keinen 4-Radantrieb und keine 160 PS wie die anderen. Diese fahren mit atemberauschender Geschwindigkeit über diesen tollen Belag und scheinen ihre Stoßdämpfer zu testen. Klar doch, dass Kieselsteine in Asphalt verlegt diese gemeine Tortur nicht lange aushalten. Es bilden sich Löcher, kleine, größere und noch größere, die uns zum Slalomfahren animieren.
Und dann? Dann kommen die kirgisischen Straßenbaumeister.
Der Erste vorneweg hat ein Stück Kreide in der Hand, er hat fast den schlauesten Job. Er zeichnet viereckige Rahmen um die Löcher die er nicht mag. Warum gerade die? Es bleibt uns ein Rätsel.
Als nächstes kommt der Kirgise mit dem Bohrhammer ins Spiel. Die viereckigen Rahmen werden ausgestanzt. 3 Kirgiesen schauen ihm zu – oder wechseln sie ab, wenn wir außer Sichtweite sind?
Nun kommen die Schaufelträger. Zwei bis drei Mann schaufeln nun die viereckigen Löcher frei. Es sieht schön aus! Akurate viereckige Löcher über die gesamte Straße verteilt — Warnschilder? Fehlanzeige!
Wir fahren wieder Slalom.
Nun folgt der nächste Arbeitsgang (falls er überhaupt kommt). Teer wird in einem fahrbaren Kessel über einem Holzfeuer erhitzt. Es qualmt und dampft und erinnert uns an die heimischen Faschingsumzüge. Mit einer langen Kelle wird nun die neue Teer-Steinemischung in die viereckigen Löcher verteilt. Nein, nicht eben, sondern 1 bis 2 cm überstehend.
Man kann es gut sehen, spüren und gut Slamlomfahren.
Da wo sich alte Teerflicken zu neuen gesellen, diese womöglich auch noch überlappen, erhöht sich der Rand logischerweise.
Wo zuvor ein mehrere cm tiefes Loch war ist nun ein mehrere cm hohes Flickwerk!
Doch der allerbeste Job ist auch vergeben. Er ging an den Koch mit der Warnweste der neben der Böschung sein Lager aufgeschlagen hat! Hier lodert ein Holzfeuer, ein großer Kessel oder Wok dampft und der Geruch von Schafsfleisch in Fleischbrühe vermischt sich mit dem Dampf der Teerkolonne. Die Arbeiter können sich auf ein warmes leckeres Essen freuen.
Wir freuen uns weiter über unsere Slamlomfahrt.

Straßenschilder:
Straßenschilder:
12 Prozent Steigung/Gefälle: dieses Schild sieht man überall. Der kirgisische Staat scheint ein Monopol auf dieses Schild zu haben. Vor der chinesischen Grenze scheinen diese Schilder jedoch ausgegangen zu sein, denn hier sieht man ausschließlich nur 8 Prozent-Schilder, obwohl die Steigungen sicher über 12 Prozent sind.

Vorsicht Bodenwellen: Mitten in den Bodenwellen, die wir schon seit 20 km haben, erscheint plötzlich dieses Schild. Wir stellen uns nun auf verherende Bodenwellen ein, reduzieren unsere Geschwindigkeit. Wir bemerken keine Änderung. Auch die nächsten 20 km bleiben wie gehabt schön hügelig.

Hinweisschilder zu Orten oder Km-Angaben: Wo sind sie denn???

Fotos von Osh bis zur chin. Grenze:

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Nepal 2014

Nepal: große Berge – kleine Menschen

Nepal – unendliche Weiten… Wir schreiben das Jahr 2070. Dies sind die Abenteuer der Silkroadbiker, die mit einer 2 Mann Crew 2 Jahre lang unterwegs sind, um neue Welten zu erforschen, neues Leben und neue Zivilisationen. Viele Lichtjahre von Herrenberg entfernt, dringen die Silkroadbikers in Länder vor, die nie ein Mensch zuvor soooo gesehen hat…

WIr schreiben in Nepal tatsächlich das Jahr 2070. Die Einreise erfolgt ohne Probleme. Der nepalesische Polizist gibt uns das Visum ohne erflorderliches Passbild! Er ist voll cool! Beim Zoll werden wir durchgewunken, die anderen geröngt. Alles fängt gut an!

Kathmandu, eine Millionenstadt, liegt unter einer dichten Smogglocke und viele Leute tragen Atemschutzmasken. Kinder spielen im völlig verdreckten Wasser eines Flusses, besser einer Kloake. Doch Kathmandu hat auch seine schöne Seite. Wir wohnen im Stadtteil Thamel, wo sich nepalesische Handwerkskunst und Trekkingläden aneinander reihen. Läden mit Paschmirtücher und Silberschmuck runden das Angebot für die vielen Touristen ab. Wir wandern endlose Stufen zur Swayambhunath Stupa hinauf.

Kathmandu Swajambhunath

Es lohnt sich. Hier ist es ganz anders als in Indien: Hunderte Gebetsmühlen werden gedreht, Gläubige haben tausende Öllämpchen angezündet, bunte Gebetsfahnen flattern im Wind. Trotz der viele Leute herrscht eine ruhige andächtige Atmosphäre.

Schön ist auch der Stadtteil, in dem sich der ehemalige Königspalast befand. Zwischen alten Prachtbauten herrscht ein buntes Treiben.

Kathmandu Durbar Square

Abends esssen wir Momos (gefüllte Teigtaschen) im Cafe Namaste und freuen uns über die super life Musik, gute alte Rockmusik, die hier jeden Abend gespielt wird.

unsere Fotos von Kathmandu:

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Fahrt nach Pokhara:

Die 200 km lange Fahrt nach Pokhara mit dem Local-Bus dauert 8 Stunden. Doch dafür erleben wir einen nepalesischen Umzug. Sämtliches Hab und Gut wird auf dem Dach unseres Busses verstaut und festgezurrt!

Nepal Pokhara

Pokhara ist die Touristenstadt schlechthin, mit seinen 600 Hotels und der guten touristischen Infrastruktur. Hier kann jede Art Trekking gebucht werden. Am Beliebtesten ist jedoch der berühmte Annapurna Trek. Ein Führer erklärt uns, dass täglich bis zu 500 Touristen in die Annapurna Conservation Ärea kommen. Eine Erlaubnis kostet ca. 30 Euro, was ja noch geht, doch die Preise für Verpflegung und Unterkunft betragen das Zehnfache des sonst üblichen.
Auch der Mount Everest Trek ist derzeit voll in Mode und völlig überfüllt.

Ein solcher Trek kommt jedoch für uns nicht in Betracht, da wir solche organisierte Touren nicht mögen.
WIr machen eine schöne Wanderung auf den Hausberg, auf dem sich die World Peace Stupa befindet. Leider haben wir keine gute Sicht und auf dem Rückweg kommen wir in einen kühlen Regenguss. Ein absoluter Höhepunkt an diesem Tag ist der Besuch eines tibetischen Klosters, wo wir miterleben dürfen wie 20 Mönche mit unglaublichem Ausdruck stundenlang Mantras rezitieren. Danach werden wir zu einer Mischung aus heißer gesalzener Milch, verdünnt mit Wasser, eingeladen. Die tibetischen Mönche und weitere tibetische Flüchtlinge leben in 3 Lagern in Pokhara, teilweise in dritter Generation. In der Stadt tummeln sich die chinesischen Touristen. Was für ein Irrsinn……

Gleich gegenüber dem Kloster besuchen wir die Devi’s Falls, die in einer tiefen Schlucht verschwinden.

Tags darauf haben wir wieder Sonne, angenehme 25 Grad und der gestrige Regenguss sorgte für klare Sichtverhältnisse. Es ist faszinierend! Plötzlich sehen wir sogar von der Stadt aus die hohe Berge des Himalayas. Wir machen eine drei tägige Trekkingstour und erklimmen den mit seiner Ausichtsterrasse. Vor uns liegt das gesamte Annapurna Massiv. Wir sehen Annapurna I 8091m, Machapuchre 6993m und Annapurna III 7555m. Die Berge erscheinen greifbar nah und begleiten uns während unserer Wanderung durch die kleinen Bergdörfer, wo wir zwei Mal übernachten. Wir kommen schnell in Kontakt mit den Dorfbewohnern, da sie meist gut Englisch reden und sehr aufgeschlossen sind. Touristen sehen wir während unserer Tour so gut wie keine!

Pokhara Sarangkot

Nur wenige Kilometer Östlich von Pokhara liegt das kleine Dorf Begnas am Begnas See. Kaum Tourismus dafür schöne dschungelartige Wälder und Ruhe. Wir staunen über die Vielfalt der Schmetterlinge, die es in allen Farben und Formen gibt. Morgens fliegen blauen Papageien an unserem Früstückstisch vorbei. Wir sehen majestätische Adler und blaue, grüne, gelbe, rote Vögel, die wir leider nicht kennen. Nein, nein wir stehen nicht unter Drogen!
Wir entdecken Pfade durch den dichten Dschungel und Agnès macht Bekanntschaft mit acht Blutegeln, die ihre Füße lieben. Aber das soll ja bekanntlich sogar gesund sein,  meint Martin.

Nepal Begnas

In Pokhara und Kathmandu werden wir täglich mit Stromausfällen konfrontiert. Oft gibt es, für ein paar Stunden, Strom ab 21 Uhr. Man gewöhnt sich daran mit Kerzenlicht Abend zu essen und nachts das Laptop und den Foto aufzuladen. Große Hotels arbeiten mit eigenen Generatoren. Auch Wasser ist nicht rund um die Uhr zu bekommen.

Zurück in Kathmandu besichtigen wir noch einen Tag lang verschiedene Stadtteile und Patan und lassen uns von den Klöstern und den Stupas bezaubern. Da wir noch Zeit haben, machen wir einen 3-tägigen Ausflug und wandern von Sankhu nach Nagarkot, ein kleiner Ort auf 2.200 m Höhe,  von dem aus man einen schönen Ausblick auf den Mt. Everest haben kann. Doch leider bleibt uns der Anblick auf den höchsten Berg der Welt verwehrt, dafür haben wir einen schönen Bungalow in toller Natur und wir genießen die Ruhe und das Geschrei der vielen Bussarde die sich mit den Krähen streiten.

Zurück in Kathmandu, lernen wir den Franzosen Denis Poulet kennen, der einen Film über das Himalaya Gebirge und seine Bewohner selbst gedreht hat. Der lohnenswerte Film namens „Himalaya Bhotia“ kann als Trailer bei youtube angeschaut werden.

Gespräche:
– Schon im Flugzeug erfahren wir von unserer jungen Nebensitzerin, dass sie vor drei Monaten verheiratet wurde. Die Ehe wurde wie üblich von den Eltern arrangiert. Mit ihrem zukünftigen Ehemann hatte sie davor nur eine halbe Stunde lang gesprochen. Solche ähnliche Erzählungen hören wir immer wieder, wenn wir mit jungen Leuten ins Gespräch kommen. Ein Ladenbesitzer sah seine Frau gerade mal 15 Minuten vor der Ehe. Er hat nun ein Kind und ob es ein zweites Kind geben wird, wird von seinen Eltern entschieden. Immer wieder stellen die jungen Leute ihre Bräuche in Frage und wollen unsere Meinung dazu wissen, da ihnen bekannt ist wie es in Europa abläuft. Schwierige Fragen für uns.
– Da es für die junge Männer schwer ist im eigenen Land Geld zu verdienen bewerben sich etliche um eine Gastarbeiterstelle in Katar, wo sie unter unwürdigen Bedingungen und unter falschen Versprechungen ein bis zwei Jahre arbeiten. Kaum zurück gibt es den nächsten Traum: ein Leben in Europa. Für Vermittler und Agenturen wäre jedoch ein Geldbetrag von 15.000 Euro im Voraus zu bezahlen.
– Auch die heimische Politik ist immer wieder ein Thema. Insbesondere Korruption von hohen Ministern, kurze Regierungszeiten, ständige neue Wahlen oder die Abhängigkeit von Indien, wie es die letzten Jahre üblich war würden einen Aufschwung verhindern .

unsere Fotos von Pokhara, unserer Wanderung und Begnas:

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Indien 2014

Indien – incredible India

2 Wochen in Delhi und Uttarakhand:

Indien Norden

Wir landen mitten in der Nacht, nach nur dreieinhalb Stunden Flug, am 14. Januar 2014 in Delhi und kommen in eine völlig andere Welt. Unser Taxi fährt duch verlassene Märkte, die Straßen sind mit Müll bedeckt. Kurz darauf stoppen wir an unserem Hotel in Main Bazar und beziehen ein Luxuszimmer, mit integriertem Aquarium, da andere Zimmer erst tags darauf frei werden. In Delhi haben wir T-Shirt-Wetter, so dass wir selbst das Frühstück auf den Dachterassen im Freien genießen können. Unter uns pulsiert das Leben in den Straßen, Gassen und Plätzen: Fahrrad – und Motorradrikshas, alte Ambassadortaxis, dazwischen Kühe und Hunde, schwer beladene Ochsenkarren, allerlei fahrbare Marktstände mit Obst und Gemüse, Gebäck oder integrierter Küche. Die 17 Millionen Stadt liegt im Dunst und wir können nicht sagen, ob es das Wetter oder Smog ist, wahrscheinlich beides.

Delhi Main Bazar

Wir besuchen gleich am ersten Tag den berühmten Lotus Tempel (Baha’i House), reihen uns in die 100 Meter lange Warteschlange ein und staunen über die Vielfalt der bunt angezogenen Inderinnen – Saris in allen Formen und Farben. Der Lotus Tempel wurde 1986 eröffnet und steht allen Religionsgemeinschaften zum Gebet oder zur Andacht offen. Mittlerweile gibt es in den verschiedenen Erdteilen 7 solcher Andachtshäuser, eines befindet sich in Frankfurt a.M.
Ein Zitat aus dem Prospekt, das uns gut gefällt: „es rühme sich nicht, wer sein Vaterland liebt, sondern wer die ganze Welt liebt. Die Erde ist nur ein Land und alle Menschen sind seine Bürger.“

Delhi beim Lotus Tempel

Eigentlich wollten wir, der Wärme wegen, mit dem Zug zuerst nach Agra fahren. Wir hatten auch schon eine grobe Gesamtroute mit den wichtigsten Sehenswürdigkeiten ausgearbeitet und uns etwas eingelesen. Aber es kam anders!
Da die Züge für die nächsten Tage ausgebucht waren, entscheiden wir uns mit dem Bus weiter zu reisen. Nur einer der vier großen Busbahnhöfe in Delhi ist für Agra zuständig und das Personal in unserem Hotel ist nicht fähig uns den richtigen Busbahnhof zu nennen. So entscheiden wir uns, den uns am nächst gelegenen Busbahnhof mit der Metro anzusteuern, stellen dann jedoch recht schnell fest, dass von dort kein Bus nach Agra fährt. Der Busbahnhof mit den Bussen nach Agra befindet sich kilometerweit entfernt in einem anderen Stadtteil von Delhi. Doch hier werden wir mit dem für uns magischen Wort „Bus to Rishikesh“ begrüßt. Wir schauen uns an – nach Rishikesh wollten wir schon lange – und haben ein neues Reiseziel. Warum nicht? Rishikesh, die heilige Stadt am Ganges vor dem Himalaya, die Stadt der Yogis und Ashrams. Und der Bus fährt sofort los.

Die Busfahrt für 230 km dauert nur 7 Stunden (!), doch wir kommen irgendwann an. Die nächsten Tage entdecken wir Rishikesh und sind fasziniert. Der Ganges, hier noch ziemlich sauber, teilt die Stadt und über Hängebrücken gelangt man (und Kuh) an das andere Ufer.

Rishikesh, Luxman Jhulla

Es gibt unzählige Hotels, Guesthouses, Yogaschulen, Ayurveda Zentren, Cafès und Läden. Doch da gerade Nebensaison ist, sieht man nicht viele Touristenfreaks und die Preise sind gut verhandelbar. Ab März bis Oktober soll dies anders sein, erzählt uns ein Inder, die Hotels wären voll und würden das vierfache kosten.

Neben Yoga und Meditation hat sich hier ein weiterer Zweig etabliert. Das Geschäft mit dem Abenteuer. So gibt es neben der besinnlichen Sparte des Yoga ebenso unzählige Agenturen, die Abenteuerrafting, Kajaking, Bungeejumping, Trekking und Camping anbieten. Hunderte Jeeps, die der Beförderung der Ausrüstungen dienen, stehen zur Zeit ungenutzt am Straßenrand.

Wir tauchen in den indischen Alltag ein. Einfach unglaublich für uns und es ist schwer zu beschreiben.

Rishikesh beim Ganges

So stoßen wir an den Ghats (Treppen am Gangesufer) gleich am ersten Tag auf Totenverbrennungen am Ganges, die hier durch die „Unberührbaren“ durchgeführt werden. Gleich gegenüber, nur durch einen schmalen Weg getrennt, befindet sich ein Rummelplatz mit rostigem Riesenrad und anderen Attraktionen – lachende jauchzende Kinder. Der Rauch der Totenfeuer liegt über dem Platz.
Wenige Meter flussaufwärts, reinigen sich Gruppen von bunt angezogenen Frauen im Ganges, etwas abseits die Männer oder Mönche. Flussabwärts trinken mehrere Inder das heilige Wasser direkt aus dem Fluss oder füllen es in Plastikkanister ab.

Abends, zur Zeit des Sonnenuntergangs, finden an den Ghats täglich Feuerzeremonien – Aratis – statt. Musik, Gesang und Glockengeläut, geschwenkte Leuchter mit brennendem Ghee und betende indische Familien und in orange gekleidete Sadhus.
Jeder der mitmachen will kann dies tun, oder einfach auch nur dabei stehen.

Rishikesh, beim Triveni Ghat

Hier werden auch mit Blumen gefüllte Bananenblattschiffchen verkauft, die man mit Kerze und Räucherstäbchen versehen, bei Nacht, mit welchen Wünschen auch immer, auf die Reise den Ganges hinunter, schicken kann.
Auch wir lassen ein leuchtendes Schiffchen in der Dunkelheit schwimmen.

Irgendwie sind wir von den tausenden Eindrücken etwas verpeilt und landen danach statt auf der Hauptstraße im Slumgebiet, einem besiedelten Flussseitenarm des Ganges, wo die Unberührbaren unter Blechdächern und zwischen Kartonwänden leben. Doch es gibt abgezweigten Strom und der schmale Weg zwischen den Unterkünften ist spärlich beleuchtet und sauber. Kinder spielen hier im Dämmerlicht und begrüßen uns. Uns wird geholfen und wir gelangen bald wieder auf die „normale“ Straße.

Im Kontrastprogramm, beim Apfelstrudel aus der deutschen Bäckerei oder bei Nutellapfannkuchen mit Technomusik, im Cafe Little Buddha, wird man wieder in die „normale „Realität zurück geholt. Ach ja, die Beatles waren in den 60er Jahren auch schon hier, haben in einem Ashram gelebt, für das Weiße Album getextet und sonstigen Unsinn gemacht. Selbst hierfür ist noch ein Markt vorhanden.

Wir besichtigen auch den einen und anderen Tempel, doch merken wir schnell, dass alles darauf ausgelegt ist eine Spende von uns zu bekommen. Auch die Sadhus, die überall anzutreffen sind, sind gegenüber Spenden nicht abgeneigt, obwohl sie doch von der Bevölkerung mit Essen versorgt werden. Man spürt sofort, dass hier der Tourismus seit langem eine große Rolle spielt und einem die Inder anders begegnen als an Orten die wir vor 2 Jahren kennengelernt haben.

Wir entscheiden uns doch für die Berge, da der Wetterbericht Gutes zeigt. Also fahren wir nach Osten, nach Karanprayag, den Ganges entlang, 170 km (7 Stunden Fahrtzeit!), in tollster Berglandschaft. Die Straße windet sich in atemberaubender Höhe die bewaldeten Hängen hoch und hinunter und doch hat man freien Blick auf den blau schimmernden Fluss mit seinen weißen Sandstränden.

Fahrt nach Karanprayag

Teilweise ist jedoch der Begriff „Straße“ nicht so richtig was die Breite und den Belag anbelangt. Oft fehlen ein paar Meter Straße und sie wird plötzlich einspurig oder halbspurig, in Deutschland würde man es als eine Mountainbikestrecke ausschildern. Na ja, es wird viel repariert und den Erdrutschen entgegengewirkt – immerhin war die Straße nur 5 Mal kurzzeitig für den Verkehr gesperrt, da sie frei gebaggert wurde. Es war schon ein Abenteuer diese Fahrt, wir werden den zertrümmerten LKw, der zur falschen Zeit am falschen Ort war, oder den im Tal liegenden Lkw, nicht vergessen.Unser Fahrer hat seine Hupe in gutem Dauergriff und so enden wir nicht wie zwei Busse, die verlassen und eingedellt am Straßenrand stehen.

Fahrt nach Karanprayag

Wir sehen die ersten Schneeberge des Himalaya und kommen kurz vor der Dämmerung in Karanprayag an. Hier gibt es keinen Tourismus und die Preise sind ein vielfaches geringer als in Rishikesh.

Vom ersten Tag an genießen wir die indische überwiegend vegetarische Küche. Ganz anders als in den „…Stan-Ländern“, wo Fleisch, je fetter desto besser, die Hauptrolle gespielt hatte. Das Essen ist so supergut gewürzt, so dass man süchtig wird.

Wir verbringen fast 2 Wochen im Norden und fahren die Runde Rishikesh – Karanprayag – Kausani – Almora – Ranikhet – Nainital und zurück nach Delhi.

Schön ist der Besuch eines Shiva-Felsentempels bei Kausani mitten im Wald. Wir wandern 20 km durch tolle Reisterrassen und kleine Dörfer,

Kausani Rudradhani Mahadev Tempel

später durch Pinienwälder. Hier entdecken wir, dass nahezu jeder Baum auf einer Seite tief eingeritzt wurde, auf der gegenüberliegenden Seite jedoch verkohlt ist. Diese Technik wird verwendet, um dem Baum Harz zu entziehen, welches in einem Gefäß unterhalb der eingeritzten Kerben aufgefangen wird.

Von Kausani aus, vom Balkon unseres Hotels, haben wir einen Blick auf die schneebedeckten Berge des Himalaya auf eine Länge von 337 km – absolutes Panorama! Der wohl berühmteste Berg und auch der  zweithöchste Berg Indiens ist Nanda Devi mit 7.816 m.

Kausani Himalaya

Allerdings wohnen wir auf über 1.800 m Höhe und es ist ziemlich frisch hier oben. Selbst in unserem Zimmer sehen wir unseren Atem. Eine Heizung gibt es nicht und warmes Wasser bringt einem der Service in einem 10 Liter Eimer auf Wunsch. Dieses wird zuvor auf einem Holzfeuer warm gemacht. Auch in den Restaurants ist es eiskalt, da oft keine Türen oder Fenster vorhanden  sind – man sitzt eigentlich fast im Freien.

Skuril sind auch die vielen Feuer an den Straßenrändern mitten in den Städten, die die Inder abends machen um sich dort zu erwärmen. Viele tragen trotz der Kälte nur ihre Flipflops.

Die Busfahrt von Almora nach Ranikhet sollte man sich bei guter Sicht nicht entgehen lassen. Fantastisches Himalaya-Panorama!

Weg nach Kausani

Nachdem wir 2 Nächte in Nainital (auf ca. 2.000 m), am dortigen See waren, einem beliebten Ferienort der indischen Mittelschicht, beschließen wir mit dem Zug zurück ins wärmere Delhi zu fahren. Gleich an der zweiten Haltestelle steigt eine indische Großfamilie ein, die sich, wie sich herausstellt, auf dem Heimweg von einer Hochzeit befindet. Neben uns setzt sich eine 17-jährige Inderin die gut Englisch spricht und die 6 stündige Fahrt vergeht wie im Flug.
Im Gegensatz, beispielsweise zum  Iran, ist der Kontakt mit den Einheimischen spärlich, da sie einerseits sehr reserviert auf uns wirken und andererseits Sprachbarrieren bestehen, die sich hier irgendwie nicht so leicht überwinden lassen.
Szene „auf der Suche nach einem Hotelzimmer“ in Almora:
Martin betritt die Rezeption: „Free room?“
Der Inder wackelt mit dem Kopf. (alle Inder wackeln gerne in der Form des mathematischen Zeichens für Unendlich mit dem Kopf)
Martin überlegt ‚hm, meint er ja oder nein?‘
Martin weiter: „how much is it?“
Der Inder steht auf, verlässt die Rezeption, überquert die Straße, geht in den gegenüberliegenden Laden.
Er kommt stolz mit einer Schachtel Streichhölzer (matches!!) zurück, die er Martin in die Hand drückt.

unsere Fotos zu — 2 Wochen in Delhi und Uttarakhand:

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6 Wochen in Goa und Karnataka:

Da wir in die Natur und Wärme wollen, entscheiden wir uns statt nach Rajastan nach Goa zu fliegen.

Goa Benaulim

Da erwartet uns ein anderes Indien: grüne Palmen, weisse Strände, katholische Kirchen, internationale Küche und Touristen… Schon beim Verlassen des Flugzeugs spüren wir die warme Sonne: 34 Grad tagsüber, 20 Grad nachts! Wir lernen gleich ein belgisches Paar kennen, mit denen wir uns ein Taxi teilen. Wir stellen sehr bald fest, dass viele europäische Rentner den Winter hier verbringen. Sie mieten sich ein Haus und bleiben bis zu 6 Monate. Sie tragen die typische bunte Kleidung, die es in jede Ecke für Touristen zu kaufen gibt und düsen auf gemieteten Scootern oder Motorädern über die kleinen Sträßen. Oftmals sind Sie vor 40 Jahren schon da gewesen. Wir heben das Durchschnittsalter gewaltig an und hören immer wieder „ihr in eurem Alter…ihr seid sooo jung…“. Doch, seit 2 Jahren, gibt es auch viele jüngere Russen, die kein Englisch sprechen. Für sie werden Schilder in Russisch aufgestellt, die Speisekarte übersetzt und viele Ladenbesitzer lernen Russisch um überhaupt Geschäfte machen zu können. Die großen Gewinner sind sicherlich die Alkoholshops, in denen die Russen für ein paar Ruppies literweise harten Alkohol kaufen können. Uns schmeckt das Kingfischer-Bier zu Sonnenuntergang am Strand, bei schöner Oldie Musik aus den 70er Jahren!

Goa Blue Corner

Wir genießen eine Woche lang die internationale Küche, die es im Überfluss gibt, baden jeden Tag im warmen Arabischen Meer, staunen über die gewaltigen Sonnenuntergänge. Was für eine Erholung!

Goa Benaulim

Gleich hinter dem 10 km langen Strand gibt es tollste Fauna und Flora: Streifenhörnchen, bunte Eisvögel, süße kleine grüne Vögel, majestische Seeadler, knallig grüne Reisfelder und riesige Banyanbäume in jeder Ecke.

Goa Varca

Die Leute sind hier ganz anders da sie Touristen gewöhnt sind, aber auch weil sie teilweise eine andere Kultur haben. Sie sind meist Christen und stammen zum Teil von ehemaligen afrikanischen Sklaven ab. Manche Frauen tragen bunte knielange Kleider statt Saries. Sie sprechen Englisch (auch wenn es manchmal sehr Indisch klingt), sind nicht Kontaktscheu und erzählen uns über ihr Leben. z.B. Der Student aus Orissa (Ost Indien), der 6 Monate hier in einem Restaurant arbeitet. Jeden Tag von 7 bis 24 Uhr für 3000 Ruppies im Monat (35 Euro), um sein Studium zu finanzieren. Der CD/DVD Strandverkäufer, der sich verschuldet hat und seitdem kein Business mehr macht. Vor 2 Jahren, erzählt er uns, hatte er oft 10 – 20 CDs a 100 Rs am Tag verkauft, jetzt nur noch 2-3. Da die älteren Europäer schon alles hätten und die Russen weder an CDs interessiert wären, noch an der bunten Touristenbekleidung oder dem typischen indischen Schmuck würde das Geschäft erstmals nicht so gut laufen.

An unserem letzten Tag in Goa sind wir zur Kommunion der Guest House Tochter eingeladen. Ein großes, bunt geschmücktes Pavillion wurde tags zuvor aufgestellt, ein Party-Service bedient die Gäste. Das leckere Buffet wird nach dem Gottesdienst eröffnet. Spirituelle Lieder werden in Englisch und in einem Dialekt gesungen. Die Tochter des Hauses bekommt von jedem nächsten Familienmitglied ein Stück Torte in den Mund geschoben. Es wird viel gegessen aber wenig geredet.

unsere Fotos zu — 1 Woche in Goa:

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Karnataka:

Der Bus bringt uns durch Goa mit seinen vielen Palmen über die Westghats nach Karnataka. Wir wollen uns hier ein paar berühmte Tempelstädte anschauen. Badami mit seinen berühmten Tempelhöhlen im roten Fels ist unser erstes Ziel. Die kleine Stadt erweist sich als sehr laut und schmutzig, aber die Umgebung ist wunderschön. Hier machen wir einige schöne Spaziergänge , oben auf den roten Hügeln, und genießen das sagenhafte Panorama.
Die Höhlentempel befinden sich in einer ansteigenden LInie mitten im Berg und sie sind wunderschön mit Säulen und in Stein gemeiselte heilige Skulpturen verziert. Alles wurde im 6. Jahrhundert direkt aus dem Fels gemeiselt und nicht nachträglich eingebaut.

Badami Caves

 20 km weiter befindet sich die ehemalige Köngisstadt Pattadakal, Weltkulturerbe, mit verschiedenen Tempelstilen zwischen dem 3. und 8. Jahrhundert. Eine schön gepflegte Anlage mit viel Grün und frechen Affen.

Benaulim Pattadakal Panorama

3 Tage später fahren wir nach Hampi, einem Höhepunkt unserer Indienreise. Hampi, heute ein kleines Dorf hatte im 16. Jahrhundert nahezu 500.000 Einwohner. Hier befand sich das religiöse und weltliche Zentrum der Königsstadt Vijayanagar. Damals befand sich hier der Umschlagplatz für Gewürze, die aus dem Süden kamen und für Baumwolle aus Südost, was zum Wohlstand der Einwohner erheblich beitrug. Vijayanagar war eines der größten Reiche in der Geschichte Indiens und noch heute können auf eine Fläche von 33 qkm Tempel besichtigt werden.
Deshalb leihen wir uns drei Mal Räder und machen uns auf gewohntem Terrain auf Besichtigungstour. Die Natur ist gigantisch – man könnte meinen, dass Riesen hier ihre Kieselsteine und Felsen abgeladen haben – riesige Steinhaufen zu Bergen  hochgetürmt, soweit der Blick reicht. Dazwischen der Fluss mit grünen Palmen – und Bananenhainen, oben auf den Bergen ab und zu ein kleiner Tempel.
Wir stoßen erstmals wieder auf viele Touristen und bunte Souvenirläden. Doch es ist sehr angenehm hier und man hat schnell schöne Kontakte. Die Restaurants sind gut, haben meist WiFi und Namen wie „funky monkey“ „chill out“ oder „golden garden“. Klingt doch gut, oder?
Die Touristen tragen T-Shirts mit Aufschriften „don’t worry be Hampi“ und diesem Motto können wir uns supergut anschließen, weshalb wir auch gleich über eine Woche hier verbringen.

Hampi

Die indische Geschichte mit dem Wunderpaket – oder weshalb wir solange in Hampi blieben:
Heute wollen wir ein Paket nach good old Germany schicken. Ein Karton ist schnell aufgetrieben, die Geschenke verstaut und alles ordentlich mit Klebeband zugeschnürt. Ab zur Post. Es ist 10.30 Uhr.
Dort schauen zwei indische Postlerinnen unser Paket entsetzt an. Der Karton muss weiß sein, aha, Papier muss darum gewickelt werden. Dafür sei ein Shop zuständig, der sich eine Ecke weiter befindet.
Der Shop ist schnell gefunden, der Händler nimmt uns das Paket ab, meint wir sollen warten und als wir uns setzen, verlässt er den Laden und düst mit seinem Moped davon. Er ruft noch etwas von „seine Frau holen“, das wars. Wir warten einige Zeit, beobachten einen Affen, der dem Ladenbesitzer in der Zwischenzeit eine Flasche Fanta klaut und denken letztendlich, dass wir uns in einer Art „Abzockegefahr“ befinden. Gut, wir nehmen unser Paket, verlassen den Shop und wollen das Verpacken selbst in die Hand nehmen. Im Dorf schenkt uns ein anderer Shopbesitzer eine weiße Plastikfolie und eine Schnur und wir verstauen den Karton schön säuberlich in Folie, kleben und schnüren ihn zu. Ab zur Post. Es ist 11.45 Uhr.
Die indischen Postlerinnen schütteln mit dem Kopf als sie das Paket sehen. Bedeutet das nun ja oder nein? Sie wollen wissen wer die Verpackung gemacht hat – ok das bedeutet wohl nein. Sie erklären uns, dass die äußerste Hülle des Pakets aus weißem Baumwollstoff sein muss und genäht sein muss. Wir vermuten eine Geschäftemacherei zur Abzocke von Touristen und steigen eine Nuance lauter in die Diskussion ein, zumal andere Pakete die wir sehen auch eine Plastikverpackung haben.
Uns wird nun erklärt, dass Plastikhüllenverpackungen nur innerhalb von Indien zugelassen seien und man für Deutschland eine genähte Baumwollhülle brauchen würde. Die Diskussion geht weiter, (der Shopbesitzer der mit uns kein Geschäft machte ist mittlerweile auch wieder aufgetaucht ), es wird lauter, aber es ist nichts zu machen. Sie kapieren nicht, dass der deutsche Postler keine Baumwollhülle braucht. Wir ziehen wieder ab, das Paket unter dem Arm. Aber wir wollen nicht aufgeben!
Wir sind im Besitz einer alten Stoffumhängetasche, die uns vor kurzem auch noch ein Affe eingerissen hat.
Agnès hat die zündende Idee. Die Stofftasche wird von ihr um das Paket herumgenäht, gemütlich auf einer Dachterrasse bei einem die Gemüter kühlenden Getränk. Ab zur Post. Es ist 13.15 Uhr.
Die indischen Postlerinnen staunen über das Paket, schütteln den Kopf – ha diesmal bedeutet es JA! Sie nehmen das Paket in Empfang. Ab da ist es ganz einfach. Zollerklärung ausfüllen, das Baumwolltuch mit Adresse beschriften und einen Ausdruck über den Sendungsverlauf (ja sogar das soll es hier geben) entgegennehmen — und das alles in nur 45 Minuten. Wir verlassen die Post es ist 14.00 Uhr.

Hampi Paket

unsere Fotos zu — 1 Woche Tempelstädte:

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Gokarna – Om beach:
Mit Zug und Bus reisen wir günstig weiter nach Gokarna. Kurz vor Gokarna wird unser Bus, wegen eines Wahlkampfes, über eine kleine Straße umgeleitet. Der Fahrer hat seine Schwierigkeiten nun mit dem Gegenverkehr klar zu kommen. Die Straße ist nur einspurig. Schade, dass uns dann auch noch andere Busse entgegen kommen. Es wird viel manövriert und irgendwann steckt unser Bus an einer Straßenlaterne fest und kann weder vor- noch rückwärts fahren ohne den Mast zu kappen. Nach einigen Versuchen den Bus frei zubekommen, versagt auch noch die Batterie und die Fahrgäste fangen an den Reisebus zu schieben. Zeit für uns, uns zu Fuß auf den weiteren Weg nach Gokarna zu machen. Incredible India!
In der Dunkelheit kommen wir in Gokarna an, doch ein netter Autofahrer nimmt uns die nächsten 6 Kilometer mit bis zum Strand namens Om beach, leuchtet uns netterweise den Weg den Strand entlang, bis wir eine gute Bleibe finden. Hier im Cafe Om Shanti, einer kleinen Anlage mit Bambushütten und super Restaurant, fühlen wir uns wie „Gott in Frankreich“ und haben Probleme uns nach über 2 Wochen wieder auf die Weiterreise zu begeben.

Gokarna beim Om Beach

Die täglichen Bäder im Meer, Spaziergänge zu anderen Buchten – Halfmoon beach, Paradise beach, Kuddle beach und nach Gokarna- an der schönen Küste entlang, die nächtlichen Lagerfeuer am Strand mit Gitarre und Djemben, die schönen Kontakte mit den Indern und anderen Reisenden taten uns sehr gut.

Wie könnte man den Om beach am Besten beschreiben? Es gibt keine Betonhäuser, keine Liegestühle – sehr schön! dafür ca. 15 kleine Cafes mit Palmendächer und Kokoshuts, oft mit „Indian-Shower“ – man schöpft sich Wasser direkt aus einem Eimer über den Kopf. Dieses Wasser wurde in unserem Cafe täglich von fleißigen Indern in 30 l Kanistern, auf dem Kopf balancierend, geliefert. Am sauberen Sandstrand tummeln sich neben uns etliche Kühe, faule Hunde und freche Krähen. Die Krähen scheuen sich nicht mal einen Tisch mit Essen zu attackieren, die Kühe essen die Ananas- und Bananenreste am Strand. Den Dreck den die Tiere machen räumen die Inder weg. Dafür wurde vor Jahren eine Strandmüllabfuhr eingerichtet. Überhaupt hat sich hier seit 20 Jahren nichts verändert, da eine Gemeinschaft der Cafebesitzer streng darüber wacht.
Es herrscht eine super Atmosphäre, man sitzt locker zusammen und es bilden sich schnell internationale Gemeinschaften, ein guter Austausch. Hinter den cafes liegen sanfte grüne Hügel, bewachsen mit Palmen und dicht stehenden exotischen Bäumen. Die Bucht hat tatsächlich die Form eines Om-Zeichens.

Abends genießen wir die schönen Sonnenuntergänge. Keiner gleicht dem anderen.

Jeden Tag wird es ein wenig wärmer und bei unserer Abreise haben wir mittags lockere 30 Grad im Schatten. Hier zu überwintern ist ein Traum, zumal es in Bishkek teilweise nachts bis zu minus 25 Grad hatte. Hier entsteht auch unsere Idee über Nepal zurückzureisen und ein günstiger Flug nach Kathmandu, der nur ca. eineinhalb Stunden dauert, ist schnell gebucht.

Wir legen einen Stopp in Goa/Benaulim ein. Am 4.3. auf dem Weg zum Frühstück, werden wir von einem erwachsenen Inder mit einer Wasserflasche nass gespritzt. „Karneval!!“ ruft er. Nun wissen wir es auch. Es ist Faschingsdienstag und die Inder sind außer Rand und Band. Noch wissen wir nicht, dass wir an diesem Tag drei Mal unfreiwillig geduscht werden!
Es wird mit bunten Farben und Wasser gespritzt, Musik dröhnt durch das Dorf, man hört Pink Floyd, Reggae und Techno gleichzeitig. Abends werden gigantische Wagen mit bunten Pappmascheefiguren (Riesenameisen, Kakerlaken, Käfer, Drachen) durch das Dorf gezogen. Am Strand ist Partystimmung und es wird getanzt.

Unsere Büchertipps für Indien:
– Rohinton Mistry, Das Gleichgewicht der Welt
– Jhumpa Lahiri, The Namesake (englisch)
– Geo Epoche Nr.41 Indien 1450-1948

unsere Fotos zu — 2 Wochen in Gokarna:

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