Nepal 2014

Nepal: große Berge – kleine Menschen

Nepal – unendliche Weiten… Wir schreiben das Jahr 2070. Dies sind die Abenteuer der Silkroadbiker, die mit einer 2 Mann Crew 2 Jahre lang unterwegs sind, um neue Welten zu erforschen, neues Leben und neue Zivilisationen. Viele Lichtjahre von Herrenberg entfernt, dringen die Silkroadbikers in Länder vor, die nie ein Mensch zuvor soooo gesehen hat…

WIr schreiben in Nepal tatsächlich das Jahr 2070. Die Einreise erfolgt ohne Probleme. Der nepalesische Polizist gibt uns das Visum ohne erflorderliches Passbild! Er ist voll cool! Beim Zoll werden wir durchgewunken, die anderen geröngt. Alles fängt gut an!

Kathmandu, eine Millionenstadt, liegt unter einer dichten Smogglocke und viele Leute tragen Atemschutzmasken. Kinder spielen im völlig verdreckten Wasser eines Flusses, besser einer Kloake. Doch Kathmandu hat auch seine schöne Seite. Wir wohnen im Stadtteil Thamel, wo sich nepalesische Handwerkskunst und Trekkingläden aneinander reihen. Läden mit Paschmirtücher und Silberschmuck runden das Angebot für die vielen Touristen ab. Wir wandern endlose Stufen zur Swayambhunath Stupa hinauf.

Kathmandu Swajambhunath

Es lohnt sich. Hier ist es ganz anders als in Indien: Hunderte Gebetsmühlen werden gedreht, Gläubige haben tausende Öllämpchen angezündet, bunte Gebetsfahnen flattern im Wind. Trotz der viele Leute herrscht eine ruhige andächtige Atmosphäre.

Schön ist auch der Stadtteil, in dem sich der ehemalige Königspalast befand. Zwischen alten Prachtbauten herrscht ein buntes Treiben.

Kathmandu Durbar Square

Abends esssen wir Momos (gefüllte Teigtaschen) im Cafe Namaste und freuen uns über die super life Musik, gute alte Rockmusik, die hier jeden Abend gespielt wird.

unsere Fotos von Kathmandu:

01_nepal_kathmandu_red-planet

Bild 1 von 58

Fahrt nach Pokhara:

Die 200 km lange Fahrt nach Pokhara mit dem Local-Bus dauert 8 Stunden. Doch dafür erleben wir einen nepalesischen Umzug. Sämtliches Hab und Gut wird auf dem Dach unseres Busses verstaut und festgezurrt!

Nepal Pokhara

Pokhara ist die Touristenstadt schlechthin, mit seinen 600 Hotels und der guten touristischen Infrastruktur. Hier kann jede Art Trekking gebucht werden. Am Beliebtesten ist jedoch der berühmte Annapurna Trek. Ein Führer erklärt uns, dass täglich bis zu 500 Touristen in die Annapurna Conservation Ärea kommen. Eine Erlaubnis kostet ca. 30 Euro, was ja noch geht, doch die Preise für Verpflegung und Unterkunft betragen das Zehnfache des sonst üblichen.
Auch der Mount Everest Trek ist derzeit voll in Mode und völlig überfüllt.

Ein solcher Trek kommt jedoch für uns nicht in Betracht, da wir solche organisierte Touren nicht mögen.
WIr machen eine schöne Wanderung auf den Hausberg, auf dem sich die World Peace Stupa befindet. Leider haben wir keine gute Sicht und auf dem Rückweg kommen wir in einen kühlen Regenguss. Ein absoluter Höhepunkt an diesem Tag ist der Besuch eines tibetischen Klosters, wo wir miterleben dürfen wie 20 Mönche mit unglaublichem Ausdruck stundenlang Mantras rezitieren. Danach werden wir zu einer Mischung aus heißer gesalzener Milch, verdünnt mit Wasser, eingeladen. Die tibetischen Mönche und weitere tibetische Flüchtlinge leben in 3 Lagern in Pokhara, teilweise in dritter Generation. In der Stadt tummeln sich die chinesischen Touristen. Was für ein Irrsinn……

Gleich gegenüber dem Kloster besuchen wir die Devi’s Falls, die in einer tiefen Schlucht verschwinden.

Tags darauf haben wir wieder Sonne, angenehme 25 Grad und der gestrige Regenguss sorgte für klare Sichtverhältnisse. Es ist faszinierend! Plötzlich sehen wir sogar von der Stadt aus die hohe Berge des Himalayas. Wir machen eine drei tägige Trekkingstour und erklimmen den mit seiner Ausichtsterrasse. Vor uns liegt das gesamte Annapurna Massiv. Wir sehen Annapurna I 8091m, Machapuchre 6993m und Annapurna III 7555m. Die Berge erscheinen greifbar nah und begleiten uns während unserer Wanderung durch die kleinen Bergdörfer, wo wir zwei Mal übernachten. Wir kommen schnell in Kontakt mit den Dorfbewohnern, da sie meist gut Englisch reden und sehr aufgeschlossen sind. Touristen sehen wir während unserer Tour so gut wie keine!

Pokhara Sarangkot

Nur wenige Kilometer Östlich von Pokhara liegt das kleine Dorf Begnas am Begnas See. Kaum Tourismus dafür schöne dschungelartige Wälder und Ruhe. Wir staunen über die Vielfalt der Schmetterlinge, die es in allen Farben und Formen gibt. Morgens fliegen blauen Papageien an unserem Früstückstisch vorbei. Wir sehen majestätische Adler und blaue, grüne, gelbe, rote Vögel, die wir leider nicht kennen. Nein, nein wir stehen nicht unter Drogen!
Wir entdecken Pfade durch den dichten Dschungel und Agnès macht Bekanntschaft mit acht Blutegeln, die ihre Füße lieben. Aber das soll ja bekanntlich sogar gesund sein,  meint Martin.

Nepal Begnas

In Pokhara und Kathmandu werden wir täglich mit Stromausfällen konfrontiert. Oft gibt es, für ein paar Stunden, Strom ab 21 Uhr. Man gewöhnt sich daran mit Kerzenlicht Abend zu essen und nachts das Laptop und den Foto aufzuladen. Große Hotels arbeiten mit eigenen Generatoren. Auch Wasser ist nicht rund um die Uhr zu bekommen.

Zurück in Kathmandu besichtigen wir noch einen Tag lang verschiedene Stadtteile und Patan und lassen uns von den Klöstern und den Stupas bezaubern. Da wir noch Zeit haben, machen wir einen 3-tägigen Ausflug und wandern von Sankhu nach Nagarkot, ein kleiner Ort auf 2.200 m Höhe,  von dem aus man einen schönen Ausblick auf den Mt. Everest haben kann. Doch leider bleibt uns der Anblick auf den höchsten Berg der Welt verwehrt, dafür haben wir einen schönen Bungalow in toller Natur und wir genießen die Ruhe und das Geschrei der vielen Bussarde die sich mit den Krähen streiten.

Zurück in Kathmandu, lernen wir den Franzosen Denis Poulet kennen, der einen Film über das Himalaya Gebirge und seine Bewohner selbst gedreht hat. Der lohnenswerte Film namens „Himalaya Bhotia“ kann als Trailer bei youtube angeschaut werden.

Gespräche:
– Schon im Flugzeug erfahren wir von unserer jungen Nebensitzerin, dass sie vor drei Monaten verheiratet wurde. Die Ehe wurde wie üblich von den Eltern arrangiert. Mit ihrem zukünftigen Ehemann hatte sie davor nur eine halbe Stunde lang gesprochen. Solche ähnliche Erzählungen hören wir immer wieder, wenn wir mit jungen Leuten ins Gespräch kommen. Ein Ladenbesitzer sah seine Frau gerade mal 15 Minuten vor der Ehe. Er hat nun ein Kind und ob es ein zweites Kind geben wird, wird von seinen Eltern entschieden. Immer wieder stellen die jungen Leute ihre Bräuche in Frage und wollen unsere Meinung dazu wissen, da ihnen bekannt ist wie es in Europa abläuft. Schwierige Fragen für uns.
– Da es für die junge Männer schwer ist im eigenen Land Geld zu verdienen bewerben sich etliche um eine Gastarbeiterstelle in Katar, wo sie unter unwürdigen Bedingungen und unter falschen Versprechungen ein bis zwei Jahre arbeiten. Kaum zurück gibt es den nächsten Traum: ein Leben in Europa. Für Vermittler und Agenturen wäre jedoch ein Geldbetrag von 15.000 Euro im Voraus zu bezahlen.
– Auch die heimische Politik ist immer wieder ein Thema. Insbesondere Korruption von hohen Ministern, kurze Regierungszeiten, ständige neue Wahlen oder die Abhängigkeit von Indien, wie es die letzten Jahre üblich war würden einen Aufschwung verhindern .

unsere Fotos von Pokhara, unserer Wanderung und Begnas:

01_nepal_pokhara_bus

Bild 1 von 62

Indien 2014

Indien – incredible India

2 Wochen in Delhi und Uttarakhand:

Indien Norden

Wir landen mitten in der Nacht, nach nur dreieinhalb Stunden Flug, am 14. Januar 2014 in Delhi und kommen in eine völlig andere Welt. Unser Taxi fährt duch verlassene Märkte, die Straßen sind mit Müll bedeckt. Kurz darauf stoppen wir an unserem Hotel in Main Bazar und beziehen ein Luxuszimmer, mit integriertem Aquarium, da andere Zimmer erst tags darauf frei werden. In Delhi haben wir T-Shirt-Wetter, so dass wir selbst das Frühstück auf den Dachterassen im Freien genießen können. Unter uns pulsiert das Leben in den Straßen, Gassen und Plätzen: Fahrrad – und Motorradrikshas, alte Ambassadortaxis, dazwischen Kühe und Hunde, schwer beladene Ochsenkarren, allerlei fahrbare Marktstände mit Obst und Gemüse, Gebäck oder integrierter Küche. Die 17 Millionen Stadt liegt im Dunst und wir können nicht sagen, ob es das Wetter oder Smog ist, wahrscheinlich beides.

Delhi Main Bazar

Wir besuchen gleich am ersten Tag den berühmten Lotus Tempel (Baha’i House), reihen uns in die 100 Meter lange Warteschlange ein und staunen über die Vielfalt der bunt angezogenen Inderinnen – Saris in allen Formen und Farben. Der Lotus Tempel wurde 1986 eröffnet und steht allen Religionsgemeinschaften zum Gebet oder zur Andacht offen. Mittlerweile gibt es in den verschiedenen Erdteilen 7 solcher Andachtshäuser, eines befindet sich in Frankfurt a.M.
Ein Zitat aus dem Prospekt, das uns gut gefällt: „es rühme sich nicht, wer sein Vaterland liebt, sondern wer die ganze Welt liebt. Die Erde ist nur ein Land und alle Menschen sind seine Bürger.“

Delhi beim Lotus Tempel

Eigentlich wollten wir, der Wärme wegen, mit dem Zug zuerst nach Agra fahren. Wir hatten auch schon eine grobe Gesamtroute mit den wichtigsten Sehenswürdigkeiten ausgearbeitet und uns etwas eingelesen. Aber es kam anders!
Da die Züge für die nächsten Tage ausgebucht waren, entscheiden wir uns mit dem Bus weiter zu reisen. Nur einer der vier großen Busbahnhöfe in Delhi ist für Agra zuständig und das Personal in unserem Hotel ist nicht fähig uns den richtigen Busbahnhof zu nennen. So entscheiden wir uns, den uns am nächst gelegenen Busbahnhof mit der Metro anzusteuern, stellen dann jedoch recht schnell fest, dass von dort kein Bus nach Agra fährt. Der Busbahnhof mit den Bussen nach Agra befindet sich kilometerweit entfernt in einem anderen Stadtteil von Delhi. Doch hier werden wir mit dem für uns magischen Wort „Bus to Rishikesh“ begrüßt. Wir schauen uns an – nach Rishikesh wollten wir schon lange – und haben ein neues Reiseziel. Warum nicht? Rishikesh, die heilige Stadt am Ganges vor dem Himalaya, die Stadt der Yogis und Ashrams. Und der Bus fährt sofort los.

Die Busfahrt für 230 km dauert nur 7 Stunden (!), doch wir kommen irgendwann an. Die nächsten Tage entdecken wir Rishikesh und sind fasziniert. Der Ganges, hier noch ziemlich sauber, teilt die Stadt und über Hängebrücken gelangt man (und Kuh) an das andere Ufer.

Rishikesh, Luxman Jhulla

Es gibt unzählige Hotels, Guesthouses, Yogaschulen, Ayurveda Zentren, Cafès und Läden. Doch da gerade Nebensaison ist, sieht man nicht viele Touristenfreaks und die Preise sind gut verhandelbar. Ab März bis Oktober soll dies anders sein, erzählt uns ein Inder, die Hotels wären voll und würden das vierfache kosten.

Neben Yoga und Meditation hat sich hier ein weiterer Zweig etabliert. Das Geschäft mit dem Abenteuer. So gibt es neben der besinnlichen Sparte des Yoga ebenso unzählige Agenturen, die Abenteuerrafting, Kajaking, Bungeejumping, Trekking und Camping anbieten. Hunderte Jeeps, die der Beförderung der Ausrüstungen dienen, stehen zur Zeit ungenutzt am Straßenrand.

Wir tauchen in den indischen Alltag ein. Einfach unglaublich für uns und es ist schwer zu beschreiben.

Rishikesh beim Ganges

So stoßen wir an den Ghats (Treppen am Gangesufer) gleich am ersten Tag auf Totenverbrennungen am Ganges, die hier durch die „Unberührbaren“ durchgeführt werden. Gleich gegenüber, nur durch einen schmalen Weg getrennt, befindet sich ein Rummelplatz mit rostigem Riesenrad und anderen Attraktionen – lachende jauchzende Kinder. Der Rauch der Totenfeuer liegt über dem Platz.
Wenige Meter flussaufwärts, reinigen sich Gruppen von bunt angezogenen Frauen im Ganges, etwas abseits die Männer oder Mönche. Flussabwärts trinken mehrere Inder das heilige Wasser direkt aus dem Fluss oder füllen es in Plastikkanister ab.

Abends, zur Zeit des Sonnenuntergangs, finden an den Ghats täglich Feuerzeremonien – Aratis – statt. Musik, Gesang und Glockengeläut, geschwenkte Leuchter mit brennendem Ghee und betende indische Familien und in orange gekleidete Sadhus.
Jeder der mitmachen will kann dies tun, oder einfach auch nur dabei stehen.

Rishikesh, beim Triveni Ghat

Hier werden auch mit Blumen gefüllte Bananenblattschiffchen verkauft, die man mit Kerze und Räucherstäbchen versehen, bei Nacht, mit welchen Wünschen auch immer, auf die Reise den Ganges hinunter, schicken kann.
Auch wir lassen ein leuchtendes Schiffchen in der Dunkelheit schwimmen.

Irgendwie sind wir von den tausenden Eindrücken etwas verpeilt und landen danach statt auf der Hauptstraße im Slumgebiet, einem besiedelten Flussseitenarm des Ganges, wo die Unberührbaren unter Blechdächern und zwischen Kartonwänden leben. Doch es gibt abgezweigten Strom und der schmale Weg zwischen den Unterkünften ist spärlich beleuchtet und sauber. Kinder spielen hier im Dämmerlicht und begrüßen uns. Uns wird geholfen und wir gelangen bald wieder auf die „normale“ Straße.

Im Kontrastprogramm, beim Apfelstrudel aus der deutschen Bäckerei oder bei Nutellapfannkuchen mit Technomusik, im Cafe Little Buddha, wird man wieder in die „normale „Realität zurück geholt. Ach ja, die Beatles waren in den 60er Jahren auch schon hier, haben in einem Ashram gelebt, für das Weiße Album getextet und sonstigen Unsinn gemacht. Selbst hierfür ist noch ein Markt vorhanden.

Wir besichtigen auch den einen und anderen Tempel, doch merken wir schnell, dass alles darauf ausgelegt ist eine Spende von uns zu bekommen. Auch die Sadhus, die überall anzutreffen sind, sind gegenüber Spenden nicht abgeneigt, obwohl sie doch von der Bevölkerung mit Essen versorgt werden. Man spürt sofort, dass hier der Tourismus seit langem eine große Rolle spielt und einem die Inder anders begegnen als an Orten die wir vor 2 Jahren kennengelernt haben.

Wir entscheiden uns doch für die Berge, da der Wetterbericht Gutes zeigt. Also fahren wir nach Osten, nach Karanprayag, den Ganges entlang, 170 km (7 Stunden Fahrtzeit!), in tollster Berglandschaft. Die Straße windet sich in atemberaubender Höhe die bewaldeten Hängen hoch und hinunter und doch hat man freien Blick auf den blau schimmernden Fluss mit seinen weißen Sandstränden.

Fahrt nach Karanprayag

Teilweise ist jedoch der Begriff „Straße“ nicht so richtig was die Breite und den Belag anbelangt. Oft fehlen ein paar Meter Straße und sie wird plötzlich einspurig oder halbspurig, in Deutschland würde man es als eine Mountainbikestrecke ausschildern. Na ja, es wird viel repariert und den Erdrutschen entgegengewirkt – immerhin war die Straße nur 5 Mal kurzzeitig für den Verkehr gesperrt, da sie frei gebaggert wurde. Es war schon ein Abenteuer diese Fahrt, wir werden den zertrümmerten LKw, der zur falschen Zeit am falschen Ort war, oder den im Tal liegenden Lkw, nicht vergessen.Unser Fahrer hat seine Hupe in gutem Dauergriff und so enden wir nicht wie zwei Busse, die verlassen und eingedellt am Straßenrand stehen.

Fahrt nach Karanprayag

Wir sehen die ersten Schneeberge des Himalaya und kommen kurz vor der Dämmerung in Karanprayag an. Hier gibt es keinen Tourismus und die Preise sind ein vielfaches geringer als in Rishikesh.

Vom ersten Tag an genießen wir die indische überwiegend vegetarische Küche. Ganz anders als in den „…Stan-Ländern“, wo Fleisch, je fetter desto besser, die Hauptrolle gespielt hatte. Das Essen ist so supergut gewürzt, so dass man süchtig wird.

Wir verbringen fast 2 Wochen im Norden und fahren die Runde Rishikesh – Karanprayag – Kausani – Almora – Ranikhet – Nainital und zurück nach Delhi.

Schön ist der Besuch eines Shiva-Felsentempels bei Kausani mitten im Wald. Wir wandern 20 km durch tolle Reisterrassen und kleine Dörfer,

Kausani Rudradhani Mahadev Tempel

später durch Pinienwälder. Hier entdecken wir, dass nahezu jeder Baum auf einer Seite tief eingeritzt wurde, auf der gegenüberliegenden Seite jedoch verkohlt ist. Diese Technik wird verwendet, um dem Baum Harz zu entziehen, welches in einem Gefäß unterhalb der eingeritzten Kerben aufgefangen wird.

Von Kausani aus, vom Balkon unseres Hotels, haben wir einen Blick auf die schneebedeckten Berge des Himalaya auf eine Länge von 337 km – absolutes Panorama! Der wohl berühmteste Berg und auch der  zweithöchste Berg Indiens ist Nanda Devi mit 7.816 m.

Kausani Himalaya

Allerdings wohnen wir auf über 1.800 m Höhe und es ist ziemlich frisch hier oben. Selbst in unserem Zimmer sehen wir unseren Atem. Eine Heizung gibt es nicht und warmes Wasser bringt einem der Service in einem 10 Liter Eimer auf Wunsch. Dieses wird zuvor auf einem Holzfeuer warm gemacht. Auch in den Restaurants ist es eiskalt, da oft keine Türen oder Fenster vorhanden  sind – man sitzt eigentlich fast im Freien.

Skuril sind auch die vielen Feuer an den Straßenrändern mitten in den Städten, die die Inder abends machen um sich dort zu erwärmen. Viele tragen trotz der Kälte nur ihre Flipflops.

Die Busfahrt von Almora nach Ranikhet sollte man sich bei guter Sicht nicht entgehen lassen. Fantastisches Himalaya-Panorama!

Weg nach Kausani

Nachdem wir 2 Nächte in Nainital (auf ca. 2.000 m), am dortigen See waren, einem beliebten Ferienort der indischen Mittelschicht, beschließen wir mit dem Zug zurück ins wärmere Delhi zu fahren. Gleich an der zweiten Haltestelle steigt eine indische Großfamilie ein, die sich, wie sich herausstellt, auf dem Heimweg von einer Hochzeit befindet. Neben uns setzt sich eine 17-jährige Inderin die gut Englisch spricht und die 6 stündige Fahrt vergeht wie im Flug.
Im Gegensatz, beispielsweise zum  Iran, ist der Kontakt mit den Einheimischen spärlich, da sie einerseits sehr reserviert auf uns wirken und andererseits Sprachbarrieren bestehen, die sich hier irgendwie nicht so leicht überwinden lassen.
Szene „auf der Suche nach einem Hotelzimmer“ in Almora:
Martin betritt die Rezeption: „Free room?“
Der Inder wackelt mit dem Kopf. (alle Inder wackeln gerne in der Form des mathematischen Zeichens für Unendlich mit dem Kopf)
Martin überlegt ‚hm, meint er ja oder nein?‘
Martin weiter: „how much is it?“
Der Inder steht auf, verlässt die Rezeption, überquert die Straße, geht in den gegenüberliegenden Laden.
Er kommt stolz mit einer Schachtel Streichhölzer (matches!!) zurück, die er Martin in die Hand drückt.

unsere Fotos zu — 2 Wochen in Delhi und Uttarakhand:

04_indien_delhi_lotus-tempel

Bild 1 von 111

6 Wochen in Goa und Karnataka:

Da wir in die Natur und Wärme wollen, entscheiden wir uns statt nach Rajastan nach Goa zu fliegen.

Goa Benaulim

Da erwartet uns ein anderes Indien: grüne Palmen, weisse Strände, katholische Kirchen, internationale Küche und Touristen… Schon beim Verlassen des Flugzeugs spüren wir die warme Sonne: 34 Grad tagsüber, 20 Grad nachts! Wir lernen gleich ein belgisches Paar kennen, mit denen wir uns ein Taxi teilen. Wir stellen sehr bald fest, dass viele europäische Rentner den Winter hier verbringen. Sie mieten sich ein Haus und bleiben bis zu 6 Monate. Sie tragen die typische bunte Kleidung, die es in jede Ecke für Touristen zu kaufen gibt und düsen auf gemieteten Scootern oder Motorädern über die kleinen Sträßen. Oftmals sind Sie vor 40 Jahren schon da gewesen. Wir heben das Durchschnittsalter gewaltig an und hören immer wieder „ihr in eurem Alter…ihr seid sooo jung…“. Doch, seit 2 Jahren, gibt es auch viele jüngere Russen, die kein Englisch sprechen. Für sie werden Schilder in Russisch aufgestellt, die Speisekarte übersetzt und viele Ladenbesitzer lernen Russisch um überhaupt Geschäfte machen zu können. Die großen Gewinner sind sicherlich die Alkoholshops, in denen die Russen für ein paar Ruppies literweise harten Alkohol kaufen können. Uns schmeckt das Kingfischer-Bier zu Sonnenuntergang am Strand, bei schöner Oldie Musik aus den 70er Jahren!

Goa Blue Corner

Wir genießen eine Woche lang die internationale Küche, die es im Überfluss gibt, baden jeden Tag im warmen Arabischen Meer, staunen über die gewaltigen Sonnenuntergänge. Was für eine Erholung!

Goa Benaulim

Gleich hinter dem 10 km langen Strand gibt es tollste Fauna und Flora: Streifenhörnchen, bunte Eisvögel, süße kleine grüne Vögel, majestische Seeadler, knallig grüne Reisfelder und riesige Banyanbäume in jeder Ecke.

Goa Varca

Die Leute sind hier ganz anders da sie Touristen gewöhnt sind, aber auch weil sie teilweise eine andere Kultur haben. Sie sind meist Christen und stammen zum Teil von ehemaligen afrikanischen Sklaven ab. Manche Frauen tragen bunte knielange Kleider statt Saries. Sie sprechen Englisch (auch wenn es manchmal sehr Indisch klingt), sind nicht Kontaktscheu und erzählen uns über ihr Leben. z.B. Der Student aus Orissa (Ost Indien), der 6 Monate hier in einem Restaurant arbeitet. Jeden Tag von 7 bis 24 Uhr für 3000 Ruppies im Monat (35 Euro), um sein Studium zu finanzieren. Der CD/DVD Strandverkäufer, der sich verschuldet hat und seitdem kein Business mehr macht. Vor 2 Jahren, erzählt er uns, hatte er oft 10 – 20 CDs a 100 Rs am Tag verkauft, jetzt nur noch 2-3. Da die älteren Europäer schon alles hätten und die Russen weder an CDs interessiert wären, noch an der bunten Touristenbekleidung oder dem typischen indischen Schmuck würde das Geschäft erstmals nicht so gut laufen.

An unserem letzten Tag in Goa sind wir zur Kommunion der Guest House Tochter eingeladen. Ein großes, bunt geschmücktes Pavillion wurde tags zuvor aufgestellt, ein Party-Service bedient die Gäste. Das leckere Buffet wird nach dem Gottesdienst eröffnet. Spirituelle Lieder werden in Englisch und in einem Dialekt gesungen. Die Tochter des Hauses bekommt von jedem nächsten Familienmitglied ein Stück Torte in den Mund geschoben. Es wird viel gegessen aber wenig geredet.

unsere Fotos zu — 1 Woche in Goa:

01_indien_goa-benaulim

Bild 1 von 22

Karnataka:

Der Bus bringt uns durch Goa mit seinen vielen Palmen über die Westghats nach Karnataka. Wir wollen uns hier ein paar berühmte Tempelstädte anschauen. Badami mit seinen berühmten Tempelhöhlen im roten Fels ist unser erstes Ziel. Die kleine Stadt erweist sich als sehr laut und schmutzig, aber die Umgebung ist wunderschön. Hier machen wir einige schöne Spaziergänge , oben auf den roten Hügeln, und genießen das sagenhafte Panorama.
Die Höhlentempel befinden sich in einer ansteigenden LInie mitten im Berg und sie sind wunderschön mit Säulen und in Stein gemeiselte heilige Skulpturen verziert. Alles wurde im 6. Jahrhundert direkt aus dem Fels gemeiselt und nicht nachträglich eingebaut.

Badami Caves

 20 km weiter befindet sich die ehemalige Köngisstadt Pattadakal, Weltkulturerbe, mit verschiedenen Tempelstilen zwischen dem 3. und 8. Jahrhundert. Eine schön gepflegte Anlage mit viel Grün und frechen Affen.

Benaulim Pattadakal Panorama

3 Tage später fahren wir nach Hampi, einem Höhepunkt unserer Indienreise. Hampi, heute ein kleines Dorf hatte im 16. Jahrhundert nahezu 500.000 Einwohner. Hier befand sich das religiöse und weltliche Zentrum der Königsstadt Vijayanagar. Damals befand sich hier der Umschlagplatz für Gewürze, die aus dem Süden kamen und für Baumwolle aus Südost, was zum Wohlstand der Einwohner erheblich beitrug. Vijayanagar war eines der größten Reiche in der Geschichte Indiens und noch heute können auf eine Fläche von 33 qkm Tempel besichtigt werden.
Deshalb leihen wir uns drei Mal Räder und machen uns auf gewohntem Terrain auf Besichtigungstour. Die Natur ist gigantisch – man könnte meinen, dass Riesen hier ihre Kieselsteine und Felsen abgeladen haben – riesige Steinhaufen zu Bergen  hochgetürmt, soweit der Blick reicht. Dazwischen der Fluss mit grünen Palmen – und Bananenhainen, oben auf den Bergen ab und zu ein kleiner Tempel.
Wir stoßen erstmals wieder auf viele Touristen und bunte Souvenirläden. Doch es ist sehr angenehm hier und man hat schnell schöne Kontakte. Die Restaurants sind gut, haben meist WiFi und Namen wie „funky monkey“ „chill out“ oder „golden garden“. Klingt doch gut, oder?
Die Touristen tragen T-Shirts mit Aufschriften „don’t worry be Hampi“ und diesem Motto können wir uns supergut anschließen, weshalb wir auch gleich über eine Woche hier verbringen.

Hampi

Die indische Geschichte mit dem Wunderpaket – oder weshalb wir solange in Hampi blieben:
Heute wollen wir ein Paket nach good old Germany schicken. Ein Karton ist schnell aufgetrieben, die Geschenke verstaut und alles ordentlich mit Klebeband zugeschnürt. Ab zur Post. Es ist 10.30 Uhr.
Dort schauen zwei indische Postlerinnen unser Paket entsetzt an. Der Karton muss weiß sein, aha, Papier muss darum gewickelt werden. Dafür sei ein Shop zuständig, der sich eine Ecke weiter befindet.
Der Shop ist schnell gefunden, der Händler nimmt uns das Paket ab, meint wir sollen warten und als wir uns setzen, verlässt er den Laden und düst mit seinem Moped davon. Er ruft noch etwas von „seine Frau holen“, das wars. Wir warten einige Zeit, beobachten einen Affen, der dem Ladenbesitzer in der Zwischenzeit eine Flasche Fanta klaut und denken letztendlich, dass wir uns in einer Art „Abzockegefahr“ befinden. Gut, wir nehmen unser Paket, verlassen den Shop und wollen das Verpacken selbst in die Hand nehmen. Im Dorf schenkt uns ein anderer Shopbesitzer eine weiße Plastikfolie und eine Schnur und wir verstauen den Karton schön säuberlich in Folie, kleben und schnüren ihn zu. Ab zur Post. Es ist 11.45 Uhr.
Die indischen Postlerinnen schütteln mit dem Kopf als sie das Paket sehen. Bedeutet das nun ja oder nein? Sie wollen wissen wer die Verpackung gemacht hat – ok das bedeutet wohl nein. Sie erklären uns, dass die äußerste Hülle des Pakets aus weißem Baumwollstoff sein muss und genäht sein muss. Wir vermuten eine Geschäftemacherei zur Abzocke von Touristen und steigen eine Nuance lauter in die Diskussion ein, zumal andere Pakete die wir sehen auch eine Plastikverpackung haben.
Uns wird nun erklärt, dass Plastikhüllenverpackungen nur innerhalb von Indien zugelassen seien und man für Deutschland eine genähte Baumwollhülle brauchen würde. Die Diskussion geht weiter, (der Shopbesitzer der mit uns kein Geschäft machte ist mittlerweile auch wieder aufgetaucht ), es wird lauter, aber es ist nichts zu machen. Sie kapieren nicht, dass der deutsche Postler keine Baumwollhülle braucht. Wir ziehen wieder ab, das Paket unter dem Arm. Aber wir wollen nicht aufgeben!
Wir sind im Besitz einer alten Stoffumhängetasche, die uns vor kurzem auch noch ein Affe eingerissen hat.
Agnès hat die zündende Idee. Die Stofftasche wird von ihr um das Paket herumgenäht, gemütlich auf einer Dachterrasse bei einem die Gemüter kühlenden Getränk. Ab zur Post. Es ist 13.15 Uhr.
Die indischen Postlerinnen staunen über das Paket, schütteln den Kopf – ha diesmal bedeutet es JA! Sie nehmen das Paket in Empfang. Ab da ist es ganz einfach. Zollerklärung ausfüllen, das Baumwolltuch mit Adresse beschriften und einen Ausdruck über den Sendungsverlauf (ja sogar das soll es hier geben) entgegennehmen — und das alles in nur 45 Minuten. Wir verlassen die Post es ist 14.00 Uhr.

Hampi Paket

unsere Fotos zu — 1 Woche Tempelstädte:

01_indien_gadag

Bild 1 von 69

Gokarna – Om beach:
Mit Zug und Bus reisen wir günstig weiter nach Gokarna. Kurz vor Gokarna wird unser Bus, wegen eines Wahlkampfes, über eine kleine Straße umgeleitet. Der Fahrer hat seine Schwierigkeiten nun mit dem Gegenverkehr klar zu kommen. Die Straße ist nur einspurig. Schade, dass uns dann auch noch andere Busse entgegen kommen. Es wird viel manövriert und irgendwann steckt unser Bus an einer Straßenlaterne fest und kann weder vor- noch rückwärts fahren ohne den Mast zu kappen. Nach einigen Versuchen den Bus frei zubekommen, versagt auch noch die Batterie und die Fahrgäste fangen an den Reisebus zu schieben. Zeit für uns, uns zu Fuß auf den weiteren Weg nach Gokarna zu machen. Incredible India!
In der Dunkelheit kommen wir in Gokarna an, doch ein netter Autofahrer nimmt uns die nächsten 6 Kilometer mit bis zum Strand namens Om beach, leuchtet uns netterweise den Weg den Strand entlang, bis wir eine gute Bleibe finden. Hier im Cafe Om Shanti, einer kleinen Anlage mit Bambushütten und super Restaurant, fühlen wir uns wie „Gott in Frankreich“ und haben Probleme uns nach über 2 Wochen wieder auf die Weiterreise zu begeben.

Gokarna beim Om Beach

Die täglichen Bäder im Meer, Spaziergänge zu anderen Buchten – Halfmoon beach, Paradise beach, Kuddle beach und nach Gokarna- an der schönen Küste entlang, die nächtlichen Lagerfeuer am Strand mit Gitarre und Djemben, die schönen Kontakte mit den Indern und anderen Reisenden taten uns sehr gut.

Wie könnte man den Om beach am Besten beschreiben? Es gibt keine Betonhäuser, keine Liegestühle – sehr schön! dafür ca. 15 kleine Cafes mit Palmendächer und Kokoshuts, oft mit „Indian-Shower“ – man schöpft sich Wasser direkt aus einem Eimer über den Kopf. Dieses Wasser wurde in unserem Cafe täglich von fleißigen Indern in 30 l Kanistern, auf dem Kopf balancierend, geliefert. Am sauberen Sandstrand tummeln sich neben uns etliche Kühe, faule Hunde und freche Krähen. Die Krähen scheuen sich nicht mal einen Tisch mit Essen zu attackieren, die Kühe essen die Ananas- und Bananenreste am Strand. Den Dreck den die Tiere machen räumen die Inder weg. Dafür wurde vor Jahren eine Strandmüllabfuhr eingerichtet. Überhaupt hat sich hier seit 20 Jahren nichts verändert, da eine Gemeinschaft der Cafebesitzer streng darüber wacht.
Es herrscht eine super Atmosphäre, man sitzt locker zusammen und es bilden sich schnell internationale Gemeinschaften, ein guter Austausch. Hinter den cafes liegen sanfte grüne Hügel, bewachsen mit Palmen und dicht stehenden exotischen Bäumen. Die Bucht hat tatsächlich die Form eines Om-Zeichens.

Abends genießen wir die schönen Sonnenuntergänge. Keiner gleicht dem anderen.

Jeden Tag wird es ein wenig wärmer und bei unserer Abreise haben wir mittags lockere 30 Grad im Schatten. Hier zu überwintern ist ein Traum, zumal es in Bishkek teilweise nachts bis zu minus 25 Grad hatte. Hier entsteht auch unsere Idee über Nepal zurückzureisen und ein günstiger Flug nach Kathmandu, der nur ca. eineinhalb Stunden dauert, ist schnell gebucht.

Wir legen einen Stopp in Goa/Benaulim ein. Am 4.3. auf dem Weg zum Frühstück, werden wir von einem erwachsenen Inder mit einer Wasserflasche nass gespritzt. „Karneval!!“ ruft er. Nun wissen wir es auch. Es ist Faschingsdienstag und die Inder sind außer Rand und Band. Noch wissen wir nicht, dass wir an diesem Tag drei Mal unfreiwillig geduscht werden!
Es wird mit bunten Farben und Wasser gespritzt, Musik dröhnt durch das Dorf, man hört Pink Floyd, Reggae und Techno gleichzeitig. Abends werden gigantische Wagen mit bunten Pappmascheefiguren (Riesenameisen, Kakerlaken, Käfer, Drachen) durch das Dorf gezogen. Am Strand ist Partystimmung und es wird getanzt.

Unsere Büchertipps für Indien:
– Rohinton Mistry, Das Gleichgewicht der Welt
– Jhumpa Lahiri, The Namesake (englisch)
– Geo Epoche Nr.41 Indien 1450-1948

unsere Fotos zu — 2 Wochen in Gokarna:

01_indien_gokarna_om-beach

Bild 1 von 16

Kirgistan (Bishkek) 2013

Kirgistan – Kirgisien – Kirgisistan – Land der Berge:

Die Einreise nach Kirgistan geht ruckzuck. Doch nach der Grenze stehen so viele Minibusse, dass wir kurzerhand beschließen bei minus 7 Grad doch lieber mit einem „Busle“ die letzten 80 km zu fahren. Wir kommen somit schon am 30.12. abends in Bishkek an, wo wir uns im Cafe Sierra bei einer Latte Caramel mit dem Amerikaner Josh treffen. Hier erwartet uns eine „Neue Welt“ mit englisch sprechender Bedienung, internationalen Gästen, englischer Büchersammlung und europäischen Preisen.  Josh übergibt uns die Schlüssel und zeigt uns das schöne Apartement von Angie, mit der wir über warmshower Kontakt hatten und die zur Zeit verreist ist. In deren Wohnung haben wir bis 12. Januar vorerst ein super Winterlager. Wir freuen uns über Küche, Dusche, Wifi, den ganzen Luxusschnickschnack und die klasse zentrale Lage. Wir hören zum ersten Mal seit einem halben Jahr wieder SWR3 im Stream, was ziemlich befremdet auf uns wirkt. Angie, die wir ja noch gar nicht kennen, hat uns sogar einen russischen Champagner kalt gestellt. Wo gibt es sonst soviel Vertrauen?

Bishkek Cafe Adriano

Mit den Rädern geht es erst im Frühling wieder weiter, denn dann wollen wir Kirgistan erkunden und anschließend wenn es klappen sollte über die Berge nach China….

Das Chinavisa ist seit einiger Zeit nicht nur schwer erhältlich, auch die bis vor kurzem noch zweimaligen 30-tägigen Verlängerungen in China sind gestrichen und es ist maximal nur noch eine Verlängerung zu erhalten. Die chinesische Visapolitik ist derzeit darauf ausgerichtet den Individualtourismus noch mehr einzuschränken als es schon war. Für Radfahrer bedeutet dies weniger Reisezeit, dazu kommen die notwendig vorgeschriebenen Übernachtungen in extra Touristenhotels (man benötigt die Meldescheine), so dass man dem freien zelten einen Riegel vorschieben will. Was bedeutet das für uns? wir können nur ein 30 Tagesvisa bekommen, mit der vagen Aussicht auf eine Verlängerung von 30 Tagen, für über 6.500 km. Die Verlängerung durch die Behörden in China dauert ca. 5 Tage bis eine Woche, so dass man, bei Berücksichtigung der Ein- und Ausreisetage, ca. 50 Tage Reisezeit für China zur Verfügung hat. Einfach viel zu wenig für dieses riesige Land!

Hier in Bishkek nehmen wir Kontakt mit der Chinesin Frau Liu auf, die in einem Reisebüro arbeitet und Erfahrungen mit der Beantragung der Chinavisa hat. Wir wollen unsere Anträge über ihre Agentur einreichen, um unsere Chancen auf die Visaerteilung zu erhöhen.

Wie wollen wir den Winter verbringen? Diese Frage hat uns seit geraumer Zeit beschäftigt, denn am liebsten würden wir diese Zeit in warmem Klima verbringen. So wundert es nicht, dass wir uns für Indien entschieden haben. Der Flug dorthin ist kurz und günstig, das Klima in Rajastan ist milde. Wir sind mit der Beantragung unserer indischen Visa beschäftigt, die wir in der kommenden Woche erhalten werden.

Dieses Thema spielte schon seit dem Sommer, auch immer bei anderen Radreisenden die wir trafen, eine entscheidende Rolle. Ein australisches Pärchen überwintert schon seit dem Sommer in Georgien:-)….

Unsere Fahrräder und den größten Teil unseres Gepäcks werden wir während unserer Indienzeit – wir rechnen mit 2 Monaten – hier in Bishkek lassen und nur mit leichtem Handgepäck reisen. In Bishkek bringen wir auch unsere Räder auf Vordermann. Wir wechseln die Bremsen und bringen beide Räder in ein Sportgeschäft um die Gänge neu einstellen zu lassen. Dort können unsere Räder auch bis in den Frühling überwintern, so dass wir in Indien nur mit leichtem Handgepäck reisen können. In diesem Sportgeschäft ist derzeit Hochsaison im Wintersport. Es wimmelt von Kunden, die ihre Ski und Snowboards auf Vordermann bringen lassen. Dazwischen sind wir mit unseren Fahrrädern irgendwie fehl am Platz.

Das Januarwetter ist sehr wechselhaft. Wir haben viel Schnee, der auch liegenbleibt, aber auch sonnige Tage mit blauem Himmel. Bunt geschmückte Weihnachtsbäume sehen wir an jeder Ecke, denn Weihnachten wird hier in der Silvesternacht gefeiert.  Der Hauptplatz, der Ala-Too Square, ist in dieser Nacht die Attraktion für hunderte Kirgisen, die wie wir das von der Stadt organisierte Feuerwerk bewundern wollen. Zwischen der Menschenmenge sind etliche Weihnachtsmänner oder Engel auszumachen, deren Ziel es ist die Kirgisen, Paare, Familien oder Kinder, zu den unzähligen bunt beleuchteten weihnachtlichen Fassaden zu bringen. Vor diesen Fassaden findet dann ein „Fotoshooting“ statt, eine kleine Einnahmequelle für die Veranstalter. 

Bishkek Silvester

In Bishkek, einer Stadt an der Route der Seidenstraße, gibt es nicht viele touristische Sehenswürdigkeiten. Allerdings sollte man sich den Dordoy (Tolchok) Bazaar und den Osh Bazaar nicht entgehen lassen. Der Dordoy Bazaar ist eine Containerstadt für sich, bestehend aus ca 7.000 Schiffscontainern, zweistöckig mit schmalen Wegen durch die Container. Es ist einer der größten Umschlagplätze für Waren in ganz Asien, vor allem aber von chinesischen Billigprodukten. An die 20.000 Leute sollen hier arbeiten. Unten in den Containern werden die Waren angeboten und oben befinden sich die Lager.

Bishkek Dordoy Bazaar

 Der Osh Bazaar ist ein bunter Markt, wie wir schon viele gesehen haben, aber wir lieben nun mal diesen Flair. Hier wollen wir in einer der wechselbuden unser kazachisches Geld wechseln lassen. Der junge Kassierer zählt das gewechselte kirgisische Geld vor, Martin zählt mit, nimmt das Geld und wundert sich beim Weggehen. Irgendetwas stimmt nicht. Schnell nachgezählt, stellen wir fest, dass wir nur die Hälfte des Betrages erhalten haben. Schnell zurück – Reklamation! Der junge Kirgise nimmt die Scheine, zählt erneut vor – der Betrag stimmt doch! Martin nimmt das Geld, zählt nach – es fehlt wieder die Hälfte. Nachdem der Geldwechsler entlarvt wird, stellt er das Ganze als ein Spässchen dar, zählt uns noch ein paar Mal was vor, lässt Geld verschwinden und wieder auftauchen – und wir können uns nur über diese Fingerfertigkeit wundern. Doch letztendlich ist er beleidigt und gibt uns unser kazachisches Geld wieder zurück. Wir gehen zu einer anderen Wechselbude. Dort wird unser Geld gewechselt und Martin zählt vor den Augen des Kassierers, der auch vorgezählt hat, nach. Diesmal ist es ein Geldschein weniger als vorgezählt wurde. Wir wollen unser kazachisches Geld zurück und gehen zu der dritten Wechselstube. Dort ist man ehrlich und zahlt uns den richtigen Betrag aus. Nochmal Glück gehabt!

Kurz darauf werden wir von 3 Männern in Uniformen, die vor einem Schiffscontainer stehen und die sich als Polizisten ausgeben, angehalten. Sie wollen unsere Pässe sehen und wir ihre Ausweise. Kurz wird uns ein Ausweis gezeigt, der aber schnell wieder in der Tasche des angeblichen Polizisten verschwindet. Sind diese Polizisten wirklich echt? Überall kann man hier Uniformen und Abzeichen kaufen. Sie wollen dass wir mit in den Container gehen, was wir auch machen, da der Container direkt am Markt steht und uns viele Leute sehen. Da wir schon von üblen Tricks durch angebliche Polizisten, gerade am Osh Bazaar, gewarnt sind, gehen wir zwar mit, zeigen aber unsere Originalpasse nicht vor, sondern nur Kopien. Sie wollen, dass wir unser gesamtes Hab und Gut auf einen Tisch legen. Wir wissen, dass die kirgisischen Polizisten kein Recht haben dies von Touristen zu verlangen und weigern uns. Wir werden noch mehrmals dazu aufgefordert, werden nach Drogenbesitz befragt und als sie merken, dass wir ihre „Spiele“ nicht mitspielen, lassen sie uns wieder gehen. Später erfahren wir, dass es vermutlich echte Polizisten waren. Es ist bekannt, dass auf diese Art und Weise den Touristen Geld oder sonstige Wertsachen abgenommen werden.

Ansonsten gibt die Stadt sich sehr modern. Große moderne Einkaufszentren, viele schön hergerichtete Cafés mit Wifi, englischer Karte, leckerem Kaffee und Kuchen zu europäischen Preisen, Modeläden und Restaurants. Daneben existeren natürlich auch noch die kleinen „Tante Emma Läden“, kleine Bäckereien und Verkaufsstände, bei denen man sehr günstig einkaufen kann. Uns spricht diese übersichtliche vielseitige Stadt an. Wir sind gerne hier, genießen es durch die Straßen zu spazieren und in aller Ruhe unsere zukünftige Reise vorzubereiten.

Vor der Philharmonie entdecken wir sehr schöne Statuen, die eine Rolle im Nationalepos Manas spielen. In Kirgistan nimmt in der klassischen Literatur und Erzählung das Manas Epos eine zentrale Stellung ein. Das 500.000 Verse umfassende Epos aus dem 6. bis 8. Jahrhundert beschreibt den Kampf des Helden Manas gegen die Uiguren und die Bewahrung der Unabhängigkeit. Dieses Werk, dass zwanzig mal größer ist als Odysse und Ilias zusammen, wurde Jahrhunderte lang nur mündlich durch die sogenannten Manatschis weiter gegeben. Auch heute werden Passagen zu festlichen Anlässen rezitiert und die Manatschis genießen ein hohes Ansehen. Der Vortrag wird häufig durch das traditionelle Komuz (oder Komus) begleitet. Dabei handelt es sich um ein dreisaitiges Zupfinstrument das zur Familie der Lauten gehört und in etwa vergleichbar mit der ursprünglichen persischen Setar (ebenfalls dreisaitig) ist. Die Bedeutung der nomadischen Kultur und des Manas Epos spiegelt sich auch in der krgisischen Flagge wieder. Die Strahlen der Sonne symbolisieren die 40 mythischen Krieger Manas und die Linien in der Mitte stellen das sich kreuzende Gestänge einer Jurte im First dar. 

Bishkek Philharmonie

Die Rolle der Frau in den zentralasiatischen Ländern ist immer wieder Thema bei uns und bei anderen Reisenden. Wir haben dazu einen interessanten Audio-Artikel gefunden, auf den wir hier verweisen wollen. Er handelt über Frauen in Uzbekistan, jedoch machten wir seit unserer Zeit im Iran die Erfahrung – in Gesprächen mit Einheimischen – dass sich dieses Thema auf alle Länder – nicht nur auf Uzbekistan- die wir seit dem Iran durchquerten, beziehen könnte. Blick in die Hinterhöfe Usbekistans:

http://whyjustify.com/blick-in-die-hinterhofe-usbekistans/

Alle zwei Wochen findet im Dolce Vita, einer guten Pizzeria, ein deutscher Stammtisch statt. Wir lassen uns dies nicht entgehen,finden nette Kontakte und essen Pizza mit Bier. Hier treffen sich regelmäßig Deutsche, die ausgewandert sind oder einfach nur eine bestimmte Zeit lang in Bishkek arbeiten, sowie Asiaten mit deutschen Wurzeln und Reisende wie wir, http://leben-in-kirgistan.de/wp/ Das Indienvisa haben wir am 10. Januar reibungslos erhalten und gleich einen Flug nach Delhi gebucht. Am Montag 13.1.14 werden wir uns für die nächsten 2 Monate in Indien aufhalten

Zum Jahresabschluss und da fast ein halbes Jahr vorüber ist, haben wir hier ein paar statistische Werte aufgelistet:

gefahrene Kilometer: 7.282 km
Höchstgeschwindigkeit mit Gepäck: 67,2 km/h
längste gefahrene Strecke am Tag: ein paar Mal ca. 120 km

platte Reifen: 6 mal flicken
platte Isomatte: 5 mal flicken (wir haben eine Matte mit Materialfehler)

bereiste Länder: 14 Länder davon 4 mit Visapflicht

Nationalitäten anderer Fahrradreisender mit denen wir Kontakt hatten: aus Californien, Portugal, England, Japan, Holland, Frankreich, Australien, Armenien, Lettland, Schweden – auch wenn die Kontakte manchmal kurz waren, so war es doch immer toll sich auszutauschen.

Stürze im ersten halben Jahr: Martin und Agnès landen je einmal mit dem Fahrrad in einem Schlammloch – putzen war angesagt.
Martin fällt zu Fuß in einen Bach und ein anderes Mal über einen Fels. Agnès hat zwei leichte Stürze auf einer völlig verschneiten Fahrbahn als es bergab geht. Martins Ellenbogen wird vom Spiegel eines Transporters gestreift und es gibt einen heftigen Knall, doch der Ellenbogen war stärker. Insgesamt ist, außer ein paar blaue Flecken, nichts passiert.

Fahrradreparaturen: wir haben die 4. Kette drauf (es ist aber dieselbe wie zu Beginn unserer Reise. Wir wechseln alle 2.500 km im Rotationssystem). Unsere Gänge schalten nicht mehr sauber durch und Martins Schaltzug friert ein. Die Zughüllen werden bei Hitze und Kälte, wie wir hatten, spröde und dann innen feucht.
In Bishkek werden die Bremsen erneuert, ein Schaltzug gewechselt und die Schaltungen neu eingestellt.

Gegenstände über die wir richtig froh sind: Rückspiegel am Fahrrad, Faltschüssel von Ortlieb, Brooks Sattel aus Leder (immer komfortabel!), Honda-Fell-Motorradhandschuhe am Lenker fixiert (gibts im Iran für 1 Euro das Paar), Gymnastik/Isomatte zum Draufsitzen im Freien, Merino Bekleidung.

Checkliste unserer Kinder für das erste halbe Jahr, die sie uns mitgegeben haben. „Undefinierbares gegessen: Kügelchen die wie Kokosnuss aussahen, jedoch wie vergorene Ziegenmilch schmeckten….“ Hier sind unsere Antworten.

unsere Fotos zu Kirgistan Bishkek:

01_kirgistan_bishkek_silvester

Bild 1 von 24

Kazachstan 2013

Kazachstan – in Weihnachtsstimmung

Grenzerfahrungen: Wir stehen um 16h am 19.12.2013 an der Grenze zu Kazachstan, unser Visa fängt jedoch erst am 20.12. an.
Der kazachische Grenzpolizist hat den Stempel schon in der Hand als er das Datum wahrnimmt. Er ruft nach Verstärkung und 4 weitere Grenzpolizisten kommen und diskutieren über unseren Fall. Wer hinter uns steht hat erstmal Pech gehabt. Der Chef wird gerufen, dieser hat eine andere Auffassung als die usbekischen Grenzer und seine kazachischen Untergebenen! Ohne zu Zögern schickt er uns zurück. Unser Einwand, dass wir nicht mehr nach Usbekistan zurück können (Wir hatten ein Visa mit nur einer Einreise) beeindruckt ihn reichlich wenig. Er schickt uns einfach ins Niemandsland bei Minusgraden und meint wir sollen in 7 Stunden wieder kommen! 7 Stunden in eisiger Kälte! Wir lassen nicht locker und verwsuchen unser Glück bei den Usbeken! Vorbei an 3 Kontrollen sind wir wieder im usbekischen Grenzgebäude. Dort wundert man sich über die „Problempolizisten“ auf der anderen Seite und wir bekommen einen Sitzplatz nahe der Ausgangstür, aber auf der Heizung! Nur noch 6 Stunden Wartezeit.

Diese gehen schnell vorbei, da die Grenzpolizisten und Zöllner immer wieder Kontakt zu uns suchen, sich neben uns setzen und uns über den Ablauf an der Grenze informieren. Am Ende bekommen wir sogar Hochzeitsfotos gezeigt und auch wir zeigen unsere Fotos von Zuhause. Ein kleiner Auflauf ist die Folge, denn jeder will die Fotos von unseren hübschen Töchtern sehen.

Wir erfahren auch, dass sie alle 24 Stunden am Stück „arbeiten“ müssen, danach haben sie einen Tag frei und die 24 Stunden beginnen von Neuem. Da hat man es doch in D ganz gut!

Zwischendurch kommt ein durchgeknallter Typ mit zwei nagelneuen Koffern, die er vor uns öffnet. Sie sind vollgestopft mit nagelneuen Tischtelefonen in Originalverpackung. Davon drückt er uns drei in die Hand und meint dass wir diese geschenkt bekämen. Gegenwehr zwecklos. Die Grenzpolizisten und Zöllner die dies sehen kommen sofort hinzu. Auch sie wollen beschenkt werden! Und sie bedienen sich reichlich und horten die Telefone hinter den Schreibtischen. Auch unsere drei Telefone schenken wir ihnen. Irgendwann kommt ein Laufbursche in Zivil, verpackt die Ausbeute in sichtdichte Plastiktüten und die Telefone verlassen den Zoll. Was für ein Laden!;-)

Kurz vor 23 Uhr (kazachische Zeit 24 Uhr) radeln wir wieder zu den Kazachen, müssen noch 3 Minuten bis Mitternacht warten, bekommen dann aber ohne Probleme als erste Einreisende am 20.12. unsere Stempel und werden auch am Zoll durchgewunken.
Wir radeln noch ca. 5 km in der eisigen Dunkelheit, finden dann einen prima Zeltplatz auf einer Wiese und freuen uns in Kazachstan zu sein.

Am nächsten Tag weckt uns die Sonne und wir entdecken ein ganz anderes Land. Hier ist es anders als um Tashkent herum. Viel naturbelassener. Steppe auf der westlichen Seite, mit vereinzelten kleinen Dörfern, und auf der östlichen Seite begleiten uns die schneebedeckten Berge. Die Kazachen, die noch einen Tick asiatischer aussehen, grüßen uns und winken uns zu. Als wir nach Wasser fragen, bekommen wir auch Brot, süße Stückle und Schokolade dazu.
Auf unserer Fahrt nach Norden, rückt die Schneegrenze näher und schon bald sind die Felder am Straßenrand schneebedeckt.

Weg nach Shimkent

Wir finden trotzdem einen Platz zum Zelten, doch spät abends pfeifft ein starker eisiger Wind aus Westen, der unser Zelt in beträchtliche Schieflage bringt. Am nächsten Morgen haben wir Neuschnee – es gibt nur eine freie Fahrspur für die Autos und wir müssen uns die meiste Zeit durch die ungeräumte vereiste Standspur kämpfen. Dazu kommt, dass 30 km vor Shimkent bei Martins Fahrrad der hintere Umwerfer einfriert und er nur im kleinsten Gang weiterfahren kann.
Wir sind sehr froh als wir in Shimkent ankommen und sofort ein gemütliches Hotelzimmer beziehen können. Hier bleiben wir erst einmal 4 Tage, besichtigen die interessante Stadt und wundern uns wie anders Land und Leute wieder sind.

Shimkent Ordabasy Platz

Der Standart in den Restaurants und Cafes ist bedeutend höher, die Autos höher klassig, man versteht uns besser und Geldabheben mit der Kreditkarte ist auch kein Problem mehr. Irgendwie wirkt alles „westlicher“ als in Uzbekistan.

Die Kazachen sind völlig hilfsbereit und aufgeschlossen. Fragt man nach einem Weg oder Platz wird man nicht selten sogar dahin geführt. Doch dies könnte auch andere Gründe haben, denn wenn uns ein Weg erklärt wird varieren die Entfernungen die uns so genannt werden zwischen dem doppelten bis zehnfachen. So suchen wir einen Radladen stundenlang (den wir nie finden) oder laufen auf der Suche nach einem Internetcafe von Pontius zu Pilatus. Oder der nette englischsprechende Angestellte beim Immigration Office wo wir uns melden müssen: dieser zeigt uns erst als wir zum zweiten Mal dort vorsprechen welche Unterlagen wir benötigen, so dass wir noch ein drittes Mal kommen müssen.
Vielleicht erklärt dies, weshalb wir uns solange in den kazachischen Städten aufhalten….

In Shimkent lassen wir die Räder stehen, denn die Wege sind schneebedeckt und vereist und wir bevorzugen die Marschrutkas (Größe eines VW Buses). Einmal werden wir zu 20 anderen Passagieren, wie die Sardinen, hineingestopft und nach uns kommen nochmal 4 neue dazu. Dabei haben manche Passagiere mehrere Plastiktüten voll Weihnachtseinkäufe und Eierpaletten dabei!

Doch auch darüber kommen wir bei gutem Essen mit „einer“ halben Bier hinweg. In Shimkent befindet sich übrigens die größte Brauerei des Landes und man erhält für 80 Eurocent eine frisch gezapfte Halbe!
Die Kazachen sind in Weihnachtsstimmung und kaufen auf dem kleinen Weihnachtsmarkt mit den Plastikweihnachtsbäumen vor dem Mega City Center Einkaufsparadies, in dem auch die Preise mega sind, ihre Raketen und Böller für Silvester.

Ein Trauerspiel ist allerdings die Suche nach Internetcafes – funktionierendes Wifi haben wir nicht gefunden. Findet man mal eines ist es von männlichen jungen Teenagern besetzt, die sich mit Kriegs- und Ballerspielen austoben. Glück für uns, dass wir in der Universität einen Internetarbeitsplatz zugewiesen bekommen! So können wir wenigstens die Wetterberichte checken.

Heilig Abend wollten wir ursprünglich unterwegs sein, doch wir bleiben in Shimkent, da es wieder schneit. Wir machen es uns in unserem Lieblingscafe gemütlich, wo es die tollsten Torten gibt. Abends gönnen wir uns einen „Gockel“ mit Brot und Bier.

Am ersten Weihnachtsfeiertag nehmen wir uns einen Minibus, belegen dort 6 Plätze (unsere Räder liegen wie die Paschas auf vier Sitzplätzen mit schönen orientalischen Kissen gepolstert) und fahren weiter nach Taraz. Dies war die beste Entscheidung, denn die Straße über ein kleines Mittelgebirge ist völlig verschneit und teilweise verschlammt oder vereist.

Weg vor Taraz

Die Sonne scheint, wir haben eine tolle Aussicht auf die schneebedeckten Berge und die Dörfer, die wie in Watte gehüllt sind. Vor Taraz ändert sich die Landschaft, der Schnee nimmt ab – Steppe! Hier grasen wieder Rinder und Pferde.

Taraz, die Stadt der Lichterketten – ganze Straßenzüge blinken bunt und sollen Weihnachtsstimmung vermitteln – ist für einen Zwischenstopp ganz passabel, hat aber, außer großen Boulevards und Plätzen, nicht viel zu bieten. Da es immer wieder schneit bleiben wir trotzdem 4 Nächte bei „Rosa“, einem kleinen dubiosen Hotel.

Taraz

Wir radeln bei minus 4 Grad 82 km weiter Richtung Osten. Unsere Gesichter sehen nach kurzer Zeit aus wie gepudert. Es ist diesig und die Sonne kommt nicht durch. Leider sehen wir die Berge nicht mehr, aber dafür ist die Fahrbahn trocken und gut. Wir finden einen relativ trockenen Zeltplatz und machen ein Lagerfeuer. Ideal zum Trocknen unserer Klamotten und um unser Trinkwasser wieder aufzutauen. Selbst bei Minusgraden ist es schwierig nicht zu schwitzen und die Kleidung trocken zu halten.
Nachts sinkt die Temperatur auf minus 12 Grad. Am nächsten Morgen toasten wir unser Brot am Lagerfeuer, trocknen die Schlafsäcke (die nachts kondensierten) und kochen heißen Tee.

vor der kirgisischen Grenze

Weiter geht es Richtung Grenze die wir am 30.12.2013, gegen 15.00 Uhr, ohne Probleme passieren. So schnell wie hier ging noch keine Abfertigung. Kein Zoll war zu sehen. Wir bekommen die Ausreise- und Einreisestempel und man wünscht uns eine gute Fahrt.

Fotos zu Kazachstan:

01_kazachstan_weg-nach-shimkent

Bild 1 von 25

Uzbekistan 2013

Uzbekistan – Steppe und Flair der Seidenstraße

Nur eine unmotivierte Zöllnerin sitzt am 21. November hinter den vielen Schreibtischen und sie hat alleine die Fußgänger abzufertigen. Außer uns sind noch 3 andere zugegen, so dass sie unsere Zollerklärungen schnell entgegennimmt und uns und die Räder durchwinkt. Wir entgehen dem Röntgen und der Gepäckkontrolle. Aber wir sind erstaunt, als wir an der Grenze einen Arzt antreffen, der unsere Temperatur mit einem Handgerät messen muss. Keine Krankheiten dürfen ins Land. Er scheint mit uns  zufrieden zu sein und wir dürfen passieren.

Toll sind die Bazare in Uzbekistan, denn dort spielt sich das Leben ab. es im Freien und das auch bei niedrigen Temperaturen. Die Frauen sind in bunt angezogen und die Männer tragen lange meist blaue Mäntel, die uns teilweise an Bademäntel erinnern. Auf dem Kopf sitzt der Kosakenhut mit Fell. Auf den Märkten gibt es alles. Von Süßigkeiten über eingelegtes Gemüse bis zu Klamotten.

Taschkent Bazar

Den Geldbeutel kann man jedoch in der Tasche lassen. Wir werden ihn in ganz Uzbekistan nicht brauchen! Denn erstens gibt es kein Münzgeld und zweitens haben wir wieder Tausender in den Taschen, und das nicht zu knapp. Beim Wechseln von 100 Dollar bekamen wir 270.000 Som  Nun ist es so, dass nur Geldscheine in der Stückelung von 200, 500 und 1000 im Umlauf sind, so dass wir mehrere dicke Geldstapel erhielten – insgesamt 270 Scheine! Überhaupt verwahren die uzbeken ihr Geld in Plastiktüten auf und wir sind auf dem besten Weg es ihnen gleich zu tun. Egal wo wir Geld wechseln, ob auf dem Bazar oder Fischmarkt, stets findet man jemanden der ganze Pakete von Geldscheinen bei sich hat.

usbekische Währung SOM

Egal wo wir sind, ob auf dem Bazar, in einem kleinen Dorfladen oder einfach auf der Straße, wir erregen wieder einmal die Aufmerksamkeit der Bevölkerung. Entweder werden wir mit Fragen überhäuft, oder es wird gewunken, gepfiffen, geschrieen oder gehupt. Oft möchte man uns fotografieren – na ja, das sind wir schon gewohnt!

Aber es gibt hier auch etwas was wir nicht gewohnt sind. Das ist der Umgang mit Touristen seitens der Regierung, wonach sich  jeder Tourist jeden dritten Tag bei einer Polizeistation melden muss oder in einem Hotel registriert sein muss. Auch ist es der Bevölkerung nicht erlaubt Touristen bei sich über Nacht aufzunehmen. So versucht die Regierung den Kontakt mit der Bevölkerung auf ein Minimum zu reduzieren!

Kaum zu glauben ist auch die derzeitige Versorgung des Landes mit Benzin. Alle Tankstellen, die teils auch ganz neu gebaut wurden, sind geschlossen. Es gibt kein Benzin! Nur Gas (Methan) ist an speziellen Tankstellen erhältlich. Hier bilden sich dann Fahrzeugschlangen von bis zu 50 Pkw. Benzin wird in Plastiktrinkflaschen am Straßenrand angeboten oder in Garagen abgefüllt. Der Benzinpreis beträgt pro Liter etwa 1 Euro, was für hiesige Verhältnisse sehr viel Geld ist.

Wir sind schnell in Buchara, einer der wichtigen Zentren des früheren Seidenhandels. Die kleine Stadt bietet allerhand prächtiger Bauten aus dem 15./ 16. Jahrhundert. Es ist alles ganz toll renoviert und für viele Touristen ausgelegt, doch momentan ist keine Saison und wir treffen nur auf ein holländisches Radlerpaar.

Buchara Medresen

Unser Zimmer im Mektar Nobar, einer umgebauten Bibliothek aus dem 16. Jhd. hat Flair durch den schönen Innenhof und die dicken Deckenbalken im Zimmer. Wir gehen Essen und genießen die Gemüsesuppe mit Schaf und Koriander und das gebratene Huhn mit Brot. Doch leider hat Martin irgendwas schlechtes erwischt, denn am nächsten Tag liegt er flach und kann das Zimmer nicht verlassen. Starke Tabletten müssen her und diese wirken auch recht schnell, so dass wir nach 3 Nächten in Buchara weiterradeln.

Wir nehmen die Nebenstrecken durch die Qarnubcho’l Steppe, ca. 300 km nur Steppenlandschaft und ab und zu mal ein ganz kleines Dorf mit traditionellen Lehmhäusern. Die Autos fahren hier nicht im Sekunden- oder Minutentakt, sondern alle paar Stunden.
Wir genießen die Ruhe tagsüber und nachts, sowie den tollen Sternenhimmel, denn Lichtverschmutzung gibt es hier nicht. In einem kleinen Dorf werden wir morgens zum Tee eingeladen, doch als wir sitzen wird außer Tee ein komplettes Menü serviert: frisch gebackenes Brot mit selbst gemachter Marmelade, eingelegtem Karottensalat, Gemüseschafsuppe, danach eine Platte mit Schaffleisch und verschiedenes Gemüse, Äpfel und Schokolade. Das Essen dauert 2 Stunden und wir unterhalten uns prima, mal wieder mit Händen und Füßen, doch es klappt.

Quarnobchol Steppe

Das Wetter in Uzbekistan spielt Kapriolen mit uns. Erst haben wir einen Tag lang totalen kühlen Gegenwind in der Steppe und kommen auf gerader Fläche nur mit 7 bis 10 km/h voran. Am Tag darauf scheint die Sonne und es ist Tshirt-Wetter, mit bis zu 25 Grad. Dann haben wir nachts einen Sturm mit Böen die sich anhören wie wenn ein TGV (ICE) auf das Zelt zurasen würde, doch auf unser Aldi-Zelt ist Verlass. Letztendlich radeln wir bei 10 Grad und Regen völlig durchnässt in Samarkand ein.

Hier gilt dasselbe wie für Buchara. Tolle Prachtbauten, Mausoleen und Moscheen aus der Zeit der Karawanen, nur alles noch etwas großzügiger angelegt. Wir sind mal wieder hin und weg und bewundern zwei Tage lang diese Szenerie aus 1000 und einer Nacht.
Nicht umsonst wurde die Innenstadt die zu den ältesten Städten der Welt gehört 2001 zur Liste des UNESCO-Weltkulturerbe hinzugefügt, unter anderem da Architektur und Stadtbild Meisterwerke islamischer kultureller Kreativität darstellen und Kunst, Architektur sowie Stadtstruktur die wichtigsten Epochen zentralasiatischer kultureller und politischer Geschichte illustrieren.(laut Wikipedia)

Samarkand Registan Complex Panorama

Buchtipp: Amin Maalouf, Samarkand.

Sehr zu empfehlen ist das zentral gelegene und doch ruhige Hotel Jahongir mit seinen 12-Zimmern und dem schönen Innenhof. Die Besitzer sind sehr herzlich und hilfsbereit, sprechen außer Englisch auch Deutsch und Französisch.

Bei der Weiterfahrt in Richtung Taschkent sehen wir die schneebedeckten vier- und fünftausender Berge, die sich schon jenseits der Grenze in Tajikistan befinden. Ein toller Anblick!

Hier holt uns auch der Winter ein. In der Nacht zum 5. Dezember sitzen wir abends noch vor dem Zelt und knabbern Nüsse bei 13 Grad. Nachts kommt ein Sturm auf und wir schlafen unruhig. Irgendwann bemerken wir, dass sich der Innenraum von unserm Zelt erheblich verkleinert hat. Was ist passiert? Stangenbruch? Wir stellen schnell fest, dass es einen Temperatursturz gab und dass eine schwere Schneelast das Außen- und Innenzelt nach innen drückt. Uns bleibt nichts anderes übrig, als in dieser Nacht zweimal die warmen Schlafsäcke zu verlassen und das Zelt vom Pappschnee zu befreien.

vor Goleston

Gleichzeitig mit dem Schnee haben wir aber auch Nässe in den Feldern und auf den Wegen. So ist es uns von unserem Zeltplatz aus nicht mehr möglich die Hauptstraße mit den Fahrrädern zu erreichen, denn nach nur 2 Metern im Schlamm blockieren beide Räder. Es hilft alles nicht. Wir müssen die Fahrräder 1,5 km bis zur Hauptstraße tragen. Danach zurück durch den Schlamm und nun ist unser Gepäck (jeweils 35 kg) dran. Wir sind schlapp und verdreckt, aber es geht weiter!

Dieses kleine Abenteuer vergessen wir schnell, denn wir werden unterwegs, als wir eine  heiße Suppe essen wollen, gleich zum „Balsam“-Trinken eingeladen. Der Wirt, ein gläubiger Moslem der keinen Alkohol trinken darf, präsentiert uns eine volle Flasche „Balsam“, was eigentlich ja ein Medikament sei. Tatsächlich handelt es sich um einen 40%igen Cognac der uns auch gut mundet. Der Wirt lässt nicht locker und die Flasche leert sich, noch bevor die Suppe gegessen ist. Nun zaubert er eine volle Flasche Vodka – von Medikament ist nicht mehr die Rede – aus einer Schublade und wir „ergreifen die Flucht“ als auch diese Flasche zur Hälfte geleert ist. In guter Stimmung hat uns unser Wirt zu allem einfach eingeladen.
Beim ersten Hotel das wir sehen verlässt uns unsere Radlermotivation und wir nehmen uns ein warmes Zimmer.

Auch Taschkent hat ein paar sehr schöne Gebäude aus dem 16 Jahrhundert zu bieten. Wir sehen gut erhaltene Mausoleen und Medresen. Begeistert sind wir von dem großen Bazar mit den tollen Kräutern, bunten Früchten, gestapelten Nudeln – hier gibt es mal wieder alles. Mit der Metro kommt man für wenig Geld gut überall hin und die einzelnen Metrostationen, jede anders gestaltet, sind auch ein „hinkucker“. Die Luft in Taschkent ist prima, dank der vielen Autos die nur mit Gas fahren und den vielen Grünflächen.

Taschkent

Während unser Antrag auf ein kazachisches Visa bearbeitet wird, machen wir einen 200 km langen Radausflug zum Chorvoq-See, der am Fuße des Piskomgebirges mit seinen vier- und fünftausender Bergen liegt. Wir bleiben jedoch nicht lange, da eine Tiefwetterfront in den Bergen hängt.

Mit dem Wetter haben wir gerade nicht so viel Glück. An Martins Geburtstag radeln wir bei 20 Grad und Sonne los und wollen einen 3-tägigen Ausflug machen, doch abends werden wir von Regen heimgesucht. In der Nacht stürmt es und wir haben Schnee. Die Temperatur sinkt auf Minusgrade. Also schnell zurück nach Tashkent, wo wir uns wieder in das Hotel Jahongir einquartieren. Die nächsten Tage genießen wir den Luxus hier zu wohnen. Hier erreichen uns auch immer wieder Infos aus der „Alten Heimat“ und es ist schön für uns ein wenig auf dem Laufenden gehalten zu werden.
Wir werden oft gefragt, wo wir Weihnachten verbringen werden. Unsere Antwort: „on the road“. Auch die Uzbeken haben in den letzten 3 Tagen damit begonnen die Schaufenster etwas weihnachtlich zu bemalen, aber weit entfernt von Playstation 3, das perfekte Weihnachtsdinner, Geiz ist geil, tripe HD TV, super mega Flat mit I-Phone 5 c….
 
Das Kazachstanvisa haben wir ohne Probleme bekommen. Am 20.12.13 läuft unser uzbekisches Visa aus und wir werden durch Kazachstan radeln. Bis Bishkek in Kirgizstan sind es rund 600 Kilometer.
Tashkent hat uns sehr gut gefallen, doch es war auch befremdend wie hoch die dortige Polizeidichte ist. An jedem öffentlichen Platz, bei jeder Bank oder bei jedem öffentlichen Gebäude stehen die Herren in Grün herum. Wir sahen unzählige Autokontrollen. Bei jedem (!) Metroabgang im Freien, vor den Treppen im Innern und innerhalb der einzelnen Stationen finden sich meist junge Polizisten, die auch mitgeführte Gepäckstücke kontrollieren. Fotos innerhalb der Metrostationen sind verboten. Doch dafür ist wieder eine andere Kontrolleurin, meist mit Mundschutz unterwegs, zuständig. Uns ist ganz klar, dass es hier ein Überangebot an grünen Männlein gibt.

Den Abschluss unseres Tashkent Aufenthaltes krönt die Ballettaufführung „Der Nussknacker“ von Tschaikowski, wo wir uns kurzer Hand, mit Karten je 5 Euro für die besten Plätze besorgen. Das Bühnenbild ist toll, die TänzerInnen sind absolute Profis und auch das Orchester mit 35 Musikern ist ein Highlight. Super Abschluss!

Tashkent Ballett

Am 19.12. radeln wir gemütlich Richtung Grenze ca. 30 km, wo wir uns einen Zeltplatz suchen. Dabei bekommen wir die Information von einem Einheimischen, dass diese Grenze für Touristen gesperrt wäre und wir die Grenze bei Chinoz (120 km) nehmen müssen. Schreck! Fertig mit der Gemütlichkeit! Wir wollen es aus erster Hand wissen und radeln sofort zur Grenze. Dort gestaltet sich die Ausreise jedoch unproblematisch und als wir die Polizisten darauf aufmerksam machen, dass unsere Visas für Kazachstan erst am 20.12. beginnen, wird uns versichert, dass auch dies kein Problem wäre. Wir hätten es anders wissen müssen!

Fotos von Uzbekistan allgemein:

01_usbekistan_grenze

Bild 1 von 58

Fotos von Buchara:

08_usbekistan_buchara_abduloxon

Bild 1 von 16

Fotos von Samarkand:

01_uzbekistan_samarkand-bibi-khanim-moschee

Bild 1 von 33

Fotos von Tashkent:

01_uzbekistan_taschkent

Bild 1 von 44

 

Info zum Geldabheben in Uzbekistan:

Es gibt in Buchara und Samarkand im Hotel Asia die Möglichkeit mit Visa-Karte Som am dortigen Schalter abzuheben. Gebühr 3 Prozent.
Das Hotel Uzbekistan in Tashkent beim Amir Temur Platz bietet die Möglichkeit an einem Visa-ATM Dollars oder Som abzuheben.
Wir haben davon Gebrauch gemacht und Dollars abgehoben. Gebühren sind bei unserer Bank (DKB) dafür nicht angefallen.
Ansonsten kann in Uzbekistan nicht an Geldautomaten mit Visa oder Mastercard abgehoben werden.
Beim Geldwechseln von Fremdwährung in Som auf dem Schwarzmarkt ist derzeit der Dollar beliebter und man bekommt einen besseren Kurs als beim Euro. (ca. 1/3 mehr als bei der Bank)

Infos zur Ausreise aus Uzbekistan:

Wir haben von jedem Hotelaufenthalt die Registrierungszettel gesammelt. Diese müssen ja bei der Ausreise vorgelegt werden.
Der Grenzpolizist hat sich hauptsächlich dafür interessiert wann die erste Registrierung erfolgt ist. Die von uns gesammelten weiteren Registrierungen wurden zur Kenntnis genommen und uns wieder zurückgegeben.
 

Info zu Kazachstanvisa in Tashkent:

Vor der Beantragung des Visas (dies ist morgens) muss man sich am Abend zuvor in eine Liste eintragen, die am Zaun des Konsulats aushängt. Die Bearbeitung geht streng nach der Reihenfolge des Eintrags.
Bei der Abholung des Visas (dies ist abends) sollte man sich 2 bis 3 Stunden vorher eintragen.

Du benötigst
– 1 Antragsformular, das auch im Konsulat vorrätig ist
– 1 Foto
– 30 Dollar bei der Beantragung für ein 30-tägiges Touristvisa
(eine Hotelreservierung oder Adresse in Kazachstan wurde von uns nicht verlangt)
Die Bearbeitungszeit beträgt normalerweise eine Woche. Wenn es gut klappt, wie bei uns, dann geht es in 4 Tagen.

 

 

 

Turkmenistan 2013

Turkmenistan – im Turbotransit

Kurz vorweg, wir haben Turkmistan in 3 Tagen geschafft. Aber wie?
Wir sind am 19.11. pünktlich wie die Maurer, um 8.00 Uhr, zur Grenzöffnung an der iranischen Grenze. Die halbherzige Zollkontrolle haben wir schnell hinter uns. Dann geht es zur Polizeikontrolle. Unsere eintägige Visaüberziehung spielt keine Rolle mehr. Der Polizist donnert die Ausreisestempel in die Pässe und weist uns den Weg Richtung Turkmenistan. Bis zum Schluss haben wir gute Erfahrungen mit der iranischen Polizei gehabt.

Gegen 9.00 Uhr (10.30 Uhr turkmenische Zeit) sind wir beim turkmenischen Zoll. Hier soll es ganz streng ablaufen, wir hörten auch schon von Schikanen. Aber das Gegenteil war der Fall. Ein englisch sprechender Zöllner erklärt uns alles und uns wird beim Ausfüllen der 2-fachen Zollerklärung geholfen. Die Einreisegebühr in Dollar ist schnell bezahlt. Nun müssen wir noch das ganze Gepäck röntgen lassen und ein kurzer Blick in jede Tasche geht schnell vorbei. Nun ist es 11.30 Uhr und unserTurbotransit durch das Land kann beginnen.

Erstaunlich für uns ist, dass gleich nach der Grenze die Leute asiatische Gesichtszüge haben und sich ganz anders verhalten. Sie kommen uns im Vergleich mit den Iranern viel reservierter vor. Als wir 3 Tage später an der Grenze sind, denken wir dass wir gerne viel länger geblieben wären, da die Turkmenen uns gut gefallen haben. Doch längere Visa als 3 oder 5 Tage erhalten nur Gruppenreisen. So ist gewährleistet, dass die Turisten möglichst wenig Kontakt mit der Bevölkerung haben.

Agnès freut sich, dass sie ihr Kopftuch abnehmen kann und bunt angezogene Frauen sieht, die uns auch anreden und mehr am Leben in der Öffentlichkeit beteiligt sind.

Weg nach Mary durch die Wüste

Wir radeln auf der Wüstenstraße Sarakhs in Richtung Mary.Von hier aus versuchen wir baldmöglichst per Anhalter weiter zu kommen und siehe da, fast alle Autos halten an. Doch sie interpretieren es falsch und denken wir brauchen Orientierungshilfe oder sie fahren nicht sehr weit. Doch plötzlich kommt ein Kleinlaster, der bis Mary durch die Wüste fahren will und der uns mitnimmt. Die Räder sind schnell verstaut und wir sind froh, dass wir 170 km in einem Rutsch schaffen werden.
Nach wenigen Kilometern kommt ein Polizei-checkpoint. Alle müssen austeigen – Pässe zeigen. Wir werden in ein wichtiges Buch eingetragen! Jedenfalls trägt der schlecht gelaunte Polizist unsere Vornamen dort ein. Das mit den Nachnamen blickt er nicht.  Auch scheint er noch nichts über Europa gehört zu haben, denn es ist für ihn ein Rätsel dass eine Französin und ein Deutscher zusammen reisen können. Vermutlich konnten wir dieses Rätsel auch nicht für ihn lösen, denn er verlangt dass wir die Räder von dem Laster nehmen und uns per Rad in die Wüste begeben. Eine Weiterfahrt per Anhalter ist uns versagt. Wir sind ausgesetzt und sauer….

Also radeln wir weiter und stellen schnell fest, dass die Strecke nicht nur an Schweizer Käse (Löcher im Asphalt ohne Ende) erinnert, sondern außer von uns so gut wie von niemandem befahren wird. Dafür sehen wir Wüstenfüchse, Streifenhörnchen und eine prächtige Schlange in dieser schönen Wüstenlandschaft. Auch scheint die Sonne und es ist bis zu 20 Grad warm.
Erst nach 2 Stunden radeln kommen 2 Lkw! Wir halten den ersten an und er ist bereit uns bis nach Mary mitzunehmen. Die Räder und das Gepäck reichen wir dem Fahrer nach oben auf die Ladefläche in ca. 3 Meter Höhe, dann geht es los, Über Stock und Stein im ersten und zweiten Gang. Durch Hunderte von tiefen Löchern. Wir werden gut durchgeschüttelt und bangen um unsere Räder, von den wir nicht wissen auf was sie liegen und ob sie überhaupt noch liegen. Wird der Weg zu schlecht, verlässt unser Fahrer den Asphalt und fährt neben der Straße auf der Sandpiste weiter.
Die Sanddünen neben der Fahrbahn nehmen zu und passend dazu sehen wir die erste Kamelherde!
Die Fahrt für 130 km dauert etwa 4 Stunden!
Doch wir freuen uns als der Fahrer uns zu sich zum Abendessen und Übernachten einläd.
Kurz vor Mary angekommen, scheint unser Fahrer sich an dieses Angebot nicht mehr zu erinnern, denn er fragt uns wie wir weiterfahren und ob wir bei einem Restaurant aussteigen wollen. So ergibt es sich, dass wir ganz plötzlich in der Dunkelheit etwa 5 km vor Mary abgesetzt werden. Doch wir haben Glück! Der Restaurantbesitzer ist sehr nett und erlaubt uns hinter seinem Haus zu zelten. Dafür essen wir bei ihm – leckeres Hähnchen in Sauce mit Brot und Tee.
Wir fallen froh in unseren verdienten Schlaf, denn wir haben unser erstes Ziel (170 km am ersten Tag) erreicht.

Tagsdarauf radeln wir in die Innenstadt von Mary (130.000 Einwohner) und wundern uns über die Prachtbauten mit den übergroßen Bildnissen des „Präsidenten“, sowie der 6 spurigen Straße und der Pferderennbahn mit einer gewaltigen Säulenkonstruktion. Edle Pferderennbahnen sollen wir noch mehr zu sehen bekommen. Wir hörten, dass dies ein Hobby des Präsidenten sei.
In Mary nehmen wir die Verhandlungen mit einer Gruppe von Taxifahrern für die Weiterfahrt bis Turkmenabad (ca. 300 km) auf. Die Preise beginnen bei 100 Dollar und nach einer halben Stunde hartnäckiges Feilschen sind wir bei 50 Dollar angelangt. Doch das Verladen der Räder birgt Probleme, Toyota und Opel versagen. Ein Lada wie damals in Armenien muss her – oder ein Kombi. Endlich steht ein Kombi bereit und der Preis wird neu verhandelt. Man einigt sich auf 60 Dollar. Doch nun stellt sich heraus, dass der Fahrer erst um 17 Uhr losfahren möchte. Unsere Uhr zeigt 12.00 Uhr!! Das darf och nicht wahr sein. Andere Taxifahrer organisieren nun einen Toyota Space Waggon, einen 7 Sitzer. Da passen unsere Räder locker rein! Geschafft! Denkste. Der Fahrer hält nach der ersten Kreuzung an und man stellt fest, dass der Tankzeiger auf Reserve steht. Wir sollen in Vorauszahlung für Benzin gehen? Der Fahrer will 30 Dollar im Voraus. Weitere Gespräche finden statt — was wenn ein sturer Polizist uns anhält und der Meinung ist dass wir nicht Taxifahren dürfen?? Es gibt letztendlich keine andere Lösung für uns als in Vorauszahlung zu gehen. Wir übergeben ihm 30 Dollar, die er auf dem Schwarzmarkt schnell in Manat wechselt, dann wird getankt und endlich geht es los. Jedoch bemerken wir, dass unser Fahrer nur 30 Liter für 6 Euro tankt. (1 Liter Benzin kostet 20 Cent) Die Straße ist ab Mary etwas besser und wir erreichen die Vororte von Turkmenabad nach 3 Stunden Fahrt. Das Benzin hat gerade so gereicht. Da es früh dunkel wird, schauen wir uns gleich nach einem Zeltplatz um und finden ein prima Strohfeld etwas abseits der Straße. Kaum steht das Zelt, bekommen wir Besuch von einem Bauern, der sich als Besitzer des Strohfeldes vorstellt. Kein Problem für uns sei es auf seinem Feld zu zelten, doch es würde kalt werden, meint er. Tatsächlich haben wir im Vergleich zum Vortag 10 Grad weniger. Wir liegen in unseren Schlafsäcken, als wir von der Familie des Bauern noch mit Brot, Butter, Wurst, selbst eingelegten Gurken, Zitronen und Bonbons versorgt werden – super nett! Später werden wir nochmals geweckt und der Bauer versucht uns etwas zu sagen. Da wir nichts verstehen und das Zelt nicht mehr verlassen, wundern wir uns als wir am nächsten Tag bemerken, dass der Bauer lauter Heuballen um unser Zelt aufgeschichtet hat um den Wind abzuhalten. Wir sind echt gerührt.
Die Nacht brachte Minusgrade, denn nicht nur das Zelt und die Räder sind mit Reif überzogen, auch die Wasserflaschen im Vorraum sind eingefroren. Der Bauer besucht uns nochmals am Morgen und die ganze Familie ist versammelt, als wir weiter radeln, um uns Tschüss zu sagen.

Wir radeln durch Turkmenabad und ein turkmenischer Autofahrer lotst uns mangels Ortschilder mit seinem Auto durch die Stadt.
Kurz darauf besuchen wir einen schönen turkmenischen Markt und wir staunen über die vielfältige Ware und die Farbenpracht. Vor allem über die bunten Gewänder der Frauen und dem vielen Gold in ihren Kiefern.

Turkmenabat Markt

Eigentlich müssten wir nach 20 km die Grenze erreichen, denken wir. Doch die Strecke zieht sich und unsere Karte scheint da nicht zu stimmen. Wir fragen uns durch, denn Schilder gibt es nirgendswo.
Nach 4 Stunden Fahrt sehen wir die ersten Lkws vor der turkmenischen Grenze stehen. Eine 7 Kilometerlange Lkw-Schlange bis zum Horizont, die auf ihre Abfertigung warten. Die Fahrer tun uns leid als wir an ihnen vorbei radeln.
Um 14.30 Uhr erreichen wir endlich die Grenze. Sowohl die turkmenische als auch die usbekische Grenzen schließen um 16.00 Uhr. Wir füllen die Deklaration aus und können ohne Gepäckkontrolle Turkmenistan verlassen.

2 km weiter kommt die usbekische Station. Dazwischen Stacheldraht, ein Fluss, Stacheldraht und Kontrollen. Man könnte nicht meinen, dass diese Länder mal zu Sowjetzeiten zusammen gehörten. Von den turkmenischen Polizisten oder Soldaten werden wir auf dieser Strecke noch 3 Mal kontrolliert und müssen unsere Pässe zücken. Die patrouillierenden stark bewaffneten Soldaten sind sehr jung und die Gespräche drehen sich um Fussball und Autos.

Werden wir die usbekische Grenze noch vor Ladenschluss erreichen? Oder werden wir in einer Kontrollflut die Schlusszeit verpassen? Denn mittlerweile ist es schon 15.30 Uhr!

unsere Fotos zu Turkmenistan:

01_turkmenistan_taufe

Bild 1 von 20

Iran 2013

Iran – Welcome

An der iranischen Grenze werden wir von zwei jungen Polizisten nett empfangen und sie machen Spässchen mit uns. Sie winken uns durch und es geht zur Passkontrolle. Für Martin verläuft diese voll easy (da Deutscher) und für die drei Franzosen ist ein „wenig“ Aufwand angesagt. Sie müssen ihr Fingerabdrücke mal wieder abgeben und werden befragt. Aber alles läuft sehr höflich ab – keinerlei Schikane.
Wir stellen schnell fest, dass wir overdressed sind, denn die Polizisten stecken barfuß in ihren Plastiksandalen und die iranischen Frauen verstecken nicht alle Haarsträhnen unter ihren Kopftüchern.
Wir bekommen ohne Probleme unsere Einreisestempel. Danach geht es zum Zoll, wo die Franzosen nach mitgeführten Sachen befragt werden. Als Deutscher wird man durchgewunken und herzlich begrüßt. (haben wir dies Angela Merkel zu verdanken?? oder eher Benz und BMW??) Eine Nachschau im Gepäck findet nicht statt und man muss auch nichts deklarieren.
Gleich nach der Grenze geht es wieder in die Berge. Hört das denn nicht auf??

Iran nach der Grenze

Uns fällt auf, dass die Straßen viel besser sind und die Iraner uns mit „Welcome“ Rufen aus den Autos heraus begrüßen.
Auch fahren viele Mopeds mit ganzen Familien darauf herum. Der erste Eindruck ist sehr freundlich.

Die Dörfer sind hier völlig anders. Schöne Lehmhäuser mit Innenhöfen zieren die grünen Gärten. Glücklicherweise ist die Landschaft kaum vermüllt und in den Dörfern gibt es Abfallbehälter, was in den früheren russischen Ländern kaum der Fall war.

Von den kahlen Bergen aus sehen wir in grüne Oasen hinab und wir steuern eine kleine Oase an, wo wir sofort von einem jungen Iraner, einem Studenten der Englisch spricht, eingeladen werden. Er zeigt uns die Obstgärten (Granatäpfel, Melonen, Tomaten usw.) seiner Familie und wir nehmen einige Kostproben. Danach geht es in seinen Innenhof, wo wir später mit leckerem Essen und Tee versorgt werden und wo wir unter freiem Himmel schlafen können.

Iran Pahnavar bei Berus

Nach einem üppigen Frühstück mit Honig, Butter und Broten geht es weiter über einen Pass in Richtung Tabriz. Die Landschaft ist großartig und versetzt uns immer wieder in Staunen. Unterwegs filmen uns die Iraner aus ihren Autos heraus, hupen uns an oder rufen wieder mal „welcome“.  Einer reicht uns während der Fahrt Kichererbsenbrot aus seinem Auto. Da es Freitag ist, sind alle unterwegs zum Picknick in die Berge.

Wenn wir in einem Dorf anhalten, kommen sofort Leute um sich mit uns zu unterhalten oder vielleicht auch nur weil sie neugierig sind. So kommt es, dass wir in Varzgan – als wir nach dem Weg fragen – von einem Duzend Leuten umringt sind und
dadurch die Aufmerksamkeit eines Zivilpolizisten auf uns ziehen. Er schickt die Leute weg und wir werden einer Passkontrolle unterzogen und befragt wo wir übernachten wollen. Als die Prozedur vorbei ist, radeln wir in der Dämmerung weiter. Doch die
Nacht bricht schnell herein und wir haben das Problem einen Zeltplatz zu finden. Kurz nach Varzgan biegen wir in die „Pampa“ ab, wo wir denken einen guten Platz finden zu können. Wir wollen gerade unsere Zelte aufbauen, als ein Polizeiwagen mit
Blaulicht zu uns fährt. Mist – wir wurden observiert. Es stellt sich heraus, dass der Zivilpolizist von vorher im Wagen sitzt und noch ein weiterer. Nochmals werden unsere Pässe kontrolliert. Dann wird uns gesagt, dass wir dem Wagen folgen sollen um in der Stadt im „Park de Police“ unsere Zelte aufzubauen. Wir haben keine Wahl und folgen dem Polizeiwagen in der Nacht zurück in die Stadt. Dort wird uns ein Park, mit Fitnessgeräten und Spielplatz, hinter einer Polizeikaserne zugeteilt. Wir sind uns nicht so ganz einig darüber, ob man uns zu unserem Schutz in die Stadt zurückgebracht hat oder damit man uns besser unter Kontrolle hat.
Jedoch stellen wir bald fest, dass es normal ist in den Parks der Städte zu zelten und zu picknicken.

Im Gebiet um Varzgan sind sehr viele Häuser durch ein starkes Erdbeben 2012 zerstört worden. Überall sind noch Bauarbeiten deshalb im Gange. An den Straßen liegen Berge von neuen und kaputten Ziegelsteinen. Wenige Leute wohnen noch in Containern oder Zelten.

Kurz vor Tabriz haben wir keine Lust mehr auf dem 2-spurigen Highway und winken einen der vielen Pickups zu. Sofort hält der nette Fahrer und nimmt uns die letzten Kilometer mit, bis in das Zentrum von Tabriz. Dort zelten wir wie die Iraner auch im
Park und haben einen eigenen Pavillon. Es gibt Trinkwasser und Toiletten. Sofort haben wir auch Kontakt zu iranischen Familien, die uns mit allerlei Leckereien verwöhnen.

Iran Tabris Shams Park mit Mina

Auch unterwegs werden wir zu vielen Teerunden mit Gebäck eingeladen, oder wir werden mit Obst beschenkt.

In Tabriz besuchen wir den berühmten und einmaligen Bazar und gehen, da Agnès Geburtstag hat auch traditionell Essen. Es gibt das persische Essen „Abgusht„.

Iran Tabris Bazar Abguscht

Da das Land sehr groß ist müssen wir auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen, um einige interessante Städte anschauen zu können. Deswegen nehmen wir den Nachtzug von Tabriz nach Teheran. Hier führen wir wieder viele Gespräche aber können uns doch gut erholen. Unsere Räder, die im Gepäckwagen mitreisen, kommen auch gut an.

Teheran die 8 Millionen Stadt entpuppt sich für uns als sehr angenehm. Sie ist erstaunlich sauber und die Metro ist super in Schuss. Wir bummeln durch den großen Bazar und gehen freitags in den Saad-Abad Garten mit den ehemaligen Reza Shah Palästen und Museen. Unglaublich wie prunkvoll der Shah hier in dem 110 Hektar großen Gelände residierte.In einem Museum in diesem Komplex wird über die Weltreise der Omidvar Brüder berichtet, die von 1954 bis 1965, zuerst mit
Motorrädern und dann im 2CV, mit ursprünglich 90 Dollar in der Tasche die Welt umrundeten. Eine faszinierende Ausstellung mit tollen Originalfotos und Mitbringseln der Brüder.

Iran Teheran gruener Palast

Von Teheran aus wollen wir in den Süden mit dem Reisebus. Unsere Räder lassen wir bei einem netten iranischen Radbegeisterten. Das Reisen mit dem Bus ist hier extrem billig und komfortabel.

Fotos aus dem Iran – Täbris und Teheran – vor unseren Busfahrten:

02_iran-nach-der-grenze-panorama

Bild 1 von 49

Isfahan – Perle im Orient:
Die Fahrt nach Isfahan dauerte im VIP Mercedes Bus 6 Stunden und kostete für die 450 km pro Person 3,70 Euro inclusive Tee und Gebäckpaket. Isfahan ist eine moderne Studentenstadt mit viel Grün.

Abbasi Karawanserei – Hotel

Die Stadtmitte zieren schöne Alleen mit massiven Bäumen in Viererreihen, in denen man prima Eis essen kann. Alte Moscheen und große Plätze mit Wasserspielen faszinieren uns. Leider ist der „Ewige Fluss“ ,über den sich die 33 Bögenbrücke spannt, ausgetrocknet. Gleich nachdem wir in Isfahan ankommen lernen wir einen 25-jährigen Studenten kennen, der uns die Stadt zeigt. Wir halten uns kurz, denn die Fotos sprechen für sich.
Wir zelten außerhalb der Stadt im Fadak Park, zusammen mit vielen Iranern. Nach zwei Tagen geht es weiter nach Yazd.

Fotos zu Isfahan:

01_iran_isfahan_baecker

Bild 1 von 33

Yazd – Tausend und eine Nacht:
Nach 4 Stunden Fahrt steigen wir aus dem klimatisierten Bus und stoßen gegen eine Wand aus Hitze. Yazd die Wüstenstadt! Im Stadtzentrum finden wir das historische Hotel „Oasis“ und wir dürfen unser Zelt – für 2,50 Euro – auf der Dachterasse aufbauen, wo wir schön unsere Ruhe haben. Nachts ist es angenehm kühl und es geht sogar ein leichter Wind. Gleich um die Ecke ist die aus Lehm erbaute Altstadt, die zu den ältesten Städten der Welt zählt. Prägend für das Stadtbild sind die vielen Windtürme, die früher die Wasserzisternen kühlten.

Iran Yazd Windtuerme

Yazd hatte ein ausgeklügeltes Wassersystem, sogenannte Qanate, welche Wasser aus den Bergen unterirdisch in die Stadt und umgebende Gärten leiteten. Teilweise wurden diese Qanate in einer Tiefe von 100 Metern angelegt. Das Wassermuseum in Yazd vermittelte uns dazu sehr anschaulich einen guten Überblick zur früheren und heutigen Wasserversorgung.

Wir sitzen im schattigen Innenhof unseres Hotels und hören die Imams der vielen Moscheen.
Diese Moscheen sind nachts toll beleuchtet und man fühlt sich wie in „Tausend und einer Nacht“. Besonders der Chakmack Platz gefällt uns sehr gut und wir sitzen abends, wie viele Iraner auch, an den kühlenden Springbrunnen.

Iran Yazd Chackmak

Zur Zeit der Sassaniden wurde Yazd im 3. Jh. n.Chr. ein wichtiges Zentrum der Zoroaster, die bis heute noch in Yazd ansässig sind. Wir fahren wir in den Süden der Stadt, wo sich die Türme des Schweigens (Bestattungstürme) befinden. Der Glaube verbietet den Zoroastern die Verschmutzung der vier heiligen Elemente – Feuer, Luft, Wasser, Erde (Boden) – die Beseitigung der sterblichen Überreste besorgen deshalb Geier, die Knochen werden anschließend in Totenkisten
beigesetzt. Seit der Schah-Zeit ist dieser Brauch in Iran nicht mehr erlaubt. Die Zoroaster setzen nun ihre Verstorbenen in abgedichteten, ausbetonierten Gräbern bei, um nicht den Boden zu verunreinigen.

weitere Fotos zu Yazd:

01_iran_yazd_mausoleum-rokn-ad-din

Bild 1 von 38

Meybod – Stadt aus Lehm und Ziegel:
Wir machen einen Ausflug entlang der alten Seidenstraße in das sehr alte Meybod, die Stadt der Keramik- und Fliesenherstellung. Wir besichtigen eine alte renovierte Karawanserei und haben Einblick in eine typische Herberge zur Zeit der großen Karawanen entlang der Seidenstraße.

Meybod Karawanserei

Bis heute reihen sich die alten, aus Lehm errichteten Karawansereien (heute meist als Ruinen) im Abstand eines Tagesmarsches entlang der inzwischen modernen, vierspurig ausgebauten Fernstraße. Auch besuchen wir einen besonders großen Eiskeller (yakhdan), in dem bereits Jahrhunderte vor Erfindung des Kühlschranks, Eis aus dem Winter bis in die Sommermonate haltbar gemacht und gelagert werden konnte. Eine solche faszinierende Erfindung war nur Dank der klimatischen Gegebenheiten der winterkalten Wüsten möglich, wo im Winter Wasser zu Eis gefriert, welches dann in den heißen Sommermonaten durch ein ausgetüfteltes System selbst bei Temperaturen über 40°C nicht schmilzt. Danch wandern wir durch die aus Lehm erbaute Altstadt, sehen die schöne Zitadelle und besuchen zum Abschluss den alten, gut renovierten Taubenturms. Dieser wurde früher zur Herstellung von Dünger (Taubenmist) errichtet, um die Ertragsfähigkeit der kargen Böden zu erhöhen.

weitere Fotos zu Meybod:

01_iran_meybod-altstadt

Bild 1 von 14

Shadad – Wüstendorf in der Wüste Lut:
Der Busfahrt nach Kerman folgt eine Sammeltaxifahrt nach Shadad durch wunderschöne bergige Landschaft. Von Shadad aus geht es dann noch 20 km weiter in die Wüste Lut hinein. Nach neueren Klimamessungen gilt die Lut als extremste Wüste der Erde mit Temperaturen im Sommer bis weit über 60°C, während im Winterhalbjahr Minusgrade erreicht werden können. Wir zelten als Einzige bei dem dortigen Basecamp und genießen die Ruhe, den Sternenhimmel und den Sonnenauf und -untergang. Abends hören wir zuerst ein Rudel Wüstenfüchse heulen und später sehen wir einzelne Füchse.

Shadad Kaluts Panorama

Die für die Lut typischen Kalouts (durch Wind und Sand seit Millionen von Jahren bizarr geformte Felsformationen) sind weltweit einzigartig. Die Landschaft erscheint äußerst lebensfeindlich. Die sandige Oberfläche ist bedingt durch extreme Temperaturwechsel hart und rissig (Wüstenlack), dazwischen befinden sich lockere Sandflächen und ausgetrocknete Pfützen mit Salzkrusten.
Bei unserem 10 km langen Marsch mit Gepäck am nächsten Morgen bis zu einem kleinen Oasendorf mit Karawanserei erreichen die Temperaturen um 11 Uhr bereits 38 Grad im Schatten. (und dieser ist sehr selten…) Eine Oasenfamilie nimmt uns herzlich auf und versorgt uns mit Eiswasser und Tee.

Fotos von Kaluts und Oase:

01_iran_shadad_kaluts

Bild 1 von 20

Shiraz – Stadt der Gärten und Rosen:
In Kerman nehmen wir den Nachtbus nach Shiraz (8 Stunden) wo wir uns in zentrale Lage ein günstiges Hotel nehmen. Wir spazieren in der Altstadt herum und werden gleich mit Brot beschenkt! Nichts wie hin zum nächsten Moscheerosengarten um zu frühstücken! Die Stadt hat viel zu bieten: eine schöne Zitadelle, die größte Moschee Irans, verschiedene Bazare und viele Parks. Noch am gleichen Tag treffen wir in einem Park auf eine Gruppe von iranischen Couchsurfern und führen interessante und auch lustige Gespräche. Abends laden sie uns zum Eisessen ein und fahren uns zurück zu unserem Hotel. Tags darauf führt uns ein Deutsch sprechender Iraner, der in Leonberg bei Stuttgart gelebt hat, durch eine Medreze (Koranschule) und zu der 150 Jahre alten Nasr al Molk Moschee.

Shiraz al Mokh Moschee

In Shiraz lebten einige Dichter und Philosophen (Hafez und Saadi gehören zu den Berühmtesten) und zum Abschluss besuchen wir das Mausoleum von Saadi, welches in einem wunderschönen Garten liegt.

Von Shiraz aus fahren wir zurück nach Isfahan, wo wir in den nächsten Tagen unsere Visas verlängern lassen wollen.

Fotos zu Shiraz:

01_iran_shiraz-zitadelle-karim-khan

Bild 1 von 13

Isfahan zum zweiten Mal:
Der Bus fährt mit uns durch die Freiburger Avenue und so erfahren wir auch, dass Freiburg i. Br. eine Partnerstadt von Isfahan ist. Im Gegenzug soll es in Freiburg eine Isfahan Straße mit vielen Banken geben.
Nach den kargen heißen Süden kommt uns die Stadt mit dem vielen Grün und der angenehm frischen Temperatur wie eine richtige Oase vor. Der Herbst rückt auch hier näher und nachts wird es recht frisch.
Bei unserem zweiten Aufenthalt besuchen wir die Handwerkerbazare. Hier wird noch richtig viel in Handarbeit hergestellt. Es ist unglaublich wie man mit Hammer und Meisel große Kupferkessel oder Zinkplatten verzieren kann. Auch finden wir berühmte Miniaturistarbeiten, die auf Kamelknochen gemalt sind. Am Liebsten würden wir uns auch mit einem der vielen Schachspiele oder Baggammonspiele mit wunderschönen Einlegearbeiten eindecken oder einem schönen blaugefärbten Emailleteller….
In diesen Bazaren sehen wir weit weniger Importe aus China, als beispielsweise in Shiraz.

Yuhuuu! Es hat geklappt: in Isfahan konnten wir unser Iranvisa problemlos um 30 Tage verlängern! Wir haben nun viel Zeit um uns in Ruhe den Norden anzuschauen und bis zur türkmenischen Grenze, die wir exakt am 17. November 2013 passieren wollen/müssen, zu radeln.

Teheran zum zweiten Mal:
Am 14.10.2013 fahren wir zurück nach Teheran und freuen uns auf den netten Iraner der unsere Räder über 2 Wochen untergestellt hat. Da wir unser Usbekistan Visa, das 15 Tage in Bearbeitung war, abholen wollen und danach das Turkmenistan Visa beantragen wollen werden wir ein paar Tage bei diesem Iraner in Teheran bleiben. Wir werden von ihm, in den 5 Tagen die wir bei ihm verbringen, morgens und abends bekocht, wir essen gemeinsam und lernen durch ihn vieles über das Land.

Teheran warmshower

Das Abholen des Usbekistan Visas klappt prima – wir haben 30 Tage in Usbekistan – und gleich danach fahren wir mit dem Taxi zum turkmenischen Consulat, wo wir unsere Anträge und Unterlagen für ein 5 tägiges Transitvisa abgeben. Abholen können wir das Visa frühestens in 2 Wochen in Mashad, kurz vor der Grenze.
Um besser aus Teheran zu kommen nehmen wir mit unseren Rädern den Bus bis zum Kaspischen Meer, bis Babol. Wir überqueren dabei das Alborz Gebirge mit seinen kahlen Hängen und Schluchten. Eine schöne Gegend, aber leider auch mit vielen Tunneln und dichtem Verkehr und wir sind froh im Bus zu sitzen. Es herrscht Rückreiseverkehr vom Kaspischen Meer bis Teheran – schätzungsweise bis zu 50 km Stau aus der Gegenrichtung.
Schlagartig wechselt die karge Landschaft und wir sehen Wälder, Wiesen und später Obstplantagen und Reisfelder. Die Bäche führen wieder Wasser und die Luft ist schwülwarm.
Schön nach über 3 Wochen wieder losradeln zu können! Das Kaspische Meer ist jedoch dicht bebaut und Ferienanlagen privater Unternehmen „zieren“ die Küste. Es gibt wenige Wege zum Meer.

Der 20. Oktober gestaltet sich als ein Geschenktag für uns! Ist es noch der Geburtstagzeit von Agnès zuzurechnen? Auf jeden Fall bekommen wir kühles Wasser von einem Trupp Eisenhändler als wir nach dem Weg fragen, das Angebot zum Mittagessen lehnen wir ab. Beim nächsten Stopp schenkt uns ein Granatapfelverkäufer etwas Obst und unmittelbar danach hält ein Eisverkäufer mit seinem Lieferwagen auf dem Standstreifen vor uns und überreicht uns zwei leckere Eis. Kaum ist dieses vertilgt, hält ein Ehepaar und drückt uns ca. 1 kg Äpfel in die Hand. Kurz darauf bezahlt ein Iraner uns einen Liter Malzbier, danach will uns eine Familie zum Essen einladen.
Nachmittags im Sandwichladen kommen drei junge Leute und als Martin bezahlen will stellt sich heraus, dass 2 Sandwiche und Getränke schon bezahlt sind. Von diesen drei Iraneren werden wir dann spontan zu deren „Camp“ eingeladen. Wir folgen ihrem Auto fast 2 Stunden lang mit den Rädern und landen schließlich in dem Naturreservat Miyan Kaleh Gulf, wo wir ein eigenes Zimmer beziehen und ihre Gastfreundschaft genießen dürfen.

Es stellt sich heraus, dass sie uns radeln sahen und sich über einen wohl bevorstehenden Wetterumschwung Gedanken machten. Tatsächlich setzt am Abend sehr starker Dauerregen ein und wir können uns über ein festes Dach über dem Kopf freuen.
Wir haben das Glück bei einer bekannten iranischen Sportlerin und einem Sportler, sowie deren Fotoreporterin, gelandet zu sein.
Es handelt sich um die 32-jährige iranische Schwimmerin Elham Asghari, die im Juni 2013 den Rekord über 20 km Meerschwimmen für islamische Frauen aufgestellt hat. Das bedeutet für sie, dass sie beim Schwimmen über dem Neoprenanzug zusätzliche Frauenkleidung und Kopfbedeckung anziehen muss. Ein Gewicht von 6 Kilogramm. Wir erfahren über ihre Schwierigkeiten und Probleme als Frau im Iran im Meer zu trainieren und welche Steine ihr in den Weg gelegt werden.
siehe wikipedia: http://en.wikipedia.org/wiki/Elham_Asghari
Interessantes hierzu kann man unter elham sadat asghari in facebook erfahren. In Youtube ist auch ein Video von ihr hinterlegt. Später erfahren wir in Gesprächen mit anderen Iranern, dass sie fast als Heldin gesehen wird und eigentlich in das Guinessbuch der Rekorde gehören würde.

Bei dem 24 Jahre alten Sportler handelt es sich um den Kajakprofi Daniel Tohidi, der bereits einige Profiturniere hinter sich hat. Sein aktuelles privates Ziel ist in 3 Wochen die Kajaktour entlang der iranisch-kaspischen Küste von der turkmenischen Grenze aus bis zur aszerbaidschanischen Grenze. Diese 992 km möchte er in 2 Wochen alleine bewältigen. Sein Motto dazu: Kajak for Peace! Unter demselben Motto soll danach die 24-stündige Durchquerung des persischen Golfes nach Oman erfolgen.

Reservat Miyan Kaleh Gulf; Daniel

Zu Fünft machen wir einen Ausflug in das Naturreservat in welchem bis zu 25.000 Vogelarten leben. Wir stellen dabei fest, dass Daniel einen hervorragenden Outdoordriver ist! Da es die ganze Zeit regnet, haben sich nämlich die Wege in Flüsse verwandelt und der kleine Peugeot steht bis zum Motor im Wasser! Wir verbringen einen schönen Tag zusammen.
Nach 24 Stunden Dauerregen, radeln wir bei Sonnenschein weiter Richtung Mashad. Es ist erheblich kühler als vor 2 Tagen und auf den Bergen sieht man die Schneefallgrenze. Noch ist der Winter jedoch für uns ziemlich abstrakt.

Vor Gorgan reiht sich ein Sojafeld neben das andere. Die Pflanzen leuchten goldfarben und stehen kurz vor der Ernte.

vor Gorgan Sojafelder

Auch gibt es viele Reis-, Erdbeerfelder, Granatäpfel- und Zitrusfrüchteplantagen.
Nach Gorgan erhebt sich in Norden eine kleine Bergkette und wir sehen etliche Olivenhaine.

Südlich des Highways 22, erstreckt sich über hunderte von Kilometern der sogenannte „Jungle-Golestan“ wo wir ein paar Abstecher machen. Wir sind erstaunt über die vielfalt der Natur und über die schönen Wasserfälle. Jedoch ist es auch sehr feucht und wir erleben ab und zu einen Regenschauer. Tagsüber hat es hier zur Zeit nicht mehr als 20 Grad und es wirkt sehr herbstlich. Die Leute sind dafür wie immer ganz warmherzig und wir werden ständig zum Essen eingeladen. Wenn wir nicht 3/4 dieser Einladungen ablehnen würden wären wir schon kugelrund!

Abshad Shirabad – Einladung zum Grillen

Etwas gruselig hört es sich an, wenn im „Dschungel“ nachts die Tiere kreischen und sich dies wie eine Welle in alle Richtungen ausbreitet und plötzlich schlagartig wieder aufhört.
Toll ist auch anzusehen wie sich aus dem dichten Wald plötzlich Wolken bilden und sich wieder auflösen.

Später erfahren wir, dass in diesem Dschungel russische Tiger angesiedelt wurden, da der iranische Tiger ausgerottet wurde.
Ob dies so stimmt, wissen wir natürlich nicht, denn es kreisen immer wieder Geschichten über seltene Tiere, die man gesehen haben will.

Schlagartig wechselt die Landschaft von grün zu braun, von üppig zu kahl. Die Sonne scheint wieder und es ist tagsüber warm.

Vor Bognurd Panorama

Die Landschaft die wir die nächsten Tage durchfahren ist wenig spektakulär. Wir fahren durch eine Ebene und rechts und links erheben sich im Dunst kahle Berghänge. Dafür haben wir schöne Begegnungen mit den dort lebenden Menschen. Wir sprechen mit Weinbauern, Safranpflückern, Bauern und Viehhütern und erfahren einiges über Land und Leute.

Solche Gespräche verlaufen folgendermaßen:
Wir suchen uns abends einen Zeltplatz in der Pampa und bekommen regelmäßig Besuch. Wir sprechen zwei verschiedene Sprachen und mit Händen und Füßen aber verstehen uns trotzdem. Es geht darum, dass der Bauer möchte, dass wir bei ihm im Haus übernachten. Wir erklären, dass wir lieber im Zelt schlafen wollen. Er erwähnt die Kälte und möglicherweise Regen. Ok, freundlicherweise gehen wir mit zum Haus und schauen uns den angebotenen Schlafplatz an. Wir stellen erneut klar, dass wir lieber im Zelt schlafen wollen. Der Bauer erklärt uns, dass es in der Gegend Wildkatzen gebe. Wir willigen ein etwas näher an seinem Haus zu zelten. Er ist zufrieden und besucht uns abends nochmal. Dabei bringt er drei Kilo Kartoffeln und Tomaten mit.
Er kommt dann nochmals am nächsten Morgen um zu schauen ob alles ok ist und um Tschüss zu sagen.

Ein anderes Mal ist der Ablauf ähnlich, da soll ein Wolf in der Gegend sein. Wir zelten und bekommen später eine Tüte Rosinen. Der Bauer lässt sich zum Getränk einladen und wir reden eine Weile. Auch er kann kein Englisch und wir kein Farsi. Aber es geht.

Agnès beim Safranpflücken:
Den Weg säumen violette Safranblütenfelder. Da wir neugierig sind wie die Ernte stattfindet, geht Agnès auf ein Feld zu den Pflückerinnen. Sie kommt mit einer Tüte Safranblüten wieder zurück. Die Felder werden per Hand abgeerntet. Jede einzelne Blüte wird gepflückt. Auf dem Hof werden dann die drei safranroten Fäden getrennt und weiter verarbeitet. Wir haben auf jeden Fall für ein paar Mahlzeiten eine leckeres Gewürz.

Polizisten am Highway:
Auffallend sind die vielen Streifenpolizisten, die immer wieder Radarmessungen durchführen. Jeden Tag fallen sie uns auf. Vereinzelt wurden wir auch schon von ihnen herausgewunken. Dabei geht es aber nicht um unsere Geschwindigkeit, sondern darum ein Schwätzchen mit uns, den Exoten, zu halten. Nach den allgemeinen Fragen woher, wohin und wie geht es weiter, werden auch Fragen nach dem Lohn eines deutschen Polizisten gestellt. Im Vergleich dazu erfahren wir, dass ein iranischer Polizist ca. 300 Euro verdient. Wir erklären anhand von Beispielen – wie Miete, Nebenkosten, Brotpreise usw. – wie hoch die Ausgaben in Deutschland sind. Danach werden wir meistens angestrahlt und es wird festgestellt, dass es für uns doch super sein muss im Iran zu reisen.
Einmal bekommt Martin eine Einweisung in das Handlasergerät, made in China, und darf Radarmessungen vornehmen: Fahrzeug anpeilen – abdrücken – peng 98 km/h. Zu langsam. Nächstes Fahrzeug anpeilen – abdrücken – peng 122 km/h. Yuhuu erwischt! Es ist wie bei einem tollen Computerspiel und kann bestimmt süchtig machen. Nun wissen wir auch wieso soviele Polizisten Radarmessungen durchführen!!

Wir reisen wie sonnenhungrige Eidechsen in Richtung Mashhad. Da wir viel Zeit haben und das Wetter meist gut ist, fahren wir eine Stunde, legen uns zwei Stunden in die Sonne, fahren eine Stunde und machen wieder zwei Stunden Sonnenpause….
Allerdings wissen wir auch, dass wir in Turkmenistan so gemütlich nicht weiterreisen können, da wir 500 km in weniger als 5 Tagen radeln müssen.

Mashhad ist eine wichtige Pilgerstadt im Iran mit dem sehr heiligen Imam Reza Schrein. Wir wohnen in dieser Großstadt bei einem Iraner der Mitglied bei warmshower.org ist.

Mashhad Imam Reza Schrein

Fotos von Mashad:

01_iran_mashhad-imam-reza-schrein

Bild 1 von 18

weitere Fotos von Nordiran:

01_iran_zurkhaneh

Bild 1 von 67

Visa für Turkmenistan: Nur für 3 Tage? Wir können es kaum glauben, als wir im turkmenischen Consulat unsere beantragten Visa abholen. Nach 3 Stunden Wartezeit händigt uns der Mann am Schalter unsere Visa aus und oh Schreck sie sind nur für 3 Tage ausgestellt. Die Gebühr ist jedoch dieselbe wie für ein 5 Tagesvisa. Nach einigem Hin und Her erfahren wir, dass zur Zeit nur 3 Tagesvisa ausgestellt werden. Ein weiterer Blick auf das Visa – wir rechnen nach – und sehen, diesmal schon halb belustigt, dass die Einreisezeit nicht mit dem usbekischen Visa dahergeht und wir 2 Tage im „Niemansland“ verbringen müssten – wie immer das auch aussieht. Nach weiterem Hin und Her telfoniert der Mann am Schalter mit Teheran und versucht doch noch das Visa auf 5 Tage zu verlängern. Es klappt nicht. Dafür bekommt er nach ca. 1 Stunde die Erlaubnis das Datum der Einreise handschriftlich (ob das bei der Weiterreise gut geht?) abzuändern, so dass es mit dem usbekischen Visa übereinstimmt und wir nicht im Niemansland bleiben müssen. Allerdings passt das neue Datum nun nicht mehr mit dem iranischen Visa zusammen, denn durch den Abzug der beiden Tage, fehlt  uns tatsächlich ein Tag (!) im Iran. Für den 19.11.2013 haben wir kein iranisches Visa mehr, können aber auch nicht früher in Turkmenistan einreisen.
Eine Taxifahrt zum „Büro of Aliens“ führt nicht zur Verlängerung des iranischen Visas, doch gibt man uns die Auskunft, dass wir dies direkt an der Grenze in Sarakhs machen könnten. „No problem for one day!“. Ok, glauben wir dies mal.

Hier bei Mohammad fühlen wir uns wohl. Er gibt uns gute Tipps für einen erneuten Abstecher in die Wüste, nach Tabas und wir planen erneut eine längere Busfahrt ein, denn durch die Visageschichte haben wir noch mehr Zeit für den Iran gewonnen.

Mit dem Bus fahren wir zuerst nach Ferdows (6 Stunden Fahrzeit), einer kleinen Wüstenstadt, wo wir im ersten Sandwichladen den wir aufsuchen den netten Iraner Achmad kennenlernen, der uns mit seinem Auto die Sehenswürdigkeiten von Ferdows zeigen will. Wir stimmen zu und so geht es noch am selben Abend auf  Entdeckungstour in Ferdows und für den nächsten Tag verabredet man sich für eine weitere Tour.

Ferdows

Punkt 8 Uhr holt uns Achmad am Hotel ab, wir frühstücken in seinem Sandwichladen, und fahren dann die nächsten Stunden durch Neu- und Altferdows. Den Abschluss machen wir mit einem erneuten Sandwich zum Mittagessen
klar.  Da erst in 6 Stunden ein Bus nach Tabas fährt, wollen wir dorthin per Autostop weiterreisen. Achmad gibt uns noch einen Zettel auf Farsi mit, in dem geschrieben steht wo wir hinwollen und dass man sich um uns kümmern soll. Echt süß! Und beim Abschied kommen ihm fast die Tränen. Wohlgemerkt Achmad sprach kein Englisch und man verstand sich trotzdem.

Ruckzuck ist jedoch eine Weiterfahrt mit einem Truckfahrer nach Tabas organisiert. Dort kommen wir gegen 18 Uhr an und schlagen unser Zelt im Park unter Palmen auf. Es ist hier einige Grad wärmer als im Norden vom Iran und wir fühlen uns wohl.

Am nächsten Tag finden wir ganz leicht ein Taxi, das uns nach Ezmyghan fährt (50 km für 4 Euro). Nach ca 30 km gerader Wüstenfahrt, biegen wir in die Berge ab. Soll hier Wasser sein? Wir glauben es kaum! Alles kahl! Das Taxi führt uns in ein Dorf und zeigt uns die Richtung. Wir verabreden uns für den nächsten Tag um 15 Uhr. Jetzt laufen wir einfach den Weg entlang, aber der ist schnell nicht mehr so deutlich zu erkennen. Wo sollen wir hin? Immerhin haben wir tatsächlich einen Bach gefunden. Martin als Sherlock Homes hat seine Schlüsse gezogen und folgt ganz einfach dem Wasser und … plötzlich finden wir die Paradies Schlucht, Paradise Canyon wie wir sie taufen! Ein wunderschöner enger Canyon mit weissen Steinen und klarem warmem Wasser, voll mit peeling-Fischen! Ein Paradies wahrlich! Wir erkunden natürlich die ganze Schlucht, bevor wir unseren Lieblingsplatz ausgesucht haben und geniessen einen Urlaub vom Urlaub! Bis zum nächsten Tag sind wir ganz für uns allein im Paradies!

Ezmighan

Wir könnten länger hier bleiben aber wir wollen auch noch zur Morteza Ali Schlucht! Hier soll es schwer sein zu zelten. Wir suchen uns ein Zimmer in Tabas. Ruckzuck will uns ein junger iranischer Vater helfen und führt uns zum … heiligen Schrein! Hier gibt es 150 Zimmer für Pilger und für uns! Es sind zwar nur Teppiche auf dem Boden, aber was für ein kraftvoller Ort!

Tabas Moschee

Früh am nächsten Tag fahren wir mit dem Taxi zu der berühmten Mortesa Ali Schlucht. Hier wird direkt im Wasser gewandert. Dafür haben wir extra Flip-Flops gekauft! Das Wasser ist auch hier schön lauwarm. Kaum zu glauben, dass es in diese Wüste so viele Quellen gibt! Rechts kalt, links warm! Eindrucksvoll ist auch das 800 Jahre alte Tor an der engsten Stelle. Die Bilder sprechen für sich!

Morteza Ali Schlucht

Dieses Ausflug war ein wunderschöner Abschluss unserer 62-tägigen Iranreise. Ein grandioses Land mit unglaublich hilfbereiten Menschen!

Zurück nach Mashhad mit dem Nachtzug und nach einen weiteren Nacht bei Mohammad sind wir bereit für die letzte Strecke vor der Grenze nach Türkmenistan. Wir nehmen uns Zeit und genießen wieder einmal eine wunderschöne Berglandschaft, wo wir einige schöne Plätze zum Übernachten finden.

Einen Tag vor unserer Einreise nach Turkmenistan übernachten wir in Sarakhs im Hotel Dosti, genießen nochmals ausgiebig die gute iranische Küche und geben unsere letzten Rial aus.

Wir sind gespannt wie es weitergeht. Kommen wir ohne Visa für den 19.11. problemlos aus dem Iran heraus? Schaffen wir 500 km durch Turkmenistan in 3 Tagen – und wie? Werden uns die handschriftlich geänderten  Eintragungen im Visa Probleme bereiten? Und wann wird der Winter uns bei unserer Weiterfahrt nach Norden einholen?

Fotos rund um Tabas:

01_iran-ferdows

Bild 1 von 64

Fotos auf dem Weg nach Sarakhs (Grenze):

01_iran-vor-sharakhs-englisch

Bild 1 von 11

Interessantes für Iranreisende!
Bargeld abheben!
Auf dem Meidan Imam Platz in Isfahan stoßen wir auf die Reklame von Visa und MasterCard. Das erstaunt uns doch sehr, da diese Zahlungsmittel im Iran bis jetzt nicht möglich waren. Es gibt keine Möglichkeiten für Ausländer sich an Geldautomaten mit Bargeld zu versorgen oder Zahlungen mit Karte vorzunehmen. So nehmen wir Kontakt mit dem netten Iraner in diesem Geschäft auf und erfahren, dass seit dem 12. Oktober 2013 über seine Agentur (der Einzigen im Iran) mit Visa und MasterCard Bargeld für Ausländer besorgt werden kann. Allerdings mit 8 Prozent Kommission.
Adresse: Kolahdouzan Exchange, No. 170 Labafha Bazar, Naqshe Jahan Square, Esfahan.

Visaverlängerung in Esfahan / Visaextension in Esfahan:
Unser erster Versuch das Iranvisa in Shiraz zu verlängern scheiterte, da wir zu früh dran waren. 10 Tage vor Ablauf des Visas geht hier nichts (erst 2 bis 3 Tage davor ist es möglich). Wir versuchen es somit in Isfahan 4 Tage vor Ablauf des Visas.

Für alle die die vielleicht irgendwann im Internet suchen, wie die Visaverlängerung in Esfahan funktioniert, berichten wir wie heute 14.10.2013 die Verlängerung geklappt hat.

Wir nehmen das Taxi von der Innenstadt zum Police Department of Alien Affairs/Passport Office, (Rudaki Street, N32.63006 E51.63269). Um 8.00 Uhr werden die Schalter besetzt und wir gehen zu Schalter 15 im ersten Stock. Wir haben inkl. heute noch 4 Tage unseres Visas übrig. Wir werden gefragt warum wir eine Verlängerung wollen und Wir sagen, dass wir mit den Fahrrädern reisen und nach Teheran und Mashad möchten. Der freundliche „Schaltermann“ der gut Englisch spricht, gibt uns einen Zettel für die Melli Bank mit den notwendigen Daten und verweist uns zu dem Kiosk der im Hof steht. Dort kaufen wir für 24.000 Rial die Antragsformulare und eine rote Mappe. Danach fahren wir mit dem Taxi zur Melli Bank (10.000 bis 20.000 Rial) und zahlen die 300.000 Rial pro Person ein. Zurück zum Office mit dem Taxi. Wieder am Schalter Nr. 15 legen wir folgende Unterlagen vor, die benötigt werden:

Pass
1 Passkopie (ID-Page) schwarz/weiss ist ok
1 Kopie des Visa inkl. Einreisestempel
2 Passfotos, Frauen mit Kopftuch
1 Einzahlungsbeleg der Bank
ausgefülltes 2-faches Antragsformular, das du ja zuvor gekauft hast
Adresse eines Hotels in Isfahan (es war gut, dass wir eine Visitenkarte eines Hotels dabei hatten)

(ein Brief des Beantragenden oder ähnliches wird nicht verlangt. Auch bei den anderen Touristen die vor Ort sind nicht,)

Der Beamte möchte uns das Visa für 30 Tage (30 Tage nachdem das erste Visa abläuft, ist kein Problem) am nächsten Tag geben. Da wir es aber eilig haben, können wir es noch am selben Tag um 13 Uhr abholen.
Das ganze hat also 5 Stunden gedauert und wir freuen uns über weitere 30 Tage im Iran!

Einige Eigenheiten im Iran:

Zeitunterschied: Wir reisen am 19.09.2013 in den Iran ein. Wir haben eineinhalb Stunden Zeitunterschied zu Deutschland. Aber was solls. Am 24.09.2013 in Tabriz stellen wir fest, dass wir uns tatsächlich im Jahr 1392 befinden und zwar am 2.Juli
1392.

Telefonieren für Ausländer: In der Post können wir eine SIM Karte kaufen. Das  normale Iran Netz funktioniert für Ausländer wohl nicht sagt man uns, so dass wir eine erheblich teurere Karte kaufen. Doch zuerst muss man eine Unterschrift auf einem für uns nicht lesbaren Formular hinterlassen, eine Kopie des Passes und einen Fingerabdruck abgeben. Doch dafür kann man in den nächsten 2 Minuten nach Deutschland telefonieren.

Die Währung: Wir sind immer wieder Millionäre!!! Ab und zu haben wir 5 Millionen in der Tasche… Die Preise sind in Toman angegeben. In Echt zahlt man aber mit Rial und muss bei den Toman eine Null hinzufügen.
Fragt man beispielweise wieviel eine Flasche Wasser kostet, zeigt der Verkäufer einem eine Eins, was bedeutet, dass die Flasche 1.000 kostet, was wiederum bedeutet, dass man 10.000 Rial bezahlen muss. (= 25 Cent) Alles klar??

Mann und Frau: Mann schüttelt Mann die Hand. Frau schüttelt Frau die Hand. So ist es normaleweise. Aber Iraner, die schon in Europa waren oder die sich ein freieres Iran wünschen, kümmern sich darum nicht. Bis zum Ende der Reise im Iran, stellten wir fest, dass häufig Regeln gebrochen werden. Wir sahen Iraner beim Kartenspiel, Frauen beim Fahrradfahren, beim Tanzen im Park und sogar ein Mal Frauen ohne Kopftuch!

Salam sagt man zu allen. Es war anfangs komisch für Agnès nicht beachtet zu werden wenn ein Mann uns ansprach, mittlerweile versteht sie es als Höflichkeit. Überhaupt sind die Iraner sehr höflich und respektvoll. Vor allem alten Leuten wird geholfen bzw. der Platz angeboten. Manchmal wissen wir nicht ob wir unter diese Kategorie fallen oder ob es ist weil wir Ausländer sind.

Botschaften: Vor der deutschen Botschaft in Teheran tümmelt sich eine iranische Menschenmenge und will hinein. Visas und Pässe sind gefragt. Vor der italienischen und französischen Botschaft ist gar nichts los. No comment.

Sprache: Bislang trafen wir viele Iraner die neben Farsi auch Türkisch sprechen. Manchmal sogar nur Türkisch, je nach Gebiet (Provinz Aszerbaidshan im Nordwesten). Mit ein paar türkischen Sätzen und Worten kommen wir gut zurecht und die Leute sind erstaunt und freuen sich. Die Zahlen in Farsischrift haben wir mittlerweile drauf.

Möbel: Bei einer Einladung zum Essen stellten wir fest, dass die Möbel wie sie überall verkauft werden auch tatsächlich verwendet werden. Es sind goldene typische Möbel im Barockstil, pompös, sowie gigantische Kristalkronleuchter…ähnlich waren die Paläste des Reza Shahs eingerichtet, die wir in Teheran besucht haben.

Konsum: Es gibt alles. Unsere Kamera hätten wir auch hier bekommen…Die neuesten großen Flachbildschirme, Handys, Computer, Küchengeräte, Baumaschinen, …Teheran ist neben dem Bazar auch eine gigantische Einkaufsstadt. Gut dass unsere Satteltaschen schon gefüllt sind.

Musik: Es wird kaum Musik gehört. Weder auf der straße noch im Restaurant. Die Iraner sind allgemein sehr leise.

Essen und Trinken:
– Brot (Naan): Barbari, ein ovales Brot mit länglichen Rillen. Sengek, dass in riesigen Fladen verkauft wird und sich zu Agnès Lieblingsbrot mausert, wenn es direkt aus der Glut kommt. Lavasch, rundes Fladenbrot.
Wer des persischen nicht mächtig ist erkennt eine Bäckerei ganz einfach daran, dass ein großer Tisch davor steht, dessen Platte aus einem Metallgitter besteht. Darauf wird das ofenfrische Brot gelegt, mit einem kleinen Besen wird Mehl und Asche aus dem Ofen abgewischt, dann werden die etwa euromünzengroßen Steine aus dem Brot entfernt. Und dann kann gegessen werden.

– Falafel- und Hamburgersandwiches mit Tomaten und Gurken sowie Fleischspieße gibt es in den kleinen Imbissbuden unterwegs.

– In den Restaurants essen wir leckere Reisgerichte mit Fisch, Kebab und Salaten. Abgusht, Berijani und ein leckeres Bohneneintopfgericht sind auf jeder Speisekarte. Andere Gäste helfen uns beim Bestellen – no problem.

– Den Italienern wird in Sachen Eis – ob Früchteeis oder Softeis – schwer Konkurrenz gemacht. Es ist dermaßen lecker!

– Das Wasser aus dem Wasserhahn ist fast überall Trinkwasser, manchmal aber leicht salzig. So schmeckt dann auch der Tee – aber für uns Radler ist dies optimal, da wir so den Salzhaushalt wieder in Ordnung bringen.

– Obst gibt es in allen Variationen. Unendliche Auswahl an unterschiedlichen Datteln, Feigen, Zitrusfrüchte, Trauben,…Erst im Iran haben wir die sehr leckeren Granatäpfel zu schätzen gelernt.

– Auch haben wir immer Rationen von Mandeln, Nüssen, Cashews, Trockenfrüchte in den Taschen…

– Da es ja bekanntermaßen keinen Alkohol gibt, halten wir uns an die verschiedensten Radlersorten ohne Alkohol, Fruchtsäfte oder Tee.

Eigenheiten:
Zucker aus Bognurt – die Zuckerstücke sind mit Sesam versetzt. Diese lösen sich im Tee auf und es sieht aus wie wenn ein Teebeutel geplatzt wäre.
Sohan aus Isfahan – karamelisierte dünne Nussscheiben. Voll lecker.
Gewöhnungsbedürftig: Marmelade aus Karotten oder Kürbis.
Scharfsköpfe kann man roh beim Metzger kaufen oder gekocht in speziellen Restaurants am Stück bestellen. Man sagt uns, es sei sehr lecker. Gehirn, Backen, Augen und Zunge wären sehr delikat. Wir konnten es uns verkneifen die Köpfe zu testen!

 

 

 

Armenien 2013

Armenien – jeden Tag ein Pass!

Wieder wissen sie an der Grenze nicht wohin mit uns! In der Autofahrerspur schickt man uns weg und durch die Fußgängerpassage passen wir nicht durch. Also ohne Räder zu den Fußgängern und dann nochmals zurück über die Grenze und die Räder holen. Auf jeden Fall ist der Beamte sehr freundlich und er begrüßt uns mit den Worten „welcome in Armenia“.

Weniger als ein Drittel der rund zehn Millionen ethnischen Armenier auf der Welt lebt in der Republik Armenien.
Eine Besonderheit des armenischen Transportwesens ist der im internationalen Vergleich extrem hohe Anteil an Kraftfahrzeugen, die mit Erdgas statt Benzin oder Diesel betrieben werden. Das Verkehrsministerium schätzt, dass dieser Anteil 20–30 % beträgt, dies wäre ein einmalig hoher Wert (in den Niederlanden sind es rund drei Prozent, in Deutschland noch weniger). Der Grund sind die hohen Transportkosten für Benzin und Diesel, während Erdgas zu günstigen Preisen aus Russland per Pipeline importiert wird.

Armenien vor Vanadzor

Armeniens Landschaft ist unglaublich schön und wild. Armenien ist ein sehr ausgeprägtes Gebirgsland – 90 % der Landesfläche liegen mehr als 1000 Meter über dem Meeresspiegel, die mittlere Höhe beträgt sogar 1800 Meter. Das bedeutet für uns, dass wir einige Pässe zu bewältigen haben aber auch unglaublich schöne Landschaften sehen. Der Norden ist waldreich und der Süden ziemlich kahl mit grünen Tälern und Canyons.

Bereits die ersten beiden Tage führen uns über 2 Pässe, einer davon der Dilijan Pass über 2.114 Meter. Nach Dilijan kommt der gefürchtete 4 km bergauf führende Tunnel mit 2 engen Fahrspuren, der keinen Platz für langsame Fahrzeuge lässt. Diesen Tunnel wollen wir auf jeden Fall meiden.
Nach kurzem hin und her finden wir einen netten Taxifahrer mit einem alten 1,3 Liter Lada, der unsere Räder in den Kofferraum packt und uns durch den Tunnel fährt. Insgesamt 17 km für 8 Euro. Das war es wert!

Weiter geht es am Sevan See, einem Salzwassersee, der auf einer Höhe von 1.900 Metern liegt und an dessen Ufern ein reger Fisch- und Garnelenverkauf stattfindet. Wir radeln einen Tag an der Westseite des Sevan Sees entlang und freuen uns über die flache Strecke und das schöne Wetter.
Auch haben wir hier unsere 4.000 km bis jetzt geschafft!

Ab dem See geht es weiter bergauf und wir übernachten im Schatten eines längst erloschenen Vulkans auf ca. 2.200 Metern.
Nachts haben wir zum ersten Mal Minusgrade, aber dafür einen wunderschönen Sternenhimmel. Tags darauf steigt das Thermometer wieder auf über 20 Grad.
Die Landschaft ist so gewaltig, dass wir sehr oft anhalten und staunen. Auch beobachten wir einige Adler die neben uns starten, über uns kreisen und Schwärme blauer Vögel.

Auf den ersten Blick wirken die Hochebenen wie verlassen. Doch bei genauerer Betrachtung sieht man viele Rinderherden und Schafherden welche grasen. Wir fragen uns was es da noch zu fressen gibt, denn viel Grünes sieht man nicht.
Ab und zu passieren wir auch Herden die auf der Straße von „Cowboys“ getrieben werden. Immer sind große Hirtenhunde mit dabei, die Radfahrer überhaupt nicht mögen. Aber absteigen hilft meistens.

Wir passieren den Selim Pass mit 2.410 Metern und staunen über bunte Felsformationen.

Armenien Selim Pass

Von hier oben aus sehen wir den schneebedeckten Gipfel des Bergs Ararat mit seinen 5.137 Metern.

Es geht wieder ins grüne Tal, mit Gärten voller Früchte und der nächste Pass, mit seinen kahlen Bergen, steht an.
Von den Hochflächen aus sieht man etliche Vulkane, Vulkangestein ist überall zu finden.

Armenien nach Martuni 2200m

Die armenische Küche ist sehr geschmackvoll. Es wird mit vielen Kräutern, wie Koriander gekocht.
Leider stellen wir immer wieder fest, dass die Rechnungen nicht stimmen, sei es im kleinen Laden oder im Restaurant….

Da jeden Tag ein Pass auf dem Programm war, beschließen wir in Goris uns in das Hotel Ararat einzuchecken. Da es so gemütlich ist verlängern wir gleich auf 2 Tage.

Wir radeln am 16. September weiter um das berühmte Tatev Kloster zu besuchen. Eine halbe Stunde später, treffen wir auf Gautier und Margot, die wir schon in Trabzon/Türkei getroffen hatten. Nach großem Hallo ändern wir unseren Plan und beschließen eine Zeit lang gemeinsam zu radeln. Wir nehmen die östliche Route entlang der aszerbaidschanischen Grenze nach Karpan. Es geht durch Berge und wir erreichen wieder 2.500 Meter. So geht es jeden Tag weiter bis zur iranischen Grenze.
Es ist ganz toll mitten in den Bergen zu radeln und die Landschaft zu genießen — wir hätten das nie gedacht!

In Karpan, beim Picknick im Park treffen wir auf den US-Amerikaner Terence, der 2 Jahre lang als freiwilliger Helfer für Peace Corps hier Englisch unterrichtet. Er zeigt uns die Stadt und seine Schule und wir haben ein paar schöne Stunden zusammen. Auch vermittelt er uns eine Adresse bei dem Amerikaner David, der ebenfalls für Peace Corps arbeitet und ein Haus kurz vor der Grenze bewohnt. Wir kochen abends und tauschen wichtige Infos aus. (Nun kennt David auch die schwäbische Kehrwoche:-))
Am nächsten Tag sind wir schnell vor der iranischen Grenze und Agnès und Margot ziehen Kopftuch und langärmelige Hemden und lange Hosen an  — Modeschau ist angesagt.

Armenien Grenze zu Iran – Modenschau

Auch wir Männer ziehen lange Hosen und Socken an. Dann geht es voll Spannung die restliche Strecke weiter bis zur Grenze. Es ist reines Militärgebiet – je russisch und armenisch – und wir radeln 10 km entlang eines Stacheldrahtzaunes. Die Ausreise aus Armenien klappt reibungslos, wir sind die Einzigen die über die Grenze fahren – und die letzte Frau ohne Kopftuch drückt den Ausreisestempel in unseren Pass. Von weitem sehen wir schon die iranische Grenzstation.
Was uns da diesmal wohl erwarten wird??

unsere Fotos zu Armenien:

01_armenien

Bild 1 von 75

Georgien 2013 – Teil 2

Zurück in Georgien nehmen wir anstelle der vielbefahrenen Hauptstrecke eine Nebenstrecke durch die Berge (Kleiner Kaukasus).
Die Fahrt entlang des Adscharien Flusses ist wunderschön. Es mangelt nicht an kleinen Wasserfällen, Felsen über welche Wasser perlt und glasklare Quellen, die wir als Trinkwasser nutzen können.
Oft befindet sich an solch einer Quelle ein Schlauch oder ein Brunnen und die Georgier haben dort ein Glas oder einen Becher deponiert, aus dem jeder (wir nicht) trinkt.

Wir kommen durch eine Weingegend, in welcher über 500 verschiedene Weinsorten wachsen sollen. Angeblich werden davon 40 für die Weinproduktion verwendet. Die ersten Spuren einer Weinherstellung sind 7.000 Jahre alt. Georgischen Wein müssen wir natürlich noch testen.

Auf ihrem Weg nach Afrika sollen hier im Herbst über 1 Million Vögel rasten.

Der Weg ist bis Khulo gut ausgebaut und danach verwandelt er sich in eine holperige Schotterpiste. Dann geht es von Khulo (auf ca. 1.000 m) erst mal wieder runter und danach auf 2.025 m über den Goderdzi-Pass.

Georgien Strasse nach Khulo

Aber trotz der über 30 Grad Hitze macht es uns Spass und wir genießen die schönen Aussichten und die kühlen Quellen.
Oben am Pass angekommen entdecken wir das Cafe Edelweiss in dem wir uns erst einmal einen Kaffee gönnen. Fast wie Zuhause!
Die Abfahrt ist ebenso holprig wie bergauf. Wir wundern uns über die einfachen Holzhäuser und fragen uns wie man hier den Winter überleben kann. Denn es soll hier 3 bis 4 Meter Schnee geben.
Aus allen Ecken rufen Kinder „Hello!“und rennen auf uns zu.

Unten angekommen erwartet uns eine nagelneue Straße und es fährt sich plötzlich wie Butter. Wurde sie wegen des Skigebietes erbaut, das gerade neu erschlossen wird und bald bis oben führen? Auch im Lonely Planet 2013 wird Georgien als empfehlenswertes Reiseland gepriesen. Wir denken, dass sich hier bald vieles ändern wird. Touristen-Offices haben die neuesten Prospekte und Karten und die einheimischen Touristen nehmen die Angebote an. Ausländische Touristen sehen wir auf unserem Weg nach Tiblisi so gut wie keine.

Weiter geht es mit starkem Gegenwind – bergab werden wir teilweise um 8 km/h ruckweise gebremst – über viele Hügel nach Borjomi. Die Landschaft ist sehr abwechslungsreich und wir sehen kahle Berge, Pinienwälder, Flusslandschaften und Wälder.
Bei einem bekannten Kloster „Green Monastery“ im Borjomi Nationalpark machen wir einen Abstecher und schlagen dort unser Zelt auf.

Richtung Tiblisi nehmen wir die kleinen Nebenstraßen, die zwar hügeliger und schöner dafür aber weit weniger befahren sind.
Wir machen einen Ausflug nach Cave City bei Gori. Dort lebten schon vor 3.000 vor Christus Menschen in Höhlen. Mittlerweile wurden diese Höhlen in das Weltkulturerbe der Unesco aufgenommen.

Georgien Cave City bei Gori

In Tiblisi wollen wir ein paar Tage bleiben, die Stadt anschauen und uns um unser Visum nach Azerbaijan kümmern.

Aber Fehlanzeige. Die Beantragung des Azerbaijan Visums entpuppt sich als große Abzocke. Wir wussten, dass man ein Einladungsschreiben benötigt, welches über Agenturen erhältlich ist. Jedoch hat sich der Preis für eine solche Einladung im
letzten Jahr verzehnfacht! Für 10 Zeilen und einen Stempel werden mittlerweile ca. 200 Euro pro Person verlangt! Dazu kommen Visagebühren über 60 Euro. Bei dieser Abzocke machen wir nicht mit! Hinzukommt eine Wartezeit von mindestens einer Woche.
Wir beschließen bei einem Kaffee, dass wir nicht durch Azerbaijan fahren werden. Wir werden die beschwerlichere Route durch Armenien nehmen. Dort benötigt man kein Visum seit 2013. Die Route wird aber über einige Pässe führen.

Wir verkürzen unseren Aufenthalt in Tiflis, obwohl wir uns im Hotel Bienvenue (24a Tchovelidze street) sehr wohl fühlten. Das Hotel ist wie man dem Namen nach schon hört fest in französischen Händen und sehr hübsch dekoriert.
Gegenüber dem Hotel ist ein Irakisches Restaurant, in welchem man gut essen kann.

Wir treffen im Hotel auch auf Iraker, die wie wir erfahren ein weit höheres Einkommen haben als die Georgier und hierher reisen um sich Wohnungen zu kaufen, sei es als Geldanlage oder falls sie aus dem Irak flüchten müssen. Ein 38-jähriger Iraker erzählt uns, dass er im Irak im Monat 2.400 Euro verdienen würde, wovon er ca. 300 Euro im Monat ausgeben würde, da man bei seiner Familie lebt solange man nicht verheiratet ist. Heiraten würde er wohl demnächst, denn seine Eltern hätten ihm bereits eine Frau ausgesucht. Diese hätte er auch schon ein Mal gesehen.

Tiflis selbst ist schön anzuschauen. Die Unistadt hat Flair, viele grüne Plätze, Bazar, viele Skupturen an den Wegen und einer schönen Altstadt. Dazwischen entstanden moderne neue Gebäude wie das Bürgeramt, die Peace Bridge oder das Kunsthaus.

Nach Tiflis werden die Berge kahler. Es wirkt alles wie eine große Steppe.

Georgien nach Tiflis

Wo noch etwas wächst ist die Zwiebelernte in vollem Gange und auf den Feldern reihen sich bunte Säcke aneinander. Die Autodächer sind vollbeladen mit Zwiebelsäcken.

Nach Tiflis zelten wir in dieser Steppenlandschaft und bekommen morgens netten Besuch. Erst von einem Kuhtreiber, dann von einem Schafhüter. Beide sind sehr interessiert an unserem Tun und an Martins Tacho am Fahrrad. Sie haben die Ruhe weg und sehr vieeeel Zeit.

Wir radeln am 8.9.2013 von Georgien über die armensiche Grenze. Georgien hat uns auch sehr gut gefallen. Die Landschaften sind gigantisch und die Leute die wir getroffen haben ausnahmslos sehr nett und hilfsbereit. Nervig waren teilweise die hupenden Autos und die streunenden Hunde. Als Hundeabwehr hat sich folgender Tipp sehr bewährt: anhalten, stehen bleiben und einen Stein aufheben. Bislang verdrückte sich so jeder Hund, selbst im Rudel.

Schweinebericht Teil 2 – ein Deja Vu?
Nachdem wir Tiflis verlassen haben, steht eine Person am Straßenrand und winkt Agnès zu. Es ist tatsächlich der ungarische Schweinetransporteur den wir vor 18 Tagen auf der Fähre als Tischgenossen hatten. Der Schweinetransporter steht etwas abseits und wird gerade gereinigt. In diesen Tagen in denen wir durch Georgien geradelt sind, hatte er bereits eine weitere Schweinetour absolviert. Er brachte die uns bekannten Schweine nach Tiflis, fuhr weiter über die Türkei zurück nach Ungarn um wiederum Schweine über das Schwarze Meer zu bringen. Er beschwerte sich wieder über die Zustände auf der Fähre, da er 5 Tage wegen eines Sturms nicht von der Fähre konnte. Seine Schweine hätten in dieser Zeit mehr als 600 kg abgenommen!! Aber sie haben überlebt — also noch mal Schwein gehabt.

unsere Fotos Georgien Teil 2:

01_georgien-strasse-nach-khulo

Bild 1 von 72

Türkei 2013

An der türkischen Grenze wissen sie wieder mal nicht was sie mit uns Radfahrern machen sollen. Erst sind wir bei den Fußgängern und bekommen einen Stempel, dann passen wir nicht durch die Türen und müssen zurück zu den Autos. Aber alles läuft glatt. Wir radeln entlang der Küste, über Rize nach Trabzon.
Gleich nach der ersten Stunde machen wir Picknick und werden sofort von einer türkischen Großfamilie mit Leckereien versorgt. Voll nett. Auffallend ist die Hilfsbereitschaft und dass die Türken immer zu Spässen aufgelegt sind.
Wir lassen uns Zeit und besuchen ein paar kleine Städte, d.h. wir fahren ins Zentrum und bummeln herum. Alles ist voller Leben und immer wieder hört man den Mullah-Gesang. Natürlich ist hier Teetrinken angesagt – zumal die Küste voller Teeplantagen ist. Die Teeernte ist in vollem Gang und wir sehen wie die Frauen die großen Ballen verladen und wie alles direkt vor Ort in die Teefabriken kommt. Der Geruch nach Tee liegt hier wirklich in der Luft.
Auffallend sind auch die Haselnüsse die gerade geerntet werden und die auf Gehewegen und Plätzen sortiert, getrocknet und in Säcke verpackt werden. Die Türkei ist angeblich der weltgrößte Lieferant von Haselnüssen. Wir finden sie in den vielen verschiedenen süßen Stückchen wieder:-)

Tuerkei Rize Haselnuss

Kurz vor Ablauf der 7 Woche kommen wir in den ersten Platzregen, der sich einen Mittag lang dann zum Dauerregen entwickelt. Wir flüchten uns durchnässt in ein Hotel und lassen es uns gut gehen.

In Trabzon beantragen wir unser iranisches Visum, was erstaunlicherweise innerhalb einer Stunde klappt. (Siehe FAQ)
Wir treffen hier auch auf andere Reisende, tauschen uns aus und freuen uns gemeinsam. Da alles so gut geklappt hat, wollen wir zwei Tage im Hotel bleiben und wir machen einen Tagesausflug mit dem Bus zu dem Felsenkloster Sumela. Imposant wie die Mönche vor ca. 1.700 Jahren so etwas errichten konnten und auch die Felsmalereien im Innern der Felskapelle sind beeindruckend.

Tuerkei Trabzon Felsenkloster Suemela

Unser Busfahrer hält unterwegs an seinem Haus an und seine Frau versorgt die Fahrgäste mit frischen Feigen und Gemüse aus dem Vorgarten.

Türkische Busfahrt:
Da zwischen Trabzon und türkischen/georgischen Grenzue ca. 20 Tunnel- die echt keine Laune machen- liegen, wollen wir mit einem Bus zurück. Wir erkundigen uns am Busbahnhof und wir bekommen die Auskunft, „no problem, big bus!“. Tags darauf als wir dann loswollen, ist der geplante Bus doch viel zu klein. Die Räder passen auf keinen Fall hinein. „no big bus!“
Agnès wird ruckizucki von einem „Vermittler“ angesprochen, der anscheinend eine Lösung kennt „big bus in 30 minutes“. Der Fahrpreis ist jedoch auch ziemlich „big“, denn er will mehr als das Doppelte und dies sofort. Wir zahlen dennoch den Fahrpreis bis Batumi (alle Tunnel per Fuß zu durchqueren ist voll übel) und bekommen eine Quittung, doch unser „Vermittler“ ist danach sofort verschwunden. Anfängerfehler? Wir warten. Nach einer halben Stunde kommt ein zweiter „Vermittler“. Er führt uns aus dem Busbahnhof zu der gegenüberliegenden Tankstelle. Dort sind nur LKws die repariert werden. Soll dies unser Fahrzeug werden? Aber nein! Kurz darauf kommt wirklich ein „big bus“ der an der Tankstelle hält. Er wird gewartet und während dieser Zeit haben wir die Möglichkeit unsere Räder zu verstauen. Doch dies geht auch nicht ohne Probleme. Bei einem Fahrrad muss ein Rad, Sattel und Spiegel demontiert werden, damit es passt. Aber wir sind froh, denn wir zählen auf der Fahrt tatsächlich 18 lange Tunnel.
Wir kommen an die Grenze. Es geht mit Handgepäck durch die Polzeiausreisekontrolle. Der Bus fährt auf einem anderen Weg über die Grenze und bevor wir zum georgischen Zoll kommen, müssen alle Passagiere ihr Gepäck ausladen. Auch unsere Räder? Ja klar alles. So stehen wir mit einem demontierten Fahrrad und 13 Gepäckstücken beim Bus. Damit 1 km zu Fuß zum Zoll? no way!
Wir verzichten auf die Weiterfahrt mit dem Bus und montieren und beladen unsere Fahrräder. Wir hoffen, dass wir wie bei der Einreise einfach durchgewunken werden. Falsch gedacht! Wir müssen uns dem Fußvolk anschließen und als wir am Zoll ankommen trifft uns fast der Schlag. Vor uns sind hunderte kreischende vollbeladene Menschen, die alle durch den Zoll wollen. Manche haben einen Einbauherd dabei, andere rießen Ballen mit Stoffen. Der Hammer: die Gepäckwägen passen nicht an der Abschrankung vorbei und werden über die Köpfe der Wartenden zurückgereicht. Selten so ne Fehlplanung gesehen!
Es wird gedrängt und gedrückt was das Zeug hält. Es bleibt uns nichts anderes übrig als in dem „Fluß mitzuschwimmen“. Nach ca. 1 Stunde bekommen auch wir dann unsere Stempel in den Pass und dürfen wieder losradeln. Endlich wieder „on the road.“

unsere Fotos zur Türkei 2013:

01_tuerkei-kaeseladen

Bild 1 von 28