Uzbekistan 2013

Uzbekistan – Steppe und Flair der Seidenstraße

Nur eine unmotivierte Zöllnerin sitzt am 21. November hinter den vielen Schreibtischen und sie hat alleine die Fußgänger abzufertigen. Außer uns sind noch 3 andere zugegen, so dass sie unsere Zollerklärungen schnell entgegennimmt und uns und die Räder durchwinkt. Wir entgehen dem Röntgen und der Gepäckkontrolle. Aber wir sind erstaunt, als wir an der Grenze einen Arzt antreffen, der unsere Temperatur mit einem Handgerät messen muss. Keine Krankheiten dürfen ins Land. Er scheint mit uns  zufrieden zu sein und wir dürfen passieren.

Toll sind die Bazare in Uzbekistan, denn dort spielt sich das Leben ab. es im Freien und das auch bei niedrigen Temperaturen. Die Frauen sind in bunt angezogen und die Männer tragen lange meist blaue Mäntel, die uns teilweise an Bademäntel erinnern. Auf dem Kopf sitzt der Kosakenhut mit Fell. Auf den Märkten gibt es alles. Von Süßigkeiten über eingelegtes Gemüse bis zu Klamotten.

Taschkent Bazar

Den Geldbeutel kann man jedoch in der Tasche lassen. Wir werden ihn in ganz Uzbekistan nicht brauchen! Denn erstens gibt es kein Münzgeld und zweitens haben wir wieder Tausender in den Taschen, und das nicht zu knapp. Beim Wechseln von 100 Dollar bekamen wir 270.000 Som  Nun ist es so, dass nur Geldscheine in der Stückelung von 200, 500 und 1000 im Umlauf sind, so dass wir mehrere dicke Geldstapel erhielten – insgesamt 270 Scheine! Überhaupt verwahren die uzbeken ihr Geld in Plastiktüten auf und wir sind auf dem besten Weg es ihnen gleich zu tun. Egal wo wir Geld wechseln, ob auf dem Bazar oder Fischmarkt, stets findet man jemanden der ganze Pakete von Geldscheinen bei sich hat.

usbekische Währung SOM

Egal wo wir sind, ob auf dem Bazar, in einem kleinen Dorfladen oder einfach auf der Straße, wir erregen wieder einmal die Aufmerksamkeit der Bevölkerung. Entweder werden wir mit Fragen überhäuft, oder es wird gewunken, gepfiffen, geschrieen oder gehupt. Oft möchte man uns fotografieren – na ja, das sind wir schon gewohnt!

Aber es gibt hier auch etwas was wir nicht gewohnt sind. Das ist der Umgang mit Touristen seitens der Regierung, wonach sich  jeder Tourist jeden dritten Tag bei einer Polizeistation melden muss oder in einem Hotel registriert sein muss. Auch ist es der Bevölkerung nicht erlaubt Touristen bei sich über Nacht aufzunehmen. So versucht die Regierung den Kontakt mit der Bevölkerung auf ein Minimum zu reduzieren!

Kaum zu glauben ist auch die derzeitige Versorgung des Landes mit Benzin. Alle Tankstellen, die teils auch ganz neu gebaut wurden, sind geschlossen. Es gibt kein Benzin! Nur Gas (Methan) ist an speziellen Tankstellen erhältlich. Hier bilden sich dann Fahrzeugschlangen von bis zu 50 Pkw. Benzin wird in Plastiktrinkflaschen am Straßenrand angeboten oder in Garagen abgefüllt. Der Benzinpreis beträgt pro Liter etwa 1 Euro, was für hiesige Verhältnisse sehr viel Geld ist.

Wir sind schnell in Buchara, einer der wichtigen Zentren des früheren Seidenhandels. Die kleine Stadt bietet allerhand prächtiger Bauten aus dem 15./ 16. Jahrhundert. Es ist alles ganz toll renoviert und für viele Touristen ausgelegt, doch momentan ist keine Saison und wir treffen nur auf ein holländisches Radlerpaar.

Buchara Medresen

Unser Zimmer im Mektar Nobar, einer umgebauten Bibliothek aus dem 16. Jhd. hat Flair durch den schönen Innenhof und die dicken Deckenbalken im Zimmer. Wir gehen Essen und genießen die Gemüsesuppe mit Schaf und Koriander und das gebratene Huhn mit Brot. Doch leider hat Martin irgendwas schlechtes erwischt, denn am nächsten Tag liegt er flach und kann das Zimmer nicht verlassen. Starke Tabletten müssen her und diese wirken auch recht schnell, so dass wir nach 3 Nächten in Buchara weiterradeln.

Wir nehmen die Nebenstrecken durch die Qarnubcho’l Steppe, ca. 300 km nur Steppenlandschaft und ab und zu mal ein ganz kleines Dorf mit traditionellen Lehmhäusern. Die Autos fahren hier nicht im Sekunden- oder Minutentakt, sondern alle paar Stunden.
Wir genießen die Ruhe tagsüber und nachts, sowie den tollen Sternenhimmel, denn Lichtverschmutzung gibt es hier nicht. In einem kleinen Dorf werden wir morgens zum Tee eingeladen, doch als wir sitzen wird außer Tee ein komplettes Menü serviert: frisch gebackenes Brot mit selbst gemachter Marmelade, eingelegtem Karottensalat, Gemüseschafsuppe, danach eine Platte mit Schaffleisch und verschiedenes Gemüse, Äpfel und Schokolade. Das Essen dauert 2 Stunden und wir unterhalten uns prima, mal wieder mit Händen und Füßen, doch es klappt.

Quarnobchol Steppe

Das Wetter in Uzbekistan spielt Kapriolen mit uns. Erst haben wir einen Tag lang totalen kühlen Gegenwind in der Steppe und kommen auf gerader Fläche nur mit 7 bis 10 km/h voran. Am Tag darauf scheint die Sonne und es ist Tshirt-Wetter, mit bis zu 25 Grad. Dann haben wir nachts einen Sturm mit Böen die sich anhören wie wenn ein TGV (ICE) auf das Zelt zurasen würde, doch auf unser Aldi-Zelt ist Verlass. Letztendlich radeln wir bei 10 Grad und Regen völlig durchnässt in Samarkand ein.

Hier gilt dasselbe wie für Buchara. Tolle Prachtbauten, Mausoleen und Moscheen aus der Zeit der Karawanen, nur alles noch etwas großzügiger angelegt. Wir sind mal wieder hin und weg und bewundern zwei Tage lang diese Szenerie aus 1000 und einer Nacht.
Nicht umsonst wurde die Innenstadt die zu den ältesten Städten der Welt gehört 2001 zur Liste des UNESCO-Weltkulturerbe hinzugefügt, unter anderem da Architektur und Stadtbild Meisterwerke islamischer kultureller Kreativität darstellen und Kunst, Architektur sowie Stadtstruktur die wichtigsten Epochen zentralasiatischer kultureller und politischer Geschichte illustrieren.(laut Wikipedia)

Samarkand Registan Complex Panorama

Buchtipp: Amin Maalouf, Samarkand.

Sehr zu empfehlen ist das zentral gelegene und doch ruhige Hotel Jahongir mit seinen 12-Zimmern und dem schönen Innenhof. Die Besitzer sind sehr herzlich und hilfsbereit, sprechen außer Englisch auch Deutsch und Französisch.

Bei der Weiterfahrt in Richtung Taschkent sehen wir die schneebedeckten vier- und fünftausender Berge, die sich schon jenseits der Grenze in Tajikistan befinden. Ein toller Anblick!

Hier holt uns auch der Winter ein. In der Nacht zum 5. Dezember sitzen wir abends noch vor dem Zelt und knabbern Nüsse bei 13 Grad. Nachts kommt ein Sturm auf und wir schlafen unruhig. Irgendwann bemerken wir, dass sich der Innenraum von unserm Zelt erheblich verkleinert hat. Was ist passiert? Stangenbruch? Wir stellen schnell fest, dass es einen Temperatursturz gab und dass eine schwere Schneelast das Außen- und Innenzelt nach innen drückt. Uns bleibt nichts anderes übrig, als in dieser Nacht zweimal die warmen Schlafsäcke zu verlassen und das Zelt vom Pappschnee zu befreien.

vor Goleston

Gleichzeitig mit dem Schnee haben wir aber auch Nässe in den Feldern und auf den Wegen. So ist es uns von unserem Zeltplatz aus nicht mehr möglich die Hauptstraße mit den Fahrrädern zu erreichen, denn nach nur 2 Metern im Schlamm blockieren beide Räder. Es hilft alles nicht. Wir müssen die Fahrräder 1,5 km bis zur Hauptstraße tragen. Danach zurück durch den Schlamm und nun ist unser Gepäck (jeweils 35 kg) dran. Wir sind schlapp und verdreckt, aber es geht weiter!

Dieses kleine Abenteuer vergessen wir schnell, denn wir werden unterwegs, als wir eine  heiße Suppe essen wollen, gleich zum „Balsam“-Trinken eingeladen. Der Wirt, ein gläubiger Moslem der keinen Alkohol trinken darf, präsentiert uns eine volle Flasche „Balsam“, was eigentlich ja ein Medikament sei. Tatsächlich handelt es sich um einen 40%igen Cognac der uns auch gut mundet. Der Wirt lässt nicht locker und die Flasche leert sich, noch bevor die Suppe gegessen ist. Nun zaubert er eine volle Flasche Vodka – von Medikament ist nicht mehr die Rede – aus einer Schublade und wir „ergreifen die Flucht“ als auch diese Flasche zur Hälfte geleert ist. In guter Stimmung hat uns unser Wirt zu allem einfach eingeladen.
Beim ersten Hotel das wir sehen verlässt uns unsere Radlermotivation und wir nehmen uns ein warmes Zimmer.

Auch Taschkent hat ein paar sehr schöne Gebäude aus dem 16 Jahrhundert zu bieten. Wir sehen gut erhaltene Mausoleen und Medresen. Begeistert sind wir von dem großen Bazar mit den tollen Kräutern, bunten Früchten, gestapelten Nudeln – hier gibt es mal wieder alles. Mit der Metro kommt man für wenig Geld gut überall hin und die einzelnen Metrostationen, jede anders gestaltet, sind auch ein „hinkucker“. Die Luft in Taschkent ist prima, dank der vielen Autos die nur mit Gas fahren und den vielen Grünflächen.

Taschkent

Während unser Antrag auf ein kazachisches Visa bearbeitet wird, machen wir einen 200 km langen Radausflug zum Chorvoq-See, der am Fuße des Piskomgebirges mit seinen vier- und fünftausender Bergen liegt. Wir bleiben jedoch nicht lange, da eine Tiefwetterfront in den Bergen hängt.

Mit dem Wetter haben wir gerade nicht so viel Glück. An Martins Geburtstag radeln wir bei 20 Grad und Sonne los und wollen einen 3-tägigen Ausflug machen, doch abends werden wir von Regen heimgesucht. In der Nacht stürmt es und wir haben Schnee. Die Temperatur sinkt auf Minusgrade. Also schnell zurück nach Tashkent, wo wir uns wieder in das Hotel Jahongir einquartieren. Die nächsten Tage genießen wir den Luxus hier zu wohnen. Hier erreichen uns auch immer wieder Infos aus der „Alten Heimat“ und es ist schön für uns ein wenig auf dem Laufenden gehalten zu werden.
Wir werden oft gefragt, wo wir Weihnachten verbringen werden. Unsere Antwort: „on the road“. Auch die Uzbeken haben in den letzten 3 Tagen damit begonnen die Schaufenster etwas weihnachtlich zu bemalen, aber weit entfernt von Playstation 3, das perfekte Weihnachtsdinner, Geiz ist geil, tripe HD TV, super mega Flat mit I-Phone 5 c….
 
Das Kazachstanvisa haben wir ohne Probleme bekommen. Am 20.12.13 läuft unser uzbekisches Visa aus und wir werden durch Kazachstan radeln. Bis Bishkek in Kirgizstan sind es rund 600 Kilometer.
Tashkent hat uns sehr gut gefallen, doch es war auch befremdend wie hoch die dortige Polizeidichte ist. An jedem öffentlichen Platz, bei jeder Bank oder bei jedem öffentlichen Gebäude stehen die Herren in Grün herum. Wir sahen unzählige Autokontrollen. Bei jedem (!) Metroabgang im Freien, vor den Treppen im Innern und innerhalb der einzelnen Stationen finden sich meist junge Polizisten, die auch mitgeführte Gepäckstücke kontrollieren. Fotos innerhalb der Metrostationen sind verboten. Doch dafür ist wieder eine andere Kontrolleurin, meist mit Mundschutz unterwegs, zuständig. Uns ist ganz klar, dass es hier ein Überangebot an grünen Männlein gibt.

Den Abschluss unseres Tashkent Aufenthaltes krönt die Ballettaufführung „Der Nussknacker“ von Tschaikowski, wo wir uns kurzer Hand, mit Karten je 5 Euro für die besten Plätze besorgen. Das Bühnenbild ist toll, die TänzerInnen sind absolute Profis und auch das Orchester mit 35 Musikern ist ein Highlight. Super Abschluss!

Tashkent Ballett

Am 19.12. radeln wir gemütlich Richtung Grenze ca. 30 km, wo wir uns einen Zeltplatz suchen. Dabei bekommen wir die Information von einem Einheimischen, dass diese Grenze für Touristen gesperrt wäre und wir die Grenze bei Chinoz (120 km) nehmen müssen. Schreck! Fertig mit der Gemütlichkeit! Wir wollen es aus erster Hand wissen und radeln sofort zur Grenze. Dort gestaltet sich die Ausreise jedoch unproblematisch und als wir die Polizisten darauf aufmerksam machen, dass unsere Visas für Kazachstan erst am 20.12. beginnen, wird uns versichert, dass auch dies kein Problem wäre. Wir hätten es anders wissen müssen!

Fotos von Uzbekistan allgemein:

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Fotos von Buchara:

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Fotos von Samarkand:

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Fotos von Tashkent:

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Info zum Geldabheben in Uzbekistan:

Es gibt in Buchara und Samarkand im Hotel Asia die Möglichkeit mit Visa-Karte Som am dortigen Schalter abzuheben. Gebühr 3 Prozent.
Das Hotel Uzbekistan in Tashkent beim Amir Temur Platz bietet die Möglichkeit an einem Visa-ATM Dollars oder Som abzuheben.
Wir haben davon Gebrauch gemacht und Dollars abgehoben. Gebühren sind bei unserer Bank (DKB) dafür nicht angefallen.
Ansonsten kann in Uzbekistan nicht an Geldautomaten mit Visa oder Mastercard abgehoben werden.
Beim Geldwechseln von Fremdwährung in Som auf dem Schwarzmarkt ist derzeit der Dollar beliebter und man bekommt einen besseren Kurs als beim Euro. (ca. 1/3 mehr als bei der Bank)

Infos zur Ausreise aus Uzbekistan:

Wir haben von jedem Hotelaufenthalt die Registrierungszettel gesammelt. Diese müssen ja bei der Ausreise vorgelegt werden.
Der Grenzpolizist hat sich hauptsächlich dafür interessiert wann die erste Registrierung erfolgt ist. Die von uns gesammelten weiteren Registrierungen wurden zur Kenntnis genommen und uns wieder zurückgegeben.
 

Info zu Kazachstanvisa in Tashkent:

Vor der Beantragung des Visas (dies ist morgens) muss man sich am Abend zuvor in eine Liste eintragen, die am Zaun des Konsulats aushängt. Die Bearbeitung geht streng nach der Reihenfolge des Eintrags.
Bei der Abholung des Visas (dies ist abends) sollte man sich 2 bis 3 Stunden vorher eintragen.

Du benötigst
– 1 Antragsformular, das auch im Konsulat vorrätig ist
– 1 Foto
– 30 Dollar bei der Beantragung für ein 30-tägiges Touristvisa
(eine Hotelreservierung oder Adresse in Kazachstan wurde von uns nicht verlangt)
Die Bearbeitungszeit beträgt normalerweise eine Woche. Wenn es gut klappt, wie bei uns, dann geht es in 4 Tagen.

 

 

 

Turkmenistan 2013

Turkmenistan – im Turbotransit

Kurz vorweg, wir haben Turkmistan in 3 Tagen geschafft. Aber wie?
Wir sind am 19.11. pünktlich wie die Maurer, um 8.00 Uhr, zur Grenzöffnung an der iranischen Grenze. Die halbherzige Zollkontrolle haben wir schnell hinter uns. Dann geht es zur Polizeikontrolle. Unsere eintägige Visaüberziehung spielt keine Rolle mehr. Der Polizist donnert die Ausreisestempel in die Pässe und weist uns den Weg Richtung Turkmenistan. Bis zum Schluss haben wir gute Erfahrungen mit der iranischen Polizei gehabt.

Gegen 9.00 Uhr (10.30 Uhr turkmenische Zeit) sind wir beim turkmenischen Zoll. Hier soll es ganz streng ablaufen, wir hörten auch schon von Schikanen. Aber das Gegenteil war der Fall. Ein englisch sprechender Zöllner erklärt uns alles und uns wird beim Ausfüllen der 2-fachen Zollerklärung geholfen. Die Einreisegebühr in Dollar ist schnell bezahlt. Nun müssen wir noch das ganze Gepäck röntgen lassen und ein kurzer Blick in jede Tasche geht schnell vorbei. Nun ist es 11.30 Uhr und unserTurbotransit durch das Land kann beginnen.

Erstaunlich für uns ist, dass gleich nach der Grenze die Leute asiatische Gesichtszüge haben und sich ganz anders verhalten. Sie kommen uns im Vergleich mit den Iranern viel reservierter vor. Als wir 3 Tage später an der Grenze sind, denken wir dass wir gerne viel länger geblieben wären, da die Turkmenen uns gut gefallen haben. Doch längere Visa als 3 oder 5 Tage erhalten nur Gruppenreisen. So ist gewährleistet, dass die Turisten möglichst wenig Kontakt mit der Bevölkerung haben.

Agnès freut sich, dass sie ihr Kopftuch abnehmen kann und bunt angezogene Frauen sieht, die uns auch anreden und mehr am Leben in der Öffentlichkeit beteiligt sind.

Weg nach Mary durch die Wüste

Wir radeln auf der Wüstenstraße Sarakhs in Richtung Mary.Von hier aus versuchen wir baldmöglichst per Anhalter weiter zu kommen und siehe da, fast alle Autos halten an. Doch sie interpretieren es falsch und denken wir brauchen Orientierungshilfe oder sie fahren nicht sehr weit. Doch plötzlich kommt ein Kleinlaster, der bis Mary durch die Wüste fahren will und der uns mitnimmt. Die Räder sind schnell verstaut und wir sind froh, dass wir 170 km in einem Rutsch schaffen werden.
Nach wenigen Kilometern kommt ein Polizei-checkpoint. Alle müssen austeigen – Pässe zeigen. Wir werden in ein wichtiges Buch eingetragen! Jedenfalls trägt der schlecht gelaunte Polizist unsere Vornamen dort ein. Das mit den Nachnamen blickt er nicht.  Auch scheint er noch nichts über Europa gehört zu haben, denn es ist für ihn ein Rätsel dass eine Französin und ein Deutscher zusammen reisen können. Vermutlich konnten wir dieses Rätsel auch nicht für ihn lösen, denn er verlangt dass wir die Räder von dem Laster nehmen und uns per Rad in die Wüste begeben. Eine Weiterfahrt per Anhalter ist uns versagt. Wir sind ausgesetzt und sauer….

Also radeln wir weiter und stellen schnell fest, dass die Strecke nicht nur an Schweizer Käse (Löcher im Asphalt ohne Ende) erinnert, sondern außer von uns so gut wie von niemandem befahren wird. Dafür sehen wir Wüstenfüchse, Streifenhörnchen und eine prächtige Schlange in dieser schönen Wüstenlandschaft. Auch scheint die Sonne und es ist bis zu 20 Grad warm.
Erst nach 2 Stunden radeln kommen 2 Lkw! Wir halten den ersten an und er ist bereit uns bis nach Mary mitzunehmen. Die Räder und das Gepäck reichen wir dem Fahrer nach oben auf die Ladefläche in ca. 3 Meter Höhe, dann geht es los, Über Stock und Stein im ersten und zweiten Gang. Durch Hunderte von tiefen Löchern. Wir werden gut durchgeschüttelt und bangen um unsere Räder, von den wir nicht wissen auf was sie liegen und ob sie überhaupt noch liegen. Wird der Weg zu schlecht, verlässt unser Fahrer den Asphalt und fährt neben der Straße auf der Sandpiste weiter.
Die Sanddünen neben der Fahrbahn nehmen zu und passend dazu sehen wir die erste Kamelherde!
Die Fahrt für 130 km dauert etwa 4 Stunden!
Doch wir freuen uns als der Fahrer uns zu sich zum Abendessen und Übernachten einläd.
Kurz vor Mary angekommen, scheint unser Fahrer sich an dieses Angebot nicht mehr zu erinnern, denn er fragt uns wie wir weiterfahren und ob wir bei einem Restaurant aussteigen wollen. So ergibt es sich, dass wir ganz plötzlich in der Dunkelheit etwa 5 km vor Mary abgesetzt werden. Doch wir haben Glück! Der Restaurantbesitzer ist sehr nett und erlaubt uns hinter seinem Haus zu zelten. Dafür essen wir bei ihm – leckeres Hähnchen in Sauce mit Brot und Tee.
Wir fallen froh in unseren verdienten Schlaf, denn wir haben unser erstes Ziel (170 km am ersten Tag) erreicht.

Tagsdarauf radeln wir in die Innenstadt von Mary (130.000 Einwohner) und wundern uns über die Prachtbauten mit den übergroßen Bildnissen des „Präsidenten“, sowie der 6 spurigen Straße und der Pferderennbahn mit einer gewaltigen Säulenkonstruktion. Edle Pferderennbahnen sollen wir noch mehr zu sehen bekommen. Wir hörten, dass dies ein Hobby des Präsidenten sei.
In Mary nehmen wir die Verhandlungen mit einer Gruppe von Taxifahrern für die Weiterfahrt bis Turkmenabad (ca. 300 km) auf. Die Preise beginnen bei 100 Dollar und nach einer halben Stunde hartnäckiges Feilschen sind wir bei 50 Dollar angelangt. Doch das Verladen der Räder birgt Probleme, Toyota und Opel versagen. Ein Lada wie damals in Armenien muss her – oder ein Kombi. Endlich steht ein Kombi bereit und der Preis wird neu verhandelt. Man einigt sich auf 60 Dollar. Doch nun stellt sich heraus, dass der Fahrer erst um 17 Uhr losfahren möchte. Unsere Uhr zeigt 12.00 Uhr!! Das darf och nicht wahr sein. Andere Taxifahrer organisieren nun einen Toyota Space Waggon, einen 7 Sitzer. Da passen unsere Räder locker rein! Geschafft! Denkste. Der Fahrer hält nach der ersten Kreuzung an und man stellt fest, dass der Tankzeiger auf Reserve steht. Wir sollen in Vorauszahlung für Benzin gehen? Der Fahrer will 30 Dollar im Voraus. Weitere Gespräche finden statt — was wenn ein sturer Polizist uns anhält und der Meinung ist dass wir nicht Taxifahren dürfen?? Es gibt letztendlich keine andere Lösung für uns als in Vorauszahlung zu gehen. Wir übergeben ihm 30 Dollar, die er auf dem Schwarzmarkt schnell in Manat wechselt, dann wird getankt und endlich geht es los. Jedoch bemerken wir, dass unser Fahrer nur 30 Liter für 6 Euro tankt. (1 Liter Benzin kostet 20 Cent) Die Straße ist ab Mary etwas besser und wir erreichen die Vororte von Turkmenabad nach 3 Stunden Fahrt. Das Benzin hat gerade so gereicht. Da es früh dunkel wird, schauen wir uns gleich nach einem Zeltplatz um und finden ein prima Strohfeld etwas abseits der Straße. Kaum steht das Zelt, bekommen wir Besuch von einem Bauern, der sich als Besitzer des Strohfeldes vorstellt. Kein Problem für uns sei es auf seinem Feld zu zelten, doch es würde kalt werden, meint er. Tatsächlich haben wir im Vergleich zum Vortag 10 Grad weniger. Wir liegen in unseren Schlafsäcken, als wir von der Familie des Bauern noch mit Brot, Butter, Wurst, selbst eingelegten Gurken, Zitronen und Bonbons versorgt werden – super nett! Später werden wir nochmals geweckt und der Bauer versucht uns etwas zu sagen. Da wir nichts verstehen und das Zelt nicht mehr verlassen, wundern wir uns als wir am nächsten Tag bemerken, dass der Bauer lauter Heuballen um unser Zelt aufgeschichtet hat um den Wind abzuhalten. Wir sind echt gerührt.
Die Nacht brachte Minusgrade, denn nicht nur das Zelt und die Räder sind mit Reif überzogen, auch die Wasserflaschen im Vorraum sind eingefroren. Der Bauer besucht uns nochmals am Morgen und die ganze Familie ist versammelt, als wir weiter radeln, um uns Tschüss zu sagen.

Wir radeln durch Turkmenabad und ein turkmenischer Autofahrer lotst uns mangels Ortschilder mit seinem Auto durch die Stadt.
Kurz darauf besuchen wir einen schönen turkmenischen Markt und wir staunen über die vielfältige Ware und die Farbenpracht. Vor allem über die bunten Gewänder der Frauen und dem vielen Gold in ihren Kiefern.

Turkmenabat Markt

Eigentlich müssten wir nach 20 km die Grenze erreichen, denken wir. Doch die Strecke zieht sich und unsere Karte scheint da nicht zu stimmen. Wir fragen uns durch, denn Schilder gibt es nirgendswo.
Nach 4 Stunden Fahrt sehen wir die ersten Lkws vor der turkmenischen Grenze stehen. Eine 7 Kilometerlange Lkw-Schlange bis zum Horizont, die auf ihre Abfertigung warten. Die Fahrer tun uns leid als wir an ihnen vorbei radeln.
Um 14.30 Uhr erreichen wir endlich die Grenze. Sowohl die turkmenische als auch die usbekische Grenzen schließen um 16.00 Uhr. Wir füllen die Deklaration aus und können ohne Gepäckkontrolle Turkmenistan verlassen.

2 km weiter kommt die usbekische Station. Dazwischen Stacheldraht, ein Fluss, Stacheldraht und Kontrollen. Man könnte nicht meinen, dass diese Länder mal zu Sowjetzeiten zusammen gehörten. Von den turkmenischen Polizisten oder Soldaten werden wir auf dieser Strecke noch 3 Mal kontrolliert und müssen unsere Pässe zücken. Die patrouillierenden stark bewaffneten Soldaten sind sehr jung und die Gespräche drehen sich um Fussball und Autos.

Werden wir die usbekische Grenze noch vor Ladenschluss erreichen? Oder werden wir in einer Kontrollflut die Schlusszeit verpassen? Denn mittlerweile ist es schon 15.30 Uhr!

unsere Fotos zu Turkmenistan:

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Iran 2013

Iran – Welcome

An der iranischen Grenze werden wir von zwei jungen Polizisten nett empfangen und sie machen Spässchen mit uns. Sie winken uns durch und es geht zur Passkontrolle. Für Martin verläuft diese voll easy (da Deutscher) und für die drei Franzosen ist ein „wenig“ Aufwand angesagt. Sie müssen ihr Fingerabdrücke mal wieder abgeben und werden befragt. Aber alles läuft sehr höflich ab – keinerlei Schikane.
Wir stellen schnell fest, dass wir overdressed sind, denn die Polizisten stecken barfuß in ihren Plastiksandalen und die iranischen Frauen verstecken nicht alle Haarsträhnen unter ihren Kopftüchern.
Wir bekommen ohne Probleme unsere Einreisestempel. Danach geht es zum Zoll, wo die Franzosen nach mitgeführten Sachen befragt werden. Als Deutscher wird man durchgewunken und herzlich begrüßt. (haben wir dies Angela Merkel zu verdanken?? oder eher Benz und BMW??) Eine Nachschau im Gepäck findet nicht statt und man muss auch nichts deklarieren.
Gleich nach der Grenze geht es wieder in die Berge. Hört das denn nicht auf??

Iran nach der Grenze

Uns fällt auf, dass die Straßen viel besser sind und die Iraner uns mit „Welcome“ Rufen aus den Autos heraus begrüßen.
Auch fahren viele Mopeds mit ganzen Familien darauf herum. Der erste Eindruck ist sehr freundlich.

Die Dörfer sind hier völlig anders. Schöne Lehmhäuser mit Innenhöfen zieren die grünen Gärten. Glücklicherweise ist die Landschaft kaum vermüllt und in den Dörfern gibt es Abfallbehälter, was in den früheren russischen Ländern kaum der Fall war.

Von den kahlen Bergen aus sehen wir in grüne Oasen hinab und wir steuern eine kleine Oase an, wo wir sofort von einem jungen Iraner, einem Studenten der Englisch spricht, eingeladen werden. Er zeigt uns die Obstgärten (Granatäpfel, Melonen, Tomaten usw.) seiner Familie und wir nehmen einige Kostproben. Danach geht es in seinen Innenhof, wo wir später mit leckerem Essen und Tee versorgt werden und wo wir unter freiem Himmel schlafen können.

Iran Pahnavar bei Berus

Nach einem üppigen Frühstück mit Honig, Butter und Broten geht es weiter über einen Pass in Richtung Tabriz. Die Landschaft ist großartig und versetzt uns immer wieder in Staunen. Unterwegs filmen uns die Iraner aus ihren Autos heraus, hupen uns an oder rufen wieder mal „welcome“.  Einer reicht uns während der Fahrt Kichererbsenbrot aus seinem Auto. Da es Freitag ist, sind alle unterwegs zum Picknick in die Berge.

Wenn wir in einem Dorf anhalten, kommen sofort Leute um sich mit uns zu unterhalten oder vielleicht auch nur weil sie neugierig sind. So kommt es, dass wir in Varzgan – als wir nach dem Weg fragen – von einem Duzend Leuten umringt sind und
dadurch die Aufmerksamkeit eines Zivilpolizisten auf uns ziehen. Er schickt die Leute weg und wir werden einer Passkontrolle unterzogen und befragt wo wir übernachten wollen. Als die Prozedur vorbei ist, radeln wir in der Dämmerung weiter. Doch die
Nacht bricht schnell herein und wir haben das Problem einen Zeltplatz zu finden. Kurz nach Varzgan biegen wir in die „Pampa“ ab, wo wir denken einen guten Platz finden zu können. Wir wollen gerade unsere Zelte aufbauen, als ein Polizeiwagen mit
Blaulicht zu uns fährt. Mist – wir wurden observiert. Es stellt sich heraus, dass der Zivilpolizist von vorher im Wagen sitzt und noch ein weiterer. Nochmals werden unsere Pässe kontrolliert. Dann wird uns gesagt, dass wir dem Wagen folgen sollen um in der Stadt im „Park de Police“ unsere Zelte aufzubauen. Wir haben keine Wahl und folgen dem Polizeiwagen in der Nacht zurück in die Stadt. Dort wird uns ein Park, mit Fitnessgeräten und Spielplatz, hinter einer Polizeikaserne zugeteilt. Wir sind uns nicht so ganz einig darüber, ob man uns zu unserem Schutz in die Stadt zurückgebracht hat oder damit man uns besser unter Kontrolle hat.
Jedoch stellen wir bald fest, dass es normal ist in den Parks der Städte zu zelten und zu picknicken.

Im Gebiet um Varzgan sind sehr viele Häuser durch ein starkes Erdbeben 2012 zerstört worden. Überall sind noch Bauarbeiten deshalb im Gange. An den Straßen liegen Berge von neuen und kaputten Ziegelsteinen. Wenige Leute wohnen noch in Containern oder Zelten.

Kurz vor Tabriz haben wir keine Lust mehr auf dem 2-spurigen Highway und winken einen der vielen Pickups zu. Sofort hält der nette Fahrer und nimmt uns die letzten Kilometer mit, bis in das Zentrum von Tabriz. Dort zelten wir wie die Iraner auch im
Park und haben einen eigenen Pavillon. Es gibt Trinkwasser und Toiletten. Sofort haben wir auch Kontakt zu iranischen Familien, die uns mit allerlei Leckereien verwöhnen.

Iran Tabris Shams Park mit Mina

Auch unterwegs werden wir zu vielen Teerunden mit Gebäck eingeladen, oder wir werden mit Obst beschenkt.

In Tabriz besuchen wir den berühmten und einmaligen Bazar und gehen, da Agnès Geburtstag hat auch traditionell Essen. Es gibt das persische Essen „Abgusht„.

Iran Tabris Bazar Abguscht

Da das Land sehr groß ist müssen wir auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen, um einige interessante Städte anschauen zu können. Deswegen nehmen wir den Nachtzug von Tabriz nach Teheran. Hier führen wir wieder viele Gespräche aber können uns doch gut erholen. Unsere Räder, die im Gepäckwagen mitreisen, kommen auch gut an.

Teheran die 8 Millionen Stadt entpuppt sich für uns als sehr angenehm. Sie ist erstaunlich sauber und die Metro ist super in Schuss. Wir bummeln durch den großen Bazar und gehen freitags in den Saad-Abad Garten mit den ehemaligen Reza Shah Palästen und Museen. Unglaublich wie prunkvoll der Shah hier in dem 110 Hektar großen Gelände residierte.In einem Museum in diesem Komplex wird über die Weltreise der Omidvar Brüder berichtet, die von 1954 bis 1965, zuerst mit
Motorrädern und dann im 2CV, mit ursprünglich 90 Dollar in der Tasche die Welt umrundeten. Eine faszinierende Ausstellung mit tollen Originalfotos und Mitbringseln der Brüder.

Iran Teheran gruener Palast

Von Teheran aus wollen wir in den Süden mit dem Reisebus. Unsere Räder lassen wir bei einem netten iranischen Radbegeisterten. Das Reisen mit dem Bus ist hier extrem billig und komfortabel.

Fotos aus dem Iran – Täbris und Teheran – vor unseren Busfahrten:

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Isfahan – Perle im Orient:
Die Fahrt nach Isfahan dauerte im VIP Mercedes Bus 6 Stunden und kostete für die 450 km pro Person 3,70 Euro inclusive Tee und Gebäckpaket. Isfahan ist eine moderne Studentenstadt mit viel Grün.

Abbasi Karawanserei – Hotel

Die Stadtmitte zieren schöne Alleen mit massiven Bäumen in Viererreihen, in denen man prima Eis essen kann. Alte Moscheen und große Plätze mit Wasserspielen faszinieren uns. Leider ist der „Ewige Fluss“ ,über den sich die 33 Bögenbrücke spannt, ausgetrocknet. Gleich nachdem wir in Isfahan ankommen lernen wir einen 25-jährigen Studenten kennen, der uns die Stadt zeigt. Wir halten uns kurz, denn die Fotos sprechen für sich.
Wir zelten außerhalb der Stadt im Fadak Park, zusammen mit vielen Iranern. Nach zwei Tagen geht es weiter nach Yazd.

Fotos zu Isfahan:

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Yazd – Tausend und eine Nacht:
Nach 4 Stunden Fahrt steigen wir aus dem klimatisierten Bus und stoßen gegen eine Wand aus Hitze. Yazd die Wüstenstadt! Im Stadtzentrum finden wir das historische Hotel „Oasis“ und wir dürfen unser Zelt – für 2,50 Euro – auf der Dachterasse aufbauen, wo wir schön unsere Ruhe haben. Nachts ist es angenehm kühl und es geht sogar ein leichter Wind. Gleich um die Ecke ist die aus Lehm erbaute Altstadt, die zu den ältesten Städten der Welt zählt. Prägend für das Stadtbild sind die vielen Windtürme, die früher die Wasserzisternen kühlten.

Iran Yazd Windtuerme

Yazd hatte ein ausgeklügeltes Wassersystem, sogenannte Qanate, welche Wasser aus den Bergen unterirdisch in die Stadt und umgebende Gärten leiteten. Teilweise wurden diese Qanate in einer Tiefe von 100 Metern angelegt. Das Wassermuseum in Yazd vermittelte uns dazu sehr anschaulich einen guten Überblick zur früheren und heutigen Wasserversorgung.

Wir sitzen im schattigen Innenhof unseres Hotels und hören die Imams der vielen Moscheen.
Diese Moscheen sind nachts toll beleuchtet und man fühlt sich wie in „Tausend und einer Nacht“. Besonders der Chakmack Platz gefällt uns sehr gut und wir sitzen abends, wie viele Iraner auch, an den kühlenden Springbrunnen.

Iran Yazd Chackmak

Zur Zeit der Sassaniden wurde Yazd im 3. Jh. n.Chr. ein wichtiges Zentrum der Zoroaster, die bis heute noch in Yazd ansässig sind. Wir fahren wir in den Süden der Stadt, wo sich die Türme des Schweigens (Bestattungstürme) befinden. Der Glaube verbietet den Zoroastern die Verschmutzung der vier heiligen Elemente – Feuer, Luft, Wasser, Erde (Boden) – die Beseitigung der sterblichen Überreste besorgen deshalb Geier, die Knochen werden anschließend in Totenkisten
beigesetzt. Seit der Schah-Zeit ist dieser Brauch in Iran nicht mehr erlaubt. Die Zoroaster setzen nun ihre Verstorbenen in abgedichteten, ausbetonierten Gräbern bei, um nicht den Boden zu verunreinigen.

weitere Fotos zu Yazd:

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Meybod – Stadt aus Lehm und Ziegel:
Wir machen einen Ausflug entlang der alten Seidenstraße in das sehr alte Meybod, die Stadt der Keramik- und Fliesenherstellung. Wir besichtigen eine alte renovierte Karawanserei und haben Einblick in eine typische Herberge zur Zeit der großen Karawanen entlang der Seidenstraße.

Meybod Karawanserei

Bis heute reihen sich die alten, aus Lehm errichteten Karawansereien (heute meist als Ruinen) im Abstand eines Tagesmarsches entlang der inzwischen modernen, vierspurig ausgebauten Fernstraße. Auch besuchen wir einen besonders großen Eiskeller (yakhdan), in dem bereits Jahrhunderte vor Erfindung des Kühlschranks, Eis aus dem Winter bis in die Sommermonate haltbar gemacht und gelagert werden konnte. Eine solche faszinierende Erfindung war nur Dank der klimatischen Gegebenheiten der winterkalten Wüsten möglich, wo im Winter Wasser zu Eis gefriert, welches dann in den heißen Sommermonaten durch ein ausgetüfteltes System selbst bei Temperaturen über 40°C nicht schmilzt. Danch wandern wir durch die aus Lehm erbaute Altstadt, sehen die schöne Zitadelle und besuchen zum Abschluss den alten, gut renovierten Taubenturms. Dieser wurde früher zur Herstellung von Dünger (Taubenmist) errichtet, um die Ertragsfähigkeit der kargen Böden zu erhöhen.

weitere Fotos zu Meybod:

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Shadad – Wüstendorf in der Wüste Lut:
Der Busfahrt nach Kerman folgt eine Sammeltaxifahrt nach Shadad durch wunderschöne bergige Landschaft. Von Shadad aus geht es dann noch 20 km weiter in die Wüste Lut hinein. Nach neueren Klimamessungen gilt die Lut als extremste Wüste der Erde mit Temperaturen im Sommer bis weit über 60°C, während im Winterhalbjahr Minusgrade erreicht werden können. Wir zelten als Einzige bei dem dortigen Basecamp und genießen die Ruhe, den Sternenhimmel und den Sonnenauf und -untergang. Abends hören wir zuerst ein Rudel Wüstenfüchse heulen und später sehen wir einzelne Füchse.

Shadad Kaluts Panorama

Die für die Lut typischen Kalouts (durch Wind und Sand seit Millionen von Jahren bizarr geformte Felsformationen) sind weltweit einzigartig. Die Landschaft erscheint äußerst lebensfeindlich. Die sandige Oberfläche ist bedingt durch extreme Temperaturwechsel hart und rissig (Wüstenlack), dazwischen befinden sich lockere Sandflächen und ausgetrocknete Pfützen mit Salzkrusten.
Bei unserem 10 km langen Marsch mit Gepäck am nächsten Morgen bis zu einem kleinen Oasendorf mit Karawanserei erreichen die Temperaturen um 11 Uhr bereits 38 Grad im Schatten. (und dieser ist sehr selten…) Eine Oasenfamilie nimmt uns herzlich auf und versorgt uns mit Eiswasser und Tee.

Fotos von Kaluts und Oase:

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Shiraz – Stadt der Gärten und Rosen:
In Kerman nehmen wir den Nachtbus nach Shiraz (8 Stunden) wo wir uns in zentrale Lage ein günstiges Hotel nehmen. Wir spazieren in der Altstadt herum und werden gleich mit Brot beschenkt! Nichts wie hin zum nächsten Moscheerosengarten um zu frühstücken! Die Stadt hat viel zu bieten: eine schöne Zitadelle, die größte Moschee Irans, verschiedene Bazare und viele Parks. Noch am gleichen Tag treffen wir in einem Park auf eine Gruppe von iranischen Couchsurfern und führen interessante und auch lustige Gespräche. Abends laden sie uns zum Eisessen ein und fahren uns zurück zu unserem Hotel. Tags darauf führt uns ein Deutsch sprechender Iraner, der in Leonberg bei Stuttgart gelebt hat, durch eine Medreze (Koranschule) und zu der 150 Jahre alten Nasr al Molk Moschee.

Shiraz al Mokh Moschee

In Shiraz lebten einige Dichter und Philosophen (Hafez und Saadi gehören zu den Berühmtesten) und zum Abschluss besuchen wir das Mausoleum von Saadi, welches in einem wunderschönen Garten liegt.

Von Shiraz aus fahren wir zurück nach Isfahan, wo wir in den nächsten Tagen unsere Visas verlängern lassen wollen.

Fotos zu Shiraz:

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Isfahan zum zweiten Mal:
Der Bus fährt mit uns durch die Freiburger Avenue und so erfahren wir auch, dass Freiburg i. Br. eine Partnerstadt von Isfahan ist. Im Gegenzug soll es in Freiburg eine Isfahan Straße mit vielen Banken geben.
Nach den kargen heißen Süden kommt uns die Stadt mit dem vielen Grün und der angenehm frischen Temperatur wie eine richtige Oase vor. Der Herbst rückt auch hier näher und nachts wird es recht frisch.
Bei unserem zweiten Aufenthalt besuchen wir die Handwerkerbazare. Hier wird noch richtig viel in Handarbeit hergestellt. Es ist unglaublich wie man mit Hammer und Meisel große Kupferkessel oder Zinkplatten verzieren kann. Auch finden wir berühmte Miniaturistarbeiten, die auf Kamelknochen gemalt sind. Am Liebsten würden wir uns auch mit einem der vielen Schachspiele oder Baggammonspiele mit wunderschönen Einlegearbeiten eindecken oder einem schönen blaugefärbten Emailleteller….
In diesen Bazaren sehen wir weit weniger Importe aus China, als beispielsweise in Shiraz.

Yuhuuu! Es hat geklappt: in Isfahan konnten wir unser Iranvisa problemlos um 30 Tage verlängern! Wir haben nun viel Zeit um uns in Ruhe den Norden anzuschauen und bis zur türkmenischen Grenze, die wir exakt am 17. November 2013 passieren wollen/müssen, zu radeln.

Teheran zum zweiten Mal:
Am 14.10.2013 fahren wir zurück nach Teheran und freuen uns auf den netten Iraner der unsere Räder über 2 Wochen untergestellt hat. Da wir unser Usbekistan Visa, das 15 Tage in Bearbeitung war, abholen wollen und danach das Turkmenistan Visa beantragen wollen werden wir ein paar Tage bei diesem Iraner in Teheran bleiben. Wir werden von ihm, in den 5 Tagen die wir bei ihm verbringen, morgens und abends bekocht, wir essen gemeinsam und lernen durch ihn vieles über das Land.

Teheran warmshower

Das Abholen des Usbekistan Visas klappt prima – wir haben 30 Tage in Usbekistan – und gleich danach fahren wir mit dem Taxi zum turkmenischen Consulat, wo wir unsere Anträge und Unterlagen für ein 5 tägiges Transitvisa abgeben. Abholen können wir das Visa frühestens in 2 Wochen in Mashad, kurz vor der Grenze.
Um besser aus Teheran zu kommen nehmen wir mit unseren Rädern den Bus bis zum Kaspischen Meer, bis Babol. Wir überqueren dabei das Alborz Gebirge mit seinen kahlen Hängen und Schluchten. Eine schöne Gegend, aber leider auch mit vielen Tunneln und dichtem Verkehr und wir sind froh im Bus zu sitzen. Es herrscht Rückreiseverkehr vom Kaspischen Meer bis Teheran – schätzungsweise bis zu 50 km Stau aus der Gegenrichtung.
Schlagartig wechselt die karge Landschaft und wir sehen Wälder, Wiesen und später Obstplantagen und Reisfelder. Die Bäche führen wieder Wasser und die Luft ist schwülwarm.
Schön nach über 3 Wochen wieder losradeln zu können! Das Kaspische Meer ist jedoch dicht bebaut und Ferienanlagen privater Unternehmen „zieren“ die Küste. Es gibt wenige Wege zum Meer.

Der 20. Oktober gestaltet sich als ein Geschenktag für uns! Ist es noch der Geburtstagzeit von Agnès zuzurechnen? Auf jeden Fall bekommen wir kühles Wasser von einem Trupp Eisenhändler als wir nach dem Weg fragen, das Angebot zum Mittagessen lehnen wir ab. Beim nächsten Stopp schenkt uns ein Granatapfelverkäufer etwas Obst und unmittelbar danach hält ein Eisverkäufer mit seinem Lieferwagen auf dem Standstreifen vor uns und überreicht uns zwei leckere Eis. Kaum ist dieses vertilgt, hält ein Ehepaar und drückt uns ca. 1 kg Äpfel in die Hand. Kurz darauf bezahlt ein Iraner uns einen Liter Malzbier, danach will uns eine Familie zum Essen einladen.
Nachmittags im Sandwichladen kommen drei junge Leute und als Martin bezahlen will stellt sich heraus, dass 2 Sandwiche und Getränke schon bezahlt sind. Von diesen drei Iraneren werden wir dann spontan zu deren „Camp“ eingeladen. Wir folgen ihrem Auto fast 2 Stunden lang mit den Rädern und landen schließlich in dem Naturreservat Miyan Kaleh Gulf, wo wir ein eigenes Zimmer beziehen und ihre Gastfreundschaft genießen dürfen.

Es stellt sich heraus, dass sie uns radeln sahen und sich über einen wohl bevorstehenden Wetterumschwung Gedanken machten. Tatsächlich setzt am Abend sehr starker Dauerregen ein und wir können uns über ein festes Dach über dem Kopf freuen.
Wir haben das Glück bei einer bekannten iranischen Sportlerin und einem Sportler, sowie deren Fotoreporterin, gelandet zu sein.
Es handelt sich um die 32-jährige iranische Schwimmerin Elham Asghari, die im Juni 2013 den Rekord über 20 km Meerschwimmen für islamische Frauen aufgestellt hat. Das bedeutet für sie, dass sie beim Schwimmen über dem Neoprenanzug zusätzliche Frauenkleidung und Kopfbedeckung anziehen muss. Ein Gewicht von 6 Kilogramm. Wir erfahren über ihre Schwierigkeiten und Probleme als Frau im Iran im Meer zu trainieren und welche Steine ihr in den Weg gelegt werden.
siehe wikipedia: http://en.wikipedia.org/wiki/Elham_Asghari
Interessantes hierzu kann man unter elham sadat asghari in facebook erfahren. In Youtube ist auch ein Video von ihr hinterlegt. Später erfahren wir in Gesprächen mit anderen Iranern, dass sie fast als Heldin gesehen wird und eigentlich in das Guinessbuch der Rekorde gehören würde.

Bei dem 24 Jahre alten Sportler handelt es sich um den Kajakprofi Daniel Tohidi, der bereits einige Profiturniere hinter sich hat. Sein aktuelles privates Ziel ist in 3 Wochen die Kajaktour entlang der iranisch-kaspischen Küste von der turkmenischen Grenze aus bis zur aszerbaidschanischen Grenze. Diese 992 km möchte er in 2 Wochen alleine bewältigen. Sein Motto dazu: Kajak for Peace! Unter demselben Motto soll danach die 24-stündige Durchquerung des persischen Golfes nach Oman erfolgen.

Reservat Miyan Kaleh Gulf; Daniel

Zu Fünft machen wir einen Ausflug in das Naturreservat in welchem bis zu 25.000 Vogelarten leben. Wir stellen dabei fest, dass Daniel einen hervorragenden Outdoordriver ist! Da es die ganze Zeit regnet, haben sich nämlich die Wege in Flüsse verwandelt und der kleine Peugeot steht bis zum Motor im Wasser! Wir verbringen einen schönen Tag zusammen.
Nach 24 Stunden Dauerregen, radeln wir bei Sonnenschein weiter Richtung Mashad. Es ist erheblich kühler als vor 2 Tagen und auf den Bergen sieht man die Schneefallgrenze. Noch ist der Winter jedoch für uns ziemlich abstrakt.

Vor Gorgan reiht sich ein Sojafeld neben das andere. Die Pflanzen leuchten goldfarben und stehen kurz vor der Ernte.

vor Gorgan Sojafelder

Auch gibt es viele Reis-, Erdbeerfelder, Granatäpfel- und Zitrusfrüchteplantagen.
Nach Gorgan erhebt sich in Norden eine kleine Bergkette und wir sehen etliche Olivenhaine.

Südlich des Highways 22, erstreckt sich über hunderte von Kilometern der sogenannte „Jungle-Golestan“ wo wir ein paar Abstecher machen. Wir sind erstaunt über die vielfalt der Natur und über die schönen Wasserfälle. Jedoch ist es auch sehr feucht und wir erleben ab und zu einen Regenschauer. Tagsüber hat es hier zur Zeit nicht mehr als 20 Grad und es wirkt sehr herbstlich. Die Leute sind dafür wie immer ganz warmherzig und wir werden ständig zum Essen eingeladen. Wenn wir nicht 3/4 dieser Einladungen ablehnen würden wären wir schon kugelrund!

Abshad Shirabad – Einladung zum Grillen

Etwas gruselig hört es sich an, wenn im „Dschungel“ nachts die Tiere kreischen und sich dies wie eine Welle in alle Richtungen ausbreitet und plötzlich schlagartig wieder aufhört.
Toll ist auch anzusehen wie sich aus dem dichten Wald plötzlich Wolken bilden und sich wieder auflösen.

Später erfahren wir, dass in diesem Dschungel russische Tiger angesiedelt wurden, da der iranische Tiger ausgerottet wurde.
Ob dies so stimmt, wissen wir natürlich nicht, denn es kreisen immer wieder Geschichten über seltene Tiere, die man gesehen haben will.

Schlagartig wechselt die Landschaft von grün zu braun, von üppig zu kahl. Die Sonne scheint wieder und es ist tagsüber warm.

Vor Bognurd Panorama

Die Landschaft die wir die nächsten Tage durchfahren ist wenig spektakulär. Wir fahren durch eine Ebene und rechts und links erheben sich im Dunst kahle Berghänge. Dafür haben wir schöne Begegnungen mit den dort lebenden Menschen. Wir sprechen mit Weinbauern, Safranpflückern, Bauern und Viehhütern und erfahren einiges über Land und Leute.

Solche Gespräche verlaufen folgendermaßen:
Wir suchen uns abends einen Zeltplatz in der Pampa und bekommen regelmäßig Besuch. Wir sprechen zwei verschiedene Sprachen und mit Händen und Füßen aber verstehen uns trotzdem. Es geht darum, dass der Bauer möchte, dass wir bei ihm im Haus übernachten. Wir erklären, dass wir lieber im Zelt schlafen wollen. Er erwähnt die Kälte und möglicherweise Regen. Ok, freundlicherweise gehen wir mit zum Haus und schauen uns den angebotenen Schlafplatz an. Wir stellen erneut klar, dass wir lieber im Zelt schlafen wollen. Der Bauer erklärt uns, dass es in der Gegend Wildkatzen gebe. Wir willigen ein etwas näher an seinem Haus zu zelten. Er ist zufrieden und besucht uns abends nochmal. Dabei bringt er drei Kilo Kartoffeln und Tomaten mit.
Er kommt dann nochmals am nächsten Morgen um zu schauen ob alles ok ist und um Tschüss zu sagen.

Ein anderes Mal ist der Ablauf ähnlich, da soll ein Wolf in der Gegend sein. Wir zelten und bekommen später eine Tüte Rosinen. Der Bauer lässt sich zum Getränk einladen und wir reden eine Weile. Auch er kann kein Englisch und wir kein Farsi. Aber es geht.

Agnès beim Safranpflücken:
Den Weg säumen violette Safranblütenfelder. Da wir neugierig sind wie die Ernte stattfindet, geht Agnès auf ein Feld zu den Pflückerinnen. Sie kommt mit einer Tüte Safranblüten wieder zurück. Die Felder werden per Hand abgeerntet. Jede einzelne Blüte wird gepflückt. Auf dem Hof werden dann die drei safranroten Fäden getrennt und weiter verarbeitet. Wir haben auf jeden Fall für ein paar Mahlzeiten eine leckeres Gewürz.

Polizisten am Highway:
Auffallend sind die vielen Streifenpolizisten, die immer wieder Radarmessungen durchführen. Jeden Tag fallen sie uns auf. Vereinzelt wurden wir auch schon von ihnen herausgewunken. Dabei geht es aber nicht um unsere Geschwindigkeit, sondern darum ein Schwätzchen mit uns, den Exoten, zu halten. Nach den allgemeinen Fragen woher, wohin und wie geht es weiter, werden auch Fragen nach dem Lohn eines deutschen Polizisten gestellt. Im Vergleich dazu erfahren wir, dass ein iranischer Polizist ca. 300 Euro verdient. Wir erklären anhand von Beispielen – wie Miete, Nebenkosten, Brotpreise usw. – wie hoch die Ausgaben in Deutschland sind. Danach werden wir meistens angestrahlt und es wird festgestellt, dass es für uns doch super sein muss im Iran zu reisen.
Einmal bekommt Martin eine Einweisung in das Handlasergerät, made in China, und darf Radarmessungen vornehmen: Fahrzeug anpeilen – abdrücken – peng 98 km/h. Zu langsam. Nächstes Fahrzeug anpeilen – abdrücken – peng 122 km/h. Yuhuu erwischt! Es ist wie bei einem tollen Computerspiel und kann bestimmt süchtig machen. Nun wissen wir auch wieso soviele Polizisten Radarmessungen durchführen!!

Wir reisen wie sonnenhungrige Eidechsen in Richtung Mashhad. Da wir viel Zeit haben und das Wetter meist gut ist, fahren wir eine Stunde, legen uns zwei Stunden in die Sonne, fahren eine Stunde und machen wieder zwei Stunden Sonnenpause….
Allerdings wissen wir auch, dass wir in Turkmenistan so gemütlich nicht weiterreisen können, da wir 500 km in weniger als 5 Tagen radeln müssen.

Mashhad ist eine wichtige Pilgerstadt im Iran mit dem sehr heiligen Imam Reza Schrein. Wir wohnen in dieser Großstadt bei einem Iraner der Mitglied bei warmshower.org ist.

Mashhad Imam Reza Schrein

Fotos von Mashad:

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weitere Fotos von Nordiran:

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Visa für Turkmenistan: Nur für 3 Tage? Wir können es kaum glauben, als wir im turkmenischen Consulat unsere beantragten Visa abholen. Nach 3 Stunden Wartezeit händigt uns der Mann am Schalter unsere Visa aus und oh Schreck sie sind nur für 3 Tage ausgestellt. Die Gebühr ist jedoch dieselbe wie für ein 5 Tagesvisa. Nach einigem Hin und Her erfahren wir, dass zur Zeit nur 3 Tagesvisa ausgestellt werden. Ein weiterer Blick auf das Visa – wir rechnen nach – und sehen, diesmal schon halb belustigt, dass die Einreisezeit nicht mit dem usbekischen Visa dahergeht und wir 2 Tage im „Niemansland“ verbringen müssten – wie immer das auch aussieht. Nach weiterem Hin und Her telfoniert der Mann am Schalter mit Teheran und versucht doch noch das Visa auf 5 Tage zu verlängern. Es klappt nicht. Dafür bekommt er nach ca. 1 Stunde die Erlaubnis das Datum der Einreise handschriftlich (ob das bei der Weiterreise gut geht?) abzuändern, so dass es mit dem usbekischen Visa übereinstimmt und wir nicht im Niemansland bleiben müssen. Allerdings passt das neue Datum nun nicht mehr mit dem iranischen Visa zusammen, denn durch den Abzug der beiden Tage, fehlt  uns tatsächlich ein Tag (!) im Iran. Für den 19.11.2013 haben wir kein iranisches Visa mehr, können aber auch nicht früher in Turkmenistan einreisen.
Eine Taxifahrt zum „Büro of Aliens“ führt nicht zur Verlängerung des iranischen Visas, doch gibt man uns die Auskunft, dass wir dies direkt an der Grenze in Sarakhs machen könnten. „No problem for one day!“. Ok, glauben wir dies mal.

Hier bei Mohammad fühlen wir uns wohl. Er gibt uns gute Tipps für einen erneuten Abstecher in die Wüste, nach Tabas und wir planen erneut eine längere Busfahrt ein, denn durch die Visageschichte haben wir noch mehr Zeit für den Iran gewonnen.

Mit dem Bus fahren wir zuerst nach Ferdows (6 Stunden Fahrzeit), einer kleinen Wüstenstadt, wo wir im ersten Sandwichladen den wir aufsuchen den netten Iraner Achmad kennenlernen, der uns mit seinem Auto die Sehenswürdigkeiten von Ferdows zeigen will. Wir stimmen zu und so geht es noch am selben Abend auf  Entdeckungstour in Ferdows und für den nächsten Tag verabredet man sich für eine weitere Tour.

Ferdows

Punkt 8 Uhr holt uns Achmad am Hotel ab, wir frühstücken in seinem Sandwichladen, und fahren dann die nächsten Stunden durch Neu- und Altferdows. Den Abschluss machen wir mit einem erneuten Sandwich zum Mittagessen
klar.  Da erst in 6 Stunden ein Bus nach Tabas fährt, wollen wir dorthin per Autostop weiterreisen. Achmad gibt uns noch einen Zettel auf Farsi mit, in dem geschrieben steht wo wir hinwollen und dass man sich um uns kümmern soll. Echt süß! Und beim Abschied kommen ihm fast die Tränen. Wohlgemerkt Achmad sprach kein Englisch und man verstand sich trotzdem.

Ruckzuck ist jedoch eine Weiterfahrt mit einem Truckfahrer nach Tabas organisiert. Dort kommen wir gegen 18 Uhr an und schlagen unser Zelt im Park unter Palmen auf. Es ist hier einige Grad wärmer als im Norden vom Iran und wir fühlen uns wohl.

Am nächsten Tag finden wir ganz leicht ein Taxi, das uns nach Ezmyghan fährt (50 km für 4 Euro). Nach ca 30 km gerader Wüstenfahrt, biegen wir in die Berge ab. Soll hier Wasser sein? Wir glauben es kaum! Alles kahl! Das Taxi führt uns in ein Dorf und zeigt uns die Richtung. Wir verabreden uns für den nächsten Tag um 15 Uhr. Jetzt laufen wir einfach den Weg entlang, aber der ist schnell nicht mehr so deutlich zu erkennen. Wo sollen wir hin? Immerhin haben wir tatsächlich einen Bach gefunden. Martin als Sherlock Homes hat seine Schlüsse gezogen und folgt ganz einfach dem Wasser und … plötzlich finden wir die Paradies Schlucht, Paradise Canyon wie wir sie taufen! Ein wunderschöner enger Canyon mit weissen Steinen und klarem warmem Wasser, voll mit peeling-Fischen! Ein Paradies wahrlich! Wir erkunden natürlich die ganze Schlucht, bevor wir unseren Lieblingsplatz ausgesucht haben und geniessen einen Urlaub vom Urlaub! Bis zum nächsten Tag sind wir ganz für uns allein im Paradies!

Ezmighan

Wir könnten länger hier bleiben aber wir wollen auch noch zur Morteza Ali Schlucht! Hier soll es schwer sein zu zelten. Wir suchen uns ein Zimmer in Tabas. Ruckzuck will uns ein junger iranischer Vater helfen und führt uns zum … heiligen Schrein! Hier gibt es 150 Zimmer für Pilger und für uns! Es sind zwar nur Teppiche auf dem Boden, aber was für ein kraftvoller Ort!

Tabas Moschee

Früh am nächsten Tag fahren wir mit dem Taxi zu der berühmten Mortesa Ali Schlucht. Hier wird direkt im Wasser gewandert. Dafür haben wir extra Flip-Flops gekauft! Das Wasser ist auch hier schön lauwarm. Kaum zu glauben, dass es in diese Wüste so viele Quellen gibt! Rechts kalt, links warm! Eindrucksvoll ist auch das 800 Jahre alte Tor an der engsten Stelle. Die Bilder sprechen für sich!

Morteza Ali Schlucht

Dieses Ausflug war ein wunderschöner Abschluss unserer 62-tägigen Iranreise. Ein grandioses Land mit unglaublich hilfbereiten Menschen!

Zurück nach Mashhad mit dem Nachtzug und nach einen weiteren Nacht bei Mohammad sind wir bereit für die letzte Strecke vor der Grenze nach Türkmenistan. Wir nehmen uns Zeit und genießen wieder einmal eine wunderschöne Berglandschaft, wo wir einige schöne Plätze zum Übernachten finden.

Einen Tag vor unserer Einreise nach Turkmenistan übernachten wir in Sarakhs im Hotel Dosti, genießen nochmals ausgiebig die gute iranische Küche und geben unsere letzten Rial aus.

Wir sind gespannt wie es weitergeht. Kommen wir ohne Visa für den 19.11. problemlos aus dem Iran heraus? Schaffen wir 500 km durch Turkmenistan in 3 Tagen – und wie? Werden uns die handschriftlich geänderten  Eintragungen im Visa Probleme bereiten? Und wann wird der Winter uns bei unserer Weiterfahrt nach Norden einholen?

Fotos rund um Tabas:

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Fotos auf dem Weg nach Sarakhs (Grenze):

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Interessantes für Iranreisende!
Bargeld abheben!
Auf dem Meidan Imam Platz in Isfahan stoßen wir auf die Reklame von Visa und MasterCard. Das erstaunt uns doch sehr, da diese Zahlungsmittel im Iran bis jetzt nicht möglich waren. Es gibt keine Möglichkeiten für Ausländer sich an Geldautomaten mit Bargeld zu versorgen oder Zahlungen mit Karte vorzunehmen. So nehmen wir Kontakt mit dem netten Iraner in diesem Geschäft auf und erfahren, dass seit dem 12. Oktober 2013 über seine Agentur (der Einzigen im Iran) mit Visa und MasterCard Bargeld für Ausländer besorgt werden kann. Allerdings mit 8 Prozent Kommission.
Adresse: Kolahdouzan Exchange, No. 170 Labafha Bazar, Naqshe Jahan Square, Esfahan.

Visaverlängerung in Esfahan / Visaextension in Esfahan:
Unser erster Versuch das Iranvisa in Shiraz zu verlängern scheiterte, da wir zu früh dran waren. 10 Tage vor Ablauf des Visas geht hier nichts (erst 2 bis 3 Tage davor ist es möglich). Wir versuchen es somit in Isfahan 4 Tage vor Ablauf des Visas.

Für alle die die vielleicht irgendwann im Internet suchen, wie die Visaverlängerung in Esfahan funktioniert, berichten wir wie heute 14.10.2013 die Verlängerung geklappt hat.

Wir nehmen das Taxi von der Innenstadt zum Police Department of Alien Affairs/Passport Office, (Rudaki Street, N32.63006 E51.63269). Um 8.00 Uhr werden die Schalter besetzt und wir gehen zu Schalter 15 im ersten Stock. Wir haben inkl. heute noch 4 Tage unseres Visas übrig. Wir werden gefragt warum wir eine Verlängerung wollen und Wir sagen, dass wir mit den Fahrrädern reisen und nach Teheran und Mashad möchten. Der freundliche „Schaltermann“ der gut Englisch spricht, gibt uns einen Zettel für die Melli Bank mit den notwendigen Daten und verweist uns zu dem Kiosk der im Hof steht. Dort kaufen wir für 24.000 Rial die Antragsformulare und eine rote Mappe. Danach fahren wir mit dem Taxi zur Melli Bank (10.000 bis 20.000 Rial) und zahlen die 300.000 Rial pro Person ein. Zurück zum Office mit dem Taxi. Wieder am Schalter Nr. 15 legen wir folgende Unterlagen vor, die benötigt werden:

Pass
1 Passkopie (ID-Page) schwarz/weiss ist ok
1 Kopie des Visa inkl. Einreisestempel
2 Passfotos, Frauen mit Kopftuch
1 Einzahlungsbeleg der Bank
ausgefülltes 2-faches Antragsformular, das du ja zuvor gekauft hast
Adresse eines Hotels in Isfahan (es war gut, dass wir eine Visitenkarte eines Hotels dabei hatten)

(ein Brief des Beantragenden oder ähnliches wird nicht verlangt. Auch bei den anderen Touristen die vor Ort sind nicht,)

Der Beamte möchte uns das Visa für 30 Tage (30 Tage nachdem das erste Visa abläuft, ist kein Problem) am nächsten Tag geben. Da wir es aber eilig haben, können wir es noch am selben Tag um 13 Uhr abholen.
Das ganze hat also 5 Stunden gedauert und wir freuen uns über weitere 30 Tage im Iran!

Einige Eigenheiten im Iran:

Zeitunterschied: Wir reisen am 19.09.2013 in den Iran ein. Wir haben eineinhalb Stunden Zeitunterschied zu Deutschland. Aber was solls. Am 24.09.2013 in Tabriz stellen wir fest, dass wir uns tatsächlich im Jahr 1392 befinden und zwar am 2.Juli
1392.

Telefonieren für Ausländer: In der Post können wir eine SIM Karte kaufen. Das  normale Iran Netz funktioniert für Ausländer wohl nicht sagt man uns, so dass wir eine erheblich teurere Karte kaufen. Doch zuerst muss man eine Unterschrift auf einem für uns nicht lesbaren Formular hinterlassen, eine Kopie des Passes und einen Fingerabdruck abgeben. Doch dafür kann man in den nächsten 2 Minuten nach Deutschland telefonieren.

Die Währung: Wir sind immer wieder Millionäre!!! Ab und zu haben wir 5 Millionen in der Tasche… Die Preise sind in Toman angegeben. In Echt zahlt man aber mit Rial und muss bei den Toman eine Null hinzufügen.
Fragt man beispielweise wieviel eine Flasche Wasser kostet, zeigt der Verkäufer einem eine Eins, was bedeutet, dass die Flasche 1.000 kostet, was wiederum bedeutet, dass man 10.000 Rial bezahlen muss. (= 25 Cent) Alles klar??

Mann und Frau: Mann schüttelt Mann die Hand. Frau schüttelt Frau die Hand. So ist es normaleweise. Aber Iraner, die schon in Europa waren oder die sich ein freieres Iran wünschen, kümmern sich darum nicht. Bis zum Ende der Reise im Iran, stellten wir fest, dass häufig Regeln gebrochen werden. Wir sahen Iraner beim Kartenspiel, Frauen beim Fahrradfahren, beim Tanzen im Park und sogar ein Mal Frauen ohne Kopftuch!

Salam sagt man zu allen. Es war anfangs komisch für Agnès nicht beachtet zu werden wenn ein Mann uns ansprach, mittlerweile versteht sie es als Höflichkeit. Überhaupt sind die Iraner sehr höflich und respektvoll. Vor allem alten Leuten wird geholfen bzw. der Platz angeboten. Manchmal wissen wir nicht ob wir unter diese Kategorie fallen oder ob es ist weil wir Ausländer sind.

Botschaften: Vor der deutschen Botschaft in Teheran tümmelt sich eine iranische Menschenmenge und will hinein. Visas und Pässe sind gefragt. Vor der italienischen und französischen Botschaft ist gar nichts los. No comment.

Sprache: Bislang trafen wir viele Iraner die neben Farsi auch Türkisch sprechen. Manchmal sogar nur Türkisch, je nach Gebiet (Provinz Aszerbaidshan im Nordwesten). Mit ein paar türkischen Sätzen und Worten kommen wir gut zurecht und die Leute sind erstaunt und freuen sich. Die Zahlen in Farsischrift haben wir mittlerweile drauf.

Möbel: Bei einer Einladung zum Essen stellten wir fest, dass die Möbel wie sie überall verkauft werden auch tatsächlich verwendet werden. Es sind goldene typische Möbel im Barockstil, pompös, sowie gigantische Kristalkronleuchter…ähnlich waren die Paläste des Reza Shahs eingerichtet, die wir in Teheran besucht haben.

Konsum: Es gibt alles. Unsere Kamera hätten wir auch hier bekommen…Die neuesten großen Flachbildschirme, Handys, Computer, Küchengeräte, Baumaschinen, …Teheran ist neben dem Bazar auch eine gigantische Einkaufsstadt. Gut dass unsere Satteltaschen schon gefüllt sind.

Musik: Es wird kaum Musik gehört. Weder auf der straße noch im Restaurant. Die Iraner sind allgemein sehr leise.

Essen und Trinken:
– Brot (Naan): Barbari, ein ovales Brot mit länglichen Rillen. Sengek, dass in riesigen Fladen verkauft wird und sich zu Agnès Lieblingsbrot mausert, wenn es direkt aus der Glut kommt. Lavasch, rundes Fladenbrot.
Wer des persischen nicht mächtig ist erkennt eine Bäckerei ganz einfach daran, dass ein großer Tisch davor steht, dessen Platte aus einem Metallgitter besteht. Darauf wird das ofenfrische Brot gelegt, mit einem kleinen Besen wird Mehl und Asche aus dem Ofen abgewischt, dann werden die etwa euromünzengroßen Steine aus dem Brot entfernt. Und dann kann gegessen werden.

– Falafel- und Hamburgersandwiches mit Tomaten und Gurken sowie Fleischspieße gibt es in den kleinen Imbissbuden unterwegs.

– In den Restaurants essen wir leckere Reisgerichte mit Fisch, Kebab und Salaten. Abgusht, Berijani und ein leckeres Bohneneintopfgericht sind auf jeder Speisekarte. Andere Gäste helfen uns beim Bestellen – no problem.

– Den Italienern wird in Sachen Eis – ob Früchteeis oder Softeis – schwer Konkurrenz gemacht. Es ist dermaßen lecker!

– Das Wasser aus dem Wasserhahn ist fast überall Trinkwasser, manchmal aber leicht salzig. So schmeckt dann auch der Tee – aber für uns Radler ist dies optimal, da wir so den Salzhaushalt wieder in Ordnung bringen.

– Obst gibt es in allen Variationen. Unendliche Auswahl an unterschiedlichen Datteln, Feigen, Zitrusfrüchte, Trauben,…Erst im Iran haben wir die sehr leckeren Granatäpfel zu schätzen gelernt.

– Auch haben wir immer Rationen von Mandeln, Nüssen, Cashews, Trockenfrüchte in den Taschen…

– Da es ja bekanntermaßen keinen Alkohol gibt, halten wir uns an die verschiedensten Radlersorten ohne Alkohol, Fruchtsäfte oder Tee.

Eigenheiten:
Zucker aus Bognurt – die Zuckerstücke sind mit Sesam versetzt. Diese lösen sich im Tee auf und es sieht aus wie wenn ein Teebeutel geplatzt wäre.
Sohan aus Isfahan – karamelisierte dünne Nussscheiben. Voll lecker.
Gewöhnungsbedürftig: Marmelade aus Karotten oder Kürbis.
Scharfsköpfe kann man roh beim Metzger kaufen oder gekocht in speziellen Restaurants am Stück bestellen. Man sagt uns, es sei sehr lecker. Gehirn, Backen, Augen und Zunge wären sehr delikat. Wir konnten es uns verkneifen die Köpfe zu testen!

 

 

 

Armenien 2013

Armenien – jeden Tag ein Pass!

Wieder wissen sie an der Grenze nicht wohin mit uns! In der Autofahrerspur schickt man uns weg und durch die Fußgängerpassage passen wir nicht durch. Also ohne Räder zu den Fußgängern und dann nochmals zurück über die Grenze und die Räder holen. Auf jeden Fall ist der Beamte sehr freundlich und er begrüßt uns mit den Worten „welcome in Armenia“.

Weniger als ein Drittel der rund zehn Millionen ethnischen Armenier auf der Welt lebt in der Republik Armenien.
Eine Besonderheit des armenischen Transportwesens ist der im internationalen Vergleich extrem hohe Anteil an Kraftfahrzeugen, die mit Erdgas statt Benzin oder Diesel betrieben werden. Das Verkehrsministerium schätzt, dass dieser Anteil 20–30 % beträgt, dies wäre ein einmalig hoher Wert (in den Niederlanden sind es rund drei Prozent, in Deutschland noch weniger). Der Grund sind die hohen Transportkosten für Benzin und Diesel, während Erdgas zu günstigen Preisen aus Russland per Pipeline importiert wird.

Armenien vor Vanadzor

Armeniens Landschaft ist unglaublich schön und wild. Armenien ist ein sehr ausgeprägtes Gebirgsland – 90 % der Landesfläche liegen mehr als 1000 Meter über dem Meeresspiegel, die mittlere Höhe beträgt sogar 1800 Meter. Das bedeutet für uns, dass wir einige Pässe zu bewältigen haben aber auch unglaublich schöne Landschaften sehen. Der Norden ist waldreich und der Süden ziemlich kahl mit grünen Tälern und Canyons.

Bereits die ersten beiden Tage führen uns über 2 Pässe, einer davon der Dilijan Pass über 2.114 Meter. Nach Dilijan kommt der gefürchtete 4 km bergauf führende Tunnel mit 2 engen Fahrspuren, der keinen Platz für langsame Fahrzeuge lässt. Diesen Tunnel wollen wir auf jeden Fall meiden.
Nach kurzem hin und her finden wir einen netten Taxifahrer mit einem alten 1,3 Liter Lada, der unsere Räder in den Kofferraum packt und uns durch den Tunnel fährt. Insgesamt 17 km für 8 Euro. Das war es wert!

Weiter geht es am Sevan See, einem Salzwassersee, der auf einer Höhe von 1.900 Metern liegt und an dessen Ufern ein reger Fisch- und Garnelenverkauf stattfindet. Wir radeln einen Tag an der Westseite des Sevan Sees entlang und freuen uns über die flache Strecke und das schöne Wetter.
Auch haben wir hier unsere 4.000 km bis jetzt geschafft!

Ab dem See geht es weiter bergauf und wir übernachten im Schatten eines längst erloschenen Vulkans auf ca. 2.200 Metern.
Nachts haben wir zum ersten Mal Minusgrade, aber dafür einen wunderschönen Sternenhimmel. Tags darauf steigt das Thermometer wieder auf über 20 Grad.
Die Landschaft ist so gewaltig, dass wir sehr oft anhalten und staunen. Auch beobachten wir einige Adler die neben uns starten, über uns kreisen und Schwärme blauer Vögel.

Auf den ersten Blick wirken die Hochebenen wie verlassen. Doch bei genauerer Betrachtung sieht man viele Rinderherden und Schafherden welche grasen. Wir fragen uns was es da noch zu fressen gibt, denn viel Grünes sieht man nicht.
Ab und zu passieren wir auch Herden die auf der Straße von „Cowboys“ getrieben werden. Immer sind große Hirtenhunde mit dabei, die Radfahrer überhaupt nicht mögen. Aber absteigen hilft meistens.

Wir passieren den Selim Pass mit 2.410 Metern und staunen über bunte Felsformationen.

Armenien Selim Pass

Von hier oben aus sehen wir den schneebedeckten Gipfel des Bergs Ararat mit seinen 5.137 Metern.

Es geht wieder ins grüne Tal, mit Gärten voller Früchte und der nächste Pass, mit seinen kahlen Bergen, steht an.
Von den Hochflächen aus sieht man etliche Vulkane, Vulkangestein ist überall zu finden.

Armenien nach Martuni 2200m

Die armenische Küche ist sehr geschmackvoll. Es wird mit vielen Kräutern, wie Koriander gekocht.
Leider stellen wir immer wieder fest, dass die Rechnungen nicht stimmen, sei es im kleinen Laden oder im Restaurant….

Da jeden Tag ein Pass auf dem Programm war, beschließen wir in Goris uns in das Hotel Ararat einzuchecken. Da es so gemütlich ist verlängern wir gleich auf 2 Tage.

Wir radeln am 16. September weiter um das berühmte Tatev Kloster zu besuchen. Eine halbe Stunde später, treffen wir auf Gautier und Margot, die wir schon in Trabzon/Türkei getroffen hatten. Nach großem Hallo ändern wir unseren Plan und beschließen eine Zeit lang gemeinsam zu radeln. Wir nehmen die östliche Route entlang der aszerbaidschanischen Grenze nach Karpan. Es geht durch Berge und wir erreichen wieder 2.500 Meter. So geht es jeden Tag weiter bis zur iranischen Grenze.
Es ist ganz toll mitten in den Bergen zu radeln und die Landschaft zu genießen — wir hätten das nie gedacht!

In Karpan, beim Picknick im Park treffen wir auf den US-Amerikaner Terence, der 2 Jahre lang als freiwilliger Helfer für Peace Corps hier Englisch unterrichtet. Er zeigt uns die Stadt und seine Schule und wir haben ein paar schöne Stunden zusammen. Auch vermittelt er uns eine Adresse bei dem Amerikaner David, der ebenfalls für Peace Corps arbeitet und ein Haus kurz vor der Grenze bewohnt. Wir kochen abends und tauschen wichtige Infos aus. (Nun kennt David auch die schwäbische Kehrwoche:-))
Am nächsten Tag sind wir schnell vor der iranischen Grenze und Agnès und Margot ziehen Kopftuch und langärmelige Hemden und lange Hosen an  — Modeschau ist angesagt.

Armenien Grenze zu Iran – Modenschau

Auch wir Männer ziehen lange Hosen und Socken an. Dann geht es voll Spannung die restliche Strecke weiter bis zur Grenze. Es ist reines Militärgebiet – je russisch und armenisch – und wir radeln 10 km entlang eines Stacheldrahtzaunes. Die Ausreise aus Armenien klappt reibungslos, wir sind die Einzigen die über die Grenze fahren – und die letzte Frau ohne Kopftuch drückt den Ausreisestempel in unseren Pass. Von weitem sehen wir schon die iranische Grenzstation.
Was uns da diesmal wohl erwarten wird??

unsere Fotos zu Armenien:

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Georgien 2013 – Teil 2

Zurück in Georgien nehmen wir anstelle der vielbefahrenen Hauptstrecke eine Nebenstrecke durch die Berge (Kleiner Kaukasus).
Die Fahrt entlang des Adscharien Flusses ist wunderschön. Es mangelt nicht an kleinen Wasserfällen, Felsen über welche Wasser perlt und glasklare Quellen, die wir als Trinkwasser nutzen können.
Oft befindet sich an solch einer Quelle ein Schlauch oder ein Brunnen und die Georgier haben dort ein Glas oder einen Becher deponiert, aus dem jeder (wir nicht) trinkt.

Wir kommen durch eine Weingegend, in welcher über 500 verschiedene Weinsorten wachsen sollen. Angeblich werden davon 40 für die Weinproduktion verwendet. Die ersten Spuren einer Weinherstellung sind 7.000 Jahre alt. Georgischen Wein müssen wir natürlich noch testen.

Auf ihrem Weg nach Afrika sollen hier im Herbst über 1 Million Vögel rasten.

Der Weg ist bis Khulo gut ausgebaut und danach verwandelt er sich in eine holperige Schotterpiste. Dann geht es von Khulo (auf ca. 1.000 m) erst mal wieder runter und danach auf 2.025 m über den Goderdzi-Pass.

Georgien Strasse nach Khulo

Aber trotz der über 30 Grad Hitze macht es uns Spass und wir genießen die schönen Aussichten und die kühlen Quellen.
Oben am Pass angekommen entdecken wir das Cafe Edelweiss in dem wir uns erst einmal einen Kaffee gönnen. Fast wie Zuhause!
Die Abfahrt ist ebenso holprig wie bergauf. Wir wundern uns über die einfachen Holzhäuser und fragen uns wie man hier den Winter überleben kann. Denn es soll hier 3 bis 4 Meter Schnee geben.
Aus allen Ecken rufen Kinder „Hello!“und rennen auf uns zu.

Unten angekommen erwartet uns eine nagelneue Straße und es fährt sich plötzlich wie Butter. Wurde sie wegen des Skigebietes erbaut, das gerade neu erschlossen wird und bald bis oben führen? Auch im Lonely Planet 2013 wird Georgien als empfehlenswertes Reiseland gepriesen. Wir denken, dass sich hier bald vieles ändern wird. Touristen-Offices haben die neuesten Prospekte und Karten und die einheimischen Touristen nehmen die Angebote an. Ausländische Touristen sehen wir auf unserem Weg nach Tiblisi so gut wie keine.

Weiter geht es mit starkem Gegenwind – bergab werden wir teilweise um 8 km/h ruckweise gebremst – über viele Hügel nach Borjomi. Die Landschaft ist sehr abwechslungsreich und wir sehen kahle Berge, Pinienwälder, Flusslandschaften und Wälder.
Bei einem bekannten Kloster „Green Monastery“ im Borjomi Nationalpark machen wir einen Abstecher und schlagen dort unser Zelt auf.

Richtung Tiblisi nehmen wir die kleinen Nebenstraßen, die zwar hügeliger und schöner dafür aber weit weniger befahren sind.
Wir machen einen Ausflug nach Cave City bei Gori. Dort lebten schon vor 3.000 vor Christus Menschen in Höhlen. Mittlerweile wurden diese Höhlen in das Weltkulturerbe der Unesco aufgenommen.

Georgien Cave City bei Gori

In Tiblisi wollen wir ein paar Tage bleiben, die Stadt anschauen und uns um unser Visum nach Azerbaijan kümmern.

Aber Fehlanzeige. Die Beantragung des Azerbaijan Visums entpuppt sich als große Abzocke. Wir wussten, dass man ein Einladungsschreiben benötigt, welches über Agenturen erhältlich ist. Jedoch hat sich der Preis für eine solche Einladung im
letzten Jahr verzehnfacht! Für 10 Zeilen und einen Stempel werden mittlerweile ca. 200 Euro pro Person verlangt! Dazu kommen Visagebühren über 60 Euro. Bei dieser Abzocke machen wir nicht mit! Hinzukommt eine Wartezeit von mindestens einer Woche.
Wir beschließen bei einem Kaffee, dass wir nicht durch Azerbaijan fahren werden. Wir werden die beschwerlichere Route durch Armenien nehmen. Dort benötigt man kein Visum seit 2013. Die Route wird aber über einige Pässe führen.

Wir verkürzen unseren Aufenthalt in Tiflis, obwohl wir uns im Hotel Bienvenue (24a Tchovelidze street) sehr wohl fühlten. Das Hotel ist wie man dem Namen nach schon hört fest in französischen Händen und sehr hübsch dekoriert.
Gegenüber dem Hotel ist ein Irakisches Restaurant, in welchem man gut essen kann.

Wir treffen im Hotel auch auf Iraker, die wie wir erfahren ein weit höheres Einkommen haben als die Georgier und hierher reisen um sich Wohnungen zu kaufen, sei es als Geldanlage oder falls sie aus dem Irak flüchten müssen. Ein 38-jähriger Iraker erzählt uns, dass er im Irak im Monat 2.400 Euro verdienen würde, wovon er ca. 300 Euro im Monat ausgeben würde, da man bei seiner Familie lebt solange man nicht verheiratet ist. Heiraten würde er wohl demnächst, denn seine Eltern hätten ihm bereits eine Frau ausgesucht. Diese hätte er auch schon ein Mal gesehen.

Tiflis selbst ist schön anzuschauen. Die Unistadt hat Flair, viele grüne Plätze, Bazar, viele Skupturen an den Wegen und einer schönen Altstadt. Dazwischen entstanden moderne neue Gebäude wie das Bürgeramt, die Peace Bridge oder das Kunsthaus.

Nach Tiflis werden die Berge kahler. Es wirkt alles wie eine große Steppe.

Georgien nach Tiflis

Wo noch etwas wächst ist die Zwiebelernte in vollem Gange und auf den Feldern reihen sich bunte Säcke aneinander. Die Autodächer sind vollbeladen mit Zwiebelsäcken.

Nach Tiflis zelten wir in dieser Steppenlandschaft und bekommen morgens netten Besuch. Erst von einem Kuhtreiber, dann von einem Schafhüter. Beide sind sehr interessiert an unserem Tun und an Martins Tacho am Fahrrad. Sie haben die Ruhe weg und sehr vieeeel Zeit.

Wir radeln am 8.9.2013 von Georgien über die armensiche Grenze. Georgien hat uns auch sehr gut gefallen. Die Landschaften sind gigantisch und die Leute die wir getroffen haben ausnahmslos sehr nett und hilfsbereit. Nervig waren teilweise die hupenden Autos und die streunenden Hunde. Als Hundeabwehr hat sich folgender Tipp sehr bewährt: anhalten, stehen bleiben und einen Stein aufheben. Bislang verdrückte sich so jeder Hund, selbst im Rudel.

Schweinebericht Teil 2 – ein Deja Vu?
Nachdem wir Tiflis verlassen haben, steht eine Person am Straßenrand und winkt Agnès zu. Es ist tatsächlich der ungarische Schweinetransporteur den wir vor 18 Tagen auf der Fähre als Tischgenossen hatten. Der Schweinetransporter steht etwas abseits und wird gerade gereinigt. In diesen Tagen in denen wir durch Georgien geradelt sind, hatte er bereits eine weitere Schweinetour absolviert. Er brachte die uns bekannten Schweine nach Tiflis, fuhr weiter über die Türkei zurück nach Ungarn um wiederum Schweine über das Schwarze Meer zu bringen. Er beschwerte sich wieder über die Zustände auf der Fähre, da er 5 Tage wegen eines Sturms nicht von der Fähre konnte. Seine Schweine hätten in dieser Zeit mehr als 600 kg abgenommen!! Aber sie haben überlebt — also noch mal Schwein gehabt.

unsere Fotos Georgien Teil 2:

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Türkei 2013

An der türkischen Grenze wissen sie wieder mal nicht was sie mit uns Radfahrern machen sollen. Erst sind wir bei den Fußgängern und bekommen einen Stempel, dann passen wir nicht durch die Türen und müssen zurück zu den Autos. Aber alles läuft glatt. Wir radeln entlang der Küste, über Rize nach Trabzon.
Gleich nach der ersten Stunde machen wir Picknick und werden sofort von einer türkischen Großfamilie mit Leckereien versorgt. Voll nett. Auffallend ist die Hilfsbereitschaft und dass die Türken immer zu Spässen aufgelegt sind.
Wir lassen uns Zeit und besuchen ein paar kleine Städte, d.h. wir fahren ins Zentrum und bummeln herum. Alles ist voller Leben und immer wieder hört man den Mullah-Gesang. Natürlich ist hier Teetrinken angesagt – zumal die Küste voller Teeplantagen ist. Die Teeernte ist in vollem Gang und wir sehen wie die Frauen die großen Ballen verladen und wie alles direkt vor Ort in die Teefabriken kommt. Der Geruch nach Tee liegt hier wirklich in der Luft.
Auffallend sind auch die Haselnüsse die gerade geerntet werden und die auf Gehewegen und Plätzen sortiert, getrocknet und in Säcke verpackt werden. Die Türkei ist angeblich der weltgrößte Lieferant von Haselnüssen. Wir finden sie in den vielen verschiedenen süßen Stückchen wieder:-)

Tuerkei Rize Haselnuss

Kurz vor Ablauf der 7 Woche kommen wir in den ersten Platzregen, der sich einen Mittag lang dann zum Dauerregen entwickelt. Wir flüchten uns durchnässt in ein Hotel und lassen es uns gut gehen.

In Trabzon beantragen wir unser iranisches Visum, was erstaunlicherweise innerhalb einer Stunde klappt. (Siehe FAQ)
Wir treffen hier auch auf andere Reisende, tauschen uns aus und freuen uns gemeinsam. Da alles so gut geklappt hat, wollen wir zwei Tage im Hotel bleiben und wir machen einen Tagesausflug mit dem Bus zu dem Felsenkloster Sumela. Imposant wie die Mönche vor ca. 1.700 Jahren so etwas errichten konnten und auch die Felsmalereien im Innern der Felskapelle sind beeindruckend.

Tuerkei Trabzon Felsenkloster Suemela

Unser Busfahrer hält unterwegs an seinem Haus an und seine Frau versorgt die Fahrgäste mit frischen Feigen und Gemüse aus dem Vorgarten.

Türkische Busfahrt:
Da zwischen Trabzon und türkischen/georgischen Grenzue ca. 20 Tunnel- die echt keine Laune machen- liegen, wollen wir mit einem Bus zurück. Wir erkundigen uns am Busbahnhof und wir bekommen die Auskunft, „no problem, big bus!“. Tags darauf als wir dann loswollen, ist der geplante Bus doch viel zu klein. Die Räder passen auf keinen Fall hinein. „no big bus!“
Agnès wird ruckizucki von einem „Vermittler“ angesprochen, der anscheinend eine Lösung kennt „big bus in 30 minutes“. Der Fahrpreis ist jedoch auch ziemlich „big“, denn er will mehr als das Doppelte und dies sofort. Wir zahlen dennoch den Fahrpreis bis Batumi (alle Tunnel per Fuß zu durchqueren ist voll übel) und bekommen eine Quittung, doch unser „Vermittler“ ist danach sofort verschwunden. Anfängerfehler? Wir warten. Nach einer halben Stunde kommt ein zweiter „Vermittler“. Er führt uns aus dem Busbahnhof zu der gegenüberliegenden Tankstelle. Dort sind nur LKws die repariert werden. Soll dies unser Fahrzeug werden? Aber nein! Kurz darauf kommt wirklich ein „big bus“ der an der Tankstelle hält. Er wird gewartet und während dieser Zeit haben wir die Möglichkeit unsere Räder zu verstauen. Doch dies geht auch nicht ohne Probleme. Bei einem Fahrrad muss ein Rad, Sattel und Spiegel demontiert werden, damit es passt. Aber wir sind froh, denn wir zählen auf der Fahrt tatsächlich 18 lange Tunnel.
Wir kommen an die Grenze. Es geht mit Handgepäck durch die Polzeiausreisekontrolle. Der Bus fährt auf einem anderen Weg über die Grenze und bevor wir zum georgischen Zoll kommen, müssen alle Passagiere ihr Gepäck ausladen. Auch unsere Räder? Ja klar alles. So stehen wir mit einem demontierten Fahrrad und 13 Gepäckstücken beim Bus. Damit 1 km zu Fuß zum Zoll? no way!
Wir verzichten auf die Weiterfahrt mit dem Bus und montieren und beladen unsere Fahrräder. Wir hoffen, dass wir wie bei der Einreise einfach durchgewunken werden. Falsch gedacht! Wir müssen uns dem Fußvolk anschließen und als wir am Zoll ankommen trifft uns fast der Schlag. Vor uns sind hunderte kreischende vollbeladene Menschen, die alle durch den Zoll wollen. Manche haben einen Einbauherd dabei, andere rießen Ballen mit Stoffen. Der Hammer: die Gepäckwägen passen nicht an der Abschrankung vorbei und werden über die Köpfe der Wartenden zurückgereicht. Selten so ne Fehlplanung gesehen!
Es wird gedrängt und gedrückt was das Zeug hält. Es bleibt uns nichts anderes übrig als in dem „Fluß mitzuschwimmen“. Nach ca. 1 Stunde bekommen auch wir dann unsere Stempel in den Pass und dürfen wieder losradeln. Endlich wieder „on the road.“

unsere Fotos zur Türkei 2013:

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Georgien 2013

Die Einreise nach Georgien verläuft ohne Probleme. Als Europäer benötigt man kein Visum. Lediglich die Zöllner beschäftigen sich mit uns. Sie wollen wissen ob ein Mercedes besser ist als ein BMW. Es stellt sich heraus, dass einer der Zöllner einen BMW X5 fährt. Wir reden noch eine Weile über deutsche Autos und es geht weiter.
Die Georgier lieben es zu grüßen, sei es mit Worten oder mit der Autohupe. Die Straßen sind gut, aber es herrschen indische Verhältnisse, was die Kühe betrifft. Sie dürfen sich völlig frei bewegen und verursachen schon mal einen kurzen Stau und sorgen für Verwirrungen. Das Klima hat sich völlig verändert. Es ist schwül. Die Natur prächtig grün und es gibt sehr viele Zitrusbäume, Bananenbäume, Palmen, Eukalyptus, Kiwis, Feigen, Granatäpfel usw. Einige Früchte kennen wir noch nicht.

Wir machen einen Tagesausflug in die Berge, entlang des Kintrishi Flusses, von Kobuleti nach Khino.

Georgien Weg nach Khino

Es ist wunderbar, das Tal wird immer enger. Überall gibt es Wasserfälle, Farne und Moose- traumhaft. Die Fotos sprechen für sich.
Batumi die Stadt zwischen modern und alt hat uns auch sehr gefallen. Viele Türken kommen hierher um Party zu machen. Wir genießen einfach das Meer und baden.
Es wird viel gebaut und wir reden mit einem Handwerker, der uns erzählt dass man im Schnitt ca. 2 Euro in der Stunde verdient.

Wir radeln die Küste entlang in Richtung Türkei um später wieder nach Georgien zurückzukehren.

unsere Fotos Georgien Teil 1:

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Ukraine 2013 – Teil 2

Dieses Mal erfolgt die Einreise in die Ukraine ohne „Probleme“. Der Grenzbeamte schaut auf den Tageskilometerstand beim Tacho von Martin, streckt den Daumen nach oben, meint „very good“ und winkt uns durch.
Vor der Millionenstadt Odessa nehmen wir über „warmshowers“ Kontakt mit Nils einem englisch sprechenden Ukrainer auf.

Weg nach Palivka

Noch am Abend treffen wir bei Nils in Palivka ein und können unser Zelt dort im Garten aufbauen. Wir führen sehr interessante Gespräche und kochen zusammen. Es stellt sich heraus, dass dieser Teil der Ukraine vor allem von Russen bewohnt wird. Während westlich der Karpaten russisch nicht sooo gerne gehört wurde, ist es hier genau wieder andersherum. Fast jeder spricht russisch und in und  um Odessa sieht man auch viele russische Touristen.

Odessa

Am Tag darauf radeln wir in die Großstadt Odessa mit der schönen Kathedrale, den vielen Parks und der Standpromenade. Agnès fühlt sich besonders wohl, da die Stadt französischen Flair hat, mit ihren vielen Passagen und der Architektur.
Es ist mal wieder Wochenende und wie jedes Mal sehen wir viele Hochzeitspaare. Die Hochzeiten scheinen ein Vermögen zu kosten, denn es werden Oldtimer und Luxuslimousinen angemietet – mit Kennzeichen „just married“. Fotoshooting an besonders schönen Orten ist Standart. Danach geht es zur Party in einen angemieteten Saal, Liveband natürlich inklusive.

Wir sehen zum ersten Mal das schwarze Meer und sind schon irgendwie stolz in fast 6 Wochen hierher – 2.904 km – geradelt zu sein.
Auf ein Bad im Meer verzichten wir erst einmal. Es ist uns einfach zu voll. Die Leute stehen Schulter an Schulter.

Der Aufenthalt in der Ukraine hat uns sehr gefallen, denn die Leute sind sehr herzlich und hilfsbereit. Nicht selten schenkte man uns Obst und Getränke und war interessiert über unsere Reise.

Wir wollen die Fähre nach Georgien nehmen und machen uns am Samstag 17.08.13 auf die Suche nach der Fährstation.
Nach langem Hin und Her finden wir die Ablegestelle. Wie uns dort gesagt wird ist es jedoch nicht möglich dort die Tickets zu kaufen. Nach nochmals langem Hin und Her finden wir dann 2 km entfert die Ticketverkaufsstelle, welche mittlerweile geschlossen war. Am Sonntagfrüh ab 9 Uhr war es möglich die Tickets nach Poti / Georgien zu kaufen. Boarding sollte ab 12 Uhr erfolgen. Tatsächlich war es dann so, dass wir erst gegen 16 Uhr an Bord durften. Die Beladung des Schiffes dauerte dann noch bis spät in die Nacht. Es werden unzählige LKWs, Züge, Pkws und unsere kleinen Räder mitgenommen. Wann wir ablegten wissen wir nicht, denn da haben wir schon geschlafen.

Wir genießen die Zeit auf der Fähre (3 Nächte) mit schöner Kajüte mit Blick auf das Meer, Vollpension und Dusche.
Wir lernen Alp, einen Kirgisien-Fan, kennen, der uns von seinen Reisen erzählt und wir verstehen uns gut.
Das Wetter ist nach wie vor gut und von einem Wellengang ist nichts zu spüren.
An zwei Tagen sehen wir Delphine. Einmal kommt ein ganzer Schwarm auf das Schiff zu, dann schwimmen und springen sie nebenher.

Heute schon Schwein gehabt?

Wir sind schon fast auf der Fähre als uns ein großer Truck auffällt, der etwas abseits abgestellt wurde, und der in der Mittagshitze  das Fährhaus mit seinem Geruch überzieht. Aus dem Truck ertönt lautes Gequieke. Ein Schweinetransporter! Der will doch nicht etwa auch auf die Fähre?
Es ist Abendstimmung und wir sitzen auf dem Panoramadeck. Ein deja vue! derselbe Geruch – dasselbe Gequieke!
Der Schweinetruck ist 50m vor uns, ganz am Ende der Fähre auf Deck 2!
Wir diskutieren mit Alb darüber, ob man nicht den Tierschutzverein oder die EU mit einem kleinen Video über diesen schrecklichen Tiertransport informieren sollte. Das Gequieke geht einem richtig unter die Haut.
Mittlerweile geht die rotglühende Sonne hinter dem Schweinetruck unter.

Szenenwechsel: Wir gehen zum Abendessen und steuern einen Tisch an, an dem noch 3 freie Plätze sind. Unser Tischgenosse grüßt uns freundlich auf Deutsch – er stamme aus Ungarn. Kaum zu glauben, dieser nette Kerl ist der Chauffeur des Trucks?
Während den 7 weiteren Mahlzeiten, bei denen auch immer wieder Schweinefleisch serviert wird, reden wir über Schweinetransporte und werden schließlich selbst zu einer Art „Schweinetransportexperte“.

Wir wollen euch folgende wichtigen Infos nicht vorenthalten: Er transportiere 125 Schweine von Ungarn nach Georgien. In Georgien sei der Schweinepreis ca. 10 Mal höher als in Ungarn. Überall würden trotzdem Schaschlikspieße verkauft. Nun hätte er ein Problem mit der Wasserversorgung auf dem Schiff, da dies nicht richtig geregelt wäre und der Kapitän ihm für die Schweine nur 2x täglich eine halbe Stunde lang Wasser zur Verfügung stellen würde, obwohl er 3.600 Dollar für die Fahrt bezahlt hätte. Zum hohen Fährpreis meinte er, dass es keine andere Route geben würde. Die muslimischen Länder hätten ein Schweinedurchfahrtsverbot und es gäbe lediglich den Weg über das Schwarze Meer. Deshalb hätte die Schwarzmeerflotte auch ein Monopol. Keiner würde soviel bezahlen wie er. Schweinetraße? Wir dachten wir näherten uns der Seidenstraße!

Auf unsere Frage, wieso er nicht eingefrorene Schweinestücke transportieren würde, meinte er, dass er nur die „Mama-Schweine“ transportieren würde und diese zwar um Steuern zu sparen als Schlachtschweine deklariert seien, jedoch in echt für die Zucht bestimmt sind. Jede Mama würde 3 Mal ca. 13 – 15 Ferkel werfen und diese könnten nach einem halben Jahr geschlachtet werden.

Szenenwechsel 2. Tag: Nun sind es nur noch 124 Schweine. Eines wurde im Schwarzen Meer entsorgt nachdem es kolabierte!
— wir fragen uns ob es im Meer Haie gibt??

Beim Frühstück mit Schweinewürstchen (Agnès schiebt mir ihres auf meinen Teller) ist der Ungar sehr verärgert, denn für fehlende Fracht ist in Georgien eine hohe Strafe fällig. Ein Schwein wäre zu verkraften, aber mehr dürften es nicht werden, denn der Truck sei genau gewogen worden.

Papaschwein kümmert sich jeden Tag stundenlang um seine mit Ventilatoren gekühlten Mamaschweine. Der Geruch ist während der Fahrt nicht vorhanden und das Gequieke nicht mehr zu hören. Wir können den nächsten Sonnenuntergang genießen.
Wird es noch mehr tote Schweine geben oder haben die anderen Schweine Schwein gehabt?

unsere Fotos zur Ukraine Teil 2:

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Transnistrien 2013

Wir wollen durch Transnistrien reisen.

Transnistrien Wappen

Dieses Gebiet, das östlich des Dnister Flusses liegt, hatte sich 1990 von Moldavien losgelöst um weiterhin russisch zu bleiben, mit der Folge eines Bürgerkrieges von 1990 bis 1992. Der Dnister bildet die Grenze zwischen Moldavien und Transnistrien und die Verhandlungen zwischen beiden Ländern sind seit langem festgefahren. Transnistrien hat eine eigene von den Russen unterstützte Verwaltung, eine eigene Währung, eigene Flagge, usw.
(näheres siehe Wikipedia Transnistrien).

Kurz vor der Brücke über den Dnister werden wir von einem moldavischen Polizisten gestoppt. Die Brücke wäre gesperrt und es wäre kein Durchkommen. Wir Sollen einen kleinen Weg in Richtung Tighina nehmen. Dort wäre die Einreise nach Transnistrien möglich. Kurz darauf sehen wir noch einen moldavischen Soldaten der einsam und alleine einen Panzer bewacht, dann sind wir auch schon bald an der Grenze.
Es ist kein Problem die 2fache Immigrationcard auszufüllen denn wir wollen lediglich als Transit-Touristen – binnen 24 Stunden -durch das Land. Die Strecke die wir bis zur ukrainischen Grenze zurücklegen wollen beträgt ohnehin nur ca. 40 km.

Schnell sind wir in der Hauptstadt Tiraspol, wo uns ein nagelneues Fussballstadion namens „Sheriff“ mit Mercedes-Stern (natürlich auch eine Mercedes Niederlassung), ein Sheriff-Supermarkt, eine Sheriff-Tankstelle auffallen.

Tiraspol

Aus Neugier betreten wir den Supermarkt und sind erstaunt darüber, was für ein Angebot es gibt. Hier kannst du alles kaufen, vom deutschen Bioland-Müsli, über italienische Pasta bis zum russischen Kaviar.
Bei der Wechselstube im Supermarkt wechseln wir unsere moldavischen Kopeken in transnistrische Rubel.

Die Hauptstadt selbst hat breite Boulevards, große Plätze und Parks. Lenin-Statuen, Denkmäler für die im Bürgerkrieg gefallenen und Hammer und Sichel sind allgegenwärtig. Gleichzeitig bieten Luxusläden Armani, DG, usw. an.
Wir machen Pause in Andys Pizza und wundern uns über die hohen Preise, doch das Restaurant ist gut besucht. Vor allem junge Leute scheinen viel Geld zu haben, was man dann auch an den Autos sieht.

Wir radeln noch am selben Tag bis zur ukrainischen Grenze, wo uns die gestempelte Immigrationcard abgenommen wird. Die Ausreise aus Transnistrien / oder Moldavien erfolgt ohne Stempel in den Pass, so dass wir auch heute noch ofiziell in Moldavien sind.

Wir wundern uns über dieses Land und radeln mit offenen Fragen und Gedanken zurück in die Ukraine.

unsere Fotos zu Transnistrien:

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Moldavien 2013

Die Ausreise aus der Ukraine verläuft problemlos und bei der Einreise in Moldavien staunen die Zöllner über uns.
Moldavien gehört zu den ärmsten Ländern Europas und es gibt viele Gastarbeiter die in Italien arbeiten. Auch die Sprache ist sehr verwandt mit italienisch, wir verstehen schlagartig wieder einiges. In den Läden gibt es italienische Produkte und in den größeren Städten Pizzerien. Werbung, Speisekarten etc. sind in kyrillischer und lateinischer Schrift.

Uns fällt sofort auf, dass die Straßen viel besser sind als in der Ukraine und die Preise in den Läden höher sind. Dafür kann man sehr günstig entlang den Straßen bei Obst- und Gemüseständen einkaufen.

Obstand

Eine kleine Wassermelone kostet ca. 20 Cent und wir decken uns desöfteren mit Melonen ein. Die Verkäufer wohnen teilweise direkt an ihrem Feld in einer Hütte oder einem alten Schrottwagen und verkaufen von dort aus die Ware vom Feld.

Unsere Route führt größtenteils durch unbewohnte schöne Landschaft. Die Dörfer haben alle viele Brunnen aus denen man klares Grundwasser schöpfen kann – für uns ideal!

einer der vielen Brunnen

Wir radeln entlang der M14, einer super ausgebauten größtenteils ganz neuen Straße mit breitem Seitenstreifen für langsame Fahrzeuge wie wir und wir kommen gut voran. Ein Schild zeigt an, dass die Straße mit EU Geldern finanziert wurde – Italien wird wieder erwähnt. Kleine Dörfer sind allerdings für Kinder und ältere Leute zweigeteilt und diese Leute haben ihre Problem e die Fahrbahnen zu überqueren ohne unter die Räder zu kommen. Überhaupt sehen wir sehr viele überfahrene Hunde, teilweise 4 bis 5 Stück am Tag…

Wir umgehen die Millionenstadt Chisinau, trinken dafür das dort gebraute Bier.

Unser Plan ist die Weiterreise durch Transnistrien, einem von Moldavien abgetrennten autarken kleinen eigenen Staat, der jedoch völkerrechtlich nicht anerkannt ist. Wir hoffen dass wir dort einreisen können.

Fotos zu Moldavien:

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