Vietnam 2014

Vietnam – Wir haben es geschafft!

Kurz gesagt: Unsere Räder haben durchgehalten! Wir haben Ha Noi am 03.07.2014, nach 12.053 geradelten Kilometern erreicht.

Hanoi Ankunft

Wir können es selbst kaum glauben. Am 08.07.2014 jährte sich unsere Abfahrt und wir trinken in Ha Noi ein kühles „Bia Ha Noi“ darauf. Wir bekamen viele Mails von Familie, Freunden und Bekannten zum Jahrestag, die sich nun alle fragen wie es weitergehen wird. Schließlich haben wir Ha Noi als unser großes Ziel genannt. Bei unseren Planungen hatten wir uns nicht vorstellen können die Route noch weiter zu planen. Damals erschien uns dies alles ziemlich abstrakt und unwirklich. Wenn man uns unterwegs fragte, wohin die Reise geht, trauten wir uns oftmals nicht „nach Hanoi“ zu sagen.
Und nun? Nun sind wir wieder bei den berühmten „w’s“ wohin, wielange, wieso, ….Hier unsere kurzen Kommentare zu den Fragen, die man uns nun so stellt:

Wie lange noch? wir wollen auf jeden Fall den kommenden Winter im Warmen verbringen und weiter radeln. Wir haben noch viel Zeit und Lust.

Wohin soll es gehen? derzeit radeln wir nach Süden durch einen Teil Vietnams. wir wollen danach nach Laos, vielleicht nach Kambodcha, auf jeden Fall nach Thailand. In Thailand haben wir sehr wichtige schöne „Termine“. Drei unserer Töchter wollen uns, ab August, nacheinander dort besuchen. Wir freuen uns schon jetzt riesig auf ein Wiedersehen. Jetzt gilt es rechtzeitig nach Thailand zu radeln!
Danach wollen wir noch andere asiatische Länder besuchen und im Frühjahr per Flugzeug nach Istanbul reisen. Von dort aus wollen wir dann den Rückweg antreten. Auf keinen Fall wollen wir mit dem Flieger direkt nach Hause düsen.

Was fehlt euch nach einem Jahr? Am meisten fehlt uns der Kontakt zu unseren Kindern und Freunden. So ist es immer wieder schön, per Email von euch zu hören und ein wenig auf dem Laufenden gehalten zu werden. Vielen Dank!
Ansonsten gab es seit Monaten keinen Käse mehr. Agnès träumt von Camembert, Martin von Brezeln (gab es aber in Nepal in einer deutschen Bäckerei). Aber das verkraften wir noch.

Was war das schönste Land per Rad? Von der Herausforderung her, waren Armenien und Kirgistan sehr schöne Länder, mit toller Natur. Von den Leuten her ist nach wie vor der Iran unsere „number one“.

Was hattet ihr nicht geplant? Armenien war nicht geplant. Wir wollten ja durch Aserbaidchan, haben dieses Land aber wegen der hohen Visagebühren und in unseren Augen korrupten Einreiseformalitäten gestrichen.
In China wollten wir ursprünglich 3 Monate bleiben, doch die Visagesetze wurden geändert und wir bekamen nur 2 Monate. Aber nach 6 Wochen hatten wir genug, wir fuhren viel Bus und waren froh als wir in Vietnam ankamen.
 
Was für gefährliche Situationen gab es? Von der Bevölkerung her war kein Land „gefährlich“. Wir hatten diesbezüglich nie das Gefühl, dass wir einer Gefahr ausgesetzt sind. Wir hatten viel Kontakt mit der „ärmeren Bevölkerung“ und diese Leute waren sehr zuvorkommend, freigiebig und interessiert. Es gab zwar unangenehme Leute, aber die Kontakte mit ihnen waren sehr gering.
Der Schneesturm in Kirgistan, kurz vor China, war für uns sehr grenzwertig.
Mit angreifenden Hunden haben wir gelernt umzugehen.

Vietnam – Xin Chao!

Erste Eindrücke bei unserer Ankunft in Vietnam:

Yuhuu, wir werden verstanden oder besser man will uns verstehen. Die Vietnamesen lachen, sprechen uns an und nehmen Kontakt auf. An einem Tag in Vietnam lernen wir mehr Wörter als in 6 Wochen in China.

Wir heben nach der Grenze Geld ab. 2 Millionen VND in 4 Geldscheinen. Supiiee wir sind mal wieder Millionäre. (ok es sind nur ca. 70 Euro). Statt Mao lächelt uns nun Ho Chi Minh entgegen.

Werbung für „Bia Ha Noi“ steht ab der Grenze alle paar Meter am Straßenrand, hinterlegt mit Fotos von eisgekühlten Biergläsern . Bier ist das vietnamesische Nationalgetränk. Bei über 35 Grad in schwüler Hitze radeln wir an vielen Schildern vorbei, doch dann müssen wir schon bald das erste Bier testen. Dieses gibt es auch immer wieder frisch gezapft aus der Anlage.
Ansonsten gibt es Bierkisten mit Flaschenpfand, was gleich eine Menge Müll erspart.

Müll? Ist hier im Flussbett oder Straßengraben Mangelware. Echt prima. Dosen werden recycelt.

Es gibt keine Hochhäuser mehr, auch Autobahnen fehlen. Das ganze Leben scheint viel einfacher. Die Baustellengerüste sind aus Bambus. Highheels und Miniröcke wie in China – Fehlanzeige. Dafür gibt es viele Mopeds und Sturzhelmpflicht.

Das Essen ist gut, leicht bekömmlich und nicht so fettig und salzig wie in China.

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Auf kleinen Straßen radeln wir von der Grenze aus in Richtung Hanoi, vorbei an vielen Reisterrassen, durch kleine Dörfer und grüne Berge.

Vietnam_vor Pho Rang

Eine Flussdurchquerung bei einer Baustelle meistern unsere Räder mit Bravour.
Anfangs radeln wir am Roten Fluss entlang, doch die Straße ist zu klein, nicht asphaltiert und zu schlecht. So entscheiden wir uns in Richtung Süden die Hauptstraße Nr. 1 zu nehmen. Doch dazu müssen wir eine Bergkuppe queren. Nach vielen Kilometern bergauf, endet die Straße. Ab hier ist wieder mal Baustelle angesagt. Wadentiefer Schlamm!
Wir schieben, radeln, schieben wieder. Die Räder und Taschen sind völlig verschlammt, wir völlig nass geschwitzt. Dies war eine unserer schlimmsten Schlammschlachten. Wir schaffen nur 37 km in 4 Stunden.

vor Pho Rang_Baustelle

In Richtung Hanoi ist die Straße, auf den nächsten 200 km, klein aber gut und wir kommen prima voran. Der Verkehr ist mäßig. Die Natur ist sehr schön und auf vielen Feldern sieht man die Vietnamesen mit ihren Kegelhüten Reis anpflanzen. Erwachsene und Kinder rufen ihr „Hallo“ und winken. Ab und zu müssen wir einem Regenschauer ausweichen und so suchen wir Schutz unter Vordächern oder Läden und bekommen sofort netten Kontakt mit der Bevölkerung.

Leider wird die Hauptstraße ab Yen Binh, ca. 180 km vor Hanoi, wieder schlecht. Es wird gebaut und wir radeln durch Ballungsgebiete die zugebaut sind. Ja, wir nähern uns offensichtlich der Hauptstadt Hanoi und Wir können es kaum selber glauben, als wir am 3.7.14 unser Ziel erreichen.
Die Hauptstadt selbst ist übersichtlich, mit vielen Seen und Parks. Der Verkehr fließt unaufhörlich und man muss sich nur einreihen und mitfließen. Warten oder bremsen sollte man vermeiden.

Vietnam_Hanoi_Essen

Nach China geht uns hier in Vietnam alles sehr leicht von der Hand. Wir verschicken ohne Probleme unsere Winterklamotten per Post, beantragen ruckzuck ein 2-monatiges Thailandvisa, lassen das Fahrrad von Agnès reparieren und werden noch nebenher Weltmeister im Fussball. Was will man mehr? Aber wir hätten auch gefeiert wenn Frankreich gewonnen hätte….

Von Hanoi aus machen wir eine Abstecher mit Bus und Fähre zur Insel Cat Ba, südlich der berühmten, jedoch sehr touristischen Halong Bucht. Dort steht eine eintägige Bootstour auf dem Programm. Bei prima Wetterverhältnissen shippern wir am 7.7.14 mit einem Holzboot durch die Lan Ha Bay und die Halong Bucht und bestaunen die einmaligen Kalkinseln, die teilweise über 100 Meter aus dem Wasser ragen. Kajaking, Höhlenbesichtigung und Badestopps runden das Programm ab. Ein Klasse organisierter Ausflug, mit wenigen Touristen an Bord.

Vietnam_Lan Ha Bay_Grotte

Schön auch dass wir 100 Kilometer weiter südlich an Kalksteinfelsen vorbeiradeln können. Bei Ninh Binh befindet sich diese einzigartige etwas verschlafene Landschaft und wir haben ein Zimmer mit grandiosem Ausblick auf die Felsen.

Vietnam_bei Ninh Binh

Wir besichtigen einen halben Tag lang den buddhistischen Komplex „Chua Bai Dinh“, mit über 500 aus Stein gemeiselten lebensgr0ßen Arhats (erleuchtete Buddhisten), verschiedenen Tempeln mit vergoldeten Riesenbuddhas und tausenden kleinen Buddhas.

Leider wird die Hauptstraße Nr. 1 von Hanoi aus bis Ho chi Minh Stadt auf einer Länge von ca. 1.700 km ausgebaut bzw. verbreitert. Hier sind wir mittendrin zwischen Lkws, Bussen, Staub, Lärm und Abgasen. Es wird gehupt und gerast was das Zeug hält. Ziemlich atemberaubend! Wir haben uns mittlerweile Mund/Nasenschutz zugelegt und müssen unsere Kleidung jeden Abend komplett auswaschen. An zelten denken wir schon länger nicht mehr, denn wir sind froh uns in einem Hotel oder Nha Nghi (Gästehaus) abends zu erholen und wieder in Ordnung zu bringen.
So sind wir auch sehr froh, dass wir eine Klasse Unterkunft direkt am Strand vor Dong Hoi finden, wo wir uns 3 Tage lang erholen. Vom Zimmer und Balkon aus sehen wir über Palmen zum Sandstrand und zum Meer.

Vietnam_Motel vor Dong Hoi

Andere Touristen gibt es unter der Woche keine und wir haben den kilometerweiten Strand und das Restaurant für uns alleine. Der Englisch sprechende Manager und die Crew sind supernett.

Wir radeln weiter Richtung Süden und sind immer wieder erstaunt darüber was sich auf einem Fahrrad oder auf den unzähligen
Mopeds so alles transportieren lässt. So werden lebende Schweine, manchmal im 2-er Pack, einfach auf dem Gepäckträger verschnürt. Die Beine ragen in die Luft. Eine ausgewachsene Ziege wird auf dem Schoß des hinten sitzenden Mitfahrers balanciert. Unmengen Hühner und Enten werden in Bambuskäfigen auf dem Moped gestapelt, festgezurrt und los geht es. Es ist erlaubt, maximal zwei schwere oder drei leichte Personen mit einem Moped zu befördern, doch sehr oft sind ganze Familien zu viert auf einem Moped unterwegs. Bei Regen wird der Poncho des Fahrers über die hinten Sitzenden gezogen – alles in allem ein praktischer Pack.

Vietnam_Fahrrad

Wir passieren die ehemalige Grenze zu Südvietnam, auch entmilitarisierte Zone genannt. Trotz dieser Wortwahl liegen hier seit der Übernahme durch die Kommunisten immer noch sehr viele Minen versteckt – in ganz Vietnam liegen,

Vietnam_DMZ

Schätzungen zufolge, mehr als 3,5 Millionen Minen und bis zu 800.000 Tonnen unexplodierte Bomben. Jedes Jahr sterben ungefähr 1.000 Leute und ungefähr 1.700 Leute, vor allem Kinder und Angehörige der Bergvölker, werden verletzt.
Ein interessanter Artikel in der Berliner Zeitung:

http://www.berliner-zeitung.de/archiv/taeglich-werden-in-vietnam-alte-minen-gefunden–auf-feldern–in-gaerten–ein-kleiner-berliner-verein-hilft-beim-raeumen-noch-immer-bombi-land,10810590,10591638.html

Bei Dong Ha biegen wir auf die Straße Nr. 9 in Richtung Laos, also nach Westen, ab. Es wird wieder hügelig und auf der
Schwitzskala bewegen wir uns auch nach oben, denn es hat bis zu 38 Grad. Dafür sehen wir mehr Natur, die Gegend ist weniger
bebaut. Ab hier sind es nur noch ca. 80 km bis zur Grenze nach Laos.

Fotos zu Vietnam:

31_hanoi-ankunft

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Österreich 2013

9. Tag in Österreich: 102 km
Die Landschaft ändert sich schlagartig und die Berge rücken zusammen. Der Radweg ist hier super asphaltiert und wir kommen gut voran in der Landschaft mit den wenigen Orten. Schön anzusehen ist die Donauschlinge „Schlögener Schlinge“, eine 180 Grad Kurve der Donau.

Schlögener Schlinge

 

Wir wechseln mit der Fähre ein paar Mal das Ufer.

Faehre kurz vor Au

Es ist wunderschön hier und Agnès überlegt sich ob sie nicht die weitere Reisezeit hier verbringen will. Der Versuch heute in die Donau zu hopsen scheitert bei Martin kläglich, denn er sinkt in dem Überschwemmungsgebiet bis zu den Knien in den Schlamm und es bleibt nur der Rückweg. Aber ein schönes Peeling für die Füße.
Wir radeln nach Linz hinein aber irgendwie ist uns diese Stadt zu groß. Auffallend sind die vielen hunderte Sportler die im Donaupark herumjoggen, skaten, rennradeln usw. So was haben wir noch nie gesehen.

10. Tag: 98 km
Wir kommen von Oberösterreich nach Niederösterreich. Auch hier hat das Hochwasser gewütet, insbesondere da wo zwei Flüsse zusammen treffen. Die Felder gleichen teilweise Sanddünen, Brücken sind beschädigt und ein Teil des Dammes ist nicht befahrbar. Wir radeln hauptsächlich auf dem Damm, haben aber konstanten starken Gegenwind (eigentlich schon seit Tagen…)
Es ist zwar heiß aber durch Fahrtwind und Gegenwind ganz angenehm.

11. Tag: 83 km
Der heißeste Tag bisher – 38 Grad Mittags. Wir besuchen in Melk das weltkulturerbe der Unesco, das Benediktiner-Kloster. Wir sehen viele Japaner, die vor einem Ortsschild diskutieren und nichts verstehen. Ob es uns auch bald so gehen wird?
Weiter geht es in die superschöne Wachau, mit seinen sanften Hügeln.

Wachau

Die Landschaft ist einzigartig – Marillenernte, viele Weinberge, Felslandschaft und kleine Dörfer mit italienischem Flair. 4 Portionen Eis waren zuwenig, also ab in die Donau zur Abkühlung!
Wir sehen von Bibern angenagte Bäume, doch statt Biber sehen wir kurz vor Tulln ein Fischotterpaar im Wasser und zu Lande. Voll süß.

Fischotter vor Tulln

12. Tag: 80 km
In Tulln ist die Minoritenkirche sehr schön anzuschauen – überhaupt ein ruhiges Städtchen. Dann geht es zum Klosterneuburg.

Schon früh am Mittag sind wir in Wien. Was uns auffällt ist die Party-Meile entlang der Donau. Da geht es abends sicher gut ab. Auch gibt es nirgends ein Fleckchen Beton das nicht mit Graffity besprüht wurde.

Das Radnetz ist hervorragend und es macht Spass durch Wien zu düsen. Wir gehen auf den Campingplatz „Neue Donau“ und verbringen den Mittag und Abend ohne Gepäck in der Stadt.
Das Pflichtprogramm, wie der Prader, Stephansdom und Peterkirche ist sehr beeindruckend.

Wien by night

Beim Abendessen fährt ein Konvoi Fahrradfahrer unter Polizeischutz und lauter Musik (Boxen auf den Rädern fehlen uns noch) an uns vorbei und die Kellnerin erzählt uns, dass es jeden Freitagabend so eine Fahrradtour durch die Stadt gibt. Heute wären die „Normalen“ unterwegs, aber ab und zu würde der Konvoi auch aus Nacktradlern bestehen!
Am nächsten Morgen ist unser Zelt von Franzosen umlagert. Ca. 50 Jugendliche waren nachts, unbemerkt von uns, angereist.

unsere Fotos zu Österreich:

01-schon-in-vietnam

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