2019 Slowakei

Am 6.6.2019 kommen wir wieder in „Euroland“. Nach der Grenze geht es angenehm bergab und wir folgen dem Radweg entlang des Kysuca Flusses nach Cadca. Kurz nach Cadca finden wir einen wunderschönen Platz für unser Zelt, oberhalb des Radwegs auf einer Wiese, wo wir in der Dämmerung mehrere Rehe und sogar einen Hirsch bewundern können.

Zeltplatz bei Klubina

Tags darauf geht es, durch ein größeres Waldgebiet auf Schotterwegen, stetig bergauf, bis wir auf 920 m Höhe bei Sedlo Demanova ankommen. Wir finden eine Quelle und freuen uns über diese Erfrischung, denn uns ist ziemlich heiß. Von hier oben aus hat man eine wunderbare Sicht auf die Berge der Hohen Tatra. Dort sind noch deutlich Schneefelder zu erkennen.

Die Campingplätze die wir am Orava See aufsuchen gefallen uns alle nicht. Sie sind uns zu eng oder zu uneben und zu dicht an der Hauptstraße und die Betreiber sind nicht freundlich. So radeln wir weiter bis wir einen wunderschönen Platz oberhalb des Orava Sees finden – mit Panoramablick auf die Berge und auf den See. Besser gehts kaum.

Zeltplatz beim Orava See

Am nächsten Morgen treffen wir einen belgischen Radler, der uns begeistert erzählt, dass die Strecke, die nördlich der Hohen Tatra durch Polen führt wunderschön sein soll. Wir ändern kurzerhand unsere Pläne und schlagen den Weg in Richtung Polen ein. Es lohnt sich wirklich, denn die Strecke führt durch den Ort Chocholow mit seinen tollen verzierten Holzhäusern. Jedes Haus ist einmalig, oft verziert mit Schnitzereien. Die Bewohner treffen sich an diesem Tag bei der Kirche, denn es findet eine Hochzeit statt. Alle, ob jung oder alt, tragen bunte traditionelle Trachten und wir staunen über die Schönheit.

bei Chocholow/Polen schöne Holzhäuser

 

Ab Nowy Targ folgen wir dem Dunajec Radweg und schlagen mittags unser Zelt auf dem Campingplatz Leg vor Frydman auf. Da wir ursprünglich nicht vor hatten nach Polen zu reisen, haben wir keine Zloty dabei, doch kein Problem, denn unsere Euro werden gerne
genommen. Der Campingplatz Leg am Bergfluss gelegen hat eine schöne Atmosphäre: freie Platzwahl, Feuerstellen bei den Plätzen, Imbiss- und Biergarten. Wir knüpfen nette Kontakte und verbringen einen unterhaltsamen Abend.

Gleich hinter dem Campingplatz nehmen wir den idyllischen Radweg entlang des Stausees, der, wie sich nach einigen Kilometern herausstellt, leider noch nicht ganz fertiggestellt ist.

hier endet unser Radweg. Gepäck abmachen und alles im Klettermodus rübertragen.

Die Idylle endet abrupt, denn wir müssen unsere Räder mühsam über dickste Kieselsteine schieben und eine steile Engpassage meistern. Dazu müssen die Gepäcktaschen abgehängt und 100 m weit getragen werden. Zum Schluss hieven wir unsere Räder zu zweit über das steil abfallende Gelände. Doch irgendwann endet die Baustelle und bald darauf erreichen wir das Touristendörfchen Cerveny Klastor, das sich wieder in der Slowakei befindet. Klar, dass wir uns nun eine leckere Pizza verdient haben.

Leider endet dieser Tag, der 9. Juni, mit Schreck, denn wir erfahren, dass wir aus familiären Gründen die Rückreise antreten müssen. So radeln wir noch weiter über Kezmarok bis Propad, wo wir den Zug nach Bratislava und Wien nehmen. In Wien übernachten wir in einer Art Hostel und fahren tagsdarauf mit dem Zug weiter bis nach Hause.

Fotos zur Slowakei:

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2019 Tschechien

Pilsner Urquell und Co
Trotz des fürchterlichen Regentages am 9. Mai starten wir tags darauf. Es geht wieder los und wir sind froh! Von Zuhause aus radeln wir ins Killertal und überqueren bei Sonnenschein die Schwäbische Alb. In Erpfingen haben wir die größten Steigungen gemeistert. Unsere erste Nacht auf der Alb im Aldi-Zelt ist fantastisch, denn wir fallen müde in die Schlafsäcke.
Es geht danach die schöne Radstrecke das Große Lautertal hinab.

Lautertal

Der Raps blüht, die Wiesen sind saftig grün und die Felswände im Lautertal sind einfach klasse. Am Radweg der Donau entlang wimmelt es von Enten, Gänsen und Vögeln. Agnès sieht sogar einen blauen Eisvogel.
Wir haben drei Begegnungen geplant. Einen Besuch in Langenau und München bei unseren Kindern und einen bei den Radlern „Liegebummler“ in Unterföhring, die wir in Australien 2014 kennengelernt haben. Es sind wunderschöne Abende, die wir sehr genießen – noch dazu werden wir jedes Mal lecker bekocht!:-)

Isarauen am Isarradweg

Entlang des Isarradweges radeln wir durch viele Auen bis zur Isarmündung, finden jedoch den Radweg bis zur tschechischen Grenze nicht und schieben völlig umsonst – über Stock und Stein – unsere Räder über einen 717 m hohen Berg. Am 20. Mai erreichen wir die tschechische Grenze und folgen ab hier den Radwegen, die mit gelben Nummerschildern prima markiert sind.

Radwege in CZ

Tschechische Republik
Von der Grenze aus führt der Radweg Nr. 3 bis Prag. Schnell merken wir, dass das Hauptziel dieser Radwege darin besteht einen vom schweren Autoverkehr fern zu halten, denn es geht über bessere Wanderwege, Wiesen und Schotterpisten. Aber immerhin sind 65 Prozent dieses Weges scheinbar asphaltiert. Doch für uns ist es gut so, denn wir haben Zeit und sind froh von den Autos weg zu sein.
Wir besuchen Domažlice mit seinen schönen Altstadthäusern und den Arkaden unter denen wir trocken bummeln können, denn es regnet den ganzen Tag. Da haben wir uns doch wirklich ein leckeres Essen verdient. Schweinebraten mit Sauerkraut und böhmische Knödel für 5 Euro? da kann man doch wirklich nicht Nein sagen. Dazu ein Pilsner Urquell….mhhh.

Domazlice-Hotelrestaurant Sokolsky dum

In Pilsen – wo das Pilsner Urquell herkommt – haben wir eine Zusage bei den Warmshowers Jaros und Victoria erhalten. Es ist schön, den Abend mit den Beiden in einer gemütlichen Kellerbar zu verbringen und bei interessanten Gesprächen erfahren wir einiges über Land und Leute. Auch die Stadt gefällt uns, leider ist die Kathedrale geschlossen.

Pilsen

Die holperigen Radwege fordern ihren Tribut. Kurz nach Pilsen funktioniert bei Agnès Rad nur noch ein Ritzel. Wir zelten in der Nähe eines Fahrradladens auf einer großen Wiese und sind gespannt, ob es am nächsten Tag leicht repariert werden kann.
Glück gehabt! Tags darauf stellt der tschechische Mechaniker fest, dass sich lediglich die Halterung des Umwerfers leicht verschoben hat.
Den sehr schönen Campingplatz „Ostrov“ (6 Euro gesamt) finden wir in Zadni Treban, direkt am Fluss Berounka. Wir bauen unser Zelt direkt am Flussufer auf. Die meisten Campinghütten sind vermietet und die Tschechen verfolgen mit Spannung das Eishockeyspiel Tschechien – Deutschland, das sie knapp gewinnen.
Ein Klopfen zur frühen Morgenstunde weckt uns. Agnès denkt es sind Enten die mit unseren Wasserflaschen spielen. Bald stellt sich heraus, dass ein Schwarzspecht auf eine Weide hämmert, die direkt neben unserem Zelt steht. Der fleißige Arbeiter löst ganze Rindenstücke ab und hämmert unermüdlich weiter. An Schlaf ist nicht mehr zu denken….

Camping Ostrov vor Prag

35 km weiter sind wir auf dem Prager Yachtclub Camping. Von hier aus können wir ohne Gepäck gemütlich Prag erkunden. Sehr beeindruckend ist für uns die St. Vitus Kathedrale, die Burg und der Palais Schwarzenberg mit unzähligen in Stein gemeiselten  Ornamenten.

Prag-Tanzendes Haus

Prag mit dem Rad wieder zu verlassen gestaltet sich ziemlich einfach – wir folgen dem Radweg Nr. 7 entlang der ruhigen Moldau, bis Melnik, wo sie in die Elbe mündet.
Da wir in den Naturpark „Sächsische Schweiz“ möchten, ist Decín, eine Kleinstadt im Norden Tschechiens unser nächstes Ziel. Es geht schön flach entlang des Elbufers und ruckzuck sind wir 104 km geradelt. Wir steuern das Bike Camp an (9 Euro/gesamt), welches ziemlich unromantisch unter 3 Brücken liegt. Wie kann man nur auf die Idee kommen hier einen Campingplatz anzulegen? Doch der Platz ist sauber, hat genügend Duschen, überdachte Tische und Bänke und eine kleine Küche mit Kühlschrank.

Decin Bike Camp

Im Bike Camp treffen wir auf andere Radler, die meisten mit Leichtgepäck oder Gepäcktansfer und ohne Zelt, da jede Menge Holzhütten angemietet werden können. Nicht so Kai und Jonas, die aus Hamburg kommen und entlang der Elbe bis mindestens nach Dresden fahren wollen, sie sind wie wir als „heavy loaded“ Radler unterwegs. Wir tauschen uns nett aus und verstehen uns gut. Doch am nächsten Morgen geht es weiter.

Unser mühsamer Abstecher in die Tyssaer Wände auf 600m, eine Felsenstadt im Westen der Böhmischen Schweiz, hat sich gelohnt. Schöne Wanderwege führen durch das Felsenlabyrinth aus Sandstein. Zu dieser Jahreszeit ist die Kasse noch geschlossen und es sind kaum Touristen unterwegs. Tolle Steinformationen, ausgewaschene Löcher und Spalten haben sich hier seit der Kreidezeit gebildet.

Tyssaer Felsenlabyrinth

Es geht nun lange bergab, über die Grenze, zurück nach Deutschland. Viele Alkoholläden, Frisöre, Pediküre, Casinos, Blumen- und Holzwarenläden zieren die Straße auf tschechischer Seite. Einen Urlaub in Vietnam könnte man sich sparen, wenn man von Laden zu Laden ginge – alles gibt’s hier zum „super Preis“.

Die Festung bei Königstein lassen wir links liegen und radeln entlang der Elbe duch Bad Schandau, einer sächsischen Kurstadt. Martin ist es hier einen Tick zu „perfekt“, zu ordentlich, fast kleinbürgerlich. Aber wir wollen ja in den Nationalpark Sächsische Schweiz zu den Schrammsteinen und somit müssen wir da durch. Leider schüttet es in der Nacht wie aus Kübeln und am nächsten Tag sind die bizarren Felsen in Nebel gehüllt. Wir verzichten auf die geplante Wanderung, da man nicht viel sieht und das Wetter sich leider nicht bessert.

Nationalpark saechsische Schweiz Schrammsteine

Wir radeln weiter zum Prebischtor. Dieses Felsgebilde ist die größte natürliche Sandstein-Felsbrücke Europas. Mit einer Spannweite von über 26m gehört es zu den herausragendsten Steindenkmälern des Elbsandsteingebirges. Nach einer Wanderung bis zum Hotel „Falkennest“, in unseren knallgelben Regenüberziehern für die Schuhe, picknicken wir an einer schönen überdachten Stelle.

Wanderung zum Prebischtor

Gestärkt geht es weiter zur Kamnitzklamm, einer Felsenschlucht, die in der Böhmischen Schweiz in Tschechien liegt. So langsam lässt der Regen nach. Die Wanderung durch die Klamm lohnt sich, denn es ist unglaublich grün – Moose, Farne, schöner Wald und dazwischen der klare Bach.

Kamnitzklamm

Wir beschließen wieder auf den Bike Campingplatz in Decín zu gehen, da wir dort Möglichkeiten haben unsere Ausrüstung zu trocknen und es eine Küche gibt. Irgendwie kommt es dann dazu, dass wir uns auf diesem unromantischen Campingplatz ganz wohl fühlen und gleich nochmals zwei Nächte bleiben.

Am 30. Mai, es ist Vatertag, geht es bei blauem Himmer weiter, entlang der Ploucnice (Polzen) bis nach Kamenicky Senov Stadt im Böhmischen Mittelgebirge. Dort befindet sich ein weltberühmter einzigartiger Basalt Felsen namens Panska Skala. Die 20m hohen
Basaltsäulen ragen aus einer unglaublichen Tiefe von 30km (!) fast senkrecht empor und sind so um die 30 Millionen Jahre alt. Eine fantastische Kulisse!

Basalt Felsen Panska Skala

Auch die über viele Hügel führende Fahrt durch das Böhmisches Paradies, eine Mittelgebirgslandschaft im Nordosten Tschechiens, ist lohnend. Geprägt ist die Landschaft vor allem durch Felsenstädte aus Sandstein, Pinienwäder und Seen. Nach kurzer Suche finden wir in der Nähe von Jicín die Prachauer Felsen, einem enormen Labyrinth schlanker Sandsteintürme und -pfeiler, die gerne von Kletterern genutzt werden.

bei Jicín-Prachauer Felsen

Am Abend zelten wir auf einer großen Wiese unterhalb der Burg Trosky und unternehmen nachdem das Zelt steht noch einen Ausflug zu einem nahegelegenen Kiosk, bei dem es kühles Pilsner Urquell und Pommes gibt. Der Wirt spendiert noch einen Schnaps und wir fallen in unser Zelt.

bei der Burg Trosky

Seit Anfang Juni ist das Wetter richtig klasse. Sonne, blauer Himmel – günstiges Eis. Doch nachmittags ziehen regelmäßig Gewitterwolken auf und wir sind froh wenn wir verschont werden. Es sind auch immer mehr Motorradfahrer unterwegs – den Rekord bilden ca. 30 Motorräder, die uns überholen und sich im nächsten Dorf zum Gruppenfoto sammeln. Der anschließenden Weiterfahrt geht ein Höllenspektakel voraus, denn alle 30 Fahrer drehen gleichzeitig im Stehen das Gas auf und lassen ihre Maschinen mehrere Minuten lang
„surren“.

Die nächste größere Stadt die wir besuchen ist Olmütz (Olomouc), Sitz eines Erzbistums. Sie war bis ins 17. Jahrhundert das historische Zentrum Mährens und entsprechend viele historische Häuser, eine Kathedrale, viele Kirchen und ein imposantes Rathaus können besichtigt werden – alles in prima renovierten Zustand.

Olomouc-Trinity Saeule

Die ersten Bergzüge in Richtung Slowakei sind nun klar erkennbar und in Roznov sind wir nur noch 25 km,auf einer Höhe von 380m, von der Grenze zur Slowakei entfernt. Direkt hinter dem Campingplatz verläuft ein schöner Radweg der uns langsam in die Berge führt, doch nach 12km endet. Der Anstieg ist human und wir passen auf, dass die riesigen Trucks, die ebenfalls die Grenze passieren wollen uns nicht zu nahe kommen. Oben auf 820m Höhe erreichen wir die Slowakei und genießen während unseres Picknicks die tolle Aussicht über die Wälder.

bei der slowakischen Grenze

Fotos zu Tschechien:

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Route Spanien-Portugal 2018

Hallo zusammen!Wir sind wieder zu Hause.Spanien und Portugal waren Klasse. Vor allem Portugal! Insgesamt sind wir knapp 4.000 km, also sehr gemütlich, geradelt. Schön wars!!

Route Spanien 2018:


Route Portugal 2018:

 

Mit dem Flugzeuge nach Valencia, zurückgeflogen von Lisabon.

Portugal 2018

Algarve

Sehr schnell stellen wir fest, dass uns Portugal etwas besser gefällt. Es ist einfach ursprünglicher, weniger Zäune und mehr Natur, selbst im Süden der Algarve, wo sich in der Hauptsaison etliche Touristen tummeln. Auch liegt deutlich weniger Müll am Straßenrand als in Spanien.
Wir bummeln durch Tavira, mit seinen gefliesten Hausfassaden, mächtigen Steinbrücken und schönen grünen Parks. Alles blüht! Die Küste ist an diesem Abschnitt sehr flach und es weht ein ordentlicher Wind über die vielen Golfplätze, die überwiegend von Engländern bespielt werden, die hier in Kolonien leben. Auch die Supermärkte führen viele englische Produkte.

Bacalhau

Wir wollen die komplette algarvische Küste abradeln und viele Buchten und Strände besuchen.
Die rotfarbene Steilküste beginnt in Quarteira, wo wir zwei Nächte bei Joao (warmshowers.org) bleiben.
Weiter westlich, in Benagil, spazieren wir oberhalb der malerischen Klippen und bestaunen die Felsformationen die Wind und Meer geschaffen haben. Felsbögen, steile Schluchten, Grotten und Höhlen, die man mit dem Boot befahren kann. Die Küste ist hier wild und nicht zugebaut.

Benagil

Aus dem Touristenrummel sticht das kleine Fischerdorf Alvor heraus, wo jetzt in der Nebensaison fast nichts los ist.

Freunde haben uns den kleinen Ort Salema empfohlen, was sich als wirkliches Highlight entpuppt. Wir wandern zu wunderschönen einsamen Stränden, von Bucht zu Bucht, finden Abkühlung im super klaren Meer und auf dem schattigen Eco Camping Salema, wo wir uns leckere Fischsteaks bruzzeln und mit kaltem Vino Verde vertilgen.

Salema

Vila do Bispo entwickelte sich zu einem alternativen Dörfchen, mit netten Cafes und einem klasse Marktladen, wo wir uns mit leckeren Queiso de Cabra Curado und Orangenblütenhonig eindecken. Von da sind es nur noch wenige Kilometer bis Sagres und Cabo de S. Vicente dem westlichsten Punkt der windumtosten Küste.

in Vila do Bispo

Überhaupt bläst der Wind vorwiegend aus Nordwest, so dass wir uns zur Erholung immer wieder leckeren prtugiesischen Kaffee (Bica für ca. 60 Cent) mit kalorienreichèn Pastel da Nata gönnen müssen.

Pastel de Nata

Der absolute Höhepunkt ist für uns der Küstenabschnitt zwischen Sagres und Odeceixe mit den vielen Steilküsten und Buchten dazwischen. Auch große Strände für Surfer sind dort zu finden. Es ist wenig bebaut und wir machen wunderschöne Wanderungen entlang der Küste, wo zu dieser Jahreszeit alles prächtig blüht. Nicht versäumen sollte ein Portugalreisender die Steilküste um Carrapeira, wo wir eine größere Wanderung machen. Auch bei Amoreira bietet uns die Küste atemberaubende Ausblicke.

Carrapateira

Bei Odeceixe bildet der Rio de Seixe die Grenze zu der portugiesischen Provinz Alentejo. Wir haben die Wahl mit vielen anderen Touristen im Meer oder im Fluss zu baden.

Fotos zur Algarve:

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Südwestportugal (von Odeceixe bis Lissabon)

Wir radeln durch uralte Eichenwälder, deren Rinde noch zu Kork verarbeitet, also abgeschält, wird. Immer wieder stoßen wir auf kleine Fischerdörfer, wo der Fischfang noch vom winzigen Boot aus betrieben wird. Überhaupt gefällt uns dieser Küstenabschnitt bei den Orten Azenha do Mar, Zambujeira, Vila Nova de Milfontes ganz besonders, denn die Küste ist unheimlich wild und steil. Kleine ruhige Sandstrände sind trotzdem leicht zu erreichen. Wir wandern viel auf kleinen Küstenwegen. Da sich der Sommer verspätet hat, steht alles in einer wunderbaren Blütenpracht.

Azenha do Mar

Von Vila Nova de Milfontes bis Sines finden wir die Küstenstraße super, denn Agnès ist für ein Bad in den Wellen stets bereit. Für Martin ist nach einem Sturz auf den Asphalt erst einmal eine Badepause angesagt. Doch eigentlich findet er das Wasser eh zu kalt….

Bis Troia fahren wir durch eine verkehrsarme Gegend in der duftende Pinienwälder und Lagunen das Bild prägen. In Troia setzen wir mit der Fähre nach Setubal über, wo wir in Portugal unseren zweiten Warmshower-Gastgeber Paolo treffen. Gemeinsam besuchen wir abends das tolle Konzert des Palo Alto Chamber Orchestras mit 35 Musikern. Eine klasse Aufführung der einzigartigen Geiger, Chellonisten und Bassisten.

Am nächsten Tag führt uns Paolo durch die mit alten Kacheln verzierte Markthalle, durch die schöne Altstadt und den Hafen, bis wir nach einem Bica und Pastell de Nata weiter reisen.

Markthalle in Setubal

Die Küste nach Setubal ist leicht bergig, belohnt uns aber mit schönen Ausblicken auf die kleinen Buchten und Strände. Ein großer Abschnitt dieser Straße ist auch für den Autoverkehr gesperrt und wir genießen unsere Ruhe.

bei Setubal

Am 22.6. kommen wir in Lissabon, der Hauptstadt Portugals, an. Wir halten uns nicht lange auf, denn da wir Anfang August von Lissabon zurückfliegen, wollen wir die Stadt später besichtigen. Jetzt steuern wir den Bahnhof an und lösen zwei Zugtickets nach Porto für je 25 Euro (mit Rädern).

Wir wollen den portugiesischen Jakobsweg, den etwa 250 km langen Wanderweg, von Porto bis Santiago de Compostella mit unseren Rädern bepilgern und sind selbst gespannt ob und wie das gut gehen wird.

Kunst in Almada

Fotos zu Südwestportugal:

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Portugiesischer Jakobsweg/ Fatimaweg

„Bon camino, bon camino“ hören wir erst nur vereinzelt. Doch je näher wir Santiago de Compostela kommen schallt es wie ein Mantra aus den Mündern der mit Stöcken und Jakobsmuscheln verzierten Pilger.

Von Porto aus fahren und wandern wir mit den Rädern insgesamt eine Woche lang über Stock und Stein, sehen so ziemlich jede Kirche oder andere heilige Stätte auf dem Weg. Eine schweißtreibende, aber sehr gute Erfahrung. Es geht durch viele kleine Dörfer mit obligatorischem Kopfsteinpflaster, durch einsame Eukalyptuswälder, über kilometerlange Holzstege vorbei an kleinen Buchten. Viele Quellen und Brunnen säumen den Weg, so dass es immer frisches Wasser gibt.

auf dem Jakobsweg kurz nach Porto

Eine sehr abwechslungsreiche Strecke, mit nicht sehr vielen Wanderern. Einmal hoppelt es den ganzen Tag so stark, dass unser Spüli Abends nur noch aus einer Schaummasse besteht…manchmal hieven wir die Räder mit dem ganzen Gepäck über hohe Steinabsätze und Felsen. Doch wir kommen voran. Wir übernachten nicht wie die Pilger in Aubergen, sondern bauen einfach an schönen Orten, wo es uns gefällt, unser Zelt auf.

Zeltplatz im Eukalyptuswald

Ab und zu verweilen wir auch auf einem Campingplatz. Da zu dieser Zeit auch die Fußball-WM statt findet, verfolgen wir nicht ganz so pilgergemäß, das eine oder andere Spiel in einer kleinen Kneipe. So zum Beispiel in Caminha, wo wir für 8 Bier (0,2 l), 2 Steakbrötchen und 2 Thunfisch-Quiche insgesamt 12 Euro bezahlen.

Am 29.6. kommen wir in der Pilgerstadt Santiago de Compostela an, wo wir einen Gottesdienst in der gefüllten Kirche besuchen. Eine schöne Atmosphäre, da sich alle Pilger glücklich fühlen, ihr Ziel erreicht zu haben.

Santiago de Compostela

In der spanischen Pilgerstadt entscheiden wir uns der vollständigkeithalber auch noch gleich die Pilgerstadt Fatima anzusteuern, die in Portugal südlich von Coimbra liegt. Der Weg dorhin ist so gut wie gar nicht ausgeschildert. 

Sehr schön fanden wir den Küstenabschnitt südlich von Vigo (Spanien) – fast unbebaut, wild und wenig Verkehr. Eine kleine Fähre bringt uns vom spanischen La Guardia ins portugiesische Caminha. Richtung Porto entlang der Küste wird es dann ein wenig touristischer. Interessant ist, dass wir immer wieder Muschelsucher beobachten, die eimer- oder säckeweise ihre Ware aus dem Meer fischen.

nach Vigo

In Porto haben wir uns für zwei Nächte in ein Zimmer eingemietet. Von dort aus erkunden wir die schöne Altstadt und sind fasziniert von den mit alten Kacheln verzierten Gebäuden und Kirchen, dem alten Bahnhof, den vielen Plätzen und der Kathedrale. Am Douro sitzen wir am Ufer, verspeisen unser knuspriges Frango (Hühnchen) und schauen dem emsigen Bootsverkehr zu. Auf der anderen Flussseite befinden sich die vielen Portweinkellereien, wie Sandeman, Porto Cruz usw., denen wir am Tag darauf einen Besuch widmen.

Porto

Wir bleiben an der Küste bis wir vor Coimbra am Mondego-Fluss abbiegen. Wie schon zuvor immer wieder, gibt es auch hier sehr viele verbrannte Waldgebiete. Coimbra die alte Gelehrtenstadt wartet mit schönem Universitätsgelände, alten Prachtbauten, Kirchen und schattigen Parks auf. Doch nach einem mehrstündigen Bummel durch die sengende Stadt zieht es uns weiter, über bergiges Gelände bis nach Fatima.

Dieser Pilgerort erstaunt uns etwas, denn es ist nicht los. In der Walfahrtskirche sind gerade mal 5 Touristen. In Santiago waren es viele hundert. Die Kirche ist schlicht und einfach.

Fatima

Kurz nach Pombal, nach etwa 3.000 km, hat Martin seinen ersten Platten. Ein kleiner Draht der im Mantel steckt wird gottseidank schnell gefunden, denn das WM-Finale mit Frankreich steht an. Doch an eine Weiterfahrt ist erst mal nicht zu denken, denn schwarze dicke Wolken ziehen schnell auf und wir finden Schutz bei einer Kirche. Die Zeit drängt, wir wollen weiter, die Wolken haben sich verzogen. Doch oh Schreck, das Rad von Martin ist erneut platt. Ein zweites Metalldrähtchen wird gefunden, der Schlauch geflickt. Immerhin schaffen wir es noch die zweite Halbzeit und den verdienten Sieg der Franzosen zu sehen. Agnès ist Weltmeisterin und bekommt gleich viele SMS!

Batalha

Weitere schöne bekannte Städt die auf unserem Weg liegen, wie Batalha und Nazare, lassen wir uns natürlich auch nicht entgehen. Auch der günstige Campingplatz bei Paredes de Victoria, im schönen schattigen Kiefernwald, soll hier erwähnt werden. (Zelt und 2 Personen 6,80 Euro).

Nazare

Bis Lissabon ist es nun nicht mehr weit. Wir haben vor unserem Rückflug am 1.8. für drei Nächte ein Zimmer gemietet.

Lissabon:

Zunächst sind wir damit beschäfftigt uns Kartons zu besorgen, die wir dringend für den Rückflug benötigen. Die schweren unhandlichen Kartons bekommen wir im Zentrum Vasco de Gamma, im dortigen Fahrradladen. Sie zu unserer AirB&B-Wohnung, die etwa 3 km entfernt liegt zu schleppen, ist eine schweißtriefende Angelegenheit.

Die nächten Tage beradeln wir ausgiebig die schöne Altstadt, spazieren durch die Fußgängerzonen und genießen leckeres Essen. Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten, wie den Torre de Belem, das Denkmal für Seefahrer (Padrao dos Descobrimentos), das Jeronimo Kloster oder die Gegend Factory LX, erkunden wir mit unseren Rädern.

Paulo unser Gastgeber zeigt uns in der Nähe seiner Wohnung in der Wohnsiedlung Marvila einige Häuser mit sehr schönen großen Graffitis. Zusammen besuchen wir auf ein Bier die atmosphärische Bierbrauerei Dois Corvos.

Fotos Jakobsweg, Fatima, bis Lissabon:

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Fotos Lissabon:

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2018 Spanien

Fluginformation für Radreisende: Eurowings bietet 2018 eine Kreditkarte (Barclaycard) an. Wenn ihr mit dieser Kreditkarte bezahlt, könnt ihr und euer Reisepartner jeweils ein Fahrrad als Sondergepäck kostenlos mitnehmen. Zweimal 50 Euro gespart. Mit der Kreditkarte entfällt außerhalb Deutschlands die Abhebegebühr. Nach der Reise könnt ihr die Kreditkarte, wenn ihr wollt, ja wieder kündigen und so fallen keinerlei Kosten an.

Valencia:

Am Sonntag, den 29. April 2018, fährt uns unser Freund Hermann pünktlich zum Flughafen nach Stuttgart, wo wir schnell eingecheckt sind. Doch unsere französichen Freunde, die Fluglotsen, streicken mal wieder und wir können erst mit einer Stunde Verspätung starten.

Die ersten zwei Nächte wohnen wir in Valencia bei Victor, der günstig ein Zimmer über AirBnB in Zentrumsnähe vermietet. Er und seine Familie sind aus Venezuela nach Spanien umgesiedelt. Wir erfahren aus erster Hand Hintergrundinfos über Venezuela, dürfen die Küche benutzen und genießen die ersten Tag in dieser schönen Stadt.

Im Jardin de Turia

Valencia ist übersichtlich, aber sehr sehenswert, vor allem auch für Radler, denn es gibt viele tolle Radwege, wie den trocken gelegten Turia Fluss, der sich am Rande der Altstadt bis zum Strand hinzieht. Das Flussbett ist heute eine Parkanlage mit Radwegen, Sportmöglichkeiten und Freizeiteinrichtungen, inmitten toller Palmen, blühender Kakteen und selbst Baobab-Bäumen (Flaschenbäumen), Auch wir radeln viel in dem Park und besuchen von hier aus die „Ciutat de las Artes“, die Altstadt, sowie den Strand. Abends essen wir natürlich valenzianische Paella, die hier, wie könnte es anders sein, am besten schmecken soll. Neben spanisch wird hauptsächlich valenzianisch gesprochen.

Fotos zu Valencia:

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Costa Blanca und verschiedene Begegnungen:

Wir finden einfach aus Valencia raus und befahren den Radweg entlang der flachen Küste durch den Parc Natural de la Albufera bis Cullera. Erst bei Cullera wird es etwas hügeliger und vom Kap aus haben wir eine tolle Aussicht auf das Meer. Dort haben wir wieder eine Begegnung der besonderen Art – Petr aus Weißrussland wandert seit 5 Monaten auf dem Jakobsweg durch Portugal und Spanien, eine Art Sackkarren, mit selbstgebastelten Rädern und Hüftgurt, hinter sich herziehend. Petr ist behängt mit Kreuzen, Jakobsmuscheln und einem Plakat der Fatima aus Santiago.

Petr aus Weißrussland

Unseren ersten Zeltplatz in Spanien finden wir bei einer verlassenen verwahrlosten aber angenehm duftenden Orangenplantage. Ob wir weiterhin solch schöne Plätze finden werden?

Wir folgen der Küstenstraße bis Oliva, die sich durch Orangenplantagen schlängelt. In Oliva versorgen wir uns in der Markthalle mit frischem Obst und Gemüse. Es riecht herrlich nach frischem Fisch. Unser Plan ist, die Küste hier zu verlassen und durch das ruhigere, aber dafür bergige Inland zu fahren.

Auf der kleinen CV-700-Straße radeln wir in das Tal „Valle de Gallinera“, stetig bergauf. Einsame kleine Bergdörfer liegen auf unserem Weg und immer wieder können wir unsere Wasserflaschen an kalten Quellen auffüllen. Orangen-, Kirsch-, Oliven-, Mandel-, und Feigenbäume soweit das Auge reicht. Aber nur die Orangen sind reif und frühreife Kirschen. Ein schattiger Platz unter einem Olivenbaum mit klasse Aussicht ins Tal, lässt uns früh Schluss machen, denn einen besseren Schlafplatz werden wir heute bestimmt nicht mehr finden.

Val de Gallinera, unser zweiter Platz

Schnell fällt uns auf, dass die Spanier viel Wert auf kleine schön angelegte Parks legen – Palmen, blühende Sträucher, Rosen und Brunnen mit Trinkwasser. Ideal für unsere vielen Pausen.

Wir kommen in die größere Stadt Alcoy. Schon vor Tagen wollten wir hier mittels „warmshower.org“ übernachten und haben Carlos angeschrieben, doch kurz darauf wieder abgesagt, da klar war, dass wir einen Tag früher durch Alcoy radeln würden. Es ist nicht immer leicht mehrere Tage vorherzusagen, wann man wo ankommen wird. Nun radeln wir durch Alcoy, stehen an einer Kreuzung und studieren unsere Landkarte, als wir die nächste Begegnung der besonderen Art haben. Ein junger Mann kommt auf Martin zu und fragt „Martin?“. Es ist Carlos, den wir angeschrieben hatten und rein zufällig stehen wir 50 m vor seinem Haus und rein zufällig hat seine Frau Nuria uns entdeckt, woraufhin er loslief um uns abzufangen. Wir sind völlig baff! Carlos läd uns spontan zu leckerem Kaffee mit Schokolade ein und wir verbringen zwei nette Stunden mit Nuria und Carlos. Danch begleitet er uns mit seinem Mountainbike und zeigt uns eine schön gelegene ruhige Picknickstelle mit Quelle, wo wir unter Pinien übernachten.

Auf Radwegen fahren wir entlang der Sierra de la Fontanella bis Biar und genießen danach die 7 km lange Abfahrt bis Villena. Hier wimmelt es von süßen kleinen wilden Kaninchen. Auf sehr kleinen Provinzstraßen geht es weiter durch Weinbaugebiete, kaum eine Menschenseele treffend. Nach Pinoso häufen sich die Mandelmonokulturen, bevor die Gegend immer kahler und wüstenähnlicher wird. Der Weg bis zu dem gut klingenden Ort Fortuna erinnert uns eher an Filmszenen von Wüstenplaneten. Oder suchten hier in dieser trockenen, öden aber faszinierenden Gegend etwa Goldgräber ihr Glück? Überhaupt sind die Flüsse „Rios“ ausgetrocknet und Felder oder Plantagen werden mit ausgetüftelten Bewässerungskanälen versorgt.

vor Fortuna

Schlagartig säumen nach Fortuna gut riechende Zitronen-, Orangen-, Aprikosen- und Kirschenplantagen unseren Weg. Wild wachsende Nisperosbäume versorgen uns mit süßen gelben Früchten und Vitaminen.

nach Fortuna

 

Um Lorca herum befinden sich sehr viele landwirtschaftliche Betriebe, oft große Felder mit Plastiküberzug, sowie jede Menge riechender Schweineställe. Kurz danach erreichen wir wieder die Küste, wo wir in Garrucha zum ersten Mal ins klare Meer hopsen – jedoch nur kurz denn es ist ziemlich erfrischend. Doch nur kurz, denn bei der anschließenden Bergfahrt nach Carboneras kommen wir wieder schön ins schwitzen, auf jeden Fall werden wir mit prima Aussicht belohnt und wilde Widder kreuzen unseren Weg.

Wir kommen in die Landschaftsschutzzone Capo de Gata, eine zerklüftete Steilküste mit zahlreichen Einbuchtungen und Höhlen, von denen die Meeresbrandung widerhallt. Hier findet man noch die schönsten Naturstrände der gesamten spanischen Mittelmeerküste. Im Hinterland und entlang der Küste überragen Vulkanberge, mit dunklem Gestein, die Szenerie.

Wir beziehen den Campingplatz La Caleta am Rand der kleinen Ortschaft Las Negras, mit seinen weiß getünchten Häusern. Es sind kaum Touristen hier. Toll in dieser Saison zu reisen!

beim Camping Las Negras – Capo de Gata

Wir machen eine Wanderung zur nahe gelegenen Aussteigerbucht San Pedro. Dort haben sich seit vielen Jahren „Aussteiger“ niedergelassen und Steinhäuser, die sich schön in die Landschaft einfügen, gebaut. Durch eine Quelle mit Trinkwasser ist hier ein Leben möglich. Die Bucht erreicht man nur zu Fuß oder per Boot. Die „Aussteiger“ werden durch die Behörden geduldet.

Nach einem Erholungstag mit Swimming Pool, baden im Meer, bedienen der Waschmaschine, geht es auf einer Staub- und Schotterpiste weiter durch den Naturpark, vorbei an vielen schönen einsamen Stränden bis zum hochgelegenen Leuchtturm Faro de Gata mit seiner atemberaubenden Aussicht. In der einen Richtung blicken wir zurück zur zerklüfteten Steilküste, in der anderen Richtung voraus zu flachen Salzsalinen.

Campillo del Genoves

Fotos zu Costa Blanca:

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Andalusien:

Durch Almeria geht es weiter in Richtung Norden, wo wir einen Abstecher in die wüstenähnliche Landschaft bei Tabernas machen. Dort wurden aufgrund des kargen Bewuchses etliche Filme, vor allem Italowestern, gedreht. So entstand auch das Touristenziel „Texas Hollywood – Westerndorf“.

wüstenähnliche Landschaft bei Tabernas

In Richtung Granada passieren wir die Vorberge „Alpujarra“ mit seinen wilden Schluchten und Tälern, teils geht es schwitzend auf auf Schotterstraßen über 1.000 m Höhe hinauf. Es folgen wilde Abfahrten ins Tal mit seinen üppigen Obstgärten, die der Andarax-Fluss mit kühlem Wasser versorgt und in dem auch wir uns abkühlen. Im Hintergrund leuchten die Schneeberge der Sierra Nevada im blauen Himmel. Doch wir beradeln auch die etwas größere Straße A348, die durch viele Erdrutsche und Absenkungen, infolge des vielen Regens im letzten Winter, zum Teil nur halbseitig befahrbar ist.

vor Orgiva

Wir kommen am Dienstag, den 15. Mai in Granada an, wo wir bei Victor, einem Warmshowergastgeber, wohnen können. Wieder einmal ist dies eine tolle Erfahrung für uns, den Victor und seine Freundin Ester kümmern sich fürsorglich um uns. So kommt es dass wir statt zwei Nächten unseren Aufenthalt in Granada auf vier Nächte verlängern. Wir besuchen die wunderschönen Gärten Generalife bei der Alhambra,wo alles – vor allem Rosen in allen Variatonen – blüht und duftet. Der Mirador von St. Nicolas im Albaycin mit seinem herrlichen Ausblick, den Künstlern und Musikern zieht uns in seinen Bann. Dank Victor können wir auf einer über den Dächern von Granada liegenden Terrasse mit Blick auf die Alhambra das leckere Essen von „Papas Elvira“ (algerische Spezialitäten in der Calle de Elvira) genießen. Leckere Tapas die zum Bier oder Wein gereicht werden, runden den Tag ab.

Granada Generalife Gärten

Victor beherbergt zeitgleich auch den sympatischen Radler Raimond, der schon die halbe Welt beradelt und ein Buch geschrieben hat. Sehr schöne Videos sind auf seiner homepage „www.otravidaesposible.org“ zu sehen.

Bis Granada sind wir etwa 900 Kilometer geradelt und da es die Strecke in sich hatte, stellten sich bei Martin erste Beschwerden, wie Sprunggelenk- oder Sehnenscheidenentzündung am linken Fuß ein. Der Fuß sollte geschont werden. Deshalb verwerfen wir unseren gesamten Plan. Wir wählen für die Weiterfahrt eine flachere Strecke, wollen weniger Kilometer machen und wir streichen unser Fahrziel Marokko. Unser neuer Plan ist nun, dass wir längere Zeit in Spanien verbringen wollen, um danach nach Portugal zu radeln. Von dort aus soll es Anfang August einen Flug nach Stuttgart geben.

Die Weiterfahrt stellt uns auf die Probe. Martins Fuss schmerzt, der Weg ist sehr beschwerlich und schwer zu finden, da wir nicht auf der Hauptstraße fahren wollen. Noch dazu schlägt das Wetter um. Jeden Nachmittag ziehen dunkle Wolken auf und es regnet in Strömen, einmal hagelt es gar…. Ein trockener Zeltplatz ist nun schwer zu finden. Aber alles geht vorbei und plötzlich befinden wir uns wieder in einer traumhafte Landschaft – bei Antequera. Diese andalusische Kleinstadt, mit seinen kleinen engen Gassen, vielen Kirchen (23 Kirchen hat mal jemand gezählt) und den drei Dolmen, die schon vor 6.000 Jahren gebaut worden sind, lohnt einen Besuch. Der Gang des „Dolmen de Menga“ ist 27,5 m lang und wird von gigantischen Steinplatten umschlossen.

Dolmen in Antequera

Ein weiterer Höhepunkt liegt im Karstgebirge von „el Torcal“. Von Wind und Wetter geformte Felsengärten, manche in Pfannkuchenstapelform, andere senkrecht in die Höhe strebend. Wanderwege erschließen uns diese traumhafte Landschaft.

Torcal Felsengärten

Seit Antequera sehen wir große meckernde Ziegenherden. Wen wundert’s dass es nun leckeren Ziegenkäse gibt.

Fotos zu Andalusien erster Teil:

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Tolle atemberaubende Landschaften, mit viel hoch und runter, führen uns am 24. Mai zu einem weiteren Höhepunkt unserer Spanienreise: Caminito del Rey (der Königsweg). Dort wollen wir eine mehrstündige Wanderung durch enge Schluchten, auf dem für Touristen hergerichteten Instandhaltungsweg für die Wasserversorgung früherer Zeiten, machen. Der Andrang ist groß und Eintrittskarten sind für die nächsten 3 Wochen ausgebucht. Doch auf dem Schwarzmarkt, wir bezahlten dafür etwas mehr, bekommen wir noch am selben Morgen zwei der begehrten Eintrittskarten. Es hat sich gelohnt, denn die Wanderung durch die Schlucht auf Holz- und Metallstegen hoch über dem Fluß ist einmalig. Wir sehen auch immer wieder die Reste des ursprünglichen kaum gesicherten Weges, den vor Jahren noch halsbrecherische Abenteurer gegangen sind.

Caminito Del Rey

Unzählige Adler schweben majestätisch von Fels zu Fels und schauen auf uns herab. Wir beradeln danach, wie es heißt, die schönste Straße Andalusiens von El Churro bis Ardales durch den Naturpark mit bizarren ausgewaschenen Gesteinsbildungen.

Einen schönen Schlafplatz finden wir kurz nach Ardales an einem ruhigen Fluß. Wir sehen blau schimmernde Eisvögel und ein Schäfer treibt eine großes Schafherde auf der anderen Flußseite entlang. Im Fluß hüpfen Fische stromaufwärts. Wir beschließen noch eine Nacht länger an diesem Ort zu bleiben.

In Almargen wird, wie schon an einigen Orten zuvor, ein Festtag zu Ehren eines Heiligen gefeiert. Die Andalusierinnen sind festlich gekleidet, die Männer sitzen stolz auf ihren Pferden. Eine ganze Wagenparade mit bunt geschmückten Papierblumen kommt uns entgegen.

Fest in Almargen

In Sevilla, der schönen Großstadt bummeln wir etwas durch die Altstadt, verweilen aber nur kurz. Zu viel touristischer Trubel für uns. Doch die Ausfahrt aus Sevilla ist für Radler tückisch, denn ein Geflecht von Schnellstraßen umgibt die Stadt und es dauert ewig bis wir eine ruhige Passage entlang eines Flusses finden. Dies ist auch der Weg zum Nationalpark Donana mit seinen vielen Störchen, die sich ihre Nester in den Bäumen oder auf den Straßenmasten gebaut haben.

Störche im Naturpark

El Rocio, die Stadt im Sand mit Cowboyflair. Sind wir mitten in einer Filmkulisse gelandet? Wir schieben unsere Räder durch die sandigen Straßen und bestaunen die vielen Kirchen mexikanischen Stils und die Läden und Häuser, vor denen man sein Pferd, wenn man denn eines hätte, am Holzsteg anbinden kann. Jetzt ist dieser Wallfahrtsort ziemlich leer, aber an Pfingsten werden hier jedes Jahr tausende Pilger, in bunten Trachten, mit ihren Pferden erwartet.

el Rocio

Vor und nach El Rocio befinden wir uns zwischen verschiedenen Nationalparks, die von kilometerlangen Zäunen vor der Bevölkerung geschützt werden – wir kommen auf mindestens 50 km Umzäunung, die wir entlang radeln. Wir können die Straße nicht verlassen, angekündigte Campingplätze existieren nicht mehr. Starker Gegenwind bei bereits 105 km geradelte Strecke legen unsere Nerven blank. So kommt es, dass wir bei Einbruch der Dunkelheit völlig genervt einen Parkplatz neben der Straße ansteuern und dort im Halbdunkeln unser Zelt aufbauen, obwohl eine Streife der Guardia Civil uns schon dreimal passiert hat.

Schön, dass wir uns nach dieser Strapaze auf dem prima Campingplatz bei Mazagon richtig erholen können. Dort treffen wir die Schwaben Claudia und Hartmut aus dem Kreis Ludwigsburg, mit denen wir nette Abende verbringen. Hartmut mixt einen prima Sangria dazu.

Küste bei Mazagon

Wir radeln weiter entlang der Küste, das Meer immer schön auf der linken Seite. Nach 1.600 km in Spanien kommen wir nach Ayamonte, wo wir am 3.6. die kleine Fähre nach Portugal, Villa Real de San Antonio, nehmen.

Fähre in Ayamonte

weitere Fotos zu Andalusien:

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Routen 2013 bis 2015

27.510 km in 32 Ländern, wobei wir insgesamt 20 mal das Flickzeug gebraucht haben.
Am 8.7.2013 radelten wir von Herrenberg aus los. Am 26.7.2015 schlugen wir unser Zelt wieder genau an der Stelle auf, an der wir vor über 2 Jahren unsere erste Nacht verbrachten. Bei den Gönninger Seen.

2013: Von Deutschland nach Kirgistan

2013/2014: Kirgistan

2014: China

2014/2015: Vietnam, Laos, Thailand, Malaysia, Singapur, Indonesien

Route Skandinavien 2017

Hallo zusammen!

Nach 90 Tagen und 6.450 km sind wir wieder zurück. Alles lief prima. Wir freuen uns auf euch!

Dies ist unsere Route Reise zum Nordkap

Dies ist unsere Route vom Nordkap zurück nach Deutschland

Wir freuen uns wenn ihr uns auf unserer homepage begleitet!

Viel Spass

Agnès und Martin

 

2017 Schweden II, Dänemark bis Deutschland

Schweden – Hey Hey wir sind zurück

Mitten auf der Brücke befindet sich die Grenze zwischen Norwegen und Schweden, was eine dicke weiße Markierung verrät. Das ist alles. Wenige Kilometer später zieren riesige Einkaufszentren die Landschaft – das Paradies für den Norweger, der hier richtig sparen kann. Ein Einkaufszentrum wirbt mit seinen 134 Einzelläden. Auch wir freuen uns über bessere Preise und Agnès bekommt endlich ihr großes Salzlakritzeis. Auch Leichtbier, wie Pripps Blä, wird eingepackt.

Die Strecke entlang der schwedischen Küste ist sehr schön, aber rappelvoll. Norwegische und mitteleuropäische Touristen quetschen sich in die Campingplätze. Wir radeln dann doch lieber im Landesinnern weiter, wo es ruhiger ist. Beim Wasserholen reicht uns eine Schwedin frisch gebackene Kanelbullar (schwedische Zimtschnecken) – richtig lecker.

Trollhättan

Elche lassen sich leider nicht mehr blicken, doch sie sind um uns herum, wie wir unschwer nachts hören können. Ihr lautes Röhren, in der für uns neuen Dunkelheit, befremdet uns zunächst.

Trollhättan gefällt uns durch seine Wasserfälle und die schön gelegene Backsteinkirche, von der aus wir einen guten Blick auf den Fluss haben. Über kleine Straßen, vorbei an vielen kleinen Badeseen umfahren wir die Großstadt Göteborg mit Ziel nach Helsingborg. In dieser netten Stadt nehmen wir die Hybridfähre nach Helsingor in Dänemark (20 Minuten).

Dänemark: Helsingor – Kopenhagen – Rödby

Schön renovierte Häuser mit Reetdach und viele Villen reihen sich entlang der Küste. Wir radeln auf direktem Weg nach Kopenhagen, der Fahrradfahrerstadt. Die Dänen lieben ihre Fahrräder und das Radfahren. 45 Prozent aller Bewohner Kopenhagens fahren mit dem Rad zur Arbeit oder Schule/Uni.

Link: https://de.wikipedia.org/wiki/Radfahren_in_Kopenhagen

Wir besichtigen die Stadt per Rad und besuchen das Nyboder Viertel, ein Wohnquartier mit gelb-orangenen Reihenhäusern, das im 17. Jh entstand., zu einer Zeit, als der Wohnraum in Kopenhagen knapp war. Dort ließ Christian IV. außerhalb der Stadtwälle über 600 Wohnungen für Seeleute der königlichen Marine bauen.

Weiter geht es zur Frauenkirche, zum Königspalast und entlang des neuen Hafens. Immer wieder sehen wir Radler auf ihren Lastenfahrrädern, die Kinder, Ware oder fahrbare Werkstätten befördern.

Kopenhagen Neuer Hafen

Die Strecke nach Rödby ist flach, landwirtschaftlich viel genutzt und leicht zu befahren.

Deutschland

Es herrscht großer Andrang zur Fähre Rödby – Fehmarn, doch für uns und die Räder ist immer Platz. Ruckzuck sind wir in Deutschland, auf super beschilderten Radwegen. Eigentlich sind Landkarten überflüssig. Wir radeln bis Großbode, wo wir mit Claudia in Lübeck Kontakt aufnehmen. Dort wo wir unsere Reise vor 3 Monaten begonnen haben, wollen wir sie auch wieder beenden. Wegen schlechtem Wetter nehmen wir für die letzte Strecke den Zug und kommen eine Stunde später, am 28.7.2017 wieder in Lübeck an. Claudia erwartet uns mit leckerer Suppe und anderen Delikatessen, weichem Bett und heißer Dusche. Die nächsten Tage zeigt uns Claudia ihre Lieblingsplätze: gemütlicher Strandkorb in Haffkrug, wo am Aalfest sogar Zwetschgenkuchen angeboten wird, der lebhafte Hafen von Hamburg mit der neuen Philharmonie. Wir machen es uns einfach hyggelig!

Haffkrug

Statistik:

gefahrene Kilometer: 6.450 km in 90 Tagen

Pausentage: 10

Km/Tag: 80 km

Reparaturen/Platten: keine

Warmshowers: 10 Nächte

Camping: 2 Nächte

Hotel: 1 Nacht

Zeltaufbau: 77 Mal

Fotos zu Schweden Rückreise, Dänemark und Deutschland:

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Norwegen 2017

Norwegen – auf dem Weg zum Nordkap

Norwegen empfängt uns mit klarer Sicht und üppiger Sonne. Wir radeln um die erste Kurve und staunen: der erste See ist noch halb zugefroren und am Ufer liegt an manchen Stellen noch viel Schnee. Wir spazieren zum See, sinken teilweise in das morastige Sumpfgras ein, doch es lohnt sich, denn kurz darauf stehen wir am Ufer, wo das klare Wasser in allen möglichen Blautönen scheint. Die schneebedeckten Berge im Hintergrund sind nur bis zu 800 m hoch, doch wir haben den Eindruck in einer hochalpinen Gebirgslandschaft zu sein.

See gleich an der Grenze

Hier in dieser Gegend, entlang des Alto Flusses wohnen viel Samen, in abgelegenen Gehöfen, von der Rentierzucht und vom Fischfang. In den Höfen liegen Fischernetze, stehen Schneescooter und treiben sich Huskies herum. Wenn wir bei den Samen zum Trinkwasserholen anklopfen, werden wir oft hereingebeten und höflich behandelt, doch zu einem Gespräch kommt es mangels Englisch nicht.
In alten Zeiten führten die Samen ein Nomadenleben. Sie zogen zwischen den heutigen Staaten Norwegen, Schweden, Finnland und Russland umher, im Sommer nach Norden und im Winter nach Süden. Sie lebten in torfgedeckten Hütten, die mit gebogenen Holzstangen errichtet wurden oder in transportierbaren Zelten aus Birkenstangen, sogenannten Tipis.

Wir folgen dem blauleuchtenden reißenden Fluss, in dem schmelzende Eisplatten schwimmen, sowie dem kilometerlangen Rentierzaun, der auf der anderen Straßenseite errichtet wurde. Die nächsten Tage stellen wir fest, dass in der Region Finnmark noch sehr viele Seen zugefroren sind. Unglaublich viele Wasserfälle versorgen die Flüsse, Stromschnellen die wir nicht befahren würden rauschen in die Tiefe.

Kurz vor Alta geht es 8 Prozent bergab und wir kommen von der kahlen Winterlandschaft in eine mit saftigem Grün. Bis Alta können wir immer wieder in T-Shirt radeln, so toll ist das Wetter. Dies ändert sich auch nicht, als wir nach Alta wieder auf ein Hochplateau radeln müssen. Tolle Sicht auf Berge, große Schneefelder bis zu 1 Meter tief. Gut dass wir noch nicht wissen, wie das Wetter hier eine Woche später sein wird, denn diese Strecke müssen wir wieder zurück…

Eisschollen vor Havoysund

Um Alta herum entsteht dann auch das „Nordkapfieber“. Wir treffen immer wieder auf andere Radreisende die vom Nordkap kommen oder wie wir dahin wollen. Rucksackwanderer, viele Motorradfahrer und Camper haben dasselbe Ziel. Man grüßt sich oder streckt sich den nach oben gerichteten Daumen entgegen. Es kommt zu einigen Gesprächen mit den Gleichgesinnten und man tauscht sich aus. Ein Thema ist unter anderem immer wieder der ungemütliche 6 km lange sehr kalte und feuchte Tunnel der, unter dem Eismeer hindurch, nach Honningsväg führt und in dem es 3 km bergab und 3 km steil bergauf gehen soll, ohne Extraspur für Radler. Darauf haben wir absolut keine Lust!
Wir entschließen uns daher für eine Alternativstrecke. Die 889 nach Havoysund und von dort mit den Hurtigruten weiter, also schön bequem im Schiff, bis nach Honningsväg. Es ist eine landschaftlich sehr schöne und ruhige Strecke, zuerst am Meer entlang, wo wir viele Rentiere sehen und auch ein Geweih finden, das zukünftig unsere Reise begleiten wird. Bizarre Schieferfelsen prägen die Küste. Weiter geht es über mehrere Berge und bis wir nach Havoysund kommen haben wir auf den letzten 35 km etwa 1.500 Höhenmeter zurückgelegt, insgesamt radelten wir an diesem Tag 115 km. Doch das Nordkap ruft!

Wir stehen früh auf, es ist ja eh immer hell, frühstücken gemütlich in der Sonne und radeln zur Anlegestelle. Kurz nach 9 Uhr sitzen wir gemütlich im warmen Panoramadeck im 7. Stock des Bootes, zwischen all den Rentnern, die eine 2-wöchige Pauschalreise mit den Hurtigruten machen und fühlen uns etwas fremd. Gut, dass wir uns vorher noch unsere Haare frisch gewaschen haben. Nach 2 Stunden Gemütlichkeit – viele Inseln sind wie auf einer Großbildleinwand irgendwie unwirklich an uns vorbeigezogen – kommen wir auf die Insel Mageroya nach Honningsväg. Wir starten durch und nehmen die anstrengende Strecke, mehrere steile Pässe, in Angriff. Bergauf im T-Shirt, denn die Sonne knallt. Bergab in Skiausrüstung, denn es ist eiskalt. Wir treffen unterwegs den netten Schweizer Fridolin mit seinem Velo, mit dem wir eine Vesperpause verbringen. Kurz danach stehen wir vor der Abzweigung des 7 km langen Wanderweges, um an den Knivskjellodden, den nördlichsten Punkt Europas, zu gelangen. Dorthin wollten wir ursprünglich wandern, doch der Schnee macht uns einen Strich durch die Rechnung, denn der Weg liegt unter etwa 1,5 m hohem Schnee.

Wanderweg zum Nordkap

So kommt es, dass wir uns wie alle anderen für die Aussichtsplattform entscheiden und das touristische Nordkap ansteuern, was sich im nachhinein als die beste Entscheidung darstellt, denn als wir dort ankommen, scheint die Sonne und wir haben blauen Himmel! Laut Reiseführer ist das nur zu 20 Prozent der Fall! Am Einlass werden wir als Radler freundlich durchgewunken und können im Gegensatz zu Campingbussen, die 60 Euro kosten, nichts bezahlen.
Wenige Minuten später stehen wir am 18.6.17 am nördlichsten Punkt Europas, auf 71°,10′,21″, und fühlen uns gut!!Geschafft!

Am nördlichsten Punkt? Darüber streiten sich die Gelehrten.
Manche gehen davon aus, dass das Nordkap die Stelle ist, an der schwedische und norwegische König Oscar II. am 2. Juli 1873 eine Säule mit den Worten „dies sei der nördlichste Punkt“ errichten lies, andere bezeichnen als Nordkap eine Landzunge, die sich etwas westlich davon befindet und etwas weiter nördlich liegt, den Knivskjellodden. Wieder andere sagen, dass das Nordkap auf keiner Insel sein dürfe, da sich noch andere Inseln weiter im nördlichen Eismeer befinden würden.

unser Zelt über den Klippen am Nordkap

Wir wählen für unser Zelt einen einmaligen Platz mit unverbaubarer Aussicht oberhalb der steinigen Klippen mit Blick auf das Polarmeer und die Mitternachtsonne. Außer uns stehen in einiger Entfernung noch zwei andere Zelte, oben an der Plattform jedoch tummeln sich hunderte Camper und Busse. Beim Spaziergang trauen wir unseren Augen nicht, als wir einen Reisebus aus Talheim bei Horb, also unserer Nachbargemeinde, entdecken. Die Gepäckklappen sind geöffnet und mehrere Kästen deutsches Bier fallen uns sofort ins Auge und erregen unsere Aufmerksamkeit. Wir kommen mit den Busfahrern der Firma Hochstetter ins Gespräch und kurz darauf werden uns vier leckere Wulle-Biere spendiert. Der Abend ist gerettet!
Wir sitzen vor unserem Zelt in der Sonne, genießen die Aussicht, kochen lecker und haben vier Wulle Biere. Wer hätte das gedacht! Leider ziehen Wolken und etwas Nebel aus und um Mitternacht ist der Himmel bedeckt. Egal, die Mitternachtsonne haben wir schon mehrmals gesehen und werden sie bis 22.Juli bestimmt auch weiterhin ab und zu sehen.

Juhuu! am Nordkap!

Fotos durch Norwegen bis zum Nordkap am 18.6.2017:

01-Norwegen-Grenze

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Weiterreise vom Nordkap durch Norwegen bis Schweden:

Die 37 km zurück nach Honningsvag am nächsten Tag sind nass und eiskalt. Wir entscheiden uns dafür im Wanderheim ein Doppelzimmer zu nehmen. Es ist gut besucht, denn viele Motorradfahrer und Radler suchen hier Schutz, obwohl das Doppelzimmer 100 Euro (800 Nkr) kostet, was noch relativ billig in dieser Gegend ist. Auch Fridolin treffen wir wieder hier, der auch die Hurtigruten nehmen will. So wie wir. 5 Stunden später sind wir in Hammerfest ohne einen Tropfen Schweiß vergossen zu haben. Zwischen Hammerfest und Skaidi passieren wir eine Meeresenge (Sund), den die Rentiere im Frühjahr und Herbst zu Hunderten durchschwimmen. Wir bevorzugen die Hängebrücke. Bis Alta fahren wir wieder dieselbe Strecke, die wir schon vor einer Woche bei tollem Sonnenschein durchradelt haben. Doch diesmal trifft es uns sozusagen eiskalt. Auf dieser Hochebene, nur 400 bis 500 m hoch, pfeift der Wind und es fängt an zu schneien. Und das am 21. Juni – das soll ein Sommeranfang sein?

Dann denken wir, wir sehen eine fata morgana. Ein Radler in kurzen Hosen, leichten Handschuhen? So wie sich herausstellt ist es ein Franzose, der gerade in Alta mit dem Flieger gelandet ist und sich das irgendwie anders vorgestellt hat. Das Gespräch mit ihm dauert nur Sekunden, denn er zittert und will weiter.

In Alta, bei Julian und Christina, können wir in einem gemütlichen Zimmer übernachten, warm duschen und die Küche benutzen. Mit Schwung geht es weiter. Durch viele gut beleuchteteTunnel, entlang blau leuchtender Fjords, im Hintergrund hohe Berge mit Schneeresten. Wir halten uns an den Radweg Nr. 1, der die gesamte norwegische Küste entlang führt.

Einer dieser Berge ist der Kvaenangsfjellet, den wir 10 km hoch radeln. Von hier oben haben wir ein Panorama wie auf den höchsten Bergen der Alpen und doch, so stellen wir erstaunt fest, sind wir nur etwas über 400 m hoch.

Kvaenangsfjellet

Schon den ganzen Tag kommen uns Oldtimer-Pkws mit vielen Aufklebern und Nummern, offensichtlich Rallykisten, entgegen. Viele rasen über die engen Straßen und haben es eilig. Schön dass wir oben am Kvaenangsfjellet eine Rally-Mannschaft kennen lernen, die es nicht so eilig hat. Es ist der Theodor Noise Racing Club, 3 junge Männer und ein altes Chevrolet. Einer der Racer hat eine Drohne dabei, mit der er die atemberaubende Landschaft und auch uns von oben filmt. Sie spendieren uns 2 Flaschen Starkbier „Baltic Porter“, das wir uns abends zur Mitternachtssonne gönnen. Das Bier ist gut gekühlt, denn es hat nur 1 Grad.

Heute am 23. Juni feiern die Norweger den längsten Tag (obwohl die Sonne ja schon seit Tagen nicht untergeht und die Tage schon die ganze Zeit 24 Stunden dauern….)eigentlich mit großen Feuern. Wir hofften auf ein Fest, doch jede Familie sitzt für sich am Feuer und das wars.

Immer wieder endet die Straße und somit auch der Radweg Nr. 1 vor einem Fjord oder dem Meer, so dass man nur mit einer Fähre weiterkommt. In der Region um Tromsö sind für Radfahrer diese Fähren umsonst – eine tolle Sache. Tromsö selbst bezaubert durch eine Mischung alter Holzhäuser und neuer Architektur, wie die Arctic Cathedral.

Tromsoe Arctic Cathedral

Nach Tromsö führt die Straße weiter, über einige schöne Inseln, wie die Insel Kvaloya mit ihren bunten Blumenwiesen direkt vor der smaragdgrünen Meereskulisse oder wie die Insel Senja, mit ihren sehr hohen, steil ins Meer abfallenden grün bemoosten Bergen. Wir zelten auf einer bemoosten Waldlichtung, zwischen Blaubeerpflanzen, vor einer hohen Felswand und essen selbstgemachte Blaubeermarmelade, die wir von einer Norwegerin geschenkt bekamen.

Wasserfälle, bedingt durch das Schmelzwasser und immer wieder Regen, begleiten uns fast täglich. Es tropft und fliest wohin man schaut. Von Insel zu Insel führt unsere Reise. Erst über die Vesteralen, dann nähern wir uns den Lofoten. Ein weiterer absoluter Höhepunkt einer Norwegenreise ist diese Inselgruppe. Inseln, deren Berge aus dem Meer wachsen und an deren schmalen Stränden sich kleine Holzhäuser schmiegen. Dazwischen grüne Wiesen, schneeweiße Sandstrände und idyllische Fischerdörfer. Nicht selten passieren wir Holzgestelle an denen duftender Stockfisch zum Trocknen hängt. Wie wir erfahren wird sehr viel getrockneter Fisch, als Baccalao, nach Portugal exportiert.

getrocknete Fischkoepfe

Bedingt durch das wärmere Wetter auf den Lofoten haben wir nun auch zum ersten Mal mit den fliegenden Plagegeistern zu tun. Kleine silberne Fliegen, die einen umschwirren und sich auf jede freie Hautfläche setzen wollen. Aber auch die normalen Stubenfliegen (außerhalb der Stube) die einen im Schwarm, sogar beim Radeln, verfolgen.

Wir radeln bis zum Dorf A (dies ist kein Schreibfehler) im Süden, einem kleinen Fischerdorf zwischen Meer und Bergen und genießen die schöne Kulisse.

das Dorf A

Lofoten Flakstad

Tags darauf nehmen wir die Fähre nach Bodo, eine Fahrt von 4 Stunden.

Wir passieren den Saltstraumen, eine Meeresenge mit der stärksten Meeresströmung der Welt. Ein sogenannter Malstrom, der 150 m breit und 3 km lang ist. Dieser Gezeitenstrom fließt mit 30 km/h in beide Richtungen und zieht die Fische mit sich. Ein Paradies für Angler.

Hier beginnt auch die Helgelandküste bzw. Helgelandstraße über eine Länge von 416 km und 6 Fährverbindungen. 14.000 kleine vorgelagerte Inseln, Gletscher, schneebedeckte Berge und eine kurvenreiche Küste mit Sandstränden prägen das Bild. Bei Rödöy überqueren wir wieder, diesmal Richtung Süden, den „arctic circle“ (66°34′), wohl wissend dass unsere Tage wieder kürzer werden.

Bei Nesna wickelt ein Bauer, mit seiner lauten Maschine, pünktlich um 2 Uhr morgens seine Heuballen in Plastik ein. Wir versuchen auf der Nachbarwiese in unserem Zelt zu schlafen. Es ist hell und nicht nur der Bauer, sondern auch die herbeigeeilten Möven machen einen höllen Lärm. Aber was soll’s. Es ist schließlich Sonnenaufgang!

Wir nehmen die Fähre um 9.20 Uhr nach Levang. Da alle mit Kreditkarten bezahlen, hat der Fährmann kein Wechselgeld und wir fahren umsonst mit. Überhaupt wird fast alles hier mit Karte bezahlt. Selbst bei einem Toilettenbesuch steht man ratlos vor der verschlossenen Tür, wenn man keine Karte hat. So lassen auch wir uns einmal nur 10 NKR (=80 Cent) von der Kreditkarte abbuchen.

bei Stokvagen

In Bronnoysund, am 12.7., befinden wir uns genau in der Mitte der Strecke Nordkap – Südnorwegen, als uns die schöne Nachricht erreicht, dass der kleine Noah geboren wurde. Auf einmal sind wir Großeltern geworden. Wir freuen uns riesig! Trotz sintflutartigen Schauern geht es weiter Richtung Süden.

Die Landschaft rechts und links der R17 wäre schön, wäre da nicht das Wetter. Meist ist es regnerisch, die Berge liegen oft im Nebel. Das Zelt stellen wir desöfteren in einer Schutzhütte oder unter einem trockenen Dachvorsprung auf, sobald sich dies ergibt. Doch trotz dieser Maßnahme und den mit Plastiktüten umwickelten Schuhen, wird unsere Ausrüstung zusehends klammer und klammer. Mehrmals versuchen wir uns in eine Kabine (Hütte) auf einem Campingplatz einzumieten, doch diese sind entweder ausgebucht oder nur noch in der Luxusvariante ab 100 Euro erhältlich. So ziehen wir bedröppelt weiter.

Am sechsten Regentag in Folge sind wir ziemlich durchweicht, bei Höchsttemperaturen von 10 Grad durchgefroren und nicht mehr so gut gelaunt. Da passt es dann, dass wir uns während eines starken Regengusses auch noch verfahren.

Im kleinen Ort Kongsmoen fragen wir nach dem Weg und bei mehreren Tassen Kaffee beim Supermarkt in dem wir uns aufwärmen, lernen wir die Norweger Hege und Hugo kennen. Wir unterhalten uns prächtig und werden von den Beiden dazu eingeladen unsere Ausrüstung und Klamotten in ihrer Wohnung zu trocknen. Sie würden ein paar Stunden zum Einkaufen brauchen und in dieser Zeit würde ihre Wohnung zu unserer Verfügung stehen. Was für ein Angebot! So kommt es, dass wir die folgenden Stunden neben dem extra angeheizten Holzofen unsere komplette Ausrüstung, inklusive Zelt, trocknen und uns eine super heiße Dusche gönnen. Wahre Empathie!

helfende Norweger – Hege und Hugo

Obwohl unser Smartphone sagt, dass es Mitte Juli sein soll, sind die Getreidefelder noch grün, gerade mal 30 cm hoch, die Erdbeerfelder fangen gerade an zu blühen. Schön, dass uns immer wieder Wetterberichte von Südnorwegen gezeigt werden, wo es mindestens 10 Grad wärmer sein soll. Angeblich soll dort die Sonne gesichtet worden sein. Dies ändert unser Reiseplanung wesentlich.

Nach zehn Regentagen beschließen wir am 17.7. von Trondheim, knappe 500 km, mit dem Zug nach Oslo zu fahren. Die beste Entscheidung, denn als wir in Oslo ankommen, können wir nicht nur in der Sonne frühstücken, sondern so richtig in den blau leuchtenden Seen baden und die warme Sonne bei 25 Grad genießen. Ursprünglich wollten wir von hier aus die Fähre nach Dänemark nehmen, doch nun radeln wir, in Sandalen, von Oslo aus weiter in den Süden, der Küste entlang.

Bis zur schwedischen Grenze sind es nur 148 km auf ausgeschilderten Radwegen.

Grenze Norwegen – Schweden

Fotos Norwegen: ab dem Nordkap über die Lofoten in den Süden:

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